Echinokokkose Fuchsbandwurm Direkter Kontakt, Lebensmittelbedingte Zoonosen Die Echinokokkose ist eine durch die Entwicklungsstadien zweier Bandwurmarten (Echinococcus granulosus und E. multilocularis) hervorgerufene Infektionskrankheit, die in Deutschland vor allem von infizierten Hunden und Füchsen ausgeht und auf den Menschen unter anderem durch kontaminierte Lebensmittel übertragen wird. Die Entwicklungsstadien der Bandwürmer können zu lebensgefährlichen raumfordernden Prozessen führen. Erreger Der Dreigliedrige Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) ist der Auslöser der zystischen Echinokokkose. Sein Hauptendwirt ist der Haushund, in dessen Dünndarm er sich ansiedelt. Zwischenwirte wie Rind, Schwein, Pferd, Schaf oder Mensch infizieren sich durch Aufnahme der Wurmeier. In deren Organen (vor allem Leber und Lunge) entwickeln sich diese zu flüssigkeitsgefüllten Zysten (Hyatiden). Aus diesen entwickeln sich zahlreiche Larvenstadien. Nimmt der Hund durch das Fressen larvenhaltiger Eingeweide diese auf, entwickeln sie sich im Hund zu adulten Würmern. Der Fünfgliedrige Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist der Auslöser der alveolären Echinokokkose. Sein Hauptendwirt ist der Rotfuchs, selten Haushund oder -katze. Zwischenwirte wie Nager oder Mensch infizieren sich durch Aufnahme der Wurmeier. In ihren Organen (vor allem in der Leber) entwickeln sie sich zu kleinblasigem, tumorartig wachsendem Larvengewebe. Nach Aufnahme der infizierten Nager entwickeln sich die Larven im Fuchsdarm zu adulten Würmern. Reservoir und Übertragungswege Infizierte Endwirte scheiden Wurmeier mit dem Kot aus. Die Infektion des Menschen erfolgt über die orale Aufnahme von Wurmeiern aus der Umwelt, etwa über mit Wurmeiern belastete Lebensmittel oder aufgrund engen Kontakts mit infizierten Hunden oder Füchsen (Jäger). Häufig tauchen klinische Symptome Monate bis Jahre nach der Infektion auf, so dass die individuelle Infektionsquelle schwierig zu ermitteln ist. Eine Übertragung von Mensch auf Mensch findet nicht statt. Symptome Klinische Symptome sind durch Lokalisation, Größe des Larvengewebes im Wirt und deren raumforderndes Wachstum verursachten Störungen der Organfunktionen bedingt. Zu den häufigsten Symptomen gehören Leberechinokokkose (Oberbauchschmerzen, Ikterus, Lebervergrößerung) und Lungenechinokokkose (Spontanpneumothorax, Bluthusten). Die alveoläre Echinokokkose ist die am häufigsten zum Tode führende Helminthenerkrankung des Menschen. Besonders empfängliche Personen/Risikofaktoren • Personen mit engem Kontakt zu Hunden in Verbreitungsgebieten („Urlaubsmitbringsel“ Hund aus südlichen Ländern) • Personen mit engen Kontakt zu Füchsen (Jäger, Förster, Waldarbeiter, Gerber, Tierärzte) www.zoonosen.net Zoonosen-Lexikon 1/3 • Rohverzehr von Waldfrüchten (inklusive Pilzen), Fallobst und Gemüse aus Freilandkulturen. Das Gefahrenpotential dieser Übertragungsmöglichkeit ist nicht genau geklärt; Vorsicht ist dennoch geboten. Relevanz für Deutschland Die granulomatöse Echinokokkose ist weltweit verbreitet, in Europa vor allem im Mittelmeerraum. In Deutschland wird die Krankheit vor allem durch Personen-und Tierverkehr aus den südlichen Ländern eingetragen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind Infektionen in Deutschland selten, die meisten menschlichen Erkrankungen in Deutschland sind auf Infektionen im Ausland zurückzuführen. Die alveoläre Echinokokkose ist die gefährlichste parasitäre Zoonose in Deutschland. Sie kommt deutschlandweit vor mit besonderen Endemiegebieten. Dazu gehören Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Infektionen wurden jedoch auch aus anderen Bundesländern gemeldet. In Europa gelten darüber hinaus die Nordschweiz, Westösterreich und Ostfrankreich als Endemiegebiete. Bekämpfung/Prophylaxe Die Echinokokkose ist eine meldepflichtige Tierkrankheit; ihr direkter oder indirekter Nachwuchs beim Menschen muss dem Robert Koch-Institut gemeldet werden (§7 IfSG). Waldfrüchte sollten vor dem Verzehr gründlich gewaschen und ggf. gekocht werden; eine Tiefgefrierung tötet Fuchsbandwurmeier nicht ab. Im Umgang mit Fuchskadavern sollten Hygienemaßnahmen (Plastikhandschuhe, Händewaschen, Abduschen des auf den Fuchs angesetzten Jagdhundes) getroffen werden. Zur Bekämpfung der granulomatösen Echinokokkose sollten Hunde aus Endemiegebieten prophylaktisch mit Praziquantel behandelt werden. Forschung in Deutschland http://www.fli.bund.de/de/startseite/institute/institut-fuer-epidemiologie/referenzlabore/nrl-fuerechinokokkose.html http://www.uni-ulm.de/echinokokkose/ http://www.hygiene.uni-wuerzburg.de/forschung/ag_brehm/ https://www.uni-hohenheim.de/projekt/bekaempfung-des-fuchsbandwurmes Weiterführende Links http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/E/Echinokokkose/Echinokokkose.html?cms_lv2=2398570&cms_b ox=1&cms_current=Echinokokkose+%28Hunde-%2C+Fuchsbandwurm-Infektion%29 http://www.cdc.gov/parasites/echinococcosis/ www.zoonosen.net Zoonosen-Lexikon 2/3 Quellen 1) Zoonosen: Von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheiten Bauernfeind/Kimmig/Schiefer/Schwarz/Slenczka/Zahner Deutscher Ärzteverlag 4. Auflage 2013 2) Pathogene Mikroorganismen: Zoonosen Band I & II Heeschen Behr’s Verlag 2. Auflage 2012 www.zoonosen.net Zoonosen-Lexikon 3/3