Imagerie perioperatoire et strafeies

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Datum: 31.03.2016
INFO Neurologie & Psychiatrie
8005 Zürich
044/ 250 28 70
www.primemedic.ch
Medienart: Print
Medientyp: Fachpresse
Auflage: 8'000
Erscheinungsweise: 6x jährlich
Themen-Nr.: 531.038
Abo-Nr.: 1074897
Seite: 36
Fläche: 96'099 mm²
Kavernome im Hirnstamm
Cavernomes dans le tronc c6r6bral
Perioperative Bildgebung und
mikrochirurgische Strategien
Imagerie perioperatoire et strafeies
microchirurgicales
Fallbericht: Bei einem 50-jährigen Patienten wurde konnte mithilfe des Endoskops das gesamte Kaver2011 nach passageren leichten Sensibilitätsstörungen nom vom Hirnstamm gelöst und entfernt werden.
der rechten Gesichtshälfte ein knapp 2 cm grosses
Der postoperative Verlauf war unauffällig und
Kavernom im Bereich der Pons diagnostiziert. Ver- der Patient wurde am neunten postoperativen Tag in
laufskontrollen zeigten stabile Verhältnisse. Im Juni eine neurologische Rehabilitationsklinik entlassen.
2015 kam es erneut zu Sensibilitätsstörungen, die nach Drei Monate nach der Operation bestanden abgeseeiner Woche fast vollständig regredient waren. Im MRI hen von einer leichten, partiellen trigeminalen Hypäs-
zeigte sich das Kavernom leicht grössenprogredient.
Eine weitere Woche später kam es zu einer hochgradigen Hyästhesie fast der gesamten rechten Gesichtshälfte sowie kurz danach zu rechtsseitiger Fazialisparese, Gleichgewichtsstörungen, Vertigo, Erbrechen
thesie keine neurologischen Defizite und der Patient
hatte bereits wieder zu arbeiten begonnen. Im MRI
zeigte sich das Kavernom vollkommen entfernt und
der Hirnstamm war unauffällig (Abb. 3).
sowie einer leichten linksseitigen Hemiparese. Im Diskussion: Kavernome sind Gefässmissbildungen,
MRI zeigte sich eine deutliche Grössenzunahme die
desaus dünnwandigen venösen Kavernen bestehen,
die
direkt oder getrennt von dünnem Bindegewebe
Kavernoms im Rahmen einer Einblutung (Abb. 1).
Die Indikation zur neurochirurgischen Intervention aneinandergrenzen. Direkte arterielle Zuflüsse finden
wurde gestellt. Die präoperative DTI-Traktografie sich nicht, vielmehr sind Karvernome hämodynamisch
durch langsamen venösen Blutfluss mit partiellen intraluminalen Thrombosen gekennzeichnet. Intra- oder
extraläsionale Blutungen von verschiedenem Alter
tragen zu einer vielfältigen Kavernommorphologie bei
und durch Resorptionsvorgänge kommt es innerhalb
und ausserhalb der Läsion häufig zu Hämosiderinablagerungen. Oft tritt eine erweiterte Vene (DVA, «deep
venous anomaly») im Zusammenhang mit der Läsion
auf. Die Grösse von Kavernomen kann von wenigen
Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren
und intraoperativ zeigt sich das typische maulbeerarstelle des rechten Nervus trigeminus gewählt. An tige Bild von lobulierten dunkelroten Kavernen.
zeigte den rechten und linken Tractur corticospinalis
vor dem Kavernom. Der Lemniskus medialis (Abb. 2)
war nach medial verdrängt. Das Kavernom zeichnete
sich im Bereich der rechten Pons zwischen Eintrittsbereich des rechten Nervus trigeminus und dem Kerngebiet des Nervus facials/Nervus vesibulocochlearis ab.
Eine frische Blutung erstreckte sich bis in den proximalen Bulbus des Nervus trigeminus.
Der chirurgische Zugang wurde über einen Eintritt in den Hirnstamm im Bereich des Brachium pontis ca. 8 mm hinter und 4 mm unterhalb der Eintritts-
dieser Stelle erreichte die Blutung des Kavernoms
Seit der Ära des MRI werden zerebrale Kaverfast die Oberfläche des Hirnstamms. Die Kranioto- nome immer häufiger diagnostiziert. Ihre Prävalenz
mie befand sich rechts retrosigmoidal im Winkel des wird auf 0,4-0,5% der Bevölkerung geschätzt [1]
Sinus transversus und Sinus sigmoideus. Intraoperativ und sie treten sowohl sporadisch als auch gelegentwurde zunächst die rechte Fissura horizontalis cere- lich familiär gehäuft auf. Im MRI zeigen sich Kaverbelli aufpräpariert, um das Zielgebiet am Brachium nome als gut abgrenzbare rundliche Strukturen, welpontis freizulegen. Über eine horizontale Inzision par- che auf T2-gewichteten Aufnahmen oft ein zentrales
allel zum Faserverlauf des Brachium wurde die Blu- Gebiet mit gemischter Signalintensität, entsprechend
tung abgesaugt und dann das tiefer liegende Kaver- Blutungen unterschiedlichen Alters, umgeben von
nom erreicht. Nahezu ohne Traktion am Hirnstamm
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A
Abb. 1:
1: A)
A) CISS
CISS axial,
axial, B)
B) T1
T1 nativ
nativ axial.
axial. Das
Das grosse
grosse Kavernom
Kavernom zeigt
zeigt frische
frische EinEinAbb.
blutungen, die bis in die Wurzel des N. trigeminus reichen.
A
Abb. 2: A) DTI-Aufnahmen, B) 3D-Traktografie mit Blick von oben. Der vordere Anteil
Abb.
des Kavernoms liegt posterior der Pyramidenbahn (dicker Pfeil), der mediale
Lemniskus grenzt
grenzt von
von medial
medial an
an das
das Kavernom
Kavernom(dünner
(dünnerPfeil).
Pfeil).
einem Ring herabgesetzter Signalintensität, korres- ihre Lage inmitten dicht aneinandergrenzender neu-
pondierend mit Hämosiderinablagerungen, aufweisen. ronaler Bahnen und Kerngebiete oft durch eine rasch
einsetzende neurologische Symptomatik aus. Kommt
Im nativen CT zeigen Kavernome oft eine noduläre
es zu mehrzeitigen kleineren Blutungen innerhalb der
heterogene Hyperintensität mit variablem schwachem
Läsion, vergrössern sich die Kavernome ballonartig,
Kontrastmittel-Enhancement. Gelegentlich zeigen
sich leichte punktförmige oder schollige Verkalkungen. Bei akuten Blutungen ist es im CT oft nicht möglich, ein Kavernom als Blutungsursache zu sichern.
Das klinische Bild von zerebralen Kavernomen
wird zum einen durch die Lokalisation und zum anderen durch Blutungen bestimmt. Die Bandbreite reicht
daher vom asymptomatischen Verlauf bis hin zu epileptischen Anfällen oder schweren fokalen Ausfällen
nach Blutungen in eloquenten Arealen.
Kavernome im Hirnstamm zeichnen sich durch
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umliegende Strukturen werden verdrängt und komprimiert. Druck auf intrinsische Hirnstammgefässe
erhöht dabei das Risiko regionaler Minderperfusionen. Die Blutungswahrscheinlichkeit von Kavernomen
wurde vielfach untersucht. Für supratentorielle Kavernome reichen die Angaben von 0,25 bis 2,6% pro Jahr
[1-3], Kavernome des Hirnstamms zeigen ein erhöhtes
Risiko mit bis zu 7% jährlicher Blutungswahrscheinlichkeit bei symptomatischen Kavernomen [4].
Das therapeutische Management von Hirnstamm-
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kavernomen wird von der Abwägung mehrerer Fak- fie den Tractus corticospinalis sowie den Lemniskus
toren beeinflusst. Im Allgemeinen gilt, dass zufällig medialis darzustellen. Hochauflösende Techniken
diagnostizierte asymptomatische Kavernome keine ermöglichen die Darstellung der Kerngebiete der
neurochirurgische Intervention erfordern und mit Hirnnerven. Mit dieser Information kann der bestdem MRI beobachtet werden. Hingegen stellt jedes mögliche chirurgische Zugang zum Kavernom defigeblutete und symptomatisch gewordene Kavernom niert werden, wobei die Planung damit beginnt, die
ein Risiko dar und angesichts der damit statistisch möglichen Wege des geringsten Risikos vom Kavergestiegenen Wahrscheinlichkeit von weiteren Blutun- nom ausgehend nach aussen festzulegen und dann
gen sollte eine mikrochirurgische Exstirpation als the- den proximalen Korridor zu adaptieren. Die Eintrittsrapeutische Option in Betracht gezogen werden. Dies zone in den Hirnstamm berücksichtigt insbesondere
gilt insbesondere bei rezidivierenden Blutungen und den Verlauf der austretenden Hirnnerven und deren
progressiver neurologischer Verschlechterung. Die Kerngebiete, die Gefässe an der HirnstammoberfläLagebeziehung des Kavernoms zur Hirnstammober- che und schliesslich die Morphologie des Kavernoms
fläche sowie zur Position der Hirnnervenkerne und selbst - immer im Hinblick auf die mikrochirurgische
der neuronalen Bahnen steht im direkten Zusammen- Erreichbarkeit aller Kavernomräume ohne Kollateralhang mit der chirurgischen Zugänglichkeit und dem schaden. Das Ziel ist die sorgfältige Präparation entindividuellen Risikoprofil einer Operation. Daher lang der Oberfläche des Kavernoms und dessen komspielen auch diese Fakten bei der Abwägung einer plette Entfernung.
Operationsindikation eine Rolle.
Der Erfolg einer Operation hängt entscheidend
von der Vorbereitung ab. Neben dem anatomischen
Verständnis der Architektur des Hirnstamms und seiner umliegenden Strukturen ist es in erster Linie die
MRI-Bildgebung, welche die Planung eines chirurgischen Korridors präzisiert [5]. Obwohl angesichts
der Gewebekompression durch Raumforderung und
Literaturliste beim Verlag
PD Dr. med. Ralf A. Kockro
Zentrum für Neurochirurgie
Prof. Dr. med. Stephan Wetzet
Neuroradiologie
Swiss Neuro Institute
Schwellung die Darstellbarkeit erschwert wird, gelingt Klinik Hirslanden
es meist, mithilfe von DTI-Sequenzen (Diffusion Ten- Witellikerstrasse 40, 8032 Zürich
sor Imaging) und der darauf basierenden Traktogra\`
A
Abb. 3: Postoperativer Status. A) CISS axial, B) T1 nativ axial rechts. Das Kavernom
wurde über das rechte Brachium pontis vollständig entfernt.
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