1. Allgemeine Einführung

Werbung
7. Paradigmatik der Wortbildung
• gewisse Wörter veralten, andererseits entstehen immer wieder auch neue Wörter
• Produktion von neuen Wörtern aus den vorhandenen Morphemen: Wortbildung
• Struktur der Wörter:
Morphemanalyse: Ver + voll + komm + n + ung
Wortbildungsanalyse: vollkommen → vervollkommnen → Vervollkommnung
bei Letzterer werden nur die Morpheme getrennt, deren Bedeutung in der Gesamtbedeutung
nach- weisbar ist, deshalb wird vollkommen nicht in voll und kommen zerlegt (aber: voll +
pumpen)
• die synchrone Wortbildungsanalyse weicht selten von der diachronen Etymologie des Wortes ab,
z.B.
Freimut → freimütig, aber in Wirklichkeit ist es eine Rückbildung, d.h. freimütig > Freimut
• Grad der Produktivität von WBModellen/Affixen: keine neuen Bildungen sind z.B. heute mit
dem un- produktiven Suffix -sal zu erwarten (vgl. Schicksal, Drangsal usw.)
• sogar bei produktiveren Modellen sind konkrete Bildungen weitgehend unvorhersagbar (u.a.
wegen der ziemlich allgemeinen Affixbedeutungen und der Synonymie von Affixen), vgl. erleben
→Erlebnis, aber: beleben → Belebung
• System – in der paradigmatischen Dimension
• was ist ein "Wortbildungsparadigma"?
a) leere Tabelle mit etikettierten Stellen (z.B. 'Ortsnamen': Einwohner, Einwohnerin,
Bezugsadjektiv) – ähnlich wie Wortparadigmen in der strukturalistischen Semantik
b) im weiteren Sinn: Basiswort und Derivat bilden kein Syntagma, sondern ein Paradigma
Wortbildungsarten
• nur selten werden ganz neue Formen geprägt − das nennt man Wortschöpfung, die nicht zur
Wortbil- dung gehört (z.B. Schallworte)
• neue Wörter können auch Lehnwörter sein, aber das ist auch keine Wortbildung
• Arten der
Wortbildung:
Komposition
Derivation
Konversion
Abbreviation
Doppelung
weitere besondere Formen wie Kontamination, Rückbildung, Zusammenbildung
Komposition
• keine Regel begrenzt die Zahl der Komponenten, vgl.
Donauschifffahrtsgesellschaftskapitänsuniform
, aber: Vereinsjahreshauptversammlung oder Neugeborenenintensivpflegestation (vgl. GoogleSuche)
• Klassifizierungsmöglichkeiten: nach der a) Zahl der Komponenten b) Wortart der
Komponenten c) inhaltlichen Beziehung zwischen den Komponenten
• ein Kompositum enthält mindestens zwei Stämme und eventuell auch Affixe
a. holen → erholen (sich) → Erholung
b. Erholung + Heim → Erholungsheim
Klassifikation nach der Wortart
• zwei unmittelbare Konstituenten: Erstglied (Bestimmungswort) und Zweitglied (Grundwort)
• Konstituenten können selbst Komposita sein
• Wortart des Kompositums: zumeist identisch mit der des Zweitglieds, z.B.
einsteigen (V) + Bahnhof (N) → Einsteigebahnhof (N)
• aber das Kompositum kann suffigiert werden, wodurch oft auch seine Wortart verändert wird:
a. lang (A) + Weile (N) → Langeweile (N)
b. Lang(e)weile (N) + -ig → langweilig (A)
die Wortart wird also vom letzten Suffix bestimmt (es gibt kein Adjektiv *weilig)
Wortartenkombinationen der beiden unmittelbaren Konstituenten (UK):
I. Substantiv als Zweitglied
a) Subst. + Subst.
Straße + Bahn → Straßenbahn
b) Adj. + Subst.
privat + Geschäft → Privatgeschäft
c) Verb + Subst.
bestellen + Nummer → Bestellnummer
d) Pron. + Subst.
wem + Fall → Wemfall
e) Num. + Subst.
fünf + Kampf → Fünfkampf
f) Präp. + Subst. (diese Erstglieder können auch als Präfixe betrachtet werden)
aus + Weg → Ausweg
g) Adv. + Subst.
sofort + Aktion → Sofortaktion
II. Adjektiv als Zweitglied
a) Subst. + Adj.
Arbeit + unfähig → arbeitsunfähig
b) Adj. + Adj.
schwer + krank → schwerkrank
c) Verb + Adj.
triefen + nass → triefnass
d) Pron. + Adj.
selbst + sicher → selbstsicher
e) Num. + Adj.
dreiviertel + lang → dreiviertellang
f) Adv. + Adj.
rechts + radikal → rechtsradikal
g) Präp./Präfix + Adj.
mit + schuldig → mitschuldig
III. Adverb als Zweitglied
a) Adv. + Adv.
überall + hin → überallhin
b) Pron. + Adv.
aller + frühestens → allerfrühestens
IV. Verb als Zweitglied
a) Verb + Verb
spülen + bohren → spülbohren
Erstglied häufiger als Inf. oder Partiz.
kennen + lernen → kennenlernen (auch: kennen lernen)
b) Subst. + Verb
Kopf + rechnen → kopfrechnen
diese sind untrennbar; trennbar und daher eher lexikalisierte Wortverbindungen sind z.B. kopfstehen (er steht Kopf), staubsaugen (auch: Staub saugen) usw.
c) Adj. + Verb
froh + locken → frohlocken
trennbare sind auch hier als Wortverbindungen zu behandeln, z.B. festhalten (er hält fest)
d) Adv. + Verb
rück + fragen → rückfragen (nur als Inf. oder im Nebensatz)
V. Präposition als Zweitglied
Wortart: hier nicht identisch mit der des Zweitgliedes, sondern Adverb oder Pronominaladverb
a) Adv. (hin/her) + Präp. → Adverb
hin + auf → hinauf
b) Adv. (da(r)/wo(r)/hier) + Präp. → Pronominaladverb
da + auf → darauf
c) Pron. + Präp. → Adverb (Zusammenrückungen)
dem + gegenüber → demgegenüber
VI. Pronomen als Zweitglied
i.d.R. Konjunktionaladverbien; Erstglied: Präp., das Pron. steht im regierten Kasus (also Zusammenrückung)
außer + dem → außerdem
infolge + dessen → infolgedessen
neuere Präpositionen: Zusammenrückungen aus Präp. + Subst., z.B. in + Folge → infolge (auch: in
Folge)
Klassifikation nach dem Verhältnis zwischen den Komponenten
• nicht bestimmbar, wenn die ursprüngliche Motivation verblasst ist (z.B. Junggeselle) oder eine der
Komponenten als Wort nicht mehr existiert (z.B. Himbeere)
• koordinierendes Verhältnis: nur kopulativ (’und’), z.B. Strumpfhose: Strumpf und Hose zugleich;
manchmal ist die Reihenfolge variabel, z.B. Hosenrock/Rockhose, Uhrenradio/Radiouhr
• subordinierendes (und prädikatives) Verhältnis
Rektionskomposita: Satzglied- oder attributives Verhältnis − jeweils diverse semantische Rollen (z.B.
Danksagung: ’Dank sagen’ − Akkusativobjekt, semantisch: ’Inhalt’)
keine Rektionskomposita sind, in deren Paraphrasen weitere Lexeme erscheinen (z.B. Maschinenfabrik: ’Fabrik, die Maschinen herstellt’)
subordinierende Komposita kann man in Determinativkomposita und Possessivkomposita teilen
• Arten der Determinativ- und Possessivkomposita:
a) Subjektkomposita
− das Erstglied ist das Subjekt, z.B. Völkerwanderung – ’die Völker wandern ’
− das Zweitglied ist das Subjekt, z.B. Lebewesen – ’Wesen, das lebt’
b) Objektkomposita
− das Erstglied ist das Objekt, z.B. Sprachunterricht – ’man unterrichtet die Sprache’
− das Zweitglied ist das Objekt, z.B. Trinkwasser – ’man trinkt das Wasser’
c) Adverbialkomposita
− Modalbest., z.B. Schnelldrucker – ’(das Gerät) druckt schnell’
− Instrumentalbest., z.B. Maschinenschrift – ’mit der Maschine geschrieben’
− Komitativbest., z.B. Wurstbrot – ’Brot mit Wurst’
− Lokalbest., z.B. Auslandsreise – ’Reise ins Ausland’
− Temporalbest., z.B. Abendzeitung – ’die Zeitung erscheint abends’
− Finalbest., z.B. Rasierapparat – ’der Apparat dient zum Rasieren’
− Konsekutivbest., z.B. Lachreiz – ’die Folge des Reizes ist Lachen’
d) Attributivkomposita
viele attributive Konstruktionen können auch in der Form von Komposita ausgedrückt werden:
Warmwasser – ’warmes Wasser’ (’das Wasser ist warm’)
Hemdkragen – ’Kragen des Hemdes’
e) weitere Beziehungen
− Zuständigkeit, z.B. Kinderarzt ’ein für Kinder(krankheiten) zuständiger Arzt’
− Name, z.B. Schillerstraße ’eine Straße mit dem Namen (von) Schiller’
− Gradbestimmung, z.B. hochverschuldet, superbillig
− Vergleich, z.B. schneeweiß ’weiß wie der Schnee’
− Rektion, z.B. blutarm ’arm an Blut’ (in der Umgangsspr. kann es auch ’sehr arm’ bedeuten, mit der Betonung auf arm)
− Nebenordnung + Reihenfolge, z.B. deutsch-ungarisch (z.B. Wörterbuch), schwarz-rot-gold
die Paraphrase einiger Komposita enthält wesentlich mehr Lexeme als die Komponenten, z.B. LuftBoden-Rakete: ’eine von der Luftwaffe aus der Luft gegen Ziele auf dem Boden abgeschossene Rakete’
Zusammenrückungen: die syntaktische Beziehung der Elemente des Ausgangssyntagmas bleibt auch
morphologisch erhalten (meistens einigermaßen verblasst), z.B. Schlagetot, Außerachtlassen usw.
Zusammenbildungen: das Kompositum enthält Elemente einer Phrase, aber ohne morphologische
Merkmale der syntaktischen Konstruktion, z.B. in Angriff nehmen → Inangriffnahme
Ableitung (oder Derivation)
• an ein Wort wird ein gebundenes Morphem angehängt, wodurch ein neues Lexem entsteht
• Abgrenzung gegen Flexion: bei Letzterer entsteht kein neues Lexem
(3) Kind + -er → Kinder (Flexion)
(4) Kind + -heit → Kindheit (Ableitung)
•
Ableitungsaffix von rechts (hinten): Suffix
•
Ableitungsaffix von links (vorne): Präfix
•
weitere Ableitungssuffixe nach einem Suffix: lehr(en) + er → Lehrer; Lehrer + in → Lehrerin
•
formenbildende Suffixe nach Ableitungssuffixen: Freund + -lich → freundlich; freundlich + e →
freundliche; freundlich + er + e → freundlichere
•
Grundwort als Derivat: Lehrer + -in → Lehrerin
•
Grundwort als Kompositum: Landsmann + in → Landsmännin
•
Grundwort als Derivat und Kompositum: Deutschlehrer + -in → Deutschlehrerin
• Suffix: kann die Wortart unverändert lassen (z.B. Mensch + -heit → Menschheit) oder verändern
(z.B. frei + -heit → Freiheit)
•
Präfix: verändert selten die Wortart (z.B. er- + blind → erblind(en))
•
Konfix: gebundenes Morphem fremder Herkunft; Stamm oder Affix? z.B. poly-, pseudo-, super-
P räfix e
•
treten von links (vorne) an das Grundwort
•
Funktion: Wortbildung (nur ge- hat z.T. formenbildende Funktion)
•
die meisten sind Verbalpräfixe
•
vor Verbstämmen können weitere Stämme stehen, die aber keine Präfixe sind (z.B. froh + locken →
frohlocken: Kompositum, hinein + gehen → hineingehen: Wortverbindung, weil trennbar)
• trennbare Präfixe (auch: Halbpräfixe, Präfixoide, Verbzusätze): selbstständige Textwörter, aber keine Lexeme → mit Verbstämmen bilden sie Derivate (z.B. auf + stehen → aufstehen)
•
•
Verbalpräfixe: nicht nur mit Verbstämmen, z.B. Umweg, Ausland
nicht verbale Präfixe sind nie trennbar, z.B. ungünstig (aber verbale in Substantiven ebenfalls nicht,
z.B. Aufräumung)
•
Funktionen und/oder Bedeutungen der einzelnen Präfixe
Verbalpräfixe
be1. Transitivierung
z.B.dienen + Dat. → bedienen + Akk., kämpfen + gegen + Akk. → bekämpfen + Akk.
2. Objektverschiebung
z.B.liefern + Dat., Akk. → beliefern + Akk., mit + Dat., laden + auf + Akk., Akk. → beladen + Akk., mit +
Dat.
3. transitive Synonyme von Transitiva, auch mit Intensivierung
z.B.fürchten → befürchten, fragen → befragen
4. Bildung von Transitiva aus Adjektiven
z.B.reich → bereichern (aus der Komparativform reicher), ruhig → beruhigen
(es gibt ja keine Verben *fähigen, *reichern oder *ruhigen)
aber nicht alle Verben mit be- sind transitiv, z.B. bedürfen + Gen.; der Stamm von begegnen und
beginnen existiert nicht als Wort
5. aus Substantiven: Adjektive i.d.B. ’ist versehen mit …’ (ornativ) (Zirkumfix be- …-t)
z.B. Brille → bebrillt, Moos → bemoost
nur Scheinpartizipien, *bebrillen und *bemoosen gibt es nämlich nicht
A ble i t ungs s uff i xe ( D e r i v a t i onss uff i xe)
•
treten von rechts (hinten) an das Basiswort (Grundwort)
•
sie sind gebundene Morpheme
•
einige verändern die Wortart des Basiswortes
(4) (neue Wörter) bilden → Bildung (von neuen Wörtern) − ohne Bedeutungsveränderung
(5) (einen Text) vorlesen → Vorlesung (halten, besuchen usw.) − mit Bedeutungsveränderung
• Gruppierung nach Wortart der Derivate − Wortart des Basiswortes kann auch bei einem Suffix variieren:
(6) a. erlauben (Verb) + -nis → Erlaubnis
b. finster (Adj.) + -nis → Finsternis
c. Bund (Subst.) + -nis → Bündnis
a) Bildung von Substantiven
-ei (-elei, -erei)
1. aus Substantiven:
– ’Ort’
z.B. Karte → Kartei, Bäcker → Bäckerei, Bücher → Bücherei (aus dem Plural)
– ’für das Basiswortdenotat charakteristisches Verhalten/Ding’
z.B. Ferkel → Ferkelei, Teufel → Teufelei, Kinder → Kinderei (aus dem Plural)
– Sammelname
z.B. Staffel → Staffelei, Gauner → Gaunerei, Länder → Länderei (aus dem Plural)
2. aus Verben (v.a. in der Variante -erei)
– abwertend
z.B. brüllen → Brüllerei, essen → Esserei, recht haben → Rechthaberei, heucheln → Heuchelei
– ’Ergebnis einer Handlung’
z.B. häkeln → Häkelei, schnitzen → Schnitzerei
b) B i l d u n g v on A d j e kt i ve n
-bar
1. aus Verben:
– ’die betreffende Handlung kann in Bezug auf den (Akkusativ)Objektreferenten ausgeführt werden’
z.B. waschen → waschbar, auffinden → auffindbar, deklinieren → deklinierbar
– ’der betreffende Vorgang kann in Bezug auf den Subjekt- oder einen (nicht akkusativischen)
Objektreferenten geschehen’ (nur aus Intransitiva)
z.B. gerinnen → gerinnbar (Subj.), (nicht) entrinnen → (un)entrinnbar (Dativobj.)
2. aus Substantiven:
– ’Eignung’ (selten)
z.B. Jagd → jagdbar, Schiff → schiffbar, Frucht → fruchtbar
in weiteren Bedeutungen: furchtbar, mittelbar
3. aus Adjektiven:
– Synonym des Basiswortes (ziemlich selten)
z.B. offen → offenbar
c) B i l d u n g v on A dv e r bi e n
-s
1. aus Substantiven:
– ’Zeit’
z.B. Abend → abends, Anfang → anfangs, Sommer → sommers
aus Wortverbindungen: der heutige Tag → heutigentags
– ’Ort’ (nur aus Wortverbindungen)
z.B. viele Orte → vielerorts, alle Orte → allerorts, hinter dem Rücken → hinterrücks (auch Modaladverb)
– ’Art und Weise’
z.B. Flug → flugs, Teil → teils, Ring → rings (kombiniert mit Lokaladverbialien mit um)
2. aus Adjektiven:
z.B. besonder → besonders, link- → links, ander- → anders, vergeben → vergebens (aus Partizip)
d) B i l d u n g v on V e r be n
-(e)l
1. aus Substantiven:
– ’etw. so / zu dem machen, was das Basiswort bezeichnet’
z.B. Falte → fälteln, Haufe(n) → häufeln, Stück → stückeln
– diminutiv und/oder iterativ
z.B. Frost → frösteln, Schlange → sich schlängeln, Herbst → herbsteln
– ’so sprechen wie die betreffende Menschengruppe (so einen Akzent haben)’
z.B. Sachse → sächseln, Franzose → französeln
2. aus Verben:
– diminutiv und/oder iterativ
z.B. lachen → lächeln, husten → hüsteln, streichen → streicheln, tanzen → tänzeln
3. aus Adjektiven (selten):
– ’sich verhalten wie jemand mit der betreffenden Eigenschaft’
z.B. fromm → frömmeln, blöd → blödeln, klug → klügeln
Konversion
• Veränderung der Wortart ohne die Verwendung irgendeines Affixes
• es wird selten auch die Bedeutung modifiziert, z.B. das Schreiben – 1. ’Schreiben als Handlung’ 2.
’Produkt der Handlung’
• Konversionsprodukt: meistens Substantiv (alle Wortarten können substantiviert werden)
• Einteilung nach Wortarten:
Substantive
a) aus Verben:
1. aus dem Stamm, z.B. (der) Ruf
2. aus dem Infinitiv, z.B. (das) Lachen
3. aus einer finiten Form, z.B. (das) Muss
b) aus Adjektiven:
1. mit adjektivischer Deklination, z.B. (der/die/das) Deutsche, (der/die) Reisende, (der/die) Angestellte
2. mit substantivischer Deklination, z.B. (das) Deutsch, (das) Grün
c) aus Adverbien:
z.B. (das) Heute
d) aus Numeralia:
z.B. (die) Hundert, (das) Hundert
e) aus Pronomina:
z.B. (der) Jemand
f) aus Präpositionen:
z.B. (das) Für und Wider
g) aus Konjunktionen:
z.B. (das) Aber
h) aus Partikeln:
z.B. (das) Nur
i) aus Satzäquivalenten:
z.B. (das) Ja
Adjektive:
a) aus Verben:
z.B. wach
b) aus Substantiven:
z.B. schmuck, koralle
Verben:
a) aus Substantiven:
z.B. filmen
b) aus Adjektiven:
z.B. lahmen
• Richtung der Konversion:
a) aufgrund der allgemeinen semantischen Merkmale der Wortarten
z.B. Verb und Substantiv, die ein Geschehen ausdrücken − Basiswort ist das Verb (z.B. kaufen →
Kauf, aber: Film → filmen, da Film ein Gegenstand ist)
b) aufgrund der morphologischen Struktur
z.B. Verbalpräfix im Verb und Substantiv − Basiswort ist das Verb (z.B. besitzen → Besitz)
Stammvokalwechsel: keine Konversion, sondern implizite Derivation, z.B. werfen → Wurf, verbieten
→ Verbot, binden → Band und Bund, Grund → gründen
Kurzwortbildung (Abbreviation)
• Teile von Stämmen werden weggelassen, z.B. Lokomotive → Lok, Omnibus → Bus, Newton → N
• Kombinationen mit anderen Wortbildungsarten:
mit Komposition: Geheime Staatspolizei → Gestapo, Technischer Überwachungs-Verein → TÜV,
Obergeschoss → OG
mit Ableitung: Trabant → Trab+i, logisch → log+o
• weggelassen werden können Wortteile von
a) dem Ende, z.B. Stefan → Stef, Fotografie → Foto, Oberkellner → Ober, Kilobyte → K
b) dem Anfang, z.B. Martina → Tina, Violoncello → Cello, Schallplatte → Platte
c) der Mitte, z.B. Sanitärraumzelle → Sanizelle, Apfelbaumplantage → Apfelplantage (diese heißen
auch Klammerformen)
d) dem Anfang und dem Ende, z.B. Sebastian → Basti, Elisabeth → Lisa
• Komposita aus Kurzwörtern:
1. Silbenwörter (z.B. Motorfahrrad → Mofa)
2. Initialwörter
a) buchstabiert (z.B. TV [te'f_], DAAD [de|a'de:] (Deutscher Akademischer Austauschdienst))
b) in phonetischer Gebundenheit (z.B. TÜV [tYf], BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz), bzw.
fremde Initialwörter wie UNO, RAM, NATO usw.)
3. Kurzwort + Vollform (z.B. Schukostecker (Schutzkontakt → Schuko.), Kfz-Werksatt (Kraftfahrzeug
→ Kfz), U-Bahn (Untergrundbahn))
• Komposition und Derivation von Kurzwörtern: „Kurzwort-Wortbildung”
Doppelung (oder Reduplikation)
• keine Doppelung i.e.S.: emphatische Wiederholungen (z.B. sehr-sehr, viele-viele, ja-ja, los-los usw.),
lautmalerische Interjektionen (z.B. peng-peng, zack-zack), kindersprachliche Wörter (z.B. Wauwau)
• als Wortbildungsprodukte gelten:
a) einfache Doppelung (z.B. halbe-halbe)
b) Reimdoppelung (z.B. Schickimicki, Schorlemorle)
c) Ablautdoppelung (z.B. Mischmasch, Singsang, Wirrwarr, Tingeltangel usw.)
Kombinationen von Wortbildungsarten
• gleichzeitige Anwendung verschiedener Wortbildungsarten
• Autoschlosser gehört nicht dazu, weil die Schritte nacheinander folgen:
(1) a. Schloss + -er → Schlosser
b. Auto + Schlosser → Autoschlosser
• aber bei fünfjährig vereinigen sich zwei Stämme und ein Suffix in einem Schritt:
(2) a. fünf + jahr + -ig → fünfjährig
b. *fünfjahr / * jährig
• eine Klassifizierung von Typ (2):
a) Wort + Wort + Suffix
z.B. fünfjährig, Holzfäller (es gibt weder *holzfällen noch *Fäller)
b) Präfix + Wort + Suffix
z.B. befriedigen (kein *friedigen), begnadigen (kein *gnadigen), unwiderstehlich (kein
*widerstehlich)
c) Präfix + Wort + Konversion
z.B. beglückwünschen (aus Glückwunsch, aber es gibt kein *glückwünschen)
verkraften (es gibt kein *kraften, nur Kraft)
d) Wort + Wort + Wort
z.B. Achtstundentag (es gibt weder *Achtstunden noch *Stundentag)
Neue Bildungen der letzten Jahrzehnte
• vorwiegend umgangssprachliche und jugendsprachliche Neubildungen
o Abkürzung + Suffix -i
z.B. Student → Studi, Ostdeutscher → Ossi, Konzert → Konzi, Zigarette → Ziggi
o einige Kurtzwörter enden auch ohne Suffix auf i
z.B. Universität → Uni, prominente Person → Promi
o seltener auch die Suffixe -o und -e
z.B. Anarchist → Anarcho, logisch → logo, emanzipierte Frau → Emanze (pejorativ)
o einige Kurtzwörter enden auch ohne Suffix auf o
z.B. Majonäse → Majo, Homosexueller → Homo
o
einige Silbenwörter enden auch ohne Suffix auf o, e oder i
z.B. Jungsozialist → Juso, Wasserwerfer → Wawe, Schiedsrichter → Schiri
o diese Suffixe werden auch an vollständige Stämme angehängt
z.B. brutal → Brutalo, brumm(en) → Brummi ’großer Laster, Lastzug’
o Suffix -e nach Verbstamm: nicht neu, aber es gibt umgangssprachliche Neubildungen
z.B. mögen → Möge ’Lust’, machen → Mache ’unechtes Gehabe’
o -itis: fachsprachlich für Erkrankungen, später ugs. für krankhaft übertriebene Tätigkeiten
z.B. Sommer-Festival → Sommer-Festivalitis, Fotokopieren → Fotokopieritis, Mattscheibe →
Mattscheiberitis (ständiges Fernsehen)
o Stämme englischer Herkunft mit deutschen Flexions- und Wortbildungsmorphemen
z.B. to leas → leasen (ich lease, du least, hast geleast usw.), to flip → flippen → ausflippen,
wegflippen, handicap → handicapen (handicapte, h. gehandicapt)
Herunterladen