Welternährung Konzept des BMELV für politikunterstützende Forschung, Wissensmanagement und Politikberatung www.bmelv.de 2 Das Konzept des BMELV Das Konzept des BMELV 3 Vorwort Sehr geehrte Leserinnnen und Leser, die Weltbevölkerung wächst und damit auch der Nahrungsbedarf. Schon heute leiden etwa eine Milliarde Menschen an Hunger und Unterernährung. Eine besondere Herausforderung für die Sicherung der weltweiten Ernährung liegt auch in den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise, dem Klimawandel und der zunehmenden Konkurrenz um die landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Hinzukommen anspruchsvollere Konsumgewohnheiten in den Schwellenländern und die Verknappung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Boden, Nährstoffe und Energie. Das Thema „Welternährung“ wird daher auch in Zukunft ganz oben auf der Agenda der internationalen Politik stehen. Um die Ernährungssituation weltweit nachhaltig verbessern zu können, sind u. a. erhebliche Fortschritte in der Produktivität der Agrarwirtschaft erforderlich. Hierzu kann die Forschung einen essentiellen Beitrag leisten. Zum Beispiel können wir die Kompetenzen deutscher Agrar- und Ernährungsforschung mittels bilateraler Partnerschaften auch für die Entwicklung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern nutzen. So können wir einen Beitrag leisten zum Aufbau von Kompetenzen und Strukturen in unseren Partnerländern. Für eine erfolgreiche Anwendung der Forschungsergebnisse in den Entwicklungsländern muss jedoch vorhandenes Wissen dokumentiert sein, zugänglich gemacht werden und wieder verwendbar sein. Denn ein effizientes Informations- und Wissensmanagement im Agrarund Ernährungssektor trägt nicht nur zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, der Verringerung von Nachernteverlusten oder einer nachfragegerechten Verteilung bei, sondern führt gleichzeitig zu Fortschritten bei der Ernährungssicherung. In unserer globalisierten, über die Märkte und vertraglichen Regelwerke verbundenen Welt haben die nationale wie die europäische Agrar-, Energie-, Umwelt- und Verbraucherpolitik beträchtliche Auswirkungen auf die übrigen Mitglieder der internationalen Gemeinschaft. Die Forschungseinrichtungen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) können die Fakten und Handlungsoptionen analysieren, die Politik wissenschaftlich beraten und so dazu beitragen, dass die Welternährung bei der Politikgestaltung systematisch berücksichtigt werden kann. Wir wollen mit dem vorliegenden Konzept für politikunterstützende Forschung, Wissensmanagement und Politikberatung unseren Beitrag für die Sicherung der Welternährung verstärken und optimieren. Die vorliegende Broschüre informiert über dieses Konzept und skizziert die Aktionsfelder für die Zukunft. Ich wünsche Ihnen eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre. Ilse Aigner Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 4 Das Konzept des BMELV Das Konzept des BMELV 5 Inhalt 1 Zielsetzung 6 2 Ausgangssituation 7 3 Nationales Umfeld der entwicklungsorientierten Agrar- und Ernährungsforschung 3.1 Forschungseinrichtungen 3.2 Forschungsförderung 3.3 Netzwerke 9 4 Zwei Aktionsfelder für das BMELV und seinen Geschäftsbereich 4.1 Umfassende Beachtung der Welternährung bei der Politikgestaltung (a) Inhaltliche Aspekte der Politikberatung (b) Organisatorische Aspekte der Politikberatung 4.2 Ausbau der bilateralen wissenschaftlichen Kooperationen (a) Bilaterale Forschung mit nationalen Partnern in ausgewählten Entwicklungsländern (b) Informations- und Wissensmanagement zur Unterstützung der Wissensaufbereitung und -verfügbarkeit sowie für eine effiziente Forschungskoordinierung (c) Bilateraler Wissenschaftleraustausch 9 11 13 14 14 14 15 16 17 17 18 6 Das Konzept des BMELV 1 Zielsetzung Das BMELV hat Zuständigkeiten für den Bereich „Welternährung“ und vertritt Deutschland in zahlreichen internationalen Organisationen und Gremien, deren Beschlüsse für die Politik der Welternährung von Bedeutung sind. Zudem werden bei den nationalen Politikmaßnahmen und -beschlüssen u. a. deren Auswirkungen auf die Welternährung berücksichtigt. Zusammen mit dem für Entwicklungszusammenarbeit zuständigen BMZ werden politische Maßnahmen zur Verbesserung der Welternährung sowie weitere Politikfelder, die einen hohen unmittelbaren oder mittelbaren Bezug zur Welternährung haben, vorbereitet und umgesetzt.1 Hierfür sind wissenschaftlich abgestützte Grundlagen erforderlich. Diese zu erarbeiten, ist in Anbetracht der Komplexität des Themas „Welternährung“ eine schwierige Aufgabe, für die bisher noch keine ausreichenden Ressourcen bereitgestellt werden konnten. Das vorliegende Konzept soll Abhilfe hierbei schaffen. Darüber hinaus wird angestrebt, den unmittelbaren Nutzen der deutschen Agrarforschung für die Entwicklung einer leistungsstarken Landwirtschaft in Entwicklungsländern dadurch zu stärken, dass in verstärktem Maße bilaterale Partnerschaften zwischen Agrarforschungseinrichtungen in Entwicklungsländern und solchen in Deutschland herbeigeführt werden. Hierbei geht es nicht nur um den wissenschaftlichen Fortschritt und Austausch per se, sondern darüber hinaus um den nachhaltigen Aufbau internationaler Allianzen und um einen maßgeblichen Beitrag zum „Capacity Development“ in Entwicklungsländern. Das BMELV verfügt über eine Ressortforschung, deren wissenschaftliche Expertise stärker als bisher für die Belange der Welternährung nutzbar gemacht werden soll. Durch den hohen Anteil an Dauerstellen in der Ressortforschung sind grundsätzlich günstige Voraussetzungen gegeben, um integrierte und langfristige Forschungs- und Politikstrategien zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen. Daneben gibt es in der BLE breite Expertise und Erfahrungen bei der internationalen und der entwicklungsorientierten Zusammenarbeit sowie in den Bereichen Projektträgerschaften und bei der Unterstützung internationaler Übereinkommen im Rahmen der FAO. Ziel des vorliegenden Konzepts ist es, den Beitrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und seines Geschäftsbereichs (insbesondere Ressortforschung und Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung [BLE]) für die Verbesserung der Welternährung durch Forschung, Informations- und Wissensmanagement sowie Politikberatung merklich zu verstärken und zu optimieren. Das Konzept zeigt die inhaltliche Grundlage für den Beitrag des BMELV zu dem Papier „Deutscher Beitrag zur Globalen Ernährungssicherheit durch Forschung“ (Arbeitstitel) auf, das der Ressortkreis Welternährung (BMZ, BMELV, BMBF) erarbeiten will. Es ist eine komplementäre Ergänzung zu den Aktivitäten anderer Bundesressorts – namentlich des BMZ und des BMBF. 1 Einzelheiten der Aufgabenverteilung zwischen BMZ und BMELV sollen in einem gemeinsamen Eckpunktepapier beschrieben werden. Das Konzept des BMELV 7 2 Ausgangssituation Das Thema „Welternährung“ ist aufgrund des starken Anstiegs der Nahrungsmittelpreise in den Jahren 2008 und 2010 sowie der weltweit geführten „Tankoder-Teller-Debatte“ um die Zukunft der Bioenergie ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit gerückt. Es wird auch in Zukunft ein Schwerpunktthema der internationalen Politik bleiben, denn das Ziel der Millenniumserklärung, die Zahl der Hungernden gegenüber 1990/1992 bis 2015 auf etwas über 400 Millionen Menschen zu halbieren, wird aller Voraussicht nach nicht erreicht werden. Derzeit leiden etwa 925 Millionen Menschen Hunger. Vor dem Hintergrund des Wachstums der Weltbevölkerung, der Verknappung der Ressourcen, der veränderten Konsumgewohnheiten insbesondere in Schwellenländern, mit einer stärkeren Nachfrage nach veredelten und insbesondere tierischen Nahrungsmitteln, der Verknappung der Ressourcen Wasser, Boden, Nährstoffe und Energie sowie der Zunahme der Produktionsrisiken durch den Klimawandel insbesondere in Entwicklungsländern könnte sich die Problematik der Sicherung der Welternährung in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Die Brisanz des Themas hat zu einem internationalen Prozess geführt, der 2009 in der Erklärung des Welternährungsgipfels zur Ernährungssicherung (Rom, 16. bis 18. November 2009) mündete. In ihr verpflichtet sich die Staatengemeinschaft zu konkreten Maßnahmen zur Sicherung der Welternährung. Die vorgeschlagenen Maßnahmen greifen die Forderungen des Fortschrittsberichtes 2008 zur Nachhaltigkeitsstrategie nach einer Neuausrichtung und Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit im Rahmen einer globalen Partnerschaft in der Forschung und Innovation auf. Sie knüpfen an die Beschlüsse der G8 auf dem Gipfel von L’Aquila sowie des G20-Gipfels von Pittsburgh an und beziehen sich direkt auf die Verpflichtungen und vereinbarten Maßnahmen der Erklärung des Welternährungsgipfels zur Ernährungssicherung 2009. Um die Situation weltweit nachhaltig verbessern zu können, wird ein essentieller Beitrag von der Forschung erwartet, u. a. sind erhebliche Fortschritte in der Produktivität der Agrarwirtschaft erforderlich. 8 Das Konzept des BMELV Das gilt für alle Bereiche der Pflanzen- und Tierproduktion, begonnen bei der Erforschung genetischer Ressourcen und der Züchtung über die Bereitstellung und effiziente Nutzung von Nährstoffen bzw. Futtermitteln und Wasser bis zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitserregern der Pflanzen und Tiere sowie von abiotischem Stress und dessen Folgen. Außerdem gilt es, die sozialen und institutionellen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der ländlichen Räume und für eine Vermarktung der produzierten Lebensmittel über die gesamte Wertschöpfungskette grundlegend zu verbessern. Dies betrifft beispielsweise die Reduzierung der Nachernteverluste, die Entwicklung leistungsfähiger Vermarktungs- und Logistikstrukturen in kleinbäuerlich geprägten Regionen, den Aufbau standortangepasster Versicherungs- und Finanzierungsmodelle, Anpassungsmöglichkeiten an Ertragsund Preisschwankungen sowie die Auflösung von Nutzungskonkurrenzen bei knapper Fläche. Zur Bewältigung all dieser Herausforderungen wird nicht nur Forschung benötigt, sondern auch der erfolgreiche Brückenschlag von der Forschung zur Anwendung der Ergebnisse in Wirtschaft und Politik durch ein effizientes Informations- und Wissensmanagement. Es gilt, vorhandenes Wissen zu dokumentieren, zugänglich zu machen und wiederzuverwenden, neues Wissen durch Verknüpfung bereits vorhandener Informationen zu schaffen sowie Wissensnetzwerke zu fördern. Im Agrar- und Ernährungssektor stellt die Zusammenführung, Verfügbarkeit und direkte Kommunikation von häufig nur verstreut vorhandenem oder auch neu generiertem Wissen, insbesondere aus laufenden Forschungsarbeiten und Fachinformationssammlungen an nationale Einrichtungen in Entwicklungsländern (u. a. Verwaltungseinrichtungen, Beratungsdienste, Bauernverbände), bzw. die dortige Praxis eine effektive Maßnahme zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, zur Verringerung von Nachernteverlusten und nicht zuletzt zur Verbesserung der Ernährungssituation dar. Demzufolge wurde bereits wiederholt von EU- und internationalen Gremien gefordert, das entwicklungsorientierte Informations- und Wissensmanagement zu stärken. So haben sich die Staaten beim Welternährungsgipfel 2009 verpflichtet, im Rahmen von globalen Partnerschaften Koordinierungsmechanismen und Netzwerke im Bereich Ernährungssicherung zu entwickeln. Die G20-Agrarminister beschlossen im Juni 2011, „dass die Qualität, Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Aktualität und Vergleichbarkeit von Agrarmarkt-Daten (Produktion, Verbrauch und Vorräte) verbessert werden“ müsse und riefen das Agrarmarkt-Informations-System (AMIS) ins Leben, dessen Sekretariat in der FAO eingerichtet wurde. Das Konzept des BMELV 9 3 Nationales Umfeld der entwicklungsorientierten Agrar- und Ernährungsforschung Das BMELV und sein Geschäftsbereich übernehmen verstärkt Anstrengungen im Bereich der anwendungsorientierten Forschung und beim Informations- und Wissensmanagement für Welternährung. Das Konzept ist damit auch Bestandteil der nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 der Bundesregierung, in der die Welternährung ein wesentliches Aktionsfeld darstellt. Im Folgenden werden die wesentlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland, die in die Forschungsstrategie 2030 eingebunden sind, vorgestellt. Hierbei werden jedoch nur die wichtigsten entwicklungsökonomisch ausgerichteten Einrichtungen erwähnt. Die entwicklungsländerbezogene Agrarforschung in Deutschland ist fachlich wesentlich breiter und vielfältiger aufgestellt. Es gibt auch zahlreiche Einrichtungen, die zwar in ihren Statuten keinen expliziten Entwicklungsländerbezug aufweisen, gleichwohl aber viele einschlägige Themen und Projekte bearbeiten, wie z. B. Pflanzenzüchtung auf Trockenresistenz, effektive Bewässerungstechnik und Nährstoffversorgung, Vorratsschutz, Bekämpfung von Tierseuchen u. v. m. Insgesamt gesehen, empfiehlt es sich, dass sich die deutsche Agrar- und Ernährungsforschung noch stärker zur Bewältigung der drängenden globalen Probleme der Welternährung einbringt. 3.1 Forschungseinrichtungen Universitäten Innerhalb der deutschen Forschungslandschaft haben einige der zehn Universitäten mit einer Agrarfakultät Lehrstühle mit entwicklungsrelevantem Schwerpunkt eingerichtet. Diesem Schwerpunkt hat der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur Entwicklung der Agrarwissenschaften in Deutschland (2006) eine hohe Priorität eingeräumt. Die Ausgestaltung dieser Schwerpunkte ist allerdings an den einzelnen Universitäten sehr unterschiedlich strukturiert. An der Universität Hohenheim sind am Institut für Agrar- und Sozialökonomie in den Tropen und Subtropen vier Lehrstühle mit sieben Post-Doktoranden und ca. 30 Doktoranden etabliert. An der Universität Göttingen sind die Aktivitäten mit entwicklungsökonomischem Bezug im Courant Forschungszentrum „Armut, Ungleichheit und Wachstum in Entwicklungsländern“ gebündelt, an dem zehn Professoren aktiv sind und dessen Arbeitsbereich weit über den Agrarsektor hinausreicht. Daneben sind an anderen Agrarfakultäten in Deutschland insgesamt vier Lehrstühle mit entwicklungsökonomischem Bezug besetzt. Außerdem ist am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn das Department of Economic and Technology Change auf entwicklungsökonomische Forschung ausgerichtet. In diesem Department sind derzeit acht PostDocs und über 30 Doktoranden tätig. 10 Das Konzept des BMELV Leibniz-Institute im Geschäftsbereich des BMELV Am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittelund Osteuropa (IAMO, 60 Wissenschaftler) beschäftigt man sich mit entwicklungsökonomischen Fragen ehemals sozialistsicher Staaten; Fragen der globalen Nahrungsmittelsicherheit gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Daneben leisten auch die übrigen im Geschäftsbereich des BMELV angesiedelten Leibniz-Institute, namentlich Y das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Y das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. (IGZ), Y das Leibniz-Institut für Agrartechnik PotsdamBornim e.V. (ATB), Y das Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN), Y die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA), welternährungsrelevante Beiträge. Ressortforschungseinrichtungen des BMELV Die Ressortforschung des BMELV, insbesondere die vier Bundesforschungsinstitute Y Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Y Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI), Y Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), Y von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (vTI), sind fachlich breit aufgestellt und dienen in erster Linie der Politikberatung der Bundesregierung; u. a. auch im Themenbereich Welternährung. Verbesserung von Produktion und Produktivität der landwirtschaftlichen Erzeugung: Y Entwicklung bodenschonender Anbaustrategien für eine wasser- und ressourceneffiziente Produktion (JKI), Y Verbesserung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethodik der Effektivität des Wassereinsatzes in landwirtschaftlichen Betriebssystemen (ATB), Y Aufklärung molekularer Grundlagen von Nutztieren zur Steigerung der ressourceneffizienten Haltung und Zucht (FBN). Reduzierung von Verlusten innerhalb der Lebensmittelkette: Y Erarbeitung neuer Züchtungsmethoden und Erschließung neuer Resistenzressourcen gegen Schaderreger und abiotische Stressfaktoren (JKI), Y Entwicklung nachhaltiger Verfahren für den integrierten Pflanzen- und Vorratsschutz (JKI), Y Bekämpfung und Kontrolle von neuen und wiederaufkommenden Tierinfektionen (FLI), Y Aufbau und Weiterentwicklung von effizienten Tierseuchenbekämpfungssystemen (FLI), Y Untersuchungen der Nacherntephysiologie von Obst und Gemüse (MRI), Y Prozessanalyse von Bodenlandschaften, insbesondere zu Erosionsprozessen (ZALF), Y Erforschung genetischer Grundlagen von Nutztieren zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten (FBN). Verbesserung der Ernährung („Nutrition“) Y Erforschung von Nutzungsmöglichkeit von Y Y Y Daneben bringen auch die anderen Forschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des BMELV, also das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ), sowie die sechs zuvor genannten Leibniz-Institute ihre Expertise bei Kooperationen mit Forschungseinrichtungen in Entwicklungsländern im Rahmen von zahlreichen Kontakten, Kooperationsprojekten und Weiterbildungsmöglichkeiten ein. Insbesondere in den folgenden Bereichen haben die Forschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des BMELV entwicklungsrelevante Kompetenzen. Y Beifang und kleinmaßigen Fischarten sowie Pflanzen als Proteinquellen (MRI), Untersuchung der Mikrobiologie von Grundnahrungsmitteln zur Qualitätssteigerung der Lebensmittel (MRI), Bewertung der Verbreitungswege mikrobieller Risiken in der Lebensmittelkette (BfR), Entwicklung technologischer Verfahren zur Verbesserung der Lebensmittelqualität (DFA), Analyse zur Minimierung unerwünschter Lebensmittelinhaltsstoffe (MRI, BfR). Das Konzept des BMELV 11 Ökonomische, ökologische und soziologische Herausforderungen der Welternährung: Y Analyse der Preisbildung auf den internationalen Agrarmärkten und Beurteilung von Konzepten zur Beeinflussung von Preisschwankungen (vTI), Y Analyse von Produktionssystemen (konventionell /ökologisch) sowie der Nutzungskonkurrenz von unterschiedlichen Produktionszweigen (vTI), Y Entwicklung von Auswegen aus der Nutzungskonkurrenz (Bioenergie gegen Nahrungsmittel) durch Energieerzeugung aus landwirtschaftlichen Reststoffen (DBFZ), Y Bewertung der Nachhaltigkeit unterschiedlicher Landnutzungskonzepte, Entwicklung von Entscheidungshilfesystemen für Landnutzungsentscheidungen (ZALF), Y Untersuchung der Veränderungen des Konsumverhaltens in Entwicklungsländern (MRI). 3.2 Forschungsförderung Im Rahmen der Bundesregierung fördern insbesondere BMBF, BMZ und BMELV Forschung und Entwicklung für Welternährung. Ziel und Ausrichtung der Förderprogramme und Instrumente sind so gestaltet, dass sie sich gegenseitig sinnvoll ergänzen. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat seine Unterstützung der Agrar- und Ernährungswissenschaften erheblich ausgeweitet. Neben der langjährigen und umfangreichen Förderung der Pflanzenzüchtung, die eine wesentliche Grundlage für die Lösung der Welternährungsproblematik bietet, wird der Aufbau von Kompetenznetzen der deutschen Agrarforschung in einem Zeitraum von 5 Jahren mit insgesamt 40 Mio. Euro gefördert. Die hier geförderten Projekte dienen der stärkeren Bündelung der deutschen Agrarforschungslandschaft in thematisch fokussierten Bereichen. Mit den Kompetenzzentren Klimawandel und angepasstes Landmanagement werden dauerhafte Strukturen im westlichen und südlichen Afrika etabliert, die gemeinsame regionale Lösungsansätze erarbeiten. Der im Jahre 2001 gestartete und mit insgesamt ca. 54 Mio. Euro unterstützte Forschungsschwerpunkt BIOTA-Afrika fokussiert seine Forschungsaktivitäten auf die Regionen in West-, Ost- und Südafrika. Hierbei spielen neben dem Fokus Biodiversität u. a. Themen zur Bodenregeneration, Bodenbewirtschaftung und zur Ökosystemstabilität eine tragende Rolle in den inter- und transdisziplinär strukturierten Projekten. 12 Das Konzept des BMELV 2011 startet das BMBF zusätzlich eine Förderinitiative zur Welternährung, die die Thematik explizit aufgreift und in einem innovativen systemischen und partnerschaftlichen Ansatz die Forschungsaktivitäten in Deutschland und Afrika vorantreiben wird. Der Fokus der Aktivitäten des BMBF liegt auf der Förderung der deutschen Forschungslandschaft zu gesellschaftlich relevanten Themen. Der Forschungsansatz ist grundsätzlich eher grundlagenorientiert. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Das BMZ unterstützt die 15 internationalen Agrarforschungsinstitute der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) sowie das Weltgemüseforschungszentrum (AVRDC) in Taiwan und das Afrikanische Insektenforschungsinstitut (ICIPE) in Kenia. Im Hinblick auf die Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern kommt diesen multilateralen Einrichtungen eine besondere Bedeutung zu. Insgesamt stellt Deutschland für diese Maßnahmen ca. 20 Mio. Euro jährlich zur Verfügung (2010: 21 Mio. Euro). Im Jahr 2009 beliefen sich die Ausgaben der CGIAR insgesamt auf 572 Mio. US-Dollar. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) bringt sich bisher in Ansätzen mit seiner Ressortforschung (s. Kap. 3.1) auch zum Thema Welternährung ein. Außerdem fördert BMELV Entwicklungsprojekte im Rahmen der bilateralen technischen Zusammenarbeit und der Zusammenarbeit mit der FAO als Beitrag zur Sicherung der Welternährung . Um diese Aktivitäten durch Forschung zu ergänzen, sollen die Bundesforschungsinstitute und die anderen Forschungseinrichtungen, die vom BMELV mitfinanziert werden, Themen der Ernährungssicherheit langfristig bearbeiten. Hier kommen insbesondere auch die wissenschaftlichen Kompetenzen der Ressortforschung sowie ihre Expertise bei Politikberatung und -unterstützung im Agrar- und Ernährungsbereich zum Tragen. Das BMELV ist bestrebt, diese Leistungsfähigkeit zunehmend auch in die internationale Agrarforschung zur Lösung globaler Probleme wie der Sicherung der Welternährung einzubringen. Dies wird im weiteren Verlauf dieses Konzepts näher ausgeführt. (s. insbes. Kap. 4.1) Darüber hinaus beabsichtigt das BMELV, bilaterale entwicklungsorientierte Kooperationsvorhaben in den Bereichen Forschung sowie Informations- und Wissensmanagement zu fördern sowie ein Doktorandenprogramm für Nachwuchswissenschaftler aus Entwicklungsländern aufzulegen. (Näheres s. Kap. 4.2) Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist Projektträger für verschiedene Fördertitel des BMELV. Die BLE engagiert sich auch im Informations- und Wissensmanagement für Welternährung, koordiniert die Agrarforschungsthemen zur Beratung des BMELV im Rahmen der EU und unterstützt das BMELV beim bilateralen Treuhandfonds des BMELV bei der FAO. Das Konzept des BMELV 13 3.3 Netzwerke Die Arbeitsgemeinschaft Tropische und Subtropische Agrarforschung (ATSAF) e.V. als wissenschaftliche Gesellschaft der international ausgerichteten Agrarund Ökosystemforschung in Deutschland ist seit über 20 Jahren als Kommunikations- und Informationsplattform aktiv, um die international ausgerichteten Agrarwissenschaftler und Entwicklungsexperten zu vernetzen. ATSAF e.V. unterstützt jährlich den Tropentag, fördert Anbahnungsreisen für Projekte mit CGIAR-Zentren, vergibt Kongressreisestipendien, initiiert Expertengespräche und bildet Kompetenzteams. Die Geschäftsstelle ist derzeit an der Universität Hohenheim angesiedelt. Mit dem Ziel einer stärkeren Vernetzung der gesamten deutschen Agrarforschung wurde am 26. Januar 2011 die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) gegründet. Inzwischen sind mehr als 40 Forschungseinrichtungen Mitglied der DAFA geworden (v. a. Universitäten, Fachhochschulen, Leibniz- und Helmholtz-Institute, Ressortforschung des Bundes und der Länder). Die DAFA strebt an, die Potenziale der deutschen Agrarforschung in Fachforen zu bündeln und auf die Lösung bestimmter Kernaufgaben auszurichten. Diese Kernaufgaben beziehen sich nicht nur auf in Deutschland zu lösende Probleme, sondern nehmen auch internationale Herausforderungen in den Blick. Das BMELV beabsichtigt, die DAFA zu bitten, ein Fachforum „Welternährung“ einzurichten. 14 Das Konzept des BMELV 4 Zwei Aktionsfelder für das BMELV und seinen Geschäftsbereich Das BMELV und sein Geschäftsbereich – insbesondere Ressortforschung und BLE – verfügen über zwei Ansatzstellen, mit denen sie nennenswerte Beiträge zur Verbesserung der Welternährung leisten können: (1) Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfen für das BMELV mit dem Ziel einer umfassenden Beachtung der Welternährung bei der Politikgestaltung (2) Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit in der Agrarforschung und dem Informations- und Wissensmanagement Beide Ansatzstellen bieten ein großes Potenzial und sollen künftig verstärkt genutzt werden. 4.1 Umfassende Beachtung der Welternährung bei der Politikgestaltung Das BMELV ist gefordert, in internationalen Prozessen und Gremien komplexe Zusammenhänge zu prüfen und Entscheidungen zu treffen, deren inhaltliche Durchdringung wissenschaftlichen Sachverstand erfordert (globale Agrarmärkte, Bioenergie, Biodiversität, Klimawandel, Nutzungskonkurrenz, Demographie, Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln, Ernährungsverhalten etc.). Eine für diese komplexen Abschätzungen erforderliche Forschungsinfrastruktur muss auf aktuellem Stand vorgehalten werden. Oft sind die jeweilig auftretende Fragestellungen kurzfristig zu beantworten. Hier liegt deshalb ein typisches Einsatzfeld für eine moderne, international vernetzte Ressortforschung (vgl. auch Wissenschaftsrat, November 2010). Die Ressortforschung des BMELV ist an der Schnittstelle von Agrar-/Ernährungsforschung und -politik angesiedelt, sieht die wissenschaftlich basierte Politikberatung als eine ihrer Kernaufgaben an und bietet die erforderliche Kontinuität bei der Forschungs- und Beratungstätigkeit. (a) Inhaltliche Aspekte der Politikberatung Das „Konzept für eine zukunftsfähige Ressortforschung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)“ (Zukunftskonzept), auf dessen Grundlage die Ressortforschung 2008 inhaltlich und organisatorisch neu strukturiert wurde, sieht eine Ausrichtung auf das Thema Welternährung nur in einem Fachinstitut explizit vor, nämlich im Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Braunschweig. In der praktischen Forschungsarbeit weisen allerdings zahlreiche weitere Arbeitsgebiete der Ressortforschung ebenfalls Bezüge zur Welternährung auf, wenngleich dieser Bezug im Zukunftskonzept nicht explizit aufgeführt ist. Zu nennen sind Pflanzenzüchtung, -bau und -schutz, Tiergesundheit und -haltung, Ländliche Räume sowie Ernährung und Lebensmittel. Diese Arbeitsgebiete können insofern für die Politikberatung in diesem Politikfeld ebenfalls nutzbar gemacht werden. Dennoch muss festgestellt werden, dass das Themenfeld „Welternährung“ in der Ressortforschung des BMELV bei der Neukonzeption insgesamt nur wenig prioritär verankert wurde, so dass nunmehr eine Anpassung der inhaltlichen Prioritäten geboten ist. Das Konzept des BMELV 15 Es ist zu erwarten, dass ein erheblicher Teil des Politikberatungsbedarfs des BMELV im Themenfeld „Welternährung und Agrarpolitik“ liegt und somit auch künftig auf die agrarökonomische Forschung entfallen wird. Hierbei wird das vTI-Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik gefordert sein, das seinerseits im Wege der institutsübergreifenden Zusammenarbeit und interdisziplinären Vernetzung die betroffenen agrarökonomischen Institute sowie weitere Fachinstitute in geeigneter Weise einbezieht. Das Querschnittsthema Welternährung betrifft aufgrund seiner verschiedenen Facetten – und durch die unlösbare Verknüpfung nationalen, EU-weiten und internationalen Geschehens – viele Fachthemen des BMELV. Daraus ergibt sich spezifischer wissenschaftlicher Entscheidungshilfebedarf, der sehr häufig auch außerhalb der Agrarökonomie liegen wird. Hier werden Beiträge der Bundesforschungsinstitute mit Bezug zur Welternährung bereits in vielen Feldern geleistet, namentlich vom Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), vom Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI), vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) und wiederum vom von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (vTI). Daneben leisten auch die übrigen im Geschäftsbereich des BMELV angesiedelten Forschungseinrichtungen, also das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und die sechs in Kapitel 3.1 genannten Leibniz-Institute, wichtige Beiträge. Besondere Bedeutung kommt der Intensivierung der Zusammenarbeit aller hier genannten Einrichtungen beim Thema Welternährung zu. Bei der nächsten Aktualisierung des BMELV-Forschungsplans wird der Forschungs- und Entscheidungshilfebedarf des BMELV zum Thema Welternährung differenzierter dargestellt. (b) Organisatorische Aspekte der Politikberatung Organisatorisch hat das Zukunftskonzept des BMELV grundsätzlich günstige Voraussetzungen geschaffen, um auch bei komplexen Fragen, die das Kompetenzfeld mehrerer Arbeitseinheiten betreffen, in kurzer Frist wissenschaftlich basierte Einschätzungen und Lösungsvorschläge einholen zu können. Entsprechende Anfragen werden an die Leitung des Bundesforschungsinstituts gerichtet, welches fachlich am ehesten zur Bearbeitung der Fragestellung geeignet erscheint, und im Bedarfsfall zieht diese Einrichtung weitere Einrichtungen hinzu, um zu einer bestmöglichen Beantwortung der Fragestellung zu kommen. Mit dem Ziel, die Bundesforschungsinstitute optimal auf künftig zu erwartende Anfragen und Herausforderungen vorzubereiten, sieht das Forschungsmanagementkonzept des BMELV regelmäßige Fachgespräche zwischen den Fachabteilungen des BMELV und den Forschungsinstituten vor. Dieser Mechanismus wird künftig auch für Fragen mit Bezug zur Welternährung genutzt werden. Bei übergreifenden Fragestellungen zur Welternährung, die über die fachliche Zuständigkeit des vTI hinausgehen und die Einbeziehung der Fachkompetenz anderer Bundesforschungsinstitute erfordern, wird das vTI bis auf weiteres als „erster Ansprechpartner“ 16 Das Konzept des BMELV 4.2 Ausbau der bilateralen wissenschaftlichen Kooperation Derzeit ist nur ein relativ kleiner Teil der deutschen Agrarforschung speziell auf Fragen der Entwicklungsländer ausgerichtet. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Ressortforschung des BMELV, sondern auch für die universitäre Agrarforschung und für die außeruniversitären Institute (z. B. Leibniz-Gemeinschaft). für das BMELV fungieren. Dies gilt sinngemäß auch für die Einbeziehung von Instituten außerhalb der Ressortforschung. Sofern es für diese Einbeziehung im Einzelfall erforderlich ist, Forschungsaufträge an Dritte zu vergeben, soll dies im Rahmen des erprobten Verfahrens zur Vergabe von Aufträgen zur Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfen (EHVerfahren) unter der bestehenden Projektträgerschaft der BLE erfolgen. Die Einrichtungen mit Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des BMELV wurden im Rahmen des Zukunftskonzepts mit einem breiten Kompetenzprofil versehen, welches für das Politikfeld „Ernährung, Lebensmittelsicherheit, Bioenergie, Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und ländliche Räume“ die meisten Regelungsaufgaben eines modernen Staatswesens abdeckt. Die Einrichtungen sind national und international sehr gut vernetzt, um auch wissenschaftliche Expertise anderer Forschungseinrichtungen für die Politikberatung in Deutschland nutzbar zu machen. Die für die Koordination der Bearbeitung übergreifender Fragestellungen erforderlichen Strukturen sind beim vTI vorhanden und ggf. bedarfsgerecht zu erweitern. Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim BMELV erarbeitet eine Stellungnahme, welche dem BMELV und ggf. weiteren Ressorts eine grundlegende und politikübergreifende Orientierungshilfe zum Themenfeld „Ernährungssicherung und nachhaltige Ressourcennutzung“ geben soll. Um die verschiedenen wichtigen fachlichen Aspekte des breiten Politikfeldes in dieser Stellungnahme hinreichend berücksichtigen zu können, sollte die Option genutzt werden, diese durch die BMELV-Ressortforschung oder durch Forschungsaufträge des BMELV an andere Einrichtungen zu ergänzen. Allgemein gilt: Für den nachhaltigen Erfolg bilateraler wissenschaftlicher Kooperation ist es besonders wichtig, diese strategisch in der Forschungslandschaft zu verankern und dabei insbesondere die Netzwerkbildung in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht hier um den Aufbau strategischer Partnerschaften zwischen Forschungseinrichtungen in Deutschland und bestimmten Entwicklungs- und Schwellenländern. Um die angestrebte strategische Verankerung zu erreichen, soll auch auf die bereits bestehenden bzw. sich derzeit herausbildenden Netzwerkstrukturen in der deutschen Agrarforschung zurückgegriffen werden. Deshalb wird angestrebt, sowohl die ATSAF e.V. als auch die DAFA eng in die Strategieentwicklung einzubinden (vgl. Kapitel 3). Das Konzept des BMELV 17 (a) Bilaterale Forschung mit nationalen Partnern in ausge- wählten Entwicklungsländern Zur Unterstützung der Politik des BMELV zur Verbesserung der Welternährungssituation ist beabsichtigt, geeignete bilaterale, anwendungsorientierte Forschungsvorhaben in Kooperation zwischen deutschen Einrichtungen des Agrar- und Ernährungsbereichs und entsprechenden Einrichtungen in ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern2 durchzuführen. Sofern dabei entwicklungspolitische Belange berührt sind, wird BMZ beteiligt. Das BMELV entscheidet über Themenbereiche und Vorhaben, die gefördert und bearbeitet werden sollen, anhand objektiver Kriterien. So sollen sich die geförderten Kooperationsvorhaben auf Schwerpunktthemen beziehen, für die a.) besondere Handlungsprioritäten bestehen und bei denen b.) besondere Kompetenzen in der deutschen, international ausgerichteten Agrarforschung vorliegen. Das BMELV bzw. die Einrichtungen seines Geschäftsbereichs bringen bei dem Förderverfahren ihre Erfahrungen und aktuellen Kompetenzen im Agrar-, Ernährungs- und Verbraucherschutzbereich bzw. ihre Expertise hinsichtlich der zugehörigen anwendungsund praxisorientierten Forschung ein. Die Vergabe der Fördermittel soll in einem kontinuierlich laufenden Verfahren (mehrere Vergaberunden pro Jahr) erfolgen, um flexibel auf neue Themen und Anforderungen reagieren zu können und um Kontinuität in der Forschungslandschaft zu fördern. Bei den Forschungskooperationsvorhaben ist der Aufbau nachhaltiger strategischer Partnerschaften und produktiver Forschungsnetzwerke wesentliches Förderziel. Gefördert werden sollen anwendungsorientierte Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse auf einen konkreten Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der Welternährungssituation zielen. Fördermittel sollen dabei auch an Einrichtungen in Entwicklungsländern gehen. (b) Informations- und Wissensmanagement zur Unterstützung der Wissensaufbereitung und -verfügbarkeit sowie für eine effiziente Forschungskoordinierung (Welternährung) Anstrengungen im Hinblick auf das Informationsund Wissensmanagement werden von der FAO und anderen internationalen und europäischen Partnern wie der CGIAR, dem Global Forum on Agricultural Research (GFAR), dem Technical Centre for Agricultural and Rural Co-operation ACP-EU (CTA) und der European Initiative for Agricultural Research for Development (EIARD) unternommen. Auch deutsche Partner wie z.B. die ATSAF und die BLE sind hier aktiv. Es fehlt allerdings an Kapazitäten in Entwicklungsländern, Daten im eigenen Land zu erfassen und zusammenzustellen sowie deren Verknüpfung mit regionalen und nationalen Stellen und Netzen zu realisieren. Innerhalb Deutschlands fehlt es – trotz umfangreicher vorhandener Datenbestände im Bereich entwicklungsorientierte Agrarforschung und Welternährung – an einer strukturell einheitlichen und dauerhaften öffentlichen Verfügbarkeit dieser Informationen. In den genannten Bereichen will das BMELV mit gezielten Maßnahmen des Informationsund Wissensmanagements ansetzen. Es ist geplant, Die Förderung ist damit komplementär zu der Förderung des BMBF und BMZ (vgl. Kap 3.2). 2 Eine konkrete Liste von Partnerländern ist noch unter Berücksichtigung von Kriterien (beispielsweise Hungerindex/Bedürftigkeit; bisherige Kooperation; Erfahrung aus technischer Zusammenarbeit) und unter Beteiligung des BMZ zu erstellen. Dabei sollte die besondere Rolle der BRIC-Staaten sowie der Region Afrika in die Prüfung einbezogen werden. 18 Das Konzept des BMELV ó nationale Einrichtungen in ausgewählten Ent- wicklungsländern zu prioritären Themen, beispielsweise Verbesserung Markttransparenz, in ihren Anstrengungen beim Informations- und Wissensmanagement zur Verbesserung der Ernährungslage vor Ort zu unterstützen; ó die Zusammenarbeit zwischen nationalen Einrichtungen in Entwicklungsländern mit im Informations- und Kommunikationsbereich engagierten internationalen Netzwerken4 wie den globalen und regionalen Foren für Agrarforschung oder in Afrika dem Comprehensive Africa Agriculture Development Programme (CAADP) zu fördern ó das Informations- und Wissensmanagement deutscher Partner im Bereich der Welternährung zu fördern und deren Vernetzung auszubauen, so dass vorhandene Datenbestände leichter ausgewertet werden können und Wissen generiert und verfügbar gemacht wird. 3 Durch die Maßnahmen werden bereits erarbeitetes Wissen und vorhandene Kompetenzen dort verfügbar gemacht, wo sie konkret benötigt werden. Sie stellen so besonders kosteneffiziente Möglichkeiten dar, einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährungssituation zu leisten. 3 4 (c) Bilateraler Wissenschaftleraustausch Um die Forschungspartnerschaften anzustoßen bzw. zu vertiefen, soll das Instrument des bilateralen Wissenschaftleraustausches auch für die unter Nummer 4.2 a auszuwählenden Entwicklungsländer genutzt werden. Hierzu sollen anschließend in bilateralen Konsultationsprozessen länderspezifische Forschungsschwerpunkte festgelegt werden. Das Instrument des bilateralen Wissenschaftleraustauschs soll auch dahingehend überprüft und möglichst angepasst werden, dass es gezielt Doktoranden aus Entwicklungsländern in deutschen Agrarforschungseinrichtungen, insbesondere der Ressortforschung und Leibniz-Instituten des BMELVGeschäftsbereichs, fördern kann. Auf die komplementäre Ausgestaltung des Programms hinsichtlich der Maßnahmen anderer Ressorts und Förderorganisationen wird geachtet. Projektträger ist die BLE. Eine konkrete Liste von Partnerländern ist noch unter Berücksichtigung von Kriterien (beispielsweise Hungerindex/Bedürftigkeit; bisherige Kooperation, Erfahrung aus technischer Zusammenarbeit) und unter Beteiligung des BMZ zu erstellen. Dabei sollte die besondere Rolle der BRIC-Staaten sowie der Region Afrika in die Prüfung einbezogen werden. Eine konkrete Liste von Netzwerken ist noch mit Hilfe von Kriterien zu erstellen. Impressum Herausgeber Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Stand Juni 2012 Text BMELV, Referate 622, 225 Gestaltung design.idee, büro_für_gestaltung, Erfurt Bildnachweis BMELV, BLE, BfR, MRI, nolte pictures, Cyril PAPOT/Fotolia.com, meryll/Fotolia.com, zatletic/Fotolia.com, winni/Fotolia.com Druck BMELV Bestellinformation Diese und weitere Publikationen können Sie kostenlos bestellen: Internet: www.bmelv.deYServiceYPublikationen E-Mail: [email protected] Fax: 01805-77 80 94 (Festpreis 14 Ct/Min, abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Tel.: 01805-77 80 90 (Festpreis 14 Ct/Min, abweichende Preise a. d. Mobilfunknetzen möglich) Schriftlich: Publikationsversand der Bundesregierung Postfach 48 10 09 | 18132 Rostock Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des BMELV kostenlos herausgegeben. Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden. 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