Welternährung - Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

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Welternährung
Konzept des BMELV für politikunterstützende Forschung,
Wissensmanagement und Politikberatung
www.bmelv.de
2 Das Konzept des BMELV
Das Konzept des BMELV 3
Vorwort
Sehr geehrte Leserinnnen
und Leser,
die Weltbevölkerung wächst und damit auch der Nahrungsbedarf. Schon heute leiden etwa eine Milliarde
Menschen an Hunger und Unterernährung. Eine besondere Herausforderung für die Sicherung der weltweiten
Ernährung liegt auch in den Folgen der Wirtschafts- und
Finanzkrise, dem Klimawandel und der zunehmenden
Konkurrenz um die landwirtschaftlich nutzbare Fläche.
Hinzukommen anspruchsvollere Konsumgewohnheiten
in den Schwellenländern und die Verknappung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Boden, Nährstoffe und
Energie. Das Thema „Welternährung“ wird daher auch in
Zukunft ganz oben auf der Agenda der internationalen
Politik stehen.
Um die Ernährungssituation weltweit nachhaltig verbessern zu können, sind u. a. erhebliche Fortschritte in der
Produktivität der Agrarwirtschaft erforderlich. Hierzu
kann die Forschung einen essentiellen Beitrag leisten.
Zum Beispiel können wir die Kompetenzen deutscher
Agrar- und Ernährungsforschung mittels bilateraler
Partnerschaften auch für die Entwicklung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern nutzen. So können wir
einen Beitrag leisten zum Aufbau von Kompetenzen und
Strukturen in unseren Partnerländern.
Für eine erfolgreiche Anwendung der Forschungsergebnisse in den Entwicklungsländern muss jedoch vorhandenes Wissen dokumentiert sein, zugänglich gemacht
werden und wieder verwendbar sein. Denn ein effizientes Informations- und Wissensmanagement im Agrarund Ernährungssektor trägt nicht nur zur Steigerung der
landwirtschaftlichen Produktion, der Verringerung von
Nachernteverlusten oder einer nachfragegerechten Verteilung bei, sondern führt gleichzeitig zu Fortschritten
bei der Ernährungssicherung.
In unserer globalisierten, über die Märkte und vertraglichen Regelwerke verbundenen Welt haben die nationale wie die europäische Agrar-, Energie-, Umwelt- und
Verbraucherpolitik beträchtliche Auswirkungen auf die
übrigen Mitglieder der internationalen Gemeinschaft.
Die Forschungseinrichtungen des Bundesministeriums
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
(BMELV) können die Fakten und Handlungsoptionen
analysieren, die Politik wissenschaftlich beraten und so
dazu beitragen, dass die Welternährung bei der Politikgestaltung systematisch berücksichtigt werden kann.
Wir wollen mit dem vorliegenden Konzept für politikunterstützende Forschung, Wissensmanagement und
Politikberatung unseren Beitrag für die Sicherung der
Welternährung verstärken und optimieren. Die vorliegende Broschüre informiert über dieses Konzept und
skizziert die Aktionsfelder für die Zukunft. Ich wünsche
Ihnen eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre.
Ilse Aigner
Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz
4 Das Konzept des BMELV
Das Konzept des BMELV 5
Inhalt
1 Zielsetzung
6
2 Ausgangssituation
7
3 Nationales Umfeld der entwicklungsorientierten Agrar- und Ernährungsforschung
3.1 Forschungseinrichtungen
3.2 Forschungsförderung
3.3 Netzwerke
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4 Zwei Aktionsfelder für das BMELV und seinen Geschäftsbereich
4.1 Umfassende Beachtung der Welternährung bei der Politikgestaltung
(a) Inhaltliche Aspekte der Politikberatung
(b) Organisatorische Aspekte der Politikberatung
4.2 Ausbau der bilateralen wissenschaftlichen Kooperationen (a) Bilaterale Forschung mit nationalen Partnern
in ausgewählten Entwicklungsländern
(b) Informations- und Wissensmanagement zur Unterstützung
der Wissensaufbereitung und -verfügbarkeit sowie für eine
effiziente Forschungskoordinierung
(c) Bilateraler Wissenschaftleraustausch
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6 Das Konzept des BMELV
1 Zielsetzung
Das BMELV hat Zuständigkeiten für den Bereich
„Welternährung“ und vertritt Deutschland in zahlreichen internationalen Organisationen und Gremien,
deren Beschlüsse für die Politik der Welternährung
von Bedeutung sind. Zudem werden bei den nationalen Politikmaßnahmen und -beschlüssen u. a. deren
Auswirkungen auf die Welternährung berücksichtigt.
Zusammen mit dem für Entwicklungszusammenarbeit zuständigen BMZ werden politische Maßnahmen
zur Verbesserung der Welternährung sowie weitere
Politikfelder, die einen hohen unmittelbaren oder
mittelbaren Bezug zur Welternährung haben, vorbereitet und umgesetzt.1
Hierfür sind wissenschaftlich abgestützte Grundlagen
erforderlich. Diese zu erarbeiten, ist in Anbetracht
der Komplexität des Themas „Welternährung“ eine
schwierige Aufgabe, für die bisher noch keine ausreichenden Ressourcen bereitgestellt werden konnten.
Das vorliegende Konzept soll Abhilfe hierbei schaffen.
Darüber hinaus wird angestrebt, den unmittelbaren
Nutzen der deutschen Agrarforschung für die Entwicklung einer leistungsstarken Landwirtschaft in
Entwicklungsländern dadurch zu stärken, dass in
verstärktem Maße bilaterale Partnerschaften zwischen Agrarforschungseinrichtungen in Entwicklungsländern und solchen in Deutschland herbeigeführt werden. Hierbei geht es nicht nur um den
wissenschaftlichen Fortschritt und Austausch per se,
sondern darüber hinaus um den nachhaltigen Aufbau
internationaler Allianzen und um einen maßgeblichen Beitrag zum „Capacity Development“ in Entwicklungsländern.
Das BMELV verfügt über eine Ressortforschung,
deren wissenschaftliche Expertise stärker als bisher
für die Belange der Welternährung nutzbar gemacht
werden soll. Durch den hohen Anteil an Dauerstellen
in der Ressortforschung sind grundsätzlich günstige
Voraussetzungen gegeben, um integrierte und langfristige Forschungs- und Politikstrategien zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen. Daneben gibt es
in der BLE breite Expertise und Erfahrungen bei der
internationalen und der entwicklungsorientierten
Zusammenarbeit sowie in den Bereichen Projektträgerschaften und bei der Unterstützung internationaler Übereinkommen im Rahmen der FAO.
Ziel des vorliegenden Konzepts ist es, den Beitrag des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (BMELV) und seines Geschäftsbereichs (insbesondere Ressortforschung und
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
[BLE]) für die Verbesserung der Welternährung durch
Forschung, Informations- und Wissensmanagement
sowie Politikberatung merklich zu verstärken und zu
optimieren.
Das Konzept zeigt die inhaltliche Grundlage für den
Beitrag des BMELV zu dem Papier „Deutscher Beitrag
zur Globalen Ernährungssicherheit durch Forschung“
(Arbeitstitel) auf, das der Ressortkreis Welternährung
(BMZ, BMELV, BMBF) erarbeiten will. Es ist eine komplementäre Ergänzung zu den Aktivitäten anderer
Bundesressorts – namentlich des BMZ und des BMBF.
1 Einzelheiten der Aufgabenverteilung zwischen BMZ und BMELV sollen in einem gemeinsamen Eckpunktepapier beschrieben werden.
Das Konzept des BMELV 7
2 Ausgangssituation
Das Thema „Welternährung“ ist aufgrund des starken Anstiegs der Nahrungsmittelpreise in den Jahren
2008 und 2010 sowie der weltweit geführten „Tankoder-Teller-Debatte“ um die Zukunft der Bioenergie
ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit
gerückt.
Es wird auch in Zukunft ein Schwerpunktthema der
internationalen Politik bleiben, denn das Ziel der Millenniumserklärung, die Zahl der Hungernden gegenüber 1990/1992 bis 2015 auf etwas über 400 Millionen
Menschen zu halbieren, wird aller Voraussicht nach
nicht erreicht werden. Derzeit leiden etwa 925 Millionen Menschen Hunger. Vor dem Hintergrund des
Wachstums der Weltbevölkerung, der Verknappung
der Ressourcen, der veränderten Konsumgewohnheiten insbesondere in Schwellenländern, mit einer
stärkeren Nachfrage nach veredelten und insbesondere tierischen Nahrungsmitteln, der Verknappung der
Ressourcen Wasser, Boden, Nährstoffe und Energie
sowie der Zunahme der Produktionsrisiken durch
den Klimawandel insbesondere in Entwicklungsländern könnte sich die Problematik der Sicherung der
Welternährung in den kommenden Jahren weiter
verschärfen.
Die Brisanz des Themas hat zu einem internationalen
Prozess geführt, der 2009 in der Erklärung des Welternährungsgipfels zur Ernährungssicherung (Rom,
16. bis 18. November 2009) mündete. In ihr verpflichtet sich die Staatengemeinschaft zu konkreten Maßnahmen zur Sicherung der Welternährung. Die vorgeschlagenen Maßnahmen greifen die Forderungen des
Fortschrittsberichtes 2008 zur Nachhaltigkeitsstrategie nach einer Neuausrichtung und Intensivierung
der internationalen Zusammenarbeit im Rahmen
einer globalen Partnerschaft in der Forschung und
Innovation auf. Sie knüpfen an die Beschlüsse der G8
auf dem Gipfel von L’Aquila sowie des G20-Gipfels
von Pittsburgh an und beziehen sich direkt auf die
Verpflichtungen und vereinbarten Maßnahmen der
Erklärung des Welternährungsgipfels zur Ernährungssicherung 2009.
Um die Situation weltweit nachhaltig verbessern zu
können, wird ein essentieller Beitrag von der Forschung erwartet, u. a. sind erhebliche Fortschritte in
der Produktivität der Agrarwirtschaft erforderlich.
8 Das Konzept des BMELV
Das gilt für alle Bereiche der Pflanzen- und Tierproduktion, begonnen bei der Erforschung genetischer
Ressourcen und der Züchtung über die Bereitstellung und effiziente Nutzung von Nährstoffen bzw.
Futtermitteln und Wasser bis zur Vorbeugung und
Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitserregern der Pflanzen und Tiere sowie von abiotischem
Stress und dessen Folgen. Außerdem gilt es, die sozialen und institutionellen Rahmenbedingungen für
die Entwicklung der ländlichen Räume und für eine
Vermarktung der produzierten Lebensmittel über
die gesamte Wertschöpfungskette grundlegend zu
verbessern. Dies betrifft beispielsweise die Reduzierung der Nachernteverluste, die Entwicklung leistungsfähiger Vermarktungs- und Logistikstrukturen
in kleinbäuerlich geprägten Regionen, den Aufbau
standortangepasster Versicherungs- und Finanzierungsmodelle, Anpassungsmöglichkeiten an Ertragsund Preisschwankungen sowie die Auflösung von
Nutzungskonkurrenzen bei knapper Fläche.
Zur Bewältigung all dieser Herausforderungen wird
nicht nur Forschung benötigt, sondern auch der
erfolgreiche Brückenschlag von der Forschung zur
Anwendung der Ergebnisse in Wirtschaft und Politik durch ein effizientes Informations- und Wissensmanagement. Es gilt, vorhandenes Wissen zu
dokumentieren, zugänglich zu machen und wiederzuverwenden, neues Wissen durch Verknüpfung
bereits vorhandener Informationen zu schaffen sowie
Wissensnetzwerke zu fördern.
Im Agrar- und Ernährungssektor stellt die Zusammenführung, Verfügbarkeit und direkte Kommunikation von häufig nur verstreut vorhandenem oder
auch neu generiertem Wissen, insbesondere aus
laufenden Forschungsarbeiten und Fachinformationssammlungen an nationale Einrichtungen in Entwicklungsländern (u. a. Verwaltungseinrichtungen,
Beratungsdienste, Bauernverbände), bzw. die dortige
Praxis eine effektive Maßnahme zur Steigerung der
landwirtschaftlichen Produktion, zur Verringerung
von Nachernteverlusten und nicht zuletzt zur Verbesserung der Ernährungssituation dar.
Demzufolge wurde bereits wiederholt von EU- und
internationalen Gremien gefordert, das entwicklungsorientierte Informations- und Wissensmanagement zu stärken. So haben sich die Staaten beim
Welternährungsgipfel 2009 verpflichtet, im Rahmen
von globalen Partnerschaften Koordinierungsmechanismen und Netzwerke im Bereich Ernährungssicherung zu entwickeln. Die G20-Agrarminister
beschlossen im Juni 2011, „dass die Qualität, Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Aktualität und Vergleichbarkeit
von Agrarmarkt-Daten (Produktion, Verbrauch und
Vorräte) verbessert werden“ müsse und riefen das
Agrarmarkt-Informations-System (AMIS) ins Leben,
dessen Sekretariat in der FAO eingerichtet wurde.
Das Konzept des BMELV 9
3 Nationales Umfeld der
entwicklungsorientierten Agrar- und
Ernährungsforschung
Das BMELV und sein Geschäftsbereich übernehmen
verstärkt Anstrengungen im Bereich der anwendungsorientierten Forschung und beim Informations- und Wissensmanagement für Welternährung.
Das Konzept ist damit auch Bestandteil der nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 der Bundesregierung, in der die Welternährung ein wesentliches Aktionsfeld darstellt. Im Folgenden werden die
wesentlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland, die in die Forschungsstrategie 2030 eingebunden sind, vorgestellt. Hierbei werden jedoch nur die
wichtigsten entwicklungsökonomisch ausgerichteten
Einrichtungen erwähnt. Die entwicklungsländerbezogene Agrarforschung in Deutschland ist fachlich
wesentlich breiter und vielfältiger aufgestellt. Es gibt
auch zahlreiche Einrichtungen, die zwar in ihren
Statuten keinen expliziten Entwicklungsländerbezug
aufweisen, gleichwohl aber viele einschlägige Themen
und Projekte bearbeiten, wie z. B. Pflanzenzüchtung
auf Trockenresistenz, effektive Bewässerungstechnik
und Nährstoffversorgung, Vorratsschutz, Bekämpfung von Tierseuchen u. v. m. Insgesamt gesehen,
empfiehlt es sich, dass sich die deutsche Agrar- und
Ernährungsforschung noch stärker zur Bewältigung
der drängenden globalen Probleme der Welternährung einbringt.
3.1 Forschungseinrichtungen
Universitäten
Innerhalb der deutschen Forschungslandschaft haben
einige der zehn Universitäten mit einer Agrarfakultät
Lehrstühle mit entwicklungsrelevantem Schwerpunkt eingerichtet. Diesem Schwerpunkt hat der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur Entwicklung der Agrarwissenschaften in Deutschland (2006)
eine hohe Priorität eingeräumt. Die Ausgestaltung
dieser Schwerpunkte ist allerdings an den einzelnen Universitäten sehr unterschiedlich strukturiert.
An der Universität Hohenheim sind am Institut für
Agrar- und Sozialökonomie in den Tropen und Subtropen vier Lehrstühle mit sieben Post-Doktoranden
und ca. 30 Doktoranden etabliert. An der Universität
Göttingen sind die Aktivitäten mit entwicklungsökonomischem Bezug im Courant Forschungszentrum
„Armut, Ungleichheit und Wachstum in Entwicklungsländern“ gebündelt, an dem zehn Professoren
aktiv sind und dessen Arbeitsbereich weit über den
Agrarsektor hinausreicht. Daneben sind an anderen Agrarfakultäten in Deutschland insgesamt vier
Lehrstühle mit entwicklungsökonomischem Bezug
besetzt.
Außerdem ist am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn das Department of Economic
and Technology Change auf entwicklungsökonomische Forschung ausgerichtet. In diesem Department
sind derzeit acht PostDocs und über 30 Doktoranden
tätig.
10 Das Konzept des BMELV
Leibniz-Institute im Geschäftsbereich des
BMELV
Am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittelund Osteuropa (IAMO, 60 Wissenschaftler) beschäftigt man sich mit entwicklungsökonomischen Fragen
ehemals sozialistsicher Staaten; Fragen der globalen
Nahrungsmittelsicherheit gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung.
Daneben leisten auch die übrigen im Geschäftsbereich des BMELV angesiedelten Leibniz-Institute,
namentlich
Y das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF),
Y das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. (IGZ),
Y das Leibniz-Institut für Agrartechnik PotsdamBornim e.V. (ATB),
Y das Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN),
Y die Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA),
welternährungsrelevante Beiträge.
Ressortforschungseinrichtungen des
BMELV
Die Ressortforschung des BMELV, insbesondere die
vier Bundesforschungsinstitute
Y Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Kulturpflanzen (JKI),
Y Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut
für Ernährung und Lebensmittel (MRI),
Y Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI),
Y von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut
für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (vTI),
sind fachlich breit aufgestellt und dienen in erster
Linie der Politikberatung der Bundesregierung;
u. a. auch im Themenbereich Welternährung.
Verbesserung von Produktion und Produktivität der
landwirtschaftlichen Erzeugung:
Y Entwicklung bodenschonender Anbaustrategien
für eine wasser- und ressourceneffiziente Produktion (JKI),
Y Verbesserung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethodik der Effektivität des Wassereinsatzes in
landwirtschaftlichen Betriebssystemen (ATB),
Y Aufklärung molekularer Grundlagen von Nutztieren zur Steigerung der ressourceneffizienten
Haltung und Zucht (FBN).
Reduzierung von Verlusten innerhalb der Lebensmittelkette:
Y Erarbeitung neuer Züchtungsmethoden und
Erschließung neuer Resistenzressourcen gegen
Schaderreger und abiotische Stressfaktoren (JKI),
Y Entwicklung nachhaltiger Verfahren für den integrierten Pflanzen- und Vorratsschutz (JKI),
Y Bekämpfung und Kontrolle von neuen und wiederaufkommenden Tierinfektionen (FLI),
Y Aufbau und Weiterentwicklung von effizienten
Tierseuchenbekämpfungssystemen (FLI),
Y Untersuchungen der Nacherntephysiologie von
Obst und Gemüse (MRI),
Y Prozessanalyse von Bodenlandschaften, insbesondere zu Erosionsprozessen (ZALF),
Y Erforschung genetischer Grundlagen von Nutztieren zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit
gegen Krankheiten (FBN).
Verbesserung der Ernährung („Nutrition“)
Y Erforschung von Nutzungsmöglichkeit von
Y
Y
Y
Daneben bringen auch die anderen Forschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des BMELV, also
das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und
das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ),
sowie die sechs zuvor genannten Leibniz-Institute
ihre Expertise bei Kooperationen mit Forschungseinrichtungen in Entwicklungsländern im Rahmen von
zahlreichen Kontakten, Kooperationsprojekten und
Weiterbildungsmöglichkeiten ein.
Insbesondere in den folgenden Bereichen haben die
Forschungseinrichtungen im Geschäftsbereich des
BMELV entwicklungsrelevante Kompetenzen.
Y
Beifang und kleinmaßigen Fischarten sowie Pflanzen als Proteinquellen (MRI),
Untersuchung der Mikrobiologie von Grundnahrungsmitteln zur Qualitätssteigerung der Lebensmittel (MRI),
Bewertung der Verbreitungswege mikrobieller
Risiken in der Lebensmittelkette (BfR),
Entwicklung technologischer Verfahren zur
Verbesserung der Lebensmittelqualität (DFA),
Analyse zur Minimierung unerwünschter
Lebensmittelinhaltsstoffe (MRI, BfR).
Das Konzept des BMELV 11
Ökonomische, ökologische und soziologische Herausforderungen der Welternährung:
Y Analyse der Preisbildung auf den internationalen
Agrarmärkten und Beurteilung von Konzepten zur
Beeinflussung von Preisschwankungen (vTI),
Y Analyse von Produktionssystemen (konventionell
/ökologisch) sowie der Nutzungskonkurrenz von
unterschiedlichen Produktionszweigen (vTI),
Y Entwicklung von Auswegen aus der Nutzungskonkurrenz (Bioenergie gegen Nahrungsmittel)
durch Energieerzeugung aus landwirtschaftlichen
Reststoffen (DBFZ),
Y Bewertung der Nachhaltigkeit unterschiedlicher
Landnutzungskonzepte, Entwicklung von Entscheidungshilfesystemen für Landnutzungsentscheidungen (ZALF),
Y Untersuchung der Veränderungen des Konsumverhaltens in Entwicklungsländern (MRI).
3.2 Forschungsförderung
Im Rahmen der Bundesregierung fördern insbesondere BMBF, BMZ und BMELV Forschung und Entwicklung für Welternährung. Ziel und Ausrichtung
der Förderprogramme und Instrumente sind so
gestaltet, dass sie sich gegenseitig sinnvoll ergänzen.
Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF)
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) hat seine Unterstützung der Agrar- und
Ernährungswissenschaften erheblich ausgeweitet.
Neben der langjährigen und umfangreichen Förderung der Pflanzenzüchtung, die eine wesentliche
Grundlage für die Lösung der Welternährungsproblematik bietet, wird der Aufbau von Kompetenznetzen
der deutschen Agrarforschung in einem Zeitraum von
5 Jahren mit insgesamt 40 Mio. Euro gefördert. Die
hier geförderten Projekte dienen der stärkeren Bündelung der deutschen Agrarforschungslandschaft in
thematisch fokussierten Bereichen.
Mit den Kompetenzzentren Klimawandel und angepasstes Landmanagement werden dauerhafte Strukturen im westlichen und südlichen Afrika etabliert,
die gemeinsame regionale Lösungsansätze erarbeiten.
Der im Jahre 2001 gestartete und mit insgesamt ca.
54 Mio. Euro unterstützte Forschungsschwerpunkt
BIOTA-Afrika fokussiert seine Forschungsaktivitäten auf die Regionen in West-, Ost- und Südafrika.
Hierbei spielen neben dem Fokus Biodiversität u. a.
Themen zur Bodenregeneration, Bodenbewirtschaftung und zur Ökosystemstabilität eine tragende Rolle
in den inter- und transdisziplinär strukturierten
Projekten.
12 Das Konzept des BMELV
2011 startet das BMBF zusätzlich eine Förderinitiative zur Welternährung, die die Thematik explizit aufgreift und in einem innovativen systemischen
und partnerschaftlichen Ansatz die Forschungsaktivitäten in Deutschland und Afrika vorantreiben wird.
Der Fokus der Aktivitäten des BMBF liegt auf der
Förderung der deutschen Forschungslandschaft zu
gesellschaftlich relevanten Themen. Der Forschungsansatz ist grundsätzlich eher grundlagenorientiert.
Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Das BMZ unterstützt die 15 internationalen Agrarforschungsinstitute der Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) sowie das
Weltgemüseforschungszentrum (AVRDC) in Taiwan
und das Afrikanische Insektenforschungsinstitut
(ICIPE) in Kenia. Im Hinblick auf die Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern kommt diesen multilateralen Einrichtungen
eine besondere Bedeutung zu.
Insgesamt stellt Deutschland für diese Maßnahmen
ca. 20 Mio. Euro jährlich zur Verfügung (2010:
21 Mio. Euro). Im Jahr 2009 beliefen sich die Ausgaben
der CGIAR insgesamt auf 572 Mio. US-Dollar.
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
(BMELV)
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) bringt sich
bisher in Ansätzen mit seiner Ressortforschung
(s. Kap. 3.1) auch zum Thema Welternährung ein.
Außerdem fördert BMELV Entwicklungsprojekte im
Rahmen der bilateralen technischen Zusammenarbeit
und der Zusammenarbeit mit der FAO als Beitrag zur
Sicherung der Welternährung .
Um diese Aktivitäten durch Forschung zu ergänzen,
sollen die Bundesforschungsinstitute und die anderen Forschungseinrichtungen, die vom BMELV mitfinanziert werden, Themen der Ernährungssicherheit
langfristig bearbeiten. Hier kommen insbesondere
auch die wissenschaftlichen Kompetenzen der Ressortforschung sowie ihre Expertise bei Politikberatung und -unterstützung im Agrar- und Ernährungsbereich zum Tragen. Das BMELV ist bestrebt, diese
Leistungsfähigkeit zunehmend auch in die internationale Agrarforschung zur Lösung globaler Probleme
wie der Sicherung der Welternährung einzubringen.
Dies wird im weiteren Verlauf dieses Konzepts näher
ausgeführt. (s. insbes. Kap. 4.1)
Darüber hinaus beabsichtigt das BMELV, bilaterale
entwicklungsorientierte Kooperationsvorhaben in
den Bereichen Forschung sowie Informations- und
Wissensmanagement zu fördern sowie ein Doktorandenprogramm für Nachwuchswissenschaftler aus
Entwicklungsländern aufzulegen. (Näheres s. Kap. 4.2)
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE) ist Projektträger für verschiedene Fördertitel
des BMELV. Die BLE engagiert sich auch im Informations- und Wissensmanagement für Welternährung,
koordiniert die Agrarforschungsthemen zur Beratung
des BMELV im Rahmen der EU und unterstützt das
BMELV beim bilateralen Treuhandfonds des BMELV
bei der FAO.
Das Konzept des BMELV 13
3.3 Netzwerke
Die Arbeitsgemeinschaft Tropische und Subtropische
Agrarforschung (ATSAF) e.V. als wissenschaftliche
Gesellschaft der international ausgerichteten Agrarund Ökosystemforschung in Deutschland ist seit über
20 Jahren als Kommunikations- und Informationsplattform aktiv, um die international ausgerichteten
Agrarwissenschaftler und Entwicklungsexperten zu
vernetzen. ATSAF e.V. unterstützt jährlich den Tropentag, fördert Anbahnungsreisen für Projekte mit
CGIAR-Zentren, vergibt Kongressreisestipendien,
initiiert Expertengespräche und bildet Kompetenzteams. Die Geschäftsstelle ist derzeit an der Universität Hohenheim angesiedelt.
Mit dem Ziel einer stärkeren Vernetzung der
gesamten deutschen Agrarforschung wurde am
26. Januar 2011 die Deutsche Agrarforschungsallianz
(DAFA) gegründet. Inzwischen sind mehr als
40 Forschungseinrichtungen Mitglied der DAFA
geworden (v. a. Universitäten, Fachhochschulen,
Leibniz- und Helmholtz-Institute, Ressortforschung
des Bundes und der Länder). Die DAFA strebt an, die
Potenziale der deutschen Agrarforschung in Fachforen zu bündeln und auf die Lösung bestimmter Kernaufgaben auszurichten. Diese Kernaufgaben beziehen
sich nicht nur auf in Deutschland zu lösende Probleme, sondern nehmen auch internationale Herausforderungen in den Blick. Das BMELV beabsichtigt,
die DAFA zu bitten, ein Fachforum „Welternährung“
einzurichten.
14 Das Konzept des BMELV
4 Zwei Aktionsfelder für das BMELV und
seinen Geschäftsbereich
Das BMELV und sein Geschäftsbereich – insbesondere
Ressortforschung und BLE – verfügen über zwei Ansatzstellen, mit denen sie nennenswerte Beiträge zur
Verbesserung der Welternährung leisten können:
(1) Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfen für das BMELV mit dem Ziel einer
umfassenden Beachtung der Welternährung bei
der Politikgestaltung
(2) Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit in der
Agrarforschung und dem Informations- und
Wissensmanagement
Beide Ansatzstellen bieten ein großes Potenzial und
sollen künftig verstärkt genutzt werden.
4.1 Umfassende Beachtung der Welternährung bei der
Politikgestaltung
Das BMELV ist gefordert, in internationalen Prozessen und Gremien komplexe Zusammenhänge zu
prüfen und Entscheidungen zu treffen, deren inhaltliche Durchdringung wissenschaftlichen Sachverstand
erfordert (globale Agrarmärkte, Bioenergie, Biodiversität, Klimawandel, Nutzungskonkurrenz, Demographie, Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln,
Ernährungsverhalten etc.). Eine für diese komplexen
Abschätzungen erforderliche Forschungsinfrastruktur muss auf aktuellem Stand vorgehalten werden.
Oft sind die jeweilig auftretende Fragestellungen
kurzfristig zu beantworten.
Hier liegt deshalb ein typisches Einsatzfeld für eine
moderne, international vernetzte Ressortforschung
(vgl. auch Wissenschaftsrat, November 2010). Die
Ressortforschung des BMELV ist an der Schnittstelle
von Agrar-/Ernährungsforschung und -politik angesiedelt, sieht die wissenschaftlich basierte Politikberatung als eine ihrer Kernaufgaben an und bietet die
erforderliche Kontinuität bei der Forschungs- und
Beratungstätigkeit.
(a) Inhaltliche Aspekte
der Politikberatung
Das „Konzept für eine zukunftsfähige Ressortforschung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)“ (Zukunftskonzept), auf dessen
Grundlage die Ressortforschung 2008 inhaltlich und
organisatorisch neu strukturiert wurde, sieht eine
Ausrichtung auf das Thema Welternährung nur in
einem Fachinstitut explizit vor, nämlich im Institut
für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik des Johann
Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Braunschweig.
In der praktischen Forschungsarbeit weisen allerdings zahlreiche weitere Arbeitsgebiete der Ressortforschung ebenfalls Bezüge zur Welternährung auf,
wenngleich dieser Bezug im Zukunftskonzept nicht
explizit aufgeführt ist. Zu nennen sind Pflanzenzüchtung, -bau und -schutz, Tiergesundheit und -haltung,
Ländliche Räume sowie Ernährung und Lebensmittel.
Diese Arbeitsgebiete können insofern für die Politikberatung in diesem Politikfeld ebenfalls nutzbar
gemacht werden. Dennoch muss festgestellt werden,
dass das Themenfeld „Welternährung“ in der Ressortforschung des BMELV bei der Neukonzeption insgesamt nur wenig prioritär verankert wurde, so dass
nunmehr eine Anpassung der inhaltlichen Prioritäten
geboten ist.
Das Konzept des BMELV 15
Es ist zu erwarten, dass ein erheblicher Teil des
Politikberatungsbedarfs des BMELV im Themenfeld
„Welternährung und Agrarpolitik“ liegt und somit
auch künftig auf die agrarökonomische Forschung
entfallen wird. Hierbei wird das vTI-Institut für
Marktanalyse und Agrarhandelspolitik gefordert sein,
das seinerseits im Wege der institutsübergreifenden
Zusammenarbeit und interdisziplinären Vernetzung
die betroffenen agrarökonomischen Institute sowie
weitere Fachinstitute in geeigneter Weise einbezieht.
Das Querschnittsthema Welternährung betrifft aufgrund seiner verschiedenen Facetten – und durch die
unlösbare Verknüpfung nationalen, EU-weiten und
internationalen Geschehens – viele Fachthemen des
BMELV. Daraus ergibt sich spezifischer wissenschaftlicher Entscheidungshilfebedarf, der sehr häufig auch
außerhalb der Agrarökonomie liegen wird.
Hier werden Beiträge der Bundesforschungsinstitute
mit Bezug zur Welternährung bereits in vielen Feldern geleistet, namentlich vom Julius Kühn-Institut,
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI),
vom Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut
für Ernährung und Lebensmittel (MRI), vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für
Tiergesundheit (FLI) und wiederum vom von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche
Räume, Wald und Fischerei (vTI). Daneben leisten
auch die übrigen im Geschäftsbereich des BMELV angesiedelten Forschungseinrichtungen, also das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Deutsche
Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und die sechs
in Kapitel 3.1 genannten Leibniz-Institute, wichtige
Beiträge. Besondere Bedeutung kommt der Intensivierung der Zusammenarbeit aller hier genannten
Einrichtungen beim Thema Welternährung zu.
Bei der nächsten Aktualisierung des BMELV-Forschungsplans wird der Forschungs- und Entscheidungshilfebedarf des BMELV zum Thema Welternährung differenzierter dargestellt.
(b) Organisatorische Aspekte der Politikberatung
Organisatorisch hat das Zukunftskonzept des BMELV
grundsätzlich günstige Voraussetzungen geschaffen,
um auch bei komplexen Fragen, die das Kompetenzfeld mehrerer Arbeitseinheiten betreffen, in kurzer
Frist wissenschaftlich basierte Einschätzungen und
Lösungsvorschläge einholen zu können. Entsprechende Anfragen werden an die Leitung des Bundesforschungsinstituts gerichtet, welches fachlich am
ehesten zur Bearbeitung der Fragestellung geeignet
erscheint, und im Bedarfsfall zieht diese Einrichtung
weitere Einrichtungen hinzu, um zu einer bestmöglichen Beantwortung der Fragestellung zu kommen.
Mit dem Ziel, die Bundesforschungsinstitute optimal
auf künftig zu erwartende Anfragen und Herausforderungen vorzubereiten, sieht das Forschungsmanagementkonzept des BMELV regelmäßige Fachgespräche zwischen den Fachabteilungen des BMELV
und den Forschungsinstituten vor. Dieser Mechanismus wird künftig auch für Fragen mit Bezug zur
Welternährung genutzt werden.
Bei übergreifenden Fragestellungen zur Welternährung, die über die fachliche Zuständigkeit des vTI hinausgehen und die Einbeziehung der Fachkompetenz
anderer Bundesforschungsinstitute erfordern, wird
das vTI bis auf weiteres als „erster Ansprechpartner“
16 Das Konzept des BMELV
4.2 Ausbau der bilateralen
wissenschaftlichen
Kooperation
Derzeit ist nur ein relativ kleiner Teil der deutschen
Agrarforschung speziell auf Fragen der Entwicklungsländer ausgerichtet. Diese Feststellung gilt nicht nur
für die Ressortforschung des BMELV, sondern auch für
die universitäre Agrarforschung und für die außeruniversitären Institute (z. B. Leibniz-Gemeinschaft).
für das BMELV fungieren. Dies gilt sinngemäß auch
für die Einbeziehung von Instituten außerhalb der
Ressortforschung. Sofern es für diese Einbeziehung
im Einzelfall erforderlich ist, Forschungsaufträge an
Dritte zu vergeben, soll dies im Rahmen des erprobten Verfahrens zur Vergabe von Aufträgen zur Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfen (EHVerfahren) unter der bestehenden Projektträgerschaft
der BLE erfolgen.
Die Einrichtungen mit Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des BMELV wurden im Rahmen des
Zukunftskonzepts mit einem breiten Kompetenzprofil versehen, welches für das Politikfeld „Ernährung, Lebensmittelsicherheit, Bioenergie, Land- und
Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und ländliche
Räume“ die meisten Regelungsaufgaben eines modernen Staatswesens abdeckt. Die Einrichtungen sind
national und international sehr gut vernetzt, um auch
wissenschaftliche Expertise anderer Forschungseinrichtungen für die Politikberatung in Deutschland
nutzbar zu machen.
Die für die Koordination der Bearbeitung übergreifender Fragestellungen erforderlichen Strukturen
sind beim vTI vorhanden und ggf. bedarfsgerecht zu
erweitern.
Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim
BMELV erarbeitet eine Stellungnahme, welche dem
BMELV und ggf. weiteren Ressorts eine grundlegende und politikübergreifende Orientierungshilfe zum
Themenfeld „Ernährungssicherung und nachhaltige
Ressourcennutzung“ geben soll. Um die verschiedenen wichtigen fachlichen Aspekte des breiten
Politikfeldes in dieser Stellungnahme hinreichend
berücksichtigen zu können, sollte die Option genutzt
werden, diese durch die BMELV-Ressortforschung
oder durch Forschungsaufträge des BMELV an andere
Einrichtungen zu ergänzen.
Allgemein gilt: Für den nachhaltigen Erfolg bilateraler wissenschaftlicher Kooperation ist es besonders
wichtig, diese strategisch in der Forschungslandschaft
zu verankern und dabei insbesondere die Netzwerkbildung in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht hier
um den Aufbau strategischer Partnerschaften zwischen Forschungseinrichtungen in Deutschland und
bestimmten Entwicklungs- und Schwellenländern.
Um die angestrebte strategische Verankerung zu
erreichen, soll auch auf die bereits bestehenden bzw.
sich derzeit herausbildenden Netzwerkstrukturen in
der deutschen Agrarforschung zurückgegriffen werden. Deshalb wird angestrebt, sowohl die ATSAF e.V.
als auch die DAFA eng in die Strategieentwicklung
einzubinden (vgl. Kapitel 3).
Das Konzept des BMELV 17
(a) Bilaterale Forschung mit
nationalen Partnern in ausge-
wählten Entwicklungsländern
Zur Unterstützung der Politik des BMELV zur Verbesserung der Welternährungssituation ist beabsichtigt,
geeignete bilaterale, anwendungsorientierte Forschungsvorhaben in Kooperation zwischen deutschen
Einrichtungen des Agrar- und Ernährungsbereichs
und entsprechenden Einrichtungen in ausgewählten
Entwicklungs- und Schwellenländern2 durchzuführen.
Sofern dabei entwicklungspolitische Belange berührt
sind, wird BMZ beteiligt.
Das BMELV entscheidet über Themenbereiche und
Vorhaben, die gefördert und bearbeitet werden sollen,
anhand objektiver Kriterien. So sollen sich die geförderten Kooperationsvorhaben auf Schwerpunktthemen beziehen, für die
a.) besondere Handlungsprioritäten bestehen und bei
denen
b.) besondere Kompetenzen in der deutschen,
international ausgerichteten Agrarforschung vorliegen.
Das BMELV bzw. die Einrichtungen seines Geschäftsbereichs bringen bei dem Förderverfahren ihre
Erfahrungen und aktuellen Kompetenzen im Agrar-,
Ernährungs- und Verbraucherschutzbereich bzw. ihre
Expertise hinsichtlich der zugehörigen anwendungsund praxisorientierten Forschung ein.
Die Vergabe der Fördermittel soll in einem kontinuierlich laufenden Verfahren (mehrere Vergaberunden
pro Jahr) erfolgen, um flexibel auf neue Themen und
Anforderungen reagieren zu können und um Kontinuität in der Forschungslandschaft zu fördern.
Bei den Forschungskooperationsvorhaben ist der
Aufbau nachhaltiger strategischer Partnerschaften
und produktiver Forschungsnetzwerke wesentliches
Förderziel. Gefördert werden sollen anwendungsorientierte Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse auf
einen konkreten Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der Welternährungssituation zielen. Fördermittel sollen dabei auch an Einrichtungen in Entwicklungsländern gehen.
(b) Informations- und Wissensmanagement zur Unterstützung der
Wissensaufbereitung und -verfügbarkeit sowie für eine effiziente
Forschungskoordinierung
(Welternährung)
Anstrengungen im Hinblick auf das Informationsund Wissensmanagement werden von der FAO und
anderen internationalen und europäischen Partnern
wie der CGIAR, dem Global Forum on Agricultural
Research (GFAR), dem Technical Centre for Agricultural and Rural Co-operation ACP-EU (CTA) und der
European Initiative for Agricultural Research for
Development (EIARD) unternommen. Auch deutsche Partner wie z.B. die ATSAF und die BLE sind hier
aktiv.
Es fehlt allerdings an Kapazitäten in Entwicklungsländern, Daten im eigenen Land zu erfassen und
zusammenzustellen sowie deren Verknüpfung mit
regionalen und nationalen Stellen und Netzen zu
realisieren. Innerhalb Deutschlands fehlt es – trotz
umfangreicher vorhandener Datenbestände im Bereich entwicklungsorientierte Agrarforschung und
Welternährung – an einer strukturell einheitlichen
und dauerhaften öffentlichen Verfügbarkeit dieser
Informationen. In den genannten Bereichen will das
BMELV mit gezielten Maßnahmen des Informationsund Wissensmanagements ansetzen. Es ist geplant,
Die Förderung ist damit komplementär zu der Förderung des BMBF und BMZ (vgl. Kap 3.2).
2 Eine konkrete Liste von Partnerländern ist noch unter Berücksichtigung von Kriterien (beispielsweise Hungerindex/Bedürftigkeit; bisherige Kooperation; Erfahrung aus technischer Zusammenarbeit) und unter Beteiligung des BMZ zu erstellen. Dabei sollte die besondere Rolle der BRIC-Staaten sowie der
Region Afrika in die Prüfung einbezogen werden.
18 Das Konzept des BMELV
ó nationale Einrichtungen in ausgewählten Ent-
wicklungsländern zu prioritären Themen, beispielsweise Verbesserung Markttransparenz, in
ihren Anstrengungen beim Informations- und
Wissensmanagement zur Verbesserung der
Ernährungslage vor Ort zu unterstützen;
ó die Zusammenarbeit zwischen nationalen Einrichtungen in Entwicklungsländern mit im Informations- und Kommunikationsbereich engagierten
internationalen Netzwerken4 wie den globalen
und regionalen Foren für Agrarforschung oder
in Afrika dem Comprehensive Africa Agriculture
Development Programme (CAADP) zu fördern
ó das Informations- und Wissensmanagement
deutscher Partner im Bereich der Welternährung
zu fördern und deren Vernetzung auszubauen, so
dass vorhandene Datenbestände leichter ausgewertet werden können und Wissen generiert und
verfügbar gemacht wird.
3
Durch die Maßnahmen werden bereits erarbeitetes
Wissen und vorhandene Kompetenzen dort verfügbar
gemacht, wo sie konkret benötigt werden. Sie stellen
so besonders kosteneffiziente Möglichkeiten dar,
einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährungssituation zu leisten.
3
4
(c) Bilateraler Wissenschaftleraustausch
Um die Forschungspartnerschaften anzustoßen bzw.
zu vertiefen, soll das Instrument des bilateralen Wissenschaftleraustausches auch für die unter Nummer
4.2 a auszuwählenden Entwicklungsländer genutzt
werden. Hierzu sollen anschließend in bilateralen
Konsultationsprozessen länderspezifische Forschungsschwerpunkte festgelegt werden.
Das Instrument des bilateralen Wissenschaftleraustauschs soll auch dahingehend überprüft und
möglichst angepasst werden, dass es gezielt Doktoranden aus Entwicklungsländern in deutschen
Agrarforschungseinrichtungen, insbesondere der
Ressortforschung und Leibniz-Instituten des BMELVGeschäftsbereichs, fördern kann. Auf die komplementäre Ausgestaltung des Programms hinsichtlich der
Maßnahmen anderer Ressorts und Förderorganisationen wird geachtet.
Projektträger ist die BLE.
Eine konkrete Liste von Partnerländern ist noch unter Berücksichtigung von Kriterien (beispielsweise Hungerindex/Bedürftigkeit; bisherige Kooperation, Erfahrung aus technischer Zusammenarbeit) und unter Beteiligung des BMZ zu erstellen. Dabei sollte die besondere Rolle der BRIC-Staaten sowie der Region Afrika in die Prüfung einbezogen werden.
Eine konkrete Liste von Netzwerken ist noch mit Hilfe von Kriterien zu erstellen.
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin
Stand
Juni 2012
Text
BMELV, Referate 622, 225
Gestaltung
design.idee, büro_für_gestaltung, Erfurt
Bildnachweis
BMELV, BLE, BfR, MRI, nolte pictures,
Cyril PAPOT/Fotolia.com, meryll/Fotolia.com,
zatletic/Fotolia.com, winni/Fotolia.com
Druck
BMELV
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Postfach 48 10 09 | 18132 Rostock
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