131027 100 Jahre Posaunenchor Bayreuth Altstadt

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Unsere 100 Jahre Posaunenchor Altstadt sind Teil
einer wundersamen Geschichte Gottes mit uns
Menschen, wie die Bibel sie uns erzählt.
Sie werden diese Geschichte kennen lernen, wenn
Sie zwei Posaunen bei ihrem Gespräch zuhören:
100 Jahre Posaunenchor Bayreuth Altstadt
Festgottesdienst am 27. Oktober 2013
Liebe Festgemeinde!
100 Jahre Posaunenchor Bayreuth Altstadt. Dieser
Posaunenchor ist älter als wir alle. Im Jahr 1913 –
noch vor dem ersten Weltkrieg haben sich
Menschen zusammengetan, um in Gottesdiensten
der Altstadtgemeinde – damals noch in der
Gottesackerkirche – zu spielen. Ihr Gründungswerk
hat Bestand bis heute.
Wir sind diesen mutigen, musikalischen Gründern –
allen voran Friedrich Eppelein – dankbar und allen,
die seither den Chor durch Leitung und treue
Mitwirkung durch die Jahrzehnte getragen haben.
Man bedenke, dass dieser Chor sogar im
Guinessbuch der Rekorde steht, weil er im Jahr
2001 sieben aktive Mitglieder hatte, die vor
mindestens 49 Jahren eingetreten sind. Zwei davon
spielen heute immer noch mit.
Das nenne ich Treue und Tradition – Tradition im
Sinne von über viele Jahre weitertragen. Trompeteund Posaunespielen sind übrigens nicht irgendeine
Tradition. Sie sind sogar eine biblische Tradition.
GG kommt mit beiden Posaunen
GG: Sag einmal Tenorposaune, hast Du das gehört,
was die Regionalbischöfin gesagt hat, – der
Posaunenchor sei Teil einer wundersamen
Geschichte Gottes mit den Menschen und er
stünde in einer biblischen Tradition. Wie hat sie
denn das gemeint?
DG: Hallo Bassposaune! Wie sie das gemeint hat,
weiß ich auch nicht. Aber wir können ja selber mal
in der Bibel blättern und schauen, ob da was von
uns drinsteht.
GG: Von uns Altstädtern? Von unserem
Posaunenchor hier in Bayreuth?
DG: Ja freilich. So hab ich die Regionalbischöfin
verstanden.
GG: Na wenn Du meinst. Dann schlag´ mal Deine
Bibel auf.
DG: Fangen wir doch ganz hinten bei der
Offenbarung an. Vielleicht offenbart sich uns dann
was.
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GG: Oh, die Offenbarung ist das schwerste Buch in
der Bibel, weil Johannes seine schwer verdaulichen
Visionen beschreibt. Ich versteh da vieles nicht.
DG: Ich auch nicht. Vielleicht kommen in den
Visionen auch gar keine Posaunen vor?!
GG: Doch! Ich hab da gerade was gefunden.
DG: Lies vor:
Offenbarung 8,1f.,6-8a.
GG: „Und als das Lamm das siebente Siegel
auftat…“
DG: Mit dem Lamm ist Jesus Christus gemeint.
GG: Unterbrich mich nicht. „Und als das Lamm das
siebente Siegel auftat, entstand eine Stille im
Himmel etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah
die sieben Engel, die vor Gott stehen und ihnen
wurden sieben Posaunen gegeben.“
DG: Ah, das erklärt, warum in Barockkirchen so
viele Engelchen mit Posaunen aus Stuck an der
Decke kleben. Das kommt vielleicht von dieser
Bibelstelle her.
GG: Du sollst mich nicht unterbrechen. Es geht
nämlich noch weiter mit den Posaunen: „Und die
sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich
gerüstet zu blasen. Und der erste blies seine
Posaune; und es kam Hagel und Feuer, mit Blut
vermengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil
der Erde verbrannte. Und der zweite Engel blies
seine Posaune; und es stürzte etwas wie ein großer
Berg mit Feuer brennend ins Meer…“
DG: Hör auf, das ist ja schrecklich. Das passt ja gar
nicht zu den Barockengelchen. Ich will nicht wissen,
wie das weitergeht und ausgeht.
GG: Doch, das solltest Du wissen, weil nach diesem
Gericht noch etwas Wunderbares folgt.
DG: So?
GG: Das steht auch in der Offenbarung. Nach
diesem Gericht, das die Posaunen ankündigen,
schafft Gott einen neuen Himmel und eine neue
Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt, ohne
Schmerzen und Tränen. Das Alte vergeht und alles
wird neu. Gott wird bei den Menschen wohnen.
Leid und Geschrei werden nicht mehr sein. Das Alte
ist vergangen.
DG: Das ist wunderschön, dass dies Gottes Ziel mit
unserer Welt ist. – Tragen die Engel mit den
Posaunen dann also dazu bei, dass das Alte vergeht
und die neue Welt kommt?
GG: Ja, in gewisser Weise schon.
DG: Du, das ist doch auch ein wenig so beim
Posaunenchor Altstadt, wenn er an Ostern in der
Früh auf dem Friedhof bläst. Sie spielen das Lied:
„Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln
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wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.“ Auf
dem Friedhof verkünden sie, dass Tränen und Leid
ein Ende haben und Christus neues Leben bringt. –
Aber Posaunenchormitglieder sind keine Engel.
GG: Vielleicht doch! Das würde ich jetzt nicht so
eng sehen. Engel sind ja Boten Gottes. Und wenn
die Bläser davon spielen, dass Christus lebt und wir
leben werden, dann sind die Bläser Boten Gottes –
also Engel.
DG: Du, jetzt fällt mir gerade was ein. Paulus redet
auch von der letzten Posaune, an zwei Stellen
sogar; im ersten Korintherbrief und im ersten
Thessalonicherbrief.
GG: Den Korinther finde ich schneller, der steht
hinter dem Römerbrief.
DG: Lies mal vor.
GG: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir
werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle
verwandelt werden; und das plötzlich, in einem
Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.“
DG: Da haben wir sie wieder, die letzte Posaune.
GG: Unterbrich mich nicht. Es geht noch weiter.
„Denn es wird die Posaune erschallen, und die
Toten werden auferstehen unverweslich und wir
werden verwandelt werden;“
Diese Bibelstelle verstärkt die positive Botschaft,
dass Christus Leben schenkt, wenn er
wiederkommt und alle, die an ihn glauben
zusammenruft, die Gestorbenen und die
Lebenden.
DG: Diesen Gedanken hat der Evangelist Matthäus
auch.
GG: Du weißt ein Zeug.
DG: Na ja, als Posaunist wird man mit der Zeit
bibelfest. Wenn man im Gottesdienst spielt, dann
hört man automatisch die Lesungen und die
Predigten auch. Das färbt ab.
GG: Stimmt. Eigentlich gar kein schlechter
Nebeneffekt vom Posaunenspiel. – Inzwischen hab
ich auch schon die Stelle bei Matthäus gefunden,
die Du meinst.
DG: Lies vor:
GG: „Und er wird“
DG: Du, musst schon dazu sagen, wer der „er“ ist.
GG: Na, der Menschensohn, also Jesus Christus. Er
kommt wieder mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Das steht im Vers davor. – Darf ich jetzt
weiterlesen?
DG: Ja:
GG: „Und er wird seine Engel senden mit hellen
Posaunen, und sie werden seine Auserwählten
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sammeln von den vier Winden, von einem Ende
des Himmels bis zum anderen.“
DG: Oh, da ist wieder diese wichtige Aufgabe der
Posaunen.
GG: Welche?
DG: Na, dass die Posaunen dazu dienen, die
Menschen zu sammeln. Diese Bedeutung haben sie
ja auch noch bei ganz anderen Bibelstellen, z.B. im
Alten Testament im Buch Jesaja. Schau mal im
Kapitel 27.
GG: Das Kapitel hat eine schöne Überschrift:
„Israels Erlösung“. Wenn ich das Kapitel so
überfliege, dann geht es darum, dass Israel
zerstreut in Ägypten und Assyrien lebt und aus
diesem Exil erlöst wird und heim nach Israel darf.
DG: Und, wie lautet nun genau der Text zu den
Posaunen?
GG: „Zu der Zeit wird man mit einer großen
Posaune blasen, und es werden kommen die
Verlorenen im Lande Assur und die Verstoßenen
im Lande Ägypten und werden den Herrn anbeten
auf dem heiligen Berg zu Jerusalem.“
DG: Na, einen heiligen Berg haben wir hier in der
Altstadt nicht.
GG: Aber die Kirche liegt trotzdem an der höchsten
Stelle der Altstadt; das Gasthaus Becher zum
Beispiel liegt deutlich tiefer.
DG: Und unser Posaunenchor sammelt die Leute
auch. Er spielt ja manchmal auch vor dem
Gottesdienst.
GG: Meinst Du, dass auch nur eine einzige Person
noch in den Gottesdienst kommt, nur weil sie den
Posaunenchor hört?
DG: Nein, das nicht. Aber es funktioniert trotzdem,
dass der Posaunenchor Gemeinde sammelt.
Denn wenn angekündigt ist, dass der
Posaunenchor spielt, kommen mehr Leute, weil sie
ihn eben gerne hören.
GG:
Und außerdem sind mehr Leute im
Gottesdienst, weil mit vielen Bläsern und
Bläserinnen
andere
Familienmitglieder
mitkommen.
DG: Also – unsere Posaunen sammeln die
Gemeinde auch.
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GG: Mir fällt aber gerade etwas ganz anderes noch
auf. In unserem Posaunenchor gibt es haufenweise
Trompeten. Über die haben wir noch gar nicht
gesprochen. Die kommen bestimmt nicht in der
Bibel vor.
DG: Doch, doch.
GG: Na so was. Da haben sie aber Glück gehabt.
Wo denn?
DG: Schlag mal das vierte Mosebuch auf, Kapitel
10:
GG: Da steht: „Und der Herr redete mit Mose und
sprach: Mache dir zwei Trompeten von
getriebenem Silber und gebrauche sie, um die
Gemeinde zusammenzurufen…“ – oh!
DG: Was, oh!?
GG: es geht weiter: „und wenn das Heer
aufbrechen soll.“ Es geht bei den Trompeten um
ein Versammeln zum Krieg. Weiter unten heißt es:
„Wenn ihr aber laut trompetet…“
DG: Ja, das können unsere Trompeten.
GG: Willst Du nun hören, was da steht, oder nicht!
DG: Doch, doch.
GG: „Wenn ihr aber laut trompetet, so sollen die
Lager aufbrechen, die nach Osten zu liegen. Und
wenn ihr zum zweiten Mal laut trompetet, so
sollen die Lager aufbrechen, die nach Süden
liegen.“ – Also, das finde ich jetzt nicht so schön,
dass die Trompeten bei der Kriegsführung
eingesetzt wurden.
DG: Die Posaunen aber auch. Das war damals
üblich.
GG: Stimmt, wir haben ja vorhin die Geschichte
gehört, dass die Bundeslade schweigend und nur
mit Posaunenschall sieben Tage lang um Jericho
herumgetragen wurde. – Sag einmal, was hat es
eigentlich mit der Bundeslade auf sich?
DG: In der Bundeslade wurden die zwei steinernen
Tafeln transportiert, auf denen die 10 Gebote
standen. Die 10 Gebote waren für Israel das
wichtigste und schönste, was sie aus der Zeit der
Wüstenwanderung nach Jerusalem mitbrachten.
Die Bundeslade war für sie das Zeichen, dass Gott
mitten unter ihnen ist. Sie freuen sich über die
Bundeslade und an den Geboten. Lies dazu mal 1.
Chronik, Kapitel 15, da kommen nämlich Posaunen
und Trompeten vor.
GG: „So brachte ganz Israel die Lade des Bundes
des Herrn hinauf mit Jauchzen, Posaunen,
Trompeten und hellen Zimbeln, Psaltern und
Harfen. Als nun die Lade des Bundes des Herrn in
die Stadt Davids kam sah Michal, die Tochter Sauls,
zum Fenster hinaus und als sie den König David
tanzen und spielen sah, verachtete sie ihn in ihrem
Herzen.“ – Warum verachtet Michal den König
David?
DG: Michal war Davids Frau und David war bis auf
einen Lendenschurz nackt, als er tanzte.
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GG: Oh. Daran waren aber weder die Posaunen
noch die Trompeten Schuld.
DG: Nein, und auch die Harfen nicht. David war in
Ekstase, weil er sich so freute über die Bundeslade,
die 10 Gebote und die Gegenwart Gottes. Übrigens
spielen sowieso die Trompeten und Posaunen in
der Bibel dann, wenn die Menschen glauben und
feiern, dass Gott gegenwärtig ist.
GG: Nun wird´s aber spannend. Trompeten und
Posaunen haben etwas mit der Gegenwart Gottes
zu tun?
DG: Ja. Am deutlichsten wird das sogar in der
Erzählung, in der Gott am Berg Sinai die 10 Gebote
dem Volk Israel gibt.
GG: Also muss ich nachschlagen im zweiten Buch
Mose.
DG: Na, Du bist ja auch ganz schön bibelfest.
GG: Geht schon. Also da steht: „Als nun der dritte
Tag kam und es Morgen ward, da erhob sich ein
Donnern und Blitzen und eine dichte Wolke auf
dem Berge und der Ton einer sehr starken
Posaune. Das ganze Volk aber, das im Lager war,
erschrak. Und Mose führte das Volk aus dem Lager
Gott entgegen … . Und der Posaune Ton ward
immer stärker. Und Mose redete und Gott
antwortete ihm laut.“ – Ja, da ist die Posaune
wirklich Symbolinstrument für Gottes Gegenwart.
DG: Deshalb gehören sie auch schon von Beginn an
zu den Festgottesdiensten im Volk Israel.
GG: Und die Trompeten auch?
DG: Ja, die Trompeten auch. Salomo ließ die Zahl
der Trompeter für die Gottesdienste sogar auf 120
erhöhen.
GG: Oh, da ist unser Chor aber noch
erweiterungsfähig.
DG: Ja, ganz bestimmt. Wer will kann sofort mit der
Ausbildung anfangen, egal wie alt er oder sie ist: 10
oder 50. Der Chor soll schließlich weitere 100 Jahre
bestehen.
GG: Also lass mich mal zusammenfassen. Wir
haben doch jetzt drei Bedeutungen von Trompeten
und Posaunen herausgearbeitet, die so auch im
Altstadtchor vorkommen:
Erstens: Sie verkünden als Boten Gottes
sogar mitten auf dem Friedhof, dass Trauer
und Schmerz vergehen, weil Christus
auferstanden ist.
Sie tragen zweitens dazu bei, dass sich die
Gemeinde versammelt und mehr Menschen
in den Gottesdienst kommen.
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Und drittens spielen sie dort, wo Gottes
Gegenwart erwartet oder erbeten wird. Sie
sind also Symbolinstrument für seine
Gegenwart.
Aber das wichtigste haben wir noch nicht erwähnt.
DG: Was?
GG: Trompeten und Posaunen helfen, Gott zu
loben. Psalm 98: „Lobet den Herrn mit Harfen, mit
Harfen und Saitenspiel.“
DG: Das sind andere Instrumente.
GG: Es geht doch noch weiter: „Mit Trompeten und
Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!“
DG: Ja klar. Das ist wohl die vierte und wichtigste
Aufgabe und Gabe aller Instrumente im
Posaunenchor, dass sie helfen den Herrn, den
König, Christus – eben unseren großen
Gott – zu loben. Und hätte man zu biblischen
Zeiten schon unsere wunderbaren Hörner und
Tuben gekannt, wären die auch erwähnt. Alle
Instrumente im Posaunenchor haben diese vier
Aufgaben.
GG: Wie schön, dass der Posaunenchor Aufgaben
hat, die schon in der Bibel stehen. Seine 100 Jahre
gehören zur biblischen Geschichte und die reicht
bis heute. Meinst Du, das hat die Regionalbischöfin
gemeint?
DG: Ja, ich glaube, genau das hat sie gemeint. –
Jetzt haben wir ihr die ganze Predigt abgenommen.
GG: Auch gut.
(Gottfried nimmt beide Posaunen mit weg.)
Jetzt bin ich wieder da und die beiden Posaunen
sind gegangen. Ich habe mir das auch alles
angehört und meine, ich brauche eigentlich gar
nichts mehr zu sagen, sondern nur noch:
Amen.
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Dr. Dorothea Greiner
Regionalbischöfin
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