Physik für Mediziner KAPITEL 1: BIOMECHANIK – BIOSTATIK ................................................................................................. 2 KAPITEL 2: BIOPHYSIK VON STRÖMUNGEN ........................................................................................... 4 2.1 DAS BLUTKREISLAUFSYSTEM ........................................................................................................................ 4 2.2 STRÖMUNGSEIGENSCHAFTEN IM KREISLAUFSYSTEM ..................................................................................... 4 2.3 BLUT ALS VISKÖSE FLÜSSIGKEIT .................................................................................................................... 5 2.4 GEFÄßQUERSCHNITTE .................................................................................................................................... 5 2.5 UMSCHLAGEN IN TURBULENZEN.................................................................................................................... 6 2.6 PULSSCHLAG .................................................................................................................................................. 6 2.7 BLUTDRUCK ................................................................................................................................................... 7 KAPITEL 3: WELLENAUSBREITUNG IN GEWEBE ................................................................................... 8 3.1 DAS LICHT ..................................................................................................................................................... 8 3.2 DAS AUGE ALS OPTISCHES INSTRUMENT........................................................................................................ 8 3.2.1 Fehlsichtigkeit ........................................................................................................................................ 9 3.2.2 Das Auge als Lichtsensor (Farbsehen) .................................................................................................. 9 3.3 SCHALL ........................................................................................................................................................ 11 3.4 MEDIZINISCHE ULTRASCHALLANWENDUNGEN ............................................................................................ 11 3.5 ULTRASCHALL ............................................................................................................................................. 13 3.5.1 Echo-Verfahren .................................................................................................................................... 13 3.5.2 US-Imaging .......................................................................................................................................... 13 3.5.3 Doppler-Effekt ...................................................................................................................................... 13 3.5.4 US-Therapie ......................................................................................................................................... 14 3.5.5 US-Auflösungvermögen ........................................................................................................................ 14 3.5.6 Artefakte ............................................................................................................................................... 15 3.5.7 Sicherheitsbestimmungen ..................................................................................................................... 15 3.5.8 Vergleich US-Röntgen .......................................................................................................................... 16 3.6 BIOPHYSIK DES HÖRENS .............................................................................................................................. 16 KAPITEL 4: BIOSYSTEME UND ELEKTROMAGNETISCHE FELDER................................................ 18 4.1 BIOGENE FELDER UND BIOSENSOREN .......................................................................................................... 18 4.1.1 EKG ...................................................................................................................................................... 19 4.1.2 EEG ...................................................................................................................................................... 19 4.2 DIE ZELLE ALS DIELEKTRIKUM .................................................................................................................... 20 4.3 WIRKUNGEN VON EMF AUF DEN MENSCHLICHEN KÖRPER .......................................................................... 20 4.4 NICHT IONISIERENDE ELEKTROMAGNETISCHE STRAHLUNG ......................................................................... 21 4.5 WIRKUNGEN VON GLEICH- UND WECHSELSTROM ....................................................................................... 22 4.6 IONISIERENDE STRAHLUNG .......................................................................................................................... 23 4.6.1 Strahlugsabschwächung, atomare Anregung und Ionisation ............................................................... 23 4.6.2 Wechselwirkung von Röntgen- und Gammastrahlung mit Materie ...................................................... 24 4.6.3 Wechselwirkung von Teilchenstrahlung mit Materie ........................................................................... 25 KAPITEL 5: BILDGEBENDE VERFAHREN ................................................................................................ 26 5.1 RÖNTGENDIAGNOSTIK ................................................................................................................................. 26 5.2 RÖNTGEN-CT ............................................................................................................................................... 28 5.3 BILDGEBENDE VERFAHREN DER NUKLEARMEDIZIN .................................................................................... 29 5.4 MAGNETRESONANZTOMOGRAPHIE .............................................................................................................. 29 © 2001 Henninger Benjamin 1/33 Kapitel 1: Biomechanik – Biostatik Beanspruchung: ist die durch Belastung hervorgerufene Folgeerscheinung im Material. Die Belastung hängt dabei von der kraftaufnehmenden Fläche ab. „mechanische Spannung“: während der Verformung auftretenden inneren Kräfte pro Flächenelement nennt man mechanische Spannung. Beanspruchungsarten: Zug Kräfte wirken normal auf die Fläche →Stauchbruch Druck Kräfte wirken normal auf die Fläche →Stauchbruch Schub Kräfte wirken parallel zur Fläche →Scher(Schub)bruch Torsion Kräfte wirken parallel zur Fläche →Torsionsbruch Biegung Kräfte greifen ungleichmäßig an →Biegungsbruch Formeln: Normalspannung F senkrecht auf die Fläche [N/m²] Schubspannung F parallel zur Fläche [N/m²] Evolutionäre Anpassung an die Beanspruchung auf allen Organisationsebenen: 1. 2. 3. Makroskopische Gestalt [ in dm bis cm ] Form der Knochen, Gelenke, Angriffspunkte der Sehnen und Gelenke Mesoskopische Struktur [ in mm bis μm ] Anordnung und Ausrichtung von Feinbauelementen Mikroskopischer Aufbau von Biomaterialien [ in μm bis nm 10 -6 bis 10-9 ] Strukturproteine, Kollagen usw. Der Bewegungsapparat besteht aus einem passiven (Binde- und Stützgewebe) und einem aktiven (Muskeln) Teil. Gestaltsanpassung: Endsoskelett (=Innenskelett) bei Wirbeltieren Vorteile:Beweglichkeit, Möglichkeit zur Gestaltveränderung Nachteile: Kein Schutz Exoskelett (=Außenskelett) bei Insekten Vorteile: Schutz Nachteile: keine aktive Atmung möglich Prinzip der Biologischen Leichtbauweise: Verwendung des Minimalprizips, d.h. daß bei einem Minimum an Material ein Maximum an Festigkeit gegeben ist. Tritt dort auf, wo lokal geringe mechanische Spannungen auftreten, aber so, daß das Gewebe immer noch Höchstbelastungen standhalten kann. Strategien gegen Biegebelastung: ▪Optimierung des Querschnittprofils (z.B. Doppel-T-Träger) Flächenträgheitmoment Jaxial: Je größer Jaxial desto kleiner ist die Durchbiegung ▪Strang von Einzelfasern – gute Verbiegbarkeit, gute Zugbelastbarkeit ▪Knickbildung – angreifende Kräfte verlaufen innerhalb des Körpers ▪Zuggurtunsprinzip – Entlastung durch geschickt plazierte Gegengewichte oder Gegenzug © 2001 Henninger Benjamin 2/33 Gelenke sind bewegliche Verbindungen, die Zug- und Druckkräfte übertragen können, nicht jedoch Drehmomente! Strukturanpassung: Die Strukturanpassung (Feinbau) spielt eine wichtige Rolle für die Belastbarkeit – Prinzip der funktionellen Anpassung. Manche Strukturen passen sich ständig an die mechanischen Beanspruchungen an – Anpassung an eine Funktion durch Ausübung derselben durch: -Menge und Verteilung des Gewebes -Trajektorielle Ausrichtung („Fachwerkbauweise“) Beispiele: Lamellenknochen Materialverstärkung auf der Druckseite der Substantia Compacta, Ausrichtung der Trajektorien in der Substantia Spongiosa nach Linien gleicher Zug- und Druckbelastung. Sichtbar wird dieser Vorgang durch Polarisation und Beugung. Auf die Hüfte wirkt eine Zug- und Druckbelastung. Bei Coxa Vara wird vermehrt Biegebeanspruchung ausgeübt, Coxa Valga vermehrt Druckbeanspruchung wegen des größeren Winkels. Mechanische Eigenschaften von Biomaterialien: Die meisten Materialien besitzen einen linearen Bereich in der Verformung – die Verformung ist proportinal zur Stärke der Belastung oder „je stärker die Einwirkung, desto größer die Verformung“. ▪ Elastische Verformung: Reversibler (=umkehrbarer) Prozeß; z.B. Gummi, Schaumstoff ▪ Plastische Verformung: Irreversibler (=nicht umkehrbarer) Prozeß; z.B. Plastilin, Kaugummi die Form bleibt nach dem Abklingen der Belastung bestehen ▪ Viskoelastische Verformung: Reibung → nicht nur die Größe einer Kraft, sondern auch der Zeitverlauf spielen eine Rolle; z.B. Ketchup-Flasche ·Adabastische Verformung: Langsam, sodaß sich das System anpassen kann ·Diabatische Verfomung: Schnell, sodaß das System nicht reagieren kann Synovia: ▫Reibungseffekt minimal ▫Elastische und plastische Verformung möglich Verformungen sind im Linearitätsbereich durch folgende Materialkonstanten charakterisierbar: -Elastizitätsmodul: [N/m²] -Kompressionsmodul: [N/m²] -Kompressibilität: Die Druckfestigkeit verhält sich im Knochengewebe zur Zugfestigkeit im Vehältnis 4:3. d.h. Zug ist schlechter als Druck Das Elastizitätsmodul ist in Längsrichtung ca. 2mal so groß, wie in Querrichtung 1.) Faserknorpel: realtiv spröde; z.B. Menisci, Bandscheibe 2.) Hyaliner Knorpel: „Wasserkissen“-Funktion (gegen Kompression = Schutz vor Volumsänderung); z.B. Gelenkflächen 3.) Elastischer Knorpel; gute Elastizität; z.B. Ohrmuschel Beispiel: die Bandscheibe = Zwischenwirbelscheibe Außenring (Anulus fibrosus) ├gegen Zug- und Druckbeanspruchung Alternierender Verlauf der Kollagenfasern ├gegen Schub- und Torsionsbeanspruchung Kern (nucleus pulposus) - Wasserkissen ├gegen Kompression + Dämpfungelement © 2001 Henninger Benjamin 3/33 Kapitel 2: Biophysik von Strömungen 2.1 Das Blutkreislaufsystem ist für den Transport von Stoffen (Atemgase, Nährstoffe, Hormone, Abwehrstoffe) und von Wärme zuständig. Aufbau und Dimensionierung: Das Herz (300g schwer, 785ml Volumen) ist ein Hohlmuskel mit 2 Vorhöfen (=Arterien, als Zuflußreservoir) und 2 Kammern (=Ventrikel, als eigentliche Pumpen). Eine gerichtete Strömung wird durch Herzklappen erreicht, sie haben eine sogenannte Gleichrichterfunktion: Arterien (Vorhof) ↓ ↓ Ventrikel (=Vorhof) ↓ ↓ Arterien Atrioventrikularklappen: Verhindern Rückstrom aus den Ventrikeln in die Vorhöfe Arterienklappen: Verhindern den Rückstrom aus den großen Arterien in die Ventrikel Herzarbeit pro Zyklus (60s): 70 Schläge – 1,2 J (W) - 1,4 Watt (Leistung) Schlagvolumen: pro Schlag 60-70 ml aus dem linken Ventrikel in die Aorta Herzminutenvolumen: [bei 70 Schlägen/min] 70/min × 70ml = 4,9l/min Blutvolumen: 5 bis 6 Liter (1/12 der Körpergewichtes) Arterien bilden den Abfluss und Venen bilden den Zufluss, der Stoffautausch erfolgt in den Kapillaren. Gesamtlänge der Blutgefäße: 10.000 km Gefäßdurchmesser: Aorta 3cm Kapillaren 6μm Strömungsgeschwindigkeit: 24cm/s Aorta 0,05cm/s Kapillaren Regulationsmechanismen: ·Gefäßerweiterung ·Herfrequenzerhöhung Unterscheidung in Parallel- und Serienschaltung. Bei der Parallelschaltung ist der Vorteil, daß sich der Körper viel schneller nach den Gegebenheiten einstellen kann; z.B. fällt ein Organ aus, funktionieren die anderen weiter. 2.2 Strömungseigenschaften im Kreislaufsystem Für stationäre, laminare Strömungen einer viskosen Flüssigkeit durch starre Zylinderrohre gelten folgende Gesetze: ▪Hagen-Poiseulle-Gesetz: Die Strömstarke wächst mit der 4.Potenz des Querschnittradius. η = dynamische Viskosität Δp = p2 – p1 ..... Druckdifferenz ▪Bernoulli-Gesetz: „Der Druck in einer idealen, strömenden Flüssigkeit nimmt ab, sobald sie schneller oder aufwärts fließt.“ p ..... statischer Druck ρ ..... Schweredruck ½ ρ v² ..... dynamischer Druck oder Staudruck © 2001 Henninger Benjamin 4/33 Diese beiden Gesetze gelten jedoch nur bedingt, da es sich beim Blut und den Blutgefäßen nicht um eine ideale Flüssigkeit oder starre Rohre handelt: 1. Blut ist keine Newton’sche Flüssigkeit 2. Keine starren Wände 3. Keine rein laminare Strömung 4. Keine stationäre Strömung ►sondern eine Suspension von Blutzellen ►sondern elastische (regulierbare) Gefäßwände ►umschlagen in Turbulenzen (pathol. Veränd.) ►sondern gepulst (Herzschlag) 2.3 Blut als visköse Flüssigkeit Was ist Blut? - Blut ist eine Suspension von Zellen in zäher Flüssigkeit: Blutplasma + Blutkörperchen □Blutflüssigkeit (Plasma): 9% Eiweiße: Albumine → osmotischer Druck; Globuline, Fibrinogen → Gerinnung, Viskosität Wasser anorganische Salze Transportstoffe (Nahrungsstoffe, Immunkörper, Enzyme, Hormone) □Blutkörperchen (Zellen) - ca. 48% des Blutes: Erythrozyten Ø 8μm Leukozyten Ø 7-15μm Thrombozyten Ø 2-3μm → Viskosität Vor allem das Fibrinogen und die Erythrozyten beeinflussen die Viskosität stark! Blutserum: Blut ohne Blutkörperchen, ohne Fibrin → nicht mehr gerinnbar, wäßrige Lösung Faktoren, die die Viskosität beeinflussen: ●Erythrozyten, Fibinogen ●Temperatur – bei 0° ist Blut 2mal so viskos wie bei 37° ●Hämatokrit = Bestandteil der Blukörperchen ♂ 40-54% ♀ 37-47% ●Größenverhältnis Erythrozyten zum Gefäßquerschnitt ( am geringsten bei etwa gleicher Größe → Fahraeus-Lindquist-Effekt) Große Blutgefäße (η↑): Ø = 100 × ØZellen Parabolisches Flüssigkeitsverhalten → Rand und Mitte haben verschiedene Fließgeschwindigkeiten→ Axialstrom (Zellen in der Mitte) → die Viskosität wird erhöht Kapillaren (η↓): Ø = ØZellen Fahraeus-Lindquist-Effekt; Zellen müssen sich durch Kapillaren (Ø =7μm) quetschen; Wände sind glatt; Erythrozyten gleiten wie auf Schienen; kleine turbulente Strömungen → Vorteil für Stoffaustausch. 2.4 Gefäßquerschnitte Strömungswiderstand: ist definiert als Stromstärke pro Druckgefälle – Strömungswiderstand des Leitungssystems: → effizienteste Regelung des Strömungswiderstandes (und dadurch des Stromflusses) durch den Gefäßdurchmesser! Durch verschiedenen Aufbau der Gefäßumwandung sind Gefäße an versch. Funktionen angepaßt: ·Endothel elastisches Bindegewebe E = 3-6 106 N/m² ·Muskelschicht (glatte Muskulatur) E = 105 – 106 N/m² ·kollagenes Bindegewebe (weniger elastische als elast.B.) E = 109 N/m² © 2001 Henninger Benjamin 5/33 ● Elastische Windkesselfunktion (speichert kinetische als elastische Energie) Glättung der Druckamplitude Aorta (!) und große Arterien Viele elastische Fasern → Muskulatur verändert Elastizitätseigenschaften ● Widerstandsfunktion „muskuläre Arterien“ → Muskulatur verändert Durchmesser der gefäßwand Endarterien und Arteriolen → Regelmachanismus über Hagen-Poiseuille-Gesetz ● Kapazitätsfunktion (Blutdepot) Venen → großer Querschnitt, gute Dehnbarkeit durch Querschnittveränderung große Blutvolumen-Verschiebung ● Stoffaustauschfunktion (Difusion, Filtration) Kapillaren → nur Endothel + Kollagen, keine Muskulatur! ● Verschlußfunktion (bestimmen die Zahl der offenen Kapillaren) Sphinktergefäße (Endteil der Arteriolen) → starke Muskleschicht, sehr kontraktil ● Nebenschlußfunktion (engl. Shunt) avA (arteriovenöse Anastomosen) → Gefäß zur Überbrückung der Kapillaren (=shunt) Mit zunehmdem Alter sinkt die Belastbarkeit der Aorta (Dehnbarkeit sinkt, Beschleunigungsarbeit steigt). Laplace’sches Gesetz für zylindrische elastische Rohre: → Gefäße mit kleinem Querschnitt haben bei gleicher Wanddicke eine höhere Reißfestigekit T ..... result. Wandspannung p ..... ausgeübter, dehnender Druck r ..... Radius bzw. Innendurchmesser d ..... Gefäßdicke Aneurisma: ist eine Gefäßausbuchtung, v.a. in großen Gefäßen 2.5 Umschlagen in Turbulenzen Reale Strömungen werden durch die Reynoldszahl, eine dimensionslose (temperaturabhängige) Größe charakterisiert: V ..... (mittlere) Strömungsgeschwindigkeit ρ ..... Dichte L ..... charakteristische Längenabmessung η ..... dynamische Viskosität Re>1000-1200 → Turbulenzen = Energieverluste, die in den Wirbeln stecken → Mehrbelastung für das Herz Vor allem in der Aorta und in den großen Gefäßen während der Systole; in Kapillaren fast keine Turbulenzen mehr (außer bei Erythrozyten). Auch bei gesunden Arterien sind kurzzeitig Turbulenzen möglich, z.B. bei starker Muskelarbeit. 2.6 Pulsschlag Die Blutströmung ist keine stationäre Strömung, sondern eine pulsierende, die durch den Windkesseleffekt geglättet wird. Scharfer Puls → Breiter Puls ACHTUNG: Die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes (0,24m/s) ist viel kleiner als die Pulswellengeschwindigkeit (8-12m/s). Die Pulswellen werden durch den sog. Windkesseleffekt (Aorta) geglättet: elastische Dehnung der Aorta. Mit wachsender Entfernung vom Herzen in den Arterien: der mittlere Blutdruck sinkt, weil die Blutdruckamplitude steigt, da der systolische Druck steigt, und der diastolische sinkt. Diastolischer Blutdruck: Erschlaffung des Herzens mit Blutfüllung Systolischer Blutdruck: Zusammenziehung des Herzens mit Blutausstoß (Austreibung) © 2001 Henninger Benjamin 6/33 2.7 Blutdruck Kind: Erwachsener: Erwachsener über 60: 90 / 60 mm Hg 120 / 80 mm Hg 150 / 90 mm Hg Der Blutdruck fällt am stärksten zwischen den Endarterien und den Kapillaren ab, weil der Strömungswiderstand in den kleinen Arterien, Arteriolen und Kapillaren wegen des kleinen Durchmessers wesentlich größer ist als in den großen Blutgefäßen mit großem Durchmesser. Niederdrucksystem Venen Rechter Herzbereich Lungenkreislauf Linker Ventrikel und Vorhof während der Diastole Hochdrucksystem Linker Ventrikel und Vorhof während der Systole Arterien Blutdruckmessung: Unblutige Methode -mit Druckmanschette am Oberarm (nach Riva-Rocci) Die Manschette wird auf einen Druck aufgeblasen, der über dem erwarteten systolischen Blutdruck liegt → Komprimieren der Aorta brachialis → dann Druck langsam senken; Wenn der Druck unter dem systolischen Blutdruck liegt, kommt es bei jedem Druckgipfel zum Einströmen des Blutes: → Turbulenzen in der Ellenbeuge hörbar Erreicht man bei weiterem Ablassen des Druckes den diastolischen Blutdruck, verschwinden diese Geräusche wieder! -mit Doppler Ultraschall oder Doppler-Velozimetrie Blutige Methode -mit Katheter-Drucksonden direkt in die Blutgefäße eingebracht Zusammenhang zwischen arteriosklerotischer Veränderungen und der Pulskurve: 1.Verkalkung der Blutgefäße: die Elastizität (Windkesseleffekt) ↓ (fällt) der systolische Blutdruck ↑ (steigt) die Blutdruckamplitude ↑ (steigt) 2. Verengungen (Stenosen), Ablagerung: Es entstehen Turbulenzen, teilweise Reflexionen →Mehrbelastung für das Herz →mittlere Blutdruck erhöht 3. Ausbuchtungen (Aneurisemen) Bei älteren Menschen tritt ein Nachlassen der Elastizität der Gefäßwand auf, kollagene Bindegewebsschicht wird bis zur Belastbarkeitsgrenze gedehnt → irreversible Ausbuchtung → Laplace Gesetz: „ Je größer die Ausbuchtung, umso leichter ist eine weitere Vergrößerung.“ © 2001 Henninger Benjamin 7/33 Kapitel 3: Wellenausbreitung in Gewebe 3.1 Das Licht Licht ist eine elektromagnetische Welle, die sich in einem sog. dielektrischen Medium oder Vakuum ausbreiten kann. Es ist eine transversale Welle (=Ausbreitungsgeschwindigkeit und Schwingungsrichtung stehen senkrecht aufeinander). Charakterisierung des Lichtes: Wellenlänge: Infrarot (IR-Strahlung) ← 780nm bis 380nm → Ultraviolett (UV-Strahlung) Frequenz: v=c / λ ; 3,8 ∙ 1014Hz – 7,9 ∙ 1014Hz Energiebereich: E=k ∙ v ; 2,8 ∙ 10-9J – 5,2 ∙ 10-19J = 1,6eV – 3,3eV k ..... Planck’sche Konstante = 6,6 ∙ 10-34Js c ..... Lichtgeschwindigkeit = 3 ∙ 108m/s eV ... Elektronenvolt = 1eV = 1,6 ∙ 10 -19J 3.2 Das Auge als optisches Instrument Beim normalsichtigen Auge findet man annähernd 2 versetzte Kugeln: -Hornhaut (Augenkammer), Vorwölbung r=8mm - Linse (Glaskörper) r=12mm „Abbildende Optik“:besteht aus mehreren durchsichtigen Schichten: Struktur Hornhaut Augenkammer Linse (bikonvex) r=7,8mm; Flüssigkeitsgefüllt rvorne=10mm; Radius d=0,8mm rhinten=6mm; Dicke n=1,376 n=1,336 n=1,386 Brechungsindex B=43dpt B=vernachlässigbar B=15dpt Brechkraft (m-1=1dpt) Glaskörper N=1,336 B=vernachlässigbar Da das Auge ein dicke Linse besitzt, gilt die Linsenformel nicht → es gibt vielmehr 2 Brechungsebenen vor und hinter der Linse mit vesch. Brechungsindices und somit auch eine vordere und hintere Brennweite. Das optische Bild ist reel und verkehrt, entsteht auf der Retina und wird im Gehirn verarbeitet. Mechanismen zur Anpassung an Entfernung und Lichtverhältnisse: Mechanisch: Pupillenerweiterung, Pupillenverenung (Irsiblende) Akkomodation (Brechkraft der Linse wird verändert) Komplexe Vorg.: Adaption → Anpassung an Hell/Dunkel; sehr komplex Akkomodation: Änderung der Form der Linse mit ringförmigem Ziliarmuskel. Der Akkomodationsbereich reicht bei entspanntem Ziliarmuskel bis ins unendliche und bei völliger Kontraktion bis ca. 0,25m. →Fernpunkt: geringster Abstand unter dem ein Gegenstand noch scharf auf der Netzhaut abgebildet werden kann (bei max. Kontraktion des Ziliarmuskels) xF=∞ →Nahpunkt: größter Abstand unter dem ein Gegenstand noch scharf auf der Netzhaut abgebildet werden kann (bei min. Kontraktion des Ziliarmuskels) xN≈0,25 Akkomodationsbreite ∆B: bei normalsichtigen Auge 4dpt = 4/m Die Akkomodationsbreite nimmt mit dem Alter ab von ca. 15dpt beim 10-jährigen bis ca. 1-2dpt beim über 60jährigen (Verhärtung der Linse). Abstände zwischen zwei Zäpfchen auf der Netzhaut: d≈8μm → minimale sinnvolle Bildgröße: Bild < 8μm nicht sinnvoll! tan α = G/g = B/b © 2001 Henninger Benjamin α = 1,5° bei b = 17mm 8/33 Abbildungsfehler, die auch beim normalsichtigen Auge vorkommen: ▪sphärische Aberration: Öffnungsfehler, schlechte Vereinigung achsensymmetrischer Lichtbündel ▪chromatische Aberration: Farbabweichung, schlechte Vereinigung von Strahlen unterschiedllicher Wellenlänge, Brechung = wellenlängenabhängig ▪Astigmatismus: versch. Brechkraft horizontal und vertikal → Korrektur: Zylinderline ▪Verzeichnungen: falsche Blenden ▪Brechungsindexfehler: z.B. grauer Star 3.2.1 Fehlsichtigkeit Fehlsichtigkeit = Amenoptrie (Aneuoptrie) Normalsichtigkeit = Emmetropie Ursachen: Achsen-, Brechungs-,Brechungsindexfehler, Verlust der Anpassungsfähigkeit Diagnostik: mit Hilfe der Augenspiegelung (Ophtalmoskopie) entweder direkt (aufrechtes 16-fach vergrößertes Bild) oder indirekt mit einer Linse (verkehrtes 4-fach vergrößertes Bild) → größerer Bildausschnitt! 1. Kurzsichtigkeit (Myopie, Hypoptrie, Brachyometropie): Augapfel ist zu lang Fernakkomodation: unscharfes Bild Nahakkomodation: scharfes Bild Sehschärfebereich: xF – xN Korrektur: Zerstreuungslinse 2. Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie): Augapfel ist zu kurz parallel einfallende Strahlen werden hinter der Netzhaut abgebildet xN > 0,25m Korrektur: Sammellinse Falls die Fehlsichtigkeit geringer als die Akkomodationsbreite ist, Korrektur durch Akkomodation möglich, bei großer Entfernung erfolgt allerdings eine schnelle Ermüdung des Ziliarmuskels. 3.Astigmatismus (Brechungsfehler) verschiedene Brechkraft horizontal und vertikal, eine Ebene immer fehlsichtig physiologischer Astigmatismus bis zu 0,5 dpt, da Hornhaut vertikal stärker gekrümmt als horizontal Korrektur: Zylinderlinse, verändert die Brechkraft in nur eine Richtung Verlust der Anpassungsfähigkeit (Akkomodation): Altersichtigkeit (Presbyopie); Lesebrille für Nahbereich! 3.2.2 Das Auge als Lichtsensor (Farbsehen) Sehen ist nicht nur optisches Abbilden, sondern Filtern, Bildverarbeitung und Sinneseindruck. © 2001 Henninger Benjamin 9/33 Physikalischer Reiz: Subjektive Sinneswahrnehmung, Farbsehen als Beispiel für das Zusammenwirken vieler Ebenen. Physikalischer Farbreiz: Einfachster Fall: monochromatisches Licht → eine bestimmte Wellenlänge Normalerweise: Lcihtquelle mit verschiedenen Wellenlängen (Spektrum) Beleuchteter Körper: das Reflexions-, Transmissions- und Adsorptionsvermögen ist wichtig für Farbwirkung Physiologische Farbvalenz: Unter normalen Tagebelichtungen, empfundene Farben entsprechen den Spektralfarben, aber: ●ergänzt durch Purpurtöne (zwischen rot und blau) ●die unterscheidbaren Farbtöne sind nicht gleichmäßig auf die Wellenlänge verteilt (viele Blau- und Gelb-Rot-Stufen unterscheidbar) „Rechnen mit Farben“ Farbvalenz = durch 3 voneinander unabhängige Größen charakterisiert: z.B. Farbton – Sättigung – Helligkeit (oder RGB-Werte) ca. 106 Farbvalenzstufen unterscheidbar → die Farbvalenzempfindung ist beeinflußbar durch Müdigkeit, Sauerstoffmangel oder Medikamente Subjektive Farbempfindung: beeinflußt durch: ·Umfeld ·Vorgeschichte ·Erwartungshaltung auch nicht-meßbare Aspekte Additive Farbmischung: psycho-physiologischer Effekt, wenn Strahlung versch. Farbvalenzen gleichzeitig auf der Netzhaut auftritt → nahe beieinanderliegende, farbige Punkte (=Farbfernsehen), z.B. durch rasche, zeitliche Folge von Farbreizen Subtraktive Farbmischung: physikalisches Filern von Wellenlängen → Farbfilter, beleuchteter Körper → Reflexions-, Transmissions – Adsorptionsvermögen z.B. Farbpigmente Physikalische-physiologischer Mechansimus für additive Farbmischung: Drei Zahlen = Teilzerlegung von drei versch. Farbrezeptoren, aus denen im Gehirn die einheitliche Farbempfindung zusammengesetzt wird. Stäbchen – „rods“ Sehfarbstoff Rhodopsin (Sehpurpur) für „Dämmerungssehen“ (=skotopisches Sehen) niedrigere Empfindlichkeitsschwelle als die Zäpfchen → beinahe farbloses Sehen Verteilung auf der Retina: besonders in der Peripherie zu finden → weg von der optischen Achse (peripheres Nachtsehen) Zäpfchen – „cones“ drei unterschiedliche Sehfarbstoffe mit Empfindlichkeitsmaxima bei 565nm (gelb), 535nm (grün), 420 (blau) für Tagsehen (photopisches Sehen) und Farbsehen bei wachsender Lichtintensität setzt das Farbsehen ein, die Zahl der unterscheidbaren Farben wächst; ab bestimmter Intensität → Abnahme (Überreizung – Blendung) Verteilung auf der Retina: v.a. im gelben Fleck = macula lutea; Abnahme zur Peripherie hin Farbfehlsichtigkeit: Eingeschränktes Farbsehen auch nur mit zwei Farbrezeptoren möglich, je nach fehlendem Pigment → Unterscheidung: ▫Rotblinde (Protanopie) ▫Grünblinde (Deuteranopie) ▫Blau-Violett-Blinde (Tritanopie) → gelb-blau-Störung ▫Völlige Farbenblindheit (Stäbchenmonochromatie) → meist Blendung wegen hoher Empfindlichkeit der Stäbchen © 2001 Henninger Benjamin 10/33 3.3 Schall Schall = mechanische Druckwelle, die zur Ausbreitung ein Medium benötigt Schalquelle = jedes schwingendes Gebilde, das in Kontakt mit einem schwingunsfähigen Medium steht Schallgeschwindigkeit = Phasengeschwindigkeit der Welle abhängig vom Medium → c Luft = 331m/s In Gasen Longitudinalwelle; stark temp. abhängig CLuft=331m/s In Flüssigkeiten Longitudinalwelle; temp. Abhängig CWasser=1480m/s In Festkörpern Longitudinal- und Transversalwelle CKnochen=2500-3300m/s Schallwechseldruck = dem statischen Druck (Luftdruck) überlagerter Unter- bzw. Überdruck, durch die periodischen Dichteschwebungen im Medium Schallfrequenzen: Infraschall 0-16Hz Kommunikation Hörschall 16Hz-20kHz Sprache Ultraschall 20kHz-10GHz Med.Anwendung, Fledermäuse Hyperschall >10GHz Piezoquarze Schallspektrum: Energiedichte: W ∞ f² [J/m3] → transportierte Schallmenge pro Volumen Schallintensität = Leistungsdichte I: Die pro Zeiteinheit durche ein Flächenelement tretende Energie der Schallwelle. [W/m²] I=W∙c Schalleistung P: Gesamte, die in einem abgeschlossenen Volumen um die Schallwelle herum aufsummierte Schallintensität. [J/s]=[W] Infraschall: 1-16Hz Quellen: Wind, Wellenbrandung, Maschinen, Fahrzeuge; sehr schwierig abschrimabr Bei hohen Intensitäten wahrnehmbar durch Luftdruckschwankungen oder Obertöne 160dB → Schädigung des Mittelohrs 140 – 150 dB → psycho-physische Störungen (Kopfweh, Unbehagen) 3.4 Medizinische Ultraschallanwendungen Charakterisierung: ▪ f > 20kHz → 2-10MHz ▪ I < 100W/cm² → für Diagnostik: I < 0,1 W/cm² © 2001 Henninger Benjamin 11/33 Anwendungsprinzip Echoverfahren: Laufzeit von Pulsen → Rückschlüsse auf Entfernung Mechanismus: Änderung d. Schallimpedanz an Grenzschichten → Reflexion US-Imaging: Abtasten mit einem gebündelten Strahl von Echopulsen → Rückschlüsse auf innere Struktur durchstrahlter Objekte Mechanismus: untersch. Absorptions-,Reflexions-, Transmissions- & Streuvermögen Doppler-Technik: Frequenzverschiebung des reflektierten Strahls → Rückschlüsse auf Geschwindigkeit Mechanismus: Dopplereffekt Erwärmung & Strukturveränderung: Bestrahlung mit hoher Intensität → Schwingungsanregung im bestrahlten Gebilde Mechanismus: Absorption von Energie Beispiele Medizinische US-Sonographie, Echolot, Sonar, Fledermäuse 2D-Schnittbilder im B-Scan Medizinische Us-Dopplerverfahren, Messung der Strömungsgeschwindigkeit im Blut US-Therapie, Reinigen, Emulgieren, Nebelbildung Homogenisieren, Erzeugung von Ultraschall: Piezoquarze (elektro-akustische Wandler): Sender und Empfänger US-Erzeugung basiert auf dem umgekehrten Piezo-Effekt gewisser Materialien Piezoeffekt: elektrische Spannung kann in mechanische Spannung umgewandelt werden und umgekehrt. US-Sender: hochfrequenter Wechselstrom → hochfrequente mech. Schwingung → US-Abstrahlung US-Empfänger: hochfrequente mech. Schwingung (oder Druckänderung) → hochfrequenter elektr. Wechselstrom → Computer,Oszilloskop Moderne Schallköpfe machen beides (Empfangen und Senden) → Der Schallkopf wird abwechselnd auf Senden und Empfangen geschaltet. Das Bild entsteht durch Reflexion und Abschwächung im Gewebe, die der Computer auswertet: 1. Reflexion: an Grenzflächen; Gewebe ist charakterisiert durch Wellenwiderstand → für Schall = Schallimpendanz Z: Z = σ · c [kg/m² · s] → Z hängt von der Dichte ab An Grenzflächen ist ein großer Unterschied der Schallimpendanz Z, wodurch es zur Reflexion kommt. Deshalb kann auch die Lunge nicht durchschallt werden, weil Luft ein guter Isolator ist und der Sprung der Schallimpendanz so groß wird, daß fast alles reflektiert wird. Aus dem gleichen Grund wird auch ein Kontaktgel für US-Anwendung verwendet um den Schallimpendanzunterschie und damit auch die Reflexion möglichst klein zu halten. Auswertung: Laufzeit des Echopulses → Abstand der Grenzschicht Amplitude der reflektierten Echos → Schallimpendanzunterschiede 2. Abschwächung: durch Absorption (Energieverlust an das Gewebe) oder durch Streuung (Energieumverteilung auf großen Bereich) → Knoche, Gallensteine etc. absorbieren stark → Schattenbildung → flüssigkeitgefüllte Zysten absorbieren schwach → dorsale Verstärkung Die Intensität nimmt mit einem exponentiellen Gesetz mit zunehmender Tiefe zu: I (z) = I0 · e-d·z I(z) ..... Intensität in der Tiefe z Die Halbwertdicke hängt ab von dem Abschwächungskoeffizienten α, welcher mit steigender Frequenz wächst. D½ = ln2 / α α ..... Abschwächungskoeffizient wächst mit f Je höher die Eindringtiefe sein soll, desto geringer muß die Frequenz sein! Die Abschwächung wird in dB = Dezibel gemessen → 20dB Abschwächung oder 20dB Verstärkung dB = 10 · log ( Iein / Iaus) © 2001 Henninger Benjamin 12/33 Faustregel für Weichteilgewebe: Abschwächung [dB] = ½ f [MHz] · Eindringtiefe [cm] 3 Mhz → 5MHz → 7,5MHz → 10MHz → 20cm 12cm 8cm 6cm 3.5 Ultraschall 3.5.1 Echo-Verfahren Echopulse werden ausgesendet → Intensität varriert (innerhalb des Pulses, zwischen den Pulsen, über den räumlichen Querschnitt). Die Intensität wird in Form der Maximalintensität (peak intensity) oder dem Mittelwert (mean intensity) angegeben. Pulswiederholungsfrequenz: Laufzeitmessung mit Echos: Pulse/Sekunde → 4-10kHz Pulsdauer: 1 μs Pause: 200 μs Durch die Laufzeit können Schlüsse auf die Tiefe der Struktur gezogen werden. d = c · ∆t / 2 d ..... Entfernung zwischen Sender und Empfänger Betriebsarten: •A-Mode (Amplitude): Das reflektierte US-Signal wird als vertikaler Impuls, der proportional zur Intensität des Echos in Abhängigkeit der Laufzeit des Echos aufgezeichnet. Anwendung: Ophthalmologie (Dicke der Hornhaut, Netzhautablösung) HNO (NNH-Untersuchung) •B-Mode (Brightness): Aufzeichnung der Echointensität (viel Echo → hell; kein Echo → schwarz) in Abhängigkeit von der Laufzeit. •M-Mode (Motion): Mehrere US-Pulse werden in zeitlich konstanten Abständen ausgesandt und die Echos überlagert. → bewegte Grenzflächen (z.B.Herzklappen) → zeitlich wanderndes Echogramm (Echokardiogramm) 3.5.2 US-Imaging Durch „Scanning“ eines bestimmten Bereiches entstehen 2D Schnittbilder. Die Stärke des Echos wird mit Hilfe der Helligkeit der Bildpunkte dargestellt → B-Mode. Scanning durch Ozillation des Schallgebers oder elektronisch durch Anordnung von mehreren Schallgebern (Array), die einzeln angesteuert werden können → Fokussierung durch verzögerte Ansteuerung der Piezoelemente (lineares Array) → gekrümmte Wellenfronten → dadurch wird das Auflösungsvermögen für eine bestimmte Schichttiefe besser einstallbar. Heute: Real-Time-Scanner = Standard → schneller Bildaufbau → Bewegungen direkt verfolgbar 3.5.3 Doppler-Effekt Der Dopplereffekt wird hauptsächlich zur Messung von Blutfluß in Herz und Gefäßen verwendet. Bei Annäherung → Frequenzerhöhung Bei Entfernung → Frequenzverminderung 2 Arten von Dopplergeräten: □Dauerstrich-Dopplergerät (cw-continous wave): reine Geschwindigkeitsmessung über die Dopplerverschiebung ohne Schichtinformation. © 2001 Henninger Benjamin 13/33 □Gepulste Dopplergeräte (pw-pulse wave): Messung der Dopplerverschiebung bei glt. Selektion der Schichttiefe □Oft sind beide Geräte in einem kombiniert → Duplex Scanner Die Geschwindigkeit des Blutflusses wird mit Hilfe der Frequenzänderung bestimmt: ∆ > 0 → Annäherung < 0 → Entferung φ ..... Dopplerwinkel 30°-60° (optimal → 60°) fs ..... Sendefrequenz D ..... Dopplerverschiebung Das Echo (z.B. der Erythrozyten) wird akkustisch hörbar gemacht (künstlicher Zusatz): tiefer Ton → langsame Strömung hoher Ton → schnelle Strömung leiser Ton → schwache Strömung lauter Ton → starke Strömung Farb-Doppler-Imaging 2D-real-time Schichtbildinformation über Blutfluß, Geschwindigkeit, Gewebebewegung; Zusatzinformation mit Hilfe von Farbcodes (3 Zahlen): 1. Farbton: blau, rot; lokale Dopplerverschiebung = lokale Geschwindigkeit 2. Helligkeit: Stärke des reflektierten Echos = Stärke der Strömung 3. Sättigung: lokale Breite des Spektrums d. Dopplerverschiebung = Hinweise auf Turbulenz Power-Doppler-Imaging (Angio-Mode) Doppler-Spektren aufsummieren (Beiträge aller Geschwindigkeiten) → Sichtbarmachen des anatomischen Verlaufs von Blutgefäßen Vorteil: tiefe Eindringtiefe (kleine Gefäße, langsame Strömungen) Nachteil: Verlust der Richtungs- und Geschwindigkeitsinformation 3.5.4 US-Therapie US ist gut geeignet zur Übertragung von Energie. Es ist aber eine geringere Frequenz notwendig um gute Eindringtiefe zu erreichen → großtmögliche Tiefenwirkung (d ½ = 3-7cm) I < einige kW/cm² f=0,8MHz Effekte: Wäremwirkung = Diathermieeffekt Mikromassage = Beschleunigung der US-ansorbierenden Teilchen (a=105g) → durchblutende Wirkung 3.5.5 US-Auflösungvermögen 1. Räumliches Auflösungvermögen: „Was ist der minimale Abstand zweier reflektierender Objekte, der notwendig ist, um ein unterscheidbares Echo zu liefern?“ → je kleiner desto besser a.Axiales Auflösungsvermögen: in Laufrichtung, es hängt von der Pulslänge ab: Pulslänge = n · λ n ..... Anzahl der Schwingungen pro Puls Raxial = Pulslänge[mm] / 2 → je kleiner die Pulslänge, desto kleiner wird auch Raxial und desto besser wird das Auflösungvermögen → die Wellenlänge λ muß also möglichst klein sein, wodurch aber die Frequenz hoch ( c = λ · f ) und somit die Eindringtiefe kleiner wird) f [MHz] Tiefe [cm] Raxial [mm] 2,0 30 0,77 10,0 6 0,15 b.Laterales Auflösungsvermögen: senkrecht zur Laufrichtung Rlateral = Pulsbreite [mm] → im Fokus ist die Pulsbreite minimal 2. Zeitliches Auflösungvermögen: „Was ist der minimale zeitliche Abstand, der notwendig ist, um die Bewegung eines Objektes zu sehen?“ © 2001 Henninger Benjamin 14/33 Besser mit der Steigerung der PRF (PulsRepetitionRate) → geht allerdings auf Kosten der Eindringtiefe 3. Kontrastauflösung: „Was ist der minimale Intensitätsunterschied, der als Helligkeitsunterschied (Graustufen) noch unterschieden werden kann?“ Besser mit Steigerung der bits/pixel → Abhängig vom Computer 3.5.6 Artefakte Artefakte sind Strukturen im Bild, die nicht real sind, fehlen, am flaschen Ort erscheinen oder die falsche Helligkeit, Größe oder Form zu haben scheinen. Sie sind nicht immer negativ, da manchmal nützliche Zusatzinformationen z.B. bezüglich des Absorptionsvermögens von Strukturen gewonnen werden können (z.B. dorsale Verstärkung bei Zysten) Einige Artefakte, die für die US-Abbildung charakteristisch sind: ▪Schattenbildung und dorsale Verstärkung: bei sehr starken bzw. sehr schwachen Absorbern (Knochen bzw. Zysten): Abschwächung im Vergleich zur Umgebung groß bzw. klein; nützliche Information über Absorptionsvermögen einer sichtbaren Struktur! ▪Reverberationen: die Ausbildung von stehenden Wellen durch Mehrfachreflexion und Interferenz; nicht-existente Strukturen in gleichmäßigen (!) Abständen besonders an der ersten Grenzfläche → Gelkissen als Vorlaufstrecke (z.B. bei 20MHz.Untersuchungen von Hauttumoren) ▪Brechungseffekte: bei schrägem Einfall an Grenzflächen → Verzerrrungen, scheinbare ≠ echte Position ▪Spiegelbilder (mirroring): durch Reflexion an stark reflektierender Grenzschicht: zwei Wege zurück zum Empfänger → Doppelbild → Winkel verändern → gemeinsame Verschiebung? ▪US-Speckle: Interferenzeneffekt (an rauhen Oberflächen zurückgestreute Welle interferiert (!) mit einfallender Welle) Speckle ≠ unregelmäßigeres Muster der Rückstreuung von Streuzentren (nicht verwechseln!) ▪Aliasing (=Fehler durch unangepaßte „Sampling“-Rate) beim gepulsten Doppler-US: wenn die Doppler-Verschiebung größer als die Pulsrepetitionsrate ist → keine eindeutige Aussage mehr, d.h. durch falsche Interpretation Fehler der Dopplerverschiebung in Betrag und sogar Richtung möglich Nyquist Limit: ∆f > PRF / 2 Gegenmaßnahme: PRF ↑ (oder Dopplerwinkel ↑) Außerdem werden Geräte mit Objekten mit definierten gewebeähnlcihen Eigenschaften = Phantome charakterisiert. 3.5.7 Sicherheitsbestimmungen Da der US bereits seit den 50er Jahren angewandt wird, sind seine Effekte gut untersucht und man kann feststellen, daß im Intensitätsbereich der üblicherweise bei US-Untersuchungen verwendet wird ( I > 0,1 W/cm²), keine (bestätigten) biologischen Effekte aufgetreten sind. Aber: Bei starkem US treten Bioeffekte auf: Einfluß auf Wachstumsrate bei Pflanzen, Früh- oder Fehlgeburten, Behinderungen, aber auch verbesserte Wundheilung und Tumorrückbildung → viele Fragen sind noch offen! Mechanismus der Gewebezerstörung: ▪ Thermische Effekte (Erwärmung) ▪ Mechanische Effekte: Kavitation = Dampfblasenbildung im Gewebe → Platzen der Dampfblasen → Zerstörung von Makromolekülen → Hämolyse Obwohl Langzeitrisken beinahe zu 100% ausschließbar sind, sollte man die Belastung ninimieren: → ALARAPrinzip (As low as reasonably achieveable) →Anwendung nur bei Indikation →möglichst geringe Eingriffszeit, aber trotzdem gründliche Untersuchung →möglichst geringe Intensität →individuelle Abschätzung Empfohlene Grenzwerte: Prinzipiell von Land zu Land unterchiedlich, aber: Intensität bei peripheren Blutgefäßen > Herz > Schwangerschaften > Brust – Kopfbereich > Auge WHO: I < 3W/cm² © 2001 Henninger Benjamin 15/33 3.5.8 Vergleich US-Röntgen Prinzipiell sind US und Röntgen ergänzende Methoden, die verschiedene Strukturen verschieden gut darstellen. Vorteile des US Nachteile des US nicht invasiv gegrenzte Eindringtiefe anwendbar, wenn Dichteunterschiede zu gering für gewisse Bereihce nicht erreichbar (Lunge, Darm) Kontrast bei Rö (Auge, Herz, Bauch, Hüftdysplasie, Schilddrüse) geringes Risiko → Schwangerschaftsuntersuchungen Real-Time-Diagnose → Punktionsbeobachtung 3.6 Biophysik des Hörens Sprache: 300Hz – 3kHz Musik: 16Hz – 16kHz Frequenzbereich: 16Hz – 20kHz Für das Gehör ist nicht die eigentliche Schalleistung der Quelle relevant, sondern die, auf die Sinnnesorgane treffende Schallintensität ( Leistungsdichte = Schallintensität = Leistung/Fläche) Hörschwelle: 10-16 W/cm² - 10-4 W/cm² Objektiv-physikalischer Lautstärkepegel = Schalldruckpegel Lp eines akust. Reizes Lp = 10 · log ( I / I0 ) = 20 · log ( p / p0 ) [I] = dB Subjektiv-physiologische Lautstärkeempfindung Ls Gemessen in phon (Unterschied von 1 phon kann gerade noch unterschieden werden) bei 1kHz gilt: 1 phon = 1 dB Weber-Fechner’sche Gesetz: Die physiologische Empfindungsstärke wächst proportional zum Logarithmus der physikalischen Reizintensität. d.h. eine Reizveränderung wird umso empfindlicher wahrgenommen, je geringer die absolute Intensität ist → Wahrnehmungen über viele Größenordnungen der Reizintensität möglich. Addition von Lautstärken: bei f=1kHz 1 Gespräch → I1=40phon Ls bei 2 Gesprächen: Ls = 10 · log ( 2 I1 / I0 ) = 43phon Ls bei 200 Gesprächen: Ls = 10 · log (200 I1 / I0 ) = 63phon Die Lautstärkenempfindung ist frequenzabhängig. Isophone: Kurven gleicher subjektiver Lautstärke in Abhängigkeit von Frequenz, Schallintensität und von der Dauer nur schwach abhängig. Im Alter sind höhere Töne schlechter hörbar (Hörschwelle steigt für höhere Frequenzen) ● ● ● ● ● ● ● ● Ohrmuschel: flacher Trichter, der Schall sammelt Gehörgang: Verbindungsgang zwischen Ohrmuschel und Trommelfell Trommelfell: 0,5cm² große trichterförmige schwingungsfähige Membran Gehörknöchelchen (Hammer, Amboß, Steigbügel): übernehmen Schwingungen der Membran; wirken als Druckverstärker (Hebelgesetze !) und als mechanische Impendanzwandler zwischen Luft im Gehörgang und Lymphe im Innenohr: ca. 60% der Schallenergie wird übertragen (ohen Gehörknöchelchen: 98% der Schallenergie wird reflektiert, nur 2% übertragen!) ovales und rundes Fenster: zwei Membranen zwischen Mittelohr und Innenohr; Steigbügel überträgt Schwingungen auf ovales Fenster ( Fläche nur 3 mm² → nochmalige Druckverstärkung um Faktor 20 – 30 !) Innenohr: in 2 Teile gegliederter Raum hinter dem Mittelohr, gefüllt mit natriumionenreicher inkompressibler Flüssigkeit (Perilymphe), eigentlicher bioakustischer Wandler Schneckenspindel: gleicht einem Schneckenhaus mit 2 ½ Windungen, teilt Innenohr in 2 Teile, mit kaliumionenreicher Flüssigkeit (Endolymphe) → Potentialdifferenz zur Flüssigkeit im Innenohr. Basilarmembran: Membran der Cochlea, die über die Innenohrflüssigkeit durch die Schwingungen von rundem und ovalem Fenster verformt wird © 2001 Henninger Benjamin 16/33 ● Haarzellen des Corti’schen Organs (innere / äußere): auf der Basilarmembran, deren Bewegungen in ihnen elektrische Potentialänderungen bewirken, die im ● Hörnerv Reizströme verursachen Schema des Ohrs: Außenohr Frequenzfilterung Resonanz Mittelohr Frequenzabhängig Impendanzwandlung Innenohr Frequenzabhängige Orte der Basilarmembran → Maximalamplitude der Wanderwelle und Freqeunzcharakteristik der Sinneshaarzellen Bioakustische Umwandlung: mechanisch → elektrisch ( 1 Ort = 1 Frequenz ) Ortsabhängige, viskoelastische Eigenschaften: Breite nimmt zu, Elastizität nimmt zu, mit Entfernung vom Mittelohr → Wanderwellen → Ort des max. Ausschlags gibt Signal → Frequenzkarte der Chochlea möglich (hohe Frequenz nah beim Mittelohr) Anwendungen in der Medizin: -Screening bei Neugeborenen mit Hilfe von otoakustischen Emissionen → Mißbildungen erkennbar -Chochlea Implantate → reduziertes Gehör für Taube © 2001 Henninger Benjamin 17/33 Kapitel 4: Biosysteme und elektromagnetische Felder Faktoren, die ein elektromagnetisches Feld beieinflussen: Energie im Feld, deponierte Energie, Energiedichte (Energie/Fläche), Leistung (Energie/Zeit), Frequenz, ozillierendes oder gepulstes Feld, zeitlich verändertes Feld 4.1 Biogene Felder und Biosensoren Biogene Felder sind elektrische oder magnetische Felder, die ihren Ursprung in belebter Materie haben (Membranpotentiale, EKG, EEG). Biogene Felder: ▪Membranen als elektische Doppelschichten ▪Elektrostatisches Feld um Zelle (durch Ca2+ - Ionenpumpe), z.B. Wachstumsorientierung bei Braunalgen ▪Elektroplaxe → spezielle Zellen, die hohe Spannungen erzeugen können ▪EKG, EEK, MKG ▪Piezoelektrische Effekt (in Knochen) – Biegung → Knochenmorphogenese, Knocheheilung? ▪Strömungspotentiale → Kapillare mit festsitzenden Ladungen an der Oberfläche → elektrische Spannung im durchströmenden Elektrolyt Biosensoren: besitzt der Mensch keine, aber Tiere z.B. hochempfindliche Elektrorezeptoren (Seitenlinienorgan bei Fischen), magnetische Biosensoren = Magnetosome (Kristalle aus Eisenoxid, Magnetorientierung bei Zugvögeln) Membranen als elektrische Doppelschichten: Fixierte Ladungen an einer Grenzfläche erzeugen ein lokales elektrisches Feld, das wiederum entgegengesetzt geladene Ionen anzieht, die wiederum ein lokales elektrisches Gegenfeld erzeugen → elektrische Doppelschicht. Zelläußeres: Helmholtzschicht (unmittelbar an der Grenzfläche) Diffuse Doppelschicht (bewegliche Ladungsträger) →effektive Dicke dieser Schichte = Debye-Hückel-Länge 1/K [m] K ..... Abklingkonstante Bei biologischen Membranen (Phospholipid-Schicht) wird die Grenzflächenenergie minimiert. Das Transmembranpotential = Spannungsunterschied innen-außen ist bei Zellen mit hoher Teilungsrate (embryonale-,Tumorzellen) relativ hoch – 10 → -30mV (Muskel-,Nervenzellen: -70 → -90 mV) Elektrische Eigenschaften einer Membran: -hoher Ohm’scher Widerstand -geringe Dielektrizitätskonstante Die Potentialdifferenz wird mit Hilfe von Ionen-Pumpen aufrechterhalten und gesteuert → thermodynamisches Gleichgewicht von diffundierenden Ladungsträgern (Zellinneres = negativ, viel K+, wenig Na+ oder Ca2+) → wie zwei entgegengesetzt gepolte Batterien (Zellinneres – Zelläußeres) mit Kondensator (Membran) und regelbaren Widerständen (Ionenpumpen). Na+ - K+ - Ionenpumpen: 3 Na+ aus der Zelle hinaus und 2 K+ in die Zelle hinein. → Veränderliche Leitfähigkeit durch regelbare Widerstände → veränderbare Durchlässigkeit durch ionenspezifische Kanäle = Proteine mit wassergefülltem Kanal durch Membran, können hochfrequent öffnen/schließen → Strompuls erzeugbar: I=2pA, Q= 2 · 10-15C = 10000 Ionen Dieses Prinzip wird bei Nerven- und Muskelzellen verwirklicht: Aktionspotenital: schnelle Änderung des Ruhepotentials durch einen elektrischen Reiz oberhalb einer bestimmten Schwelle (>20mV) Ruhepotenital: =Transmembranpotential im Gleichgewichtszustand → Störung bei 20mV →Membranleitfähigkeit ändert sich schlagartig „Erregung“ → Änderung des Ruhepotentials um 100mV → Potentialdifferenz baut sich selbständig ab „Depolarisation“ →Wiederherstellung des Ruhepotentials „Repolarisation“ Dauer: Nervenzelle ca. 1ms; Muskelzelle ca. 10ms; Herzmuskelzelle ca. 200ms Meßmethoden für Membranpotentiale: Intrazelluläre Microelektroden Patch-Clamp-Methode (Saugelektrode) © 2001 Henninger Benjamin 18/33 Pipette mit Ø 1μm auf Membran pressen, Unterdruck → elektrisch isolierte Dichtung, Positionierung im Ionenkanal → Anschluß an Klemmverstärker, der Spannung über elektrischen Regelkreis auf Sollspannung hält → benötigter Strom = Strom, der durch den Kanal fließt → Ionenströme von einzelnen Kanälen werden direkt meßbar. 4.1.1 EKG Das Elektrokardiogramm charakterisiert den elektrischen Erregungszustand durch Aufzeichnung der Potentialdifferenzen und NICHT die Kontraktion des Herzens. Zeitlich veränderliche Potentialdifferenzen, die zwischen zwei Punkten (z.B. an der Körperoberfläche) im elektrischen Feld des momentanen Herzdipols, der zu jedem Zeitpunkt als Summe der Erregung aller Herzmuskelfasern resultiert, gemessen werden → Ableitungen nach Einthoven, Goldberger und Wilson (siehe Praktikumsanleitung). Für das EKG sind nur extrazelluläre Potentialdifferenzen interessant und NICHT Aktionspotentiale. Bipolare Ableitung: Potentialdifferenz zwischen 2 vom Herzen entfernten Punkten Unipolare Ableitung: Potentialdifferenz zwischen einer einzelnen Elektrode und einem neutralen Pol Cabera-Kreis: Durch Ableitung in frontaler, saggitaler und horizontaler Richtung. Dreisimensionale Darstellung des Dipols durch Vektorkardiographie! = räumliches Bild der Vektorschleife des Herzdipols. Als Summe aller Dipolbeiträge der Einzelfasern zu jedem Zeitpunkt → näherungsweise ein momentaner Summendipol ergibt sich eine charakteristische Kurve! (siehe Anhang!) P ..... Erregunseintritt in den Vorhöfen QRS-Komplex ..... Erregunseintritt in den Kammern T ..... Erregunsrückbildung in den Kammern Die Erregunsrückbildung der Vorhöfe wird durch den QRS-Komplex überlagert Infromationsgewinn aus EKG: ▫Symptome ▫Belastungs-EKG, Langzeit-EKG ▫Ursprung der Erregung (Sinusknoten oder andere Stelle) ▫Rhytmusstörungen (Extrasystolen, Flattern, Flimmern) ▫Leitungsstörungen ▫Stoffwechselstörungen ▫Myokardinfarkt 2 Arten von Herzflimmern: -Vorhofflimmern: ungeordnete Erregung von Vorhofbezirken → kaum Auswirkungen auf Blutausstoß -Kammerflimmern: physikalische Ursache – Kreisströme der Erregung → Kreislaufstillstand → Defibrillation mit 2000V und 40A über 5ms → Reset der Myokardfasern → Fasern wieder in Phase Magnetkardiogramm: Messung der magnetischen Aktivität: Herz → B ~ 50 · 10-12T, Gehirn → B ~ 20 · 10-15T →aufwendige Methode, aber Vorteil, weil Gewebe elektrisch polarisierbar aber kaum magnetisch verzerrbar ist → wir erhalten ein unverfälschtes Signal! 4.1.2 EEG Das Elektroencephalogramm ist ähnlich wie das EKG; Potenitaldifferenzen der Elektroden auf der Kopfhaut: Räumliche Lokalisierung weniger wichtig als Amplitude und zeitliches Muster des Signals → 1-2 Elektroden und Referenzelektrode nötig. Man kann die Hirnfunktion feststellen: Antwort auf Reize sichtbar im EEG. © 2001 Henninger Benjamin 19/33 E ~ 1-100μV (=1/1000 des EKGs) ~ Abschirmung ist nötig! Interessanter Frequenzbereich: α – Wellen: >13Hz β – Wellen: 8-13Hz γ – Wellen: <4Hz 4.2 Die Zelle als Dielektrikum Was passiert, wenn man eine äußere Spannung an Gewebe oder eine einzelne Zelle anlegt? →Zellmembran = Kondensator →für Gleichspannung (elektrostatisches Feld): durch den hohen Widerstand der Membran fließt der Strom aussschließlich um die Zelle herum, es wird jedoch ein Potential induziert → Zellmanipulation mit Gleichstrom möglich: Biotechnologie, Dielektrophorese (kontrollierte Zellfusion). →für Wechselstrom: Kapazititver Widerstand = 1 / ω · C [Ω] → wenn ω steigt, sinkt der Widerstand eines Kondensators → Anteil des Stromflusses steigt mit steigender Wechselstromfrequenz →Zellen schirmen Felder ab →äußere elektrische Felder ändern die Erregbarkeit der Zelle 4.3 Wirkungen von EMF auf den menschlichen Körper Die Eigenschaften der physikalischen EMF sind experimentell gut ausgetestet → Therapie; Die Einflüsse auf den Organismus sind komplex. Statische Elektrizität elektrische Felder sehr niedriger Frequenz der Umwelt; elektrisieren ist relativ harmlos, außer bei großen Ladungsmengen Ursachen für die Gefahr des Blitzschlages: Der menschliche Körper besitzt ein 10 12 –fache größere effektive Leitfähigkeit und eine über 50 –fach höhere effektive Dielektrizitätskonstante ε Bei einem aufrechtstehenden Menschen findet über dem Kopf eine Feldlinienverdichtung statt und somit ein stärkeres Magnetfeld. Statische Magnetfeld Diamagnetismus: eigentlich immer vorhanden; Feldstärke wird reduziert Para- & Ferromagnetismus: Feldstärke wird erhöht Dia- und Ferromagnetismus sind im Vergleich zum Ferromagnetismus schwach. Hämoglobin wird bei Sauerstoffbindung paramagnetisch. Ferromagnetisch sind z.B. Fe 2SO4-Partikel, Magnetosome und gewisse Metalle und Legierungen. Gewebe sind nur sehr schwach magnetisierbar, weil die relative Permeabilität wie in Luft oder Vakuum dimensioniert ist → im Gegensatz zu elektr. Feldern dringen Magnetfelder sehr gut in Gewebe ein! Mit Hilfe moderner Technologie der Supraleitung: ▪Erzeugung suprastarker Magnetfelder für medizinische Anwendungen: → NMR-Prinzip (Nuclear Magnetic Resonance) = MRI (Kernspintomographie) ▪Messungen winzigster Magnetfelder (Biomagnetismus) durch sog. SQUIDS Wirkungen starker statischer Magnetfelder (2-4T): ●Lorentzkraft auf bewegte Ladungen ( Blut = Elektrolyt ): F = Q(v · B) ●Induktion (langsam veränderliches Feld) → induzierte Ströme in Blutgefäßen nicht im exakt statischen Feld ●Harmlose Bioeffekte: Effekte auf eisenhaltige Otolithen (Gleichgewichtssinn), Magnetophosphene = Lichtempfindungen durch Reizung der Retina ●Reizwirkung durch statische Magnetfelder auf Reizleitung der Nerven → bisher keine bekannt ●Kräfte auf Dipole in inhomogenen Feldern → Kraftwirkung auf ferromagnetische Substanzen (Fremdkörper, Implantate) → Patienten mit ferromagnetischen Strukturen sind vom MRI und von der Magnettherapie ausgeschlossen! Magnetfeldrichtlinien: -Dauerbelastung (beruftstätig) < 200mT/d © 2001 Henninger Benjamin 20/33 -Dauerbelastung (normale Bevölkerung) < 40mT/d -Kurzzeitig: 2T für Ganzkörperuntersuchungen; 5T für Extremitätenuntersuchungen Umwelteinfluß von EMF Technisch hohe Meßgenauigkeit für Feldgrößen, aber Organismus → komplexes System → harmlosigkeit kann nicht bewiesen werden. Zur Klärung der biologischen Wirksamkeit sind Studien notwendig: ▪Unmittelbare Wirkung ▪Statistik: reversible oder irreversible Veränderungen, Schwellenverhalten oder akkumulierender Effekt ▪Langzeitrisiko (Krebsrate) ▪Kurzzeitige / chronische Belastung ▪Nicht thermische Effekte ▪Langfristiger Aufenhalt im Magnetfeld Dosimetrische Größen und Richtlinien für EMF (bis 300GHz) In verschiedenen Frequenzbereichen sind auch verschiedene physikalische Größen für die Abschätzung der Wirkung wichtig. Grundbeschränkungen → unmittelbare, dosimetrisch relevante physikalische Größe der Exposition Referenzwerte → für praktische Abschätzung abgeleitete Größen (indirekt wichtig, leichter meßbar) 4.4 Nicht ionisierende elektromagnetische Strahlung Einteilung und Quellen Nicht ionisierende Strahlung: Ioniesierende Strahlung: Radio- (AM, FM), Radar-, Mikrowellen (2,5GHz), Inrarot, sichtbares Licht, UV-A, UV-B Röntgen-Strahlung, γ-Strahlung Die Grenze liegt im oberen UV-Bereich (UV-C) → Ionisation von Wasser! Auch nicht ionisierende Strahlung kann gesundheitsschädlich sein: UV → Hautkrebs, grauer Star Sichtbares Licht → Laserunfälle Langzeitwirkungen noch unklar Prinzipiell besteht kein Unterschied darin ob die Quelle natürlicher oder künstlicher Natur ist, aber: natürliche Quellen → breite Frequenzbänder, räumlich homogen verteilt künstliche Quellen → schmales Frequenzband, räumlich inhomogen verteilt Biologische Wirkung von nicht ionisierender Strahlung (0-300GHz) Niedere Frequenzen < 10kHz → Reizwirkung Hohe Frequenzen > 100kHz → Erwärmung Die Reizwirkung an erregbaren Zellen (Nerven, usw. ) durch zeitlich veränderliche EMF ist ein „Alles-oder Nichts-Prozess“, bei dem alle folgenden Bedingungenerfüllt werden müssen: Genügend stark, d.h. über der Reizschwelle liegen (Feldstärke) Lange genug; Depolarisation benötigt eine gewisse Zeit Ausreichend schnelle Änderung; Zelle darf keine Zeit haben sich anzupassen →ab ca. 20kHz → keine Erregung mehr möglich, weil während einer Halbwelle die Membran nicht bis zur Schwelle depolarisiert wird, und außerdem die nächste Halbwelle die vorhandene Depolarisation aufhebt. Die biologische Wirksamkeit elektromagnetischer Strahlung hängt ab von der Photonenenergie F = hf = hν und ist damir von der Frequenz abhängig! Für die Anregung bzw. das Aufbrechen chem. Bindungen benötigt man versch. Strahlungsfrequenzen: Energie [eV] Frequenz [GHz] Wellenart Rotationsbewegungen von Molekülen → 0,00006 14 Mikrowellen Erwärmung Vibrationsbewegungen von Molekülen → 0,04 10000 Infrarot Erwärmung Van der Waals-Bindung 0,04-0,08 10000-19000 Infrarot © 2001 Henninger Benjamin 21/33 H-Brücken-Bindung Ionenbindung Kovalente Bindungen 0,13-0,03 0,2 2,2-4,8 31000-73000 Sichtbares Licht 970-410 nm 48000 630 nm 530000-1160000 UV-Strahlung 60-30 nm → Mikrowellen sind ungefährlich, weil die Frequenz und somit auch die Energie zu gering sind. Die Wirkung der Strahlung fällt quadratisch mit dem Abstand der Quelle ab. Die größten SAR-Werte treten dann auf, wenn die Abmessungen der Körperteile der Wellenlänge entsprechen (Resonanz!). Hot Spots: durch kontruktive Inteferenz oder durch Fokussierung im Gewebe können örtliche Feldüberhöhungen entstehen. Lokale innere Erwärmungen sind die Folge; sie können oft nicht rechtzeitig erfaßt werden, da die Thermorezeptoren in der Haut und in den Schleimhäuten sitzen. → Für die Wärmeabfuhr ist die Durchblutung wichtig → schlecht durchblutetes Gewebe erwärmt sich schneller (Augen, Sehnen, Knorpel). 4.5 Wirkungen von Gleich- und Wechselstrom Physikalische Parameter: Leitfähigkeit σ, Dielektrizitätskonstante ε 2 Gewebearten: hoher Wassergehalt: Muskeln, Organe, Haut; ε, σ ↑ niedriger Wassergehalt: Knochen, Fett; ε, σ ↓ Die Stromstärke I steht in direktem Zusammenhang mit dem Schaden: Joul’sche Wärme (bereits eine Erwärmung von 1°C kann in bestimmten Geweben Schaden anrichten) W = I²eff · R · t W ..... entwickelte Wärme Ieff ..... Stromstärke [A] R ..... Ohm’scher Widerstand t .... Zeit → Nicht nur die Stromstärke ist wichtig, sondern auch der Körperwiderstand: Hautwiderstand hängt ab von Feutigkeit, Durchblutung; er bricht umso schneller zusammen je höher die Betriebstemperatur ist trocken: 10-100kΩ feucht: 1kΩ Innerer Körperwiderstand relativ konstant, Glenke → hoher Widerstand, Rumpf → rel. Wenig Widerstand gesamt: 100kΩ Extremitäten: ~500kΩ Reaktionen auf elektrischen Strom: 0,4mA Empfindungsschwelle Schmerzschwelle Loslasschwelle Herzstörungen Verbrennungen 3A Die jeweiligen Schwellen sind jedoch auch abhängig von Frequenz, Spannung, individuelle Situation, Einwirkdauer, Gleich- oder Wechselstrom! Richtwerte für Netzspannung (22V, 50Hz): -Wahrnehmungsschwelle: 0,5mA -Loslasschwelle: 10mA -Herzkammerflimmern: 40mA Niederfrequenter Wechselstrom (10-500Hz) oder gepulster Gleichstrom ist besonders gefährlich, wegen der Gefahr des Herzkammerflimmerns durch einen einzigen überschwelligen Reiz. Die verwundbare Phase des Herzens ist dabei die ansteigende Flanke der T-Welle → Einwirkdauer ist sehr wichtig! Sicherheitsgrenze für Netzspannung (220V, 50Hz): I < 40mA für t<1s © 2001 Henninger Benjamin 22/33 I < 400mA für t<0,1s Bei offenem Herzen lösen bereits 30μA Flimmern aus! Gleichstrom führt zwar zu Gewebeschädigung hat aber keine Reizwirkung, weshalb tödliche Unfälle selten sind. Reizstromtherapie: Iontophorese: Schutzvorkehrungen: Lähmungsreduktion und Schmerzlinderung durch gepulsten Gleichstrom transkutane Medikamentenversorgung durch Gleichstrom FI-Schalter (schaltet Strom schnell genug aus, sodaß keine Reizwirkung einsetzen kann) Schukostecker Medizinische Anwendung: ▪Hochfrequenzwärmetherapie (HF-Therapie): ab einer Frequenz von über 10kHz kann die Membran während einer Halbwelle nicht bis zur Schwelle depolarisiert werden → keine Reizwirkung, sondern nur Erwärmung. ▫Mäßige Temperaturerhöhung im Körperinneren (dosiert!): Diathermie-Effekt →bessere Durchblutung ▫Zur Behandlung chronischer (nicht akuter) Krankheiten →es hängt von der Art der Quelle bzw. der Art der Applikation ab, ob die Wirkung vorwiegend von der elektrischen oder von der magnetischen Komponente des Feldes ausgeht. ▪Elektrochirurgie (0,5-1,7 MHz): keine Reizwirkung auf Muskeln ▫Elektroskalpell ▫Zum Koagulieren von Gewebe mit dem Elektroagulator: Die Gefäßinnenwand (=Intima) erwärmt sich stark und verbrennt. Risiken Schmuck, feuchte Kleidung, Verbände → abzulegen μW-Therapie → Gefahr für Linse und Glaskörper des Auges → Hotspots! Kontraindikationen Herzschrittmacher, Platten, Schrauben → metallische Fremdkörper akute Entzündungen 4.6 Ionisierende Strahlung Röntgen-Strahlung, γ-Strahlung, Teilchenstrahlung Grenze = Ionisationsschwelle für Wasser ~ 10eV 4.6.1 Strahlugsabschwächung, atomare Anregung und Ionisation 1. 2. 3. Abschwächung durch ○Absorption und inelastische Streuung → Energie und Impuls werden auf Material übertragen ○Elastische Streuung → Umverteilung der Energie der Strahlung auf einen größeren Raumwinkel → kein Verlust Atomare Anregung :Energie- (und Impuls-) übertragung durch ○Absorption eines Photons (Photoabsorption) → Elektron wird auf eine höhere Schale gehoben ○Zusammenstoß mit einem energiereichen, geladenen Teilchen (Gas) ○Kontakt mit einem anderen, geladenen Atom (Metall) Durch die Anregung von Hüllenelektronen der Atome kommt es zu Photoemission → atomares Spektrum Kernanregung: Nukleonen springen auf höherenergetische Zustände. Die Anregungsenergie ist im MeV-Bereich und kann nur durch sehr harte Strahlung aufgebracht werden. Ionisation: = Erzeugung eines freien Elektrons und eines positiv geladenen Ions a. direkte Ionisation: Stoß eines Atoms mit einem hinreichend geladenen Teilchens, oder einem anderen Atom oder durch Photoionisation b. indirekte Ionisation: Photonen (Neutronen) werden zunächst vom Atom (Atomkern) absorbiert, das Elektron wird später freigegeben Stoßionisation mit Elektronenstrahlen: Elektron mit hoher kinetischer Energie (fast Lichtgeschwindigkeit) → keV – MeV verliert pro Stoßionisation ca. 30eV → viele Ionisationsvorgänge pro Elektron! © 2001 Henninger Benjamin 23/33 4.6.2 Wechselwirkung von Röntgen- und Gammastrahlung mit Materie Bei hochfrequenten Rö- und γ-strahlung ist die Energie pro Photon relativ groß → Stoßprozesse (Teilchenaspekte besonders ausgeprägt) → Photonen verhalten sich wie Teilchen mit der Energie E = h · ν Und dem Impuls p = h · k = h / λ · e Außerdem ist der Brechungsindex für alle Materialien gleich 1, d.h. kein Material kann Röntgen-Strahlen spiegeln oder fokussieren, sehr wohl kann Röntgen-Strahlung aber durch Beugung an bestimmten Gittern abgelenkt werden (Röntgen-Strukturanalyse von Kristallen). Für bildgebende Verfahren wichtige Prozesse Schwächung: hinter einer Materialschicht der Dicke d [m] und der Dichte ρ [kg/m³] Schwächungsgesetz: Ф(d) = Ф0 · e-μ·d Ф0 ..... Teilchenflußdichte der Absorberschicht Ф(d) ..... Teilchenflußdichte hinter der Absorberschicht μ ..... linearer Schwächungskoeffizient [1/m] abhängig vom Material (Dichte) und der Wellenlänge Massenschwächungskoeffizient [m²/kg]: μM = μ / ρ Beispiel: Bleischicht d = 2mm, ρ = 11,37*10³kg/m³ 120keV-Elektronen (Energie bei Röntgen-Diagnostik) → μM = 0,3m²/kg → 11% der Elektronen kommen durch 12MeV-Elektronen (Energie bei Röntgen-Therapie) → μM = 0,07m²/kg → 85% der Elektronen kommen durch → Berechnung der Halbwertsdicken beim Strahlenschutz Der Abschwächungskoeffizient μ ist materialabhängig, aber keine Materialkonstante, sondern stark wellenlängen- und frequenzabhängig! Prozesse, die zur Abschwächung beitragen: Photonenergie E=h*f Dominanter Beitrag 1. 2. Rö-Diagnostik < 0,5 MeV Photoeffekt Mittlere EPhoton 100keV – 10 MeV Compton-Effekt Hoher Energiebereich > 1,022 MeV Paarbildung Photoeffekt: = Herrausschlagen eines Elektrons aus der Hülle durch einfallende, harte EM Strahlung. Die gesamte Energie der Strahlung wird übertragen, die Strahlung dabei völlig absorbiert. Compton Effekt: = Inelastische Streuung von Photonen an freien geladenen Teilchen. Strahlung der Energie E = h*f schlägt aus dem Verband ein Elektron heraus → Teil der Energie im Elektron (kinetisch), Teil in zweiter Welle h*f → λ wird größer. Δλ = h / mc ( 1 – cosφ) 3. Φ ..... Comptonwinkel (0-180°) m ..... Masse des treuenden Teilchens → h,c sind konstant → Δλ ist abh. Von m und nicht von λeinfallend Paarbildung: In der Nähe eines Atomkerns kann sich ein Photon mit der Energie E > 1,022MeV in ein Elektron-Positron-Paar umwandeln (Positron = Antiteilchen des Elektrons) → Schwellenwert: 1,022 MeV Der Atomkern nimmt den Restimpuls auf (wichtig für Impulserhaltung) Umgekehrter Prozeß der Paarbildung ist die Paarvernichtung = Zusammenstoß von einem Elektron und einem Positron gleicher Geschwindigkeit → γ-Strahlung (2-3 Quanten) → PET = Positronen-Emissions-Tomographie © 2001 Henninger Benjamin 24/33 Abschwächungskoeffizient μ: Minimum zwischen 1MeV → besonders gefährlich, weil besonders schlecht abschirmbar. 4.6.3 Wechselwirkung von Teilchenstrahlung mit Materie Im Gegensatz zu Protonen können Teilchen nicht vernichtet werden, wohl aber in Strahlungsenergie umgewandelt werden → E = mc² Geladene Teilchen können über die Coulombkraft effizient Energie und Impuls austauschen. Coulombkraft: Q .... Ladung FC ..... Kraft, die von Ladung 1 auf Ladung 2 ausgeübt wird [N] r .... Abstand e12 ..... Einheitsvektor von Q1 nach Q2 ε0 ..... elektr. Feldkonstante Streuung ▫Elastische Streuung an Hülle und Kern (Rutherford) ▫Inelastische Streuung (Anregung oder Ionisation der Atome) Bremsstrahlung =inelastische Streuung eines geladenen Teilchens (z.B. Elektron in der Röntgen-Röhre) an den gebundenen Elektronen oder am Kern eines Atoms. Als Folge wird ein Bruchteil der kinetischen Energie Ekin = ½ mv² des gebremsten Teilchens in elektromagnetische Strahlung umgewandelt → Bremsstrahlung Der Bruchteil kann von 0 bis zur gesamten kinetischen Energie gehen → kontinuierliches Spektrum = Bremsspektrum = breitbandiger Anteil im Röntgen-Spektrum Die Bremsstrahlung ist eine gerichtete Strahlung; ihre Richtung hängt von der Energie ab. © 2001 Henninger Benjamin 25/33 Kapitel 5: Bildgebende Verfahren Morphologische Bildgebung Röntgen-Diagnostik (Transmission) Röntgen-CT PET (Positronenemissionstomographie) US (Reflexion) Funktionelle Bildgebung SPECT Kernspintomographie (NMR, MRI) Szintigraphie (radioaktive Emissionen) 5.1 Röntgendiagnostik Charakterisierung und Erzeugung von Röntgen-Strahlung Elektromagnetische Strahlen (UV ← λ → γ-Strahlen): λ = 10-10m = 1 Å (Angström) F = ν = 1018Hz; EPhoton = h · ν = h · λ / c in keV Eigentlicher Energiebereich: 5keV – MeV (0,25nm – 0,0004nm) In der Medizin: Weiche Röntgenstrahlung (10-30 keV) Oberflächentherapie, geringe Eindringtiefe, besserer Kontrast Mittelharte Röntgenstrahlung (50-100 keV) Diagnostik, Halbtiefentherapie Harte Röntgenstrahlung (100-400 keV) Diagnostik, Tiefentherapie Ultraharte Strahlen (>400 keV) Tiefentherapie Röntgenstrahlung wird mit zunehmender Tiefe härter! Erzeugung von Röntgen-Strahlen: Sie werden in einer Röntgenröhre erzeugt: Dabei handelt es sich um ein evakuiertes Glas- oder Metallgefäß mit einer Bleiummantelung, in dem eine Glühkathode einer Anode gegenübersteht. Eine hohe Gleichspannung von 500kV liegt zwischen Kathode und Anode an. Die Kathode wird elektrisch geheizt und emittiert Elektronen, die durch das elektrische Feld zwischen Anode und Kathode in Richtung Anode beschleunigt werden. Die Elektronen prallen auf die Anode und verlieren ihre gesamte kinetische Energie, die in erster Linie zu Wärme umgewandelt wird, doch ein Bruchteil wandelt sich in Röntgen-Strahlung um, die vorwiegend im rechten Winkel zur Anode-Kathoden-Linie emittiert wird. Bei einer Spannung U=500kV: → Ekin = e * U = 500keV → 1eV = Arbeit die geleistet wird, wenn ein Elektron (Elementarladung) ein Potenital von 1V durchläuft 2 Stromkreise: Rö-Strahl Quantität (=Intensität) Rö-Strahl Qualität (=Spektrum) Generator: 50Hz Wechselspannung → Hochspannungsgleichstrom Fokussierung des Elektronenstrahls: Wehnelt Zylinder (negativ geladene Wände) Fenster zur Auskopplung des Nutzstrahlbündels aus Beryllium → Filterung der weichen Anteile. Heizstromkreis: erzeugt beschleunigbare Elektronen durch beheizen der Kathode (Wolfram: UH=8-20V, IH=3-9A) Röhrenstromkreis: angelegte Beschleunigungsspannung; erst geschlossen durch Elektronenstrahl im Vakuum (UR=10-100kV, IR=mA) Regulation: Heizstrom reguliert die Zahl der Elektronen, die für Röhrenstrom verfügbar sind Röhrenspannung und Röhrenstromstärke regulieren die Intensität ( → Richtung der abgestrahlten Bremsstrahlung ), kinetische Energie (→ Spektrum ) der Röntgen-Strahlung Röntgenspektrum Kontinuierliches Bremsspektrum: Bremsstrahlung im Coulombfeld der Atomkerne der Anode → Grenzwellenlänge: gesamte kinetische Energie wird in Rö-Strahlung umgewandelt ( =härteste, erzeugbare Strahlung) © 2001 Henninger Benjamin 26/33 Wirkungsgrad = Effizienz der Energieumsetzung η = 10-6 / 1V · U · Z Z ..... Ordnungszahl des Anodenmaterials U ..... Spannung im Röhrenstromkreis →stark abhängig von der Spannung im Röhrenstromkreis Wirkungsgrad der Röntgen-Röhre: 99% der Energie werden in Wärme umgewandelt Bsp.: UR=120kV, IR=2mA → P=240W, davon nur 2,4W in Röntgen-Strahlung →spezielles Material für Anode (meist Verbundmaterialien z.B. Wolfram, Rhenium mit Graphitanteilen) →Anode rotiert zur Kühlung (Drehanode) Bildkontrast und Bildgüte Bild in Transmission (=Durchleuchtung) → strikt geometrische Optik (Beugung hat kaum Einfluß), Projektionen aller geometrischer Schattenwürfe einer Gewebsschicht auf die Ebene der verstärkerfolie mit fotographischer Schicht bzw. eines Bildverstärkers (digitale Bearbeitung). Brennpunkt: Teil der Anode, der vom Elektronenstrahl getroffen wird; je kleiner die Fläche, desto besser die Abbildung → aber: nicht beliebig klein wegen der Wärmeentwicklung (Verbrennung). Aus diesem Grund wird der Brennfleck z.B. bei der Strichanode länglich gemacht (schmal für punktförmige Quellen, lang gegen Überhitzung). Vergrößerung V = Bildgröße / Objektgröße = d(Film – Fokus) / d(Objekt – Fokus) = dF-0 + d0-B / dF-0 Die Strukturen werden durch unterschiedliche Strahlungsabschwächung der verschiedenen Gewebearten unterschiedlich hell abgebildet → verschieden starke Absorption → geringere Schwärzung der röntgenempfindlichen Platte. Röntgenbilder sind Negativbilder (schwarz = Aufhellung) Abschwächung der Röntgenstrahlung Physikalisch → Absorption: Photoeffekt, Paarbildung Geometrisch → Streuung: Compton-Effekt, Elastische Streuung, Anregung → Abstandsabnahme Kontrast © 2001 Henninger Benjamin 27/33 = Helligkeitsunterschied im Bild aufgrund verschieden starker Absorption Der Photoeffekt spielt bis ca. 200keV die wichtigste Rolle für die Photoabsorption: Knochen hat eine hohe Dichte und Ca ( Hauptbestandteil des Knochens) hat die Ordnungszahl Z=20 Da Weichteile schwierig darzustellen sind verwendet man Kontrastmittel (Materialien mit hoher Ordnungszahl z.B. BaSO4 [Bariumsulfat], negativ: Luft, CO2, O2). Es gibt auch sogenannte Doppelkontrastmittel (wasserlöslich – wasserunlöslich). Ohne Kontrastmittel werden 4 Dichtestufen unterschieden: Luft → Wasser → Fett → Knochen Kontrastmittel Kontrastmittel sind von außen in den Körper eingebrachte Substanzen, die zu einer verbesserten (kontrastreicheren) Darstellung von ansonsten nicht oder schlecht darzustellenden Körperregionen oder -teilen, vor allem von Hohlorganen wie dem Magen-Darm-Trakt oder dem Gefäßsystem dienen. Es gibt positive und negative Kontrastmittel. Negative Kontrastmittel Diese Art von Kontrastmitteln schwächt Röntgenstrahlung weniger stark als die Umgebung, oft ist dies Luft oder Kohlensäure. Positive Kontrastmittel Diese Kontrastmittel schwächen Röntgenstrahlung stärker als die Umgebung; dies können Bariumsulfat bei Magen-Darm-Untersuchungen oder jodhaltige Substanzen sein, die meist intravenös gespritzt werden. Kontrastmittel können oral, also über den Mund, ins Gefäßsystem injiziert oder als sogenannter Kontrasteinlauf über den Enddarm oder auch endoskopisch z.B. in die Gallenwege oder Fisteln in den Körper eingebracht werden. Bei vielen Untersuchungen wird erst eine Nativaufnahme als Übersichtsaufnahme angefertigt und danach zusätzlich eine Aufnahme mit einem Kontrastmittel. Eine Photoabsorption möglichst ohne elastische oder unelastische Streuung ist ideal für eine gute Bildqualität. Steigt das Streuvermögen, sinkt der Kontrast. Als Gegenmaßnahme wurden sog. „Absorberlamellen“ eingeführt, die nur Strahlen einer bestimmten Richtung durchlassen. Compton-Streuung ~ Dichte ρ: Streustrahlung in alle Richtungen → Aufweichung → starke Absorption durch das Gewebe → weiche Strahlung trägt nicht zur Bildinformation bei, sondern belastet den Patienten → Aufhärtungsfilter vor dem Patienten Verschiedene Konfigurationen für spezielle Anforderungen Organe mit großen Dichtesprüngen z.B. Lunge → härtere Strahlung zum Schutz des Patienten Mammographie, geringe Dichtesprünge, kleine Strukturen → kleiner Brennfleck (0,6mm). Abstand 45cm, weiche Strahlung (20-40keV) Angiographie: Darstellung der Blutgefäße durch Kontrastmittel 5.2 Röntgen-CT CT = Computer Tomographie (Schnittbilder) → Übereinanderprojektion der gesamten durchlaufenden Gewebestrecke → aus verschiedenen Projektionsrichtungen: räumliches 3D-Bild der Absorberverteilungen Größter Vorteil: satt vier Abschwächungsgruppen wie beim konventionellen Röntgen → ca. 2000 verschiedene → ca. 20 Graustufen dargestellt → Veränderung des Kontrasts im Nachhinein möglich ( Anpassung an die Strukturen von Interesse = ROI = Region of Interest ) Die Hounsfield Skala: Konvention für CT-Diagnostik +1000 0 -1000 Schwächungskoeffizient von Hartem Knochen (Zähne) Wasser Luft → CT-Zahl = Hounsfield-Einheit: μObjekt - μWasser / μWasser * 1000 Einstellungen: Fensterlage (center) und Fensterbreite (window) Die Strahlenbelastung pro Schicht ist nicht stärker als bei der konventionellen Röntgen-Diagnostik; es kommt aber zu Aufsummierung bei vielen Schichten! © 2001 Henninger Benjamin 28/33 5.3 Bildgebende Verfahren der Nuklearmedizin Szintigraphie: γ-Strahlen werden verabreicht – Aufnamhe mit γ-Kamera Emission-Computer-Tomographie (ECT); Positronen ECT (PET); Single Photon ECT (SPECT): PET: Positronenstrahler (Reichweite nur 0,1mm) → Paarvernichtung, Vernichtungsenergie von 1,022 keV → 2 γ-Quanten genau definierte Energie Gegenüberliegende Detektorelemente messen die Flugzeit der beiden Quanten (Koinzidenz). Diese läßt Rückschlüsse auf Durchblutung etc. zu. + Darstellung von Stoffwechselvorgängen in vivo Nicht invasiv Hohe räumliche und zeitliche Auflösung Absolute Quantifizierung von Flußraten (ml/min) Oder Stoffwechselraten (mmol/min) Personal- und Apparateaufwand Logistisches Problem (Strahlen zerfallen sehr schnell) SPECT: direkte Verabreichung von γ-Strahlen 5.4 Magnetresonanztomographie Bezeichnung MRT = MRI (magnetic resonance imaging) Materie besteht aus Atomen, die sich ihrerseits zu Molekülen zusammenfinden können. Das Atom besteht aus einer Elektronenhülle und dem Atomkern. Das neutrale Atom besitzt genauso viele Elektronen in seiner Hülle wie der Kern Protonen besitzt. Zusammen mit den Protonen bilden die elektrisch neutralen Neutronen den Atomkern. Protonen sind elektrisch positiv geladen und besitzen in etwa die gleiche Masse wie die Neutronen. Jede bewegte Ladung, so z.B. der Elektronenfluss in einem Draht, hat ein Magnetfeld zur Folge; auch die Bewegung, wie z.B. die Eigenrotation der Protonen (Spin), erzeugt daher ein, wenn auch sehr kleines, atomares Magnetfeld. Dieses Magnetfeld hat ein magnetisches Moment der Protonen zur Folge. Diese Momente können sich gegenseitig verstärken oder, wenn die Protonen gegeneinander rotieren, auch auslöschen. Für die Kernspintomographie werden Atome mit einem nach außen wirkenden magnetischen Moment verwendet. Ein wichtiger Atomkern mit einem resultierenden magnetischen Moment ist der Wasserstoff, der, an Sauerstoff gebunden, als Wasser in genügend großer Anzahl für eine hinreichende Signalintensität im menschlichen Körper vorhanden ist. Eine Untersuchung des Körpers in Kernspintomographen geschieht dabei in etwa wie folgt: Die zu untersuchende Person liegt in einem ca. 1,60 m langen Tunnel, in dem ein starkes Magnetfeld (z.B. 1 Tesla = 104 Gauß) in Längsrichtung des Patienten anliegt. Ein solches Magnetfeld kann bei Niederfeldsystemen (<0,5 Tesla) durch einen Permanent- oder Resistiv-Magneten, bei Hochfeldsystemen (>1 Tesla) durch supraleitende Magneten erzeugt werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von MR-Systemen; Tunnelsysteme (meist Hochfeldsysteme) und offene Systeme (Nieder- oder Mittelfeldsysteme). Das erzeugte Magnetfeld hat einen kleinen Überschuß der Spins der Protonen des Patienten in Feldrichtung zur Folge, während der Rest einer thermischen Unordnung in allen Raumrichtungen folgt. Je stärker das Feld jedoch ist, um so mehr Protonenspins richten sich in dem Feld aus. Mittels kurzfristig zugeschalteter resonanter Hochfrequenzfelder von z.B. 42,58 MHz/Tesla werden die Spins der Protonen aus ihrer ursprünglichen Richtung herausgeklappt. Beim Zurückklappen in den Ursprungszustand erzeugen die Spins in einer Spule kleine elektrische Signale. Um diese Signale den einzelnen Volumenelementen der abzubildenden Schicht zuordnen zu können, werden zusätzliche magnetische Gradientenfelder verwendet. Diese Felder, die erheblich schwächer als das "Hauptfeld" sind, werden während der Messung kurzfristig hinzugeschaltet. Generell ist die MRT aufgrund der hohen Kontraste von Weichteilen besonders für den Nachweis tumoröser, entzündlicher und traumatischer Erkrankungen geeignet. Kernspin – physikalisches Prinzip des MRI Kernspinresonanz: Wechselworkung zwischen Atomekernen im Gewebe mit starkem, sehr konstanten Magnetfeld. Im Kern: Protonen und Neutronen → Spin (Eigendrehimpuls) = elementare Eigenschaft der Teilchen → fundamentale Einheit → Summe der Spins im Kern = Kernspin Kernspinimpuls = Gesamtdrehimpuls JK des Kerns ↔ magnetischer Moment des Atomkerns © 2001 Henninger Benjamin 29/33 Der Kernspinimpuls kommt nur in Vielfachen von ½h (Planck’sche Konstante) vor: JK = I · h ( I = 0, 0.5, 1, 1.5, 2 ) Magnetisches Moment des Atomkerns wird üblicherweise in Vielfachen des Kernmagnetons angegeben: μK = e · h / 2mProton Typisches magnetisches Dipolmoment << magnetisches Moment eines Elektrons oder neutralen Atoms → Kerne sind vergleichbar mit Magnetnadeln Falls die Protonenzahl Z und die Neutronenzahl A des Atomkerns gerade ist, heben sich die Spins gerade gegenseitg auf → Ungeeignet für MRI (keine „Magnetnadel“) →Wasserstoffkerne sind das wichtigste Element in der MRI-Medizin, da sie ein hohes magnetisches Moment, hohe Isotopenhäufigkeit und eine hohe Konzentration im Gewebe haben. Kernspin im homogenen Magnetfeld: Klassische Magnetostatik → Kreisen des Kernspins im Magnetfeld (Präzission) = Stabilisierung. Die potentielle Energie des magnetischen Dipols im Magnetfeld ist am höhchsten, wenn die „Nadel“ antiparallel zum B-Feld steht (strebt nach niedrigstem Zustand = parallel) Quantenmechanik: zwei Energieniveaus, Unterschied ∆E Ohne konstantes äußeres Magnetfeld: Spins frei beweglich und nicht konstant Im Magnetfeld: genau 2 Niveaus bzw. Ausrichtungen: parallel-antiparallel Kernspinresonanz: Durche eingestrahlte EMF passender Frequenz kann ein Spin in einen energetisch höheren Zustand gehoben werden → „Umklappen“ Resonanzfrequenz: ∆E = EPhoton ( = h * ωResonanz ) ∆E = E2 – E1 = μ · B0 - ( -μ · B0 ) = 2μB0 → 2μB0 = h · ωResonanz ωResonanz = ωL (Lamor-Frequenz) ωL = γ · B 0 Lamorfrequenz = ωResonanz ist abhängig vom Material (Kernspin γ) und vom äußeren Magnetfeld (regulierbar B0). Kernspinresonanz (Nuclear Magnetiv Resonance NMR): Frequenz des eingestellten elektromagnetischen Feldes. RF (Radiofrequenz) Anregung: Durch Wechselwirkung in der Umgebung z.B. Stöße etc. bleibt der Spin nicht im angeregten Zustand, sondern fällt wieder in den „Grundzustand“ zurück → Relaxation NMR-Signal: Summe aller Kernspins → Magnetisierung M = Summer aller μ (magnetisches Moment) → makroskopische Größe → Mittelwert über sehr viele unabhängige Spins Nukleare Nettomagnetisierung: M~n2~n1 „Überschuß der Spins in eine Richtung“ z.B. T = Raumtemperatur; B 0=1T → Nettoeffekt: 8*10-6 mehr Spins in eine Richtung multipliziert mit der Anzahl pro m³ (Loschmid’sche Zahl) → N=2,68*10 25/m³ → Ungleichgewicht für einige Zeit Anlegen eines RF-Feldes durch geeigente Induktionsspule (Wechselstrom im passenden Frequenzbereich) → rotierendes Magnetfeld BRF: Spins treten in eine schnelle Präzissionsbewegung mit ω Spin-Flip = μBRF / h um die momentane Achse des Feldes BRF der Spule ( in x-y Ebene ) → NMR-Signal nur durch die transversale Komponente ( in x-y Ebene ) wird eine Wechselspannung in der Messspule induziert → Auswertung Spezialfälle: ▪90°-Puls: nach Drehung um 90° wird das RF-Feld ausgeschaltet → Relaxation ▪180°-Puls: nach Drehung um 180° wir das RF-Feld ausgeschaltet → Relaxation ▪Rückbewegung: NMR-Signal „zerfällt“ → free induction decay FID (freigesetzte Energie bei Relaxation wird an die Umgebung abgegeben; selten Lichtemission). © 2001 Henninger Benjamin 30/33 Unterschiedliche Gewebarten haben unterschiedliche aber für das betreffende Gewebe ganz charakteristische Relaxationszeiten → sehr viele Abstufungen = hoher Kontrast ( im Vergleich zum Röntgen-CT). Spinecho: normalerweise lange Wartezeiten bis das Echo eintritt → in MRI mit 180° Puls iduziertes Echo (Drehrichtung wird umgekehrt) T1-Relaxation: irreversibler Energieabzug aus „geschlossenem“ System T2-Relaxation: gegenseitige Behinderung der Spins durch Magnetfelder → verzerrtes Echo SE-Sequenz-Zyklus (SpinEcho) →Schichtaufnahmen, Schichtdicke ist abhängig von der Bandbreite des Pulses. Durch geschickte Wahl von TE und TR sind verschiedene Arten von Kontrast wählbar. a) T1-Gewichtung: kurzes TR, langes TE b) Protonendichte-Gewichtung: langes TR, kurzes TE c) T2-Gewichtung: langes TR, langes TE Flüssigkeiten: a→schwarz c→hell T1=2s Fettgewebe: a→hell c→dunkel T1=250ms Kontrastmittel: ermöglicht Diffusionsmesssungen Blutgefäße ohne KM-Gabe möglich → bewegtes Blut darstellbar (Induktion durch Elektrolyt) 5.5 Nuklearmedizin Diagnose und Therapie durch Verabreichung eines radioaktiven Präparates kurzer Halbwertszeit um die Strahlenbelastung für den Patienten auf ein Minimum zu reduzieren. Diagnose durch SPECT, PET, ECT → hauptsächlich zur Funktionsmessung von Organen Therapie: Tumorbekämpfung Strahlungsarten: γ, bei PET β+ Bei Tumoren: β-, γ, α Beispiel für Radionucleide: Element Tc-99 J-131 Y-90 Strahlungsart γ β, γ β Halbwertszeit 6h 8d 2, 6d Verwendung Therapie Therapie Bei einer Halbwertszeit von ein paar Tagen können die Radionucleide nur sehr kurz gelagert werden. Die Erzeugung solcher Radionucleide im Kernreaktor oder im Cyclotron ist sehr aufwenidg und teuer. Nukleidengenerator: Zerfallendes Nucleid (Mutter) und Produkt des Zerfalls (Tochter) sind radioaktiv. Nach kurzer Zeit gleicher Aktivität von Mutter und Tocher (beide zerfallen gleich schnell) → Verwendung von langlebigen Substanzen als Mutter, um wichtige Radionucleide zu erhalten → „Herauswachsen“ der Tochtersubstanz mit einem geeigneten Lösungsmittel „Aktivität“ = Zerfallsrate: A= du / dt = { Zerfälle / s } = { Bequerel } = { Bq } Zerfallsgesetz: n(t) = n0 * e-λ λ ..... Zerfallskonstante n0 ..... Anzahl der Ausgangskerne Halbwertszeit T ½ : T ½ = ln2 / λ → physikalische Halbwertszeit Bilogische Halbertszeit ~ Ausscheidung → zwei abbauende Prozesse: λphys + λbio = λeff 5.5.1 Strahlenschutz Dosimetrie → Angabe des Risikos der Strahlenbelastung Ionisierende Strahlung + primäre Wirkung von Strahlen, alles andere sind Folgeerscheinungen Ionendosis: D = q+ / kg (Luft) = { C / kg } → meßbare Größe Energiedosis: ΔI = I0 – I © 2001 Henninger Benjamin q+ ..... Anzahl der erzeugten Ionen I0 ..... Strahlung von Lörper I ..... Strahlung nach Körper ΔI ..... absorbierte Strahlung 31/33 DW = ΔE / kg (Material) = { J / kg } = { Gray } = {Gy} H = DW * q = Äquvalenzdosis = { J / kg } = { Sievert } = {Sv} q ..... relative biologische Wirkungszeit (RBW) Rö, γ → RBW = 1 β+, β- → RBW = 1 α → RBW = 20 Grenzwerte – „akzeptables Risiko“: Natürliche Strahlung [mSv/a] Kosmos 1,5 Terrestrisch 0,5 Körpereigen 0,2 Zivilisatorische bedingte [mSv/a] Medizin 0,5 Technik 0,5 Strahlenschutzgesetz – Grenzwerte: Für beruflich strahlenexponierte Menschen < 50mSv/a (neuer Vorschlag < 20mSv/a) Für Normalbürger (Medizinische Zwecke ausgenommen) < 5mSv/a Strahlenwirkungen: a) stochastisch: Radiotoxine, Tumore (DANN-Schäden), Mißbildungen bei Ungeborenen → keine Schwellenwerte, nur Wahrscheinlichkeitsangaben b) deterministisch: massive Bestrahlung: gezielte Zellzerstörung mit Strahlen → Schwellenwerte Strahlenschutz: Wie kann ich mich am besten schützen? Abstand halten Abschirmung Aufenhaltszeit minimieren → ALARA-Prinzip 5.5.2 Strahlentherapie Bewußt verursachter Zellschaden (→ deterministisch) während Teilung der Zellen besonders empfindlich → Tumorzellen haben sehr hohe Teilungsrate, aber Bestrahlung tötet auch gesundes Gewebe. Die Bestrahlung von Tumoren wird deshalb in Fraktionen durchgeführt, d.h. mehrmals hintereinander bis der Tumor völlig zerstört worden ist. Dabei ist die Dosis so zu wählen, daß möglichst viel Tumorgewebe und möglichst wenig gesundes Gewebe zerstört wird. Die Teilchen, mit denen bestrahlt wird sind heute hauptsächlich Photonen und Elektronen. Der Trend geht in Richtung π-Mesonen, Neutronen, Protonen, Ionen (Zukunft!). Linearbeschleunigung → Elektronenstrahl Bremsstrahlung eines mit beschleunigten Elektronen beschossenen Targets → ultraharte RöStrahlung (Photonen) Energiebereiche: Photonen: 6-20MeV Elektronen: 8-25MeV → hohes Energieniveau → starke Beschleunigung nötig: zwei Möglichkeiten: a)Wanderwelle: Elektronen reiten auf bewegter Welle. Problem: Reflexion der Welle am Ende der Röhre b)Stehende Welle: „schwingendes Seil“ Überlagerung der Wanderwelle und der Reflexion. Problem nur eine Halbwelle bwnötigt → Eliminieren der anderen → starker Sender benötigt Erzeugung: oder Pendelbestrahlung: Zur Vermeidung zu starker Schädigung des gesunden Gewebes wird das zu bestrahlende Objekt „umkreist“ → Fokus auf Objekt, aber im umliegenden Gewebe bessere Verteilung der Intensität. Aufbaueffekt: nur bei sehr hohen Energien; Die maximale Intensität wird in einer bestimmten Tiefe erreicht und zwar durch Bildung von Sekundärelektronen → Bei sehr hohen Energien ionisieren die Elektronen → sekundäre Ionisation → Sekundärelektronen Afterloading-Methode: radioaktives Material wird über eine Kanüle © 2001 Henninger Benjamin 32/33 © 2001 Henninger Benjamin 33/33