Übungen zur Funktionalanalysis, P. Weidemaier 13. März 2011 Blatt 3 Abgabe: 25. März 2011, Nachmittag Aufgabe 11. Ein kompakter metrischer Raum (X, d) ist separabel. Beweis. Mit Hilfe desAuswahlaxioms wählen wir für jedes n ∈ N>0 eine endliche TeilüberdeckS ung Un von U1/n (x) x∈X und setzen U := n∈N>0 Un , was eine abzählbare Vereinigung von abzählbaren (sogar endlichen) Mengen ist und damit (wiederum mit Hilfe des Auswahlaxioms) selbst abzählbar. Ist nun D die Menge aller Mittelpunkte der Kugeln in U, so liegt D dicht in X, denn für x ∈ X beliebig und ε ∈ R>0 finden wir n ∈ N>0 mit 1/n < ε und da Un ganz X übereckt existiert zudem ein x0 ∈ X, sodass U1/n (x0 ) ∈ Un und x ∈ U1/n (x0 ), womit offensichtlich auch x0 ∈ U1/n (x) ⊆ Uε (x). Da aber x0 ∈ D und ε ∈ R>0 beliebig war, folgt daraus x ∈ D. Aufgabe 12. Sei X ein Hausdorff-Raum und K ⊆ X kompakt. Dann ist K in X abgeschlossen. Beweis. Für x ∈ X \ K betrachten wir U := {U ⊆ X offen | ∃V 3 x offen: U ∩ V = ∅}. Dies ist eine offene Überdeckung von K, denn für x0 ∈ K existieren (da X Hausdorff’sch) disjunkte offene S Mengen U , V ⊆ X, sodass x0 ∈ U und x ∈ V , womit U ∈ U und also x0 ∈ U. Da K kompakt ist finden wir eine endliche Teilüberdeckung {U1 , . . . , Un } ⊆ U von K und per Definition existiert für jedes i ∈ {1, . . . , n} ein Vi ⊆ X offen mit x ∈ Vi und Ui ∩ Vi = ∅. Damit ist V := V1 ∩ . . . ∩ Vn eine offene Umgebung von x und V ∩ K ⊆ V ∩ (U1 ∪ . . . ∪ Un ) = ∅. Wir haben also gezeigt, dass für jedes x ∈ X \ K eine offene Umgebung V ⊆ X existiert mit V ⊆ X \ K. Aufgabe 13. Sei X ein normierter Vektorraum und V < X ein echter Untervektorraum von X. Dann ist V̊ = ∅ (d.h. V hat keine inneren Punkte). Beweis. Wir zeigen, dass falls V̊ 6= ∅, dann ist V = X. Dazu seien v ∈ V und ε ∈ R>0 , sodass Uε (v) ⊆ V . Da V ein Untervektorraum ist, ist auch Uε (v)−v = Uε (0) ⊆ V und dies ist eine offene Umgebung von 0. Ist nun x ∈ X beliebig, so setzen wir λ := ε/ kxk, womit dann λx ∈ Uε (0) ⊆ V . Aber V ist abgeschlossen unter Skalarmutliplikation, womit dann auch x = 1/λ · (λx) ∈ V . Aufgabe 14. Sei [a, b] ⊆ R und F die Menge aller stetigen Funktionen [a, b] → R mit (a) es gibt ein x0 ∈ [a, b], sodass supf ∈F |f (x0 )| < ∞; (b) F ist gleichgradig Lipschitz; d.h. es gibt ein L ∈ R, sodass |f (x) − f (y)| 6 L · |x − y| für alle f ∈ F und x, y ∈ [a, b]. Dann ist F ⊆ C 0 ([a, b], R) relativkompakt (d.h. F ⊆ C 0 ([a, b], R) ist kompakt). Beweis. Wir verwenden den Satz von Arzelà-Ascoli, welcher besagt, dass F ⊆ C 0 ([a, b], R) genau dann relativkompakt ist, wenn F beschränkt und gleichgradig gleichmässig stetig ist. Für die Beschränktheit betrachten wir f ∈ F beliebig und bemerken, dass für x ∈ [a, b] gilt |f (x)| − |f (x0 )| 6 |f (x) − f (x0 )| 6 L |x − x0 | 6 L(b − a), womit |f (x)| 6 L(b − a) + |f (x0 )| und also kf k∞ 6 L(b − a) + supf ∈F |f (x0 )|. Da f ∈ F beliebig war ist F tatsächlich beschränkt und dass F auch gleichgradig gleichmässig stetig ist, ist einfach; denn für ε ∈ R>0 setzen wir δ := ε/L, womit δ > 0 und rechnen damit für f ∈ F und x, y ∈ [a, b] mit |x − y| < δ leicht |f (x) − f (y)| 6 L |x − y| < Lδ = ε. Aufgabe 15. Sei [a, b] ⊆ R mit a < b und f ∈ C 0 ([a, b], R), sodass n ∈ N. Dann gilt f = 0. Rb a f (x) · xn dx = 0 für alle Beweis. Wir betrachten die Abbildung A := Z b a 0 f · − dx : C ([a, b], R) → R, g 7→ Z b f (x)g(x) dx, a welche klar linear ist. Sie ist zudem beschränkt (d.h. stetig), da für g ∈ C 0 ([a, b], R) gilt Z Z Z b b b |f (x)| kgk∞ dx = |f (x)| |g(x)| dx 6 |Ag| = f (x)g(x) dx 6 a a a Z b a ! |f (x)| dx kgk∞ . Wegen der Linearität von A und der Voraussetzung ist Ap = 0 für alle polynomialen Funktionen p : [a, b] → R. Nach dem Approximationssatz von Stone-Weierstrass liegen die polynomialen Funktionen aber dicht in C 0 ([a, b], R) und die Behauptung folgt aus dem Lemma unten. Lemma. (a) Ein topologischer Raum X ist Hausdorff’sch, genau dann wenn die Diagonale ∆X := {(x, x) ∈ X × X | x ∈ X} in X × X abgeschlossen ist, wobei X × X die Produkttopologie trägt. (b) Sei X ein topologischer Raum und D ⊆ X dicht und Y Hausdorff’sch. Sind f , g : X → Y stetig mit f |D = g|D , dann gilt sogar f = g. Beweis. Ad (a): Für x, y ∈ X mit x 6= y und U , V ⊆ X mit x ∈ U und y ∈ V sind U und V genau dann in X offen, wenn U × V in X × X offen ist. Zudem sind U und V disjunkt, genau dann, wenn (U × V ) ∩ ∆X = ∅. Ad (b): Wir betrachten (f, g) : X → Y × Y, x 7→ f (x), g(x) und bemerken, dass (f, g)−1 (∆Y ) = {x ∈ X | f (x) = g(x)} , womit D ⊆ (f, g)−1 (∆Y ). Da aber (f, g) stetig ist und Y Hausdorff’sch, ist (f, g)−1 (∆Y ) ⊆ X abgeschlossen und es folgt, dass damit sogar X = D ⊆ (f, g)−1 (∆Y ).