Hirnnerven - RadarContact.de

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Systematik und Topographie der Hirnnervenaustrittsstellen
und Faserqualitäten
1. N. olfactorius (I)
(= Riechnerv)
Faserqualität: rein sensorisch (speziell - viscerosensibel)
Innervationsort: leitet die Riechempfindung von der Riechschleimhaut im Nasenbereich zum
Endhirn
Verlauf:
Der N. olfactorius ist aus mehreren feinen Fasern (Fila olfactoria) zusammengesetzt, die im
Bereich der Riechschleimhaut der oberen Nasenmuschel ihren Ursprung nehmen. Die
Besonderheit ist, daß es sich bei den Riechzellen um primäre Sinneszellen handelt, das
heißt sie bilden selbst Axone aus. Die primären Sinneszellen bündeln also ihre Fortsätze zu
den Fila olfactoria zusammen und gelangen durch die Lamina cribrosa des Os ethmoidale in
die Schädelhöhle. Sie durchbrechen die Dura mater und enden im zum Großhirn
gehörenden Bulbus olfactorius. Dort werden sie zum ersten mal verschaltet. Vom Bulbus
werden die olfaktorischen Impulse über den Tractus olfactorius in die primäre Riechrinde
weitergeleitet.
Klinik
Beim Ausfall des N. olfactorius kommt es zu einer Anosmie (Riechunfähigkeit).
Charakteristisch ist dabei, daß aromatische Stoffe nicht mehr wahrgenommen werden
können, scharfe Agenzien aber schon noch, da diese die Nasenschleimhaut reizen und
damit über den N. trigeminus wahrgenommen werden können.
2. N. opticus (II)
(= Sehnerv)
Faserqualität: rein sensorisch (speziell – somatosensibel)
Innervationsort: leitet die Lichtreize von der Netzhaut (= Retina) zum Zwischenhirn
Verlauf:
Der etwa 4 mm dicke N. opticus entsteht, in dem sich etwa eine Million Axone der 3.
Neurone der Retina im Discus nervi optici (= Sehnervpapille) vereinigen. Er verläuft leicht
geschlängelt durch die Orbita und zieht anschließend zusammen mit der A. ophtalmica durch
den Canalis opticus in die Schädelhöhle. Vor der Sella turcica, im Sulcus praechiasmaticus
des Keilbeins, treten beide Sehnerven in das Chiasma opticum ein. Hier kreuzen die
Fasern, die von der medialen Netzhauthälfte kommen (visuelle Information des lateralen
Gesichtsfeldes) zur Gegenseite, während die Fasern der lateralen Netzhauthälfte (visuelle
Information des medialen Gesichtsfeldes) das Chiasma ungekreuzt durchlaufen. Gekreuzte
und ungekreuzte Fasern ziehen dann als Tractus opticus um den Pedunculus cerebri
herum zum 4. Neuron im Corpus geniculatum laterale des Thalamus, wo es erneut
verschaltet wird und zur visuellen Großhirnrinde gelangt.
Der N. opticus ist entwicklungsgeschichtlich gesehen eine Ausstülpung des Zwischenhirns
und ist deshalb von den drei Hirnhäuten umhüllt.
Klinik:
Beim Ausfall des N. opticus kommt es zu Sehstörungen bis zur Erblindung (Amaurosis). Das
hängt davon ab, welche Nervenfasern und wieviele betroffen sind. Bei gesteigertem
intrakraniellen Druck kann es u.a. durch die Kompression des Sehnervs und Behinderung
des venösen Blutabflusses zu einer Stauungspapille (Anschwellen der Sehnervpapille)
kommen. Weiterhin kann der N. opticus bei Multiple Sklerose (Erkrankung des ZNS) der
Erstmanifestationsort dieser Erkrankung sein.
3. N. oculomotorius (III)
(= Augenmuskelnerv)
Faserqualität: somatomotorisch
visceromotorisch (parasympathische Fasern)
Innervationsort: Seine Äste innervieren motorisch alle äußeren Augenmuskeln mit
Ausnahme des M. obliquus superior und des M. rectus lateralis. Damit ist er für die
Bulbusbewegungen nach oben lateral, oben medial, medial und unten medial zuständig. Da
die parasympathischen Fasern versorgen die glatten inneren Augenmuskeln.
Verlauf:
Der N. oculomotorius hat seinen Ursprung im Mittelhirn mit zwei Kernkomplexen. Er verläßt
in der Fossa interpeduncularis mit mehreren Wurzeln die mediale Seite des Hirnschenkels
unmittelbar vor dem Pons. Lateral von der Sella turcica zieht er durch die Wand des Sinus
cavernosus und anschließend zwischen der A. cerebri posterior und der A. cerebelli superior
weiter. Durch die Fissura orbitalis superior gelangt er in die Orbita, wo er sich in einen
oberen und unteren Ast aufzweigt.
Äste:
R. superior innerviert motorisch die Mm. levator palpeprae superiores und rectus superior
R. inferior innerviert motorisch die Mm. rectus medialis, rectus inferior und obliquus inferior
er gibt die Radix oculomotoria ab, die praeganglionäre parasympathische Nervenfasern zum
Ganglion ciliare leitet, wo sie auf Nn. ciliares brevis umgeschaltet werden. Parasympathisch
werden die Mm. ciliaris und sphincter pupillae innerviert.
Klinik:
Beim Ausfall des N. oculomotorius kommt es zur Ptosis: durch den Ausfall des M. levator
palpeprae superioris hängt das obere Augenlid herunter.
Mydriasis: durch den Ausfall der parasympathisch innervierten Muskeln ist eine
Akkomodation nicht mehr möglich, die Pupille ist geweitet
Auswärts Schielen: weil die oben aufgeführten Augenmuskeln alle ausfallen, blickt das
betroffene Auge nach außen und unten. Der Patient sieht Doppelbilder.
4. N. trochlearis (IV)
(= Augenrollnerv)
Faserqualität: Rein somatomotorisch
Innervationsort: innerviert motorisch den M. obliquus superior und ist somit für die Bewegung
des Bulbus nach lateral unten zuständig
Verlauf:
Der dünne N. trochlearis entspringt als einziger Hirnnerv an der Dorsalseite des Gehirns
unmittelbar hinter der Vierhügelplatte. Er läuft anschließend seitlich um den Pedunculus
cerebri herum, tritt hinter dem N. oculomotorius oben in die seitliche Wand des Sinus
cavernosus und zieht durch die Fissura orbitalis superior in die Orbita. In der Orbita verläuft
er oberhalb des M. levator palpebrae superioris
Klinik:
Bei seinem Ausfall kommt es zu einer Fehlstellung des Auges nach oben innen. Da die
rotatorische Wirkungskomponente des Muskels ebenfalls ausgefallen ist, ist der Bulbus
gleichzeitig auswärts gerollt, was von außen nicht sichtbar ist.
5. N. trigeminus (V)
(Drillingsnerv)
Faserqualität: somatosensibel
speziell – viszeromotorisch
Innervationsort: Mit seinen sensiblen Anteil (Radix sensoria oder Portio major n. trigemini)
versorgt er das gesamte Gesicht, die Mund und Nasenschleimhaut sowie einen Großteil der
Hirnhäute.
Mit seinem motorischen Anteil (Radix motoria oder Portio minor n. trigemini) versorgt er die
Kaumuskulatur.
Verlauf:
Er tritt als der dickste Hirnstammnerv an der Lateralseite des Pons aus und zieht nach vorne
über die Felsenbeinpyramidenkante wo er unter der Dura verschwindet. Dabei bildet er an
der Spitze der Felsenbeinpyramide in einer großen Duratasche (Cavitas trigeminalis) ein
großes sensibles Ganglion, das Ganglion trigeminale (= Ganglion Gasseri). Dieses
Ganglion beinhaltet die Perikaryen eines Großteils der sensiblen Neurone des Kopfes. Im
Anschluß an dieses Ganglion gabelt sich der Nervus trigeminus in drei große Äste auf: N.
ophthalmicus (V1), N. maxillaris (V2) und N. mandibularis (V3). Diese drei Äste ziehen durch
drei getrennte Öffnungen der Schädelbasis und versorgen mit ihren sensiblen Fasern drei
streng voneinander zu trennende Bereiche der Gesichtshaut und anderer Bereiche des
Kopfes.
Aus der schwächeren Radix motoria ziehen mit dem N. mandibularis motorische Fasern zu
den Kaumuskeln.
Äste:
N. ophthalmicus (rein sensibel)
Verlauf:
Er verläuft in der Seitenwand des Sinus cavernosus nach ventral. Er gibt zuerst den R.
tentorius an die Hirnhäute ab. Beim Eintritt durch die Fissura orbitalis superior in die
Augenhöhle teilt er sich in drei Äste auf: N. nasociliaris, N. frontalis und N. lacrimalis. Diese
drei Nerven verzweigen sich in der Orbita weiter und ziehen zu ihren Zielorganen.
Funktion:
Der N. ophthalmicus versorgt sensibel den gesamten Bereich der Orbita bzw. des Auges
einschließlich der Kornea, die Haut der Stirn und mit seinen Schleimhautästen die oberen
Nasennebenhöhlen und die Nasenscheidewand.
N. maxillaris (rein sensibel)
Verlauf:
Er zieht in der basolateralen Wand des Sinus cavernosus nach ventral, tritt dann (nach
Abgabe eines R. meningeus) durch das Foramen rotundum und gelangt in die Fossa
pterygopalatina. Dort liegt er oberhalb des Ganglion pterygopalatinum und teilt sich in drei
Äste auf: Rr. ganglionares, N. zygomaticus und N. infraorbitalis.
Funktion:
Der N. maxillaris versorgt sensibel die Gesichtshaut der Wange zwischen Auge und Lippen,
sowie den vorderen Schläfenbereich lateral des Auges. Weiterhin versorgt er die
Schleimhäute eines Großteils der Nasenhöhle und des Gaumens, sowie den knöchernen
Oberkiefer mit sämtlichen Oberkieferzähnen.
N. mandibularis (gemischte Faserqualität)
Verlauf:
Er ist der kräftigste der drei Trigeminusäste und führt neben sensiblen Fasern für die untere
Gesichtsetage auch diejenigen der motorischen Wurzel, die zu den Kaumuskeln ziehen. Er
verläßt die Schädelhöhle durch das Foramen ovale und tritt dann in die Fossa
infratemporalis ein. Erst dort gibt er seinen R. meningeus ab der zusammen mit der A.
meningea media durch das Foramen spinosum wieder in die Schädelhöhle eintritt. In der
Fossa teilt sich der N. mandibularis in einen vorderen und einen hinteren Nervenstrang. Die
Äste des vorderen Stammes sind mit Ausnahme des N. buccalis motorisch, der hintere
Stamm ist – ausgenommen die Fasern des N. mylohyoideus – sensibel. Der sensible Anteil
zweigt sich dann in vier Äste auf: N. auriculotemporalis, N. alveolaris inferior, N. lingualis und
N. buccalis. Der motorische Anteil teilt sich in mehrere Äste, die dann zu den Kaumuskeln
des Unterkiefers und des Mundbodens ziehen. Sie werden nach den jeweiligen Muskeln
benannt.
Funktion:
Der N. mandibularis versorgt sensibel die Gesichtshaut über dem Kinn und dem
angrenzenden Unterkieferbereich (N. alveolaris inferior) bis hinauf zur Schläfe (N.
auriculotemporalis). Weiterhin innerviert er sensibel die vorderen zwei Drittel der Zunge
sowie den Unterkiefer mit sämtlichen Zähnen und die Wangenschleimhaut. Motorisch
versorgt er die gesamte Kaumuskulatur, d.h. sowohl Kieferöffner als auch Kieferschließer.
Klinik:
Ein Ausfall des kompletten N. trigeminus ist aufgrund der frühen Aufzweigung des Nervs
sehr selten. Eher sind einzelne Äste betroffen, was auch bei fehlerhaft durchgeführten
Lokalanästhesien beim Zahnarzt vorkommen kann. Eine entsprechende Läsion hat einen
Sensibilitätsausfall im betroffenen Hautareal zur Folge.
Ist der motorische Anteil des Trigeminus betroffen, resultiert auf der entsprechenden Seite
eine Schwäche der Kaumuskulatur. Beim Kieferöffnen weicht der Unterkiefer zur Seite der
Schädigung ab.
Weit häufiger als ein Ausfall ist eine Überempfindlichkeit des N. trigeminus
(Trigeminusneuralgie) zu beobachten. Hierbei können schon kleinste Berührungsreize
heftigste Schmerzattacken im Hautareal des betroffenen Trigeminusanteil auslösen.
Charakteristisch ist die Auslösbarkeit eines solchen Schmerzanfalls durch Druck auf den
Austrittspunkt des entsprechenden Nervs (Foramina supraorbitale, infraorbitale oder mentale
= Trigeminusdruckpunkte).
6. N. abducens (VI)
(= Augenmuskelnerv)
Faserqualität: rein somatomotorisch
Innervationsort: innerviert motorisch den M. rectus lateralis und sorgt damit für eine
Abduktionsbewegung des Auges
Verlauf:
Er verläßt den Hirnstamm zwischen dem Pons und der Pyramide. Er verläuft auf dem Clivus
(= Knochenstück zwischen dem Foramen magnum und dem Türkensattel) aufwärts,
durchbricht die Dura mater und verläuft lateral von der A. carotis interna durch den Sinus
cavernosus nach vorne zur Fissura orbitalis superior, durch die er mit dem N. oculomotorius,
N. trochlearis und den drei Ästen aus dem N. ophthalmicus in die Augenhöhle eintritt. Dort
zieht er nach lateral zum M. rectus lateralis.
Klinik:
Eine Schädigung des N. abducens kann sehr leicht bei seinem Verlauf im Sinus cavernosus
erfolgen, wo er bei pathologischen Prozessen besonders gefährdet ist, da er als einziger
Hirnnerv mitten durch das Lumen dieses venösen Blutleiters zieht. Bei Läsionen des N.
abducens kommt es zum einwärts Schielen.
7. N. facialis (VII)
(= Gesichtsnerv)
Faserqualität: speziell – viszeromotorisch
speziell – viszerosensibel (sensorisch)
allgemein – viszeromotorisch (parasympathische Fasern)
(auch somatosensibel)
Innervationsort: mimische Muskulatur über die speziell – viszeromotorischen Fasern
die vorderen 2/3 der Zunge (dort befinden sich die meisten Geschmacksrezeptoren) über die
sensorischen Fasern aus der Chorda tympani
Tränen-, Submandibular- und Sublingualdrüse über die parasympathischen Fasern
Verlauf:
Der N. facialis besteht aus zwei Anteilen, einem Fazialisanteil und einem Intermediusanteil.
Der Facialisanteil führt motorische Fasern für die Versorgung der mimischen Muskulatur und
der Intermediusanteil parasympathisch – sekretorische Fasern sowie sensorische
Geschmacksfasern.
Intermedius- und Fazialisanteil verlassen den Hirnstamm am Kleinhirnbrückenwinkel separat
voneinander und treten dann zusammen mit dem N. vestibulocochlearis durch den Porus
acusticus internus in den inneren Gehörgang ein, indem sie den N. vestibulocochlearis bis
zum Innenohr begleiten und dann in den Canalis facialis eintreten. Im Canalis facialis des
Felsenbeins biegt der Nerv beinahe rechtwinklig nach hinten, seitlich um. Diese Stelle wird
als äußeres Facialisknie (= Geniculum canalis/ nervi facialis) bezeichnet. Hier liegt das
Ganglion geniculi für die sensorischen (Geschmacks-) Fasern. In diesem Ganglion erfolgt
keine Umschaltung, es ist vielmehr funktionell einem Spinalganglion vergleichbar. Der
Canalis facialis führt die Fazialisfasern über die Paukenhöhle hinweg in einem Bogen
abwärts, bis sie unten an der Schädelbasis im Foramen stylomastoideum zwischen
Processus mastoideus und Processus styloideus wieder erscheinen. Hier endet der Canalis
facialis.
In seinem Verlauf durch das Felsenbein verläßt der Intermediusanteil mit seinen
parasympathisch- sekretorischen und sensorischen Fasern den N. facialis (als N. petrosus
major und Chorda tympani). Die im Foramen stylomastoideum erschienen motorischen
Nervenanteile ziehen nach vorne zu Glandula parotis und teilen sich in ihr in mehrere Äste
auf (Plexus intraparotideus), die dann zur mimischen Muskulatur, einschließlich des
Platysmas am Hals, ziehen.
Äste:
N. petrosus major (Ast des Intermediusanteils; parasympathisch)
Verlauf:
Der N. petrosus major verläßt am äußeren Facialisknie den N. intermedius mit
präganglionären parasympathischen Fasern. Er zieht im Hiatus canalis nervi petrosi majoris
zurück an die Schädelbasis und gelangt in die mittlere Schädelgrube. Nach kurzem Verlauf
unter der Dura mater verläßt er die Schädelgrube durch das Foramen lacerum, hinter dem er
sich mit einem Ast des N. petrosus profundus (sympathische Fasern) vereinigt. Gemeinsam
gelangen sie durch den Canalis pterygoideus in die Fossa pterygopalatina, wo die
präganglionären Fasern im Ganglion pterygopalatinum auf die postganglionären Fasern,
das heißt auf das zweite Neuron umgeschaltet werden.
Funktion:
Innerviert die Glandula lacrimalis und die Glandulae palatinae und nasales.
N. stapedius (rein motorisch)
Verlauf:
verläßt den N. facialis innerhalb des N. facialis
Funktion:
Innerviert den M. stapedius im Mittelohr.
Chorda tympani (sekretorisch und sensorisch)
Verlauf:
Verläßt den Intermediusanteil kurz vor dem Foramen stylomastoideum. Sie zieht in einem
eigenen Knochenkanal retrograd zum Mittelohr zurück, wo sie in einer Schleimhautfalte
zwischen Hammerstiel und Amboß durch die Paukenhöhle (cavitas tympanica) zieht.
Anschließend verläßt sie den Schädel durch die Fissura petrotympanica. Sie legt sich von
hinten dem N. lingualis an und zieht durch die Fossa infratemporalis zum Ganglion
submandibulare, wo die Nervenfasern von prä- auf postganglionär umgeschaltet werden.
Funktion:
Innerviert parasympathisch die Glandulae submandibularis und sublingualis und innerviert
sensorisch die Geschmacksfasern aus den vorderen 2/3 der Zunge.
N. auricularis posterior (rein motorisch)
innerviert den M. occipitofrontalis und die Ohrmuschelmuskeln.
R. stylohyoideus (rein motorisch)
innerviert den M. stylohyoideus
R. digastricus (rein motorisch)
innerviert den Venter posterior des M. digastricus
Plexus intraparotideus (rein motorisch)
besteht aus folgenden Ästen, deren Namen bereits auf das motorische Zielgebiet hindeuten:
Rr. temporales, zygomatici, buccales, marginalis, mandibulae, colli.
Der R. colli anastomosiert mit dem aus dem Plexus cervicalis kommenden N. transversus
colli.
Der Plexus intraparotideus besteht aus den motorischen Fasern des N. facialis und innerviert
die mimische Gesichtsmuskulatur.
Klinik:
Der N. facialis kann wegen seines komplexen peripheren Verlaufs an vielen Stellen
geschädigt werden. Daraus resultiert ein jeweils unterschiedliches Symptommuster, das eine
relativ genaue lokalisatorische Zuordnung der Schädigung ermöglicht.
Kardinalsympton der Fazialisläsion ist immer:
Lähmung der Gesichtsmuskulatur
Hierbei hängt der Mundwinkel auf der betroffenen Seite herunter, die Falten auf der Stirn
verstreichen, das Augenlid kann nicht mehr geschlossen werden u.a.. Weiterhin kommt es
zum Austrocknen der Horn- und Bindehaut durch fehlenden Lidschluß und mangelnde
Tränensekretion. Außerdem beeinträchtigt ein mangelnder Lippenschluß das Trinken und die
Sprache. Je nach Ort der Störung kann es zu weiteren Ausfällen kommen, z.B. zur Störung
der Geschmacksempfindung oder zur Hyperakusis (krankhafte Feinhörigkeit)
8. N. vestibulocochlearis (VIII)
(Hörgleichgewichtsnerv)
Faserqualität: speziell – somatosensibel (sensorisch)
Innervationsort: Innenohr, der N. vestibulocochlearis ist zu einem Hörnerv und zum anderen
für die Mitteilung von Körperlage und Körperbewegung zuständig.
Verlauf:
Er besteht aus dem N. vestibularis und dem N. cochlearis.
Der N. vestibularis führt die Afferenzen aus den Sinneszellen der Cristae ampullares der
Bogengänge sowie die der Maculae sacculi und utriculi (statische Reize = Gleichgewichtsbzw. Bewegungsempfindung). Er bildet im Meatus acusticus internus das Ganglion
vestibulare.
Der N. cochlearis beginnt an den Perikaryen im Ganglion cochleare, das sich als
spiralisiertes Zellband dem Verlauf der Cochlea folgend im Innenohr befindet. Die Dendriten
dieser Perikaryen enden an den Sinneszellen des Cortiorgans (= Hörorgan) (akustische =
auditorische Reize).
Beide Anteile des N. vestibulocochlearis treten im Meatus acusticus internus des
Felsenbeins zu einem Nervenstamm zusammen und ziehen durch diesen bis zum Porus
acusticus internus, an dem sie in die hintere Schädelgrube eintreten. Am
Kleinhirnbrückenwinkel tritt der Nerv in den Hirnstamm ein, wo sich cochleäre und
vestibuläre Fasern wieder trennen.
Klinik:
Bei einer Schädigung der Pars vestibulares kommt es zu Gleichgewichtsstörung mit
Fallneigung zur gelähmten Seite hin, Schwindelerscheinungen sowie zur Übelkeit.
Bei einer Schädigung der Pars cochlearis kommt es zu Hörstörungen bis hin zur Taubheit.
9 N.glossopharyngeus (IX)
(= Zungenschlundnerv)
Faserqualität: allgemein – viszeromotorisch (parasympathische Fasern)
speziell – viszeromotorisch
speziell – viszerosensibel (sensorisch)
allgemein – viszerosensibel
Innervationsort: Innerviert sensibel und sensorisch einen Teil der Zunge sowie sensibel und
motorisch einen Teil des Schlundes
Verlauf:
Er tritt zusammen mit dem N. Vagus und dem N. accessorius im Sulcus lateralis posterior
(dorsal von der Olive) aus dem Hirnstamm aus. Von dort aus zieht er abwärts zum Foramen
jugulare und verläßt damit die Schädelhöhle. Noch innerhalb des Foramen jugulare bildet er
zwei Ganglien: das kleinere und rein sensible Ganglion superius sowie das etwas größere,
sensible und parasympathische Ganglion inferius. Der N. glossopharyngeus zieht dann in
einem Bogen zwischen M. stylopharyngeus und M. styloglossus abwärts zur Zungenwurzel,
wo er sich im hinteren Drittel der Zunge mit seinen Endästen verzweigt.
Äste:
N. tympanicus (parasympathisch, rein sensibel)
Verlauf:
Im Ganglion inferius zweigt der N. tympanicus vom N. glossopharyngeus ab. Der N.
tympanicus gelangt durch den Canaliculus tympanicus in die Paukenhöhle, wo er mit den
Nn. caroticotympanici (führen sympathische Fasern aus dem Plexus caroticus internus) den
Plexus tympanicus bildet. Aus dem Plexus tympanicus geht der N. petrosus minor hervor,
der durch ein Knochenkanälchen (Hiatus canalis N. petrosi minoris) erneut in die
Schädelgrube gelangt, wo er in der mittleren Schädelgrube auf der vorderen Fläche der
Felsenbeinpyramide und unter der Dura mater liegt. Durch das Foramen lacerum verläßt er
die Schädelhöhle wieder und gelangt in die Fossa infratemporalis, wo seine Fasern im
Ganglion oticum von präganglionären parasympathischen Fasern auf postganglionäre
sekretorische Fasern verschaltet werden. Diese Fasern gelangen nach Aufnahme in den N.
auriculotemporalis zur Glandula parotis.
Funktion:
Innerviert sensibel die Schleimhaut der Paukenhöhle, die Tuba auditiva und das Trommelfell.
Über den N. petrosus minor innerviert er parasympathisch die Glandula parotis.
Rr. pharyngei
beteiligen sich zusammen mit den Ästen aus dem N. vagus und Sympathikusfasern an der
Bildung des Plexus pharyngeus.
R. sinus carotici (parasympathisch, sensibel)
zieht abwärts zur Carotisgabelung, wo er sensibel die Chemorezeptoren des Glomus
caroticum (CO2 – O2 – Partialdruckmessung im Blut) und die Pressorezeptoren im Sinus
caroticus (Blutdruckmessung) versorgt.
R. m. stylopharyngei (motorisch)
innerviert den gleichnamigen Muskel
Rr. tonsillares (gemischt)
innervieren sensibel die Tonsilla palatina und das Palatum molle
innervieren motorisch die Mm. palatoglossus, palatopharyngeus, salpingopharyngeus
Rr. linguales (sensibel und sensorisch)
innervieren das hintere Zungendrittel mit Geschmacksfasern
Klinik:
Beim Ausfall des N. glossopharyngeus kommt es unter anderem zum Geschmacksverlust
(betrifft vor allem die Wahrnehmung der Qualität bitter) im hinteren Zungendrittel und zur
Tachykardie (= beschleunigter Herzschlag). Weiterhin kommt es zu sensiblen Ausfällen im
oberen Pharynxbereich (Ausfall des Würgereflexes) und das Gaumensegel kann nicht mehr
richtig angehoben werden. Das führt dazu, daß das Gaumenzäpfchen zur gesunden Seite
abweicht.
10. N. vagus (X)
Faserqualität: allgemein – viszeromotorisch (größter parasympathischer Nerv des Körpers
speziell – viszeromotorisch
allgemein – viszerosensibel
speziell – viszerosensibel (sensorisch – gustatorisch)
allgemein – somatosensibel
Innervationsort: er ist der Hirnnerv mit dem größten Innervationsgebiet und reicht als einziger
bis hinab in den Brust- und Bauchraum
Verlauf:
Der N. Vagus tritt lateral hinter der Olive aus der Medulla oblongata aus und verläßt
anschließend mit dem N. glossopharyngeus und dem N. accessorius durch das Foramen
jugulare in die Schädelhöhle, wobei er wie der N. glossopharyngeus ein kleineres
somatosensibles Ganglion superius und ein größeres viszerosensibles Ganglion inferius
ausbildet. Im weiteren Verlauf des Nervs kann man einen Kopf-, einen Hals-, einen Brustund einen Bauchteil unterscheiden.
Im Halsbereich verläuft der N. vagus in der Vagina carotica zwischen der V. jugularis interna
und der A. carotis interna liegend abwärts. Der weitere Verlauf des rechten und linken N.
vagus ist unterschiedlich. Der rechte N. vagus verläuft vor der A. subclavia dexter und
anschließend zwischen der V. brachiocephalica und dem Truncus brachiocephalicus liegend
zur rechten Seite der Trachea. Der linke Vagus verläuft, nach dem er den Brustkorb erreicht
hat, zwischen der A. carotis communis und der A. subclavia sinistra.
Das Innervationsgebiet des Nervus endet am Cannon-Boehmscher-Punkt an der linken
Kolonflexur.
Äste:
R. meningeus (sensibel)
geht vom Ganglion superius aus und zieht zur Dura der hinteren Schädelgrube
R. auricularis (sensibel)
geht innerhalb des Ganglion superius aus dem N. Vagus ab. Durch den Canaliculus
mastoideus gelangt er in die Schädelhöhle zurück und durch die Fissura tympanomastoidea
zum hinteren Ohrbereich.
Er innerviert den äußeren Gehörgang und das Trommelfell.
Rr. pharyngeales (motorisch, parasympathisch, sensibel)
diese Äste des N. vagus bilden mit Ästen aus dem N. glossopharyngeus und dem
Sympathicus den Plexus pharyngeus.
Aus dem Plexus pharyngeus werden motorisch die Mm. constrictor pharyngis superior und
medius, palatoglossus, palatopharyngeus, levator veli palatini und uvulae innerviert.
Parasympathisch (= sekretorisch) werden die Glandulae pharyngei innerviert und sensibel
die Pharynxschleimhaut.
N. laryngeus superior (gemischt)
geht unterhalb des Ganglion inferius aus dem N. vagus ab. Er zieht zunächst medial von der
A. carotis interna liegend zum Cornu majus des Os hyoideum, wo er sich in den R. internus
und externus teilt.
Der R. internus gelangt mit der A. laryngea superior durch die Membrana thyrohyoidea ins
Kehlkopfinnere, wo er sensibel die Kehlkopfschleimhaut oberhalb der Rima glottidis
innerviert.
Der Ramus externus innerviert motorisch die Mm. constrictor pharyngeus inferior und
cricothyroideus.
Rr. cardiaci cervicales superiores und inferiores (parasympathisch)
sie gelangen entlang der A. carotis communis zum Herzen, wo sie den Plexus cardiacus
bilden.
N. laryngeus recurrens (parasympathisch, motorisch)
der rechte N. laryngeus recurrens verläßt den N. vagus dexter etwa in Höhe des Eintritts in
den Thorax und umschlingt die A. subclavia. Der linke N. laryngeus recurrens geht auf dem
Arcus aortae aus dem N. vagus sinister ab und zieht um das Lig. arteriosum. Rechts und
links ziehen die beiden Nerven zwischen der Trachea und dem Oesophagus liegend
aufwärts, wo sie dorsal der Schilddrüse verlaufen und nach Abgabe kleinerer Äste als N.
laryngeus inferior enden.
Er innerviert parasympathisch Herz, Oesophagus und Trachea; motorisch alle
Kehlkopfmuskeln mit Ausnahme des M. cricothyroideus.
Im weiteren Verlauf gibt der N. Vagus noch mehrere Äste ab.
Klinik:
Die komplette Lähmung des N. vagus ist klinisch nicht sehr häufig. Es kommt dann zu einer
Tachykardie, zu Spasmen im Oesophagus und im Magenbereich, zu Schluckbeschwerden
etc..
Beim Ausfall des N. laryngeus recurrens z.B. in folge eines Aneurysmas des Arcus aortae
oder ein Bronchialkarzinom, die den Nerv komprimieren können, kommt es zu einem
einseitigen Funktionsverlust der Kehlkopfmuskeln und damit zur Heiserkeit.
Über den R. auricularis kann man den N. vagus reizen (kaltes Wasser in den äußeren
Gehörgang schütten), was zu reflektorischen Reaktionen (Husten, Erbrechen) führen kann.
11. N. accessorius (XI)
Faserqualität: speziell – viszeromotorisch
Innervationsort: innerviert motorisch die Mm. trapezius und sternocleidomastoideus
Verlauf:
Der N. accessorius ist nur bedingt zu den Hirnnerven zu rechnen. Er geht aus zwei
verschiedenen Ursprüngen hervor: Radices craniales, die direkt aus dem Hirn entspringen,
und Radices spinales, die im Zervikalmark entspringen. Durch das Foramen magnum
gelangen die Radices spinales in die Schädelhöhle. Dort bilden sie vorübergehend mit den
Radices craniales einen gemeinsamen Stamm, Truncus n. accessorii, der durch das
Foramen jugulare aus der Schädelhöhle austritt und sich alsbald wieder in einen R. internus
und externus aufteilt.
Der R. externus innerviert motorisch die Mm. trapezius und sternocleidomastoideus. Der R.
internus führt dem N. vagus zwischen Ganglion superius und Ganglion inferius die Fasern
der Radices craniales zu.
Klinik:
Eine Schädigung des N. accessorius kommt nicht selten bei Halsverletzungen, großen
Operationen in diesem Bereich oder auch nur bei operativer Entfernung eines Lymphknotens
im lateralen Halsdreieck vor, da hier der Nerv unter der Haut verläuft. Bei einer Läsion des N.
accessorius kommt es zu einer Schiefhaltung des Kopfes zur kontralateralen Seite, weiterhin
ist das Seitwärtsheben des Arms über die Horizontale deutlich behindert.
12. N. hypoglossus (XII)
(= Unterzungennerv)
Faserqualität: rein somatomotorisch
Innervationsort: innerviert innere und äußere Zungenmuskeln
Verlauf:
Der N. hypoglossus entspringt als einziger Hirnnerv vor der Olive aus der Medulla oblongata.
Er tritt mit mehreren Wurzeln aus. Durch den Canalis hypoglossi verläßt er die Schädelhöhle,
zieht dann zwischen A. carotis interna und V. jugularis interna hindurch zum Zungengrund, in
den er lateral vom M. hyoglossus eintritt. Auf seinem Weg zum Zungengrund überkreuzt er
bogenförmig die A. carotis externa (= Arcus hypoglossi). Er verteilt sich anschließend mit
seinen Endästen in der gesamten Zungenmuskulatur.
Klinik:
Eine Schädigung des Hypoglossus ist leicht zu diagnostizieren, da er als einziger Nerv
motorisch die Zunge versorgt. Die Zunge weicht beim Herausstrecken zur erkrankten Seite
ab. Es ergeben sich Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und Schlucken.
© 2000 Tim Meißler
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