0628 minicircles 01 - Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

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Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
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Manfred Braun
Pressesprecher
27. September 2006
Presseinformation
Beim DNA-Transfer ist weniger mehr
„Minicircles“ ohne bakterielle Elemente eröffnen neue Horizonte
Die Hürden für die Gentherapie sind hoch: Gene, die man zusätzlich zum vorhandenen
DNA-Bestand in eine Zelle einbringen will, werden schnell als fremd erkannt und inaktiviert. Winzige Unterschiede zwischen der eigenen und der fremden DNA rufen zelluläre Abwehrmechanismen hervor, und nach wenigen Teilungen der Wirtszelle ist jede therapeutische Wirkung stillgelegt.
Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung ist es nun gelungen,
die einzubringende DNA auf das Allernötigste zu reduzieren. Ihr viel versprechendes
System der „Minicircles“ beschreiben die Braunschweiger Wissenschaftler in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Gene Therapy and Molecular Biotechnology.
Viren als Vorbilder
„Die bisher verwendete Standardtechnik basiert auf der Verankerung der eingebrachten
DNA im Genom der Wirtszelle“, erklärt Professor Jürgen Bode, Leiter der Arbeitsgruppe „Epigenetische Regulationsmechanismen“ im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. „Ihre Wirksamkeit, die so genannte Expression, hängt von der Integrationsstelle
ab.“
Von Viren übernahmen die Genforscher das Prinzip der „Episomen“: kleine ringförmige
DNA-Moleküle, die sich locker an die Chromosomen anheften und ihnen bei der Zellteilung in die Tochterzellen folgen. „Im Gegensatz zu viralen Episomen brauchen wir als
Haftmechanismus allerdings keine viralen – und damit potenziell gefährlichen – Proteine“, erklärt die Helmholtz-Wissenschaftlerin Dr. Kristina Nehlsen, „sondern lediglich
kurze DNA-Haftsequenzen.“
Bakterien entfernen Bakterien-Gene
Diese Episomen konnten nun, nachdem man Bakterien für ihre Produktion benutzt hatte,
nachträglich auch noch von allen bakteriellen Sequenzen befreit werden. Der Clou dabei:
Ein durch Hitze aktivierbares Enzym sorgt dafür, dass das Bakterium selbst nach getaner
Produktions-Arbeit die Markierungs- und Selektionsgene entfernt, die für die Vervielfältigung zu Beginn noch nötig waren. „Alle Elemente bakteriellen Ursprungs haben wir
auf diese Weise aus den DNA-Elementen herausgeschnitten“, erklärt Sandra Broll, Biologin in Bodes Arbeitsgruppe. „Bei den dabei entstehenden so genannten Minicircles
fällt der tierischen Zelle gar nicht mehr auf, dass es sich um fremde DNA handelt.“
Um bei jeder Zellteilung vererbt zu werden, muss die einzubringende DNA zunächst
vorsichtig in die Zelle geschleust werden: Die DNA-Minicircles werden in kleine Lipidtröpfchen verpackt, die dann mit der äußeren Hülle der Wirtszelle verschmelzen. Im
Zellinneren können sich die Mini-Ringe dann dank spezieller Elemente, der so genannten S/MARs, am Zellkern anheften. S/MAR steht für scaffold/matrix attachment region
– kurze DNA-Stücke, die an die Zellkern-Matrix binden und aktive DNA-Bereiche von
inaktiven isolieren. Einmal im Zellkern angeheftet, werden die DNA-Minicircles bei jeder Zellteilung weiter vererbt und gleich bleibend abgelesen. Der therapeutische Effekt
ist also nachhaltiger als bei herkömmlichen Systemen und ist auch für schnell teilende
Zellen, wie solche des blutbildenden Systems gut geeignet.
Die Methode wurde zunächst für Minicircles ausgearbeitet, die nur ein einzelnes Gen
tragen. „Je größer die übertragene DNA ist, desto instabiler wird sie leider“, sagt Prof.
Bode. „In den nächsten Schritten sollen mindestens zwei Gene auf getrennten Circles
übertragen und in ihrem Expressionsverhältnis angeglichen werden. Ein solcher, neuartiger Ansatz eignet sich zunächst für die Herstellung von Antikörperketten im optimalen
Verhältnis.“
Hinweis für die Medien
Ausführliche Informationen bietet der Originalartikel: K. Nehlsen, S. Broll, J. Bode: Replicating
minicircles: Generation of nonviral episomes fort the efficient modification of dividing cells. Gene
Therapy and Molecular Biology, 2006, Vol. 10.
Das Inhaltsverzeichnis des demnächst erscheinenden Bandes 10 B von Gene Therapy and
Molecular Biology ist im Internet über http://www.gtmb.org/TOC_volume10B.html zugänglich.
Die Publikation kann direkt über http://www.gtmb.org/volume10/25_Nehlsen/25_Nehlsen_233244.pdf abgerufen werden. Informationen zum Journal selbst gibt es unter
http://www.gtmb.org/index_gtmb.html.
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Information: Der neue Name der GBF
Zum 18. Juli 2006 hat sich die Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) den neuen
Namen „Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung“ gegeben. Er verdeutlicht den Hauptforschungsschwerpunkt sowie die Zugehörigkeit zur Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
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