KV3-Veranlagung Krankheit Umfeld.Edited

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Eine Biblische Diagnose 3
Veranlagung, Krankheit, Umfeld
Meine ersten beiden Vorträge waren mehr das, was man in der Fachsprache der Diagnostik
'deskriptiv' nennt, das heisst, es ging mehr um die Beschreibung des Problems.
Jetzt gehen wir einen Schritt weiter in Richtung Aethiologie, so nennt man die Lehre von den
Ursachen einer Störung oder Krankheit.
Damit haben wir schon ein Stichwort, nämlich 'Krankheit'.
Wir wollen unter Anderem der Frage nachgehen: "Ist Sucht eine Krankheit?"
Weiter stellen wir uns die Fragen: "Welche Rolle spielt eigentlich die persönliche Veranlagung
eines Menschen bei der Entwicklung einer Sucht?"
Oder: "Welche Rolle spielt das Umfeld, in dem er aufwächst und lebt?"
Wer sich darin engagiert, Menschen zu helfen, die seelische oder beziehungsmässige Probleme
irgendwelcher Art oder eben Suchtprobleme haben, wird sehr schnell mit diesen Fragen
konfrontiert.
Und es ist unbedingt wichtig, sich damit auseinander zu setzen, weil unser Verständnis dieser
Faktoren alles bestimmt; wie wir eine Sucht einordnen, wie wir mit Süchtigen umgehen, auf welche
Weise wir ihnen zu helfen versuchen – einfach alles!
Nehmen wir die drei Begriffe: Veranlagung, Krankheit, Umfeld
Alle drei bezeichnen bestimmende Faktoren, Ursachen eines Problems, die von aussen an den
Menschen herankommen.
Sie kommen an uns heran und in unser Leben hinein, ohne dass wir etwas dagegen tun können.
Meine Veranlagung ist gegeben; vielleicht durch die Genetik, die DNS oder ähnliches.
Ebenso das Umfeld; das kann ich nicht auswählen, es ist einfach da und übt seinen Einfluss aus. Ich
kann zwar die Umgebung wechseln, so dass ein anderes Umfeld auf mich einwirkt, aber irgendein
Umfeld ist immer da, das sich meinem Einfluss entzieht.
Auch Krankheit ist etwas, das man nicht oder nur begrenzt steuern kann. Man bekommt eine
Krankheit und leidet darunter. Man kann sie dann zwar positiv beeinflussen oder auch einer
Heilung im Weg stehen, aber man kann nicht sagen, ob man eine Krankheit bekommen will oder
nicht.
Wenn wir jetzt also glauben, dass die Ursachen einer Sucht vor allem in der Veranlagung, im
Umfeld oder in einer Erkrankung zu suchen sind, dann glauben wir auch, dass der Betroffene zur
Hauptsache ein Opfer ist und – zumindest zum grösseren Teil – nicht verantwortlich dafür.
Wenn wir aber sagen, dass die Ursache der Sucht im sündigen Herzen des Menschen zu suchen ist,
dann schreiben wir ihm sehr viel Verantwortung zu.
Je nach dem, welche der beiden Ansichten wir pflegen, wird das demnach unseren Kampf gegen die
Sucht ganz entscheidend prägen.
Es bestimmt unser Verständnis von der Sucht, unseren Umgang mit dem Süchtigen und die
Methode, wie wir bei unseren Versuchen der Hilfe vorgehen.
Wir stellen uns jetzt bewusst die Frage: Was ist Wahrheit.
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Wir dürfen nicht nur – wie es üblich ist – fragen: "welche Sicht ist die Angenehmste?" oder: "was
hat die beste, schnellste Wirkung?" oder: "was befreit mich von dem Druck, den die Problematik
verursacht?"
Es ist Gottes Wahrheit, die wirklich frei macht.
Die Wahrheit ist oft weniger bequem als die anderen Versuche; z.B. dem Problem mit cleveren
Methoden beizukommen, oder der Versuch, die Gefühle nicht zu verletzen oder möglichst grosse
Geborgenheit zu vermitteln.
Aber auf die lange Sicht hilft nur die Wahrheit wirklich.
Veranlagung?
Wie ist das mit der Veranlagung?
Gibt es Menschen, die eine stärkere Veranlagung haben als andere, in eine Sucht zu geraten?
Gibt es gar einen genetischen Faktor in unserer Erbmasse, der mitbestimmt, ob wir süchtig werden
oder nicht?
Wie so oft ist auch hier die Antwort eine zweiteilige.
Es gibt sicher Anlagen im Charakter eines Menschen, die von vornherein gegeben sind, die es dem
einen Menschen schwieriger machen, einer Versuchung zu widerstehen, die eine Sucht begünstigt.
Ich habe schon oft beobachtet, dass es sehr wohl Typen gibt, die von ihrer Charakterstruktur her
einfach schneller in eine Abhängigkeit geraten als andere.
Vielleicht habt ihr das bei euch selbst schon beobachtet.
Ich jedenfalls bin so ein Typ, der eher gefährdet ist.
Ich bin zwar nicht so schnell begeistert von einer Sache. Ich wäge eher kritisch ab, bevor ich für
etwas Feuer fange. Aber wenn ich etwas einmal angefangen habe, dann stürze ich mich voll rein
und lasse mich von der Sache vereinnahmen.
Es kann gut sein, dass ich dann bald zu stark davon eingenommen bin; dass ich zuviel Zeit dafür
aufbringe, dass ich mich gefangen nehmen lasse und nicht mehr so einfach loskomme.
Das ist eine Charaktereigenschaft, die Gutes mit sich bringt, aber auch Gefahren birgt.
Je besser ich mich selbst hier kenne, desto besser kann ich auch wachsam sein. Jemand, der nicht so
eine Persönlichkeitsstruktur hat, kann sicher lockerer umgehen mit gewissen Genussmitteln oder
Dingen, von denen Menschen süchtig werden.
Man kann also sicher sagen, dass es Typen gibt, die schneller süchtig werden als andere, und dass
das etwas mit ihrer gegebenen Persönlichkeitsstruktur zu tun hat.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob man hier von einer Veranlagung sprechen kann, die von Geburt an
einfach so gegeben ist.
Sicher spielt eine gegebene Veranlagung eine gewisse Rolle. Dazu kommen bekannte und
unbekannte, beeinflussbare und nicht beeinflussbare Faktoren hinzu, die prägend wirken.
Es spielt eine Rolle, wie ich mit meiner Charakterstruktur umgehe.
Ich kann meine Neigungen verstärken, wenn ich ihnen nicht entgegenwirke.
Ich kann auf der anderen Seite auch gewisse Triebe vertrocknen lassen, wenn ich sie nicht weiter
pflege.
Auf die Weise habe ich selbst einen Einfluss auf meine Veranlagung.
Es gibt also eine Veranlagung bei den einen, schneller süchtig zu werden als andere.
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Was aber eine weit grössere Rolle spielt ist etwas, das man zwar auch als eine Art Veranlagung
bezeichnen kann, wobei aber der Begriff Veranlagung zu schwach ist und ausserdem die Sache
verharmlosen könnte.
Es ist die natürliche Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde.
Wenn wir heute Sünde sagen, wird in den meisten Fällen entweder ganz falsch oder zumindest viel
zu wenig umfassend verstanden, was das überhaupt bedeutet – was Sünde wirklich ist und was sie
macht.
Wir sind hier an einem Kernpunkt der biblischen Lehre über den Menschen angelangt.
Wenn wir diesen Punkt vernachlässigen, werden wir wahrscheinlich alle unsere Bemühungen in der
Seelsorge in eine falsche Richtung lenken.
Und das geschieht tatsächlich zum grossen Teil, nicht nur im Zusammenhang mit Suchtproblemen,
sondern in jedem Bereich der Lebensberatung: die Tatsache der Verdorbenheit wird viel zu wenig
ernst genommen.
Viele Christliche Berater haben hier ein Konzept übernommen, das nicht aus der Bibel stammt,
sondern aus der humanistischen Psychologie.
Es ist die Idee, dass der Mensch zumindest gesunde Anteile in sich hat, mit denen er sich selber
helfen kann. Ressourcen, die man anzapfen kann. Willenskraft, die man mobilisieren kann, usw.
Die Bibel lehrt uns aber, dass der ganze Mensch vollkommen verdorben ist.
Ich möchte das nicht zu ausführlich wiederholen, weil wir es im Vortrag über das Herz schon
behandelt haben.
Aber weil das richtige Verständnis so wichtig ist, fasse ich es noch einmal zusammen:
Unsere Natur ist von Geburt an von der Sünde so geprägt und verändert wie es ein Glas Wasser ist,
in das man Tinte tröpfelt.
Das ganze Wasser, nicht nur ein Teil, ist verdorben, es kann nicht mehr genossen werden.
Wenn ein Mensch Christ wird, dann wird seine sündige Natur nicht auf einen Schlag verändert. Er
wird zwar in einem Moment für gerecht erklärt, weil die Gerechtigkeit Christi ihm sofort
angerechnet wird.
Durch die geistliche Neugeburt beginnt in ihm das Werk der Heiligung.
Je mehr und je länger der Heilige Geist diesen Menschen erfüllt, desto mehr wird er gereinigt von
seiner Sünde.
Aber trotzdem ist die Sünde als Kraft, die sich Einfluss und Raum verschaffen will, noch da.
Paulus schreibt als reifer Apostel darüber:
Römer 7,18: Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.
Es gibt zwar ein neues Prinzip in uns, ein neues Wollen unseres Herzens, das unser Leben in
Richtung Gottes Willen zieht. Aber dennoch ist die Sünde in unserer Natur noch da.
Durch unseren Wandel mit Christus werden wir Weisheit und Kraft gewinnen können, um diese
alte Natur zu überwinden.
Solange wir aber in diesem Körper über diese Erde gehen, werden wir die betrügerische, überaus
kluge und verführerische Kraft der Sünde noch spüren.
Die Sünde ist die Kraft, die in uns die Neigung verursacht hat, gegen Gott zu agieren.
Jeden Gedanken, jedes Verlangen und Begehren, das Gott missfällt, entspringt aus dieser Macht der
Sünde, die unsere alte Natur so bestimmt.
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Die Sünde ist schlau. Sie bringt uns zum Beispiel immer wieder dazu, zu vergessen, dass sie noch
da ist. Dann hat sie das leichteste Spiel.
Die Sünde ist es, die uns die Selbsterkenntnis verdunkelt.
Sie macht uns begierig nach schädlichen Lüsten.
Ihre lügnerische Kraft bringt uns dazu, zu lügen, um die Sünde zu verdecken.
Das Begehren der Sünde und das Sündigen schwächt uns geistlich, so dass wir ihr immer weniger
widerstehen können, wenn wir uns auf sie eingelassen haben.
Die Sünde entmutigt uns.
Die Sünde ist eine Kraft, die wir nicht genügend gefährlich einschätzen können. Meistens fürchten
wir uns zuwenig vor ihr.
Das ist die Veranlagung, die wir haben.
Diese Veranlagung kann uns in eine Sucht, aber auch in alle anderen Probleme geistlich-seelischer
Natur bringen.
Jeder Mensch, der nach irgendetwas süchtig ist, der ist es zuallererst wegen dieser 'Veranlagung',
der Sünde.
Wir könnten es tatsächlich eine Veranlagung nennen. Eine Veranlagung ist ja etwas, das in unserem
Wesen von Anfang an da ist, und das unser Sein und unser Verhalten mitbestimmt.
Es klingt aber oft etwas mit bei dem Wort 'Veranlagung', das eine richtige Beurteilung des
Problems behindert.
Es ist die Idee, dass eine Veranlagung einen zum Opfer macht und sein Streben und Handeln
entschuldigt, einem die Verantwortung abnimmt.
Das können wir im Fall der Sünde nicht sagen.
Die Sünde prägt und bestimmt zwar unsere Natur von Geburt an. Da können wir nichts ändern.
Aber trotz dem zerstörerischen Einfluss der Sünde ist im Menschen etwas von der Ebenbildlichkeit
Gottes übrig geblieben, so dass er ein Restwissen von dem hat, was gut und was böse ist.
Es ist seine Pflicht, Gott zu suchen um Ihn anzubeten und sein Leben nach seinen Massstäben zu
leben. Das wäre ein Leben, das frei ist von Gebundenheiten an etwas, die mir etwas wichtiger und
lieber werden lassen als Gott.
Der sündige Mensch liebt aber die Sünde mehr als Gott. Dafür ist er verantwortlich. Er ist auch
verantwortlich für jedes Problem, das aus dieser Haltung heraus entsteht.
Niemand kann sich damit entschuldigen, dass er halt eine sündige Veranlagung hat.
Erst recht nicht der Mensch, der Gottes Willen und seine Kraft zur Überwindung der Sünde kennen
gelernt hat.
Wer nicht die ganze ihm zur Verfügung stehende Kraft Gottes einsetzt, um die Sünde in seinem
Leben zu bekämpfen, ist für das schlechte Resultat voll verantwortlich.
Wir dürfen also das Wort 'Veranlagung' in seiner buchstäblichen Bedeutung brauchen, um die
Sünde in uns zu bezeichnen.
Aber wir dürfen damit nicht sagen, dass wir wegen einer Veranlagung weniger Verantwortung
haben.
Umfeld
Wie ist es mit dem Umfeld?
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Auch dieses wird sehr oft ins Feld geführt, um den Süchtigen zu entschuldigen. Das dürfen wir
nicht. Was wir tun dürfen, ist das Umfeld als etwas sehen, das den Weg in die Sucht begünstigen
kann.
Das Umfeld kann ebenso den Ausstieg erschweren.
Bei der Therapie – was in diesem Vertrag aber noch nicht unsere Sache ist – muss man dann das
Umfeld unbedingt einbeziehen, eben weil es einen wichtigen Einfluss hat.
Wir wollen hier aber vor allem auf das Umfeld als Faktor auf dem Weg in die Sucht eingehen.
Wie gesagt können wir das Umfeld eines Menschen sehr wohl als begünstigenden Faktor sehen.
Wir müssen aber eine ganz klare Unterscheidung machen zwischen einem mitprägenden Einfluss
und einer Ursache. Wir dürfen niemals die Idee anerkennen, dass das Umfeld eines Menschen
seinen Fall in die Sucht verursacht.
Was eine Sucht verursacht, ist – wie wir gesehen haben – der Mensch selbst, der seiner Begierde
nicht in der Kraft Gottes begegnet, sondern ihr nachgibt und dadurch ihr Gefangener wird. Sein
Umfeld ist bei dem ganzen Geschehen etwas, das den Prozess begleitet.
Definieren wir zuerst den Begriff Umfeld:
Unter Umfeld verstehe ich zuerst die Ursprungsfamilie des Betroffenen, also seine Eltern und
Geschwister. Später kommen Freunde, Lehrer, Mitarbeiter, Vorgesetzte dazu.
Dann auch das ganze kulturelle Gefüge, in dem er lebt, Medieneinflüsse, Klima usw.
Wie können diese Dinge auf den Weg eines Menschen oder eben auf die Entwicklung einer Sucht
Einfluss nehmen?
Am Besten machen wir ein Beispiel, um das zu veranschaulichen.
Ich nehme das, das ich am Besten kenne, mein eigenes:
Ich bin in einer nichtchristlichen Familie aufgewachsen. Meine Eltern hatten eine schlechte Ehe,
mein Zuhause war kein Ort der Geborgenheit, wo ich mich verstanden fühlte und über meine
Sehnsüchte oder Probleme konnte ich nicht reden.
In der Schule hatte ich wenige Freunde, ich fühlte mich grundsätzlich nicht angenommen, eher
minderwertig.
Mit meinem Einstieg in die Berufswelt kam ich über Kneipenbesuche mit allerlei Leuten
zusammen, die mich in ihre Freizeitwelt einführten. Ihre Hauptbeschäftigung war der
Alkoholkonsum. Bei ihnen fühlte ich mich angenommen, zumindest solange ich mit ihnen trank
und Sprüche klopfte.
Später lernte ich Leute kennen, die illegale Drogen konsumierten. In diesem Umfeld fühlte ich mich
noch mehr verstanden und schloss mich deshalb diesen Kreisen an.
Auf diese Weise rutschte ich immer weiter in die Welt der Drogensüchtigen ab.
Vielleicht habt ihr es bemerkt, ich habe die Geschichte so dargestellt, dass vor allem das Umfeld
betont wurde. Es könnte so ausgelegt werden, dass meine Eltern, meine Freunde, meine Mitarbeiter,
die Leute aus der Drogenszene – alles aussen um mich herum – schuld sei an meinem Abstieg in die
Sucht.
Wir können es aber auch anders – etwas korrekter und ehrlicher – darstellen, indem ich erzähle, wie
ich persönlich voranging.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich ständig auf der Suche war nach Abenteuern. Ich suchte
eine innere Erfüllung und Freude. Ich wusste auch, dass ich die Wahrheit finden wollte.
Meine Sehnsucht wollte ich stillen, indem ich die Dinge exzessiv genoss. Egal, was es wahr, ich
tauchte in alles voll ein, das ich tat oder konsumierte. Ich kannte kein Mittelmass.
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Ich hatte durch meine Kindheit und frühe Jugend hindurch verschiedene Kontakte mit Christen und
mit der Bibel.
Ich hatte Zeiten vor meiner eigentlichen Bekehrung zu Christus, wo ich fest an Gott glaubte, in der
Bibel las und betete. Ich hatte damals auch eine gewisse Erkenntnis, dass das die richtige
Lebensweise ist.
Aber ich wandte mich wieder ab.
Ich verschloss mich auch bewusst gegen die meisten Menschen. Ich wollte ein Rebell sein – ich
schrieb dies mir auf die Fahne: „ich bin ein Rebell“ – und wehrte mich gegen jede Autorität. Ich
hatte Freude daran. Es war fast mein wichtigster Lebensinhalt, gegen die Erwachsenenwelt und
gegen die Gesellschaft zu rebellieren.
Die schlechte Ehe meiner Eltern belastete mich einerseits. Andererseits war sie mir auch
willkommen. Ich nutzte die Freiheiten aus, die dadurch für mich entstanden.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich dachte, dass es einen Vorteil hätte, wenn meine Eltern sich
scheiden liessen: Ich hätte dann eine Rechtfertigung, mein rebellisches Leben zu führen, zu tun, was
ich wollte.
Es war auch nicht so, dass ich zum Drogenkonsum verführt wurde. Ich suchte bewusst eine
Gelegenheit, da einzusteigen. Ich schloss mich aus eigener Motivation den Leuten dieser Szene an.
Ich wurde sogar bald einer der Hauptakteure.
Als ich in dieser Zeit wieder Christen begegnete, wehrte ich mich bewusst gegen ihren Einfluss.
Wenn ich ehrlich zurückschaue, muss ich sagen, dass es nicht mein Umfeld war, das mich prägte,
sondern meine sündige Veranlagung.
In meinem Umfeld gab es immer wieder Umstände und Gelegenheiten, die meinen Weg
begünstigten; aber auch solche, die mich hätten bremsen können.
Es gab durchaus auch viel hilfreiches, Gesundes und Heilbringendes in meinem Umfeld. Nur liess
ich es nicht zu, dass dieses sich durchsetzt.
Natürlich heisst es in der Bibel auch, dass unser Umfeld eine negative Prägung haben kann:
1Kor 15,33: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.
Es ist aber doch so, dass wir Entscheidungen treffen. Als Nichtchristen sind wir so von der Sünde
bestimmt – versklavt – dass die Entscheidungen immer in Richtung von Gottes Willen weg gehen.
Als geistlich neugeborene Christen haben wir Gottes Kraft erhalten, um der Sünde zu widerstehen.
Wir können das Gute, Heilbringende, Gesunde wählen. Wir können dem Umfeld trotzen.
2Pet 1,3: Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt
durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft.
Das Umfeld, in dem wir leben, kann also nicht für unsere Probleme verantwortlich gemacht
werden, ob wir Christen oder auch Nichtchristen sind.
Im Umfeld jedes Menschen ist genügend Göttliche Gnade vorhanden, die ihn vom Abgleiten
bewahren kann. Das macht uns voll verantwortlich dafür wie unser Leben verläuft.
Krankheit
Wie ist der Begriff Krankheit im Zusammenhang mit Sucht einzuordnen?
Ist Sucht eine Krankheit?
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Muss demnach ein Süchtiger Mensch als Kranker gesehen werden?
Wieder müssen wir hier eine mehrteilige Antwort geben.
Allem voraus möchte ich eines festhalten: die Sucht an sich ist keine Krankheit.
Nicht in dem Sinn, dass man sie einfach bekommt, wie man an Diabetes erkrankt, oder dass man
eine genetische Veranlagung hat, die sich irgendwann durchsetzt, so dass die Krankheit dann
ausbricht.
Man hat mehrfach versucht, das so darzustellen. Es gab auch Bemühungen, Süchtige als Kranke
darzustellen, weil man sich erhoffte, dass sie dadurch nicht so sehr unter der Diskriminierung von
Mitmenschen zu leiden hätten.
Sowie bei der Veranlagung und bei dem Umfeld gibt es auch hier den Gedanken, dass der Süchtige
vielmehr als Opfer zu sehen sei, als dass er für seinen Zustand selber verantwortlich ist. Für eine
Krankheit kann man nichts.
Wer krank ist, muss ausserdem in unserer Kultur von der Gesellschaft getragen werden. Er hat
Anrecht auf Verständnis, wenn er seinen Pflichten nicht nachkommen kann und er hat Anrecht auf
finanzielle Beteiligung der Öffentlichkeit.
Wie wir aber schon gesehen haben – denken wir zurück an die biblischen Bilder/Beschreibungen
der Sucht: Götzendienst, Sklaven der Sünde, usw. – können wir uns die Sache nicht so einfach
machen.
Wir müssen festhalten, dass die Sucht ein Problem ist, das wir uns selbst gemacht haben und aus
dem wir mit Gottes Kraft herauskommen können. Das Problem ist geistlich-moralischer Natur, es
ist eine Frucht der Sünde.
Vielleicht könnte man sagen, dass die Sünde, die sich in Form einer Sucht manifestiert, krank
macht. Ebenso könnte man das Verhalten des bereits Süchtigen als krankhaft bezeichnen – mehr in
dem Sinn, dass es stark von dem Gesunden, der Norm entsprechenden abweicht.
Die Bibel bezeichnet Sünde in dem Sinn auch als Krankheit. Die Krankheit ist nicht nur Folge der
Sünde, sondern die Sünde äussert sich zum Teil wie eine Krankheit.
1Tim 6,3: Wenn jemand anders lehrt und sich nicht zuwendet den gesunden Worten unseres Herrn
Jesus Christus und der Lehre, die gemäß der Gottseligkeit ist, 4so ist er aufgeblasen und weiß
nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken.
Dadurch, dass er sich nicht der gesunden Lehre zuwendet, ist er krank. Dieses Kranksein ist
sündhaftes Verhalten und kann geheilt werden, indem der Mensch Busse tut und die Sünde sein
lässt.
Das Wort krank bezeichnet hier das Abartige, nicht der Göttlichen Norm Entsprechende.
Jes 53,4ff: 4Fürwahr, er trug unsre Krankheit …. 5Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und
durch seine Wunden sind wir geheilt.
Der Zusammenhang zeigt klar, dass die Krankheit, von der wir geheilt wurden durch den Tod
Christi, die Sünde ist.
Der Begriff 'Heilung' wird in der Bibel mehrheitlich für die Wiederherstellung das durch die Sünde
verunstaltete menschliche Wesen gebraucht, nicht so oft für die körperliche Wiederherstellung eines
medizinisch kranken Menschen.
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Die Sünde ist eine bösartige Krankheit, weil sie sich so verbreitet, weil sie so ansteckend ist und
weil sie verheerende Folgen hat wie eine Krankheit.
Ebenso ist jede Krankheit eine direkte oder indirekte Folge der Sünde.
So bringen auch die meisten Süchte Krankheiten oder krankhaftes Verhalten und krankhafte
Veränderungen der Persönlichkeit mit sich.
Diese Faktoren: Veranlagung, Krankheit, Umfeld, werden oft gebraucht um den Süchtigen zu
entschuldigen. Die Ursache ist aber in Wirklichkeit die Sünde, die der Mensch aktiv lebt, deshalb
kommt er in eine Sucht hinein.
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