Wort-Gottes-Feier in der Fastenzeit im Jahr der Barmherzigkeit Die Lesungen dieser Wort-Gottes-Feier sind der Eucharistiefeier vom 5. Sonntag der Fastenzeit im Lesejahr C entnommen. Die Feier ist allerdings auch unter der Woche als Wort-Gottes-Feier mit Bussakt und Versöhnung geeignet. Die Litanei, der Impuls und die Besinnung nehmen besonderen Bezug auf das Jahr der Barmherzigkeit, das 2016 begangen wird. Die grauen Nummern im Ablauf beziehen sich auf die Randnummern im Feierbuch „Die Wort-Gottes-Feier am Sonntag“. Die in der Feier verwendete "Litanei vom barmherzigen Gott" kann als Gebetszettel im Buchshop des Liturgischen Instituts bestellt werden. Wort-Gottes-Feier In der Fastenzeit im Jahr der Barmherzigkeit 1. In die Gegenwart Gottes treten – Eröffnung Einzug | 3 Lied zum Einzug „O Herr, nimm unsere Schuld“ KG 67,1-4 Liturgischer Gruss | 6 Litanei vom Barmherzigen Gott (evtl. ausgewählte Strophen): Vor der ersten Anrufung und nach jeder Strophe: KG 646 V/A: Der Herr ist gut und ewig währet sein Erbarmen. oder KG 400 V/A: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung. Akklamation nach jeder Anrufung: Erbarme dich unser! Du heiliger Gott. Du gerechter Gott. Du langmütiger Gott. Du Gott, reich an Huld. Du treuer Gott. Du geduldiger Gott. Gott des Mitleids mit den Leidenden. Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes. Gott, der uns tröstet wie eine Mutter. Gott, in dessen Schoss wir geborgen sind. Gott, an dessen Brust wir ruhen können. Gott, der uns nie vergisst. Gott, dessen Namen wir kennen. Gott, der uns eingezeichnet hat in seine Hände. Gott, der uns beim Namen ruft. Gott, dem wir gehören. Gott mit uns. Gott für uns. Gott, der uns aus der Gefangenschaft herausführt. Gott der Armen und Kleinen und Hilflosen. Gott, dessen Güte reicht soweit der Himmel ist. Gott aller, die sich plagen und schwere Lasten zu tragen haben. Gott, der weiss, was wir brauchen. Gott, der die Verlorenen sucht. Gott, der grösser ist als unser Herz. Gott, der den Hoffnungslosen Hoffnung gibt. Gott, der uns Sündern gnädig ist. Gott, dessen Erbarmen uns aus dem Tod rettet. Gott, unser Retter. Gott des Lebens. Du unsagbar grosser Gott. Du leidenschaftlich liebender Gott. Du unbegreiflich verzeihender Gott. Du masslos gnädiger Gott. Du unendlich gütiger Gott. Du barmherziger Gott. V: Barmherziger Gott. Du nimmst die Sünde ernst, aber du lässt uns die Möglichkeit zur Umkehr. Du verurteilst unsere Verfehlungen, aber du lädst uns ein zu einem neuen Anfang. Wir danken dir, dass du barmherzig bist. Gib uns den Mut umzukehren. Gib uns die Kraft, neu anzufangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus. 2. Gottes Wort hören – Verkündigung Erste Lesung: Jes 43,1-21 Antwortpsalm: Ps 126 (KG 632) Zweite Lesung: Phil 3,8-14 Christusruf: „Lob dir, Christus, König und Erlöser“ KG 85.3 Vers: „Kehrt um zum Herrn von ganzem Herzen; denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte.“ Evangelium: Joh 8,1-11 Impuls | siehe unten Lied „Aus Herzensgrund ruf ich zu dir“ KG 381,1-3 3. Auf das Wort antworten – Bussakt und Versöhnung Besinnung | siehe unten Schuldbekenntnis mit Vergebungsbitte | 65 Zeichen der Versöhnung | 66-68 Friedenszeichen | 69 Fürbitten Gebet des Herrn | 29 Lied „Lass uns in deinem Namen, Herr...“ KG 149,1-4 4. Gottes Wort hinaustragen – Abschluss Segensbitte | 33 oder 122 Österliche Busszeit Entlassung | 34 Auszug | 35 Lied zum Auszug „Sonne der Gerechtigkeit“ KG 509 Impuls: Der folgende Text ist keine fertige Predigt, sondern ein Impuls für die Vorbereitung: Niemandem fällt es leicht, sich als Sünderin oder Sünder zu bekennen. Das Schuldbekenntnis ist etwas Intimes, in der Öffentlichkeit kann es peinlich sein. Normalerweise setzt es Vertrauen und einen geschützten Rahmen voraus. Anders ist es im Evangelium, das wir gehört haben. Denn dort bekennen sich sogar die Gegner Jesu vor ihm in aller Öffentlichkeit als Sünder. Denn, anders als es auf den ersten Blick erscheint, ist dort nicht nur von der Sünde der Frau die Rede, die auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt wurde. Es ist auch die Rede von den Sünden derer, die alles daran setzen, ohne Sünde zu sein, gerecht vor Gott und der Welt. Und die darauf achten, dass Sünde gesühnt und Schuld bestraft wird. Die in ihrer Pflichterfüllung und dem Willen eine Sünderin zu bestrafen sogar den Tod der Sünderin fordern. Auch von ihren Sünden ist die Rede. Und sie bekennen sie sogar vor Jesus, wenn auch sehr diskret. Denn als Jesus die Versammlung auffordert, dass derjenige den ersten Stein werfe, der ohne Sünde ist, da gehen sie fort, einer nach dem anderen, die Ältesten, die mit der grössten Lebenserfahrung, zuerst. Offenbar ist keiner der Anwesenden ohne Sünde, und alle sind immerhin so ehrlich, dass sie fortgehen. Es ist faktisch ein öffentliches Schuldbekenntnis, das sie ablegen. Man möchte sich nicht vorstellen, wie die Szene geendet hätte, wenn die Ankläger der Frau in ihrem religiösen Eifer so verblendet gewesen wären, dass sie ihre eigene Sünde nicht mehr erkannt und bekannt hätten. Es wären Steine geflogen, es wäre Blut geflossen und ein Mensch wäre gestorben. Die Frau ihrerseits braucht ihre Schuld gar nicht erst zu bekennen. Im Evangelium ist sie offensichtlich. Sie wird nicht weggeredet und nicht relativiert. Sie wird schlicht und einfach vergeben. „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ Und man denkt unwillkürlich: schade, dass die Männer von eben diesen Ruf zur Umkehr nicht mehr hören. Im heutigen Evangelium brauchen alle die Barmherzigkeit Gottes. Und in unserem Leben ist es nicht anders. Niemand ist ohne Sünde. Jeder ist auf Gottes Gnade, auf seine Barmherzigkeit und auf seine Vergebung angewiesen. Das wissen im tiefsten Inneren sogar die Selbstgerechten unter den Schriftgelehrten und Pharisäer, die es nicht nur in Israel zur Zeit Jesu gab, sondern die es in jeder Religion und Weltanschauung zu allen Zeiten gab und gibt. Ob der eine oder andere von ihnen sich das Schuldbekenntnis zu Herzen genommen und auch der Vergebung geglaubt hat? Denn diese Vergebung kannten auch sie schon, waren sie doch Spezialisten des Alten, des Ersten Testaments. Dort legt auch Gott durch seinen Propheten Ezechiel ein Bekenntnis ab: „So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt.“ (Ez 33,11) Und Jesus erneuert dieses Bekenntnis Gottes. Gott, der Barmherzige, will uns nicht steinigen. Er will, dass wir uns bessern, umkehren, von jetzt an nicht mehr sündigen. Und er will, dass auch wir niemanden steinigen, weder mit Steinen, noch mit Worten, Gesten oder Gedanken. Was Gott von uns will, fasst das Motto des Jahres der Barmherzigkeit zusammen: Gott will, dass wir barmherzig sind, wie der Vater (Lk 6,36). Martin Conrad Besinnung V: Wo komme ich vor in dem Evangelium, das wir gehört haben? Bin ich einer der „Schriftgelehrten und Pharisäer“? – Stille – Weiss ich, was richtig ist und was falsch, wer gut ist und wer böse? – Stille – Wie gehe ich um mit Menschen, die meinen Wert- und Moralvorstellungen nicht entsprechen? – Stille – Bin ich versucht, andere zu steinigen, vielleicht nicht mit Steinen, aber mit Vorwürfen, Worten oder Gedanken? – Stille – Fällt es mir schwer, zu meinen Sünden, Fehlern und Schwächen zu stehen? – längere Stille – V: Bin ich wie die Frau im Evangelium? – Stille – Wo bin ich auf Barmherzigkeit angewiesen? – Stille – Auf barmherzige Menschen? – Stille – Auf den barmherzigen Gott? – Stille – Wo habe ich es nötig, umzukehren? Und bin ich bereit dazu? – längere Stille – V: Lasse ich mich anstecken vom Beispiel Jesu? – Stille – Wo trete ich ein für Menschen, die von anderen beschuldigt, verfolgt, bedroht werden? – Stille – Kann ich vergeben? – Stille – Bin ich barmherzig? – längere Stille –