Anthroposophische Kunsttherapeutin / Anthroposophischer

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ANT H RO POSOPHI SCHE( R )
KUNSTTHERAPEUTIN
UND KUNSTTHERAPEUT
BERUFSBILD
Im Auftrag der ÖVAOK
Österreichische Vereinigung
Anthroposophisch Orientierter Kunsttherapien
Erstellt von
Jana Koen, Dr. Angelika Klotz, Birgit Muschiol, Dr. Roland Frank
Stand: Juni 2004
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1. INHALTSVERZEICHNIS
1.
Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................... 2
2.
Eine Kurzfassung des Berufsbildes des Anthroposophischen Kunsttherapeuten .......... 3
3.
Historischer Hintergrund ......................................................................................................... 4
3.1.
Die Anfänge ......................................................................................................................... 4
3.2.
Historische Entwicklung der Anthroposophischen Kunsttherapie in Österreich .... 6
3.3.
Entwicklung des Berufsbildes der Anthroposophischen Kunsttherapeutin/des
Anthroposophischen Kunsttherapeuten ................................................................................ 6
4.
Aufgaben und Tätigkeiten ........................................................................................................ 8
4.1.
Aufgaben .............................................................................................................................. 8
4.2.
Tätigkeiten............................................................................................................................ 8
4.2.1.
Allgemeine Tätigkeitsmerkmale ......................................................................................... 8
4.2.2.
Spezifizierungen ................................................................................................................. 10
4.3.
Ausübungsformen ............................................................................................................ 10
5.
Ö V A O K ............................................................................................................................... 11
6.
Berufliche Perspektiven .......................................................................................................... 12
7.
Fort und Weiterbildung .......................................................................................................... 13
8.
Ausbildung ................................................................................................................................ 14
8.1.
Ausbildungsziel ................................................................................................................. 14
8.2.
Ausbildungsarten .............................................................................................................. 14
8.3.
Ausbildungsvoraussetzungen .......................................................................................... 14
8.4.
Ausbildungsdauer.............................................................................................................. 14
8.5.
Ausbildungsinhalt ............................................................................................................. 14
8.6.
Ausbildungsabschluss ....................................................................................................... 15
8.7.
AusbiIdungseinrichtungen ............................................................................................... 15
8.8.
Einige Adressen von Ausbildungsstätten ...................................................................... 15
8.8.1.
Fachbereiche Plastik und Malerei ............................................................................ 15
8.8.2.
Fachbereich Musik ..................................................................................................... 16
8.8.3.
Fachbereich Sprachgestaltung .................................................................................. 17
8.8.4.
Fachbereich Schauspieltherapie ............................................................................... 17
9.
Literatur .............................................................................................................................. 18
Stand: Juni 2004
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EINE KURZFASSUNG DES BERUFSBILDES DES
ANTHROPOSOPHISCHEN K UNSTTHERAPEUTEN
Die anthroposophisch orientierten KunsttherapeutInnen begleiten individuell die Menschen
durch akute und chronische, seelische und leibliche Krankheitsprozesse hindurch, ebenso durch
biographische Krisen und Entwicklungsstörungen.
Der Kunsttherapeut orientiert sich dabei nicht nur an den Krankheitssymptomen, sondern an
den trotz aller Beeinträchtigungen vorhandenen gesunden, geistigen Wesenskern des Menschen,
der nach einer Entwicklungsmöglichkeit sucht. So erstreckt sich das Tätigkeitsfeld der
Anthroposophischen KunsttherapeutInnen auch auf die Vor – und Nachsorge von
Erkrankungen, sowie auf den Bereich Heilpädagogik oder Sozialtherapie.
Den Schwerpunkt unseres Einsatzbereiches bilden sogenannte psychosomatische d.h.
funktionelle Erkrankungen sowie sämtliche chronische Internistische und Psychiatrische
Erkrankungen (z.B. Krankheiten des Immunsystems, Stoffwechsel – und Atmungsstörungen,
Herz – Kreislaufbeschwerden, Depressionen, auch im Zusammenhang mit schweren
Organerkrankungen wie Krebs u. a.
Ihrem salutogenetischen (gesundheitsfördernden)
Ansatz entsprechend kann die
anthroposophische Kunsttherapie als einzelnes Therapieverfahren oder im Zusammenhang mit
anderen Therapieansätzen und Heilmitteln angewendet werden. Die Anthroposophische
Kunsttherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Anthroposophischen Medizin.
Das anthroposophische Welt – und Menschenbild hilft uns Therapeuten, unsere Klienten besser
zu verstehen und ihr differenziertes menschliches Wesen in seinen verschiedenen leiblichen,
seelischen und geistigen Aspekten wahrzunehmen, um individuelle Entwicklungsaufgaben und
Stärken auszuloten.
Dazu gehört z. B. auch zu entscheiden, welche Kunstart für den jeweiligen Patienten die
geeignete ist.
Das Angebot umfasst Malen, Zeichnen, Formen – Zeichnen, Plastizieren, Holzschnitzen,
Bildhauen,
Musiktherapie,
Gesangtherapie,
Sprachgestaltung,
Heileurythmie
und
Schauspieltherapie.
Im Allgemeinen wird die anthroposophische Kunsttherapie als Einzeltherapie, oder als
Gruppentherapie angeboten entweder in der freien Praxis oder innerhalb einer Einrichtung. z. B.
Therapeutikum, Krankenhaus, usw.
Die anthroposophische Kunsttherapie bietet dem Klienten ein aktives Übungsfeld, um neue
Fähigkeiten zu entwickeln, woraus sich neue Perspektiven im Bezug auf eine schöpferische
Lebensgestaltung ergeben. Die anthroposophischen Kunsttherapeuten sind in Österreich
vertreten durch die ÖVAOK Österreichische Vereinigung Anthroposophisch Orientierter
Kunsttherapien.
Historischer Hintergrund und Entwicklung des Berufsbildes der Anthroposophischen
Kunsttherapeutin/des
Anthroposophischen
Kunsttherapeuten.
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2. HISTORISCHER HINTERG RUND
2.1. DIE ANFÄNGE
Die Anfänge der westlichen Medizin liegen in der klassischen griechischen (askläpiadischen und
hippokratischen) Heilkunst. In den Tempeln, z.B. von Kos, Epidaurus oder Pergamon, war
Heilung von Krankheiten eine religiös – kultische Handlung, bei der sich die Heilkundigen
künstlerischer Mittel bedienten. Sakrale Zeichen, Musik, Gesang, Sprache, Theaterspiel und
bildnerische Darstellungen in Malerei und Plastik führten, neben dem Tempelschlaf und
visionären Träumen, die Seele des Erkrankten wieder zu einer harmonischen Verbindung mit
ihrem Leib und Leben. Hierbei wurde sie von den „Therapontes“, den Helfern des Askläpios,
begleitet. Der heilkundige Askläpios war eingewiesen in eine ganzheitliche Heilweise, die aus der
Aufrichtung der Seele (Epanorthasis), Pharmazie und Chirurgie bestand.
In der griechischen Hochkultur vermittelten künstlerisch gestaltete
Objekte und Abläufe dem Menschen eine Orientierung für sein Leben in Zeit und Raum. Sie
wurden nach kosmischen Ordnungsprinzipien geschaffen und reflektieren die geistige Struktur
des umgebenden Weltalls. Hierzu zählt außer den Kalenderordnungen auch die Entwicklung von
schöpferischen Urbildern und Archetypen. Sie wurden sowohl zur Reflexion der Struktur der
Welt herangezogen als auch zur Interpretation der eigenen Grunderfahrung des Daseins bzw. der
Befindlichkeit im Leibe. Diese spirituell schöpferische Anschauung der Medizin, die Lebens und
Heilkunst in einem ist, strebt für den Erkrankten wie für den Gesunden eine umfassende
Menschenbildung an.
Die Askläpios Tempel bildeten einen, über ihre Krankenhausfunktion hinausleitenden, "Hort
der Gesunden", in welchem Hygienia, die Tochter des Askläpios, als Göttin der Gesundheit
verehrt wurde. Heilung und künstlerische Erziehung zur hygienischen, der Gesundheit
zuträglichen Lebensführung bildeten eine Synergie.
Aristoteles beschrieb in seiner Katharsistheorie die klärende Einwirkung
der Kunst auf den Menschen. Sie führt ihn zu innerer Geordnetheit (Taxis) des Leibes, der Seele
und des Geistes.
Die in diesem Prozess zur Anwendung kommenden Grundelemente der Kunst theoria
(Betrachten, Forschen), poiesis (Machen, Schaffen, Gestalten) und praxis (Handeln, Ausüben,
Wirken) bringen die wachbewussten und die träumerisch halbbewussten Schichten des Menschen
mit seinen körperlichen, unbewussten Vorgängen in eine harmonische Gleichgewichtslage. Eine
Definition dieser drei Ebenen ist auch bei Plato zu finden als Stufen der vernünftigen Seele
(Logik), der sinnlichen Seele (Ästhetik) und der vegetativen Seele (Dreptik).
Diese ursprüngliche, auf der Einheit von Spiritualität, Kunst und Wissenschaft beruhende
Anschauung über den Menschen und die heilende Wirkung der Kunst ging im Verlauf des sich
von der Antike bis zur Neuzeit schrittweise vollziehenden Bewusstseinsumbruchs verloren.
Relikte des mythischen Bewusstseins mit seiner intuitiven Teilhabe an der kosmologischen
Weltordnung blieben bis zur Renaissance erhalten. Entsprechend der jeweiligen seelisch-geistigen
Entwicklung, änderte sich auch die medizinisch-therapeutische Begleitung des Menschen.
Die neuzeitliche Medizin versteht sich als Wissenschaft vom gesunden und kranken Lebewesen,
von Ursachen, Erscheinungen, Auswirkungen seiner Krankheiten, ihrer Verhütung, Erkennung
und Heilung. Dabei richtete sich ihr Blick bisher schwerpunktmäßig auf die Entstehung und
Behandlung von Krankheiten (Pathogenese) und weniger auf die Vorbeugung und Heilung von
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Krankheiten (Salutogenese). Die Schulmedizin beruht auf den Erkenntnissen von Physik,
Chemie, Biologie, Anatomie, Physiologie, Bakteriologie, Pharmakologie, Toxikologie usw. und
zählt sich selbst zu den Naturwissenschaften.
Mit der einseitigen Ausprägung der naturwissenschaftlichen Medizin ging das ganzheitliche
Verständnis des gesunden und kranken Menschen verloren. Diese Entwicklung reduzierte die
Einschätzung der Mitwirkungsmöglichkeiten des Patienten am Genesungsprozess.
1920 1925 wurde von dem Naturwissenschaftler, Künstler, Philosophen und Geistesforscher Dr.
Rudolf Steiner, von Dr. med. Ita Wegman und anderen Ärzten die Anthroposophische Medizin
begründet. Sie erkennt die naturwissenschaftlichen Methoden in der Medizin voll an, erweitert sie
aber um die Forschungsmethoden und Ergebnisse der anthroposophischen Geisteswissenschaft.
Ausgangspunkt der anthroposophischen Menschenkunde ist das Wesen des Menschen, wie es
sich in den vier verschiedenen Seinsebenen Physis, Leben, Seele, Geist ereignet. Diese Ebenen
lassen sich unterscheiden nach den in ihnen wirksamen Gesetzen und Ideen.



Ebene: Physischer Leib (körperliche Raumgestalt)
Ebene: Ätherleib (Lebensleib) – vitale Ebene
Ebene: Astralleib (seelisches Erleben)
Ebene: Ich-Organisation (individuelles, eigenschöpferisches, geistiges Wesen)
Diese vier Wesensglieder stehen in einem evolutionären Wirkzusammenhang, aus dessen
Funktionen jeder Mensch sich bis in die kleinste Zelle hinein nach ureigensten, individuellen und
universellen schöpferischen Prinzipien beständig erneuert. Seine leibliche, seelische und geistige
Entwicklung vollzieht sich durch das Zusammenwirken dieser unbewussten, träumerisch
halbbewussten und wach bewussten Vorgänge.
Veränderungen in der menschlichen Erscheinung, in ihren Eigenschaften und Fähigkeiten, sind
äußerlich sichtbarer Ausdruck für dieses fließende Gleichgewicht. Aus der Dynamik dieses
Gleichgewichtes ergeben sich Entwicklungsphasen, in denen sich das Verhältnis der oben
genannten Wesensglieder untereinander verändert, so dass neue Qualitäten entstehen können.
Diese Dynamik beinhaltet auch, dass Phasen besonderer Krankheitsanfälligkeit
entwicklungsmässig durchlaufen werden. Gesundheit und Krankheit werden somit als Ausdruck
menschlicher Entwicklung verstanden, an welcher jeder Einzelne eigen-verantwortlicher
Mitgestalter ist.
Wesentlich für dieses Krankheitsverständnis ist es, leibliche Veränderungen als Ausdruck der
Seele und des Geistes zu verstehen. Die Heil und Arzneimittelfindung der Anthroposophischen
Medizin beruht auf der Klärung der Frage, auf welcher Ebene und mit welchem Heilmittel der
Patient dem Krankheitsgeschehen entgegen wirken kann. Auf dieser Grundlage sind innerhalb
der Anthroposophischen Medizin besondere, aus dem Naturreich gewonnene medikamentöse
und nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren, wie künstlerische Therapien entwickelt worden.
Die Anthroposophische Kunsttherapie fand bereits 1921 in der ersten Klinikgründung, wie dem
Klinisch Therapeutischen Institut in Arlesheim bei Basel, Anwendung. Seither wird die heilende
Wirkung der Künste auf den Menschen differenziert erarbeitet und gezielt bei körperlichen und
seelischen Erkrankungen angewendet. Dabei ist entscheidend, dass der heilende Prozess unter
therapeutischer Begleitung vom Patienten selbst aktiv erreicht wird, oder bei besonderen Bedarf
vom Kunsttherapeuten für ihn in seiner Anwesenheit stellvertretend voll-zogen wird. So wird im
kunsttherapeutischen Prozess über die Tätigkeit im künstlerischen Bereich regulierend und
ordnend auf den menschlichen Organismus eingewirkt. Durch die Übungen wird der Patient zur
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Selbstheilung angeregt. Er wird unterstützt, seine Beziehung zu sich selbst und zur Welt neu zu
gestalten.
Die anthroposophische Kunsttherapie wird in klinischen, pädagogischen, heilpädagogischen und
sozialtherapeutischen Bereichen sowie in Prävention und Rehabilitation eingesetzt.
2.2. HISTORISCHE ENTWICKLUNG DER ANTHROPOSOPHISCHEN
KUNSTTHERAPIE IN ÖSTERREICH
Exemplarisch seien einige Pioniere erwähnt:

Wolfgang Brucker
o Arbeitete mit heilpädagogischen Kindern als Kunsttherapeut (Malen) ab 1977 in
der Karl Schubert Schule in Wien.

Elisabeth Erdmenger
o 1975 Mitgründerin der Karl Schubert Schule in Wien.
o Erste Musiktherapeutische Tätigkeit mit heilpädagogischen Kindern.
o 1993 Mitbegründerin der Dorfgemeinschaft Breitenfurt bei
(Sozialtherapeutische Lebens und Arbeitsgemeinschaft).
Wien

Barbara Waltjen
o seit 1982 ist sie gesangtherapeutisch in Wien tätig.

Dora Imhof
o 1976 Mitgründerin der Camphill Gemeinschaft Liebenfels
o ab 1980 sprachtherapeutische und heileurythmische Tätigkeit an der Karl
Schubert Schule Wien.

Martha Halla
o Ausbildung 1973 an der Dr. M. Hauschka Schule in Rhythmische Massage in Bad
Boll.
o Ab 1975 Ausübung derselben an der Karl Schubert Schule in Wien (mehr als 13
Jahre).

Trude Thetter
o War als erste Heileurythmistin in Wien tätig.
o 21 Jahre hielt sie in Dornach einen Heileurythmie-Ausbildungskurs
o in Wien Leiterin der Heileurythmie Schule.
o Ab 1935 gründete sie zusammen mit Margarethe Eckinger aus Dornach im
Auftrag von Marie Steiner die Wiener Schule für Eurythmie und Heileurythmie.
2.3. ENTWICKLUNG DES BERUFSBILDES DER
ANTHROPOSOPHISCHEN KUNSTTHERAPEUTIN/DES
ANTHROPOSOPHISCHEN KUNSTTHERAPEUTEN
Anfang des 20. Jh. förderte Dr. Ita Wegman – in der Schweiz in enger Zusammenarbeit mit Frau
Dr. Margarethe Hauschka – BRD sowie auch mit der Malerin Liane Collot d´Herbois – NL die
Entwicklung der kunsttherapeutischen Methode. Es war dann vor allem von initiativen
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Menschengruppen in deren Umgebung abhängig, wie diese ersten Impulse aufgenommen und
verwirklicht werden konnten.
Aus ihrer Erfahrung in der künstlerischen Arbeit mit in der Industrie tätigen Jugendlichen,
begannen die Künstler Rose Maria und Siegfried Pütz in Deutschland auf Grundlage der
Anthroposophie ab 1967 Kunsttherapeuten auszubilden.
Im Sinne einer plastisch – musikalisch – sprachlichen Menschenkunde ist es bedeutsam, dass
neben Malen, Zeichnen, Formenzeichnen und Plastizieren auch die anderen Künste in eine
therapeutische Richtung entwickelt werden.
Sie eröffnen verschiedene Zugangswege zum kranken Menschen.
Die anthroposophische Kunsttherapie ist heute ein wichtiger integraler Be-standsteil der
anthroposophisch erweiterten Medizin. Innerhalb dieses Gesamtzusammenhanges ist der
anthroposophische Kunsttherapeut auf Kunsttherapeutischem Felde zu selbständigem Handeln
und eigenverantwortlichen Entscheidungen nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet.
Innerhalb des weiteren Gebietes der Kunsttherapie im Allgemeinen wird durch den
anthroposophisch orientierten Kunsttherapeuten die anthroposophisch erweiterte Medizin
repräsentiert. Diese Art der Brückenbildung zwischen Medizin und Kunsttherapie wird
ermöglicht durch das gemeinsam gepflegte anthroposophische Menschenbild.
Die Arbeit des anthroposophischen Kunsttherapeuten ist ihrem Wesen nach
ressourcenorientiert. Seine Kompetenz betrifft die Salutogenese (Antonowsky)1. Der
anthroposophische Kunsttherapeut begleitet den mündigen Menschen auf seinem
Entwicklungsweg durch das Gesundheits- und Krankheitskontinuum.
Es ergibt sich als Selbstverständlichkeit, dass bei Zuständen mit definiertem Krankheitswert im
medizinischen Sinne die entsprechende Zusammenarbeit mit einem Arzt in jedem Fall
verbindlich zu organisieren ist.
Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gründeten tätige anthroposophische Kunsttherapeuten und
Leiter der Ausbildungsstätten in verschiedenen Ländern Berufsverbände zur gemeinsamen
Interessensvertretung und Qualitätssicherung. Der entsprechende Verband bei unseren
deutschen Nachbarn heißt „Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie“ (BVAKT).
Der Beruf des Anthroposophischen Kunsttherapeuten wurde dort in die Blätter zur Berufskunde
der Bundesanstalt für Arbeit in Deutschland aufgenommen.
In Österreich sind die anthroposophisch orientierten Kunsttherapeuten seit 2002 durch die
ÖVAOK – Österreichische Vereinigung Anthroposophisch Orientierter Kunsttherapien
vertreten.
Die Anthroposophische Medizin ist in Österreich als komplementärmedizinische Methode durch
die Österreichische Ärztekammer anerkannt. Eine gesetzliche Verankerung des Berufsbildes
„Kunsttherapeut“
wird
gemeinsam
mit
anderen
(nicht
anthroposophischen)
kunsttherapeutischen Berufsverbänden angestrebt.
1
Siehe Literaturliste
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3. AUFGABEN UND TÄTIGKE ITEN
3.1. AUFGABEN
Die Aufgaben des Anthroposophischen Kunsttherapeuten sind sorgfältig aufeinander
abgestimmte Wahrnehmungs- und Gestaltungsaufgaben. Diese sind darauf hinorientiert, den sich
entwickelnden Menschen in seiner Fähigkeit zur seelischen, lebendigen und physischen
Selbstorganisation zu fördern. Gemeint ist, dass die Fähigkeit zur Gesundheitsentwicklung mit
den wachsenden Lebensanforderungen Schritt halten soll.
Vollzieht sich dieser Prozess nicht harmonisch, so resultieren daraus kleinere
Befindlichkeitsstörungen bis hin zu manifesten Erkrankungen. Es gilt nun, diese
„Gesundheitsstörungen“ auf einem höheren Niveau wiederum in ein neues Gleichgewicht zu
bringen.
Dies ist ein sehr anspruchsvoller neuschöpferischer Akt, den der Patient selbst vollziehen muss,
wobei die kompetente Hilfe eines Kunsttherapeuten notwendig sein kann.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des Therapieverlaufes ist die entsprechende
Auswahl der künstlerischen Mittel und der gemeinsamen Ideenbildung zur Gestaltung und
praktischen Verwirklichung.
In der konkreten künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Werkstoff wird zunächst vom
Therapeuten, dann Schritt für Schritt auch vom Patienten selbst wahrgenommen, welche
Möglichkeiten er bisher noch nicht sehen bzw. umsetzen konnte.
Die Kunst ist in diesem Zusammenhang ein dynamisches Übungsfeld, auf dem das Leben in
einer überhöhten Form bewusst gestaltet wird.
Erfolge, die hier erzielt werden, wirken zurück bis tief in die unbewussten Prozesse des
Organismus hinein.
Die kunsttherapeutische Begleitung soll ganz individuell abgestimmt werden. Jeder Mensch
braucht für die Erfüllung seiner Entwicklungsaufgaben eine ihm gemäße Zeit – und
Raumgestaltung.
Allgemeine Gesichtspunkte aus der anthroposophischen Menschenkunde und Krankheitslehre,
wie auch naturwissenschaftliche Kenntnisse aus der Schulmedizin, auf die sich der
Anthroposophische Kunsttherapeut stützen kann, bilden einen soliden Hintergrund und Rahmen
für ein höchst bewegliches, sensibles, schöpferisches Geschehen, das nach jeweiliger Situation
frei ergriffen wird.
Die Einfühlungsgabe und die Beziehung des Kunsttherapeuten zur Welt des Schöpferischen,
ermöglichen es den Klienten ihren eigenen kreativen Ausdruck zu entfalten.
Eine solche Form der therapeutischen Begleitung macht deutlich, dass es keine stereotypen
Lösungsmöglichkeiten für die Problematik des Patienten gibt. Es kann sich nur um eine
einmalige situationsspezifische künstlerische Lösung handeln.
Der dafür nötige souveräne Umgang mit einem bestimmten künstlerischen Medium kann vom
Kunsttherapeuten nur durch beständiges eigenes Üben und Reflektieren erworben und erhalten
werden.
So eröffnen sich für den Kunsttherapeuten durch erkennen von Gestaltungsphänomenen
Einblicke in physiologischen bzw. pathophysiologische Prozesse, sowie in seelische Dissonanzen
des Patienten. Unter Berücksichtigung dieser wahrgenommenen Problematik konzentriert sich
der Therapeut darauf, verborgene Entwicklungsimpulse freizusetzen.
3.2. TÄTIGKEITEN
3.2.1. ALLGEMEINE TÄTIGKEITSMERKMALE
Zu den allgemeinen Tätigkeitsmerkmalen des Anthroposophischen Kunsttherapeuten gehört die
individuelle fördernde Begleitung von Menschen durch akute und chronische, seelische und
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leibliche Krankheitsprozesse hindurch, ebenso durch biographische Krisen und
Entwicklungsstörungen.
Der Kunsttherapeut orientiert sich dabei nicht nur an den Krankheitssymptomen, sondern an
den trotz aller Beeinträchtigungen immer noch auffindbaren Ressourcen, deren innerster Quell
der geistige Wesenskern des Menschen ist. Das Tätigkeitsfeld des Kunsttherapeuten erstreckt sich
auch auf die Vor – und Nachsorge von Erkrankungen und auf den Bereich Heilpädagogik oder
Sozialtherapie.
Einen Schwerpunkt seines Einsatzbereiches bilden psychiatrische und psycho-somatische
Erkrankungen sowie chronische Krankheitsbilder der inneren Medizin (z.B. Krankheiten des
Immunsystems, Stoffwechsel – und Atmungserkrankungen, Herz – Kreislauferkrankungen,
Krebs und andere Organerkrankungen.)
Anthroposophische Kunsttherapeuten arbeiten mit heilpädagogischen Kindern und
Erwachsenen, verhaltens – und entwicklungsgestörten Kindern und Jugendlichen, mit
Suchtkranken, geriatrischen Patienten, HIV – positiven und an AIDS erkrankten Menschen, in
der Betreuung von Familien, Arbeitslosen, Strafgefangenen und Angehörigen sozialer
Randgruppen.
Ihrem salutogenetischen Ansatz entsprechend kann die anthroposophische Kunsttherapie als
einzelnes Therapieverfahren oder im Zusammenhang mit anderen Therapieansätzen und
Heilmitteln angewendet werden.
Daher arbeitet der Anthroposophische Kunsttherapeut in fachspezifischer Eigenständigkeit,
offen für die wechselseitige Abstimmung mit vom Arzt verordneten medikamentösen oder
anderen nicht medikamentösen Behandlungsmethoden.
Die „kunsttherapeutische Diagnose“, die am Beginn eines kunsttherapeutischen Prozesses steht,
entspringt einer geisteswissenschaftlich erweiterten Menschenkunde (die Lehre von Körper, Seele
und Geist ) und hilft als inneres Bild dem Therapeuten, Ressourcen und Anforderungen für den
Patienten in ein bestmögliches Verhältnis zueinander zu bringen. Dazu gehört u. a. auch die
Feststellung, welche Kunstart die zur Therapie geeignetste für den jeweiligen Patienten ist.
Üblicherweise wird die Kunsttherapie als Einzeltherapie oder in der Gruppe als individuelle
kunsttherapeutische Begleitung, oder Gruppentherapie angeboten.
Sie findet in der freien Praxis statt oder innerhalb einer Institution bzw. Krankenhaus, wo die
entsprechenden Patienten betreut werden.
Die Kunsttherapie ist ein schöpferischer Prozess der sich zwischen dem Klienten, seinem Werk
und dem Kunsttherapeuten als Wechselbeziehung entwickelt, wobei der Verlauf dokumentiert
wird.
Der Anthroposophische Kunsttherapeut führt die Kunsttherapie selbständig durch. Die
Grundlage hierzu bilden die im therapeutischen Prozess wahrnehmbaren Gestaltphänomene und
Entwicklungstendenzen des Patienten, die therapeutische Beziehung, sowie je nach
Arbeitszusammenhang, verschiedene Teambesprechungen mit behandelnden Ärzten sowie
pflegenden und betreuenden Mitarbeitern, kollegiale Supervision usw.
Im Umgang mit künstlerischen Medien erlangt der Patient schrittweise seine „persönlich individuelle Kompetenz“ wieder. d. h. sein eingeschränkter Bewegungshorizont wird erweitert
und seine Beziehungsfähigkeit weiterdifferenziert.
Während des prozessualen Vorganges des Übens kann sich der Patient mit dem Geschehen
verbinden und sich dessen Inhalte und Grundgesten zu Eigen machen. Solchen Werkprozessen
liegen Gestaltungsprinzipien im Geistigen, Seelischen und Leiblichen zugrunde. Diese dienen
dem Aufbau, der Erhaltung und Funktion der „Organe“. Sie erhalten im Zuge der Behandlung in
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aktivierendem oder beruhigendem künstlerisch-therapeutischen Wechselspiel ihre jeweils
notwendige Unterstützung.
Auf der Ebene der Persönlichkeitsförderung in biographischer Hinsicht geht es um die Stärkung
des Selbstwertgefühls und des Gestaltungswillens des Patienten bis in die alltägliche
Lebenserfahrung hinein. Phasen des in Beziehungstretens, der Annahme und Bejahung führen
über Auseinandersetzung und Widerstand zur Identifikation des Patienten mit der künstlerischen
Aufgabenstellung und sich selbst.
Die persönliche, künstlerische Selbstausrichtung des Patienten wird
ebenso gefördert wie das Freiwerden seiner Kraft hin zu selbst gesetzten Zielen.
3.2.2. SPEZIFIZIERUNGEN
Die Tätigkeit des Anthroposophischen Kunsttherapeuten ist nach Fachbereichen der Kunst wie
Plastik, Malerei, Musik, Schauspieltherapie und Sprachgestaltung gegliedert. Für alle Fachbereiche
ist die der Anthroposophischen Medizin zugrunde liegende anthroposophische Menschenkunde
und Krankheitslehre maßgeblich.
3.3. AUSÜBUNGSFORMEN
Der Anthroposophische Kunsttherapeut ist in die ganzheitliche Betreuung erkrankter Menschen
einbezogen und führt diese innerhalb seines fachlichen Kompetenzbereiches autonom durch.
Für den Kunsttherapeuten bestehen berufskundliche Voraussetzungen, die ihn zur einen
eigenständigen Ausübung seines Berufes befähigen.
Eine gesetzliche Regelung ist in Österreich hierfür noch zu finden.
Der anthroposophische Kunsttherapeut arbeitet sowohl in der Prophylaxe als auch in der
Rehabilitation. In akuten und chronischen Krankheitsfällen arbeitet er/sie mit dem Arzt
zusammen.
Die Förderung der Gesundheit ist sein zentrales Anliegen, wie es auch dem Konsens der Ottawa
Charta WHO 1986 entspricht. (Siehe Anlage Anhang)
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4. Ö V A O K
Diejenigen anthroposophischen Kunsttherapeuten, die sich in der Österreichischen Vereinigung
Anthroposophisch Orientierter Kunsttherapien (ÖVAOK) zusammengeschlossen haben, finden
in der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners einen Weg beschrieben, wie die künstlerische
Betätigung so eingesetzt werden kann, dass sie gesundend auf die Lebenszusammenhänge jedes
Menschen wirkt.
Die Vereinigung hat sich folgende Aufgaben gestellt:
a) Sie nimmt die beruflichen Interessen aller in Österreich tätigen anthroposophischen
Kunsttherapeuten wahr und vertritt ihren Berufstand nach außen.
b) Sie fördert die Weiterentwicklung, Etablierung und Anerkennung des Berufes des
Anthroposophischen Kunsttherapeuten.
c) Sie fördert die Forschung, Lehre, Fort und Weiterbildung im Bereich der
Anthroposophischen Kunsttherapie.
Dabei ergibt sich für die ÖVAOK auch die Zusammenarbeit mit der Medizinischen Sektion der
Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach, Schweiz, und der
Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Österreich.
Darüber hinaus verfolgt sie gemeinsame Anliegen mit nationalen und internationalen Verbänden,
die in einem Zusammenhang mit der Anthroposophischen Kunsttherapie stehen, mit
Ausbildungsstätten für Anthroposophische Kunsttherapie und mit Patientenorganisationen,
insbesondere mit dem Verein für anthroposophisch erweitertes Heilwesen in Graz und mit dem
Gemeinnützigen Verein für Krebstherapie und Naturheilkunde in Pörtschach.
Die ÖVAOK hat ordentliche, außerordentliche und fördernde Mitglieder. Die ordentlichen
Mitglieder haben den Abschluss einer fachspezifischen anthroposophisch orientierten
kunsttherapeutischen Ausbildung nachzuweisen.
Die ÖVAOK legt Kriterien zur Qualitätssicherung fest. Sie legt Wert auf Transparenz im Sinne
von Gleichwertigkeit unterschiedlicher Aus - und Fortbildungswege.
Diese dienen zur:
1. beruflichen Orientierung der Kunsttherapeuten
2. Vertrauensbildung gegenüber den Patienten und Ärzten
3. bessere rechtliche Etablierung des Berufes in der Öffentlichkeit.
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6. BERUFLICHE PERSPEKTIVEN
Die Berufsperspektive der Anthroposophischen Kunsttherapeuten verändert sich in enger
Wechselbeziehung mit der gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklung in
Österreich und in Europa.
Der sich langfristig auf die nationale Rechtssituation (und damit auf die Berufsausübung)
auswirkende Beschluss des Europäischen Parlamentes vom Mai 1997 zur nichtkonventionellen
Medizin, anerkennt den Pluralismus der medizinischen Richtungen und ihrer gleichwertigen
wissenschaftlichen Würde. Ebenso wird dort das Prinzip der möglichst weitgehenden freien
Therapiewahl für die Patienten anerkannt.
Der Bedarf an Anthroposophischer Kunsttherapie wächst beständig, so dass
Patientenorganisationen wie z.B. der „Verein für ein anthroposophisch erweitertes Heilwesen“
die Position derjenigen vertreten können, die als Patienten selbst die Verantwortung für ihre
Gesundheit und die Aktivierung ihrer wesensgemäßen Ressourcen tragen wollen.
Zur Orientierung der Patienten und zur freien Gestaltung der Zukunft des eigenen Berufsstandes
ist es die Aufgabe der Anthroposophischen Kunsttherapeuten, ihren Berufsstand zu organisieren,
die Professionalität ihrer individuellen und ganzheitlichen Vorgehensweise darzustellen, und so
ihren Beitrag zur kreativen Erweiterung des Gesundheitswesens zu leisten.
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7. FORT UND WEITERBILDU NG
Um seine kunsttherapeutischen Fähigkeiten zu vertiefen und zu erneuern, ist es für die
qualifizierte Berufsausübung notwendig, dass der Kunsttherapeut ständig seine menschlichen,
künstlerischen, therapeutischen, medizinischen und geistigen Grundkenntnisse aktualisiert.
Diese werden durch die aktive Teilnahme an kunsttherapeutischen und medizinischen
Fortbildungsveranstaltungen wie: Kursen, Tagungen, Seminaren, Übungsveranstaltungen,
Kolloquien und durch eigenes künstlerischen Übens gewährleistet.
Geeignete Fortbildungsmöglichkeiten sind z.B.:
 Klinische Fortbildung in Form von Vorlesungen, Fallstudien, Demonstrationen und
Übungen
 Wahrnehmungsstudien
 Studium der natur und geisteswissenschaftlichen Fachliteratur;
 Supervision
 eigene künstlerische Tätigkeit.
Solche Fortbildungsveranstaltungen werden in Österreich von der ÖVAOK und von der
Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte Österreichs kontinuierlich durchgeführt.
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8. AUSBILDUNG
8.1. AUSBILDUNGSZIEL
Am Ende der Ausbildung ist der Kunsttherapeut zum selbständigen künstlerischen Umgang mit
den Materialien und Methoden fähig, wie sie der jeweiligen Ausbildungsrichtung entsprechen.
Er hat sich die Fähigkeit zur Entwicklung und Formulierung eigenständiger therapeutischer
Impulse erworben, sowie deren praktische Umsetzung in der Begleitung des Patienten.
Neben der vorausgesetzten sozialen und moralischen Kompetenz, sind insbesondere
Selbstreflexion, Empathie mit dem Patienten und die objektive Einschätzung von
Therapieverläufen wesentliches Ausbildungsziel für den Kunsttherapeuten.
8.2. AUSBILDUNGSARTEN
Die Ausbildung ist in kunstspezifische Fachbereiche wie Plastik, Malerei, Musik, Sprache und
Gesang gegliedert. Sie wird im Ausland an Freien Hochschulen, einer staatlich anerkannten
Fachhochschule und von freien, privatrechtlichen Studienstätten als grundlagenorientiertes
Studium, integriertes Aufbaustudium oder berufsbegleitende Weiterbildung auf
Fachhochschulniveau angeboten. In Österreich wird sie von einer freien, privatrechtlichen
Studienstätte gewährleistet.
8.3. AUSBILDUNGSVORAUSSETZUNGEN
Voraussetzung für den Zugang zur Ausbildung ist die Vollendung des 22. Lebensjahres, soziale
Fähigkeiten, Kontaktfähigkeit, seelische Belastbarkeit, Interesse im natur und
geisteswissenschaftlichen, sowie musischen und gestalterischen Bereich.
Matura, oder eine abgeschlossene Berufsausbildung im sozialen, heilpädagogischen,
medizinischen, pädagogischen oder künstlerischen Bereich.
Je nach künstlerischem Fachbereich Mappenvorlage, Vorspiel, Vorsingen, Vorsprechen,
Vorstellungsgespräch
Grunderfahrungen im sozialen Bereich bzw. ein Pflegepraktikum.
Diese Anforderungen variieren je nach Aufnahmenkriterien der einzelnen Ausbildungsstätten.
8.4. AUSBILDUNGSDAUER
Die Ausbildung zum Anthroposophischen Kunsttherapeuten dauert unabhängig vom Zeitpunkt
der Abschluss oder Diplomprüfung im Durchschnitt vier Jahre. Sie setzt sich zusammen aus
einem künstlerischen Grundstudium und einem kunsttherapeutischen Aufbausstudium. Siehe das
Curriculum einzelner Ausbildungsstätten.
8.5. AUSBILDUNGSINHALT
Die Ausbildung besteht aus praktischen und theoretischen Studienanteilen und einer praktischen,
supervidierten und mentorierten Ausbildung am Patienten in klinischen oder ambulanten
Zusammenhängen.
Der kunsttherapeutisch praktische und theoretische Studienanteil beinhaltet ein jeweils von der
Ausbildungsinstitution individuell gehandhabtes Grundcurriculum. Es umfasst:
 künstlerische Schulung
 Selbsterfahrung in der Aktivierung und Gestaltung innerer Prozesse
 Spezifischen Einsatz der künstlerischen Materialien (wie z.B. Farbe, Kohle, Kreide, Ton,
Holz, Stein usw.) und Methoden (wie z.B. Aquarellmalen, Zeichnen, Schraffieren,
Holzschnitzen, Plastizieren, usw.)
 Diagnostik und Prozessbetrachtung
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Phänomenologie
Entwicklung therapeutischer Verfahren und Dokumentation
Anthroposophische Menschenkunde und Krankheitslehre
naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Fächer
medizinisches Basiswissen
Der patientenbezogene praktische Studienanteil wird in Österreich bei erfahrenen seit Jahren in
der Praxis stehenden Kunsttherapeuten als Praktikum ermöglicht. Weiters besteht die
Möglichkeit an anthroposophischen Einrichtungen in Ausland diesen Studienanteil zu
absolvieren.
8.6. AUSBILDUNGSABSCHLUSS
Die Abschlussprüfung ist je nach Ausbildungsstätte und kunstspezifischem Fachbereich
unterschiedlich geregelt. Grundsätzlich besteht sie aus einem theoretischen und einem
praktischen Teil, in dem die Befähigung zur therapeutischen Anwendung der jeweiligen Kunst
nachgewiesen wird.
Die therapeutische Kompetenz wird nachgewiesen in einer schriftlichen Abschlussarbeit, die
auch mündlich vorgetragen wird. Sie umfasst ein wissenschaftliches Thema aus dem Fachbereich
oder eine Dokumentation/Demonstration von Therapieverläufen aus dem praktischen
Ausbildungsanteil.
Die künstlerische Kompetenz wird bei den Bildenden Künsten mit einer Abschlussausstellung
nachgewiesen. Musik und Sprache schließen mit Instrumentalmusik und Gesang bzw. mit
Rezitation und szenischer Darstellung ab.
Dokumentiert wird die bestandene Abschlussprüfung mit schulinternen Abschluss Diplomen
oder im Ausland bei den staatlich anerkannten Fachhochschulen für Kunsttherapie, mit der
Berechtigung, den akademischen Grad Diplom Kunsttherapeut (FH) zu führen.
8.7. AUSBIIDUNGSEINRICHTUNGEN
In Österreich werden derzeit Anthroposophische Kunsttherapeuten an der Goetheanistischen
Studienstätte in Wien ausgebildet.
Im Europäischen Ausland werden Anthroposophische Kunsttherapeuten in verschiedenen
Einrichtungen ausgebildet. (Eine diesbezügliche Übersicht siehe unten)
8.8. EINIGE ADRESSEN VON AUSBILDUNGSSTÄTTEN
8.8.1. FACHBEREICHE PLASTIK UND MALEREI
a. Alanus Hochschule und Bildungswerk
Fachbereich Künstlerische Therapie Studienrichtung Malerei, Bildhauerei/Plastik und Kunst
im Sozialen,
Johannishof
D - 53347 Alfter bei Bonn
Deutschland
b. ARTABAN Schule für Künstlerische Therapie
Kladower Damm 221
D – 14089 Berlin
Deutschland
c. Freie Kunststudienstätte Ottersberg
Staatlich anerkannte Fachhochschule für Kunsttherapie und Kunst Fachbereich
Kunsttherapie
Studienrichtung Bildende Kunst
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Am Wiestebruch 66 68
D - 28870 Ottersberg
Deutschland
Ita Wegmann Bildungsstätte
für künstlerische Therapie, Weimar
Meyerstrasse 10
D-99423 Weimar
Deutschland
Margarthe Hauschka Schule für Künstlerische Therapie und Rhythmische Massage
Fachbereich Künstlerische Therapie Malen, Zeichen, Plastizieren
Gruibinger Straße 29
D - 73067 Boll
Deutschland
Freie Akademie München für Kunst, Kultur, Bildung, Therapie
Seeriederstr. 18
D - 81675 München
Deutschland
Hibernia School of Therapy Centre for Science and Art
Landsdown, Stroud GL5 1BB
England
Tobias School of Art
Coombe Hill Road, East Grinstead, West Sussex RH19 4 LZ
England
L´Arthea Formatio en peinture therapeutique, Elargie aux arts therapeutiques
2 chemin de Narly
CH – 1232 – Confignon (GE)
Schweiz
EMERALD Foundation
Maltherapie Ausbildung nach der Arbeitsweise von Liane Collot d´ Herbois in Licht
Farbe und Finsternis
Mesdagstraat 118, NL -2596 XZ
Den Hague
Malschule am Goetheanum
Maltherapie
Brosiweg 41
CH 4143 Darnach
Schweiz
Ausbildungs- und Arbeitstätte für plastischkünstlerische Therapie
Dorneckstr.61
Ch 4143 Darnach
Schweiz
8.8.2. FACHBEREICH MUSIK
a. Musiktherapeutische Arbeitsstätte
Kladower Damm 221
D – 14089 Berlin
Deutschland
b. Orpheus – Schule für Musiktherapie
Ankerstr. 14
CH - 3006 Bern
Schweiz
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8.8.3. FACHBEREICH SPRACHGESTALTUNG
a. Freie Studienstätte Unterlengenhardt
Ausbildungs und Fortbildungszweig für Sprachgestaltung und Sprachkünstlerische Therapie
Burghaldenweg 46
D – 75378 Bad Liebenzell
Deutschland
b. Dora Gutbrod-Schule für Sprachkunst, Schule für Sprachgestaltung und Sprachtherapie
Burgstrasse 8
CH – 4143 Darnach
Schweiz
c. Institut für Sprachgestaltung
Max – Ackermann Straße 5
D – 75 378 Bad Liebenzell
Deutschland
8.8.4. FACHBEREICH SCHAUSPIELTHERAPIE
a. Freie Kunststudienstätte Ottersberg
Am Wiestebruch 66-68
D - 28870 Ottersberg
Deutschland
Diese Adressenliste ist nicht vollständig und kann jederzeit erweitert werden.
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LITERATUR
Altmaier, Marianne: Der Kunsttherapeutische Prozess, Das Krankheitstypische und die
individuelle Intention des Patienten am Beispiel von Rheuma und AIDS, Urachhaus Verlag,
Stuttgart, 1995.
Hildegard Pütz: Berufsbild des Anthroposophischen Kunsttherapeuten, erstellt im Auftrag des
DE-Berufsverbandes für Anthroposophische Kunsttherapie e.V. (BVAKT)
Baukus, Peter; Thies, Jürgen (Hrsg.): Kunsttherapie, G. Fischer Verlag, Stuttgart, 1997.
Glöckler, Michaela; Schürholz, Jürgen; Walker, Martin (Hrsg.): Anthroposophische Medizin, Ein
Weg zum Patienten, Beiträge aus der Praxis, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart, 1993.
Göbel, Thomas: Die Quellen der Kunst, Philosophisch Anthroposophischer Verlag,
Goetheanum, Dornach/Schweiz, 1982.
Harlan, Volker: Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Beuys, Urachhaus Verlag, Stuttgart, 1986.
Petzold, Hilarion; Orth, Ilse (Hrsg.): Die neuen Kreativitätstherapien, Handbuch der
Kunsttherapie, Bd.1,Junfermann Verlag, Paderborn, 1990.
Rudloff, Dieter: Freiheit und Liebe, Grundlagen einer Ästhetik der Zukunft, Verlag Freies
Geistesleben, Stuttgart, 1986.
Treichler, Markus: Sprechstunde Psychotherapie, Krisen Krankheiten an Leib und Seele Wege
zur Bewältigung, Urachhaus Verlag, Stuttgart, 1993.
Treichler Markus: Mensch Kunst Therapie, Anthropologische, medizinische und therapeutische
Grundlagen der Kunsttherapien, Urachhaus Verlag, Stuttgart, 1996.
Steiner, Rudolf: Kunst
Dornach/Schweiz, 1980.
im
Lichte
der
Mysterienweisheit,
Rudolf
Steiner
Verlag,
Steiner, Rudolf; Wegman, Ita: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach
geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz, 1984.
Zentrum zur Dokumentation für Naturheilverfahren e.V. (Hrsg.): Dokumentation der
besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europa, Bd. 1, Ganzheitliche
Medizinsysteme, 1. Halbband, In der Kostenerstattung anerkannte Medizinsysteme,
Anthroposophische Medizin, VGM Verlag, Lüneburg, 1991.
Derselbe, a.a.O.: Der Standort der besonderen
Gesundheitswesen,
Rechtsgutachten, Prof. Dr. jur. Rüdiger Zuck.
Therapierichtungen
im
deutschen
Mees-Christeller, Eva: Kunsttherapie in der Praxis, Verlag - Urachhaus 1995, Stuttgart
Pütz Rose Maria: Eine Alternative zur Regeneration des Menschen BDI. Bertelsmann Verlag
Farbmeditation, Bertelsmann Verlag, Bielefed 1991
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Die auf der Schattenseite stehen, Therapeutische Arbeit mit Industriejugendlichen 1976, Scherpe
Verlag, Krefeld
Evolution, Ottersberger Schrifftenreihe für Kunst und Kunsttherapie (Kunsttherapeutische
Arbeit im Ausland)
Antonowsky, A. Salutogenese: Zur Entmystizierung der Gesundheit. Tübingen 1997, Dpt Verlag
Glöckler Michaela, Salutogenese, wo liegen die Quellen leiblicher seelischer und Geistiger
Gesundheit? Heft 5, Verein für Anthroposophisches Heilwesen
Dr. Hauschka Margarethe, Zur künstlerische Therapie und Massage, Band I. und II.
Wesen und Aufgabe der Maltherapie
Schule für künstlerische Therapie und Massage, 7325 Boll über Göppingen,Gruibingerstr. 29
Collot d`Herbois Liane: Licht ,Finsternis und Farbe in der Maltherapie, Verlag am Goetheanum
1993 ISBN 3 - 7235 – 0635 - 6
Anthroposophische Kunsttherapie, 4 Bände
Band 1, „Plastisch – Therapeutisches Gestalten“
Band 2, „Therapeutisches Zeichnen und Malen“
Band 3, „Musiktherapie und Gesangstherapie“
Band 4, „Therapeutische Sprachgestaltung“
Herausgegeben von der Arbeitsgruppe der Kunsttherapeuten
In der Medizinischen Sektion am Goetheanum,
Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach
Verlag: Urachhaus, Gesamtwerk, ISBN 3-8251-7341-0
Auflage 2003
Die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1986
Nachdruck nur durch Herausgeber
ÖVAOK
Österreichische Vereinigung
Anthroposophisch Orientierter Kunsttherapien
Pilzgasse 23/6/5
1210Wien
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Stand: Juni 2004
20/20
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