Der Beruf des Dr. med. univ. Fakten, Daten, Chancen Das Studium und die Ärztliche Ausbildung Die selbstständigen Medizinuniversitäten in Wien, Graz und Innsbruck haben nach allgemein gültigen, gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen autonome und unterschiedliche Studienordnungen erlassen. Gemeinsam sind drei Studienabschnitte, die jeweils mit einer Diplomprüfung abschließen. Weitere Voraussetzung für die Erlangung des akademischen Grades eines Dr. med. univ. ist eine schriftliche Diplomarbeit. Der erste Abschnitt dauert mindestens zwei Semester, wobei eine Studieneingangsphase zur Einführung in Fächer, die das Medizinstudium besonders kennzeichnen, zu absolvieren ist. Ethische, rechtliche, geschlechts-spezifische Fragen oder die naturwissenschaftlichen Grundlagen sind unter anderen die Inhalte dieses Abschnittes. Der zweite, sechssemestrige Teil der medizinischen Universitätsausbildung beschäftigt sich mit Themen wie Krankheiten und Krankheitsursachen, mit allgemeinen Fragen der Diagnose und Therapie, mit ärztlichen Grundfertigkeiten, den einzelnen Organen und Organsystemen, der Ernährung, der Sexualität, der menschlichen Entwicklung. Die Lehrmethoden binden nach Möglichkeit den Studenten in Kleingruppen aktiv ein, sind fächerübergreifend (integrativ) und praxisbezogen. Wichtig ist, dass im Interesse gerade dieser sehr starken Studentenorientierung ab dem zweiten Studienabschnitt nur noch eine beschränkte Anzahl an Studienplätzen zur Verfügung steht, die je nach Leistung vergeben werden. Der dritte – klinisch-praktische – Studienabschnitt umfasst vier Semester. Neben der klassischen Ausbildung in den medizinischen Spezialfächern (z.B. Augenheilkunde, Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie usw.) werden klinische Diagnosewissenschaften wie Labormedizin, Radiologie, Virologie gelehrt. Schwerpunkte in der letzten Phase des Medizinstudiums sind auch die medizinische Ethik, Geriatrie, Gerichtsmedizin, Schmerztherapie, Psychosomatik oder Sozialmedizin. Das neue Medizinstudium legt besonderen Wert auf Praxisbezug und Patientenkontakt. Darüber hinaus werden nicht mehr - so wie bisher - einzelne Fächer (Physik, Chemie, Anatomie etc.) gelehrt und geprüft, sondern fächerübergreifend Lerninhalte vermittelt. Die Wissensvermittlung selbst erfolgt zu einem großen Teil in Kleingruppen. Nach dem Diplomstudium können die Studenten, die wissenschaftlich besonders interessiert sind, ein vertiefendes Studium mit dem Abschluss eines Dr. scient. med. anfügen. Diese Qualifikation ist jedenfalls für eine ärztliche Laufbahn an den Universitätskliniken erforderlich. Weitere Informationen über das Studium: www.i-med.ac.at www.meduniwien.ac.at www.meduni-graz.at, In Salzburg gibt es darüber hinaus eine private medizinische Schule, – die Paracelsus Medizinische Privatuniversität – die in Kooperation mit der Universität Salzburg, mit den regionalen Krankenhäusern des Umfeldes und der renommierten Mayo Medical School (Rochester, Minnesota, USA) eine besonders persönliche und intensive Universitätsausbildung anbietet. Die geringe Studentenzahl sorgt für ein hohes Niveau, allerdings ist diese Universitätsausbildung teurer als die regulären öffentlichen MedizinStudien. Weitere Informationen: www.pmu.ac.at Eingangstest für das Medizinstudium (EMS-Test) Die Anzahl der Studienplätze ist limitiert, um eine hochstehende und intensive Ausbildung sicher zu stellen. Seit dem Wintersemester 2006/07 können auch EU-Ausländer, die in ihrer Heimat die Studienvoraussetzungen nicht erbringen, an den österreichischen MedizinUnis inskribieren. Das hat zu einem verstärkten Zustrom geführt, sodass die Medizinischen Universitäten in Wien und Innsbruck einen auch in der Schweiz verwendeten Eignungstest für das Studium und den Arztberuf einsetzen. Die Medizin-Uni Graz setzt einen selbst konzipierten Wissenstest ein. Zurzeit gilt vorerst bis 2016 eine Quotenregelung, wonach die Studienplätze zu 75% Studierenden mit österreichischer Matura vorbehalten sind. 20% der Studienzugänger dürfen mit einem Reifezeugnis aus einem EU-Ausland, und 5% aus Ländern außerhalb der EU an einer österreichischen Medizin-Uni studieren. Hilfe auf dem Weg zum medizinischen Eignungstest Der EMS-Test (Eingangstest für das Medizinstudium) ist ein fachspezifischer Studierfähigkeitstest, ein "wettbewerbsorientiertes Reihungsverfahren" nach der Studieneignung. In einem Eintages-Assessment werden studienrelevante Fähigkeiten in 10 Aufgabengruppen geprüft. Es ist kein Wissenstest, vielmehr wird die Fähigkeit, sich neues Wissen anzueignen, überprüft. Da es hilfreich ist, sich im Vorfeld mit den Aufgabenstellungen des Tests vertraut zu machen, bietet für das Bundesland Vorarlberg das Wissenschafts- und Weiterbildungszentrum Schloss Hofen im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung interessierten Maturantinnen und Maturanten im Vorfeld der Aufnahmeprüfung eine Reihe von speziellen Seminaren an. Diese dienen dazu, die Instruktionen besser zu verstehen und die Aufgabentypen kennen zu lernen, damit während der Bearbeitung das optimale Leistungsniveau erreicht wird. Informationen zum EMS-Test erhalten Sie unter www.eignungstest-medizin.at/cms oder über den regionalen Ansprechpartner in Vorarlberg: Dr. Emar Fleisch/Birgit Bilgeri Schloss Hofen, Wissenschafts- und Weiterbildungszentrum des Landes Vorarlberg und der FH Vorarlberg [email protected] Die ärztliche Ausbildung Wer sein Studium (gesetzliche Mindestdauer 12 Semester, praktisch länger) mit dem Doktor med. univ. abgeschlossen hat, ist in Österreich noch kein berufsberechtigter Arzt. Es folgt eine spezielle drei- bis sechsjährige praktische Ausbildung - der Turnus - bis der junge Mediziner das "ius practicandi" - das Recht, als Arzt selbständig tätig zu sein erlangt. Die praktische Ausbildung findet größtenteils am Patienten im Spital statt. Ein Teil der praktischen Ausbildung kann auch in sogenannten Lehrpraxen - in den eigens dafür anerkannten Ärzteordinationen - absolviert werden. Damit ist es dem Turnusarzt möglich, sich teilweise auch mit den Anforderungen in einer ärztlichen Niederlassung außerhalb des Spitals vertraut zu machen. Der angehende Arzt kann zwischen der Ausbildung zum Facharzt (45 Sonderfächer) oder zum Arzt für Allgemeinmedizin (früher praktischer Arzt) wählen. Die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin dauert drei, jene zum Facharzt sechs Jahre. Wie allen EU-Bürgern steht auch österreichischen Studienabsolventen prinzipiell eine Ausbildung und Tätigkeit in anderen EU-Ländern frei. Gute Berufsaussichten Zur Durchlaufung der mindestens dreijährigen praktische Ausbildung (Turnus) für den Arzt für Allgemeinmedizin stehen im Bereich des Bundeslandes Vorarlberg derzeit in den Krankenhäusern ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung, sodass praktisch mit keinen Wartezeiten für einen Turnusausbildungsplatz für die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin zu rechnen ist. Sowohl an einzelnen Abteilungen im Spital als auch im niedergelassenen Bereich herrscht in Vorarlberg derzeit bereits teilweise ein Ärztemangel, sodass in naher Zukunft für angehende Medizinerinnen und Mediziner gute Jobaussichten bestehen. Da in den nächsten 10 Jahren ca. 50 % der Kassenärzte in Pension gehen, werden sich die Berufsaussichten noch weiter verbessern. Was wird von einem Arzt/einer Ärztin erwartet? Der Arztberuf ist ein vielseitiger Beruf, der sowohl eine hohe soziale Kompetenz als auch Allgemeinwissen, naturwissenschaftliches Grundverständnis, Intuition und praktische Begabung erfordert. Der tägliche Umgang mit kranken Patienten setzt großes Einfühlungsvermögen und hohe Kommunikationsfähigkeit voraus. Hinzu kommt die Bewältigung von wissenschaftlichen Herausforderungen. Ärzte müssen sich mit ständig neuen Verfahren zur Diagnose oder Behandlung auseinandersetzen was auch eine lebenslange Lernbereitschaft unumgänglich macht. Der Arzt trägt eine hohe Verantwortung, die auch eine psychische Belastung darstellen kann. Der Arzt sollte gut mit Stress umgehen können, um dem anstrengenden Arbeitsalltag in einer Klinik oder Praxis standhalten zu können. Täglich mit Menschen zusammenzuarbeiten, die vielen interessante Begegnungen und das Bewusstsein, Patienten in ihrem Alltag, in ihrem Leben und ihrer Krankheit helfen und unterstützen zu können, machen diesen Beruf aber umso erfüllender. Wichtige Voraussetzungen zusammengefasst:: Menschliches Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit. Idealismus Fähigkeit, vernetzt und ganzheitlich zu denken Naturwissenschaftliches Talent Manuelle GeschicklichkeitKondition und Ausdauer Motivation und Interesse Februar 2014 Ärztekammer für Vorarlberg 6850 Dornbirn, Schulgasse 17