Enquete „Ist Kultur planbar“ 2. November 2005 Vorarlberg – hervorragender Kulturstandort Landesstatthalter Dr. Hans-Peter Bischof Vorarlberg hat sich in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Kulturstandort entwickelt. Kultur wird in Vorarlberg als tragendes Element der Gesellschaft gesehen. Wir bauen auf künstlerische Freiheit, Information und Transparenz. Die Qualität ist das entscheidende Kriterium, wenn es um eine öffentliche Unterstützung geht. In den vergangenen Jahren konnte daher ein repräsentatives Netzwerk aus kleineren und größeren Kulturinitiativen entstehen. Vorarlberg hat sich in diesen Jahren auch zu einem international wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort entwickelt. Dazu hat auch das kulturelle Umfeld einen wesentlichen Beitrag geliefert. Denn auch das kulturelle Ambiente mit einem entsprechenden Freizeitangebot beeinflusst das Lebens- und Arbeitsklima sehr positiv. Das ist deshalb ein wichtiger Faktor, der das Leistungsprofil einer Region prägt. Impulse nach Innen und Außen Vorarlberg hat eine Menge kultureller Höhepunkte zu bieten. Bregenzer Festspiele und Schubertiade, die sich zu Festivals mit internationaler Bedeutung entwickelt haben, das Kunsthaus Bregenz, das weltweite Anerkennung findet oder das Theater für Vorarlberg mit immer höherer Akzeptanz sind nur die bekanntesten davon. Diese Einrichtungen strahlen aber nicht nur nach Außen, sondern geben auch wichtige Impulse nach Innen. Das wollen wir fördern. Mindestens so wichtig wie internationale Kulturereignisse ist das kreative Kulturschaffen in unserem engeren Lebensraum. Durch besondere Förderungen der Vorarlberger Kulturschaffenden, das Berücksichtigung regionaler Aspekte und der Schaffung von entsprechenden Raumressourcen (z.B. Kunstforum Schruns, Probebühne/Sanierung Festspielhaus, Gebhard Wölfle Saal, shed8 KOSMOS) hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ein äußerst aktives und innovatives Kulturleben entwickelt. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diese Kreativität und das künstlerische Schaffen zu unterstützen sowie durch entsprechende Rahmenbedingungen zu erleichtern. Verankerung in allen Regionen In Vorarlberg gibt es keine Dominanz öffentlicher Institutionen auf der kulturellen Ebene und es wird viel für die Erhaltung und Förderung einer offenen Atmosphäre zur kulturellen Weiterentwicklung getan. Dazu gehört die Schaffung einer modernen Infrastruktur, damit sich möglichst viele Menschen – KünstlerInnen und RezipientInnen – mit Kunst und Kultur auseinandersetzen können, dezentral in allen Landesteilen bessere Zugangsmöglichkeiten erhalten, kreatives Kunstschaffen erleichtert und vertiefte Kulturvermittlung erreicht wird. Die Vielfalt unserer Kulturszene und der kulturellen Angebote beruht ganz entscheidend auf der Eigeninitiative vieler engagierter Menschen im ganzen Land. Große kulturelle Leistungen sind aber nicht in der Isolierung, sondern durch Kontakte mit anderen Kulturen entstanden. Dem wird in Vorarlberg Rechnung getragen. Vor allem junge KünstlerInnen haben die Möglichkeit, sich durch geförderte Atelieraufenthalte im Ausland künstlerisch weiter zu entwickeln und neue Eindrücke zu sammeln. Umgekehrt soll unser Land auch für künstlerische Einflüsse aus dem Ausland offen sein. Politik schafft Rahmenbedingungen Die Vorarlberger Kulturschaffenden haben sich heute weit über die Grenzen des Landes hinaus einen ausgezeichneten Ruf erworben. Dieses große Reservoir an Talenten verlangt von der Politik aber auch stets die Schaffung von Rahmenbedingungen, die eine entsprechende Weiterentwicklung ermöglichen sollen. Information und Transparenz sind Faktoren, die neben der künstlerischen Freiheit und der Gestaltung infrastruktureller Rahmenbedingungen tragende Säulen unserer Kulturpolitik darstellen. Wir sichern in Vorarlberg ein offenes kulturelles Klima, in dem freies Kunst- und Kulturschaffen möglich ist. Dies ist die entscheidende Basis für die künftige Entwicklung in einem Land, das den Kulturauftrag nicht nur in seiner Verfassung festgeschrieben hat, sondern sich auch in der politischen Umsetzung dazu bekennt. Aufgaben Die Kulturpolitik hat Rahmenbedingungen herzustellen, die den Kulturschaffenden eine schrittweise Aufwärtsentwicklung aus dem Grundversorgungsbereich bis hin zum Spitzenereignis ermöglichen sollen. Gleichzeitig ist dafür Sorge zu tragen, dass aus dem Spitzenbereich eine positive und befruchtende Rückkoppelung in die breite Vorarlberger Kulturszene gewährleistet ist. In diesem Zusammenhang rückt die Qualitätssicherung in den kulturellen Fachbereichen stark ins Zentrum des Förderwesens. In der Kulturpolitik des Landes wird die Qualitätssicherung über sechs ehrenamtliche Kunstkommissionen bewerkstelligt. Es gilt daher im Bereich der beratenden Gremien größtmögliches Fachwissen sowie Transparenz der Entscheidungsfindung sicher zu stellen. Durch gezielte Förderung bestimmter regionaler Initiativen soll zwischen den kulturellen Zentren und der Peripherie ein Ausgleich geschaffen werden. Nicht zuletzt sind von der Kulturpolitik des Landes in den ausgewiesenen Kernleistungen durch periodische Schwerpunktsetzungen spezielle Impulse zu liefern. Vorarlberg hat im Vergleich zu anderen Ländern der Bodenseeregion ein erfreulich hohes Entwicklungspotential im Kulturbereich. Weil aber das Land viel zu klein ist, um allen Entwicklungsnischen genügend „Bühne“ bieten zu können, ist auf eine konsequente Internationalisierung des Kulturbetriebs zu achten. Es sind diesbezüglich wirksame Netzwerke aufzubauen, die von der Hilfestellung für einzelne Kulturschaffende bei Auslandsaktivitäten bis hin zu kooperativen Modellen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit reichen sollen. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind begrenzt und werden in Zukunft eher knapper. Daraus erwächst die Aufgabe, nach neuen Finanzierungsmodellen Ausschau zu halten bzw. den Kulturbetrieb durch Nutzung von Synergieeffekten effizienter zu gestalten. Ziele Sicherstellung des bestehenden breiten Kulturangebots durch gezielte Förderungsmaßnahmen bzw. ständige Evaluation der Förderwirksamkeit Aufspüren neuer Entwicklungsbereiche durch aktives Begleiten vor Ort Inhaltliche Schwerpunktsetzungen gemäß der Notwendigkeiten im experimentellen Bereich Hilfestellung bei der Vernetzung im strategisch-operativen Bereich Internationalisierung durch Förderung einschlägiger Projekte unter Nutzung bereits geschaffener Kontaktstellen im Ausland Intensivierung der grenzüberschreitenden Kooperation Nutzung von Synergien durch organisatorische Optimierung (vorrangig im Einflussbereich landeseigener Einrichtungen) Weiterer Ausbau von wirksamen Anreizsystemen mit Signalwirkung (Kunst und Bau, Konzertförderung, Atelierförderung, Stipendien etc.) Vermittlungs-Adaptionen unter Berücksichtigung der neuen Medien (Künstlerlexikon, elektronischer Kulturkalender etc.) Gerade wegen dieser sehr erfreulichen Entwicklung sind wir verpflichtet, die Begleitund Fördersysteme immer wieder zu hinterfragen, um deren Wirksamkeit auch in Zukunft sicherzustellen. Die Kulturenquete soll diesen schon begonnene Prozess des Diskurses vertiefen und vor allen Dingen internationale Erfahrungen sowie Best Practice-Modelle in diese Diskussionen einbringen.