Landtagspräsident Gebhard Halder Jahrestagung Berufsverband Kinderkrankenpflege Fr 29. Sept. 2006, 9.00 Uhr, Festspielhaus Bregenz Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu Ihrer Jahrestagung darf ich Sie recht herzlich begrüßen und Ihnen die besten Wünsche des Landes übermitteln. Grüße darf ich Ihnen insbesondere auch von unserem Gesundheitsreferenten und Landesstatthalter Dr. Hans-Peter Bischof übermitteln, der krankheitsbedingt um Vertretung dieses Termins ersuchte und dem ich von dieser Stelle aus eine baldige Genesung wünsche. Als Präsident des Vorarlberger Landtages freut es mich besonders, dass Sie für Ihre Tagung Bregenz ausgewählt haben und die infrastrukturellen Vorzüge des generalsanierten und teils neu errichteten Festspielhauses hier am Bodensee nützen. Mit Ihrer Fortbildungsveranstaltung wollen Sie einen Überblick über die Pflege und Betreuung von Patienten und Patientinnen im Kinderkrankenhaus geben, die nicht dem üblichen Klischee entsprechen. Sie wollen die Bedürfnisse dieser Altersgruppe beleuchten und Wege und Möglichkeiten aufzeigen, um Ihrem Berufsstand eine angemessene Unterstützung geben zu können. Beim Studium Ihres Tagungsprogrammes habe ich unter anderem erfreut festgestellt, dass Sie sich auch mit der mobilen Kinderkrankenpflege am Beispiel Vorarlbergs auseinandersetzen und auch den Patientenrechten der Kinder und Jugendlichen gebührend Platz einräumen. Bereits vor Jahren wurde bei uns im Land das Pilotprojekt „Mobile Kinderkrankenpflege Vorarlberg“ eingerichtet. Ziel war es, die professionelle häusliche Pflege für schwerstkranke Kinder und Jugendliche sicherzustellen. Die Erfüllung des Grundsatzes „ambulant vor stationär" ist speziell im Falle pflegebedürftiger Kinder eine große Herausforderung. Gerade in der Betreuung 2 schwerstkranker oder gar sterbender Kinder ist spezifisches Fachwissen notwendig, die Einsatzbedingungen dabei sind überaus komplex. Im Pilotprojekt wurde den Hauskrankenpflegevereinen eine halbtägig beschäftigte diplomierte Kinderkrankenschwester zur Verfügung gestellt. Auf Grund der positiven Erfahrungen haben Land und Gemeinden sowie die Vorarlberger Gebietskrankenkasse beschlossen, zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen. Damit wurde ein flächendeckendes Angebot an mobiler Kinderkrankenpflege in Vorarlberg möglich und sichergestellt. Wichtig war uns von Seiten des Landes, dass die vom Schicksal hart getroffenen Familien bestmöglichst unterstützt und entlastet werden. Ihnen sollen keine zusätzlichen Kosten für diese mobile Kinderkrankenpflege erwachsen. Die Vorarlberger Gebietskrankenkasse hat auf Grund der Bedeutung der mobilen Kinderkrankenpflege deshalb auch ihren Förderungsbeitrag an die Hauskrankenpflege erhöht. Seitens des Landes Vorarlberg sind wir bemüht, vor allem die Pflege zu Hause, in der gewohnten Umgebung, bestmöglich zu unterstützen. Pflegende Angehörige sind die maßgebliche Stütze des Vorarlberger Pflegenetzes. Sie tragen mit Ihrem Einsatz entscheidend dazu bei, dass etwa 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung betreut werden können. Dem Ausbau von Angeboten zur Unterstützung der Pflegenden Angehörigen wird daher hohe Priorität eingeräumt. Vorarlberg verfügt über ein hohes Sozialkapital. Damit gemeint ist zum einen das dichte Netz an sozialen Einrichtungen und Hilfsdiensten, zum anderen aber auch die große Bereitschaft von Menschen, für andere da zu sein – im organisierten Ehrenamt, in der Nachbarschaftshilfe, in losen Netzwerken, in der Familie. Unsere Partner sind dabei die Vorarlberger Gemeinden und die Sozialeinrichtungen und Vereine mit ihren 7.512 hauptamtlichen und 13.458 ehrenamtlichen 2 3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auf allen Ebenen Begleitung, Unterstützung und Betreuung für hilfs- bzw. pflegebedürftige Menschen anbieten. Im vergangenen Jahr lagen die Ausgaben für soziale Leistungen in Vorarlberg bei 167,1 Millionen Euro, im Jahr 2003 waren es noch 148 Millionen Euro. Etwa die Hälfte dieser Ausgaben wird vom Land gedeckt, 30 Prozent von den Gemeinden und 20 Prozent aus Einnahmen und Ersätzen. Österreichs Gesundheitswesen liegt laut neuester OECD-Daten bei den Gesundheitskosten auf Platz 11, in der Performance immer unter den ersten drei bis fünf. Das ist den rund 300.000 Beschäftigten im Gesundheitswesen zu danken, die diese guten Daten zustande bringen. Das Land Vorarlberg ist bemüht, den hohen Standard im Sozial- und Gesundheitswesen nicht nur zu erhalten, sondern auch auszubauen und zu optimieren, wo nötig. Großer Wert wird in unserem Land darauf gelegt, die kleinen Netzwerke und Gemeinschaften im Nahraum zu fördern. Jeder dritte Schilling des Landesbudgets fließt in Ausgaben für die Bereiche Krankenanstalten, Sozialhilfe, Behindertenhilfe und Pflegesicherung. Vorbildlich und nicht nur österreichweit anerkannt ist unser Modell der Gesundheitsvorsorge, das unter anderem auch von der Weltgesundheitsorganisation als vorbildlich anerkannt wurde. Mit der Novellierung der Sozialgesetze, mit der Schaffung eines Sozialfonds und anderen legistischen Maßnahmen wurden von landesseite hier auch Akzente für die Zukunft gesetzt. Gesundheit, meine Damen und Herren, geht uns alle an und ist weit komplexer als das persönliche Wohlbefinden allein. Gesundheit hat mit kollektiven, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ebenso zu tun. Und hier sind neben jedem einzelnen vor allem auch die öffentlichen Einrichtungen gefordert, entsprechende Schritte zu setzen. 3 4 Politik, meine Damen und Herren, definiert sich nicht zuletzt auch darin, wie wir mit Kranken, Behinderten, Pflegebedürftigen und auch älteren Mitmenschen umgehen. Wir haben die Verpflichtung, alles daran zu setzen, die sozialen Grundlagen so zu gestalten, dass auch durch Krankheit oder Behinderung Benachteiligten, aber auch älteren Mitbürgern gleichwertige Lebensbedingungen gewährleistet werden. Der Pflegeberuf stellt große Anforderungen. Neben dem nötigen Fachwissen ist es vor allem auch die menschliche Komponente, die Zuwendung zu den zu Pflegenden, die den Beruf ausmacht, der damit mehr Berufung ist. Neben einer starken Grundversorgung durch die öffentliche Hand kommt auch der privaten Absicherung immer mehr Bedeutung zu. Gerade in der derzeitigen Diskussion um die Pflegeleistungen gilt es, tragfähige Absicherungen zu finden. Sie vor allem, meine Damen und Herren, sind es, die täglich nicht nur mit der Pflege der Ihnen anvertrauten kleinen Patienten befasst sind, sondern darüber hinaus auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für all die kleinen und großen Sorgen und Nöte sind. Sie leisten nicht nur Pflegedienst im herkömmlichen Sinne, Sie haben vielfach teil am Leben derer, die Ihrer Hilfe bedürfen und erbringen so weit über Ihre berufliche Tätigkeit hinaus wichtige Hilfestellungen. Im Rahmen Ihrer Tätigkeiten wünsche ich Ihnen noch recht viel dieser Freude an einem Beruf, einer Tätigkeit, die Berufung ist und vielen zum Vorbild gereicht. 4