Daten und Fakten Streptokokkenerkrankung (speziell Rachenentzündung) Elterninformation Liebe Eltern! In der Gruppe Ihres Kindes ist eine Erkrankung an Streptokokken aufgetreten (speziell eine Rachenentzündung). Sollte Ihr Kind Krankheitszeichen wie unten beschrieben zeigen, suchen sie bitte den Hausarzt/ärztin auf und teilen Sie mit, dass eine Streptokokkenerkrankung bekannt geworden ist. Vorkommen: Racheninfektionen mit Streptococcus pyogenes weisen einen Gipfel in der Altersgruppe der 4-7 Jährigen auf und sind für rund 95% aller bakteriellen Rachenentzündungen verantwortlich. Eine zeitliche Häufung ist im Winter und Frühlingsanfang zu verzeichnen. Die Mehrzahl der Rachenentzündungen bei Kindern (70-85%) und bei Erwachsenen (90-95%) ist allerdings viraler Natur. Im klinischen Bild ist eine bakterielle von einer viralen Rachenentzündung, bei der Antibiotika wirkungslos sind, nicht mit ausreichender Sicherheit zu unterscheiden. Infektionsweg: Die durch Streptokokken bedingte Pharyngitis (Rachenentzündung) wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen, selten durch Lebensmittel und Wasser. Inkubationszeit: Die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit beträgt in der Regel 2-4 Tage. Ansteckungsfähigkeit: Patienten mit einer akuten Streptokokkeninfektion, die nicht mit Antibiotika behandelt wurden, können bis zu 3 Wochen ansteckend sein, auch wenn sie selbst schon wieder zumeist nach einer 3-4-tägigen Krankheitsdauer symptomfrei sind. Nach Beginn einer wirksamen antibiotischen Therapie erlischt die Ansteckungsfähigkeit nach 24 Stunden. Klinisches Bild der Rachenentzündung: Halsschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, geschwollenen Lymphknoten im Kieferwinkel, Unwohlsein und besonders bei Kindern Bauchbeschwerden und Erbrechen. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und reichen von leichten Halsschmerzen mit minimal auffälligen Untersuchungsbefund bis zu hohem Fieber, starken Halsschmerzen mit ausgeprägter Rötung, Schwellung und Eiterbildung. Eiterstippchen sind nicht obligat. Die wichtigste lokale Komplikation ist die Abszessbildung. Ansonsten ist die Krankheit selbstlimitiert, die Symptome hören nach 3-4 Tagen von allein auf. Therapie: Bisher sind weder in Deutschland noch in Österreich Resistenzen gegen Penicillin bekannt. Therapie der Wahl bei Rachen- und Hautinfektionen ist daher die 10-tägige Gabe von Penicillin, um eine Streptokokkennacherkrankung zu verhindern. Andere Therapieschemata sind möglich, die kürzere Gabe anderer Antibiotika ist z. Z. noch nicht empfohlen. Patienten mit rheumatischem Fieber sollten eine Rezidivprophylaxe mit Penicillin erhalten. Präventiv- und Bekämpfungsmaßnahmen: Wegen der weiten Verbreitung von Streptococcus pyogenes sind die Möglichkeiten der Prävention begrenzt. Eine Schutzimpfung ist nicht verfügbar (befindet sich derzeit in klinischer Erprobung). Grundsätzliche Hygieneregeln sind besonders in Gemeinschaftseinrichtungen einzuhalten: Häufiges und genaues 10-15 Sekunden langes Händewaschen, besonders vor der Essenszubereitung Einmaltaschentücher nach Gebrauch sofort in Plastiksäcken entsorgen (Händewaschen!) Ess- und Trinkgeschirr nicht teilen, ebenso keine Artikel der persönlichen Hygiene (z.B. Zahnbürsten) Alle erkrankten Kinder sollen ihren Hausarzt mit dem Hinweis, dass eine Streptokokkeninfektion bekannt ist, aufsuchen. In offenen Gemeinschaftseinrichtungen (Schule, Kindergarten) werden routinemäßig keine Screeninguntersuchungen bei einer streptokokkenbedingten Erkrankung durchgeführt. Symptomlose Keimträger werden weder behandelt (außer bei Personen mit akutem rheumatischen Fieber in der Vorgeschichte), noch von der Gemeinschaftseinrichtung ausgeschlossen. Eine Desinfektion von Oberflächen und Gebrauchsgegenständen ist nicht erforderlich. Nach einer Erkrankung ist die Wiederzulassung zu einer Gemeinschaftseinrichtung unter antibiotischer Therapie und bei Fehlen von Krankheitszeichen ab dem 2. Erkrankungstag möglich. Für Kontaktpersonen sind keine speziellen Maßnahmen erforderlich, sie sollten jedoch über ihr Infektionsrisiko und die mögliche Symptomatik aufgeklärt werden, um im Erkrankungsfall den rechtzeitigen Arztbesuch und eine Therapie zu gewährleisten (Personen mit rheumatischem Fieber in der Vorgeschichte sollten wegen der erhöhten Rezidivneigung eine Prophylaxe erhalten). Eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit ist bei Auftreten von Streptokokkenerkrankungen nicht gegeben. Landessanitätsdirektion für Tirol Dr. Anita Luckner-Hornischer Stand November 2004