Physiologie Prof. SMEKAL -10- Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt 10, Der Magen/Darm-Trakt Weg der Nahrung: Zunge-Speiseröhre-Magen-Zwölffingerdarm-Leber-Dünndarm-Dickdarm-BlinddarmEnddarm-After Aufgaben des Speichels: Lösungsmittel für eine Teil der Nahrungsstoffe Schmierstoffe (Mucine) erleichtern das Kauen und Schlucken feuchtet die Mundhöhle an (Spülung von Mund und Zähnen, Säuberung, Desinfektion) enthält: Lypozym und Peroxidase (Stoffe der unspezifischen Abwehr), Immunglobulin (IgA=>spezifische humorale Abwehr) und hat damit antivirale und antibakterielle Eigenschaften Verdauungsenzyme: - Amylase (Kohlenhydratverdauung) bei Säuglingen: Lippen werden beim Saugen an Brustwarze abgedichtet Enzyme des Speichels - Amylase (auch Ptyalin) Die Bildung erfolgt in der Ohrspeicheldrüse. Speichelamylase würde ausreichen um gesamte Stärke in der Nahrung zu verdauen, doch sie wird bald nach Berührung mit Bissen durch ph-Wert des Magensaftes inaktiviert. Die Stärkeverdauung erfolgt vor allem im Dünndarm. Hauptaufgabe: orale Reinigung & Abbau von Nahrungsresten im Mund nichtspezifische Lipasen Werden gebildet in den Zungendrüsen Werden mit dem Speichel verschluckt und sind (besonders für Säuglinge) wichtig für Verdauung von Milchfetten im Magen Die Speiseröhre (Ösophagus) Das obere Ende des Ösophagus bildet zusammen mit der Kehlkopfmuskulatur den oberen Ösophagussphinkter. Das untere Ende des Ösophagus mündet an der Kardia in den Magen, wo die Ringmuskelschicht tonisch kontrahiert ist und so den unteren Ösophagussphinkter bildet. Die Ösophagussphinkter stehen normalerweise also unter tonischer Spannung >> die Ringmuskulatur der dazwischen-liegenden Speiseröhrenanteile ist für gewöhnlich erschlafft. Motorisch innerveniert wird die Speiseröhre von Parasympathikus und Sympathikus. Die motorische Aktivität des Ösophagus wird durch das Schlucken eines Speisebissens in Gang gesetzt - Seite 1 - Physiologie Prof. SMEKAL -10- Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt >> die Dehnung der oberen Speiseröhrenwand löst eine Kontraktionsweile (primäre Peristaltik) aus >> pflanzt sich über den gesamte Ösophagus fort. Eine Dehnung weiter unten gelegener Wandabschnitte löst dann, ebenso wie eine chemische Reizung der Schleimhaut, unter Umständen sekundäre peristaltische Wellen aus. Beim Schluckakt sind gewöhnlich beide Arten der Peristaltik beteiligt: primäre Peristaltik setzt das Schlucken des Bissens in Gang sekundäre Peristaltik hält dann solange an, bis er den Magen erreicht hat. Der Magen Anatomische & funktionelle Abschnitte des Magens Neben der anatomischen Einteilung des Magens wird noch funktionell eingeteilt: proximaler Magen distaler Magen Der proximale Magen Besteht aus: Magenfundus und dem proximalen Anteil des Magenkorpus Funktion: Speicher für die aufgenommene Nahrung durch niedrigen, konstanten Druck werden ‚Flüssigkeiten immer dann, wenn der Pylorus geöffnet ist, ins Duodenum (Zwölffingerdarm) getrieben. Der distale Magen Besteht aus: größtem Teil des Korpus, das Antrum und den Pylorus Funktion: Durchmischung, Homogenisierung und Emulgierung des Mageninhaltes. peristaltische Kontraktionen: Schrittmacherzentrum hoch oben an der großen Kurvatur >> Ausbreitung über Corpus und Antrum in Richtung Pylorus Die Hauptaufgaben des Magens Zermahlen der festen Nahrung mechanische Emulgierung von Fetten und Andauung der Nahrungsproteine, wobei aus dem Nahrungsbissen eine Suspension (chymos = Speisebrei) entsteht Sekretion von Magenschleim: durch Nebenzellen (im gesamten Magen) > von Ephitelzellen des Magens wird auch Bikarbonat gebildet (Schutz der Magenwand von Salzsäure) Sekretion anderer Inhaltsstoffe Salzsäure: durch Belegzellen - Seite 2 - Physiologie Prof. SMEKAL -10- Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Pepsinogene: durch Hauptzellen (inaktive Vorstufe der Pepsine) >> Proteinverdauung Intrinsic Factor: wichtig für Aufnahme von Vitamin B12 (Bildung roter Blutkörperchen) Gastrin bewirken eine Förderung der Magensaftsekretion des Magens ausgewirkt durch Dehnung des Magens, von Eiweiß, Röstprodukten, Koffein, Alkohol Der Magenschleim Problem: es besteht die Gefahr, dass Pepsine wegen Salzsäure proteolisch wirken >> Selbstverdauung des Magenepithels Schutz durch zähen Schleim des Magens = dicke Schicht, der vom Oberflächenepithel selbst sezerniert wird. Obwohl Pepsin die Mucine des Schleims in Anwesenheit von HCI spalten kann, bleibt dies meist auf die oberste Schicht des Schleims beschränkt >> die tieferen Schichten mit dem ebenfalls von den Epithelzellen sezernierten Bicarbonat können die Salzsäure abpuffern. Es existiert also ein H+ Gradient quer durch die Schleimschicht, von stark sauer auf der Lumenseite bis leicht alkalisch auf der Epitheloberfläche. Steuerung der Magensaft-Sekretion erfolgt in 3 Phasen: kephale Phase gastrische Phase intestinale Phase Kephale Phase Während der kephalen Phase wird die Magensekretion durch parasympathische Vagusfasern stimuliert. Auslösung durch: mit dem Essen verbundene Reize (Geschmack, Geruch) Glucosemangel im Gehirn (Hunger) >> Sekretion von Magensäure durch die Freisetzung von Acetylcholin durch die Ausschüttung von Gastrin Gastrische Phase Aufrechterhaltung der Magensaftsekretion durch Dehnung der Magenwand Mageninhalt (Gastrin) Inhaltsstoffe lösen vermehrte Sekretion von Gastrin vor allem aus den Pylorusdrüsen aus Intestinale Phase Weitere Aufrechterhaltung der Magensaftsekretion: Weil Mageninhalt in den Zwölffinger-Darm entleert wird - Seite 3 - Physiologie -10- Prof. SMEKAL Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Der Dünndarm Im Dünndarm wird der Nahrungsbrei mit Sekreten der Schleimhautzellen, Pankreassaft und Galle durchmischt. >> die im Mund und Magen begonnene Verdauung wird nun im Dünndarm vervollständigt. >> Verdauungsprodukte und Vitamine werden resorbiert. Die Säfte des Dünndarms Dünndarm ist der Hauptort der Verdauung und Absorption von Nährstoffen, Vitaminen, anorganischen Salzen und Wasser. Seine Oberfläche ist durch Ringfalten, Darmzotten und Mikrovilli der Ephitelzellen im Vergleich zu einem zylindrischen Rohr gleichen Durchmessers enorm vergrößert. Ca. 8-9 l Wasser mit Elektrolyten werden täglich absorbiert (Getränke, Nahrung, Drüsensekret). Die Darmbewegung 1. Segmentationsbewegungen = segmentweise Kontraktionen des Dünndarms 2. Pendelbewegung = Wellenbewegungen der glatten Darmmuskulatur > Segmente verkürzen und verlängern sich. Stück des Darminhalts wird analwärts gequetscht, die Welle gleitet nun über den Inhalt, wobei ein Teil des Breis wieder zurückgedrückt wird (Durchmischung des Breis) 3. Peristaltische Bewegungen = fortgeleitete Darmkontraktion, durch Dehnung der Darmwand ausgelöst Die Rezeptoren für diesen Reflex liegen wahrscheinlich in der Schleimhaut (nach ihrer Entfernung erlischt die Peristaltik) 4. Rezeptoren für diesen Reiz liegen wahrscheinlich in der Schleimhaut 5. Mucosa-(/Schleimhaut-) Bewegung: = Schleimhaut selbst bewegt sich ständig (Längs- und Querfaltung) 6. Zottenbewegung = Während der Verdauung sind die Zotten in ständiger Bewegung Verdauung und Absorption Verdauung der Kohlenhydrate Kohlenhydrate: ~300g/Tag mit Nahrung aufgenommen Polysaccharide (64% Stärke, 0.5% Glycogen) Disaccharide (26% Rohrzucker (=Saccharose), 6,5% Milchzucker (=Lactose)) - Seite 4 - Physiologie -10- Prof. SMEKAL Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Monosacharide (3%, vor allem Fructose) Nach Hydrolyse entstehen drei Monosaccharide: Glucose 80% Fructose 14% Galactose 5% „Speicheldrüsen- Amylase“ Im Magen wird die Kohlenhydrate-Verdauung unterbrochen. Sie setzt erst wieder ein, wenn der Speisebrei (Chymus) ins Duodenum übertritt und dort mit den Sekreten von Pankreas und Darm gemischt wird. Die - Amylase des Pankreassaftes zerlegt Stärke Im Gegensatz zu Pflanzenfressern kann der Mensch Cellulose kaum spalten und verdauen (Ballaststoffe) Die Oligosaccharide werden in der Schleimhaut des Dünndarms zu Einfachzucker (Glucose, Galactose & Fructose) gespalten und werden durch Transportproteine ins Zellinnere geschafft. Verdauung der Proteine 1. Magen: 1. Station der Eiweß-Verdauung: Nahrungseiweiß wird durch die Salzsäure denaturiert und durch Pepsine gespalten. 2. Im Zwölffingerdarm (Duodenum) übernehmen die Pankreas- und DünndarmProteasen (Trypsin und Chymotrypsin) die Eiweiß-Verdauung. ad Trypsin & Chymotrypsin: Sind Enzyme, die an bestimmten Stellen in der Mitte der Kette der Proteine angreifen >> dabei entstehen Di-, Tri- und größere Oligopeptide, aber nur wenig freie Aminosäuren. Beide werden als inaktive Vorstufen (Trypsinogen und Chymotrypsinogen) produziert (deshalb keine Selbstverdauung des Pankreas!) Trypsinogen wir durch Enzyme in der Schleimhaut des Zwölffingerdarms aktiviert. Das Trypsin aktiviert nun das Chymotrypsinogen 3. Der letzte Schritt ist die Freisetzung der chemischen Grundbausteine (=Aminosäuren) und erfolgt durch die Oligopeptidasen der Dünndarm-Schleimhaut. Verdauung der Fette Das Problem ist die schlechte Wasserlöslichkeit. Die Fettverdauung beginnt im Magen durch nichtspezifische Lipase (aus Zungengrunddrüse). Die weitere Verdauung wird im Duodenum mit Pankreaslipase, Phospholipase A2 fortgesetzt. In der Leber produzierte Gallensalze sind auch für Fettverdauung essentiell >> sie fördern Fettemulgierung (Das Löslich-Machen von Fetten) und bringen sie in eine chemische Form, die für die Resorption durch die Schleimhautzellen des Darms notwendig ist. - Seite 5 - Physiologie -10- Prof. SMEKAL Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) Der Pankreassaft Die Bauchspeicheldrüse produziert den Saft im exokrinen Teil (Meissner’sche Drüsen) ~ 2 l/Tag Die wichtigsten Bestandteile: Das Pankreassekret enthält für jeden Nährstoff wichtige Verdauungsenzyme: - Amylase: Kohlenhydrate Dünndarm-Proteasen: Eiweiß Pankreaslipase: Fett Der Saft ist besonders reich an Bicarbonat >> er ist alkalisch und neutralisiert die Salzsäure des Magens. Die Leber Die Leber wiegt beim Erwachsenen zwischen 1,2 – 2 kg. Sie hat 2 Lappen, wobei der linke kleiner ist als der rechte. Sie liegt unter der rechten Zwerchfellhälfte im Oberbauch Die Leber enthält das nährstoffreiche, venöse Blut aus dem Bauchraum über die Pfortader. Die Leber erhält aus dem Bauchraum über die Pfortader das venöse, nährstoffreiche Blut. Die Pfortader sammelt also das nährstoffreiche Blut aus Magen, Milz, Dünndarm, Dickdarm). Dieses Blut wird gefiltert und auf eventuelle Gifte untersucht. Sofort nach dem Eintritt in die Leber teilt sich die Pfortader in einen rechten und linken Ast >> dann weitere Aufteilung in portalen Gefäßbaum der Leber. Zur ausreichenden Versorgung des Eigenapparates der Leber führt zusätzlich die Leberarterie sauerstoffreiches, arterielles Blut aus der Bauchaorta heran. Die kleinste funktionelle Einheit der Leber sind die Leberläppchen (Lobuli). Davon gibt es ca. 1 – 1,5 Mio. Diese Lobuli werden von den Ästen der Pfortader und der Leberarterie durchzogen. In den sog. Sinusoiden mischt sich venöses Pfortaderblut mit arteriellem Blut der Leberarterie. Die Leberläppchen werden auch auch vom Lebergallengang durchzogen. Die einzelnen zentralen Lebervenen vereinigen sich zu Lebervenen (3-4 große Venenstämme). Das gefilterte Blut fließt über diese Lebervenen direkt in die untere Hohlvene. Die wichtigsten Aufgaben der Leber Blutbildung beim Fetus bis zum 7. Monat Wichtig zur Bildung des Aminosäurepools Bildung von Harnstoff (Entgiftung) Aufbau des Speicherkohlenhydrats Glykogen durch andere Stoffe/Säuren aus Aminosäuren oder durch Abbau von KH Synthese und Abbau der Lipoproteine Abbau und Ausscheidung des Blutfarbstoffs in Form von Bilirubin - Seite 6 - Physiologie -10- Prof. SMEKAL Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Synthese von Gallensäure Überführung von Fremdstoffen in wasserlösliche Form Funktion bei der Blutgerinnung Regulierung des Säure-Basen Haushaltes Fresszellen Phagozythose (Bakterien sowie körperfremde Zellbestandteile) Regulierung von Spurenelement- und Vitaminstoffwechsel Gallengänge Die kleinen Gallengänge der Läppchen vereinigen sich zu größeren und sammeln die, in den Leberzellen produzierte Galle. Die intrahepatischen Gallengänge vereinigen sich zu dem großen Gallengang. Die Gallenblase dient als Reservoir für die Gallenflüssigkeit. Sie ist direkt mit dem großen Gallengang verbunden. Über die winzigen Gallenkanälchen fließt sie also in immer dicker werdende Röhrchen und gelangt in die Gallenblase, wo sie normalerweise eingedickt und somit konzentriert wird. Durch einen hormonellen Reiz entspeichert sich die Gallenblase in dem Augenblick, in dem fetthaltiger Speisebrei in den Zwölffingerdarm gelangt. Der große Gallengang mündet zusammen mit dem großen Gang der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm. Die Galle, ein Sekret der Leber Sie wird also in den Leberzellen gebildet. Die Galle dient der Verdauung der Fette. Tagesproduktion: 0,7-1,7 Liter Die Gallenflüssigkeit hat drei Hauptbestandteile: Gallenfarbstoffe & Bilirubin Cholesterin Gallensäuren ad Gallensäuren: Sie haben eine wichtige Funktion bei der Aufnahme von Fetten aus dem Darm >> Sie verändern zusammen mit Cholesterin und Lecithin die chemische Struktur von Fetten (Fette nicht wasserlöslich) >> bessere Aufnahme der Fette aus dem Darm >> Nach Aufnahme der Fette aus dem Darm werden sie wieder freigesetzt und im letzten Teil des Zwölffingerdarms wieder resorbiert. Gallenfarbstoffe Sie entstehen beim Hämoglobinabbau Zwischenprodukt: Bilirubin >> gelangt in die Leber und wird dort in die eigentliche Gallenfarbstoffe umgewandelt >> diese werden im Stuhl ausgeschieden (färbt Stuhl braun) Bei Störungen der Leberfunktion kann es zu erhöhtem Bilirubinspiegel kommen und Gelbsucht tritt auf (Gelbfärbung der Augenbindehaut und später der Haut) - Seite 7 - Physiologie Prof. SMEKAL -10- Stefan ULREICH Magen/Darm-Trakt Der Dickdarm Der Dickdarm ist 1–1,5 m lang und schließt im Bereich des Blinddarms an den Dünndarm an. Er beginnt im Unterbauch und wandert dann von Dünndarm => Blinddarm => Dickdarm => Mastdarm => Anus Funktionen des Dickdarmes und des Mastdarmes Dick- und Mastdarm haben die hauptsächliche Aufgabe, dem Speisebrei die Flüssigkeit, Mineralsalze und Spurenelemente zu entziehen und die Ausscheidung der Ballaststoffe vorzubereiten. Weiters werden auch Giftstoffe im Dickdarm ausgeschieden, welche sich in den Ballaststoffen der Nahrungsreste einlagern und so den Körper verlassen können. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Ballaststoffaufnahme sehr wichtig. Für diese Entgiftungsfunktion ist Bakterienflora von großer Bedeutung. Dickdarmbakterien synthetisieren aber auch Vitamin K (Blutgerinnung) Auch große Mengen B- und T- Lymphozyten (wichtige immunologische Funktion) befinden sich im Dickdarm. All jene Stoffe, die der Körper nicht verdauen und gebrauchen kann, gelangen in den Kot. Der Anus kontrolliert durch den unwillkürlichen innere Schließmuskel und den willkürlichen äußeren Schließmuskel die Stuhlentleerung aus dem Mastdarm. - Seite 8 -