Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen Ausstellungsbesuch mit Kindergruppen (ab 10 Jahren) ohne ProjektmitarbeiterIn Wir freuen uns, dass Sie Interesse an der Ausstellung VIELFALT daheim IN TIROL haben und Sie sie mit Ihrer Gruppe besuchen wollen. Es gibt die Möglichkeit, kostenlose Workshops für Ihre Gruppe, geleitet von speziell geschulten MitarbeiterInnen unseres Projekts, zu buchen. Weitere Informationen unter www.tirol.gv.at/vielfalt (Angebote für Schulen und Gruppen). Sollte das aus diversen Gründen für Sie nicht möglich sein und Sie die Wanderausstellung nur außerhalb der Präsenzzeiten der MitarbeiterInnen besuchen können, kann Ihnen dieses Arbeitsblatt als Unterstützung beim Ausstellungbesuch mit Ihrer Gruppe dienen: Sie finden hier einen Vorschlag, in Form von „Bausteinen“, wie Sie Ihren Besuch der Ausstellung mit interaktiven Methoden gestalten können. Dieses Arbeitsblatt soll Ihnen als Anregung und als Hilfsmittel dienen. Sie sind natürlich eingeladen, für Ihre Gruppe passende Zugänge zu finden und diese nach deren/Ihren Wünschen zu gestalten. WICHTIGE HINWEISE Bitte lesen Sie im Vorfeld Ihrer weiteren Beschäftigung mit den Themen der Ausstellung das Begleitheft VIELFALT daheim IN TIROL: Es enthält einen guten Überblick über die Entstehung, die Themen und die künstlerische Umsetzung der Ausstellung. Download: www.tirol.gv.at/vielfalt (Begleitheft) Bitte planen Sie für den Besuch ca. 1,5 Stunden ein. Bei Zeitmangel kann auch der 1. Baustein „Vielfaltspiel“ ausgelassen werden. Überlegen Sie sich im Vorfeld des Ausstellungsbesuchs, wie Sie mit möglichen diskriminierenden Aussagen umgehen können. Hier einige Tipps zum Nachlesen: „Leitfaden zum Umgang mit rassistischen und sexistischen Äußerungen“ Zielgruppe: MultiplikatorInnen Herausgegeben von ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit Download: http://www.zara.or.at/_wp/wpcontent/uploads/2008/11/Leitfaden_Antidiskriminierung_allg_neu.pdf „Da mach´ ich nicht mit! Argumente gegen ‚rechte‘ Sprüche“ - Broschüre Zielgruppe: Jugendliche und Erwachsene Herausgegeben vom Verein Land der Menschen, Oberösterreich Download: http://www.dioezeselinz.at/pastoralamt/ka/tt/neu/images/stories/Aktivitaeten/publikationen/argumente_rechtesprueche_boeg en.pdf Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen mit Kindern ab 10 Jahren BAUSTEINE FÜR DEN AUSSTELLUNGSBESUCH (ohne ProjektmitarbeiterIn) 1. BAUSTEIN: Vielfaltspiel Ziel: Vielfalt in der eigenen Gruppe und verschiedene Zugehörigkeiten sichtbar machen Dauer: ca. 20 - 25 Minuten (inkl. Reflexion) Ablauf: Kinder stehen im Kreis; GruppenleiterIn liest folgende Sätze vor; TN, die sich davon angesprochen fühlen, treten einen Schritt vor. Bevor der nächste Satz vorgelesen wird, stellen sie sich wieder in die Ausgangsposition. (WICHTIG: Bitte betonen Sie, dass jede/r das Recht hat, auch zu lügen und sich frei zu entscheiden, ob sie/er in den Kreis hineintritt oder nicht. Dies ist wichtig, damit niemand in eine unangenehme, beschämende Situation gerät.) Alle treten vor, die… … jeden Tag mehr als eine Sprache sprechen. ... die eine Freundin/ einen Freund aus einem anderen Land haben. ... die Fleisch essen. … die gerne in die Kirche oder Moschee gehen. … die in einer Stadt wohnen. … die schon einmal in einem anderen Land als Österreich gewohnt haben. ... die Weihnachten feiern. … die gerne fern sehen. … schon einmal ein Kind verteidigt haben, das von anderen Menschen ungerecht behandelt wurde. …sich schon einmal diskriminiert gefühlt haben. …die das Bayram-Fest feiern. …die an einen Gott glauben. …die mehr als 2 Geschwister haben. …die ein Facebook-Profil haben …die gerne einmal für eine längere Zeit im Ausland wohnen möchten. Reflexion: Die Kinder setzen sich auf die Sitzpölster, GruppenleiterIn stellt Fragen: Wart ihr über manche Antworten eurer FreundInnen überrascht? Wie war es, mit nur ganz wenigen Gruppenmitgliedern in der Mitte zu stehen? Habt ihr euch da unwohl gefühlt oder seid ihr stolz gewesen? Wie war es für euch, als ihr fast alle in der Mitte gestanden seid? In eurem Alltag: Bei welcher Gruppe fühlt ihr euch am meisten daheim? Fühlt ihr euch als SkifahrerInnen, TirolerInnen, ComputerspielerInnen, ChristInnen, TürkInnen, HipHoperInnen, WörglerInnen (hier bitte passende Gemeinde einsetzen), etc.? Wir haben dieses Spiel gespielt, damit wir sehen, wie unterschiedlich wir alle sind – und das obwohl wir in der gleichen Gruppe sind. Hinweise: Sitzpölster für die Reflexion in Sitzkreisen liegen in jedem Ausstellungsort bereit. Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen mit Kindern ab 10 Jahren 2. BAUSTEIN: Erklärung der Ausstellung anhand ausgewählter Objekte Ziel: Zentrale Inhalte der Ausstellung vermitteln Dauer: 10 – 15 Minuten Ablauf: GruppenleiterIn geht mit der Gruppe zu einigen ausgewählten Objekten und erklärt kurz die Inhalte der Ausstellung: 1. „ENTGRENZER“ Wir haben jetzt in unserem ersten Spiel gesehen, wie unterschiedlich wir alle sind. In einer Gruppe gibt es Menschen mit so vielen verschiedenen Hobbies, Interessen, Essgewohnheiten, Familien, Festen und Religionen. Auch in Tirol gibt es viele Menschen, die ganz unterschiedlich sind. Es gibt auch TirolerInnen, die nicht in Österreich geboren sind oder deren Eltern nicht in Österreich geboren sind. Diese Menschen nennt man Menschen mit „Migrationshintergrund“ oder „MigrantInnen“. Migration heißt auch Wanderung, dh. „MigrantInnen“ sind Menschen, die von einem Land in ein anderes Land ziehen, um dort für längere Zeit zu leben. „MigrantInnen“ in Tirol kommen oft aus Bosnien, Kroatien, Serbien, der Türkei, Russland, vom afrikanischen Kontinent, aber auch viele aus Deutschland. Hier, bei diesem Kunstwerk, das SchülerInnen gemacht haben, sehen wir, dass in Tirol Menschen aus 165 Ländern leben. 2. „I BIN A TIROLERIN“. Hier auf diesen Fotos sieht man, dass sich viele Kinder und Jugendliche, die oder deren Eltern nicht in Tirol geboren sind, als TirolerInnen fühlen: Sie sprechen Deutsch bzw. Tirolerisch, machen eine Lehre hier, haben FreundInnen hier, gehen hier in die Schule und besuchen Jugendzentren – so wie andere Kinder und Jugendlichen auch. Trotzdem werden viele MigrantInnen in Tirol oft sehr ungerecht behandelt: Sie bekommen oft schlechtere Arbeitsplätze. Sie werden oft gefragt, wann sie wieder zurück in die Türkei, nach Bosnien etc. gehen. Sie werden im Bus beschimpft. Es ist oft schwieriger für sie, eine Wohnung zu finden, weil VermieterInnen manchmal „keine Ausländer“ in ihren Wohnungen haben wollen. Manchmal wird in der Zeitung nur von Problemen mit MigrantInnen geschrieben. Manche PolitikerInnen sagen, dass Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, bei Problemen die Schuldigen sind. Etc. Und ganz oft wird nur über die „Ausländer“ gesprochen, ohne dass diese um ihre Meinung gefragt werden und auch etwas sagen können. 3. „ICH BIN DA“ Die MitarbeiterInnen dieser Ausstellung wollen, dass „MigrantInnen“ im Mittelpunkt stehen, sie ihre Meinung sagen können und etwas von ihrem Leben in Tirol erzählen können. Hier ein Beispiel von Gordana, die erzählt hat, dass sie gerne in den Tiroler Bergen, aber Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen mit Kindern ab 10 Jahren auch über ebene Landschaften ihres Herkunftslandes Kroatien wandert. 4. Video „INTEGRATION“ Die Menschen, die diese Ausstellung gemacht haben, wollen zeigen, dass es für Tirol wichtig ist, dass viele verschiedene Menschen hier wohnen, weil unsere Gesellschaft so viel bunter, vielfältiger und interessanter wird. Weil es für uns alle wichtig ist, dass wir Neues kennenlernen. Hier ein Beispiel zum unterschiedlichen Essen – Apfelstrudel, Sachertorte und das türkische Baklava. Hat jemand von euch schon mal Baklava probiert? Kann jemand erklären, was drin ist? 5. Foto „DAHOAM“: An dieser Ausstellung haben über 100 Menschen aus Tirol gearbeitet… Menschen, die hier geboren sind und Menschen, die einen sogenannten Migrationshintergrund haben. Alle fühlen sich hier „DAHOAM“ (auf das Bild zeigen) – manchmal mehr, manchmal weniger. Das hängt nämlich auch davon ab, wie wir in Tirol mit dieser Vielfalt umgehen und ob wir Menschen aus anderen Ländern willkommen heißen. Hinweis: Je nach Ausstellungsort sind die Ausstellungsobjekte unterschiedlich angeordnet – Sie können auch eine andere Reihenfolge wählen bzw. neue Objekte erklären. Die Beschreibungen dazu finden Sie im Begleitheft. 3. BAUSTEIN: Selbsterkundung der Ausstellung Ziel: Persönliche Auseinandersetzung mit den Ausstellungsobjekten Dauer: ca. 30 Minuten Ablauf: Kinder setzen sich wieder in den Sitzkreis. GruppenleiterIn teilt Arbeitsblätter und Stifte aus und lädt die Kinder ein, die Ausstellung an Hand der Arbeitsblätter selbst zu erkunden. Hinweise: Aufgabenblatt für Kinder ab 10 Jahren bitte vorher selbst unter www.tirol.gv.at/vielfalt (Angebote für Schulen) herunterladen und kopieren! Sie können 2 verschiedene Aufgabenblätter (Gruppe A und Gruppe B) austeilen, damit nicht alle Kinder zur gleichen Zeit denselben Rundgang durch die Ausstellung machen. Kinder sollen im Vorfeld jeweils einen Stift mitbringen. Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen mit Kindern ab 10 Jahren 4. BAUSTEIN: Abschlussgespräch im Sitzkreis Ziel: Reflexion des Gesehenen, Besprechen offener Fragen Dauer: ca. 20 Minuten Ablauf: Kinder setzen sich wieder in den Sitzkreis. Arbeitsblätter werden kurz besprochen, dann der Ausstellungsbesuch. Wie ist es euch bei eurer Entdeckungsreise der Ausstellung gegangen? Welches Kunstwerk hat euch am besten gefallen und warum? Welche Aufgabe/Frage war besonders schwierig? Habt ihr nun neue Fragen im Kopf? Wenn ihr jetzt an euren Besuch hier denkt, was war neu für euch? Was habt ihr vorher nicht gewusst? Was hat euch überrascht? GruppenleiterIn fasst noch mal kurz die Hauptaussagen der Ausstellung zusammen: Wir alle sind verschieden. Wir sind nicht nur „Einheimische“ und „Ausländer“. Wir sind unterschiedlich und haben Dinge gemeinsam. Das hängt immer davon ab, worauf man schaut: Wo wir wohnen. In welche Schule wir gehen. Welche Hautfarbe wir haben. Ob wir an einen Gott glauben. Welche Sprache wir sprechen. Welche Hobbies wir haben. Ob wir Mädchen oder Burschen sind. Trotzdem ist es oft so, dass Menschen mit „Migrationshintergrund“, die aus anderen Ländern nach Tirol gekommen sind, anders behandelt werden als andere Menschen. Und oft wird nur „über“ sie gesprochen und sie dürfen gar nichts sagen. Die MitarbeiterInnen der Ausstellung wollen aber, dass auch „MigrantInnen“ sagen können, was sie denken, wie sie sich in Tirol fühlen, was ihnen hier gefällt und was sie stört. Deshalb wurde diese Ausstellung gemacht. Außerdem soll uns diese Ausstellung zeigen, dass… …das Zusammenleben von verschiedenen Menschen in Tirol oft sehr gut funktioniert. Und wir gleichzeitig darauf achten müssen, dass alle BewohnerInnen – egal ob hier geboren oder nicht – die gleichen Rechte haben, mitbestimmen dürfen und gleiche Chancen in der Schule, in der Arbeitswelt, etc. haben. …Menschen mit Migrationshintergrund viel zur Zukunft in Tirol beitragen. In der Arbeitswelt. In der Schule. In der Freizeit. In der Wirtschaft. In Vereinen. …es sehr wichtig ist, dass wir immer wieder gemeinsam darüber sprechen, wie wir uns ein gutes Leben in Tirol für alle Menschen, die hier wohnen, vorstellen. …dass es viele verschiedene Wege gibt, sich zu den Themen „HEIMAT“, „INTEGRATION“, etc. zu äußern – hier wurde es mit Kunst probiert. Die Ausstellung VIELFALT daheim in TIROL soll in vielen verschiedenen Gemeinden die Arbeitsblatt für GruppenleiterInnen mit Kindern ab 10 Jahren Möglichkeit bieten, über diese Themen zu sprechen. Rückmeldungen bitte an: Amt der Tiroler Landesregierung Abteilung JUFF, Fachbereich Integration Michael-Gaismair-Straße A-6020 Innsbruck Tel: +43 (0)512 508 2858 Fax: +43 (0)512 508 3565 [email protected] www.tirol.gv.at/integration