2.2 Definition von Beratung

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Fachhochschule Aargau Nordwestschweiz
Departement Soziale Arbeit
Studiengang Sozialarbeit 2001 – 2005
Andreas Gehri
Ein Coaching- und Beratungsangebot
für die offene Jugendarbeit
Diplomarbeit der Fachhochschule Aargau Nordwestschweiz,
Departement Soziale Arbeit, eingereicht im Juli 2005 zum Erwerb des
Diploms in Sozialer Arbeit FH, Studienrichtung Sozialarbeit
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.
Einleitung
4
1.1
Problemstellung
4
1.2
Zielsetzung der Diplomarbeit
5
1.3
Berufspraxis
6
1.4
Vorgehen
6
1.5
Aktuelle Situation in der Jugendarbeit Brügg
7
2.
Theorieteil
10
2.1
Einleitung
10
2.2
Definition von Beratung
10
2.3
Definition von Coaching
11
2.4
Theoretische Ansätze
12
2.4.1
Ableitung auf die Diplomarbeit
13
2.5
Anwendungsbereiche der Beratung
13
2.5.1
Positionierung der Diplomarbeit
15
2.6
Formen und Strukturen von Beratung
16
2.6.1
Ort der Beratung
16
2.6.2
Mittelbare/ Unmittelbare Beratung
16
2.6.3
Vertikale/ Horizontale Beratung
17
2.6.4
Einzelberatung/ Gruppenberatung
18
2.7
Zwei Beratungskonzepte
20
2.7.1
Soziale Beratung nach Thiersch
20
2.7.1.1
Kritische Würdigung
22
2.7.2
Kooperative Beratung nach Mutzeck
23
2.7.2.1
Beratungsprozess der kooperativen Beratung
24
2.7.2.2
Kritische Würdigung
28
2.7.3
Resultierende Postulate für das Coaching- und Beratungsangebot
29
2.8
Entwicklungspsychologische und Jugendspezifische Aspekte der Beratung
29
2.9
Beratung in der offenen Jugendarbeit
31
2.9.1
Beziehungsarbeit
32
2.9.2
Niederschwelligkeit
32
2.9.3
Vernetzung
33
Seite 2
3.
Konzept des Coaching- und Beratungsangebotes
33
3.1
Grundlagen des Konzeptes
33
3.1.1
Zielsetzung
33
3.1.2
Begriff der Beratung
33
3.1.3
Begriff des Coaching
33
3.1.4
Menschenbild
34
3.2
Strukturen des Coaching- und Beratungsangebotes
35
3.2.1
Örtlichkeiten
35
3.2.2
Zusammenarbeit
35
3.2.3
Gesprächsführung
35
3.2.4
Niederschwelligkeit
36
3.2.5
Zielgruppe
36
3.2.6
Vernetzung
37
3.2.7
Aufwand
37
3.3
Coaching- und Beratungsprozess
38
3.4
Module
40
3.4.1
Modul 1: Berufswahl- Lehrstellensuche
41
3.4.1.1 Inhalt
41
3.4.1.2
Handlungsschritte
42
3.4.2
Modul 2: Freizeitprojekte
45
3.4.2.1 Inhalt
45
3.4.2.2 Handlungsschritte
46
3.4.2.3
Projektbeispiel
47
4.
Schlussteil
49
4.1
Auswertung der Zielsetzung/ Kritische Diskussion
49
4.2
Ausblick
50
Literaturverzeichnis
51
Anhang
52
Seite 3
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Jugendliche, die sich in der Adoleszenz befinden, sind mitten im Prozess der
Identitätsbildung. Diese Tatsache wird in der täglichen Arbeit mit Jugendlichen besonders
deutlich. Die Jugendlichen sind vollends damit beschäftigt, ihre soziale Rolle zu festigen. „Er
(der
Jugendliche,
Anmerkung
des
Verfassers)
ist
in
manchmal
krankhafter,
oft
absonderlicher Weise darauf konzentriert herauszufinden, wie er, im Vergleich zu seinem
eigenen Selbstgefühl, in den Augen anderer erscheint und wie er seine früher aufgebauten
Rollen und Fertigkeiten mit den gerade modernen Idealen und Leitbildern verknüpfen kann.“
(Erikson 1973:106). Erikson wie auch Mietzel sind sich darin einig, dass die Phase der
Adoleszenz für die Jugendlichen eine turbulente ist und dass in diesem Entwicklungsschritt
die Identitätsstrukturen entwickelt
werden, die es einem Menschen ermöglichen,
herangetragene Informationen zu bewerten und zu ordnen. Mietzel verweist zudem auf eine
zeitgemässe neue Herausforderung, welche er in der zunehmenden Informationsdichte
erkennt. Noch vor wenigen Jahren waren die Möglichkeiten in sämtlichen Lebensbereichen
für Jugendliche eingeschränkter, als sie es heute sind. Junge Menschen, deren
Identitätsbildung noch nicht abgeschlossen ist, weisen gegenüber einer erhöhten
Informationsflut oft mangelnde Bewältigungskompetenz auf, was zur Überforderung führen
kann. Die rasch ansteigende Informationsflut und die damit verknüpften Möglichkeiten sind
Eigenschaften der heutigen Zeit und deuten in ihrer Entwicklung auf eine weitere Steigerung
hin. Zur Entwicklung und Bildung der eigenen Identität gehört die Identitätskrise. Durch sie
werden vermittelte Identitäten hinterfragt und das Experimentieren mit neuen Identitäten wird
angeregt. Die jungen Menschen sind in dieser Entwicklungsphase verunsichert und daher
auf ein stützendes Umfeld angewiesen: (vgl. Mietzel 1995: 269ff.).
Die Überforderung bezüglich der unendlich vielen Wahlmöglichkeiten in sämtlichen
Lebensbereichen, welche von den Jugendlichen täglich viele Entscheidungen erfordern, ist
in der alltäglichen Arbeit mit Jugendlichen in der Adoleszenz spürbar und ist, meines
Erachtens, auch oft Ursprung von delinquentem Verhalten. Diese Überflutung mit
Informationen und den damit verbundenen Wahlmöglichkeiten, beginnt in der Wahl des
Aussehens (Kleider, Frisur, Figur, Szene), der Freizeitbeschäftigung (Fussball, Billard,
„Rumhängen“) und endet in Entscheidungen der eigenen Zukunft (Berufswahl, Strafregister),
des Wohnsitzes (Mutter, Vater) und der Sexualität (heterosexuell, homosexuell, bisexuell).
Der Mensch wird mit dem Entwicklungsschritt der Identitätsbildung zu einem Zeitpunkt
konfrontiert, in welchem er sich einerseits zunehmend aus der familiären Bindung löst, dieser
jedoch gleichzeitig noch untergeordnet ist. Die Jugendlichen können durch die Eltern
nötigenfalls immer noch zurechtgewiesen werden, erhalten aber von diesen auch Schutz und
Seite 4
Unterstützung. Diese traditionellen Familienstrukturen lösen sich in der modernen
Gesellschaft
zusehend
auf.
Auch
andere
Bezugssysteme
fallen
der
steigenden
Individualisierung und Globalisierung zum Opfer. Gab es vor kurzer Zeit noch natürliche
Bezugspersonen ausserhalb der Familie wie beispielsweise Pfarrer, Lehrer, Kioskfrau,
Dorfpolizist u.a. leben diese aufgrund zunehmender Mobilität und geforderter Flexibilität
immer weniger
vor Ort. Fehlende Unterstützungsmöglichkeiten sind oft auch in
Migrationsfamilien
auszumachen.
Wegen
der
fehlenden
Unterstützung
muss
die
Integrationsleistung von den Jugendlichen alleine bestritten werden. Mangelnd integrierte
Eltern können ihren Kindern keinen Schutz und Unterstützung gewähren, da sie selber nicht
über die nötigen Ressourcen verfügen. Die zunehmenden Herausforderungen für
Jugendliche
und
die
zerfallenden
Familienstrukturen
führen
auch
zu
neuen
Problemstellungen innerhalb der Schule, welche traditionellerweise als einzige Institution den
Bildungsauftrag für Kinder und Jugendliche im obligatorischen Schulalter innehatte.
Bildungsprozesse wie Konfliktlösung, Berufswahl u.a. werden von Eltern immer häufiger an
die Schule delegiert, welche sich ihrerseits mit den vielschichtigen und steigenden Aufgaben
zunehmend überfordert fühlt.
Eine in der heutigen Zeit beobachtbare Bewältigungsstrategie der Jugendlichen ist die
Unverbindlichkeit. Die Jugendlichen haben aufgrund der Angebotsdichte Angst, ihnen könnte
etwas anderes entgehen, wenn sie sich auf etwas Konzentrieren. Durch ihr unverbindliches,
individuelles und spontanes Handeln ermöglichen es sich die Jugendlichen überall mit dabei
zu sein. Diese Bewältigungsstrategie hindert jedoch die Stärkung der eigenen Identität, weil
sie eine tiefere Auseinandersetzung mit einer Sache und mit sich selbst verunmöglicht.
1.2 Zielsetzung der Diplomarbeit
Die oben erwähnte Überforderung vieler Adoleszenter im Umgang mit der zunehmenden
Komplexität ihres Umfeldes bei gleichzeitig sich auflösenden stützenden Familienstrukturen
fordert die Jugendarbeit heraus, sich unterstützend einzumischen. Menschen mit einer gut
ausgebildeten Identität genügen den vielfältigen Lebensansprüchen besser. Daher sind
Hilfestellungen zur Identitätsfindung präventiver Art.
Ziel der Diplomarbeit ist ein Coaching- und Beratungsangebot zu entwickeln, in welchem
Jugendliche ihre Ziele besser erreichen können. Durch die enge Zusammenarbeit mit der
Jugendarbeit lernen die Jugendlichen einen Prozess anzugehen und zu bewältigen. Sie
haben die Möglichkeit, den Prozess eigenhändig, aber mit begleitender Hiflestellung zu
bestreiten. Diese Zusammenarbeit soll den Jugendlichen ein Beispiel in der Verarbeitung
von Informationen und im Erreichen von Zielen sein. Durch das gemeinsame Bestreiten
einer Herausforderung über längere Zeit, bilden die Jugendlichen ihre Identität weiter aus.
Seite 5
Ein
weiteres
Ziel
ist
das
Aufzeigen
einer
Alternative
zur
beschriebenen
Bewältigungsstrategie der Unverbindlichkeit. Um einen Prozess konstruktiv zu bewältigen, ist
ein Vertrauensverhältnis unabdingbar. Deshalb kann ein effektives Coaching- und
Beratungsangebot nicht auf der Unverbindlichkeit aufbauen, sondern muss sich zum Ziel
setzen, Jugendliche aus dem vertrauten Bewältigungshandeln herauszulösen, um ihnen
alternative Bewältigungsformen aufzeigen zu können. Dieser Balanceakt erfordert von den
Jugendlichen viel Vertrauen und von der Jugendarbeit ein hohes Mass an Empathie, um die
Jugendlichen mit der Erwartung nach Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit nicht zu
überfordern. Daher ist der Prozess der Zusammenarbeit bezüglich Dauer, gegenseitigen
Erwartungen und Aufwand von Beginn an klar zu definieren und zu besprechen.
Die Diplomarbeit setzt sich also zum Ziel, ein Coaching- und Beratungsangebot zu
konzeptionieren, das als Grundkonzept für Prozesse mit unterschiedlichen Zielsetzungen
anwendbar ist. Um den Zielsetzungen und den damit verknüpften Erwartungen von
interessierten Jugendlichen optimal gerecht zu werden und um das Angebot verständlich zu
präsentieren, gibt es ein Grundkonzept und darauf aufgebaut diverse Module mit je
unterschiedlichen Zielsetzungen. Dies ermöglicht interessierten Jugendlichen, sich je nach
ihren Bedürfnissen für ein Modul zu entscheiden. Die Zielsetzungen sind in den Modulen
jeweils konkreter umschrieben.
1.3 Berufspraxis
Die Idee eines Coaching- und Beratungsangebotes, welches in dieser Diplomarbeit
entwickelt wird, ist aufgrund von Beobachtungen aus der unmittelbaren Berufspraxis
entstanden. Ziel der Diplomarbeit ist es, diesen Beobachtungen mindestens teilweise zu
entsprechen und seinen Teil an die Lösung der erkannten Problematik beizutragen. Zwar ist
die Problematik schon seit einiger Zeit beobachtbar und in der Berufspraxis sind auch schon
Coaching- und Beratungseinheiten erfolgt. Gefehlt hat jedoch stets ein gut strukturiertes
Angebot, welches auch die gegenseitigen Erwartungen klärt.
Die
dieser
Arbeit
zugrundeliegenden
Erfahrungen,
sowie
eine
explorative
Bedürfnisabklärung wurden in der Jugendarbeit Brügg gemacht. Das Coaching- und
Beratungsangebot soll nach seiner Erarbeitung in der Jugendarbeit Brügg umgesetzt
werden. Unter Berücksichtigung der im Kapitel 1.5 ‚Aktuelle Situation in der Jugendarbeit
Brügg’ beschriebenen Eigenschaften der Jugendarbeit Brügg, sowie des grundsätzlich
ausgeführten Verständnisses von offener Jugendarbeit, kann das Coaching- und
Beratungsangebot auch an die Bedürfnisse anderer Institutionen adaptiert werden.
1.4 Vorgehen
Seite 6
Im
folgenden
Theorieteil
werden
mittels
Fachliteratur
für
das
Coaching-
und
Beratungsangebot relevante Aspekte der Beratung aufgegriffen. Der Begriff des Coaching ist
in sozialarbeiterischer Literatur kaum vertreten, beschreibt jedoch den weiterführenden
Prozess der Beratung in die zielorientierte Begleitung. Daher wird der Begriff Coaching zur
Verwendung in der Sozialen Arbeit definiert. Im Weiteren werden theoretische Ansätze der
Beratung aufgezeigt und die Diplomarbeit darin positioniert. Beratung wird in vielen
Bereichen und mit unterschiedlichem Hintergrund und Absicht angewandt. Aufgrund dessen
wird der Beratungsanspruch des Coaching- und Beratungsangebotes in seiner Funktion
definiert. Im Weiteren werden verschiedene Formen und Strukturen der Beratung
aufgegriffen und jeweils auf das Angebot bezogen.
Zur konkreten Anwendung der Beratung dienen zwei Beratungskonzepte. Das erste ist die
Soziale Beratung nach Hans Thiersch. Thiersch zeigt die Grundfunktionen wie auch die
Gefahren von Beratung auf und definiert das Beratungsangebot in seiner Aufgabe und im
sozialräumlichen Zusammenhang. Das zweite Beratungskonzept ist die Kooperative
Beratung nach Wolfgang Mutzeck. Mutzeck stellt sein Beratungskonzept in einen
detaillierten Rahmen und entwickelte einen Beratungsprozess, in dem die Beratung in
einzelne Schritte gegliedert wird und der zur direkten Anwendung gedacht ist. Die beiden
Beratungskonzepte werden kritisch gewürdigt und in die Entwicklung des Konzeptes des
Coaching- und Beratungsangebotes einbezogen. Das Angebot dient der Anwendung in der
offenen Jugendarbeit. Daher werden die strukturellen Voraussetzungen skizziert, die für eine
erfolgreiche Beratung in der offenen Jugendarbeit relevant sind. Durch die Entwicklung des
Angebotes für die spezifische Zielgruppe der Jugendlichen sind entwicklungspsychologische
Aspekte zu berücksichtigen, welche als jugendspezifische Aspekte der Beratung
zusammengefasst werden.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wird das Konzept des Coaching- und Beratungsangebotes
entwickelt, das Zielsetzung, Zielgruppe, Evaluation, Teilnahmebedingungen usw. klärt.
Weiter wird ein Ablaufschema gestaltet, welches der konkreten Anwendung dient. Wie in der
Zielsetzung beschrieben, bilden Module aufbauend auf dem Konzept einen definierten
Rahmen
von
Zielsetzungen,
welche
Jugendliche
durch
das
Coaching-
und
Beratungsangebot angehen können. Vorerst werden als konkretes Angebot für die
Jugendlichen zwei Module entwickelt.
Zum Schluss werden die Zielsetzungen ausgewertet und eine kritische Diskussion geführt.
Ein Ausblick zeigt die mögliche Anwendung des Coaching- und Beratungsangebotes in der
näheren Zukunft.
1.5 Aktuelle Situation in der Jugendarbeit Brügg
Seite 7
Die Idee zum Coaching- und Beratungsangebot ist aus der Praxiserfahrung in der
Jugendarbeit Brügg entstanden und es wird zur Anwendung in dieser Institution entwickelt.
Die Jugendarbeit Brügg ist ein Angebot im Rahmen der offenen Jugendarbeit des Kantons
Bern. Sie richtet ihre Arbeit nach einem präventiven, integrativen und partizipativen
Verständnis aus. Die Jugendarbeit Brügg will Jugendlichen Alternativen zu abweichenden
Verhaltensweisen aufzeigen, sie in Übergängen in andere gesellschaftliche Einheiten
begleiten und fördern, sie zur Selbständigkeit hin führen, sie in ihrer Eigeninitiative stärken
und in Entscheidungsprozesse einbinden. Die Jugendarbeit Brügg achtet auf eine breite
Zugänglichkeit der Institution für Jugendliche und hat an sich den Anspruch, für Jugendliche
ein verlässlicher und ausserfamiliärer Ansprechs- und Bezugsort zu sein. Dieser Anspruch
wird durch die Hervorhebung des Beziehungsaspektes erreicht, welcher in sämtlichen
Angeboten und Projekten eine zentrale Rolle spielt. Mittels den Beziehungen zu den
Jugendlichen ist es der Jugendarbeit möglich, die Begleitung und Förderung von
Jugendlichen wahrzunehmen. Die Jugendarbeit Brügg findet in verschiedenen Räumen statt;
der Hauptsitz jedoch bildet ein zweigeteiltes Büro. Im vorderen, mit Schaufenstern
ausgestatteten und auf die Strasse zugewandten Bereich, können Jugendliche während
bestimmter Öffnungszeiten seinesgleichen treffen, lesen, sich an einer Pinwand über
aktuelle Projekte informieren oder am PC Arbeiten verrichten. Im hinteren Bereich befindet
sich
das
Büro
der
Jugendarbeitenden.
Während
den
Öffnungszeiten
sind
die
Jugendarbeitenden dort zu finden. Dieser Raum dient auch für vertrauliche Gespräche. Die
Kontaktaufnahme von Jugendlichen mit den Jugendarbeitenden geschieht meistens in
laufenden Projekten und Angeboten. Wünschen die Jugendlichen ein Gespräch, kann ein
Termin im Büro vereinbart werden, um sich in einem geeigneten Setting zu treffen.
Die gemachten Erfahrungen bezüglich Coaching- und Beratungseinheiten innerhalb der
Jugendarbeit Brügg haben in sich gemeinsam, dass sie Ergebnis vertrauensvoller
Beziehungsarbeit sind. Geleistete Beziehungsarbeit und Niederschwelligkeit bezüglich den
Zugangsmöglichkeiten zur Beratung sind geleistete Voraussetzungen um beratend und
begleitend mit Jugendlichen zu arbeiten. Positiv zu werten ist auch die Unstrukturiertheit der
Beratung, welche es ermöglicht, individuelle und unkonventionelle Beratungs- und
Begleitungsmassnahmen
umzusetzen.
Nachteilig
erscheinen
die
fehlenden
Beratungsstrukturen in der bleibenden Unsicherheit unter den Jugendlichen. Sie haben keine
oder nur beschränkte Vorstellungen darüber, was genau die Leistungen der Jugendarbeit
sein könnten und worauf sie Anspruch hätten. Die nicht definierte Verbindlichkeit wirkt zwar
niederschwellig, hat jedoch ihre Schattenseiten im eingeschränkten Wirkungsspektrum der
Jugendarbeitenden und der Unsicherheit über einen ab- oder unabgeschlossenen
Beratungsprozess. Eine verbindliche Zusammenarbeit, welche in ihren Grundzügen vielleicht
sogar mit den Eltern geklärt würde, hätte den Vorteil, dass die Vorstellungen und
Seite 8
Bedingungen nicht nur bei den Jugendlichen geklärt sind, sondern eben auch bei den Eltern.
Dadurch lassen sich die Jugendlichen auf ihre eigene Zustimmung behaften, was gerade in
der Adoleszenz, welche von schwankenden und unsicheren Phasen geprägt ist, zu einer
Sicherheit für sie werden kann; Voraussetzung ist, dass der Prozess in einem überblickbaren
Zeitrahmen stattfindet.
Es ist zu beachten, dass die Angebote der Jugendarbeit Brügg zahlreich sind. Die geforderte
und nötige Verbindlichkeit ist je nach Angebot verschieden. Deshalb kann für ein
spezifisches
Angebote,
wie
das
Coaching-
und
Beratungsangebot
es
ist,
eine
überdurchschnittlich hohe Verbindlichkeit gefordert werden.
Mittels einer explorativen Bedürfnisabklärung innerhalb der Jugendarbeit Brügg wurde die
Idee des Coaching- und Beratungsangebotes an die Jugendlichen herangetragen. Ziel
dieser Abklärung war die Prüfung und Ergänzung der Idee durch die Jugendlichen. Dazu
wurde ein Fragebogen (siehe Anhang) an insgesamt acht Jugendliche abgegeben. Es wurde
auf eine breite Verteilung bezüglich dem Geschlecht und der Szenenangehörigkeit geachtet.
Insgesamt haben fünf Jungen und drei Mädchen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren den
Fragebogen ausgefüllt. Alle Jugendlichen stehen in irgendeinem Bezug zur Jugendarbeit.
Die einen durch den regelmässigen Besuch des Jugendtreffs, die anderen durch die
Beteiligung an weiteren Projekten. Alle acht finden die Idee des Coaching- und
Beratungsangebotes gut bis sehr gut. Die Inhalte, welche sich die Jugendlichen vorstellen
könnten, sind hauptsächlich Berufswahl und Lehrstellensuche, Freizeitgestaltung und
Unterstützung bei Problemen verschiedener Art. Bei der Vermutung, welche Gruppe von
Jugendlichen am Programm teilnehmen werden, wurden gegensätzliche Meinungen
genannt. Die einen denken nur an Jungen, die anderen nur an Mädchen. Manche tippen auf
alle. Die Altersangaben gehen von 12 bis 17 Jahren. Die eigene Teilnahme am Coachingund Beratungsangebot können sich drei von fünf Jungen und alle drei Mädchen vorstellen.
Auf welche Art das Coaching- und Beratungsangebot vorgestellt werden müsste, wurde
wiederum vielseitig beantwortet: In den Klassen, mittels attraktivem Prospekt, oder PowerPoint Präsentation. Einen Zusammenhang zwischen der Teilnahme der Jugendlichen und
der ausführenden Person von der Jugendarbeit besteht grundsätzlich. Einen hohen
Stellenwert hat die Sympathie. Den Jungen ist es eher egal, wem sie gegenüber sitzen. Die
Mädchen hätten gerne eine kompetente Person und möchten eher selber wählen können.
Einem Elterngespräch stehen die Jugendlichen eher kritisch gegenüber, wobei sie sich aber
vorstellen könnten, dass ein solches Gespräch bei gewissen Themen sicher sinnvoll wäre.
Seite 9
2. Theorieteil
2.1 Einleitung
Die Voraussetzungen, Jugendliche zu coachen und beraten, sind vielschichtig. Für die
beraterische
Tätigkeit
ist
ein
theoretischer
Hintergrund
von
Bedeutung,
für
die
weiterführende Begleitung ist pragmatisches Wissen zentral. Eine Schlüsselstelle in der
Vermittlung von Kompetenzen und Fähigkeiten ist die Kommunikation resp. die Interaktion.
Im gegenseitigen Gespräch gilt es Vertrauen aufzubauen, die Ausgangslage zu erfassen und
lösungs- und zielorientierte Handlungsschritte zu planen und umzusetzen. Interaktion
fokussiert auf Lösung- und Zielorientierung sowie auf Freiwilligkeit, wie es das Konzept der
offenen Jugendarbeit voraussetzt, kann als Beratung definiert werden. Daher widmet sich
der folgende Teil der Beratung. Ziel ist es, mittels den theoretischen Grundsätzen der
Beratung, den Beratungskonzepten der Sozialen Beratung nach Thiersch und der
Kooperativen Beratung nach Mutzeck, Wissen und Erkenntnisse herzuleiten. Dieser
Hintergrund, in Ergänzung mit jugendspezifischen Aspekten der Beratung und strukturellen
Eigenschaften von Beratung in der offenen Jugendarbeit, dienen im dritten Kapitel dieser
Arbeit der Entwicklung des Konzeptes für das Coaching- und Beratungsangebot.
2.2 Definition von Beratung
„Beratung“ und „beraten“ finden ihren Ursprung im Wort „Rat“ und „raten“. „Rat“ ist ein
althochdeutsches Wort und meint die Besorgung notwendiger Mittel, Abhilfe, Fürsorge und
gutgemeinte Vorschläge. Auch die Begriffe Stadtrat, Rathaus oder Familienrat sind auf
diesen Ursprung zurückzuführen. „Raten“ wurde im Sinne von vorschlagen, empfehlen und
für etwas sorgen verwendet: (vgl. Mutzeck 1997: 10).
Beratung ist ein weiter Begriff. Im weitesten Sinne steht Beratung für eine Hilfeform und wird
als eigenständige Methode im Arbeitsfeld von Beratungsstellen praktiziert. Beratung lässt
sich
jedoch
nicht
auf
diese
eine
Anwendung
reduzieren.
Vielmehr
ist
sie
Querschnittmethode, die in unzähligen Interaktionen zwischen Hilfesuchenden und
Beratenden zum Einsatz kommt. Beratung wird im Bereich der Bildung, Erziehung,
Gemeinwesenarbeit, Sozialarbeit, Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit und in vielen anderen
Bereichen angewendet.
Beratung meint die Interaktion zwischen mindestens zwei Personen, in der die beratende
Person mit Hilfe von kommunikativen Mitteln der ratsuchenden Person bezüglich einer Frage
oder Problemstellung mehr Wissen, Orientierung oder Lösungskompetenz vermittelt.
Beratung kann vor der Manifestation von Problemen, während aktuellen Schwierigkeiten
oder in Bezug zur Folgenaufarbeitung angewandt werden.
Seite 10
Das Ziel einer Beratung darf demnach nicht die Problemlösung sein, sondern die Herstellung
und Förderung von Bewältigungskompetenzen der ratsuchenden Person. Die Leistung der
Problemlösung hat die zu beratende Person zu vollbringen. Dabei haben die BeraterInnen
die Person, Situation und Umwelt erstmals zu erfassen und wahrzunehmen. In einem
zweiten Schritt geht es darum, die ratsuchende Person zu unterstützen, die Strukturen und
Muster ihrer Situation zu erkennen und zu ordnen. Im dritten Schritt nehmen die
BeraterInnen an der Mitwirkung der Problemlösung teil und erarbeiten zusammen mit der
ratsuchenden Person Auswege und Lösungen. Die ratsuchende Person wird dabei ermutigt
und befähigt, Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Beratung teilt sich bei allen
Anwendungen in den Prozess der Klärung des Problems, die Aufstellung von Zielen und
Teilzielen, die Planung und Reflexion von Handlungsschritten und wenn nötig wiederum in
erneute Handlung und Auswertung: (vgl. Sickendiek 2002: 13f).
Wolfgang Mutzeck weist zudem darauf hin, dass in einer idealen Ausgangslage die
ratsuchende Person eine hohe Selbstmotivation aufweist, die sich in der Freiwilligkeit der
Beratung und der Bereitschaft zur Mitarbeit zeigt: (vgl. Mutzeck 1997: 12).
2.3 Definition von Coaching
Coaching als Begriff in der Sozialen Arbeit gilt es erst zu definieren. Coaching wird oft in der
Betriebswirtschaft, der Supervision oder im Sport verwendet. Aber auch innerhalb dieser
Bereiche ist Coaching zu einem strapazierten Begriff geworden. Wer heute diesen Begriff
verwendet, kommt nicht darum herum, vollständig zu erklären, welche Form und welche Art
der Tätigkeit genau gemeint ist. Gemeint ist ursprünglich eine exklusive beraterische
Beziehung: „(...) ein Aufgabenerfüller, sei er nun antiker Held, postmoderne Führungskraft,
jugendlicher Newcomer oder vorübergehend eingesetzter Problemlöser, bespricht sein
Wirken mit einem unbeteiligten Dritten zum Zwecke des Reflektierens, des Lernens, der
besseren Leistung, der Entlastung, der intensivierten Analyse, der Wiederherstellung von
Arbeitsfähigkeit und was die Anlässe und Motive solcher kommunikativen Nachdenklichkeit
sonst noch sein mögen (...)“ (Fatzer 2002: 107). Im englischen Sprachgebrauch steht Coach
für den Kutscher - der Lenker des Gefährts und der Betreuer der Pferde.
In der Sozialen Arbeit kann Coaching als Strategiebegriff bezeichnet werden. Im Gegensatz
zur Beratung, in der es zuerst um die Problemfindung und anschliessend um die Entwicklung
einer Lösung geht, steht Coaching für eine zielorientierte Strategie. Beratung gründet
grösstenteils in Theorie, Coaching hauptsächlich in pragmatischem Wissen. Coaching
kümmert sich nicht um die Ursachen einer Situation, sondern wird angewandt, um ein
bestimmtes Ziel zu erreichen. Die Hilfestellungen um ein Ziel zu erreichen sind im
Unterschied zur Beratung nicht nur auf das Ratgeben beschränkt, sondern können in ihrer
Form kreativ und praxisnah erfolgen. Der Coach eines Kurzstreckenläufers beschränkt seine
Seite 11
Hilfestellung nicht auf das Ratgeben in der Garderobe, er geht mit auf die Rennbahn, läuft
kurze Strecken mit und motiviert den Sportler am Ort des Geschehens.
Durch die Ergänzung von Beratung und Coaching können nun die Stärken der
systematischen Auf- und Erarbeitung von Situationen und der zielorientierten Förderung
verbunden werden.
2.4 Theoretische Ansätze
Wolfgang Mutzeck legt dar, dass öfters von über vierzig Beratungstheorien gesprochen wird.
Beim genaueren Betrachten jedoch fällt auf, dass sich viele Theorien mit Erklärungs- und
Behandlungsansätzen
abgeben.
Theorien,
die
sich
speziell
mit
der
Beratung
auseinandersetzen, fehlen weitgehend. Mutzeck ist jedoch der Ansicht, es sollte nicht das
Ziel
sein,
eine
Beratungstheorie
aufzustellen,
sondern vielmehr
eine
Konzeption
unterschiedlicher Ansätze. Es liegt jeder Beratung ein Beratungskonzept und somit eine
Beratungstheorie zugrunde, in den meisten Fällen jedoch werden diese nicht bewusst
wahrgenommen und klar umschrieben. Häufig basieren Beratungskonzepte auf dem
Hintergrund therapeutischer Schulen. Mutzeck findet diese theoretischen Ansätze jedoch für
ein Beratungshandeln nicht ausreichend. Mutzeck stellt die Frage: „(...) ob ein
Beratungskonzept ein geschlossenes System sein muss, oder ob es möglich ist, eine
Rahmenkonzeption zu entwickeln, die offen ist für unterschiedliche Konzepte innerhalb
dieses Rahmens.“ (Mutzeck 1997:29). Mutzeck entwirft eine Beratungstheorie als eine Art
Schachteltheorie, bestehend aus verschiedenen Ebenen (siehe Abb. a).
zugrundegelegte Menschenbildannahme
Handlungs- und Störungstheorie
Beratungskonzeption in
einer Situation
Abb. a)
Die Menschenbildannahme bildet die Grundlage aller nachfolgenden Elemente der
Beratungstheorie. Das Verständnis von Handlungen und Verhalten des Menschen und seine
Abweichung davon, beeinflusst den Beratungsprozess entscheidend. Bei der Arbeit mit
Handlungs- und Störungstheorien, wie auch beim grundsätzlichen Einsatz von Theorien, gilt
zu beachten, dass diese nie alle Bezüge erklären, sondern jeweils nur einen bestimmten
Bereich eines komplexen Ganzen beleuchten. Die Beratungskonzeption sollte angeben, wie
Seite 12
die beratende Person ihre Arbeit auffasst. Dabei sind die Bereiche der Beratungsform, der
Beratungsbeziehung, der Methodenwahl und der Evaluation zu definieren. Mutzeck wirkt mit
seiner Darstellung bewusst einer Methodengläubigkeit entgegen. Das Vorhandensein von
Beratungstheorien beschränkt sich nicht nur auf die beratende Person. Bei beiden spielen
die unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen eine zusätzliche Rolle. Die beratende
Person jedoch erhält die anspruchsvolle Aufgabe, zwischen ihrer eigenen wissenschaftlichen
und der subjektiven Theorie des Klienten zu vermitteln: (vgl. Mutzeck 1997: 27ff).
2.4.1 Ableitung auf die Diplomarbeit
In Bezug auf die Ausarbeitung eines spezifischen Beratungskonzeptes (vgl. Kapitel 1.2), ist
es somit angebracht, das zu grundliegende Menschenbild sowie die Handlungs- und
Störungstheorien kurz zu beschreiben. Sie bilden nach Mutzeck die Grundlage für jedes
Beratungskonzept.
Dieser Arbeit liegt ein Menschenbild zugrunde, das in jedem Menschen, unabhängig seinem
sozialen Status und seiner kognitiven Fähigkeiten, den gleichen Wert und die gleichen
Möglichkeiten der Entwicklung anerkennt. Jeder Mensch ist ein individuelles, gewolltes und
geliebtes Geschöpf. Die ratgebende Person verfügt zwar über ein grösseres Fachwissen
was beratungs- und lösungsorientierte Prozesse angeht, die ratsuchende Person ihrerseits
verfügt jedoch über individuelle Ressourcen, welche es nicht zu bewerten und vergleichen
gilt, sondern wertzuschätzen und lösungsorientiert einzusetzen.
Handlungen und Verhalten eines Menschen unterliegen den vielseitigsten Einflüssen. Sie
resultieren aus soziologischen, systemischen und psychischen Prägungen, was eine
Handlung oder ein Verhalten zwar erklär- und nachvollziehbar werden lässt, aber nie einen
Menschen aus der Eigenverantwortung entlässt. Für die Beratung von grundlegender
Bedeutung ist die Einsicht der ratsuchenden Person über die Eigenverantwortung und die
Selbstkompetenz des Handelns und somit auch der Lösungsfindung. Die beratende Person
kann Ressourcen aufdecken oder ein Umfeld gestalten helfen, welches Fähigkeiten zu
erlernen und entwickeln ermöglicht. Doch Grundlage und Bedingung jeder Zielsetzung ist die
Hoffnung und der Glaube der ratsuchenden Person selbst.
2.5 Anwendungsbereiche der Beratung
Beratung wird in vielen sozialen Kontexten angewandt. So erhält man einen erweiterten
Zusammenhang von Beratung, wenn kurz die Anwendungen und deren Absicht in anderen
Berufen ergründet wird. In der Psychologie, Sozialarbeit, Pädagogik und psychosozialen
Arbeit werden Beratungskonzepte angewandt, verfolgen jedoch Perspektiven ihrer
Wissenschaft. Neben charakteristischen Unterschieden der Beratungskonzepte fallen
wichtige Übereinstimmungen auf, die zum Ziel haben, Selbst- und Situationserkenntnis zu
Seite 13
fördern, sowie das Schaffen und Aktivieren von Kompetenzen und Ressourcen bei den
Klienten.
Psychologische Beratung
Früher diente die Beratung in der Psychologie hauptsächlich der Diagnostik. Heute dient sie
vermehrt der Informationsvermittlung, um den Klienten Entscheidungen im jeweiligen
Problembereich zu erleichtern. Auffällig ist nach wie vor, dass der beratenden Person
automatisch
eine
Expertenrolle
zugeschrieben
wird.
Vermehrt
orientiert
sich
die
psychologische Beratung an der Prävention und am Wachstum: (vgl. Sickendiek 2002: 15ff).
Soziale Beratung
Unter sozialer Beratung versteht sich Hilfe für Einzelpersonen oder Gruppen mit Problemen
in der sozialen Umwelt. Zur sozialen Umwelt gehören Familie, Verwandtschaft, berufliche
oder schulische Umwelt und Freundeskreis. Dabei bezieht sich die soziale Beratung auf
materielle, rechtliche und institutionelle Strukturen. Thiersch nennt die soziale Beratung ein
methodisch ausgewiesenes, zielorientiertes Arbeitskonzept. Die Arbeitsstufen haben einen
prozesshaften Zusammenhang. Die Wahrnehmung von Schwierigkeiten ist Voraussetzung
für die Entwicklung von Hilfsentwürfen und führt zur Unterstützung bei der Erschliessung von
Ressourcen. Es wäre ein Trugschluss, Probleme der sozialen Umwelt isoliert lösen zu
wollen. Vielmehr soll die ganze Lebenswelt der Klienten miteinbezogen werden. Dabei ist die
Beratung in der Form zugänglich zu gestalten. Dem Klienten ist dabei mit Respekt zu
begegnen. Gemeinsam gilt es in einem Prozess die Problemfelder auszuhandeln: (vgl.
Thiersch 2003: 130ff).
Pädagogische Beratung
Pädagogische Beratung meint einen Moment im Erziehungsprozess, welcher mit einer Frage
des Ratsuchenden eröffnet wird. Die ratsuchende Person hat dabei nicht die Erwartung,
erzogen zu werden, sondern wünscht sich ein offenes Gespräch. Die pädagogische
Beratung hat den Anspruch eines Bildungssinns und hat demnach auch eine Verneinung der
ratsuchenden Person zu akzeptieren. Bildung umfasst den Gewinn der Fähigkeit, mit der
vermittelten Information umgehen zu können. Die pädagogische Beratung nimmt im Alltag
einen hohen Stellenwert ein. Die KlientenInnen haben im alltäglichen Kontakt mit
PädagogInnen viele und zugängliche Möglichkeiten, an Beratung zu gelangen. In diesem
Sinne nehmen auch die kurzen Beratungsgespräche im Kontext der Erziehung und Bildung
eine wichtige Funktion ein: (vgl. Sickendiek 2002: 18f).
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Psychosoziale Beratung
Psychosozial meint die Verbindung von psychischer und sozialer Befindlichkeit mit den
Lebens- und Umweltbedingungen. Im Zentrum stehen die Belastungen, die durch äussere
Anforderungen an das Individuum herangetragen werden und die Bewältigungsformen, um
damit umzugehen. Psychosoziale Beratung richtet sich an Probleme des sozialen Lebens,
die aber als emotional-persönlich wahrgenommen werden. Von Bedeutung sind daher
widersprüchliche Anforderungen und Erwartungen. Durch das Erzählen der Probleme erlebt
die ratsuchende Person eine emotionale Entlastung. Zusammen mit der beratenden Person
gewinnt die ratsuchende Person an psychosozialer Reflexivität und lernt zwischen Umwelt
und individuellen Anforderungen und Motiven zu unterscheiden.
Im Weiteren orientiert sich die psychosoziale Beratung an vorhandenen Ressourcen. Im
Beratungsprozess geht es darum, die persönlichen und sozialen Ressourcen zu analysieren,
deren Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen und gefährdete Ressourcen zu sichern: (vgl.
Sickendiek 2002: 19ff).
2.5.1 Positionierung der Diplomarbeit
Durch die beabsichtigte Verwendung dieses Coaching- und Beratungsangebotes innerhalb
der sozialen Arbeit, genauer in der Jugendarbeit, sind die psychologischen sowie die
psychosozialen Aspekte auszuschliessen. Die Arbeit mit Jugendlichen in der Sozialen Arbeit
orientiert sich an den sozialen wie auch pädagogischen Aspekten der Beratung. Das
beraterische Angebot richtet sich an Jugendliche, die mit einer Herausforderung innerhalb
ihrer sozialen Umwelt konfrontiert sind und dabei Unterstützung benötigen. Im Wiederspruch
zu Thiersch und anderen Verfassern von Literatur zur Beratung, liegt der Fokus im
beabsichtigten
Beratungsangebot
nicht
auf
einem
Problem,
sondern
auf
einer
Herausforderungen. Der Unterschied ist in erster Linie im Motivationshintergrund
festzustellen. Als offene Jugendarbeit, welche im ausserschulischen Bereich tätig ist und
ganz auf Freiwilligkeit beruht, ist auf die Attraktivität eines Angebotes zu achten. Gerade
Jugendliche beschäftigen sich in ihrer Freizeit nicht gerne mit Problemen, jedoch mit
Chancen und Herausforderung. Das Beratungsangebot bezieht sich gegenüber der sozialen
Beratung nicht auf materielle, rechtliche und institutionelle Strukturen, sondern auf
Begleitung, Unterstützung und Förderung. Die beraterische Tätigkeit ist methodisch
ausgewiesen, baut auf prozesshaften Arbeitsstufen auf und ist zielorientiert. Dabei sind die
Jugendlichen mit ihrer Lebenswelt miteinzubeziehen und zu respektieren. Das Angebot soll
für Jugendliche möglichst zugänglich sein. Ein pädagogischer Anspruch besteht durch den
Bildungssinn des Beratungsangebotes. Bildung geschieht durch den gemeinsamen Prozess
der Erarbeitung und Bewältigung einer Herausforderung. Aufgrund der beabsichtigten Form
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der Zusammenarbeit, welche auf überblickbare Zeit verbindlich ist, werden pädagogische
Prozesse initiiert.
2.6 Formen und Strukturen von Beratung
Dieses Unterkapitel widmet sich den konkreten Formen und Strukturen der Anwendung von
Beratung und hat zum Ziel, die Wichtigkeit von grundlegenden und oft nebensächlich
erscheinenden Faktoren aufzuzeigen um das beabsichtigte Beratungskonzept auch in seiner
Form und Struktur zu definieren.
Das vertrauliche Beratungsgespräch unter vier Augen ist nur eine soziale Konstellation nebst
vielen anderen. Kontextuell orientierte Beratung geht davon aus, dass der soziale Kontext
der ratsuchenden Person ebenso eine Rolle spielt, wie die Person selber. Je nach
institutionellen Möglichkeiten, ist der Einbezug des sozialen Kontextes mehr oder weniger
möglich. Sehr häufig jedoch sind Gruppen in einen Problemkreis involviert und nicht nur eine
einzelne Person. Beim Versuch, eine problematische Situation zu bewältigen, und dabei die
Kontexte nicht in die Beratung miteinzubeziehen, können oft nur Symptome oder Teile des
Problems gelöst werden. In der Beratungsliteratur wird die soziale Konstellation häufig mit
dem Wort ‚Setting’ umschrieben. Sickendiek weist darauf hin, dass unter ‚Setting’ nebst den
einzubeziehenden Personen auch die zeitlichen, institutionellen, räumlichen und rechtlichen
Dimensionen zu verstehen sind: (vgl. Sickendiek 2002: 93f).
2.6.1 Ort der Beratung
Mutzeck unterscheidet bezüglich dem Ort der Beratung zwischen vertrauter und fremder
Umgebung. Viele Argumente sprechen dafür, einen Ort zu wählen, der für die ratsuchende
Person vertraut ist. Wichtig ist, dass sich die ratsuchende Person wohl fühlt und es ihr somit
leichter fällt, von Problemen oder auch von Herausforderungen zu berichten. In diesem
Zusammenhang werden auch die Begriffe gemeindenahe und gemeindeferne Beratung
gebraucht. Das Ziel einer gemeindenahen Beratung ist die Überwindung der natürlichen
Barrieren im Sinne von Hemmschwellen um eine Offenheit zu erreichen, die es ermöglicht,
die wirklichen Hindernisse anzugehen: (vgl. Mutzeck 1997: 20).
Fazit  Der Beratungsort muss demnach den Jugendlichen vertraut sein, damit sie
unbefangen über ihre Situation sprechen können. Jedoch ist es erfahrungsgemäss von
Vorteil, wenn der Beratungsort einen offiziellen Charakter hat, vorausgesetzt die
Jugendlichen verbinden diesen Ort nicht mit negativen Erfahrungen. In der Jugendarbeit
könnte ein solcher Ort das Büro der Jugendarbeitenden sein.
2.6.2 Mittelbare/ Unmittelbare Beratung
Seite 16
Unmittelbare Beratung meint, dass die Kommunikation zwischen der ratsuchenden Person
und der beratenden Person direkt und nicht über ein dazwischengeschaltetes Medium
verläuft. Das bedingt die Anwesenheit beider Personen im gleichen Raum und den
unmittelbaren Sichtkontakt. Die mittelbare Beratung geschieht über ein Medium. Die
Beratung kann über das Telefon, Internet, Briefwechsel u.a. stattfinden. Dabei ist sicherlich
der Grad der Niederschwelligkeit erhöht, da sich die ratsuchende Person von Zuhause aus
beraten lassen kann und kein direkter Blickkontakt aufgenommen werden muss. Zusätzlich
hat die ratsuchende Person es in der Hand, sofort aus der Beratung auszusteigen und kann
Anonymität beanspruchen.
Die mittelbare Beratung kann auch bei einer Nachbetreuung einer unmittelbaren Beratung
erfolgen. Diese Beratungsform hat gegenüber der mittelbaren Beratung den Vorteil, den
Aufwand zu minimieren: (vgl. Mutzeck 1997: 19).
Fazit  In der heutigen Zeit ist es gerade in der Jugendberatung unumgänglich neue Medien
zu gebrauchen. Short message service (SMS), Telefon und Internet sind Medien, welche
den Jugendlichen zur Verfügung stehen und die ihnen vertraut sind. Bereits gibt es viele
Beratungsangebote für Jugendliche, welche mittelbar erfolgen. Im Sinne einer Beratung, die
auch Begleitung nicht ausschliesst und in der über einen längeren Zeitraum auf einer
Vertrauensbasis zusammengearbeitet wird, erscheint die unmittelbare Beratungsform
angebrachter. Sie schliesst jedoch eine mittelbare Beratungsform im ergänzenden Sinn nicht
aus.
2.6.3 Vertikale/ Horizontale Beratung
Vertikal oder horizontal steht für die Struktur des Vorgehens. Dahinter verbergen sich nicht
nur Verhaltensweisen, sondern die Betrachtung des Menschen an sich. Vertikale Beratung
(direktiv, asymetrisch) steht für eine hierarchische Beziehung. Es gibt ein Oben und ein
Unten. Oben ist definiert durch das Fachwissen, die Beratungs- und Fachkompetenz der
beratenden Person. Unten meint die Ratlosigkeit, Unterlegenheit und die Hilfsbedürftigkeit
der ratsuchenden Person. Die Beratung stellt direkte Fragen, informiert, erklärt, interpretiert
und breitet Vorschläge und Handlungsanweisungen aus. Dabei verhält sich die ratsuchende
Person reaktiv und passiv. Die horizontale Beratung (nicht-direktiv, symmetrisch, kooperativ)
versucht die Aktivität der ratsuchenden Person herzustellen und zu stützen. Dabei wird der
ratsuchenden Person Kompetenz und Kraft zugeschrieben, die es ihr ermöglichen, das
Problem zu einem grossen Teil selber zu lösen. Die Beratungsbeziehung ist ausgeglichen.
Beide
Parteien
verfügen
über
andere,
aber
gleichwertige
Kompetenzen,
die
zusammengefügt ermöglichen, eine Problemlösung gemeinsam zu erarbeiten. Dabei ist es
an der beratenden Person, die Beratung auf einer Methode aufzubauen. Zur horizontalen
Seite 17
Beratung gehört auch die Fähigkeit, eigene Grenzen der Beratungstätigkeit zu erkennen und
nötige Triageverbindungen einzuleiten: (vgl. Mutzeck 1997: 26f).
Fazit  Das Beratungsangebot entspricht klar der horizontalen Beratung. Ein Coach verfügt
über keinerlei hierarchische Überlegenheiten, sondern versucht die zu begleitende Person
zu motivieren und zu begleiten. Ebenso verhält es sich mit der freiwilligen Beratung,
insbesondere bei Jugendlichen im Alter der Adoleszenz, weil diese auf Autoritätsstrukturen
empfindlich reagieren (siehe Kapitel 2.8). Durch die Anwendung des Coaching- und
Beratungsangebotes zur Bewältigung von Herausforderungen der Jugendlichen selbst,
nehmen die Jugendlichen eine zentrale und aktive Rolle ein.
2.6.4 Einzelberatung/ Gruppenberatung
Die Einzelberatung ist die kleinste denkbare Beratungskonstellation. Dabei entsteht eine
dyadische Kommunikation, also eine Auseinandersetzung zwischen zwei Personen. Die
Einzelberatung ist seit jeher ein zentraler Bestandteil von Beratungsprozessen. Im
Mittelpunkt
der
Einzelberatung
steht
die
individuelle
Betrachtungsweise
der
Problemkonstellation. Es geht dabei um die subjektive Wahrnehmung der ratsuchenden
Person. Die beratende Person versucht dabei, das Geschilderte nachzuvollziehen und
Zusammenhänge zu erkennen. Andere Personen werden indirekt miteinbezogen, da in fast
allen Problemkonstellationen andere Personen mitspielen: (vgl. Sickendiek 2002: 95). „Der
Klient bringt in seinem Kopf oder in seinem Herzen eine Reihe anderer Menschen mit, die an
ihm und an seinem Anliegen interessiert oder von der Problematik, von zukünftigen
Veränderungen mitbetroffen sind.“ (Bürgi 2004: 47). Die zu beratende Person, gerade
Jugendliche die noch im Elternhaus leben, hat bereits viele geäusserte Ratschläge im Kopf,
die sich oft auch mit den eigenen Gedanken vermischen. Dabei kann die beratende Person
durch seine Distanz dem zu Beratenden aufzeigen, welche Gedanken seine eigenen sind
und welche er z.T. unreflektiert übernommen hat: (vgl. Bürgi 2004: 48). Der reale Einbezug
von weiteren Personen ist jedoch bei der Einzelberatung ausgeschlossen. Es sei denn, dass
die zu beratende Person einer Erweiterung ausdrücklich zustimmt. Diese strikte Regelung
verschafft der Einzelberatung eine Vertrauensbasis, die durch ein Missachten der Regelung
schwer verletzt würde: (vgl. Mutzeck 1997: 22). Gleichzeitig trägt die beratende Person die
Verantwortung, die jeweils relevanten Problemkontexte zu thematisieren, um einer
reduzierten und oberflächigen Beratung vorzubeugen: (vgl. Sickendieck 2002: 96f).
In der Einzelberatung müssen Probleme nicht zwangsläufig individualisiert und auf eigenes
Versagen
oder
eigene
Inkompetenz
zurückgeführt
werden.
Bei
einer
Problemindividualisierung werden weitere Kontexte und Rahmenbedingungen ausgeblendet,
was die beraterische Perspektive aber auf die individuelle Problemlage der ratsuchenden
Seite 18
Person konzentrieren lässt. Somit kann Einzelberatung zwar nur eine individuelle und
verkürzte Problem- und Handlungsperspektive nutzen, dafür jedoch sensibel die individuelle
Problemlage reflektieren. Gerade in einer Zeit der Pluralisierung kann ein individueller
Kontext ein grosser Gewinn sein. Die Einzelberatung trägt daher ihren Hauptnutzen in der
intensiven
Form
der
Problembearbeitung
und
den
individuellen
Wegen
der
Problembewältigung. Der geschützte Rahmen ermöglicht es der ratsuchenden Person eher,
Persönliches offen auszusprechen. Dies bedingt jedoch gleichzeitig ein gewisses
Vertrauensverhältnis zwischen der ratsuchenden und der beratenden Person. In diesem
Vertrauensverhältnis liegt jedoch zugleich ein gewisses Risiko der emotionalen Bindung, die
besonders den Prozess der Ablösung erschweren kann. Daher fordert die Einzelberatung
eine hohe Beziehungskompetenz der beratenden Person: (vgl. Sickendiek 2002: 96ff).
Die Einzelberatung dient den Jugendarbeitenden in der alltäglichen Arbeit als pädagogisches
Handeln, wobei dies oft ohne Auseinandersetzung mit der Frage passiert, ob das
Einzelgespräch dem optimalen Kontext entspricht. Unterschieden wird jedoch zwischen
informellen Gesprächen im vorbeigehen und beratenden Gesprächen, die offiziell stattfinden.
Dabei ist der Wert von informellen Kurzberatungen keineswegs zu unterschätzen, bilden
solche Gespräche schliesslich die Basis von pädagogischem und erzieherischem Handeln.
Häufig werden Jugendliche von Jugendarbeitenden für Einzelberatungsgespräche „ins Büro“
gebeten. Diese Einzelberatungen bedeuten für die Jugendlichen das zeitweise Herauslösen
aus den vertrauten Gruppenbeziehungen, die unausweichliche Auseinandersetzung mit
Problemen und eine Kommunikation durch Reden, in der die Jugendlichen den
Jugendarbeitenden oft unterlegen sind: (vgl. Klawe 2000: 159ff).
In der Gruppenberatung wird versucht, die Gruppe als Ganzes zu fördern mit dem Ziel, dass
Einzelthematiken durch die Interaktion untereinander bewältigt werden können. Dies bedingt
eine optimistische Haltung, die davon ausgeht, dass Ratsuchende untereinander
Hilfsberatungsfunktionen übernehmen können. Gleichzeitig wird an die Ratsuchenden ein
hoher Anspruch gestellt, aber auch eine Möglichkeit gegeben, Problemstellungen erst einmal
selber anzugehen. In der Einzelberatung ist es viel eher möglich, sich an die beratende
Person anzulehnen und abzustützen. Nicht geübte beratende Fachpersonen fühlen sich
durch die Hilfsberatungsfunktion der Ratsuchenden in ihrer Beratungsfähigkeit rivalisiert.
Diese Befürchtung ist durch Supervision aufzulösen: (vgl. Mutzeck 1997: 23f).
Fazit  Das Beratungsangebot orientiert sich grundsätzlich an der Einzelberatung. Im
Zentrum steht die individuelle Förderung, was einer Gruppenberatung widerspricht. Dennoch
liegt ein Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit mit angehörigen Personen und Systemen.
Die Zusammenarbeit muss jedoch durch die ratsuchende Person ausdrücklich erwünscht
Seite 19
sein, wobei der Fokus nach wie vor auf der ratsuchenden Person und nicht auf der Gruppe
an sich liegt.
2.7 Zwei Beratungskonzepte
Im folgenden Unterkapitel werden die Beratungskonzepte Soziale Beratung von Thiersch
und Kooperative Beratung von Mutzeck dargestellt. Die beiden Konzepte ergänzen sich in
dem Sinne optimal, dass die Ausführungen von Thiersch die Beratung in ihren Grundsätzen
und in der sozialräumlichen Umgebung skizzieren, während Mutzeck sich ganz auf den
Beratungsprozess zwischen beratender und ratsuchender Person konzentriert. Das
Coaching- und Beratungsangebot profitiert von den Ausführungen bezüglich Beratung in der
sozialräumlichen Umgebung, den Postulaten einer professionellen und sozialen Beratung
und einem detaillierten Beratungsprozess bestehend aus verschiedenen Teilschritten.
2.7.1 Soziale Beratung nach Thiersch
Voraussetzung
für
Beratung
ist
das
Wissen
um
die
Lebensverhältnisse,
Lebenseinschränkungen und Lebensmöglichkeiten der ratsuchenden Person. Weiter gilt es
herauszufinden, wie sich die Person selber sieht und welche Erkenntnisse dazu aus der
Soziologie, der Pädagogik und der Psychologie gemacht wurden. Es gilt zu versuchen, nicht
vorschnell in gesellschaftlich übliche Beratungs- und Hilfeformen zu verfallen, sondern das
Problem
möglichst
breit
anzugehen
um
nicht
von
vornherein
Einschränkungen
vorzunehmen. Der nächste Schritt der Zusammenführung von Wahrnehmung und
Machbarkeit ist nötig, vorerst aber gänzlich auszublenden. Ziel der Sozialen Beratung ist, in
Lebensschwierigkeiten Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Aus dieser Zielsetzung ergeben
sich drei Postulate:
-
„Ungleichheiten, Unterprivilegierung, Randständigkeit – einhergehend mit fehlender
Kenntnis, fehlender Selbstverständlichkeit und fehlendem Mut, Hilfen in Anspruch zu
nehmen, verlangen besondere kompensierend gegenläufige Strategien der Beratung,
auch um sich bekannt, zugänglich, vertraut, vertrauenserweckend zu machen.“
(Thiersch 2003:132).
-
„Die Offenheit der Situation verlangt einen gemeinsamen Prozess des Aushandelns
dessen, was als Lebensschwierigkeit verstanden und welche Form der Hilfe akzeptabel
ist.“ (Thiersch 2003:132).
-
„Dieser Prozess (der Beratung, Anmerkung des Verfassers) ist bestimmt durch die
Vermittlung zwischen dem Respekt vor den Eigensinnigkeiten des Alltags und der
kritischen Kompensation seiner Schwächen durch die Möglichkeit eines professionell
Seite 20
ausgewiesenen Tuns, also durch die besonderen Ressourcen von Zeit, Erfahrung,
Methode und anwaltschaftlicher Solidarität.“ (Thiersch 2003:133).
Soziale Beratung ist die Balance zwischen der gefährlichen Haltung der Allmacht und
globalen
Überlegenheit,
sowie
der
Frustration
aufgrund
der
schwindend
kleinen
Einwirkungsmöglichkeit in gesellschaftliche Missstände. Dazu notwendig und hilfegebend
sind spezifische Strukturen. Eine solche Struktur ist die Kommunikation. Soziale Beratung ist
Kommunikation und nicht Hilfe im Alltag wie beispielsweise Case-Management oder CareManagement. In der Praxis verbindet sich Beratung mit solchen Unterstützungen immer
wieder. Dies beinhaltet in der Vermischung eine grosse Gefahr der Entstrukturierung
Sozialer Beratung. Bereits die Tatsache, dass Beratung Kommunikation ist, beinhaltet in sich
eine Gefahr. Kommunikation kann zum Zerreden von Problemen und Problemlösungen
eingesetzt werden. Dieses Verreden kann dazu missbraucht werden, Handlungen und
Entscheidungen zu umgehen. Dies kann sowohl von beratender, wie auch von ratsuchender
Person ausgehen. Wichtig bezüglich der Bedeutung von Kommunikation ist das Verständnis,
dass schichtenspezifische Unterschiede auszumachen sind und daher die Kommunikation
auch der ratsuchenden Person in der Art angepasst werden muss.
„Soziale Beratung ist Kommunikation auf der Basis von Vertrauen.“ (Thiersch 2003:134).
Von daher ist Beratung nur effektiv, wenn die ratsuchende Person eine gefundene
Problemlösung als den eigenen Weg erkennen und verfolgen kann. Dem zugrundeliegend ist
ebenfalls das Prinzip der Freiwilligkeit. Wobei diese Freiwilligkeit oft äusserlich bleibt, denn
die meisten Ratsuchenden werden von Angehörigen oder anderen Stellen zur Beratung
gedrängt. Daher ist die Freiwilligkeit nur ein Teil der Grundlage einer Vertrauensbeziehung.
Ein anderer weiterer vertrauensbildender Schritt kann in der Akzeptanz und Wertschätzung
geschehen, welche die beratende Person der ratsuchenden entgegenbringt.
Die Kommunikation der Sozialen Beratung ist in die Phase des Wahrnehmens und
Erkennens, des Planens und Entwerfens und der Hilfe bei der Realisierung eingeteilt. Diese
Phasen sind Grundlage aller neueren Methoden und Entwicklungen. Wichtig bei der Fülle
dieser Ausführungen ist, dass diese methodischen Möglichkeiten immer als Mittel
verstanden und praktiziert werden, um Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Eine Gefahr
besteht hier in der Erwartung der ratsuchenden an die beratende Person. Durch eine
methodisch geleitete Beratungsstruktur wird diese Erwartung verstärkt, respektive wird
versucht, die Fülle von Lebenserfahrungen der ratsuchenen Person in die Strukturen des
Beratungskonzeptes einzufügen und somit einzuengen. In einem ersten Zugang sollte die
Beratung den Leitsatz verfolgen, die Schilderungen der ratsuchenden Person zunächst
einmal interessant zu finden und stehen zu lassen: (vgl. Thiersch 2003: 131ff).
Seite 21
Soziale Beratung und Institution
Zunächst gilt es zu prüfen, inwiefern Soziale Beratung in andere Aufgaben eingebettet ist.
Gerade in der heutigen Zeit der schwindenden Ressourcen Sozialer Arbeit ist vorgängig zu
klären, inwiefern Beratung dem Institutionsauftrag, den sichergestellten Ressourcen und den
angrenzenden Dienstleistungen gerecht werden kann und muss. Es gilt die Aufgaben so zu
strukturieren, dass der Sozialen Beratung genügend Rechnung getragen werden kann. In
dem Sinne ist es innerhalb einer Institution möglich, Akzente und Schwerpunkte zu setzen.
Gleichwohl ist neben den institutionellen Aspekten auch eine weitere Sichtweise zu
beachten. Innerhalb einer sinnvollen geografischen Lage sind Beratungsangebote
aufeinander abzustimmen. Kooperation und Vernetzung sind unter sozialen Institutionen
insgesamt
wichtig,
Nebeneinander
aber
auch
verschiedener
bezüglich
sozialer
Beratungsinstitutionen
Beratungen.
Zurzeit
Bewegungen,
die
laufen
im
versuchen,
spezifische Zielrichtungen zu setzen. Im Blick der Lebensweltorientierung erscheint diese
Entwicklung jedoch dysfunktional und müsste entgegengesetzt verlaufen. So müssten
allgemeine Beratungsstellen den Stellenwert eines organisierenden Zentrums haben. Dies
ist mit der Medizin zu vergleichen, die auch allgemeine Zentren betreibt, die dann wenn nötig
spezifisch weitervermitteln: (vgl. Thiersch 2003: 136ff).
Fazit  Das Coaching- und Beratungsangebot stellt in seinen Grundsätzen ein allgemeines
Beratungsangebot dar, welches seine Berechtigung in der Zugangsmöglichkeit für
Jugendliche und der bestehenden, geografisch bedingten Beziehungsebene zwischen
Jugendarbeitenden und Jugendlichen findet. Wie Thiersch ausführt ist auf eine vernetzte und
ergänzende Zusammenarbeit mit anderen Beratungsinstitutionen zu achten. Die thematische
Zielsetzung des Coaching- und Beratungsangebotes ist in den Modulen definiert. Somit gilt
es die Aspekte der Vernetzung und Ergänzung innerhalb jedes Moduls zu prüfen.
2.7.1.1 Kritische Würdigung
Thiersch verlangt beim Betrachten eines Problems einen Weitblick, der nicht von vornherein
bestimmte Aspekte ausschliesst. Auch die Lösungsfindung bedarf Kreativität, was der
ratsuchenden Person nicht nur Wertschätzung entgegenbringt, sondern effektiv dazu
verhelfen kann, einen individuellen und somit einen effizienten und angepassten
Lösungsweg zu finden. Dem entspricht auch seine Forderung nach allgemeinen
Beratungsstellen, welche als Anlaufstelle dienen und wenn nötig an spezifische Stellen
weitervermitteln aber in erster Linie als uneingeschränktes Beratungsangebot stehen. In der
Forderung nach allgemeinen Beratungsstellen kann in der klaren Abgrenzung von Beratung
und praktischer Unterstützung ein Wiederspruch erkannt werden. Die Abgrenzung erzeugt
einen eingeschränkten Handlungsspielraum, was eine möglichst breite Betrachtung von
Seite 22
Problemen verhindert, respektive einer allzu häufigen Weitervermittlung bedarf. In der
Entspezifizierung von Beratungsinstitutionen verbirgt sich auch die Auflösung oder
zumindest die Verwässerung von spezifischen Zielsetzungen. Dies ist beispielsweise in der
Aufgabenteilung des Sozialen Dienstes und der Jugendarbeit als ein Qualitätsverlust
auszumachen. Würde aus diesen beiden eine Beratungsstelle, würden sich die
Kompetenzen mit der Niederschwelligkeit konkurrenzieren. Von hoher Bedeutung scheint mir
der Anspruch als Institution ein Beratungsangebot anzubieten, dieses mit den gängigen
Zielsetzungen
zu
prüfen
und
den
regionalen
Überblick
zu
haben,
um
andere
Beratungsstellen nicht zu konkurrenzieren, sondern zu ergänzen.
Die Wertschätzung, welche Thiersch von Beratenden gegenüber den ratsuchenden
Personen verlangt, ermöglicht den Anspruch an Freiwilligkeit und Vertrauen. Diese beiden
Faktoren wiederum ermöglichen eine nachhaltige Problemlösung. Reinhard Fatke kritisiert
an der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, die der Sozialen Beratung zugrunde liegt, die
Verwässerung des Auftrages. Dadurch würde eine Allzuständigkeit gefordert, die keine
Abgrenzung mehr ermöglicht, sondern Soziale Arbeit zu einem Dienstleistungsunternehmen
umfunktioniert. Diese Befürchtung scheint jedoch in Betracht eines grundsätzliches
Beratungsangebotes,
welches
durch
spezifische
Zielsetzungen
und
spezifischen
Beratungsmodule konkretisiert werden kann, nicht begründet.
2.7.2 Kooperative Beratung nach Mutzeck
Der Kooperativen Beratung liegt ein Menschenbild zugrunde, welches jedem Menschen, so
auch einer ratsuchenden Person, die potentiellen Fähigkeiten der Reflexion, der Kognition,
der Emotion und der Handlungsfähigkeit zuschreibt. Dabei besteht kein Unterschied
zwischen den potentiellen Fähigkeiten der ratsuchenden und der ratgebenden Person. Das
potentiell symmetrische Verhältnis kann jedoch nur dann Realität werden, wenn gegenseitig
Achtung und Respekt geübt wird. Die beratende Person nimmt dabei durch ein erweitertes
Hintergrundwissen eine Modellfunktion ein. Beide Personen sind Experten, die Beratende für
die Beratung an sich, die Ratsuchende für seine Alltagspraxis. Hierbei ergibt sich ein
symmetrisches Verhältnis durch den gegenseitigen Austausch. Ein solcher Dialog baut
Ängste, Bevormundung, Widerstand und Abhängigkeit ab und unterstützt die Autonomie des
Einzelnen. „Das Beratungsobjekt wird als gleichwertiges Subjekt gesehen, und in dieser
Weise wird mit ihm und nicht an ihm gearbeitet.“ (Mutzeck 1997:56). So können die
jeweiligen Ressourcen optimal genutzt und eine Problemlösung bestmöglichst angestrebt
werden. Ziel der geleisteten Hilfe ist, dass sich die ratsuchende Person selbst helfen kann,
ohne ständig auf professionelle Hilfe angewiesen zu sein. Um Veränderung bewirken zu
können, ist jedoch nicht nur der äussere Mensch mit seiner subjektiven Wahrnehmung
wichtig, sondern auch der innere Mensch mit seinen Gedanken und Gefühlen. Er beinhaltet
Seite 23
die
Wahrnehmungsweisen,
Ursachenzuschreibungen,
Sinngebungen,
emotionale
Befindlichkeiten, Entscheidungskriterien, Ziel- und Wertvorstellungen, Planungsaspekte u.a.
Das angewandte Menschenbild spricht jedem Menschen die Fähigkeit der Reflexion zu.
Somit wird davon ausgegangen, dass die ratsuchende Person direkt oder indirekt Auskunft
über ihre Selbst- und Weltsicht geben kann. Aufgabe der beratenden Person ist es, für die
Rekonstruktions- und Verbalisierungsprozesse alle fördernden und stützenden Bedingungen
zu stärken oder zu schaffen. Die Fähigkeit der Selbstreflexion wird dabei auf den Bereich
des Bewusstseins d.h. auf alles absichtliche, überlegte und geplante Handeln eingeschränkt.
Da die Welt- und Selbstsicht einer ratsuchenden Person meist nicht sehr differenziert ist, hat
die
beratende
Person
den
Auftrag,
Auskunftserleichterungen,
Anregungen
und
Öffnungshilfen zu geben. Zudem muss sie über die Fähigkeit verfügen, sich in den
Bedeutungszusammenhang der Schilderungen der ratsuchenden Person zu versetzen und
den Sinn dieser zu erkennen und einzuordnen. Um sicher zu gehen, dass die Mitteilung
richtig verstanden wurde, wird sie von der beratenden Person wiederholt, worauf die
ratsuchende Person Korrekturen anbringen kann. Eine weitere Notwendigkeit, um einen
Beratungsprozess erfolgreich bestreiten zu können, ist ein Vertrauensverhältnis zwischen
ratsuchender und beratender Person. Dies ist ein wechselseitiger Prozess, dessen
Basiselemente Offenheit, Sicherheit und ein angenehmes Nähe-Distanz-Verhältnis sind.
Fördernde Elemente sind Schweigepflicht, Aufgaben und Rollenverteilung austauschen,
Erwartungen mitteilen und räumliche sowie zeitliche Sicherheiten. Der Vertrauensprozess
kann in drei Phasen eingeteilt werden, die auch parallel zueinander verlaufen können. In der
ersten Phase geht es darum, eine vertrauensfördernde Kommunikation herzustellen, in der
zweiten Phase um das Vorbeugen und Abbauen von vertrauenshemmenden Bedingungen
und in der dritten Phase um die Sicherung einer vertrauensvollen Kommunikation: (vgl.
Mutzeck 1997: 55ff).
2.7.2.1 Beratungsprozess der Kooperativen Beratung
Personenzentrierte Gesprächsführung
Mutzeck benennt sechs Beratungsaktivitäten, die als Stützung der Zielerreichung auf
emotionaler, kognitiver und auf der Handlungsebene dienen. Die erste Beratungsaktivität ist
die direkte Anrede. Die beratende Person spricht die ratsuchende Person direkt und
persönlich an. Verallgemeinerungen wie „wir“ oder „man“ sollten vermieden werden. Die
zweite
Beratungsaktivität
soll
Anteilnahme
vermitteln.
Die
Grundlage
eines
Beratungsgespräches ist das ‚sich Zeit nehmen’ und der ratsuchenden Person aktiv
zuzuhören. Aktiv zuhören zeigt sich durch gezieltes Fragen oder Nachfragen, sowie
Körperzeichen wie Nicken. Aktiv zuhören meint nicht, die eigene Meinung oder eigene
Seite 24
Erfahrungen möglichst rasch einzubringen und somit die erzählende Person in die Rolle der
zuhörenden Person zu drängen. Anteilnahme meint zudem, die persönlich bedeutsamen
Inhalte der erzählenden Person zu respektieren und nicht sogleich zu werten. Die dritte
Beratungsaktivität sieht vor, dass die beratende Person versucht, die geäusserten Gefühle
der ratsuchenden Person verständlich wiederzugeben. Mit dem Aufgreifen dieser Gefühle
lernt die ratsuchende Person sich mit den eigenen Gefühlen auseinander zu setzen. Die
Gefühlsebene ist insofern relevant, als dass sie einerseits eine Ventilfunktion für Erlebtes
und andererseits auch eine richtungsweisende und auch motivierende, stärkende Funktion
für zukünftige Prozesse einnimmt. Die vierte Beratungsaktivität spricht die Gedanken an.
Zwar sind Gefühle und Gedanken meist einheitlich, und doch können Fragen zu
momentanen Gedanken der ratsuchenden Person helfen, diese zu verbalisieren und somit
zu ordnen. Die fünfte Beratungsaktivität will zum Konkretisieren veranlassen. In einem
Beratungsgespräch ist es nie möglich, eine objektive Wahrheit zu finden, sondern nur, die
ratsuchende Person zu unterstützen, ihre Sicht der Situation zu klären und die für sie
gültigen Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Dieser Prozess kann wiederum durch
gezielte Fragestellungen zur Situation und den inneren Abläufen unterstützt werden. Es geht
dabei um eine Strukturierung der Situation bei der ratsuchenden Person. Ziel der beratenden
Person ist es, die ratsuchende Person dazu zu führen, ihre Äusserungen möglichst zu
konkretisieren. Durch das Konkretisieren muss sich die ratsuchende Person vertieft mit der
Situation und den inneren Abläufen auseinandersetzen und Verzerrungen, Vermischungen
oder Verwirrungen können durch eine konkrete Auseinandersetzung strukturiert werden. Die
sechste Beratungsaktivität will Fehler innerhalb der Gesprächsführung vermeiden.
Ratsuchende Personen sollten darauf hingewiesen werden, keine Kausalzusammenhänge
zu gebrauchen, die eine Problemursache definieren. Problemursachen sind nur dann für ein
Beratungsgespräch relevant, wenn sie genau definier- und beschreibbar sind und im Sinne
einer Problemlösung verändert werden können. Ratsuchende Personen sollten davon
abgehalten
werden,
möglichst
rasch
Lösungsversuche
definieren
zu
wollen.
Lösungsversuche sind erst dann angebracht, wenn über die Problemsituation relative
Klarheit herrscht. Weiter sollten Bewertungen und Moralisierungen vermieden werden.
Darunter fallen bagatellisieren, kategorisieren, belehren, bewerten und moralisieren. Solche
Äusserungen können das Vertrauensverhältnis erheblich stören. Um solche Fehler in einer
Gesprächsführung vermeiden zu können, ist es möglich, sie als Gesprächsregeln zu
definieren und zu Beginn dem Gesprächsteilnehmer mitzuteilen. So können die Regeln auch
während des Gesprächs jederzeit erwähnt werden, ohne bei der ratsuchenden Person das
Gefühl der Bevormundung auszulösen: (vgl. Mutzeck 1997: 70ff).
Seite 25
Struktur im Beratungsprozess
Problemlösestrategien sind meistens in drei Schritte eingeteilt. Im „Ist-Zustand“ geht es um
den Beschrieb der gegenwärtigen Situation, die es zu verändern gilt. Im „Soll-Zustand“ wird
die Situation entworfen, die es zu erreichen gilt. Und im „Lösungsweg“ werden die
Handlungen definiert, die vom „Ist-Zustand“ in den „Soll-Zustand“ führen sollen. Mutzeck hat
dieses
Grobgerüst
verfeinert
und
ein
subjektbezogenes
und
transferorientiertes
Problemlösekonzept entworfen (siehe Abb. b).
Abb. b)
Beratungsschritt: Einführung
Ziel des ersten Beratungschrittes ist es, die Voraussetzungen für eine effektive
Beratungsarbeit zu schaffen. Dazu gehören die Klärung vom Setting der Beratung. Die
beratende Person informiert über die Möglichkeiten und Grenzen von Beratung und
vereinbart mit der ratsuchenden Person gemeinsame Regeln wie Schweigepflicht etc. Dieser
erste Schritt soll helfen, Missverständnisse, die auf unterschiedlichen Erwartungen gründen,
vorbeugend aus der Welt zu schaffen.
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„Ist-Zustand“ _ Beratungsschritt: Beschreibung des Problems
Die ratsuchende Person schildert ihre Sicht des Problems. Die beratende Person hilft durch
gezielte Fragen zu präzisieren und strukturieren. Ziel ist es, das äussere und innere
Geschehen eines Problems zu beschreiben, den Sinn- und Bedeutungsaspekt des Handelns
herauszuarbeiten und einen Klärungsprozess einzuleiten. Die beratende Person hat am
Ende dieses Schrittes die Sicht und Wirklichkeit des Geschehens der ratsuchenden Person
verstanden und erfasst.
„Ist-Zustand“ _ Beratungsschritt: Perspektivenwechsel
Die ratsuchende Person versucht sich in andere beteiligte Personen hineinzuversetzen und
deren Erfahrung der Situation zu erfassen. Diese Gedankenakrobatik ist durch die beratende
Person zu unterstützen. Ziel dieses Schrittes ist es, den Erfahrungshorizont einer Situation
zu erweitern und neue und andere Sichtweisen zu erfahren und zu verstehen.
„Ist-Zustand“ _ Beratungsschritt: Analyse des Problems
Durch die angeleitete Ordnungsschaffung der Problemsituation durch die beratende Person
und die genaue Erkundung von Ursachen hinter üblichen Redewendungen kann die
Problemsituation analysiert werden. Oft ergeben sich dann verschiedene Problemfelder oder
wichtigere, prioritäre Problemfaktoren. Ziel ist es, die vordringlichste und hauptsächlichste
Unzufriedenheit und den Gegenstand einer Veränderung zu bestimmen.
„Soll-Zustand“ _ Beratungsschritt: Zielsetzung
Die beratende Person verhilft der ratsuchenden ein mögliches Zukunftsbild zu entwerfen.
Dieses Zukunftsbild entspricht dem Soll-Zustand. Dieser Zustand ist möglichst präzise zu
umschreiben und es ist eine Bedingung, dass die ratsuchende Person für die Mitwirkung
bereit ist. Diese Zielsetzung kann in verschiedene Unterziele unterteilt werden, welche
wiederum in kurz-, mittel- oder langfristige Zielsetzungen gegliedert werden können.
„Lösungsweg“ _ Beratungsschritt: Lösungsfindung
In diesem Beratungsschritt ist es wichtig, Vielseitigkeit und Kreativität einzusetzen. In einem
ersten Schritt können Lösungswege ohne weitere Strukturvorgaben erdacht werden. In
einem zweiten Schritt ist ein struktureller Rahmen zu schaffen, an dem dann die erdachten
Lösungswege geprüft werden können. Solche Strukturen sind jedoch auf explizit mögliche
Faktoren zu beschränken und in ihrer Vielzahl einzuschränken.
Seite 27
„Lösungsweg“ _ Beratungsschritt: Entscheid für eine der Handlungsmöglichkeiten
Die erarbeiteten Handlungswege werden nun nach persönlich bedeutsamen Kriterien
bewertet. Ineinandergehende Handlungsschritte können miteinander verbunden werden. Ziel
ist es, eine selbständige und eigenverantwortliche Entscheidung zu treffen.
„Lösungsweg“ _ Beratungsschritt: Planung und Umsetzung der Handlungsschritte
Die Lösungsmöglichkeiten sind nun in konkrete Handlungsschritte umzuwandeln. Diese
sollten möglichst eindeutig und konkret formuliert und klar überprüfbar sein. Die Prüfkriterien
sind für jeden Handlungsschritt auszuformulieren. Die Handlungsschritte sind klein und
überschaubar und verhelfen dadurch der ratsuchenden Person zu kleinen und raschen
Erfolgserlebnissen. Gemeinsam werden Risikofaktoren benannt, welche die Umsetzung der
gesetzten Handlungsschritte verhindern oder erschweren könnten.
Beratungsschritt: Begleitung und Nachbereitung
Je nach erarbeiteten Handlungsschritten ist es angebracht, sich wiederum zu treffen, um die
ratsuchende Person begleitend zu unterstützen. Dem Setting einer solchen Begleitung und
Nachbereitung sind keine Grenzen gesetzt. Sollten in diesem Prozess Lücken in einem
vorangegangen Bereich entdeckt werden, kann sich der Beratungsprozess wiederum auf
einen beliebigen vorgängigen Schritt verschieben. Eine präzise Auswertung dient
schliesslich auch der beratenden Person dazu, die eigene Beratungskompetenz zu
erweitern: (vgl. Mutzeck 1997: 84ff).
2.7.2.2 Kritische Würdigung
Dem Beratungskonzept der Kooperativen Beratung unterliegt ein Menschenbild, das dem
dieser Arbeit weitgehend entspricht (siehe 2.4.1). Mutzeck misst der Kommunikation
zwischen ratsuchender und beratender Person einen hohen Stellenwert zu; zum einen als
Vermittler der gegenseitigen Achtung, zum anderen als Vermittlung von informativen Daten.
Die gegenseitigen Erwartungen und Meinungen gilt es beidseitig klar zu stellen und
Ungenauigkeiten
oder
Missverständnisse
auszuräumen.
Mutzeck
betont
ein
Vertrauensverhältnis, das es nicht zu stören gilt und welches Bedingung für eine konstruktive
Beratungsarbeit darstellt. Im Rahmen eines Angebotes für Jugendliche mit einem minimalen
Anspruch an einen Bildungs- und Erziehungsauftrag kann diese Forderung nach „Harmonie“
zu Konflikten führen. In der Arbeit mit Jugendlichen sind erzieherische und pädagogische
Aspekte nie ganz auszuschliessen. Mutzeck betont jedoch, dass die Wahrnehmungen der
ratsuchenden Person die geltende Wahrheit darstellt. Er legt weiter Wert auf einen genauen
Aufbau des Beratungsprozesses, weil dieser für den ganzen weiteren Verlauf des
Beratungsprozesses von grosser Bedeutung ist. Die wichtigsten Aspekte sind dabei die
Seite 28
Klärung der Erwartungen und Möglichkeiten wie auch die Konkretisierung und Strukturierung
der Ausgangslage durch die ratsuchende Person selbst.
Mutzeck
entwarf
eine
Struktur
für
den
Beratungsprozess,
welche
subjekt-
und
transferorientiert gestaltet ist. Diese ist in neun Beratungsschritte eingeteilt, die aufbauend
verlaufen und in ihrer Absicht klar verständlich und nachvollziehbar sind. Da es sich dabei
um ein reines Beratungskonzept handelt, bildet die Verwendung des Konzeptes für ein
Coaching- und Beratungsangebot einen Widerspruch in der Voraussetzung eines Problems.
Coaching kann eingesetzt werden um ein Ziel zu erreichen. Dieses Ziel muss jedoch nicht
zwingend aus einem Problem resultieren sondern kann auch durch die Gesellschaft
(Berufswahl, Lehrstellensuche) oder persönlichem Interesse (Freizeitprojekte) entstehen.
Diese Spannung ist jedoch nicht auf das Konzept von Mutzeck zurückzuführen sondern auf
die grundsätzliche Ausrichtung von Beratung (siehe 2.2).
2.7.3 Resultierende Postulate für das Coaching und Beratungsangebot
Abgeleitet aus der Sozialen Beratung nach Thiersch und der Kooperativen Beratung nach
Mutzeck ergeben sich für das Coaching- und Beratungsangebot folgende Postulate:
-
Der Zugang zum Angebot ist möglichst niederschwellig zu gestalten. Das Angebot soll für
alle Jugendliche zugänglich sein. Ungleichheiten, Unterprivilegierung, Randständigkeit,
Kenntnis- und Mutlosigkeit Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollen eine Teilnahme nicht
verhindern.
-
Die Basis der Beratung ist das Vertrauen zwischen beratender und ratsuchender Person.
Dies erfordert die Postulate der Freiwilligkeit, der gegenseitigen Achtung und des
Respekts.
-
Absicht des Angebotes ist die Befähigung der ratsuchenden Person eine Zielsetzung
selbständig
zu
erreichen.
Das
Angebot
will
keine
Abhängigkeit,
sondern
Selbstkompetenz erreichen.
-
Es gilt im Coaching- und Beratungsprozess für die beratende Person, zwischen der
Eigenart der ratsuchenden Person und der eigenen Fachkompetenz bestehend aus
Zeitressourcen, Erfahrung und Methodenfertigkeit zu vermitteln.
-
Die Beratung hat zum Ziel, die Ausgangslage der ratsuchenden Person zu ordnen und
strukturieren. Dies geschieht unter anderem durch gezieltes Nachfragen und
Wiederholen der Aussagen.
-
Im Prozess der Lösungsfindung spielt zu Beginn die Machbarkeit keine Rolle. Kreativität
soll zu individuellen und zielorientierten Lösungswegen anregen.
-
Die Lösungsfindung ist in partizipativer Mitarbeit der ratsuchenden Person zu entwickeln
und auszuwählen. Die ratsuchende Person soll den Eindruck eines selbsterarbeiteten
Lösungsweges erhalten.
Seite 29
-
Beratungsmethodik ist mit Vorsicht und Zurückhaltung anzuwenden. Die Methode ist
Mittel zum Zweck und darf dadurch nicht zum Zentrum der Beratung verkommen.
-
Das Coaching- und Beratungsangebot strukturiert sich nach dem Beratungsprozess der
Kooperativen Beratung nach Mutzeck.
2.8 Entwicklungspsychologische und jugendspezifische Aspekte der Beratung
Zentral im Beratungsprozess ist das Verständnis für die Lebenslage der ratsuchenden
Person. Da sich das Klientel im Alter zwischen 13 und 18 Jahren bewegen wird, lohnt sich
für
ein
tieferes
Verständnis
ihrer
Lebenslage
eine
kurze
Betrachtung
ihrer
entwicklungspsychologischen Situation und der allgemeinen jugendspezifischen Aspekte der
Beratung.
Im Unterschied zur früheren Zeit ist die Menschheit einer immer grösser werdenden
Informationsflut ausgesetzt, welche einen immer breiter werdenden Freiraum für eigene
Meinungsbildung eröffnet und gleichzeitig aber auch Ängste, Zweifel und Unsicherheit
zunehmen lässt. Die Wahlmöglichkeiten für Menschen in der Adoleszenz werden bezüglich
Ausbildung, Sexualität, Freundeskreis, Zukunftspläne u.a. durch ihre Vielfalt oft zur
Überforderung oder zumindest zu einer grossen Herausforderung. Die erwachsene Person
selbst erlebte die eigene Zeit der Identitätsbildung in einem kleineren Möglichkeitsrahmen
und verfügt mittlerweile über eine gebildete Identität, aus welcher neu herangetragene
Informationen und Möglichkeiten beurteilt und dann angenommen oder abgelehnt werden
können. Die Gesellschaft fordert heute von den Jugendlichen eine eigene und ausgeprägte
Identität, welche es ihnen ermöglichen sollte, die Informationsflut und uneingeschränkte
Wahlmöglichkeit zu bewältigen.
Die Psychologie ist sich einig, dass eine Identitätskrise zum Erwachsenwerden resp. zur
Entwicklung der Identität gehört. Diese Entwicklung geschieht durch Experimentieren mit
Rollen und deren Auswirkungen. Viel Gelerntes aus der Kindheit wird in Frage gestellt,
Ansichten und Meinungen der Eltern kritisch hinterfragt und Neues ausprobiert und erkundet.
Diese Entwicklungsphase kann auch beinhalten, sich wiedersprechende Ansichten
gleichzeitig zu vertreten und sehr rasch Meinungen und Ansichten zu ändern. Diese Phase
der Identitätsbildung kann unterschiedlich lange dauern und findet ihren Abschluss in einem
verbindlichen Entscheid von Identitätsstrukturen: (vgl. Mietzel 1995: 269ff).
Ein
jugendspezifischer
Aspekt
bezüglich
Beratung
ist
sicherlich
die
vorschnelle
Lösungsfindung und Befriedigung. Hierbei ist es Aufgabe der beratenden Person auf eine
genaue Diagnose zu beharren und nicht vorschnell beizugeben. Ganz besonders ist bei
Jugendlichen die Frage der Niederschwelligkeit zu beachten. Der Schritt zur Beratungsstelle
und zum Bekenntnis der eigenen Schwäche erweist sich als sehr hemmend. Nicht einmal
unter erhöhtem Leidensdruck suchen Jugendliche eine Beratung auf. In einer Umfrage in der
Seite 30
Stadt Berlin gaben 90% aller befragten Jugendlichen an, am ehesten mit Problemen aus
dem Themenbereich Bildung, Ausbildung und Beruf eine Beratung aufzusuchen. Eine solche
Beratung kann oft den Zugang zu anderen Lebensbereichen öffnen. Jedoch kennen die
Jugendlichen oft keine Beratungsangebote. Sie sind zudem der Meinung, ihre Sorgen könne
niemand nachvollziehen, sie hätten gar keine Schwierigkeiten und sie hätten mit
„Autoritäten“ bis jetzt nur negative Erfahrungen gemacht. In Berlin kommen rund zwei Drittel
aller Jugendlichen über Mund zu Mund Propaganda zur Beratung. Die Jugendberatung
geschieht über kurze Dauer oder in sehr grossen Abständen. Für die Jugendlichen von
hohem Stellenwert ist das Vertrauen gegenüber der beratenden Person. Grundsätzlich ist
man kritisch eingestellt, gibt der Person jedoch eine Chance, welche diese aber zur
Zufriedenheit der Jugendlichen packen muss. Oft nähern sich die Jugendlichen mit Fragen,
um die Person zu prüfen. Die Jugendlichen haben einen ausgeprägten Sinn für
Gleichberechtigung und sie sind sehr anfällig darauf nicht ernstgenommen zu werden. Daher
ist es für Jugendliche oft notwendig, dass diese den Lösungsprozess, mit der Unterstützung
der beratenden Person, selbst erarbeiten. Oft neigen Jugendliche zur Unverbindlichkeit,
denn sie haben keine Möglichkeit, Verbindlichkeit zu lernen. Trotzdem fühlen sie sich nicht
ernstgenommen, wenn die beratende Person ihre Versprechen nicht einhält. Daher ist es für
beratende Personen unausweichlich, ein hohes Mass an Verbindlichkeit vorzuleben. Nur so
kann sie im Gegenzug von den Jugendlichen auch Verbindlichkeit erwarten. Jugendliche
verfügen noch nicht über die gleiche Selbsteinschätzung wie Erwachsene, daher setzen sie
sich z.T. Ziele, die sie nicht erreichen können. Die Scham über das eigene Versagen hindert
die
Jugendlichen
an
einer
erneuten
Kontaktaufnahme
zur
Beratung.
Um
dem
entgegenzuwirken sind Misserfolge schon von Beginn an einzuplanen und den Jugendlichen
auch so zu kommunizieren: (vgl. von der Haar 2003: 4ff).
Die Probleme der Jugendlichen sind oft mehrdimensional und vielfältig. Verschiedene
Schwierigkeiten werden zum Teil als ein Problem betrachtet und scheinen untrennbar.
Versuche, die Jugendlichen einfache Zusammenhänge erfassen zu lassen, scheitern häufig.
Entweder haben die Jugendlichen eine starke Identität und machen für alle Schwierigkeiten
ihr Umfeld verantwortlich oder aber sie verfügen über einen kleinen Selbstwert und beginnen
an sich und ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Die Unfähigkeit, die Probleme selbst zu
analysieren und Zusammenhänge zu erkennen, wird verstärkt durch sprachliche Grenzen
und fehlende Vertrauensfähigkeit in die Erwachsenenwelt. Die Jugendlichen warten oft ab,
bis der Leidensdruck dermassen hoch ist, dass sich kein anderer Lösungsweg mehr
anbietet. Um dem entgegenzuwirken sind Situationen zu schaffen, in denen die
Jugendlichen auch diffuse Problemlagen oder deren Vorankündigung platzieren können.
Dies geschieht durch einen Ort der Information und Beratung, welcher für Jugendliche
konkrete Hilfe bedeutet. Konkret in den Lebensalltag umsetzbar sind Hilfestellungen für
Seite 31
Jugendliche nur dann, „(...) wenn er sie mit der subjektiven Wahrnehmung seiner
Lebenswirklichkeit in Verbindung bringen kann.“ (Klawe 2000:163). Um das Ergebnis eines
Beratungsprozesses annehmen zu können, müssen die Jugendlichen sich verstanden
fühlen, was von der Beratung verlangt, die Problemlage aus der Sicht der Jugendlichen
betrachten zu können. Das bedingt einer gewissen Loslösung der Objektivität und fordert
eine Betrachtung auf dem Hintergrund von für Jugendliche relevanten Werten (vgl. Klawe
2000: 148f).
2.9 Beratung in der offenen Jugendarbeit
Die drei Themen Beziehungsarbeit, Niederschwelligkeit und Vernetzung bestätigen sich als
fundamentale Komponenten einer erfolgreichen Beratung in der offenen Jugendarbeit. Zur
Vervollständigung des theoretischen Hintergrundes bezüglich Beratung, gehört eine
Betrachtung dieser drei grundsätzlichen Aspekte, welche die Voraussetzung für Beratung in
der offenen Jugendarbeit darstellen. Die Ausführungen gründen in einem breiten
Arbeitsverständnis sowie in aktuellen Themenschwerpunkten von Austauschgesprächen
zwischen Jugendarbeitenden.
2.9.1 Beziehungsarbeit
Die offene Jugendarbeit nimmt gerade in der Phase der Adoleszenz die Funktion einer
ersten möglichen Anlaufstelle für Jugendliche ein. Die Jugendarbeit bietet den jungen
Menschen einen vom Elternhaus unabhängigen Raum, der grösstenteils von den Eltern
anerkannt wird. Dadurch bietet sich für Jugendliche ein interessantes Angebot, in welchem
sie sich mit dem Einverständnis der Eltern unbefangen entfalten und Neues ausprobieren
können. Die Rolle der Jugendarbeitenden ist grundsätzlich eine vorteilhafte, denn sie
geniesst bei Jugendlichen wie bei Eltern, Behörden und Schule grosses Vertrauen und hat
dadurch eine wichtige Vermittlungsfunktion. Diese Loyalität kann bei Jugendlichen eine
Sicherheit bewirken, die es ihnen ermöglicht, Vertrauen in die Jugendarbeitenden zu
gewinnen.
In
den vom
Kanton Bern
vorgegebenen Zielen
von
offener
Jugendarbeit
sind
Beziehungsarbeit, Partizipation und Wohlergehen wichtige Faktoren. Alle drei münden
schlussendlich
in
einer
ähnlichen
Absicht.
Durch
partizipative
Jugendarbeit
wird
Beziehungsarbeit aufgebaut, welche für das Wohlergehen und zur Förderung von
Jugendlichen einzusetzen ist. Insofern sind Beziehungen der Jugendarbeitenden zu
Jugendlichen der Inhalt und das Gesicht einer aktiven Jugendarbeit. Gerade wenn
Jugendliche aufgrund eigener Initiative eine Beratung aufsuchen, ist ihnen vorerst wichtig,
mit wem sie es zu tun haben. Jugendliche suchen sich ganz bewusst Menschen aus, von
denen sie Rat anzunehmen bereit sind. In der Beratung erkannte Ressourcen von
Seite 32
Jugendlichen können in Projekten und Angeboten der Jugendarbeit eingesetzt und gefördert
werden.
2.9.2 Niederschwelligkeit
Durch die Eigenschaft einer offenen Jugendarbeit, nie restlos alle Jugendlichen ansprechen
zu können, und durch die Tatsache, dass konstant Jugendliche zur Zielgruppe herausrespektive hineinwachsen, kann sich die Jugendarbeit zu keinem Zeitpunkt auf einer
erarbeiteten Niederschwelligkeit ausruhen. Deshalb hat es Ziel jeder offenen Jugendarbeit
zu sein, den Zugang zu ihren Angeboten konstant möglichst niederschwellig zu gestalten.
Die Niederschwelligkeit kann daran gemessen werden, ob immer wieder neue Jugendliche
die
Angebote
und
Dienstleistungen
zu
nutzen
beginnen.
Verbunden
mit
der
Beziehungsarbeit ist ein weiterer Massstab für die Zugänglichkeit der Dienstleistung die
Bereitschaft
von
Herausforderungen
Jugendlichen,
mit
zu
In
sprechen.
Jugendarbeitenden
dem
Sinne
sind
über
Probleme
Strukturen,
welche
oder
die
Niederschwelligkeit fördern, nicht nur auf bauliche oder projektspezifische Eigenschaften zu
reduzieren, sondern bedürfen einer individuellen Gestaltung und Ausrichtung der alltäglichen
Arbeit.
2.9.3 Vernetzung
Als Gegenbewegung zur heutigen Entwicklung von immer spezialisierteren Beratungsstellen,
die direkt von der ratsuchenden Person aufzusuchen sind, appelliert Thiersch zur Rückkehr
zu zentralen Anlaufstellen für soziale Probleme. Dabei wäre jedoch darauf zu achten, dass
zentrale Anlaufstellen bei Überforderung und fehlender Kenntnis der Problematik,
spezialisierte Fachstellen einsetzen könnten. Daher deckt sich die Forderung, dass eine
Beratung über ein Verbindungsnetz verfügen muss, um spezifische Informationen und
Unterstützung einholen zu können oder um die ratsuchende Person weitervermitteln zu
können, mit denen von Thiersch. Aufgrund der Fülle von Angeboten und den regionalen und
kantonalen Unterschieden gilt es ein solches Verbindungsnetz individuell zu erarbeiten.
Seite 33
3. Konzept des Coaching- und Beratungsangebotes
3.1 Grundlagen des Konzeptes
In der Folge werden nun die aus dem Theorieteil abgeleiteten Erkenntnisse in einem
Konzept zusammengeführt.
3.1.1 Zielsetzung
Das Coaching- und Beratungsangebot hat unter anderem zum Ziel, Jugendliche in ihrer
Identität zu stärken. Dies wird durch das gemeinsame Bestreiten eines zielorientierten
Prozesses erreicht. Durch die Zusammenarbeit lernen die Jugendlichen solche Prozesse
anzugehen.
Die
Jugendlichen
werden
in
ihren
Stärken
gefördert
und
erhalten
Bewältigungskompetenz vermittelt (siehe 1.2). Die Teilnehmenden werden in ihrer
Selbstkompetenz gestärkt und zur Selbstständigkeit geführt.
3.1.2 Begriff der Beratung
Das Angebot arbeitet mit Coaching und Beratung. Beratung wird im Verständnis gebraucht,
auf der Basis von Kommunikation, Wissen, Orientierung und Lösungskompetenz zu
vermitteln (siehe 2.2). Im Zentrum der beraterischen Tätigkeit steht die Begleitung,
Unterstützung und Förderung. Die Beratung wird zur Erreichung eines persönlichen Zieles
eingesetzt und basiert auf Freiwilligkeit (siehe 2.5.1).
3.1.3 Begriff des Coaching
Coaching wird im Angebot als zielorientierte und praxisnahe Begleitung verstanden. In
Kombination mit Beratung baut das Coaching auf einer zielorientierten Förderung auf und
übernimmt die motivierende und anleitende Begleitung bis zur Zielerreichung (siehe 2.3).
3.1.4 Menschenbild
Das diesem Konzept zugrundeliegende Menschenbild spricht jedem Menschen kognitive
Fähigkeiten, Gleichwertigkeit und die Möglichkeit der Entwicklung zu. Der Mensch wird als
individuelles, gewolltes und geliebtes Geschöpf erkannt. Das Verhalten des Menschen
basiert auf Eigenverantwortung. Daher setzen Förderung und Entwicklung Begeisterungsund Motivationsfähigkeit voraus. Die Konstellation zwischen ratgebender und ratsuchender
Person entspricht einer gleichwertigen Zusammenarbeit. Dabei verfügen beide Parteien über
unterschiedliche Ressourcen, Wissen und Erfahrung (siehe 2.4.1).
Seite 34
3.2 Strukturen des Coaching- und Beratungsangebotes
3.2.1 Örtlichkeiten
Die Örtlichkeiten, an welchen mit den teilnehmenden Jugendlichen gearbeitet wird, haben
den Jugendlichen grundsätzlich vertraut zu sein. Somit wird eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit ermöglicht. Gleichzeitig ist aber auch auf eine ungestörte, eventuell offiziell
erscheinende Atmosphäre zu achten (siehe 2.6.1).
3.2.2 Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen teilnehmenden Jugendlichen und leitenden Fachkräften
gestaltet sich grösstenteils unmittelbar. Sie basiert auf der gründlichen Aufklärung der
Teilnehmenden über die Arbeitsweise. Einmal wöchentlich treffen sich die Teilnehmenden
mit den Angebotsleitenden und arbeiten gemeinsam am definierten Prozess weiter.
Zusätzliche Unterstützung kann in mittelbarer Arbeitsweise erfolgen (siehe 2.6.2). Die
Zusammenarbeit verläuft in der Form der Einzelbetreuung. Dies aufgrund individueller
Zielsetzungen und der praktischen Begleitung, welche in Gruppenformationen nicht erfolgen
kann (siehe 2.6.4). Basis der Zusammenarbeit sind Freiwilligkeit, gegenseitige Achtung und
Respekt. Da zwischen den anleitenden und den teilnehmenden Personen eine
Vertrauensbeziehung nötig ist, ist die Ausführung des Coaching- und Beratungsangebotes
nicht an zusätzliche Fachkräfte zu delegieren, sondern wird von den Jugendarbeitenden
selbst wahrgenommen (siehe 2.9.1).
3.2.3 Gesprächsführung
Die Gesprächsführung im Coaching- und Beratungsangebot richtet sich nach sechs
Beratungsaktivitäten, welche Mutzeck in der personenzentrierten Gesprächsführung benennt
(siehe 2.7.2.1).
-
Die
Jugendarbeitenden sprechen
die
Jugendlichen
direkt
und persönlich
an.
Verallgemeinerungen werden vermieden.
-
Die Jugendarbeitenden nehmen sich den Jugendlichen an, hören ihnen aktiv zu und
respektieren die Bedeutsamkeit der Inhalte für sie selbst.
-
Die Jugendarbeitenden greifen die Gefühle der Jugendlichen auf und geben diese
verständlich wieder.
-
Die Jugendarbeitenden greifen die Gedanken der Jugendlichen auf und geben diese
verständlich wieder.
-
Die Jugendarbeitenden führen die Jugendlichen dazu, ihre Aussagen zu konkretisieren
und damit die Situation zu strukturieren.
Seite 35
-
Die Jugendarbeitenden vermitteln den Jugendlichen die Gesprächsregeln. Diese
beinhalten, dass die Problemursachen nur dann relevant sind, wenn sie genau definierund beschreibbar sind und Lösungsversuche werden erst dann relevant, wenn in der
Problemsituation relative Klarheit herrscht und dass Bewertungen und Moralisierungen
vermieden werden.
3.2.4 Niederschwelligkeit
Der Zugang zum Coaching- und Beratungsangebot ist möglichst niederschwellig zu
gestalten. Das Angebot soll für alle Jugendlichen zugänglich sein und keine besonderen
kognitiven Fähigkeiten voraussetzen. Für eine gute Zugangsmöglichkeit eines Angebotes für
Jugendliche ist insbesondere auf einen attraktiven Titel zu achten. Da berechtigterweise mit
Beratung das Vorhandensein eines Problems assoziiert wird, diese Ausgangslage jedoch
der eigentlichen Zielsetzung des Angebotes nicht entspricht, ist der Begriff ‚Beratung’ für die
Verwendung im Titel des Angebotes nicht geeignet. Daher nennt sich das Angebot
„Coaching-Programm“. Ein informativer und ansprechender Prospekt soll Jugendlichen wie
auch Eltern das Angebot erklären (siehe Anhang). Gemäss Erfahrungswerten erzeugt ein
Prospekt bei den Jugendlichen kaum die erwünschte Wirkung. Die Jugendlichen werden
durch Mund zu Mund Propaganda untereinander motiviert.
3.2.5 Zielgruppe
Die Zielgruppe des Coaching- und Beratungsangebotes sind Jugendliche im Alter von 13 bis
18 Jahren. Zur Zielgruppe gehören sowohl Mädchen wie auch Jungen. Daher ist es von
Vorteil, wenn den Jungendlichen als Jugendarbeitende sowohl Frauen wie auch Männer zur
Verfügung stehen. Besondere Eigenschaft dieser Zielgruppe ist die grosse Abhängigkeit von
einem Vertrauensverhältnis. Das Vertrauen wird zu Beginn einer Kontaktaufnahme in
vielfältiger Weise erprobt, was von den Fachkräften grosse Aufmerksamkeit erfordert.
Das bei den Jugendlichen verbreitete Bewältigungsmuster der Unverbindlichkeit wird durch
die deutliche Forderung nach Verbindlichkeit gestört. Daher beschränkt sich das Angebot auf
eine kurze, überblickbare Zeitspanne. In den eigenen Zielsetzungen neigen Jugendliche
dazu, sich zu überfordern. Die beiden Unsicherheiten Verbindlichkeit und Zielsetzung
werden dadurch aufgegriffen, dass Misserfolge von Beginn an eingeplant werden und auch
den Jugendlichen kommuniziert werden (siehe 2.8).
Die Teilnahme am Coaching- und Beratungsangebot setzt voraus, dass die Jugendlichen
aus eigener Initiative am Programm mitmachen. Weder Eltern noch Jugendarbeitende noch
andere Bezugspersonen können Jugendliche zur Teilnahme zwingen. Das Mass an
Eigenmotivation wird in der Vorbereitung in einem gemeinsamen Gespräch geklärt. Die
Eigenmotivation setzt sich einerseits aus der Bereitschaft, sich persönlich weiterzuentwickeln
Seite 36
und andererseits aus der Kenntnis über die Lebensbereiche, in welchen Förderung
geschehen soll, zusammen: (vgl. Thiersch und Mutzeck). Die Teilnahme setzt ferner
Ausdauer und Beharrlichkeit voraus, um im definierten Zeitraum des Programms
entsprechend aktiv zu bleiben und kurzfristige Phasen der Müdigkeit überwinden zu können.
Um die Zielsetzung des Coaching- und Beratungsangebotes effektiv verfolgen zu können,
sind die bereits definierten Voraussetzungen der Jugendlichen gut zu prüfen. Diese
Voraussetzungen erfordern von den Jugendlichen und der Jugendarbeit eine hohe
Verbindlichkeit, welche sich im Einhalten der Abmachungen, der Pünktlichkeit und im
Durchhalten zeigt. Von daher ist es wichtig, vor der gemeinsamen Einigung zur Teilnahme
am Angebot die geforderte Verbindlichkeit zu thematisieren und mittels einer schriftlichen
Vereinbarung zu definieren. Sofern von den Jugendlichen gewünscht, können bereits zum
Zeitpunkt des Informationstreffens die Eltern, Lehrerschaft oder involvierte Fachleute
einbezogen werden. Die Einwilligung der Eltern ist in jedem Falle anzustreben.
3.2.6 Vernetzung
Die Vernetzung ist Grundlage der offenen Jugendarbeit an sich (siehe 2.9.3). Im Fazit
bezüglich den Ausführungen von Thiersch über Beratung und Institution wird erkannt, dass
das Coaching- und Beratungsangebot ein zentrales Beratungsangebot darstellt. Es ist darauf
zu achten, dass innerhalb der näheren geografischen Umgebung keine anderen Angebote
konkurrenziert werden, sondern eine konstruktive Zusammenarbeit ermöglicht wird (siehe
2.7.1). Diese konstruktive Zusammenarbeit mit ergänzenden Stellen wird in den einzelnen
Modulen thematisiert, denn das Konzept des Coaching- und Beratungsangebotes
beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Thematik. Die thematische Zielsetzung ist
innerhalb der Module definiert und erfordert daher eine Auseinandersetzung mit ähnlichen
Angeboten in diesem definierten Rahmen.
3.2.7 Aufwand
Der geschätzte zeitliche Aufwand pro Woche und teilnehmender Person beträgt für die
Jugendarbeitenden zwei Stunden. In diesen zwei Stunden sind Vorbereitung und
Nachbereitung einkalkuliert. Für die Jugendlichen selber ergibt sich ein höherer Aufwand, da
diese auf das nächste Treffen hin Aufgaben zu erledigen haben, die zeitaufwändig sein
können. Damit die Zielsetzungen effizient erreicht werden können, ist das wöchentliche
Zusammenkommen von Vorteil. Diese Treffen ergeben den Jugendlichen jeweils Aufgaben,
die für das nächste Mal zu erledigen sind. Von daher ist die Programmlänge von drei
Monaten aufgrund erster Erfahrungswerte zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen,
was jedoch auf die Kapazität des Gesamtprogramms keine Auswirkung haben darf.
Seite 37
Aufgrund des budgetierten Zeitaufwandes pro Platz von zwei Stunden in der Woche, können
in einer ersten Phase maximal drei Plätze zur Verfügung gestellt werden. Je nach Nachfrage
ist es sinnvoll, eine Warteliste aufzustellen und die Dringlichkeit zu klären, um eine optimale
Ausnutzung des Angebotes zu erreichen.
3.3 Coaching- und Beratungsprozess
Das Vorgehen im Coaching- und Beratungsprozess baut auf der Struktur des
Beratungsprozesses von Mutzeck auf, welche im Kapitel 2.7.2.1 dargestellt ist. Aufgrund der
unterschiedlichen Ausrichtung von Beratung auf eine Problemlage und dieser des Angebotes
auf eine Zielsetzung, sind die einzelnen Schritte des von Mutzeck erarbeiteten Prozesses je
nach Situation und Zielsetzung hervorzuheben oder zu übergehen. Das Vorgehen dient als
Grundlage für alle Module mit deren spezifischen Inhalten.
Kontaktaufnahme
Die Jugendlichen erhalten den Prospekt des Coaching- und Beratungsangebotes oder
werden von jemandem darauf hingewiesen. Sie informieren sich aufgrund der Broschüre und
verschaffen sich ein erstes Bild des Coaching- und Beratungsangebotes. Falls die
Jugendlichen am Angebot interessiert sind, nehmen sie mit den Jugendarbeitenden Kontakt
auf. Im Team der Jugendarbeitenden wird die Anfrage kurz besprochen und vereinbart, wer
den Jugendlichen als beratende Person vorgeschlagen wird. Die verantwortliche Person klärt
mit den Jugendlichen die Dringlichkeit der Anfrage und vergleicht diese mit freien oder frei
werdenden Kapazitäten im Coaching- und Beratungsangebot. In einem für die Jugendlichen
wie auch für die Jugendarbeitenden möglichen Zeitrahmen, wird ein Info-Treffen vereinbart.
Ebenfalls kann der Jugendliche zu diesem Zeitpunkt mitteilen, ob weitere Personen wie
Eltern, Lehrerschaft o.a. an diesem Treffen erwünscht sind.
Info-Treffen
An diesem Treffen werden die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Coaching- und
Beratungsprozess geschaffen. Dazu gehört die Klärung der Strukturen. Die Jugendlichen
und die allenfalls weiteren Personen werden am Info-Treffen mit der Idee, den Möglichkeiten,
aber auch mit den Grenzen des Angebotes konfrontiert. Dieses Vorgehen soll dazu dienen,
Missverständnissen und unterschiedlichen Erwartungen vorzubeugen. Die Jugendlichen
legen ihre Situation dar und formulieren, für welches Modul sie sich interessieren.
Gemeinsam werden die Bedingungen und Voraussetzungen besprochen. Bei einer Einigung
wird Dauer, Zeitpunkt und Regelmässigkeit der Zusammenarbeit definiert. Die Jugendlichen
unterzeichnen mit der verantwortlichen Person der Jugendarbeit eine Vereinbarung. Der
Termin für ein erstes Treffen wird festgesetzt.
Seite 38
Ausgangslage
Die
Jugendlichen
schildern
am
ersten
Treffen
ihre
Sicht
der
Situation.
Die
Jugendarbeitenden stellen gezielte Fragen, um die Ausführungen zu präzisieren und
strukturieren. Dabei geht es darum, die Auswirkung der Situation in ihrer Vielschichtigkeit zu
beschreiben, den Sinn- und Bedeutungsaspekt des Handelns zu erarbeiten und Klarheit zu
schaffen. Am Ende dieses Schrittes haben die Jugendarbeitenden die Sicht und Wirklichkeit
der Situation aus dem Blickwinkel der Jugendlichen verstanden und erfasst.
Perspektivenwechsel
Betrifft die Situation der Jugendlichen weitere Personen, versuchen die Jugendlichen sich in
die Rolle der Beteiligten zu versetzen, um auch deren Sichtweisen zu erfassen. Dieser
Vorgang ist durch die Jugendarbeitenden zu unterstützen. Ziel dieses Schrittes ist es, den
Erfahrungshorizont zu erweitern und die Sichtweise anderer Personen zu verstehen.
Analyse
Unter Anleitung der Jugendarbeitenden wird in der durch die Jugendlichen geschilderten
Problemsituation Ordnung geschaffen und die Situation analysiert. Daraus können
verschiedene Bereiche oder wichtige und prioritäre Problemfaktoren hervortreten. Ziel ist es,
die vordringlichsten und hauptsächlichsten Zielsetzungen zu bestimmen.
Zielsetzung
In der Zielsetzung geht es darum, ein mögliches Zukunftsbild zu entwerfen. Dieses
Zukunftsbild entspricht der gewünschten Veränderung, welche nach der Zielerreichung
vorherrschen soll. Dieser beabsichtigte Zustand ist möglichst präzise zu umschreiben. Die
Zielsetzung gilt es nun in verschiedene und realistische Unterziele zu unterteilen, welche
auch in ihrer Frist zu gliedern sind. Je nach gewähltem Modul ist bezüglich der Definition von
Unterzielen, insbesondere der Terminierung, auf die themenspezifischen Strukturen zu
achten.
Lösungsfindung
Dieser Schritt ist mit Vielseitigkeit und Kreativität anzugehen. Vorerst können Lösungen ohne
jegliche Strukturen und Bedacht auf Realisierbarkeit erdacht werden. Erst in einem zweiten
Schritt sind die erdachten Lösungswege an den modulspezifischen Strukturen zu prüfen.
Darauf
sind die persönlich bedeutsamen Kriterien einzusetzen,
um
dann einen
Handlungsweg auszuwählen, für welchen sich die Jugendlichen in selbständiger und
eigenverantwortlicher Weise entscheiden.
Seite 39
Planung der Handlungsschritte
Der ausgewählte Handlungsweg ist nun in konkrete Handlungsschritte umzuwandeln. Die
einzelnen Handlungsschritte sind eindeutig und konkret formuliert und klar überprüfbar. Die
Prüfkriterien
sind
für
jeden
Handlungsschritt
auszuformulieren.
Die
einzelnen
Handlungsschritte sind überschaubar und ermöglichen den Jugendlichen kleine und rasche
Erfolgserlebnisse.
Die Jugendarbeitenden und Jugendlichen benennen gemeinsam
Risikofaktoren, welche die Umsetzung der gesetzten Handlungsschritte verhindern oder
erschweren könnten.
Coaching
In der Umsetzung der Handlungsschritte werden die Jugendlichen in einem Masse begleitet,
das ihnen erlaubt, ihre eigenen Fähigkeiten vollumfänglich einsetzen zu können, nach Bedarf
jedoch Unterstützung erhalten. Die Begleitung findet im planerischen wie auch im
praktischen Umfeld statt. Die Jugendlichen werden dabei motiviert und gefördert, um ihre
eigene Zielsetzung erreichen zu können.
Auswertung
Das letzte Treffen dient der Evaluation. Aufgrund der gesetzten Ziele gilt es zu prüfen, ob die
Ziele erreicht wurden oder nicht. Gemeinsam entscheiden die Jugendlichen mit den
Jugendarbeitenden über einen allfälligen Abschluss des gemeinsamen Prozesses oder eine
Weiterführung. Bei einer Weiterführung entspricht das Gespräch wiederum einem InfoTreffen.
3.4 Module
Die Module des Coaching- und Beratungsangebotes haben ihren Zweck darin, das
Coaching- und Beratungsangebot verständlich und leicht zugänglich zu machen.
Erfahrungen von Jugendberatungen (siehe 2.8) zeigen, dass Beratungsstellen von
Jugendlichen nur aufgrund auswegsloser Situationen aufgesucht werden. Und auch dann
nur in Ausnahmefällen. Die Module sind thematisch aufgebaut und lassen sich in ihren
Zielsetzungen definieren. Dadurch wird erreicht, dass das Coaching- und Beratungsangebot
mittels der Module konkrete Angebote machen kann. Die Jugendlichen, wie auch deren
Umfeld, können sich ein ungefähres Bild über Zweck, Dauer und Ablauf des Angebotes
machen. Diese Kenntnisse sollen helfen, Barrieren der Unsicherheit und Unwissenheit zu
überwinden und den Zugang zum Coaching- und Beratungsangebot niederschwellig zu
gestalten. In dem Sinne bilden die Module gegen aussen den Inhalt des Angebotes. Im
Seite 40
Konzept des Coaching- und Beratungsangebotes bilden die Module jedoch einzig einen
thematischen Rahmen.
Die Module sind aufgrund der Nachfrage und der Möglichkeiten der Jugendarbeit zu
definieren. Aufgrund ihrer Funktion der thematischen Sondierung und Eingrenzung in der
Wahl einer Zielsetzung, sind die Module beliebig auswechselbar. Je nach aktuellen
Bedürfnissen und Möglichkeiten streicht oder fügt die Jugendarbeit neue Module hinzu. Zum
Zeitpunkt der Verfassung dieser Diplomarbeit werden zwei Module zu den Themen
Berufswahl - Lehrstellensuche und Freizeitprojekte angeboten.
In den Modulen wird gemäss den in Kapitel 3.3 ‚Coaching- und Beratungsprozess’
erarbeiteten Punkten vorgegangen. Auf den Punkt ‚Planung der Handlungsschritte’ wird in
jedem Modul, im Sinne eines möglichen praktischen Handlungsweges, noch konkreter
eingegangen. Je nach Ausgangssituation der teilnehmenden Jugendlichen sind einzelne
Handlungsschritte bereits erfolgt, oder sind nicht weiter von Bedeutung. Daher bilden die
erarbeiteten Schritte der Module Bausteine und nicht einen einzuhaltenden Handlungsweg.
Sie dienen den Jugendarbeitenden im Coaching- und Beratungsprozess als Instrument.
3.4.1 Modul 1: Berufswahl- Lehrstellensuche
3.4.1.1 Inhalt
Dieses Modul richtet sich an Jugendliche, welche für ihre Berufswahl und/ oder die
Lehrstellensuche Beratung und Begleitung wünschen. Gemeinsam können die Prozesse von
Beginn an oder ab aktuellem Standpunkt angegangen werden.
Ziel des Coaching- und Beratungsangebotes ist unter anderem die Stärkung der Identität. Im
Prozess der Identitätsbildung nimmt das Geschehen in der Schule, sowie in weiterführenden
Ausbildungen einen hohen Stellenwert ein. Diese Erkenntnis ist dort offensichtlich, wo
Jugendliche, welche keine Lehrstelle gefunden haben, in ihrer Identität stark erschüttert
werden. Dass eine absolvierte Ausbildung zur Ausübung eines Berufes und somit zu einer
selbständigen Lebensgestaltung führt, ist statistisch belegt. Dadurch entsteht ein enger
Zusammenhang zwischen der Identitätsbildung und dem Start in die Berufswelt.
Im Bereich der Berufswahl und Lehrstellensuche sind in der näheren, geografischen
Umgebung
noch
einige
Unterstützungsfunktion
der
andere
Eltern,
Angebote
bieten
vorhanden.
die
Schulen
Nebst
und
der
vor
wichtigsten
allem
das
Berufsinformationszentrum (BIZ) Angebote im Bereich der Berufswahl und Lehrstellensuche
für Jugendliche an. Die Schulen wie auch das BIZ verfügen jedoch über beschränkte Mittel,
was die individuelle Unterstützung von Jugendlichen anbelangt. Die Schulen wie auch das
BIZ setzen ein weiteres Unterstützungsumfeld voraus, das sich den Jugendlichen im
Prozess der Berufswahl und Lehrstellensuche annimmt. Jugendliche ohne ein solches
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unterstützendes Umfeld, verfügen entweder über genügend eigene Ressourcen oder laufen
Gefahr, den Prozess der Berufswahl und Lehrstellensuche nicht erfolgreich bestreiten zu
können. Das BIZ startet in unmittelbarer Zukunft in der Stadt Biel ein Angebot, welches das
steigende Bedürfnis von Jugendlichen nach einer engeren Begleitung in der Berufswahl und
Lehrstellensuche aufnimmt. Dazu werden Personen gesucht, die bereit sind, unentgeltlich
bedürftige Jugendliche in der Berufswahl und Lehrstellensuche zu coachen. Hierzu sind
Gespräche im Gang, inwiefern das Coaching- und Beratungsangebot der Jugendarbeit
Brügg im Modul Berufswahl - Lehrstellensuche direkt in das Angebot des BIZ integriert
werden kann, sofern es sich um Jugendliche aus dem Einzugsgebiet der Jugendarbeit Brügg
handelt. Ebenso wird der Austausch mit den Lehrkräften der Oberstufe rege gepflegt.
Dadurch können Synergien genutzt und Verantwortlichkeitsbereiche aufgeteilt werden.
Bei diesem Modul ist die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrerschaft und ergänzenden Stellen
von grosser Wichtigkeit.
3.4.1.2 Handlungsschritte
Wie eingangs dieses Kapitels erwähnt, sind die nachfolgenden Handlungsschritte als
Möglichkeit und keinesfalls als verbindliche Vorgehensweise zu betrachten. Die vorliegenden
Schritte sind den allgemein empfohlenen Handlungsschritten für die Berufswahl- und
Lehrstellensuche
entnommen
und
sind
als
Instrument
für
den
Coaching-
und
Beratungsprozess zu verstehen.
Schritt 1: Interessen und Stärken kennen lernen
Im ersten Schritt geht es darum, die eigenen Interessen zu entdecken. Die Interessen sind in
den Tätigkeiten vorhanden, die man gerne tut und welche einem Spass machen. Mit was am
meisten und liebsten Zeit verbracht wird, deutet genauso auf das eigene Interesse hin, wie
die liebsten Schulfächer. Genauso verhält es sich auch mit den Stärken. Welche Dinge
liegen einem, in welchen Tätigkeiten ist man gut. Dabei ist nicht nur die Schule in Betracht zu
ziehen, sondern genauso Freizeit und Hobbys. Weiter ist es hilfreich, nahestehende
Personen aus Familie und Freundeskreis zu fragen, welche Interessen und Stärken sie
beobachten.
Schritt 2: Berufswelt kennen lernen
Es gilt der Frage nachzugehen, welche Berufe die Jugendlichen interessieren. Hilfreich ist
es, zuerst einen Überblick über alle bevorzugten Berufe zu erhalten und abzuklären, welches
die häufigsten Tätigkeiten darin sind und was gefordert wird. Ebenso gilt es herauszufinden,
welche Voraussetzungen nötig sind, um den Beruf erlernen zu können. Informationen zu
Berufen sind zu finden:
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- unter www.berufsberatung.ch > Berufswahl > Berufe und Ausbildungen.
- im regionalen Berufsinformationszentrum (BIZ) in Biel.
- im Gespräch mit Berufsleuten.
- in Schulprojekten, an der Berufsmesse etc.
Schritt 3: Vergleich der Interessen und Fähigkeiten mit den Anforderungen der Berufe
Nun geht es darum, zu ordnen, was die Berufe erfordern, welche den Jugendlichen am
meisten interessieren und ob die Anforderungen seinen Fähigkeiten entsprechen. Auch die
zu erlernenden Fähigkeiten sollten interessant empfunden werden. Besteht Unsicherheit
darüber, welches die Interessen und Stärken sind und welche berufliche Möglichkeiten in
Betracht zu ziehen sind, hilft möglicherweise ein Besuch bei der Berufsberatung weiter.
Schritt 4: Die Berufe genauer kennen lernen
Sind aufgrund des Vergleiches zwischen interessanten Berufen und den eigenen
Fähigkeiten und Interessen ein paar Berufe herausgetreten, gilt es nun diese noch besser
kennen zu lernen. Hierzu eignet sich insbesondere eine Schnupperlehre, welche den Beruf
praktisch erfahrbar machen lässt und auch Kontakte zu Berufsleuten ermöglicht.
Hilfestellung zur Suche einer Schnupperlehre bietet folgende Checkliste für das
Telefongespräch (siehe Abb. c).
So gehe ich vor
Ich begrüsse die Person am Telefon, sage meinen Namen und bitte, mit dem Lehrlingsbetreuer oder der
Lehrlingsbetreuerin verbunden zu werden. Nach der Verbindung stelle ich mich vor mit Vorname, Name, Klasse
und Schule. Ich erkläre meinen Wunsch und die Gründe, wieso ich eine Schnupperlehre in diesem Beruf und in
diesem Betrieb machen möchte.
Wenn eine Schnupperlehre in Frage kommt, erkundige ich mich weiter
Wann darf ich kommen? Vorschläge machen, die Ferientermine vorher mit den Eltern besprechen.
Agenda und Schreibzeug bereit halten.
Wo und bei wem soll ich mich melden?
Wie finde ich zum Betrieb?
Soll ich etwas Spezielles mitnehmen oder beachten (Kleidung / Schuhe)?
Gibt es ein spezielles Wochenprogramm?
Wie sind die Arbeitszeiten?
Zum Schluss bedanke ich mich freundlich und verabschiede mich.
Wichtig ist zudem...
Ich notiere mir im Verlaufe des Gespräches oder nachher alles, was besprochen wurde, vor allem auch den
Namen der Kontaktperson.
Quelle: www.berufsberatung.ch | 12.2003 _ Berufswahl / Schnupperlehre / Schnupperlehre suchen
Abb. c)
Schritt 5: Überprüfen und entscheiden
Nun ist ein Überblick über die Berufswelt erarbeitet, die eigenen Fähigkeiten und Interessen
sind entdeckt, die Erfordernisse des Wunschberufes bekannt. Ferner wurde der
Wunschberuf in einer Schnupperlehre praktisch erforscht und die Begründung für die Wahl
des Berufes kann ohne lange nachzudenken wiedergegeben werden. Zudem ist bekannt,
Seite 43
welche beruflichen und schulischen Wege möglich sind. Insofern gilt es nun, die
Lehrstellensuche aktiv anzugehen oder die Anmeldung an eine weiterführende Schule
anzugehen.
Schritt 6: Umsetzung der Entscheidung, Suche einer Lehrstelle oder Anmeldung an
einer Schule
Bei der Lehrstellensuche ist es sinnvoll, sich auf zwei Berufe zu konzentrieren. In einem
ersten Teil gilt es, die Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Dazu gehören ein Lebenslauf, ein
Bewerbungsbrief,
Zeugniskopien
der
letzten
Schuljahre
und
ev.
ein
ausgefüllter
Personalbogen. Liegt der Entscheid auf einer weiterführenden Schule, geht es darum, sich
anzumelden. Dazu sind die Erfordernisse und Anmeldefristen ausfindig zu machen. Gewisse
Schulen erfordern eine Aufnahmeprüfung. Hierbei gilt es, mit den nötigen Vorbereitungen zu
beginnen. Hilfestellungen zur Suche einer Lehrstelle bietet folgende Checkliste (siehe Abb.
d).
Berufsziel klären
Wenn du auf Lehrstellensuche gehst, sollte deine Berufswahl abgeschlossen sein. Mit anderen Worten: Du
weisst, was du werden möchtest! Das ist wichtig und erlaubt dir, gezielt zu suchen und nicht planlos nach der
erstbesten Lehrstelle zu greifen.
Adressen auftreiben
Jetzt kannst du in Erfahrung bringen, welche Betriebe in deinem Wunschberuf eine offene Lehrstelle für den
nächsten Sommer anbieten. Dazu stehen dir verschiedene Möglichkeiten und Hilfsmittel zur Verfügung:
Im BIZ findest du Listen von Betrieben, die Lehrlinge im gewünschten Beruf ausbilden dürfen.
Im Internet sind freie Lehrstellen abrufbar (www.berufsberatung.ch/berufswahl/lehrstellensuche).
Ungefähr ab Mitte September kannst du beim Lehrstellennachweis (Adresse bei der Berufsberatung erfragen)
eine Liste mit freien Lehrstellen telefonisch anfordern.
In Tageszeitungen und Gratisanzeigern findest du Lehrstellenangebote.
Im BIZ stehen sogenannte SSI-Terminals. Darauf kannst du selbstständig offene Lehrstellen abrufen.
Viele Schülerinnen und Schüler kommen über Bekannte oder Verwandte zu einer Lehrstelle. Nutze die
vorhandenen Beziehungen.
Kontakt aufnehmen
Jetzt hast du geeignete Adressen. Erkundige dich bei den Betrieben, ob tatsächlich eine Lehrstelle frei ist.
Benütze für diesen ersten Kontakt das Telefon oder geh selber vorbei. Frag im positiven Fall weiter, wie du dich
nun bewerben sollst. Dies kann von Betrieb zu Betrieb variieren. Die eine Firma will eine schriftliche Bewerbung,
eine andere möchte dich vielleicht gleich persönlich kennen lernen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass du dich so
bewirbst, wie dies der Betrieb verlangt.
Sich bewerben
Eine schriftliche Bewerbung wird früher oder später eigentlich von jedem Betrieb verlangt. Es gibt klare Regeln,
wie so ein Schreiben auszusehen hat und was es beinhaltet. Du hast in der Schule oder vielleicht von deinen
Eltern gelernt, wie man sich schriftlich bewirbt. Wenn du unsicher bist, hole dir die nötige Hilfe. Zum Beispiel
im BIZ. Hier wirst du beraten und kannst Musterbeispiele für die schriftliche Bewerbung beziehen. Und noch ein
Tipp: Bewirb dich, wenn immer möglich, an mehreren Orten gleichzeitig. Du vergrösserst damit deine Chancen
auf eine Lehrstelle.
Überblick behalten
Es ist sinnvoll, wenn du eine Kontrolle über deine ganzen Bewerbungsaktivitäten führst. Am besten erstellst du zu
diesem Zweck eine Liste, in der du notierst, wann du dich wo beworben hast, ob dir ein Termin genannt wurde
und bis wann man dir Bescheid geben will. So weisst du immer, was erledigt ist, von wem du noch eine Antwort
erwartest und wann du nachfragen darfst.
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Prüfungen und Gespräche meistern
Immer mehr Betriebe und Verbände führen Eignungsprüfungen durch. Erkundige dich, wie dies in deinem
Wunschberuf aussieht und was verlangt wird. Wenn du in die engere Auswahl kommst, will dich der Lehrmeister
oder die Lehrmeisterin persönlich kennen lernen. Bereite dich auf dieses Vorstellungsgespräch vor. Überlege dir
mögliche Fragen und Antworten. Bist du unsicher, besprich dich mit jemandem. Der persönliche Eindruck, den du
bei diesem Gespräch hinterlässt, spielt eine wichtige Rolle. Verkauf dich deshalb gut! Zeige dich interessiert und
motiviert.
Absagen verkraften
Die Lehrstellensituation ist in vielen Berufen schwierig. Du musst deshalb auch mit Absagen auf deine
Bewerbungen rechnen. Lass dich davon keinesfalls entmutigen. Bleib dran und halt deine Anstrengungen
aufrecht. Erkundige dich allenfalls nach den Gründen der Absagen. Möglicherweise kannst du in Zukunft etwas
verbessern und damit deine Chancen auf einen Erfolg erhöhen.
Flexibel bleiben
Versteife dich nicht auf einen einzigen Beruf. Vielleicht findest du in deinem Wunschberuf keine Lehrstelle. Dann
ist es wichtig, dass du für andere Lösungen offen bist. Wenn sich die gewünschte Lehrstelle trotz grosser
Anstrengung über längere Zeit hinweg nicht einstellt, ist es notwendig, die Situation sorgfältig zu analysieren.
Prüfe die Möglichkeit einer Lehre in verwandten Berufen, eines Zwischenjahres, eines Praktikums, eines
Sprachaufenthaltes usw. Reagiere rechtzeitig und hole dir die entsprechenden Informationen oder die notwendige
Hilfe. Besprich dich allenfalls mit deinem Berufsberater oder deiner Berufsberaterin und plane dein weiteres
Vorgehen. So kommst du in der Berufswahl einen Schritt weiter.
Quelle: www.berufsberatung.ch | 12.2003 _ Berufswahl / Lehrstellensuche / Tipps für die Lehrstellensuche / Wie gehe ich vor
Abb. d)
Schritt 7: Vorbereitung auf die Berufslehre oder die weiterführende Schule
Die Berufslehre beinhaltet auch den Besuch der Berufsschule. Zum Teil werden die neuen
Fächer nicht den bisherigen entsprechen. Daher macht es Sinn, sich auf diese bereits jetzt
vorzubereiten.
3.4.2 Modul 2: Freizeitprojekte
3.4.2.1 Inhalt
Das Modul Freizeitprojekte bietet Jugendlichen für ausserschulische Projekte Beratung und
Unterstützung. Die Identitätsstärkung erfolgt durch das Bestreiten des Prozesses und durch
das Erreichen der Zielsetzung. Die Jugendlichen lernen einen Prozess zielorientiert
anzugehen, werden in ihren Stärken gefördert und erhalten Bewältigungskompetenz
vermittelt.
Dieses Modul entsprang dem Bedürfnis von Jugendlichen nach Unterstützung von
Freizeitprojekten aller Art. Ideenentwicklung, Planung und Umsetzung, Ressourcenstärkung,
Mittelbeschaffung und konzeptionelle Arbeit sind Teile dieses Moduls. Von den Jugendlichen
in
einer
explorativen
Umfrage
genannte
Projektbeispiele
sind:
Kinderhütedienst,
Kinderanimation, Skaterpark, Breakdance- Streetdance- oder Billardkurse. Dabei wird nicht
mit Gruppen zusammengearbeitet, sondern immer mit einzelnen Jugendlichen. Für die
meisten Projekte ist die Unterstützung durch andere Jugendliche notwendig. Die Schaffung
und Anleitung eines Teams bildet dann eine Zielsetzung, welche die initiierenden
Jugendlichen in der Beratung und im Coaching erlernen können. Das Modul hat nicht das
Seite 45
Ziel, ein Projekt umzusetzen, sondern die Jugendlichen zu befähigen, das Projekt
selbstständig zu realisieren. Die aufgeführten Handlungsschritte entstanden aufgrund von
Erfahrungen in der Projektarbeit und dienen als Grundlage des Moduls Freizeitprojekte.
In der näheren Umgebung ist kein Angebot bekannt, mit welchem sich das Angebot des
Moduls
Freizeitprojekte
überschneiden
würde.
Es
sind
jedoch
themenspezifische
Zusammenarbeiten mit anderen Angeboten möglich, so kann beispielsweise ein Filmprojekt
in Zusammenarbeit mit einem auf Film spezialisierten Jugendtreff in Biel entwickelt werden.
Aufgrund der uneingeschränkten Möglichkeiten erübrigt sich eine Auflistung. Mögliche
Zusammenarbeiten sind nach Bedarf zu gestalten.
3.4.2.2 Handlungsschritte
Die folgenden Schritte sind wiederum als möglicher Handlungsweg anzusehen, der keinen
Anspruch auf Verbindlichkeit hat (siehe 3.4). Sie basieren auf vielfältigen Projekterfahrungen
in der Jugendarbeit.
Schritt 1: Ideenentwicklung
Die Jugendlichen haben bei Beginn der Zusammenarbeit für sich bereits eine Idee
entwickelt. Sie ist Grundlage für ihre Teilnahme am Angebot. In einem ersten
Handlungsschritt geht es darum, die Idee und das Ziel abzuwägen. Die Interessen und
Zielvorstellungen der Jugendlichen bezüglich einem Projekt, gilt es durch Nachfragen zu
erfassen und zu ordnen. Durch den erweiterten Erfahrungs- und Wissenshintergrund der
Jugendarbeitenden können Risikofaktoren und Schwierigkeiten diskutiert und bewertet
werden. Ziel dieser Projektphase ist die Entwicklung einer Idee, die umsetzbar erscheint und
vielseitig geprüft wurde.
Schritt 2: Konzeptionelle Arbeit
Im zweiten Schritt gilt es, ein Projektkonzept zu erarbeiten. Das Konzept dient der eigenen
Zusammenfassung der wichtigsten Aspekten des Projektes und dient der Präsentation des
Projektes. Im Konzept sind folgende Projektgegebenheiten umschrieben:

Projektidee

Projektziel

Erfolgskritierien

Projektform

Projektteam

Projektbudget

Mittelbeschaffung

Zeitplan
Seite 46

Zuständigkeiten

Regeln
Schritt 3: Projektbudget und Mittelbeschaffung
Im Projektbudget sind alle nötigen Aufwendungen aufzulisten. Dies betrifft sowohl finanzielle,
wie
auch
materielle
und
personelle
Aufwendungen.
Mittelbeschaffung
meint,
die
Aufwendungen decken zu können. Dieses Vorgehen ist zu planen und transparent
aufzuführen, um so an Sponsoren und andere unterstützende Institutionen zu gelangen.
Diese Unterstützer gilt es für das Projekt gewinnen zu können. Dabei werden die
Jugendlichen
nur
im
Hintergrund
unterstützt.
Das
Vorsprechen
übernehmen
die
Jugendlichen selbst.
Schritt 4: Planung und Umsetzung
Aufgrund des erstellten Projektkonzeptes gilt es nun, die Realisation zu planen und
umzusetzen. Alle hierzu nötigen Grundsätze sind im Projektkonzept enthalten. In der
Umsetzung werden die Jugendlichen durch die Jugendarbeitenden unterstützt und begleitet.
Dabei übernehmen die Jugendlichen jedoch die Verantwortung und Initiative. Nach erfolgter
Umsetzung können die Jugendlichen nach Bedarf im Bereich des Projektunterhaltes
weiterhin unterstützt werden.
3.4.2.3 Projektbeispiel
Zur Illustration des Moduls Freizeitprojekt wird ein kleines Projekt vorgestellt, das der
Grundidee
dieses
Moduls
entspricht.
Es
handelt
sich
hierbei
um
ein
kleines
Skaterparkprojekt, das von einem elfjährigen Jungen und seinen Freunden realisiert wurde.
Seine Idee war, einen Skaterpark für sich und andere Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Ziel war, das Skaten wöchentlich zu ermöglichen, um zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung
beizutragen und das regelmässige Trainieren zu ermöglichen. Die Form des Projektes war
durch die Mittelbeschaffung und deren Zeitplanung eingegrenzt. Der Junge hatte kein
Interesse, das Projekt in einer Grösse anzugehen, in welcher Bewilligungen und
Kostengutsprachen der Verwaltung abzuwarten sind. Er wollte sein Projekt innerhalb von
wenigen Wochen realisieren, um den diesjährigen Sommer mit Skaten verbringen zu
können. So wurde nach einer Form gesucht, die innerhalb dieser kurzen Frist realisierbar
war. Es begann die Suche nach einem geteerten Platz, der sich für das Aufstellen von
mobilen Schanzen und Rampen eignet. Ein solcher Platz wurde am Rand des Dorfes
gefunden, ebenso erhielten wir die informelle Unterstützung des Bauverwalters, welcher
meinte, solange keine Reklamationen erfolgten, störe das niemanden. Die mobilen
Skatergeräte können zudem im angrenzenden Wald deponiert werden. Auf Papier wurden
Seite 47
Pläne für den Bau von Schanzen und Rampen skizziert und gemeinsam mit dem
Dorfschreiner besprochen. Dieser übertrug die Aufgabe seinem Lehrling, was eine grosse
Kostenreduktion ermöglichte. Der Junge konnte in seiner Freizeit dem Lehrling beim Bau der
Geräte zur Seite stehen. Die Kosten von ungefähr Fr.600.-- wurden aufgeteilt zwischen dem
Jungen und seinem Projektteam und der Jugendarbeit. Im Sinne eines allgemeinen
Angebotes für Kinder und Jugendliche konnte ein dafür bestehendes Konto genutzt werden.
Die Jugendlichen brachten ihren Betrag von Fr.100.-- mittels Unterstützung aus der
Nachbarschaft, Getränkeverkauf und eigenem Ersparten zusammen. Der Skaterpark ist nun
jeden Donnerstag von 13.30h bis 17.00h geöffnet. Verantwortlich dafür ist der Junge und
sein Projektteam, bestehend aus einem weiteren Jungen und zwei Mädchen. Am Ende der
Nachmittage werden die Geräte am Rand deponiert, mit einem Kettenschloss gesichert und
mittels einem Plastik vor Regen geschützt. Mit Hilfe eines Plakates wird im Schulhaus für
das Projekt geworben. Das Angebot funktioniert nun seit gut einem Monat und macht dem
Jungen und seiner Projektgruppe grosse Freude. Noch befindet sich das Projekt in einer
Bewährungsphase.
Dadurch
nimmt
die
Jugendarbeit
noch
eine
begleitende
unterstützende Funktion wahr. Absicht ist die Verselbständigung des Projektes.
Seite 48
und
4. Schlussteil
4.1 Auswertung der Zielsetzung / Kritische Diskussion
Die Zielsetzung dieser Diplomarbeit ist es, ein Coaching- und Beratungsangebot zu
entwickeln, in welchem Jugendliche für sie wichtige Ziele erreichen können. Durch die
Zusammenarbeit von Jugendlichen und Jugendarbeitenden lernen die Jugendlichen ein
alternatives Bewältigungshandeln kennen und erarbeiten Ressourcen, um die eigene
Identitätsentwicklung
fördern
zu
können.
Das
Konzept
des
Coaching-
und
Beratungsangebotes entwickelte sich aufgrund theoretischer Aspekte der Beratung,
insbesondere der Beratungskonzepte Soziale Beratung und Kooperative Beratung.
Mit dem Coaching- und Beratungsangebot, wie es im dritten Kapitel dieser Arbeit
konzeptionell erarbeitet wurde, ist die Zielsetzung nach einem zugänglichen und
zielorientierten Angebot erfüllt. Herausfordernd wird in der Umsetzung der Brückenschlag
zwischen
der
niederschwelligen
Zugangsmöglichkeit
und
der
verbindlichen
und
zielorientierten Zusammenarbeit. Einen niederschwelligen Zugang bedingt, dass die
Jugendlichen das Angebot attraktiv finden. Verbindliche Strukturen sind für Jugendliche aber
eher abstossend. Genau dieses Spannungsfeld ist es aber, welches das Angebot in seiner
Qualität ausmacht, die beabsichtigten Prozesse bei den Jugendlichen auszulösen. Es ist
einfach, ein niederschwelliges Coaching- und Beratungsangebot anzubieten, welches sich
den gängigen Verhaltensweisen der Jugendlichen anpasst, und dadurch undefinierte und
unbeendete Prozesse toleriert. Auch ist es einfach, ein Coaching- und Beratungsangebot mit
hohen Anforderungen und Zielsetzungen anzubieten, das nicht den Anspruch haben muss,
niederschwellig zu sein und dadurch nicht darauf angewiesen ist, dass Jugendliche das
Angebot attraktiv finden. Das vorliegende Konzept versucht die beiden Aspekte in einem
Gleichgewicht zu verbinden, was zumindest im konzeptionellen Bereich erreicht erscheint.
In der theoretischen Erarbeitung des Angebotes entstand die Herausforderung, Beratung als
qualifizierte Arbeitsform in der Sozialen Arbeit mit Coaching als eher unüblichen Begriff in
der Sozialen Arbeit zu ergänzen. Fachliteratur der Sozialen Arbeit ist zum Thema Coaching
kaum vorhanden, jedenfalls nicht im Bereich Arbeitsmethode mit dem Klientel. Dies
erforderte eine eigene Definition des Begriffes im Verständnis der Sozialen Arbeit und
verhinderte eine theoretisch abgestützte Erarbeitung der Arbeitsform ‚Coaching’. Daher kann
kritisch betrachtet eine Einseitigkeit in der theoretischen Erarbeitung zugunsten der Beratung
festgestellt werden. Ferner gründet die Tätigkeit des Coaching auf pragmatischem Wissen,
was einer wissenschaftlichen Betrachtung nicht entspricht. In der Überzeugung einer
relevanten und überzeugenden Arbeitsmethode, die sich in der Sozialen Arbeit erst noch
etablieren muss und für welche es keine legitimierte Alternative gibt, baut das Konzept
trotzdem unter anderem auf Coaching auf.
Seite 49
Am vorliegenden Coaching- und Beratungsangebot kann kritisiert werden, dass dabei zwar
eine hohe Zielsetzung erreicht werden kann, die Kapazität jedoch nicht mit dem
Institutionsziel übereinstimmt. Die Jugendarbeit Brügg hat zum Ziel, Angebote für alle Kinder
und Jugendliche der Einwohnergemeinde zu schaffen. Zwar kann dieses Ziel auf
verschiedene Angebote verteilt werden, die jeweils nur eine Teilgruppe ansprechen,
zusammengeführt
aber
möglichst
alle
Interessen
abdecken.
Das
Coaching-
und
Beratungsangebot kann jedoch nur einzelne Jugendliche berücksichtigen, erfordert aber
einen verhältnismässig grossen Arbeitsaufwand. Verteidigend kann argumentiert werden,
dass das Angebot sich zum Ziel setzt alle Jugendlichen anzusprechen, was wohl zu einer
kleinen Anzahl Jugendlicher führt, die vom Angebot profitieren können, dabei aber keine
bestimmten Jugendlichen ausgeschlossen werden. Somit bleibt das Angebot allen
Jugendlichen zugänglich, eingeschränkt durch die Kapazität.
4.2 Ausblick
Das Coaching- und Beratungsangebot ist mit der Erarbeitung dieser Diplomarbeit
fertiggestellt. Der im Anhang ersichtliche Prospekt ist in einer Auflage von hundert Stück
vorhanden. Das weitere Vorgehen ist durch das Bekanntmachen des Angebotes geprägt.
Geplant sind Besprechungen mit den Lehrkräften der Oberstufe Brügg, den Sozialen
Diensten von Brügg und dem Berufsinformationszentrum Biel. Die Besprechungen haben
zum Ziel, das Angebot bekannt zu machen, allfällige Überschneidungen von Angeboten zu
erkennen und die Zusammenarbeit in einer ergänzenden Weise zu gestalten. In den
Besprechungen ist zudem die Bekanntmachung des Angebotes für die spezifische
Zielgruppe zu planen. Im weiteren kann das Angebot auf der institutionseigenen Homepage
und mittels einem Zeitungsbericht bekannt gemacht werden.
Seite 50
Literaturverzeichnis

Bürgi, Andreas/Eberhart, Herbert (2004) Beratung als strukturierter und kreativer
Prozess. Ein Lehrbuch für die ressourcenorientierte Praxis.
1.Aufl. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen

Erikson, Erik H. (1973) Identität und Lebenszyklus.
1.Aufl. Suhrkamp, Frankfurt am Main.

Fatzer, Gerhard et al. (2002) Qualität und Leistung von Beratung. Supervision, Coaching,
Organisationsentwicklung.
2.Aufl. Edition Humanistische Psychologie, Bergisch Gladbach

Klawe, Willy (1986) Arbeit mit Jugendlichen. Einführung in Bedingungen, Ziel, Methoden
und Sozialformen der Jugendarbeit.
1.Aufl. Juventa, Weinheim/München

Mietzel, Gerd (1995) Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend.
2.Aufl. Beltz, Psychologie Verlags Union, Weinheim

Mutzeck, Wolfgang (1997) Kooperative Beratung. Grundlagen und Methoden der
Beratung und Supervision im Berufsalltag.
2.Aufl. Beltz, Weinheim/Basel

Sickendiek, Ursel et al. (2002) Beratung. Eine Einführung in sozialpädagogische und
psychosoziale Beratungsansätze.
2.Aufl. Juventa, Weinheim/München

Thiersch, Hans (2003) Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im
sozialen Wandel.
5.Aufl. Juventa, Weinheim/München

von der Haar, Elke (2004) Jugendberatung. Leitfaden für die Praxis in der Jugendarbeit,
Ausbildung und Schule.
1.Aufl. Luchterhand/Wolters Kluwer Deutschland, Neuwied
Seite 51
Anhang
Prospekt des Coaching- und Beratungsangebotes
Seite 52
Benutzter Fragebogen zur explorativen Bedürfnisabklärung
„Coaching-Programm“
Wer:
Im Rahmen der Diplomarbeit berufsbegleitendes Studium an der FH-Aargau
Soziale Arbeit, Andi Gehri. Das „Coaching-Programm“ ist Teil der
Dienstleistung der Jugendarbeit Brügg.
Ziel:
Ziel des „Coaching-Programm“ ist die Förderung von Jugendlichen durch
Beratung und Begleitung. Jugendliche können innerhalb eines definierten
Rahmens ihre spezifischen Themen einbringen und werden darin gefördert.
Konkret:
Ca. 4 bis 5 Jugendliche haben die Möglichkeit, am „Coaching-Programm“
teilzunehmen. Die Teilnahme ist verbindlich und wird über einen gemeinsam
abgemachten Zeitraum definiert (Bsp.3 Monate).
Voraussetzung:
Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. Verfügen über ein hohes
Mass an Eigenmotiviation für das „Coaching-Programm“. Kennen konkrete
Lebensbereiche in denen Förderung geschehen soll. Vertrauensfähigkeit
und Ehrlichkeit sind vorhandene Eigenschaften der Persönlichkeit.
Projektstart:
Das Programm wird mit Abgabe der Diplomarbeit fertiggestellt sein. Start auf
Herbstquartal 05.
Fragebogen:
Das Ausfüllen dieses Fragebogens dient der Abklärung der Bedürfnisse von
Jugendlichen. Die Angaben dienen einer möglichst guten Ausarbeitung des
Programmes.
Name:
......................................................................................
Vorname:
......................................................................................
Alter:
......................................................................................
Geschlecht:
männlich
weiblich
Persönlicher Bezug zur Jugendarbeit Brügg (Mitwirkung, Teilnahme):
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Weiss genug oder habe mir das Coaching-Programm erklären lassen. Mein erster Eindruck:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Seite 53
Ich sehe den Sinn hinter dem Programm und komme soweit draus:
ja:
nein:
Ich denke, Jugendliche können in folgenden Bereichen profitieren:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Am ehesten würden Jugendliche das Angebot für folgende Thematik nutzen:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Ich vermute, dass hauptsächlich folgende Jugendliche (Alter, Geschlecht, ...) teilnehmen
werden:
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Ich könnte mir vorstellen, am Programm teilzunehmen:
ja:
nein:
Wenn „nein“, weshalb nicht? Wenn „ja“, wo siehst du konkrete Hilfestellungen?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Was müsste anders sein, dass Jugendliche eher darauf ansprechen würden?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Auf welche Art müsste das Programm den Jugendlichen vorgestellt werden (attraktiver
Prospekt, Vorstellen innerhalb Schulklasse, etc)?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Seite 54
Inwiefern hängt eine mögliche Teilnahme für dich von der Person der Jugendarbeitenden
ab?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Was hälst du von einem Startgespräch mit deinen Eltern, dir und der Jugendarbeit? Oder nur
für bestimmte Bereiche? Wenn ja, welche?
__________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________
Besten Dank für deine ehrlichen Antworten - Andi
Seite 55
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