Ausarbeitung des Fragekataloges Allgemeine Systemlehre SS 2004 Autor: SS2003 Stefan Hauser, überarbeitet von Martin Lehofer, Leopold Haller SS2004 Irgendwas falsch? [email protected] Frage 1 (4): Erklären Sie: Systems Theory, System Philosophy, System Methology, System Education! System Theory: Wissenschaftliche Erforschung von Systemen, die in verschiedenen Domänen der Realität existieren. Was sind Systeme? Was heißt „systemische Sicht“? – Isomorphie der Konzepte – Transfer von Wissen zwischen Gebieten – Theoretische Modelle – Vereinheitlichung von Wissenschaften – Verbesserung der Kommunikation System Philosophy: Reorganisation der Denkweisen und Einführung neuer Paradigmen System Methology: Entwurf und Entwicklung von Systemen (System Analysis, Systems Engineering) System Education: – Systemische Sicht – Verstehen der Prinzipien und Gesetze von Systemverhalten – Einsatz von systemischen Methoden und Werkzeugen Frage 2 (5): Neben logischem und kausalem Denken haben wir eine Dritte Art des Denkens kennen gelernt. Beschreiben Sie alle drei Arten! Logisches Denken: objektiv, Schlussfolgerungen sind zwangsläufig, Ableitung im wesentlichen linear, „Kette“ von Schritten, Aristotelische Schluss-Formen („alle Hunde sind Säugetiere“, „Hasso ist ein Hund“ -> „Hasso ist ein Säugetier“), setzt a-priori-Wissen voraus. Kausales Denken: verbindet Ursache und Wirkung, nur noch teilweise objektiv, vor Verfälschung nicht sicher, hat oft mehrere Ursachen mit verschieden starkem Einfluss Holistisches, ganzheitliches, systemisches Denken: denkt primär an das Ganze und nicht an die Teile, meistens sind vielfache Teilsichten der Realität notwendig, wechselseitige Einflüsse, dynamisches Verhalten, komplexes Feedback mit Zeitverzögerungen. Frage 3 (4) a) Was ist ein System (Definition)? b) Zeigen Sie die angeführten Eigenschaften eines Systems anhand des Beispieles: -> System = (T,R) – T ist eine Menge von unterscheidbaren Objekten – R ist eine Relation bzw. eine Menge von Relationen Bsp: PC Ein System ist eine Ansammlung von Elementen („Teilen“) und ihren Beziehungen, so dass – – – die Teile in organisierter Weise miteinander verbunden sind (Grafikkarte, RAM, Prozessor über Busse auf dem Motherboard) die Teile durch ihre Zugehörigkeit zum System, bzw. das Verlassen des Systems beeinflusst werden, (weniger RAM -> langsamere Rechenleistung) das System auch Eigenschaften hat, die unterschiedlich von der Summe der Eigenschaften der – – einzelnen Teile sind (Eingabe und Verarbeitung von Daten nicht alleine durch Prozessor möglich), das System etwas bewirkt, von jemanden als interessant identifiziert wird. System kommt aus dem griechischen „systema“ syn = zusammen; histema= setzen, stellen Frage 4 (3) a) Was drückt der Systemzustand aus? b) Beschreiben Sie mögliche Systemzustände für -> Der Systemzustand repräsentiert das Gedächtnis über die Geschichte des Systems – meist in konzentrierter Form. Er fasst die Vergangenheit so zusammen, dass es möglich ist, das weitere Verhalten des Systems zu jedem legalen Zeitpunkt zu bestimmen, basierend nur auf dem Zustand und den zukünftigen Eingaben. Der Zustand spielt somit bei der Beschreibung von Systemen eine entscheidende Rolle. Daraus folgt, dass es genügt, bei einem Experiment den Zustand geeignet zu initialisieren. Ebenso genügt es bei einer Unterbrechung des Experimentes, den Zustand zu speichern und bei Wiederaufnahme des Experimentes den gespeicherten Zustand wieder zu laden/initialisieren. – – – Wenige Zustände: Getränkeautomat Viele Zustände: CD-Player, Digitaluhr (Annähernd) unendlich viele Zustände: Computer, Datenbank Frage 5 (5) <a) Nennen Sie sechs interessante Eigenschaften von Technischen Systemen und b) geben Sie für jede der genannten Eigenschaften ein Beispiel. – – – – – – Ausdehnung (endlich/unendlich) Zeitverhalten (dynamisch/statisch, stochastisch/deterministisch) Änderungszeitpunkt (Synchron/Asynchron) Änderungsart (kontinuierlich/diskontinuierlich) Wertebereich (digital/analog) Speicherungsverhalten (keines/endlich/unendlich) Beispiele: Haushalt – endlich; Ökosystem/Universum – unendlich Hausmauer – statisch; Blumenbeet – dynamisches Sekundenzeiger – synchron; Wetter – asynchron Analogthermoneter – kontinuierlich, Digitalthermometer – diskontinuierlich Personenwaage – analog; Bankkonto – digital Taster – keines, Schalter – endlich, Datenbank – unendlich Frage 6 (8) a) In welche Unterklassen werden Systemeigenschaften eingeteilt (Baumdarstellung der Vorlesung)? b) Welche Eigenschafts-(unter)klasse ist für ein System (im Sinne der Systemlehre) besonders charakteristisch? Definieren Sie diese Eigenschaftsklasse! c) Geben Sie ein konkretes Beispiel (Mit Begründung) aus dem Gebiet -> vier verschiedene Klassen von Systemeigenschaften: nicht auftauchend – das sind Eigenschaften eines oder mehrerer Subsysteme – lokal – verteilt auftauchend – sind aus keinem System ableitbar – transitive (Eigenschaft hat auch für Teilsysteme eine Bedeutung, zB Qualität) – nicht-transitive (Eigenschaft hat für Teilsysteme keine Bedeutung, zB Resonanz) Besonders charakteristisch für ein System sind auftauchende Eigenschaften. Diese wird sowohl durch die Eigenschaften der Systemteile, als auch durch die Systemstruktur determiniert. Das bedeutet, dass ein System mehr ist als die Summe seiner Bestandteile. Eine auftauchende Eigenschaft ist eine Konsequenz einer gewissen Struktur des Systems. Beispiel: Auto: nicht auftauchend lokal: Art der Radaufhängung verteilt: Zahl der Räder auftauchend transitiv: Bodenfreiheit nicht transitiv: Schwingungsverhalten Frage 7 (6): a) Was sind „emergent Properties – auftauchende Eigenschaften“? b) Beschreiben Sie emergent properties einem Fachfremden und c) geben Sie zwei Beispiele (mit Begründung) aus dem Gebiet -> Eine auftauchende Eigenschaft eines Systems ist eine solche, die nicht nur durch die Eigenschaften der Systemteile, sondern zusätzlich auch durch die Systemstruktur, also die Anordnung der Subsysteme bzw. der Komponenten, determiniert wird. Einem Fachfremden würde man das so erklären, dass ein System gewisse Eigenschaften aufweist, die nicht auf dessen Komponenten, sondern auf deren Anordnung zurückzuführen ist. Beispiele: Kartenspiel -> auftauchende Eigenschaft: Punktewert der Stiche Auto -> auftauchende Eigenschaft: Schwingungsverhalten, Bodenfreiheit Stundenplan: auftauchende Eigenschaft: Anzahl der Freistunden Frage 8 (5): a) Was ist eine auftauchende Eigenschaft? b) Was sind die drei verschiedenen Sichten auf die auftauchenden Eigenschafen und c) geben Sie jeweils ein Beispiel aus dem Gebiet -> Eine auftauchende Eigenschaft eines Systems ist eine solche, die nicht nur durch die Eigenschaften der Systemteile, sondern zusätzlich auch durch die Systemstruktur, also die Anordnung der Subsysteme bzw. der Komponenten, determiniert wird. – – – intuitiv: Neuigkeit, Überraschung (z.B. Unwucht beim Reifen) Muster-Formation: ein Muster, das eine nicht-triviale Konsequenz der Systemstruktur ist (bei genauerer Modellierung wäre es vorhersagbar) (Autoreifen-Unwucht) inhärente Emergence: nicht nur das Verhalten kann nicht vorhergesagt werden; zusätzlich verändert aber die auftauchende Eigenschaft die Systemstruktur, so dass ein neues Modell entwickelt werden muss (Relativitätstheorie – Überlichtgeschwindigkeit) Frage 9 (5) a) Definieren und charakterisieren Sie Lehmans, P,S,E-Systeme und W-Systeme. b) Welche Folgerungen leiten Sie davon für die Systementwicklung ab? c) Geben sie je ein Beispiel aus dem Bereich -> S-System: Spezifikations-System: Lösung ist akzeptiert, wenn sie der Spezifikation entspricht P-System: Die Spezifikation ist nicht existent oder praktisch nicht verwendbar, man findet eine Annäherung. Die Lösung ist akzeptierbar, wenn die Lösung in einem Lösungsraum, in dem sie eingesetzt wird, Sinn macht. E-System: analog zum P-System, mit der zusätzlichen Problematik, dass man bereits weiß, dass die implementierte Lösung das System bzw. Das Verhalten der Elemente des Systems verändern wird – man kann aber nicht voraussagen, in welcher Weise und in welcher Richtung. W-System Das S-System ist für die Systementwicklung am besten handhabbar. Wenn die Spezifikation korrekt ist, dann können alle weiteren Phasen des Software-Lifecycles strukturiert weiterarbeiten. Die Akzeptierung der Lösung ist durch einfachen Vergleich mit der Spezifikation sehr einfach. P-Systeme entsprechen meist Simulationssystemen; es wird simuliert, entschieden, ob die Lösung das Problem löst, und bei Bedarf wird weiterentwickelt und wieder simuliert. Da der Lösungsraum nicht eindeutig ist, wird man auf verschiedene Lösungen kommen können, die zwar akzeptabel sind, aber oft nicht die optimalen sind. Im E-System stößt man auf verschiedene Sichten und Stakeholders des Problems. Eine Lösung muss aus verschiedenen Gesichtspunkten gesehen werden und ist somit am wenigsten abschätzbar, wie gut sie werden wird bzw ist. Frage 10 (5) a) Definieren Sie harte, weiche und feste Zeitschranke und b) erklären Sie die Unterschiede einem Fachfremden und c) geben Sie je ein Beispiel (mit Begründung) für die drei Arten von Zeitschranken aus dem Gebiet -> Eine harte Zeitschranke liegt dann vor, wenn unter allen Umständen keinerlei Überschreitungen von Zeitbedingungen auftreten dürfen.(zB Herzschrittmacher) Eine weiche Zeitschranke liegt dann vor, wen ein Prozess bzw. mehrere Prozesse nur innerhalb eines vorgegebenen Rahmens (statistisch) die Zeitschranken erfüllen muss/müssen. (zB Zeitpunkt für die nächste Injektion, Gebrauchsanweisung zur Einnahme von Tabletten) Eine feste Zeitschranke liegt dann vor, wenn sie eine Kombination aus harter und weicher Zeitschranke ist, insofern als der Prozess eine kürzere weiche und eine längere harte Zeitschranke hat. (vier Tabletten müssen genommen werden, fünf können genommen werden) Frage 11 (6): Aus welchen Quellen entstehen Modelle? Geben Sie für jede Art ein konkretes Beispiel -> physikalisches Wissen Beobachtung Analyse des Automaten/Gerätes Hypothesen Wunnschvorstellungen Frage 12 (5) a) Was sind die wesentlichen Phasen des Problemlösens? b) Diskutieren Sie die einzelnen Phasen! – – – Modellbildung: Dies schließt meist die Definition des Problems und des Zieles ein. Das Modell sollte alle relevanten Informationen, die zur Lösung des Problems notwendig sind, enthalten (leider ist dies bei vielen realen Problemen nicht machbar). Modelle müssen glaubwürdig sein! Außerdem sollen Modelle plausible Lösungswege oder Aktionen anbieten. Modellanwendung: In diesem Schritt wird mit Hilfe eines Modells nach Lösungen gesucht. Das schließt die Analyse des Modells ( und dadurch des dargestellten Problems) und auch die Manipulation des Modells ein. In vielen Fällen ist das manipulierte Modell eine Beschreibung der Lösung (z.B.: bei umgeformten oder gelösten Gleichungssystemen) Implementierung: In diesem Schritt wird die durch das Modell gefundene Lösung in die reale Welt (in den Problemraum) umgesetzt. Frage 13 (5) a) Was sind wesentliche Eigenschaften eines Beschreibungsmittels (für ein Modell)? b) Charakterisieren Sie die einzelnen Eigenschaften! – – – – – – – – – – Beeinflussung begrifflichen Denkens: In welche Richtung formiert die Beschreibung das begriffliche Denken? In welchen Konzepten wird der Benutzer zum Denken ermutigt/entmutigt? Expressivität: Was kann man und was kann man nicht im Modell ausdrücken? Welche Beschränkungen werden auferlegt? Eindeutigkeit, Verständlichkeit: Sind die verwendeten Beziehungen und Begriffe für alle eindeutig und verständlich? Modularität: Inwieweit sind die Konstrukte unabhängig voneinander? Ökonomie: Inwieweit kann man genau das ausdrücken, was notwendig ist? Konstruktions- und Interpretationskosten: Wie schwierig ist es, das Modell durch einen menschlichen Betrachter und/oder durch den Rechner zu interpretieren? Traktabilität: Wie einfach/komplex ist es, Operationen auf dem Modell auszuführen? Liberalität: Wie strikt/liberal legt das Modell die dadurch zu beschreibenden Objekte fest? Kann man Objekte nur teilweise beschreiben und später „verfeinern“? Dynamik der Beschreibung: Welche Festlegungen müssen vor der Modellierung getroffen werden, welche können noch während der Verwendung getroffen werden? Weiterentwicklung: Wie gut kann man das Modell temporär/permanent an geänderte Bedingungen anpassen? Frage 14 (5) Zustandsautomaten a) Charakterisieren Sie diese b) Was sind ihre Eigenschaften? c) Was kann man damit nicht beschreiben? Ein Zustandsautomat wird definiert durch – einen Anfangszustand – einer endlichen Menge von Zuständen – einer endlichen Menge von Ereignissen – einer endlichen Anzahl von Transitionen, die den Übergang des Objektes von einem zum nächsten Zustand beschreiben (Zustandsüberführungsfunktion) – einem oder mehrerer Endzustände Mit einem Zustandsautomaten kann man keine Prozesse beschreiben, bei welchen ein Speichermedium notwendig ist. Mit einem FSM kann dies nur durch die Einführung (unendlich) vieler Zustände geschehen. FRAGE 15 (10): a) Definieren Sie formal einen Mealy-Automat b) definieren Sie das DEVSModells! c) Was können Sie in einem DEVS-System darstellen, was Sie mit MEALYAutomaten NICHT darstellen können (Erklärung!)? X: Menge der äußeren Ereignisse Y: Menge der Ausgaben S: Menge der äußerlich sichtbaren Zustände λ: S -> Y Ausgabefunktion Q ... Menge der sequentiellen Zustände Q:= {(s,e) | s є S, 0 ≤ e ≤ ta(s)} δext: Q x X -> S externe Übergangsfunktion δint S -> interne Übergangsfunktion ta: S -> (r|0 ≤ Unendlich, reell) DEVS (Discrete Event Simulation System) = (X,Y,S, δext, δint, λ, ta) Für jeden Zustand s є S, gibt es eine Zeit ta(s). Wenn das System im Zustand s ist und wenn innerhalb dieser Zeit kein externes Ereignis kommt, führt das System (einmalig) die Zustandsänderung δint aus. DEVS-Systeme können ohne äußeren Anstoß den Zustand ändern. Frage 16 (10): Sie vermarkten ein nach DEVS konzipiertes Beschreibungs- und Simulationssystem. a) Geben Sie eine Definition des DEVS-Systems. b) Mit welchen Argumenten würden Sie es einem Kunden anpreisen? Definition des DEVS-Systems siehe Frage 13b Das System funktioniert ähnlich wie ein Mealy-Automat, jedoch mit dem Vorteil, dass auch die zeitliche Komponente eingebunden worden ist, welche bei einem Mealy-Automat keine Rolle spielt. Dies bedeutet, das ein DEVS-System auch reagiert, wenn keine Eingabe erfolgt. Dadurch kann ein Timeout bei eventuellen Benutzereingaben optimal simuliert werden. Dieses Prinzip der zu langen Wartezeit bzw. Verzögerung ist dadurch um einiges realitätsnäher als ein abstrakter Mealy-Automat. Frage 17 (5) Was sind Petri-Netze (Beschreibung)? b) Was unterscheidet sie von endlichen Automaten? Ein Petrinetz besteht im wesentlichen aus Positionen (Stellen), Transitionen und Kanten. Es gibt Positionen, die sich vor einer Transition befinden, und es gibt welche danach. Eine Transition kann erst schalten (also alle Positionen danach) besetzen, wenn alle Positionen davor besetzt worden sind. Ein Petrinetz ist folgendermaßen definiert: N = (S,T,F,K,W,M0) S... Stellen T...Transitionen F...Flussrelation K... Kapazität der Stellen (Maximale Anzahl von Markierungen an einer Stelle) W...Gewicht der Kanten M0..Anfangsmarkierung Im Gegensatz zu einem endlichen Automaten, der für die Ein- und Ausgabesimulation verwendet wird, dient ein Petrinetz zur Simulation von Prozessflüssen. Frage 18 (6) a) Was ist Prototyping? b) Welche Arten gibt es? c) Wie kann Prototyping im Software-Lifecycle eingesetzt werden? Beim Prototyping werden vorläufige, rudimentäre Versionen des fertigen Produktes geschaffen, mit denen man einige wesentliche Merkmale des endgültigen Produktes untersuchen kann. – – – Exploratives Prototyping: Es wird ein Objekt geschaffen, mit dessen Hilfe man über ein noch kaum bekanntes System kommunizieren und eine gemeinsame Gesprächsbasis herstellen kann. Es dient zur Ermittlung der wirklichen Anforderungen. Experimentelles Prototyping: Durch gezielte Versuche werden genau spezifizierte, in ihrer Grösse aber unbekannte Eigenschaften des Systems ermittelt. Diese Art des Prototypings ist in der gesamten Industrie üblich und dient der Festlegung des Entwurfs. Evolutionäres Prototyping: Das System wird durch stufenweisen Übergang vom explorativen, einfachen Prototyp bis zum fertigen System entwickelt. Dadurch kann man frühzeitig die dringendsten Bedürfnisse des Kunden befriedigen und Erfahrungen für die weitere Entwicklung gewinnen. Als Grundlage braucht man aber einen guten Gesamtentwurf, damit auch nach mehreren Auslieferungen immer ein konsistentes Gesamtysystem existiert. Frage 19 (3) a) Definieren Sie Simulation! b) Was sind die Vorteile von Simulation gegenüber statischen Beschreibungen? Simulation ist der Prozess, ein Modell eines realen Systems zu entwerfen und mit diesem Modell Experimente zu machen, entweder um das Verhalten des Systems zu verstehen oder um verschiedene Strategien für das Betreiben des Systems zu ermitteln. Das Modell kann in einer Weise manipuliert werden, die aufgrund folgender Faktoren bei einem realen Modell unmöglich ist: Kosten, Zeitaufwand, Wirtschaftlichkeit, geographische Entfernungen, Übersichtlichkeit, Gefahren, technologische Machbarkeit, Aufheben von physikalischen Beschränkungen. Frage 20 (5) Was versteht James Martin unter Hyperdiagrammen? Wozu dient in diesem Zusammenhang die Enzyklopädie? Ein Hyperdiagramm zeigt die verschiedenen Aspekte und Details eines Objektes auf. Die Vorteile liegen auf der Hand: visuelle Darstellung von Fakten führt zu einfacherem Verständnis und einheitlicher Sprache. Eine Enzyklopädie dient in diesem Zusammenhang als Grundlage des Informationsgehaltes eines Hyperdiagrammes. Wichtig dabei ist, dass stets die selbe (am besten eine vereinheitlichte) Enzyklopädie als Quelle für relevante Informationen verwendet wird. Frage 21 (5) a) Welche vier notwendigen Unterstützungen sind für eine effiziente SoftwareEntwicklung notwendig? b) Charakterisieren Sie jede! Notwendigkeit von Formalität o Formalisierte Repräsentationen von Designs, formale Techniken die zu befolgen sind. Unklarheit größtes Problem bei Softwarewartung Notwendigkeit von Benutzer-Beteiligung o Beteiligung des Benutzers beim Design-Prozess etwa durch Joint Requirement Planning (JRP) / Joint Application Design (JAD) Dabei helfen etwa Diagramme und Entscheidungsmatrizen Notwendigkeit von Automation o Mensch ist unpräzise, Computer präzise => Probleme bei komplexen Systemen Notwendigkeit von Integration o Möglichst „nahtlose“ Integration von Realität auf Modell Frage 22 (5) a) Nennen Sie verschiedene Komplexitätsarten! b) Beschreiben Sie Abhilfen für Konzeptionelle Komplexität! – – – – – Konzeptionelle Komplexität: Abhängigkeiten, Entscheidungen, Unsystematik, Überraschungen Strukturelle Komplexität: große Menge von Objekten, viele Alternativen Schnittstellen-Komplexität: komplexe Bedienung, komplexe Informationen Umgebungskomplexität: Wechselndes Träger/Driver System, verschiedene Umgebungen Ausführungskomplexität: Zeitverbrauch, Speicherbedarf Abhilfen für Konzeptionelle Komplexität sind Abstraktion, Systematisierung und InformationHiding Frage 23 (4) a) Erklären Sie mit einigen Worten die Begriffe „Prinzip“, “Methode“, “Verfahren“, „Werkzeug“, und zeigen Sie deren Zusammenhang. b) Zeigen Sie an Hand einer gängigen Programmiersprache die Begriffe – – – Unter einem Prinzip wird ein allgemein gültiger Grundsatz verstanden, der aus der Verallgemeinerung von Gesetzen und wesentlichen Eigenschaften der objektiven Realität abgeleitet ist und als Leitfaden dient. ZB Sortieralgorithmen Eine Methode ist eine systematische Handlungsvorschrift (Vorgehensweise), um Aufgaben einer bestimmten Klasse zu lösen. Sie beruht auf einem oder mehreren Prinzipien. Die Handlungsvorschrift beschreibt, wie, ausgehend von gegebenen Bedingungen ein Ziel mit einer festgelegten Schrittfolge erreicht wird. Methoden sollen anwendungsneutral sein, dieselben Methoden sollen daher z.B. für verschiedene Programmiersprachen gelten. ZB Algorithmus für BubbleSort in JANA Werkzeuge der Software-Entwicklung sind programmtechnische Mittel zum automatisierten bearbeiten von Informationsmengen. Sie automatisieren ein Verfahren. Zwangsläufig implementiert (wenn auch manchmal nur implizit) ein Werkzeug eine Methode. (zB. Klasse java.lang.Math) Der Zusammenhang zwischen diesen drei Begriffen besteht darin, dass Prinzipien durch Methoden erfüllt werden; Methoden werden durch Verfahren realisiert, und diese werden durch SoftwareWerkzeuge automatisiert. Frage 24 (6) a) Nennen Sie die acht Software-Prinzipien! b) Welches Prinzip hilft am besten gegen ->? – – – – – – – – Abstraktion (Abbildung der Realität) Strukturierung (Geschaffene Module anordnen) Hierarchisierung (Objekte einander unterordnen) Modularisierung (Aufgabenbereiche klar trennen) Geheimnisprinzip (Information Hiding) Lokalität (siehe Modularisierung) Verbalisierung (geeignete Methoden- und Feldnamen verwenden) Ergonomie (Benutzerfreundliche Schnittstellen) Frage 25 (5) a) Definieren Sie das Komplexitätsmaß nach Halstead! b) Berechnen Sie das Komplexitätsmaß nach Halstead für das folgende Programm: ZZZ = 3 * ALPHA; BETA5 = ZZZ + ALPHA + 7 n1, N1... Operatoren ( # verschieden, # gesamt) n2, N2... Operanden( # verschieden, # gesamt) n = n1 + n2; N = N1 + N2 V(olumen) = N log2 n D(ifficulty) = (n1*N2)/(2*n2) E(ffort) = D * V Volumen = (Zahl aller Operatoren und Operanden) log2 (Zahl der verschiedenen Operatoren und Operanden) Difficulty = 0.5 ((Zahl verschiedener Operatoren)*(Zahl aller Operanden))/(Zahl verschiedener Operanden) n1 = |{=,*,+}| = 3 N1 = 5 n2 = |{ZZZ,3,ALPHA,BETA5,7}| = 5 N2 = 7 n=8 N = 12 V = 12* ld 8 = 12*3=36 D= (3*7)/(2*5)=2,1 E = 36*21 = 75,6 Frage 26 (3) a) Was verstehen wir unter Struktureller Komplexität? b) Beschreiben Sie Mechanismen zur Bewältigung der strukturellen Komplexität! Strukturelle Komplexität bedeutet eine große Menge von Objekten und vielen Alternativen. Mechanismen zur Bewältigung der strukturellen Komplexität sind Architektur, Modularität, Information Hiding, sprich: – Hierarchie (is-part-of) – Aggregierung (has-a) – Modularisierung (Zerlegung) – Klassifikation (is-a) – Sichten (Abstraktion) – Sequenzen (zusammengehörige Sichten) Frage 27 (4) a) Geben Sie eine Definition von Architektur im Sinne der Systemlehre b) Welche Bedeutung hat die Architektur für den Benutzer (Vorteile!)? Die Architektur eines Systems kann als sein funktionelles Erscheinungsbild dem Benutzer gegenüber, seine Phänomenologie, definiert werden. Die Architektur ist die Beschreibung der Merkmale des Systems, wie sie der Programmierer sieht, das heißt, sie ist eine Beschreibung der begrifflichen Struktur und des funktionellen Verhaltens im Gegensatz zur Beschreibung der Organisation des Datenflusses und der Datensteuerung, des logischen Entwurfs und der physischen Realisierung. Rechnerarchitektur ist wie jede andere Architektur die Kunst, die Erfordernisse des Kunden festzulegen und diese Erfordernisse innerhalb der wirtschaftlichen und technischen Randbedingungen so wirkungsvoll als möglich zu erfüllen. Die Architektur muss die technischen Überlegungen einschließen, sodass die Ausführung auf den Erfordernissen des Benutzers, während es bei der technischen Herstellung beim Hersteller liegt. Architektur darf nicht nur nach kalten, rein wissenschaftlichen Denken bewertet werden, sondern auch nach Maßstäben der Menschlichkeit. Im Hinblick auf die Gebäudearchitektur müssten wir, wenn wir nur nach Kosten und Mathematik gehen würden, in Würfeln wohnen und in Schlafsälen schlafen. Frage 28 (6) Geben Sie 6 Grundsätze guter Architektur (nach Zemanek und/oder Vitruvius) an und geben Sie je ein konkretes Beispiel aus dem Gebiet -> Zemanek Vollständigkeit Allgemeinheit Orthogonalität Vitruvius Ordnung Anordnung Eurythmie „Schönheit und Eignung“ Klarheit der sprachlichen Mittel Angemessenheit Sicherheit Wirksamkeit Symmetrie Angemessenehit Wirschaftlichkeit Frage 29 (5) Was versteht man unter Middleware? Beschreiben Sie das dahinterliegende Konzept! Verallgemeinerung von Spezialisierungen, um besser damit umgehen zu können. – Multimedia: Verwendung eines Wrappers, um Daten verschiedener Repräsentation gemeinsam in Applikationen einzubinden. – Data Warehousing: Integration, Speicherung und Zur-Verfügung-Stellen von Daten, in aktueller und historischer Form – SQL-Middleware: für verteilte Daten und Transparenz der unterschiedlichen SQL-Dialekte Frage 30 (4) Definieren Sie Steuerung und Regelung und erklären Sie den Unterschied! Die Steuerung ist der Vorgang in einem System, bei dem eine oder mehrere Größen als Eingangsgrößen andere Größen als Ausgangsgrößen aufgrund der dem System eigentümlichen Gesetzmäßigkeiten beeinflussen. Regelung ist ein Vorgang bei dem die so genannte Regelgröße fortlaufend gemessen, mit der so genannten Führungsgröße, laufend verglichen und, abhängig vom Vergleichsergebnis an die Führungsgröße angeglichen wird. Frage 31 (5) a) Was bewirkt, bzw. welche Folgen hat eine in einem Regelkreis auftretende Verzögerung auf das menschliche Handeln? B) Nehmen Sie ein Beispiel aus dem angeführten Gebiet und diskutieren sie -> Wenn eine Verzögerung auftritt, und der Mensch erst zu spät bemerkt, dass sich ein Fehler in den Regelkreis eingeschlichen hat, reagiert er so rasch wie möglich und verursacht dadurch meinst einen Ausschlag der Regelgröße in die andere Richtung. Frage 32 (3) a) Was sind die drei Ich-Zustände? b) Welche Aufgaben haben Sie in unserem Verhalten? – – – Eltern-Ich: „Du sollst“, Automatisierung, „sozialer Reflex“ Erwachsenen-Ich: Rational Kind-Ich: Emotion, Kreativität, auch angepasst oder unterdrückt Frage 33 (5) a) Was ist die Bedürfnishierarchie nach Maslow? b) Beschreiben Sie die einzelnen Stufen! c) Geben Sie für jede Stufe ein Beispiel aus dem Bereich -> – – – – – Selbstverwirklichung: Selbstwertgefühl, Fortschritt Anerkennung: Achtung, Fremdbestätigung, Selbstbestätigung soziales Umfeld: Gemeinschaft, Eingliederung Sicherheit: physisch, wirtschaftlich physiologische Grundbedürfnisse Motivatoren Demotivatoren Physiologische Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Motivatoren - gerechtes Einkommen Demotivatoren - Überlastung - ergonomisch korrekter Arbeitsplatz - Stress - Arbeitsplatzsicherheit - Unterbezahlung - Unklarheit - Statussicherheit - permanente Umorganisation - Kontinuität - Personalabbau - eindeutige Organisationsstrukturen Zugehörigkeit und Gemeinschaft - Kontakt - mangelnde Information - Kommunikation - mangelnde Kommunikation - Autorität Führungsverhalten - Kooperation - Führungsstil Soziale Geltung, Status - Betriebsklima - Feedback - Kritik - Anerkennung, Lob - Ignoranz Selbstverwirklichung - sichere & gerechte Beurteilung - Demontage - Erfolgserlebnisse - Routinearbeit - Leistung - sinnlose Aufgaben - Gestaltung - Unterforderung - Arbeitsinhalt - Herausforderung - Vollenden eines Ganzen Frage 34 (5) Was ist eine komplementäre Transaktion? Was ist eine Überkreuz-Transaktion? Welche Folgen haben Überkreuz – Transaktionen? Zeige Beide Arten von Transaktionen am Beispiel -> Eine komplementäre Transaktion bezeichnet die Reaktion von Sender und Empfänger auf eine Nachricht; dabei reagieren beide Parteien aus dem gleichen Ich-Zustand heraus. Solche Gespräche können sehr ergiebig sein. Bei Überkreuz-Transaktionen reagieren Sender und Empfänger aus unterschiedlichen IchZuständen heraus. Dies kann zu Irritationen und Gesprächs-Wandlungen führen. Arten von Ich-Zuständen: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich, Kind-Ich Frage 35 (5) Was ist eine Gruppe (im soziologischen Sinn)? Was sind wesentliche Voraussetzungen, dass eine Gruppe nicht auseinander fällt? „Gruppe“ ist der Grundbegriff für eine Mehrzahl von Menschen. Eine Gruppe handelt als eine gegliederte Einheit und ist durch ein „Wir-Bewusstsein“ zu dieser Gruppe verbunden. Eine Gruppe teilt eine gemeinsame Sprache, Interessen, Konventionen, Tabus. Weitere wichtige Bestandteile einer Gruppe sind eine örtliche Gemeinschaft und Gruppendynamik. Frage 36 (5) a) Welche Art von Gruppenmitgliedern unterscheidet man? b) Wie verhalten sie sich zueinander? c) Wer könnten die in a identifizierten Gruppenmitglieder sein, denken sie dabei an -> Charakterisieren Sie die einzelnen Gruppenmitglieder. FRAGESTELLUNG GEÄNDERT ALPHA: (An)Führer GAMMA: ergebener Gefolgsmann OMEGA: der letzte BETA: emotionsfreie Spezialisten Gegner Euphemerus: historischer Führer, Held GAMMAs gehorchen und bewundern ALPHA ALPHA braucht BETAs, welchen er/sie neutral/positiv gegenüber steht Alle, vor allem GAMMAs, verachten OMEGA und behandeln ihn so, wie ALPHA die Gegner behandeln soll. OMEGAs sympathisieren oft mit dem Gegner. Frage 37 (6) Beschreiben Sie das Johari-Fenster! WIE und WARUM verschieben sich die Grenzen bei zunehmenden Vertrauen innerhalb einer Gruppe? I: Ist der Bereich der freien Aktivität, der öffentliche Sachverhalte und Tatsachen, wo Verhalten und Motivationen sowohl mir selbst bekannt als auch für andere wahrnehmbar sind. III: Das ist der Bereich des Verhaltens, der mir bekannt und bewusst ist, den ich aber anderen nicht bekannt gemacht habe oder machen will. Dieser Teil des Verhaltens ist für andere verborgen oder versteckt. II: Ist der blinde Fleck der Selbstwahrnehmung, d.h. Der Teil des Verhaltens, der für andere sichtbar und erkennbar ist, mir selbst hingegen nicht bewusst. Abgewehrtes, Vorbewusstes und nicht mehr bewusste Gewohnheiten fallen hierunter. IV: Er erfasst Vorgänge, die weder mir noch anderen bekannt sind und sich in dem Bereich bewegen, der in der Tiefenpsychologie unbewusst genannt wird. Dieser Bereich wird in der Regel in den Trainingsgruppen nicht bearbeitet. Bei zunehmenden Vertrauen in der Gruppe wird Fenster I größer und Fenster III kleiner, weil man die anderen Gruppenmitglieder besser kennen lernt. Anderen bekannt Anderen unbekannt Dem Selbst bekannt I – freie Aktivität III – Vermeiden/Verbergen Dem Selbst nicht bekannt II – blinder Fleck IV – unbekannte Aktivität Frage 38 (3) Womit befasst sich Gruppendynamik? Grundfrage: Wie entwickeln sich Gruppen durch innere und äußere Einflüsse? – Phasen der Gruppenbildung: Phase Menge Prägruppal Gruppal Institution – Hauptmerkmal Kontaktloses Nebeneinander Allgemeiner ALPHA-Anspruch Dynamische Rangstruktur Fixierte Rangstruktur Furcht Vor anderen Vor ALPHA Vor GAMMA Vor OMEGA Gruppenbildung - innere Gruppenentwicklung – Spannungsfeld der Vorstellungen der Gruppenmitglieder - Führer der Gruppe richten Gruppe nach ihren Vorstellungen ein - Ur-Führer legte Kanon fest oder man legt es ihm in den Mund - Euphemerus-Funktion – Gruppenkonflikte (KONFLIKT und KONSENS sind Zentralprobleme der Gruppendynamik) - Ausschluss der Opposition - Unterwerfung der Opposition - Bildung einer Allianz zur Überwältigung der Opposition - Zustande bringen eines Kompromisses - Integration entgegengesetzter Ideen zu neuen Lösungen – Überleben der Gruppe - ideologisches Überleben ( Erosion, ideologische Angriffe, „Abwelken“) - physisches Überleben (Zerstörung der Basis, physische Angriffe, Infiltration) - effektives Überleben (Zersplitterung, Zerschlagung der Organisation) Frage 39 (5) Definieren Sie TEAM in eigenen Worten und beschreiben Sie wichtige Eigenschaften, welche die Team-Mitglieder haben müssen! Ein Team ist eine kleine Gruppe (< 20) von Personen, welche sich mit ihrem unterschiedlichen Fachwissen gegenseitig ergänzen und damit an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen müssen diese Personen zusammenarbeiten und jeder muss gleichermaßen die Verantwortung für das Ergebnis seiner Arbeit bzw. Seines Arbeitsbereiches übernehmen. Wichtige Eigenschaften von Team-Mitgliedern: engagiert, fachlich kompetent, lernwillig, anpassungsfähig, belastbar, Fähigkeit zur Zusammenarbeit Frage 40 (6) Charakterisieren Sie (im Rahmen der Soft Systems Methology) die Begriffe a) Weltanschauung, b) Problem und c) Wert: – Weltanschauung: - Menschen haben unterschiedliche Sichten auf eine Situation, weil sie diese in Wirklichkeit auch in verschiedener Weise sehen. - Menschen interpretieren die Welt durch ein persönliches Verzerrungsglas, welches unsere Sicht der Wirklichkeit erzeugt (Epistemologie: Was können wir erkennen?)# – Problem: - übliche Definition: Eine erkannte Diskrepanz zwischen dem aktuellen und dem gewünschten Zustand. - verschiedene Ansichten über aktuellem und gewünschten Zustand (Regierung – Opposition) - Probleme sind miteinander vernetzt und voneinander abhängig, nicht isoliert - Problemlösung eröffnet oft neue Probleme - Probleme entstehen in der Vorstellung der Betroffenen; daher sind auch die Lösungen den mentalen Konstrukten zuzuordnen. – Wert: Definition: Wie die Situation ist, und wie sie sein sollte (Ist das Glas halb voll oder halb leer?) Werte bestimmen, was „gut“ und was „schlecht“ ist, was „richtig“ bzw. „falsch“ ist, was als „moralisch“ bezeichnet werden kann,... Dafür wird auch oft der Begriff der „Weltanschauung“ verwendet. Frage 41 (6) Beschreiben und diskutieren Sie die Schritte 0 bis 3 der Soft Systems Methology! b) Geben Sie ein gutes Beispiel mit Begründung für ein „relevantes System“ für -> Schritt 0: Vorbereitung: Analytiker ist ein Teil der Problemsituation und somit nicht von der Problemstellung isoliert. Schritt 1: Unstrukturierte Problemsituation: verschiedene Sichten, Ansichten, Wertvorstellungen; vernetzte Probleme; in diesem Schritt ist es wichtig, die Problemsituation zu betrachten, nicht nur das Problem alleine. Schritt 2: Analysierte Situation: Probleme identifizieren; Übergang vom Identifizieren und Verstehen der Problemsituation zum Festlegen von Aktionen zur Verbesserung Schritt 3: Relevantes System, Basis Definition: Was ist die wirkliche Aufgabe des Systems? Basis für weitere Überlegungen und grundlegende Änderungen. Frage 42 (10) Entwickeln Sie gemäß der Methode SSM a) die für Phase 2 vorgesehene „analysierte Situation“ mit vier „issues“ und b) für Phase 3 je drei Varianten für „relevantes System“ und „Basisdefinition“, wobei Sie für a) und b) die folgende Problemsituation als Ausgangspunkt nehmen -> Frage 43 (6) Charakterisieren Sie „relevantes System“ und „Basisdefinition“ im Rahmen von SSM! Beschreiben Sie ZWEI stark unterschiedliche „relevante System“ zusammen mit den entsprechenden Basisdefinitionen für das System -> Definition „relevantes System“: – Was ist wirklich die Aufgabe des Systems – Basis für weitere Überlegungen und grundlegende Änderungen – Es gibt mehr als eines – System menschlicher Aktivitäten – NICHT ein Modell für die Implementierung – Darstellung des darunter liegenden Verständnisses – Eigentlich eine abstrakte Idee Beispiele: Universität: Berufsausbildungsstätte, „Intelligenz-Schmiede“, Studentenfabrik, Forschungszentrum, Gesellschaftspolitisches Instrument, Projektdurchführungsinstrument Wirtshaus: Verpflegungsstätte, Durstlösch-System, Fluchtburg vor Zuhause, Politisches Forum, Das „wahre Heim“ Frage 44 (6) Was bedeuten die einzelnen Elemente von CATWOE? Geben Sie eine kurze Beschreibung jedes Elementes! Customer: Kunden, Benutzer Actors: Akteure – Rollen Transformationen: Welche Inputs werden in welche Outputs überführt? Auch nicht-materielle! Hängt vom relevanten System ab! Weltanschauung (world view) Wodurch, warum ist das System ein Relevantes; Wie sehen wir die Problemsituation; Grundlegende Differenzen möglich Owner: (Besitzer, power-player): Wer hat die Macht, das System abzuschaffen? Environmental Constraints: (Umweltzwänge) Was ist von außen festgelegt? (bis auf weiteres) nicht änderbar Frage 45 (5) a) Was ist Participatory Design? b) Warum ist es ein wichtiges Konzept? c) Welche Gefahren bestehen, wenn man es nicht einsetzt? Bei einem solchen Design nehmen die Benutzer bzw. Eine ausgewählte Gruppe von solchen am Entwurf des Systems teil, wobei die Systementwerfer eine beratende Rolle einnehmen. Dabei werden auch soziale Komponenten berücksichtigt. Das Konzept ist deswegen wichtig, weil so auf die Wünsche des späteren Benutzers eingegangen werden kann und somit ein System entwickelt werden kann, welches dem Benutzer den größtmöglichen Komfort und alle benötigten Funktionen bieten kann. Gefahren bei Nicht-Einsetzen dieses Systems: – Ineffektivität – hohe Fehlerrate – menschlicher Zwischenträger bei Managern – Ablehnung, Bekämpfung des Systems – Parallelarbeiten mit anderen Systemen – Frustration, schlechte Arbeitsmotivation Frage 46 (5) Nennen Sie die grundlegenden Entwicklungsniveaus in der Softwareentwicklung und charakterisieren Sie diese. – – – – – – – – Anforderungen: zuerst werden die wahren, oft nicht offensichtlichen Bedürfnisse der Benutzer festgelegt, bevor Entscheidungen über das gewünschte System fallen. Erforderlich wurde dies aufgrund der zunehmenden Komplexität der Systeme und der Schwierigkeit, das Fachkonzept sofort festzulegen. Unternehmensmodell: Basis für die Definition der notwendigen Software-Anwendungen ist die Ermittlung der Daten- und Funktionsstruktur des Unternehmens. Fachkonzept: Architektur Modell, benutzerseitig sichtbare Verhalten des Systems wird festgelegt (gut für interaktive Systeme) Grob-Entwurf: Implementierung, DV-Entwurf, logisches Konzept: nur wichtige, grobe technische Entscheidungen festlegen, die die Gesamtlösung prägen; keine Berücksichtigung spezieller Algorithmen Detail-Entwurf: Pseudocode-Beschreibung, um die Essenz des zu erstellenden Codes festzulegen, bevor alle technischen Details fixiert werden. Dieser Wunsch kam von Qualitätsproblemen und Verständnisproblemen mit geschriebenen Code Integration: Zusammenbau, Systeme mit mehreren Versionen und Konfigurationen erfordern dies im Besonderen. Installation: Probleme der Migration des alten auf das neue System müssen behandelt werden. Wartung des Software-Produktes Frage 47 (5) Was ist Information Engineering (nach J.Martin)? Welche Idee steckt dahinter? Die Anwendung von formalen und automatisierten Techniken für die Planung, Analyse und Design eines Informationssystems auf einer unternehmensweiten Basis, zumindest auf Basis der wichtigsten Abteilungen. Man verwendet eine Menge von automatisierten Techniken zur Beschreibung von Unternehmens-, Daten- und Prozessmodellen, die auf einer verständlichen Wissensbasis benutzt werden, um Datenverarbeitungsprozesse zu erschaffen und zu erhalten. Weiters verwendet man automatisierte Verfahren, um den richtigen Personen die benötigte Information zur Verfügung zu stellen. Idee: Daten sind zentral und ändern sich nur wenig, Geschäftsprozesse ändern sich häufiger, Fehler bei Anforderung und Spezifikation werden erst später entdeckt und sind teuer. Information Engineering dient zur Verwaltung von Informationen in Unternehmen. Sie soll einen Standard schaffen, auf dessen Basis Mitarbeiter einer Firma automatisiert Informationen austauschen können. Frage 48 (5) a) Welche Aufgaben hat das Österreichische Normungsinstitut? b) In welcher Beziehung steht es zu ISO? c) Was sind die wesentlichen Prinzipien der Normung? – – – – – – – – – Die Schaffung von ÖNORMEN sowie die Bereitstellung der Organisation hiefür. Organisation für die Teilnahme am Normschaffungsverfahren an regionalen (europäischen) und internationalen Normungsorganisationen gemäß deren Satzungen. Die Zusammenarbeit mit nationalen, ausländischen, regionalen und internationalen Organisationen, welche gleiche oder ähnliche Zwecke verfolgen oder mit dem Normenwesen zusammenhängende Aufgaben behandeln. Die Herausgabe, Veröffentlichung und Verbreitung von ÖNORMEN, Veröffentlichung und Verbreitung ausländischer, Europäischer und Internationaler Normen, sonstiger technischer Regeln sowie einschlägiger Publikationen. Die Übernahme ausländischer, regionaler oder internationaler Normen und Publikationen. Werbung für die Anwendung und Umsetzung von Normung und deren Ergebnissen. Informations- und Serviceeinrichtungen für die Anwendung und Umsetzung von Normen und technischen Regeln. Förderung und Durchführung von Aktivitäten im Bereich Normenkonformität. Veranstaltungen zur Aus- und Weiterbildung im Normenwesen, zur Anwendung und Umsetzung von Normen und technischen Regeln sowie zum Umfeld der Normung. Wahrnehmen aller Agenden auf Grund des Normengesetzes. Das österreichische Normungsinstitut erweitert die Normen der ISO auf nationaler Ebene. Normen der ISO können weiter spezialisiert werden, dürfen aber nicht abgeschwächt werden. Frage 49 (5) Was wird durch ISO 15288 standardisiert? Charakterisieren Sie die vier Hauptprozesse von ISO 15288. ISO 15288 beschreibt Prozesse bei der Entwicklung von Systemen (nicht nur Software), welche durchgeführt werden müssen, um den Erfolg bei der Implementierung zu sichern. Agreement Process: Spezifiziert die Notwendigkeit der Erzeugung von Übereinstimmungen Enterprise Processes: Support und Service Project Management Processes: Projektpläne, Vergleich Ist-Soll Technical Process: Transformation von der Notwendigkeit in ein Produkt Frage 50 (10) Nennen und beschreiben Sie die 11 Prozesse, die in ISO 15288 im Hauptprozess 5.4 „Technische Prozesse“ aufgezählt sind! – – – – – – Stakeholder Requirements Definition Process: Definieren der Anforderungen der Benutzer und der Stakeholder an ein System in einer bestimmten Umgebung Requirements Analysis: Überführen der benutzerdefinierten Sicht an die Dienste, die das System zur Verfügung stellen sollte, in eine technische Sicht des Systems, welches die Dienste dann zur Verfügung stellen kann. Architectural Design Process: Aufbauen einer Lösung, welche die Anforderungen erfüllt. Erkundet mehrere verschiedene Implementierungsstrategien. Implementation Process: Erzeugung eines spezifizierten Systemelements (mit Rücksicht auf Schnittstellen und Verhalten) Integration Process: Zusammensetzung des Systems in Übereinstimmung mit dem architektonischem Design. Verification Process: Überprüfung, ob Charakteristik und Verhalten der Komponente mit den – – – – – ursprünglichen spezifizierten Entwurfsanforderungen übereinstimmen Transition Process: Dieser Prozess stellt fest, ob das System die von den Stakeholdern spezifizierten Anforderungen erfüllt. Zudem wird hier das verifizierte System installiert. Validation Process: Dieser Prozess liefert einen objektiven Beweis, dass das System die geforderten Dienste zur Verfügung stellen kann Operation Process: Benutzen des Systems um festzustellen, ob das System seine Fähigkeiten zufriedenstellend anbietet. Maintenance Process: Überprüft die Leistungsfähigkeit des Systems in Hinblick auf Fehler und Systemleistung. Disposal Process: Dieser Prozess beendet die Existenz eines Systems. Er deaktiviert, zerlegt und entfernt das System und seine Abfallprodukte so gut wie möglich. Frage 51 (5) Warum ist der Stakeholder Requirements Process so wichtig? Was sind die Gefahren wenn Sie hier Fehler machen? Stakeholder sind Leute, Organisationen oder Systeme mit Beteiligung in bestimmten Problemen oder Resourcen. Im Requirements Process werden die Anforderungen der Benutzer und der Stakeholder identifiziert und definiert. Bei Fehlern kann es sein, dass das ganze vielleicht schon implementierte System noch einmal völlig neu entwickelt werden muss. Ein Fehler in diesem Anfangsstadium führt zu erheblichen Kostenund Zeitverlusten. Frage 52 (4) a) Beschreiben Sie in eigenen Worten den Unterschied zwischen Verifizierung und Validierung. b) Was setzt automatische Verifizierung voraus? Verifizierung: Abgleich der Ergebnisse mit den Anforderungen Validierung: Feststellen der Tauglichkeit des Produktes im zukünftigen Einsatzbereich Frage 53 (3) Was sind die Ziele der General System Theory? Welche Analogie wird besonders forciert? General System Theory stellt eine Basis zum Verständnis und Einbinden von Wissen aus weit gefächerten und hochspezialisierten Wissensgebieten zur Verfügung. In der modernen Wissenschaft ist dynamische Interaktion das Grundproblem auf allen Gebieten. Diese allgemeinen Prinzipien werden in der General Systems Theory formuliert. GST sucht auch nach Isomorphismen, strukturellen und funktionalen Ähnlichkeiten. Verwandte Gebiete: Kybernetik, Systems Engineering, Operations Research... Die Analogie zur Biologie wird besonders forciert. Dabei werden Systeme als „lebende“ Systeme betrachtet, welche eigenständig arbeiten und sich auch weiterentwickeln. Frage 54 (5) a) Definieren Sie ein wissenschaftliches Paradigma! b) Welche wesentlichen Fragen müssen von einem wissenschaftlichen Paradigma beantwortet werden? Ein Paradigma ist ein komplettes Muster von Anschauungen, Wertevorstellungen, Techniken, usw., die von Mitgliedern einer wissenschaftlichen Gemeinschaft geteilt werden. Ein Paradigma legt die „Quintessenz“ einer Disziplin und die „Weltsicht“ seiner Anhänger fest. Ausßerdem werden die Sätze eines Paradigmas verwendet, um Probleme festzulegen, die gelöst werden sollen. Ein Paradigma ist auch wichtig, um Anomalien und Dilemmas zu entdecken. Frage 55 (6) a) Wie kommt es (nach Kuhn) zu wissenschaftliche Revolutionen? B) Bringen Sie ein Beispiel aus der Geschichte, z.B dem Gebiet -> – – – – – – – Im Rahmen des Paradigmas werden Theorien aufgestellt, Beobachtungen und Experimente durchgeführt In diesem Zuge werden Anomalien entdeckt, welche mit dem Paradigma nicht übereinstimmen, ihm widersprechen, nur sehr schwierig zu erklären sind etc. Vertreter eines anderen Paradigmas werden „ausgegrenzt“ Infragestellung des Paradigmas selbst Krise „Wissenschaftliche Revolution“: meist Akzeptanz eines neuen Paradigmas meist ist das neue Paradigma unvereinbar mit dem alten (aber nicht immer, z.B. Relativitätstheorie) Bemerkung: Kuhn befasst sich mit „Wissenschaft“, ist für „Methoden“ nicht so direkt anwendbar, da ist mehr Konsistenz gegeben Frage 56 (4) Definieren Sie Ontologie, Epistemologie, Teleologie. – – – Ontologie: Die Frage nach dem WAS: Was SIND die Dinge? Epistemologie: Wie wissen wir, was wir wissen? Wie wissen wir, was für eine Person wir sind? Teleologie: Das Studium von Zielen, Endzwecken und Absichten. Frage 57 (4) Nennen und charakterisieren Sie die vier Phasen einer Ingenieursdisziplin! Wo steht ihrer Meinung nach die Software-Entwicklung? Begründen Sie ihre Meinung! Eine Ingenieursdisziplin, zB die Software-Entwicklung, zweigt ein durch vier Phasen charakterisierte Evolution: – Naturphase: Die Entwicklung wird nach lokalen Gegebenheiten, ohne Vorwissen durchgeführt – Baumeisterphase: Die Entwicklung wird nach heuristischen Methoden durchgeführt und diese Methoden werden durch ein Meister/Lehrlings-Verhältnis tradiert. – Architekturphase: Die Systementwicklung erfolgt auf Grund formaler/funktionaler Anforderungen, es existiert ein wissenschaftlicher, lehrbarer Kodex von Wissen. – Re-Humanisierungsphase: Es werden die Bedürfnisse der Menschen, der Systembenutzer, stärker berücksichtigt, die in der Architektenphase teilweise wenig Beachtung fanden. Die Software-Entwicklung steht meiner Meinung nach in der Re-Humanisierungsphase, weil man versucht, durch Rücksichtnahme auf den Systembenutzer das Gesamtziel eines effizienten Systems zu erreichen. Frage 58 (4) Erklären Sie: Systems Theory, System Philosophy, System Methology, System Education! Siehe Frage 1 – – – – Systems Theory: Wissenschaftliche Erforschung von Systemen; Was sind Systeme, was heißt dynamische Sicht? Theoretische Modelle, Vereinheitlichung der Wissenschaften System Philosophy: Reorganisation der Denkweisen und Einführung neuer Paradigmen System Methology: Entwurf und Entwicklung von Systemen (Systemanalyse, Systems Engineering) System Education: lehrt systemische Sicht, das Verstehen von Prinzipien und Gesetzen von Systemverhalten, Einsatz von Werkzeugen und Methoden.