Liebe Gemeinde, kennen Sie den Mythos des grüneren Grases? James Dobson, ein amerikanischer Ehe- und Familientherapeut schreibt: „Das Gras mag grüner erscheinen auf der anderen Seite des Zaunes, aber der Schein trügt, auch dort muss gemäht werden.“ In unserer Predigtreihe zu den zehn Geboten geht es heute um das sechste gebot nach lutherischer Zählung: „Du sollst nicht ehebrechen“! Auch für dieses Gebot wie für alle anderen gilt die Einleitung der Gebote: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus der Versklavung in Ägypten befreit habe! Ich habe Dich befreit und ich bin für Dich da! ruft Gott uns zu. Das ist das erste, was wir hören sollen. Das ist das Evangelium, was uns frei- und frohmachen will und kann! Für das 6.Gebot kann das ganz konkret heißen: Du bist frei, deinem Partner, deiner Partnerin zu vertrauen. Du kannst spüren und genießen, wie gut das tut, wenn zwei Menschen sich gegenseitig wertvoll sind. Und es heißt auch: Du bist frei, anderen ihre Partnerschaften und Freundschaften zu gönnen. Du hast es nicht nötig, anderen ihre Liebe zu zerstören, in eine andere Ehe einzubrechen. So bildet das 6.Gebot einen Zaun um die eigene Beziehung und die Beziehung des oder der anderen. Das Gebot ruft uns zu: Zerstört die Liebe nicht. Bleibt beieinander damit Ihr Euch und anderen keinen Schmerz und keine Verletzung zufügt und zerstörerisches Misstrauen sät. Gott will uns schützen vor den Einbrüchen in die Partnerschaften anderer, vor den Ausbrüchen aus der eigenen Partnerschaft und genauso schützen vor leichtfertigen Abbrüchen von Beziehungen. Liebe Gemeinde, Der Glaube an Gott ist kein Schutz vor Versuchung. Eine verhängnisvolle Affäre mit Einbruch, Ausbruch und Abbruch in einer Partnerschaft wird uns in der Bibel erzählt von David und Bathseba in 2.Samuel 11. 1. Wie kommt es eigentlich zum Ehebruch? a) Durch das gefährliche Vakuum Affären schlagen gewöhnlich nicht ein wie der Blitz aus heiterem Himmel. Es gibt unweigerlich bestimmte Begleitumstände. Die wohl bekannteste Affäre der Bibel beginnt damit, dass König David sich in Jerusalem befand, während seine Armee an der Front kämpfte. Davids Abwesenheit vorn Sch1achtfeld wird nicht begründet. Tatsache ist jedoch dass er an einem bestimmten Abend gelangweilt auf seiner Dachterrasse einige Runden drehte. Nichts besonderes, ein Frühlingsabend wie jeder andere auch; nur eben: David hatte Zeit zur Hand. Der erste Anblick von Batseba beim Bad zwischen den Blumen war unverdächtig, der zweite jedoch unverantwortlich. David hatte in seinem Leben genügend hübsche Frauen gesehen. Er hatte ja seinen eigenen Harem im Palast. Wieso war diese Frau anders? David war innerlich vorbereitet auf eine Affäre. b) Durch die verfügbare Geliebte / den verfügbaren Geliebten Davids Seitensprung mit Batseba hat alle Anzeichen eines Abenteuers. Er sah diesen attraktiven weiblichen Kör per, und seine Hormone besorgten den Rest: »David schickte Boten zu ihr und ließ sie zu sich holen. Sie kam, und er schlief mit ihr... Danach kehrte sie wieder in ihr Haus zurück« (2. Samuel 11,4). Nicht nur stand David auf Abruf für eine Affäre, auch Batseba war in gewissem Sinne verfügbar. Ihr Mann befand sich an der Front, sie war alleine zu Hause. Die Szene im Garten neben dem Palast ist harmlos beschrieben, aber ihr Bad in unmittelbarer Sicht der Wohnung des Königs kann möglicherweise auf ein kalkuliertes Risiko hinweisen. Batsebas rituelle Waschung (3. Mose 15,19) war eine Möglichkeit, ihre körperlichen Reize darzustellen: sie konnte als Mitteilung der Verfügbarkeit (miß)verstanden werden. Wie auch immer es bei David und Batseba war — Tatsache ist, daß bei einer Affäre zwei Partner willig bzw. verfügbar sind. Wenn eine Frau, aus irgendwelchen Gründen, mit der eigenen Ehe unzufrieden wird, kann es heute durchaus sein, daß die Initiative zur Untreue auch von ihr ausgeht. Die gestohlene Frucht entpuppte sich bei David schnell als giftig. Er hatte mit einem einmaligen Spaß gerechnet, aber als Batseba ihm mitteilen ließ, daß sie schwanger sei, da wurde aus dem Vergnügen eine Verantwortung und zuletzt ein Verhängnis. Was als harrnloser Ehebruch begonnen hatte, endete als Betrug, Mord und Familientragödie. c) durch die Fantasie des grüneren Grases Affären beginnen gewöhnlich als harmlose Freundschaften. Oft kennt Dein Partner Deinen Liebhaber, und nicht selten handelt es sich um die »besten Freunde« der Familie. Egal ob es jemand aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis oder eine Begegnung am Arbeitsplatz ist, die Freundschaft basiert gewöhnlich nicht auf körperlicher Anziehungskraft, sondern auf einer emotionalen Verbindung. Nicht unbedingt das Aussehen, sondern die Zuneigung und die Bereitschaft, gewisse Bedürfnisse zu erfüllen, sind ausschlaggebend. Verschiedene Faktoren machen dabei eine Affäre reizvoll und aufregend: — Deine Fantasie, die immer neue geheime Begegnungen plant. — Deine Freude, im anderen scheinbar das Beste zu wecken. — Deine Freiheit, Träume auszuleben wie noch nie zuvor. — Deine Fähigkeit. a1le negativen Aspekte abzublocken. 2. Wie beugt man am besten vor? a) Durch Bewusstmachung, wann ich gefährdet bin Zu bestimmten Zeiten in unserem Lebenszyklus kann Umstandsstreß uns in vermehrtem Maße anfällig machen für eine außereheliche Beziehung. Gewöhnlich sind das Schnittstellen im Alltag, wo wir uns enttäuscht fühlen oder eine spezielle Dosis Zuneigung und Aufmerksamkeit brauchen. Der Risikofaktor erhöht sich wenn zur gleichen Zeit das Partnerverhältnis auf das Niveau »kühl« abgesunken ist. Dr. Avodah Offit, eine Ehe-Therapeutin, hat eine Reihe von voraussehbaren Situationen festgestellt, in denen die eheliche Treue einer vermehrten Gefahr ausgesetzt ist: - Karriere und geschäftlicher Erfolg - Stellenwechsei oder berufliche Umschulung - Intensive berufliche Reisetätigkeit - Schwangerschaft und Geburt - Die Säuglingsphase, während der ein Paar besonders gestreßt ist - Ein Kind, das verunglückt, oder ein Partner, der erkrankt - Midlife-Krise, Heirat der Kinder - Verlust eines Familienangehörigen - Depression durch Versagen b) Durch eine Anti-Affärenstrategie Unsere potente chemische Verdrahtung, die hochkarätige Bombardierung mit sexuellen Stimulanten und die verführerische Auswahl verlockender Angebote machen eine wirksame Anti-AffärenStrategie nicht nur ratsam, sondern nötig: - Reguliere Deine Fantasie: Jede wirksame Schutzmaßnahme beginnt auf der gedanklichen Ebene. Salomo fragt: ‘Kann man über glühende Kohlen laufen, ohne sich die Füße zu verbrennen?« (Sprüche 6,28). Die Frage ist rhetorisch und die Antwort offensichtlich. Der Flirt mit der Fantasie bleibt nicht harmlos. Die Fantasie ist die Voraufführung des realisierten Wunsches. Eine Affäre wird in der Fantasie viele Male erlebt, bevor Ort und Zeit des ersten Rendezvous je festgelegt werden. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die eigene Gedankenwelt einer strikten Kontrolle zu unterziehen. Jesus: Ansehen mit Begierde ist schon Ehebruch! Einen Bund mit den Augen schließen (Hiob) - Respektiere Grenzen: Der Zaun ums eigene Herz ist ein Muß, um die eigene Ehe zu schützen. Weise sind die Eheleute, welche ihre tiefsten Gefühle, Schwierigkeiten und Bedürfnisse miteinander besprechen. Transparenz innerhalb der Ehe ist wichtig! Wer jedoch Freunde des anderen Geschlechtes uneingeschränkt ins Vertrauen zieht, der verwischt Schutzgrenzen und macht sich verwundbar. Überlege genau, wem Du was anvertraust. - Meide Verheimlichung: Der Versuch, bestimmte Dinge voreinander zu verstecken, bewirkt eine schleichende Entfremdung. Geheimnisse beginnen so, eine kontrollierende Macht auszuüben. Offenheit in der Ehe ist ein bewährter Schutzfaktor. - Ersticke die Gefahr im Keim: Wenn eine Freundschaft mit jemandem vom anderen Geschlecht beginnt, Bedürfnisse zu erfüllen, für die Dein Partner zuständig ist, dann hat ist konsequente Distanz der einzige faire und sichere Weg. - Pflege Deine eigene Ehebeziehung: »Es gibt keinen besseren Schutz gegen Untreue als eine vitale interessante Ehe«. sagt Dr. Norman Lobenz. - Beginne Deine eigene »Affäre« zu Hause! Wer innerhalb seiner Ehe das aufbaut, was die Affäre offeriert, der entschärft die Versuchung, fremde Früchte zu kosten. -Erneuere regelmäßig mit dem Partner dein Eheversprechen. 3. Was tun, wenn das Kind schon im Brunnen liegt? Was ist, wenn Du bereits versagt hast? Was tun, wenn du Dich in einer Situation befindest, in der ein Treuebruch geschehen ist, oder wenn Du momentan in ein Beziehungsnetz verstrickt bist? Eine Affäre ist ein schwerwiegender Fehltritt. Zu den unweigerlichen Folgen gehören zerstörtes Vertrauen, kaputtes Selhstwertgefühl, emotioneller Schmerz und Isolierung. Der Weg zurück ist möglich, aber nicht einfach. a) Ohne Trennung kein Neuanfang: Jede Hoffnung, eine Ehe zu retten, ist so lange aussichtslos, wie der außereheliche Kontakt aufrechterhalten wird. Dr. Willard Harley hat in seiner 20- jährigen Praxis als Eheberater tausenden von Paaren geholfen. Seine Feststellung ist es wert, zitiert zu werden: »Es ist meine unumstößliche Regel, daß ein Partner, der fremdgeht, jeden Kontakt mit dem Liebhaber augenblicklich und für immer aufgeben muß. Ein Ehepartner, der in eine Affäre verstrickt ist, kann mit einem Alkoholiker verglichen wer den. Ein Alkoholiker hat nur dann Hoffnung auf Heilung, wenn er Tag für Tag abstinent lebt. Ähnlich verhält es sich mit jemandem, der sich in einer außerehelichen Beziehung befindet. Die einzige Hoffnung besteht darin, so viel Distanz wie möglich zu schaffen zwischen sich selbst und dem Liebhaber. « b) Ohne Ehrlichkeit keine Zukunft: Untreue führt zu einer Unehrlichkeit, die kaum zu glauben ist. Um sich selbst vor den drohenden Konsequenzen oder den betrogenen Partner vor dem Schmerz zu schützen, folgt eine Lüge nach der anderen. Manche Eheberater unterstützen diesen Betrug, indem sie vorschlagen, vergangene oder gegenwärtige Affären geheim zu halten, falls ein Eingeständnis zuviel Schmerz erzeugen würde. Andere sagen: Das offene Eingeständnis ist (fast) immer ein Muß. Wahrhaftigkeit ist der erste Schritt zur Vermeidung von zukünftigem Leid. Wahrhaftigkeit hilft, die Umstände zu verstehen, welche den Vertrauensbruch herbeiführten. Wenn es irgend möglich ist, ist Ehrlichkeit die weitaus bessere Grundlage für eine gemeinsame Zukunft. c) Was aber tun, wenn Du das Opfer eines Ehebruchs bist? Dein Partner, der fremdgeht, darf von den Konsequenzen seines Verhaltens nicht abgeschirmt werden. Das letzte, was er oder sie in einer solchen Situation braucht, ist das selbstanklägerische und die Nachsicht eines Gatten, der alle Schuld nur hei sich selber sucht. Bei wiederholtem Treuebruch müssen klare Alternativen gesetzt werden: entweder sofortige Abgrenzung vom Liebhaber oder räumliche Trennung von der Familie. d) Ohne Beratung keine Unterstützung: Die Folgen eines Ehebruches können traumatisch sein. Wenige schaffen die Bewältigung im Alleingang. Kompetente Hilfe bei der Aufarbeitung der Ursachen und ein Suchen nach Lösungen ist meist unumgänglich, wenn es um die Rettung der Ehe geht. Zum Schluss: Gott gesteht uns und unseren Mitmenschen einen Lebensraum zu, dessen Wände gewissermaßen die Gebote sind. Sie schützen uns vor Kälte und Verletzungen, vor Misstrauen, und ungebremstem Egoismus, denn Gott weiß um die zerstörerischen Kräfte von uns Menschen. Das Versprechen, einander in guten wie in schlechten Tagen beizustehen, müssen wir nicht alleine schultern. Gott bietet uns seine Hilfe an. Deshalb sprechen wir ja auch die Worte: „Ja, mit Gottes Hilfe!“ bei der Trauung. Mit seiner Hilfe können wir es schaffen, können Treue und Geduld, Mitgefühl und Annahme wachsen. Das ist zwar kein Garant, dass das „Risikounternehmen“ Ehe gelingt, aber es hilft, dass Gott durch die Höhen und Tiefen einer Partnerschaft mitgeht. Er will, dass wir erfüllte Ehen erleben. Wir dürfen in Gottes Namen keine Einbrüche in die Partnerschaften anderer klein reden, Ausbrüche aus der eigenen Beziehung beschönigen, zerbrochene Ehen bagatellisieren. Gottes gutes Gebot wird hier übertreten und wir haben Schuld auf uns geladen. Jesus lädt uns zur Umkehr ein. Amen. uns. Gleichzeitig ist er voller Liebe und Erbarmen, voller Gnade, wenn wir mit unserem Scheitern zu IHM kommen. Der Wahrheit ins Auge sehen, unsere Schuld bekennen, das ist der erste Schritt. Zu Jesus kommen mit unserer Schuld und seine liebende Annahme zu erfahren, ist der nächste. Dazu sind wir alle eingeladen jetzt in diesem Gottesdienst, ganz konkret auch in der Mahlfeier. ER wartet auf uns mit seinem Schalom, mit seinem Frieden. Amen Liturgie Hsb. Liturgie All. 1. Vorspiel 2. Begrüßung und Votum 3. Gebete zum Singen (Aufstehen): Das schenkt uns Gott; Jesus, Erlöser der Welt; Gebet (Pfarrer oder Ansingteam) Du bist meine Zuflucht und Stärke 4. Taufe 5. Lied: Du bist mein Gott, mein Vater 6. Predigt 7. Lied: Leben aus der Quelle 8. Fürbitte + VU 9. Ansagen 10. Lied: Liebe Gott den Herrn der Welt 11. Segen 12. Nachspiel EG 164 Eingangsspruch: 1.Mose 2,18: Darum wir d ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich so eng mit seiner Frau verbinden, dass die beiden eins werden mit Leib und Seele. Lesung: Joh.8,2-11 EG 238,1-3 Predigt EG 240,1-3 Abendmahl mit EG 190.2 Fürbitte und VU (inkl.Bundestagswahl; Angehörige Erika Bierwirth) Ansagen EG 562,1-3 Evangelisch-methodistische Kirche Gemeinde Überlingen Predigt am Sonntag, den 01. Juni 2008 Pastor Reiner Stahl Du sollst nicht ehebrechen - lautet das 6. Gebot. Und wie aktuell es ist, wissen wir alle. Die Scheidungsrate von mehr als 40 % in Deutschland ist ja nicht nur eine Ziffer in der Statistik. Sie betrifft konkrete Menschen. Und ich bin überzeugt, daß uns im Nachdenken sofort eine Reihe Namen einfallen von Menschen, die uns nahe stehen: Freunde, Bekannte, Geschwister. Und sie beudeutet Entfremdung, Enttäuschung, Schmerz und Streit in vielen Familien. Auch bei Christen. Es gilt darum alles zu tun, damit die Liebe nicht zerbricht. Und ich will heute einen Anstoß zum Nachdenken und zum Gespräch geben. Den Einstieg nehme ich bei einer sehr pikanten Gesichte aus dem NT. Sie steht in Johannes 8 und gibt dem Gebot aus dem Alten Testament eine sehr anschauliche Füllung. Lesung Johannes 8, 2b - 11 Auf frischer Tat ertappt. Beim Ehebruch ergriffen. Das ist eine schlimme Sache. Auch wenn es heute bald in jedem Film vorkommt. Aber Seitensprung und Ehebruch sind keine gute Unterhaltung, sondern Geschehnisse, die tief verletzen und Menschen aneinander und vor Gott schuldig machen. Ertappt wurde die Frau. Und sofort fragt man natürlich: Was ist mit dem Mann? Er muss doch dabei gewesen sein, wenn man die beiden auf frischer Tat ertappt hat. Warum fehlt er? Wir wissen es nicht. Aber es bleibt übrig, was wir auch heute oft finden: Gemeinsame Schuld bleibt am schwächsten Teil hängen. Und das sind meist die Frauen und Kinder. Und es bleibt der Hinweis auf eine aktuelle Frage: Wo sind die Männer in der Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Mann und Frau? Denn viele Männer - und lassen sie mich das auch ganz selbstkritisch sagen – schleichen sich irgendwann und irgendwie aus ihrer Verantwortung für die gemeinsame Beziehung und Ehe davon? Ich weiß: Die Verteilung der Aufgaben in der Ehe ist heute viel weniger festgelegt. Am Anfang sind meist beide berufstätig. Sind Kinder da, bleibt auch heute meist die Frau zuhause aber in einigen Fällen wagen es auch Männer den häuslichen Part zu übernehmen. Und ich bewundere sie dafür. Ich denke, es ist nicht einfach. Manche teilen sich die Hausarbeit redlich. Und im Vergleich habe ich mich auch schon da und dort geschämt, wie toll das manchen Paaren heute gelingt. Aber häufig finde ich auch wieder, was schon früher war, dass Männer müde von der Arbeit kommen, sich dann noch etwas um die Kinder kümmern, aber im Grunde vor allem eines wollen: sich fallen lassen, und nicht schon wieder mitdenken, aktiv sein, sich kümmern, im Gegenteil möchten sie viel lieber noch ein wenig verwöhnt werden. Ist es nicht so? Viele Frauen haben dem Wunsch ihrer Männer entsprochen und ihnen den Rücken frei gehalten. Das war und ist gut gemeint. Aber es führt nicht immer zum guten Ziel. Denn indem sie ihren Männern vieles "zuliebe tun" machen sie diesen auch den Rückzug erst recht möglich. Darum halte ich es für eine gute Entwicklung, wenn mehr und mehr Frauen nicht mehr mitmachen, sondern darauf bestehen, dass der Mann auch seinen Teil an der Liebesarbeit übernimmt. Ja, Männer sollen auch etwas tun für den Zusammenhalt. Sie sollen sich auch interessieren für die Fragen und Probleme der Kinder. Sie sollen auch überlegen, was man gemeinsam tun könnte und auch zuhause und nicht nur in der Arbeit Phantasie entfalten. Darum sind Frauen, die mehr Mitwirkung von ihren Männern einfordern keine "Emanzen", sondern auf der richtigen Spur. Sie wollen nicht nur etwas für sich, was ja auch in Ordnung ist, sondern verhelfen ihren Männern darüber hinaus zu dem, was auch diese brauchen: Ein Leben neben dem Beruf, Liebe und Freundschaft im Blick auf die Kinder und mehr soziale Kompetenz. Ich bin an dieser Stelle meiner Frau dankbar, dass sie viel Geduld mit mir hatte, und mir auch immer wieder den Rücken frei gehalten hat in der Gemeindearbeit. Weil sie es auch wollte. Und vieles wäre ohne sie nicht möglich gewesen. Aber sie konnte und kann auch mit Vehemenz darauf bestehen, dass auch sie und die Familie nicht zu kurz kommen dürfen. Damit zurück zur biblischen Geschichte. Wie kam es eigentlich zum Ehebruch, das heißt zum Ausbruch aus der eigenen und zum Einbruch in eine andere Ehe? Interessanterweise schweigt das Evangelium zur Vorgeschichte. Aber ich meine, danach muss man fragen. Das ist wichtig! Es ist ja höchst selten der Moment, dem zwei nicht widerstehen können, sondern bis es dazu kommt und die Ehe zerbricht, ist bereits viel geschehen oder eben nicht geschehen. Auch gesellschaftliche Entwicklungen haben ihren Einfluss. So haben im Normalfall heute beide Partner einen Beruf und können finanziell auf eigenen Beinen stehen. Das macht Trennungen leichter. Wo man früher aus Abhängigkeit zusammen blieb, sind die Beziehungen heute ehrlicher. Nur die bleiben auch über die Jahre zusammen, die sich in den Schwankungen und Krisen immer wieder zusammenraufen und für den gemeinsamen Weg entscheiden. An vielen Stellen merken wir auch, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben. Und leider machen die inneren Haltungen, die wir den Dingen gegenüber entwickeln auch oft nicht Halt, wo es um Menschen geht. Wenn eine Beziehung in die Jahre kommt, passiert es immer wieder, dass auf einmal der Reiz einer neuen Liebe aufbricht und das Feuer der alten Beziehung in den Schatten stellt. Ihr Lieben, das kann passieren und alles gehörig durcheinander bringen. Aber hoffentlich merken die Beteiligten es dann noch rechtzeitig, dass auch die Falten im Gesicht etwas Interessantes haben und herrliche Geschichten erzählen vom gemeinsamen Weg, von überstandenen Krisen und von dem, was man miteinander erreicht hat - und wie schön es ist, wenn man sich kennt und sich nicht dauern neu beweisen oder überraschen muss. Aber es gibt auch viele Bruchstellen, die mit den Partnern selbst zu tun haben: Zum Beispiel mit der Unterschiedlichkeit ihrer Wesensart. Und da ist es ist doch oft so, dass sich gerade die größten Gegensätze am meisten anziehen. Da kommt es dazu, dass ein eher introvertierter Mensch einen eher extravertierten Partner findet und ein sehr rationaler Mensch einen eher emotionalen. Das sind an und für sich gute Ergänzungen. Aber es bedeutet auch, dass die Partner in ihrem tiefsten Innern alleine bleiben und aneinander leiden. So möchte ich noch einmal betonen: Jeder Ehebruch hat seine Vorgeschichte. Und es ist wichtig nach ihr zu Fragen. Denn daraus können wir lernen. Es ist ja wie bei einem Gang übers Eis. Wenn es leise knirscht, heißt es umkehren, nicht erst wenn man eingebrochen ist und vielleicht gar nicht mehr kann. Was Umkehr bedeutet zeigt uns Jesus. Er gibt der Geschichte eine Wendung, die alle Beteiligten berührt und zu neuem Anfang führt. Er sagt: Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Und dieses Wort verändert alles. Es macht aus den Selbstgerechten Anklägern Leute, die verstummen. Und es macht aus einer Gemeinschaft von neugierigen Zuschauern eine Gemeinschaft der Sünder. Und ihr Lieben - das ist die Wendung, die wir auch heute brauchen. Und was tut Jesus weiter? Gar nicht viel. Er sagt zu der Frau nur: Ich verurteile dich auch nicht. Du kannst gehen, aber tue diese Sünde nicht mehr!“! Das ist alles. Tue diese Sünde nicht mehr! - Ich übertrage es so: 1.) Lasst uns so ehrlich wie möglich fragen, wie es um unsere Ehen und Liebesbeziehungen steht und über Warnsignale nicht länger hinweggehen, oder das Heil im Ausbruch suchen. (Radmuttern anziehen) 2.) Lasst uns das Gespräch suchen mit unserem Partner oder unserer Partnerin und nicht Halt machen vor den Enttäuschungen und Ärgernissen, denn letztlich kann und wird uns nur die Wahrheit frei machen. 3.) Lasst uns auf Jesus schauen, wie er in dieser Geschichte allen zu einem neuen Anfang verholfen hat. Denn das will er ja auch für uns! Und ein neuer Anfang ist möglich, wo Partner einander nicht mit Steinen bewerfen, sondern vergeben. Und Neuanfang ist möglich, wo Menschen um Jesu willen damit rechnen, dass selbst eine Ehebrecherin oder ein Ehebrecher zu einem anderen Leben fähig sind und umkehren kann. 4.) Und lasst uns damit rechnen, dass der Gott der Wasserquellen im dürren Land aufbrechen lasst, und der Erstorbenes neu ins Leben ruft, dass dieser Gott auch heute und bei uns Veränderung bewirken kann, indem er schon erloschene Liebe neu aufleben lässt - wie einen neuen Trieb an einem alten Strunk. Aber manchmal geschieht es nicht. Manchmal waren die Verletzungen und Enttäuschungen zu groß. Manchmal führt das Miteinander in immer neuen Streit und immer neuen Schmerz, dann kann es auch sein, dass - wie Jesus sagt - „m der Herzen Härtigkeit willen“ ein Ende mit Schrecken besser ist, als ein Schrecken ohne Ende und eine Ehe geschieden werden darf. Denn wichtiger als die Ehe sind die Menschen, die nicht zugrunde gehen dürfen. Darum sagt Jesus: Ich verurteile dich nicht. Du kannst gehen. Aber tue diese Sünde nicht mehr. Amen Predigt zum 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" Als Berater in einer Psychologischen Beratungsstelle der Ev. Kirche h�re ich vieles �ber die Ehe, wovon man sonst auch in Freundeskreisen nicht spricht. Das liegt wohl daran, da� jeder Partner sein Verhalten in der Partnerschaft anders versteht und unter Freunden und Bekannten schnell eine Parteinahme f�r die eine oder die andere Seite geschieht. Deshalb kommen die Partner in die Beratungsstelle, um litt, best�rkte er sie darin, da� sie zu einer Tanz-Gruppe Kontakt aufnahm, in der ein Mann unterrichtete. Bei diesem Mann fand sie Verst�ndnis und Unterst�tzung und Heilung ihrer Depression und gab sich ihm schlie�lich auch ganz hin. Sie sieht das nicht als eigene Schuld, sondern f�hlt sich verstrickt in eine ungl�cklich gelaufene Entwicklung. Sie hat die Liebesbeziehung unterbrochen, f�hlt sich allerdings auch noch nicht in der Lage, sich ihrem Mann wieder ganz hinzugeben. Ich habe diese Schilderung einer Eheproblematik der Predigt vorangestellt, weil sie uns zeigt, da� das Thema Ehebruch uns bei n�herem Hinschauen mehr Schwierigkeiten macht, als die rechtliche eine unparteiische Meinung zu ihren Einstellungen und Hilfe f�r ihre Probleme miteinander finden. Der Berater oder die Beraterin ist dabei Klarheit der Gebote ahnen l��t. Du sollst nicht ehebrechen! Dieses Gebot ist klar. Hat es bis heute Sinn nur Partei f�r ihre Beziehung, f�r deren M�glichkeiten und oder m�ssen wir das Gebot in Frage stellen oder an unsere Zeit anpassen und damit relativieren? Grenzen, nicht aber f�r einen der beiden. Einmal kamen Elisa und Carlo zu mir (die Namen sind nat�rlich ver�ndert). Er hatte sich zur Beratung angemeldet und sie hatte dem mit Z�gern zugestimmt - wohl weil sie bef�rchtete, da� ihre Situation f�r einen Berater nicht verst�ndlich sein k�nnte. Er stellte ihrer beider Problem so dar, da� sie durch einen Ehebruch die Beziehung in Frage gestellt habe und seitdem die Gemeinschaft zwischen ihnen beiden belastet sei. Sie aber meinte, da� das Problem schon viel fr�her begonnen habe, n�mlich als er weder f�r sie noch f�r die beiden Kinder Zeit hatte und sich ganz dem Aufbau seiner beruflichen Karriere widmete. Als sie zunehmend unter Depressionen Um den Sinn des Gebotes zu verstehen machen wir eine Reise zur�ck um mindestens 2800 Jahre in die Zeit, in der der sogenannte Dekalog, also die 10 Gebote aufgeschrieben wurden. Da wurde die Geschichte des Volkes Israel dokumentiert, das aus �gypten floh und unter der F�hrung von Mose eine neue Heimat suchte. Das wandernde Volk brauchte Regeln des Zusammenlebens, weil die Vaterfigur Mose nicht immer und f�r alle Zukunft da sein konnte, um f�r Ruhe und Sicherheit in der Gemeinschaft zu sorgen. Nach der Geschichte stieg Mose auf den Berg Sinai und brachte zwei steinerne Tafeln mit herunter, auf denen die Gebote eingemei�elt waren. Unter das oberste Gebot, das den Gehorsam gegen�ber dem unsichtbaren, ja unbenennbaren Herrscher im Off betraf, kam als eine Richtlinie das Gebot, die Ehe des anderen nicht zu brechen. Damit war gemeint, da� ein Mann nicht in die Ehe des Anderen eingreifen sollte und da� die Frau nicht ihrem Mann untreu werden sollte. Der Ehemann selbst dagegen konnte sich eine (oder auch mehrere) andere Frauen nehmen und sie auch zus�tzlich zu seiner Ehefrau als weitere in sein Haus aufnehmen. Die Frauen geh�rten also - wie das Vieh und die Sklaven zum Besitztum des Mannes. Bei der Hochzeit, die in der Regel in der Jugendzeit ab dem 12. Lebensjahr der Frau von den Familien ausgehandelt wurde, legte der Mann einen Mantelzipfel �ber den KOpf seiner Frau, um so zu zeigen, da� er sie in seinen Besitz nahm. Er hatte auch allein das Recht, eine Ehescheidung vorzunehmen und die einzige Pflicht, der Frau mit einem Scheidungsbrief die Freigabe zuzusagen, soda� ihre Eltern sie wieder verheiraten konnten. Bei dem Gebot gegen Ehebruch ging es also um die Sicherung von Tobak", weil es die Vorrechte der M�nner erheblich einschr�nkte. Beide Ehepartner konnten dann ja als Ehebrecher gesehen werden. In der Bergpredigt spricht er gar nicht von der FRau, sondern von der Verantwortung des Mannes: Ihr habt geh�rt, da� gesagt ist "Du sollst nicht ehebrechen". Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hatg schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.(Mt. 5, 27f.) Dies war vielleicht der Anfang einer Entwicklung zur Gleichstellung von Mann und Frau. Beide sind daf�r verantwortlich, da� die gute Ordnung in den Beziehung eingehalten wird und beide machen sich schuldig, wenn sie das nicht mehr k�nnen. Jesus lockert also nicht die Gesetze, er ist kein Liberaler, der die Strukturen in Frage stellt. Im Gegenteil: schon der Blick auf die andere oder den anderen bedeutet eine Abkehr von Gott. Das gilt f�r Mann und Frau. Auf der anderen Seite aber verdammt Jesus nicht die Ehebrecherin, die vor ihn gef�hrt wird (Joh. 8, 3-11). Er verhindert, Besitzverh�ltnissen und um die Erhaltung einer Ordnung, die von den da� sie gesteinigt wird, indem er die Ankl�ger besch�mt: "Wer V�tern ausging. Wer diese Ordnung einhielt, hielt auch den Bund mit Gott aufrecht. Wer sie nicht einhielt, war des Todes und wurde vom unter euch ohne S�nde ist, der werfe den ersten Stein auf sie", so sagt er und alle verlassen den Platz. Er aber fordert sie auf, ihr Leben zu ganzen Volk ausgesto�en und gesteinigt. Die Einseitigkeit dieser Regelung der Beziehungen wurde von Jesus ca. ver�ndern und nicht mehr zu s�ndigen, d.h. wieder den Bund mit 800 Jahre sp�ter in Frage gestellt. Er sagte (Mt. 19, 3ff), da� der Mann ebenfalls die eigene Ehe bricht, schon wenn er nach einer anderen schaut. Durch die Sch�pfung sind Mann und Frau, die eigentlich zusammengeh�ren, getrennt worden. In der Ehe aber sind sie wieder zusammengef�hrt worden. Was Gott vereint hat, soll der Mensch nicht trennen. Das war f�r die Gesetzeslehrer damals "starker Gott zu halten. Das bedeutet, da� er die Verfehlung nicht herunterspielt, aber die Gottesbeziehung vor das menschliche Urteil stellt. Jeder, der sich verleiten l��t, gegen die Gebote zu handeln, soll sich vor Gott rechtfertigen und ihm gehorchen, wie es das erste Gebot sagt. Und jeder, der die Verfehlung begutachtet, soll sich selbst mit seinem Gewissen vor Gott stellen. Jesus hat damit das einzelne Gebot wieder unter das h�chste eingereiht: wir geh�ren zu Gott und sind ihm gegen�ber verantwortlich. Und er setzt diesem h�chsten Gebot noch ein anderes Mut f�r ihr Leben findet. an die Seite: "Du sollst deinen N�chsten lieben wie dich selbst" (3. Mose 19,18). Wir selbst aber sollten uns nicht so sicher sein, da� wir nicht auch bei uns selbst die Versuchung zu einem "Seitensprung" f�r m�glich F�r Carlo und Elisa k�nnte ein solches Bibelstudium wichtig sein. Carlo versucht ja, die Gesetzeslage in den Vordergrund zu bringen, wenn er den Tatbestand des Ehebruchs immer wieder betont. Elisa dagegen mahnt ein liebevolles Verst�ndnis f�r ihre Not an. F�r beide aber gilt, wie sie vor Gott und ihrem eigenen Gewissen mit ihrer Haltung dastehen und was sie aus Liebe zu den Menschen in ihrer n�chsten N�he bedenken m�ssen. Das Auseinanderbrechen einer Beziehung bedeutet ja nicht nur f�r die Partner Schmerz, Trauer und Bitterkeit. Die Kinder und auch die weitere Familie wird von diesem Bruch der bisherigen Ordnung und Gemeinschaft mit betroffen. Die halten. Der Gedanke sollte nicht einfach verdr�ngt werden und uns nicht in Verzweiflung f�hren. Das Leben w�re zu eng und auf die Moral ausgerichtet, wenn man den Gedanken an andere Partner nicht einmal denken d�rfte. Der Gedanke kommt ohnehin. Manchmal kommt sogar die Sehnsucht nach einer neuen Liebe auf. Die Verliebtheit geht meistens auf das ganz starke Bed�rfnis zur�ck, sich in der B eziehung zum anderen wiederzufinden. In einer berauschenden Beziehung suchen wir Best�tigung und Belebung und Sinn f�r unser Dasein, wenn alle anderen Lebensinhalte und auch die eheliche Sicherheit des Lebens in der Familie ist ersch�ttert. F�r die Kinder zerbricht die eine Welt in zwei und sie sind durch den nachfolgenden Beziehung nicht mehr ausreichen. Es kann sein, da� wir zur Verliebtheit bereit sind, weil wir einen hohen Anspruch an das Leben Streit der Eltern h�ufig auch noch in einer unertr�glichen Spannung, weil sie ja beide Eltern lieben und nun gezwungen sind, immer wieder haben oder weil wir schon so entt�uscht, gekr�nkt oder zu entscheiden, zu wem sie halten wollen. Es ist wohl verst�ndlich, eingeschr�nkt sind, da� uns kein anderer Ausweg zu bleiben scheint, da� ein Kinderpsychotherapeut ziemlich konservativ ist und den Sinn als der in eine andere Beziehung. Das mu� auf den Tisch. Dazu sind Seelsorger und Beratungsstellen da, wenn die eigenen des sechsten Gebotes hoch h�lt. Dieses Gebot ist sinnvoll. Gespr�chsm�glichkeiten des Paares nicht gen�gen. Den Anspruch Andererseits aber sind Gottes Gebote f�r den Menschen und sein Heil des Menschen auf das Gl�ck kann man ihm nicht ver�beln, aber er gemacht. Wer - wie Carlo - die S�nde des Ehebruchs brandmarkt, darf mu� sich damit in die Auseinandersetzung begeben und mu� offen nicht in sadistischer Weise die S�nderin verdammen. Ihre Not und daf�r k�mpfen, ehe er heimlich handelt und sich so gegen die dem Partner versprochene Treue und gegen die Verantwortung zur ihre Schw�che mu� sein Herz erreichen. F�r sie mu� - genau so wie f�r ihn - ein Weg gefunden werden, damit sie wieder Sinn und N�chstenliebe wendet. In dem Konfirmandenbild ist der Ehebruch als Blitz dargestellt und manche, die au�erhalb der Partnerschaft Liebe suchen, erleben die Verliebtheit auch wie einen Blitz. Aber in der Regel k�ndigt sich das dazugeh�rige Gewitter schon lange Zeit vorher an mit Unzufriedenheit, Langeweile, Bitterkeit, N�rgelei und depressiven Verstimmungen. Diese Warnsignale sind zu beachten, damit es nicht pl�tzlich zu einem Wolkenbruch kommt, der alles Aufgebaute wegschwemmt. Als Christen sind wir von Jesus zu einem radikalen Ernstnehmen der Gebote aufgefordert und wir k�nnen gleichzeitig sicher sein, da� Gott uns h�lt, wenn wir die Orientierung verlieren. Wenn wir darauf vertrauen, m�ssen wir nicht verzweifeln, auch wenn wir einmal mit uns und dem Partner oder der Partnerin in eine Krise geraten. Und als Begleiter werden wir dann sicher nicht den ersten Stein werfen. Amen 14 »Du sollst nicht ehebrechen.« 2. Mose 20 Predigt Gliederung I. Einleitung: Die Infragestellung der Ehe I. Einleitung: Die Infragestellung der Ehe 1. Nicht Negation, sondern Position 1. Nicht Negation, sondern Position 2. Der Wandel der Sprache 3. Das Gebot ist kurz - müssen Erklärungen lang sein? - Eine Frau ist mit einem äußerst wortkargen Mann verheiratet. Eines Sonntags liegt sie krank zu Bett. Als ihr Mann aus der Kirche zurückkommt, fragt sie ihn: »Worüber hat der Pfarrer gepredigt?« »Die Sünde« bekommt sie zur Antwort. »Was hat er denn so im Einzelnen darüber gesagt?« Darauf der Mann: »Er war dagegen«. II. DER SINN DER EHE 1. Der Wille zum Kind 2. Fröhliche Zweisamkeit 3. Verantwortliche Elternschaft III. DER BEGINN DER EHE 1. Unerlässliche Voraussetzungen 2. Ehe auf Probe? 3. Die öffentliche Eheschließung IV. DER BRUCH DER EHE 1. Mehr als ein »Seitensprung« 2. Ehescheidung 3. Ehelosigkeit Viele sehen in den Geboten - speziell in dem sechsten Gebot, das wir heute bedenken wollen - nur Negationen: »Du sollst nicht ...!« Dabei schafft Gott mit den Geboten eine Position. Es ist nicht so, als ob Gott Lust hätte am Verbieten. Wenn er uns verbietet zu töten, dann heißt das doch: Gott will das Leben schützen. Wenn er uns verbietet, die Ehe zu brechen, dann heißt das doch: Gott will die Ehe schützen. Es geht also um Protektion, nicht um Negation. 2. Wandel der Sprache - »Du sollst nicht ehebrechen?« Was heißt aber schon ehebrechen, wo gar keine Ehe eingegangen worden ist. Früher und bis in unsere Gegenwart hinein erwuchsen die Probleme, die Nöte aus den Ehen, die geschlossen wurden. Heute ist die Not die, dass sie in sehr vielen Fällen gleich gar nicht mehr geschlossen werden. Man zieht eben so zusammen. Und notfalls auseinander, auch einfach »so«. V. Schluss: Heilung der Ehe 1. Die Ehe ist kein Heilmittel 2. Erneuerung durch Vergebung 3. Abbild für Gottes Treue Was man früher »wilde Ehe« nannte - und die Bibel immer noch »Hurerei« nennt - bezeichnet man heute als »alternative Form des Zusammenlebens« oder »eheähnliches Verhältnis«. Merken wir den Wandel der Sprache? Es ist nicht nur ein Wandel der Sprache, sondern eine Zerstörung der Sprache und damit auch eine Zerstörung der Wahrheit. - Man spricht - und hier ist der Einbruch am weitesten gediehen und wohl am gefährlichsten! - kaum mehr von einem Ehegatten, sondern von seinem Partner. Der Ausdruck »Partner« soll mit dazu beitragen, die Ehe zu einer Einrichtung zu degradieren, die in die Beliebigkeit des Menschen gestellt ist. Von »Partner« reden wir im Geschäftsleben, in der Politik und beim Sport. Bei Bedarf ist eine Partnerschaft auch auflösbar, fristlos oder fristgerecht je nach Abmachung, aber kündigen kann man einem Partner grundsätzlich immer. Eine andere Partnerschaft einzugehen, steht jedem frei. Ein Wechsel etwa des Koalitionspartners ist gängige Praxis in der Politik. Dass genau diese Spielregeln der Partnerschaft auch für eine Ehe gelten sollen, ist unbestrittene Absicht der ehereformerischen Bestrebungen unserer Zeit. Und wo man sich auseinandergelebt hat -, da muss dann auch die eheliche Partnerschaft genauso lösbar sein. Man sagt heute »auseinandergelebt« für das Verlassen des Lebensgefährten oder für die Umschreibung des Ehebruchs. Und was für den Christen der Bruch mit der Ordnung Gottes ist, das heißt jetzt emanzipatorische Ehe. Der Wandel der Sprache ist mehr als nur eine Zeiterscheinung. In der Sprache vollzieht sich der Abfall von Gott. 3. Das Gebot ist kurz - müssen Erklärungen lang sein? Gottes Gebote sind kurz - müssen Erklärungen lang sein? »Die Gebote des Herrn sind lauter und erleuchten die Augen.« Psalm 19, 9 b Unsere Überlegungen zu den Geboten sind nur dann hilfreich, wenn sie wieder bei dem schlichten, kurzen Wortlaut des Gebets enden. Zwar hielt es schon Luther für erforderlich, die Frage »Was ist das?« zu beantworten, aber am Ende jedes Kommentars hat wieder der Test zu stehen - einfach und lauter. Gerade so »erfreuen die Befehle des Herrn das Herz und sind richtig.« Psalm 19,9a - So wollen wir in vier Schritten dieses Gebot bedenken: 1. Der Sinn der Ehe 2. Der Beginn der Ehe 3. Der Bruch der Ehe 4. Die Heilung der Ehe. II. DER SINN DER EHE 1. Der Wille zum Kind - Was hat sich Gott eigentlich mit der Ehe gedacht? Was ist der Sinn der Ehe? Die Antwort beginnt schon auf dem ersten Blatt der Bibel. Bereits die Zweigleisigkeit des Schöpfungsberichtes zeigt an, dass der gottgegebene Sinn der Ehe zwei Pole hat, von denen jeder für sich ganz in Kraft ist und als solcher ganz gilt. Zuerst wird in 1. Mose 1,28 die Ehe in ihrer Werkzeughaftigkeit, also als Werkzeug des Schöpfers herausgestellt, der durch Mann und Frau neues Leben schafft. Der Auftrag Gottes: »Seid fruchtbar und mehret euch!« ist die Erteilung des Mandats des Schöpfers an zwei ganz bestimmte, auf eine einzigartige und nicht auswechselbare Weise verbundenen Menschen, neues Leben zu geben. Das sechste Gebot wird hier also hineingenommen in das göttliche Wunder des Lebens, das uns schon im vierten und fünften Gebot entgegentrat. Das Leben empfangen, darum ging es bei der Begründung der unvergleichbaren Stellung von Vater und Mutter; das Leben nicht nehmen, sondern erhalten, das war der Inhalt des fünften Gebotes; neues Leben geben zu dürfen, das ist der Raum, der im sechsten Gebot geschützt wird. Eine Ehe ohne den Willen zum Kind ist keine Ehe, wie Gott sie gestiftet und mit seinem Mandat ausgerüstet hat. 2. Einfach fröhlich zu zweit - Der andere Pol darf darüber nicht zur Zweitrangigkeit degradiert werden. Im Bericht von der Erschaffung der Frau aus dem Mann ist von keinem anderen Grund und Ziel der Stiftung der Ehe durch Gott die Rede als davon, dass der Mann eine »Gehilfin« bekomme (1. Mose 2,18), und dass die beiden »ein Fleisch« sein werden (2,24). Dass sie also aus zwei Menschen wie eine Person, ein Ich werden sollen. - Das bedeutet: Die eheliche Zusammengehörigkeit - nicht nur in sexueller Hinsicht - ist in sich selbst ebenfalls gültiges und konstituierendes Merkmal der Ehe, wie die Bibel sie als Stiftung und Setzung Gottes zeichnet. Aber die beiden Pole gehören zusammen: Das Beteiligtsein an der Weitergabe neuen Lebens und die fröhliche Zweisamkeit. Eben diese Polarität kehrt auch sonst in den biblischen Aussagen über die Ehe wieder. Im Noahbund wiederholt Gott seinen Auftrag aus der Schöpfungsgeschichte: »Seid fruchtbar und mehret euch!« 1. Mose 9,1 - Im Gesetz Gottes wird ausdrücklich jene erfrischende Ordnung Israels für Jungverheiratete festgehalten: »Wenn jemand sich kurz vorher eine Frau genommen hat, soll er nicht mit dem Heer ausziehen, und man soll ihm nichts auferlegen. Er soll frei sein in seinem Hause ein Jahr lang, dass er fröhlich sei mit seiner Frau...!« 5. Mose 24,5 - Einfach fröhlich zu zweit! Vom Kind als dem Sinn der Ehe steht hier nichts, auch wenn dies dann - nicht nur in Israel - als selbstverständliche Folge außer Diskussion stand. 3. Verantwortliche Elternschaft - Viele Leute begründen heute das Ausleben ihres Sexuallebens als »eine ganz natürliche Sache«, aber die natürlichste Folge, nämlich das Kind lehnen sie ab oder wollen es unter künstliche Kontrolle halten. Zweierlei bleibt dabei leicht außer acht: Einmal, dass man nicht beides wollen und praktizieren kann: sowohl die Naturgegebenheit des Geschlechtstriebs in Anspruch nehmen und zugleich dessen natürlichste Folge abzulehnen. Hier handelt es sich vielmehr um eine persönliche Entscheidung, die keineswegs dem sonst gern gepriesenen Lauf der Natur entspricht. Dass etwas »Natur« ist, besagt überhaupt nichts. Die Natur ist nicht gut, so wenig wie der Mensch gut ist. Das, was aus diesem oder jenem Stück Natur gemacht wird, ist die jedes mal erst neu zu lösende Aufgabe des Menschen vor Gott. - Die Bibel fordert nicht den unbegrenzten Kindersegen. Ganz sicher bleibt für die Heilige Schrift das Kind ein Geschenk Gottes, und die häufige Erwähnung kinderreicher Familien ist meist auch mit dem dankbaren Wissen um den Segen Gottes in der Gestalt des Kindes verbunden. Aber wir dürfen die andere Seite dabei nicht ignorieren oder überspielen: dass die Heilige Schrift auch von Ehen mit ganz wenigen Kindern berichtet, ohne damit eine kritische Beurteilung zu verbinden. Die Bibel weiß also offensichtlich auch etwas von verantwortlich begrenztem Kindersegen. Seid fruchtbar ohne Unterlass - so steht das eben nirgends in der Bibel. Dennoch ist mit dem alten Schöpfungsgrundsatz »Seid fruchtbar und mehret euch« die biblische Richtung gewiesen. - Ein Bibelausleger (Kurt Hennig) sagt hierzu: »Bewusst nur ein ind haben zu wollen, ist biblisch wohl nicht zu begründen - wobei wir auch hier nicht über die höhere Gewalt eines ärztlichen Befundes reden müssen. Die Beschränkung auf zwei Kinder ist ebenso überprüfungsbedürftig, wenn man Gottes Ordnung ernst nimmt. Erst von drei Kindern an kann von einem ´mehren´ die Rede sein. Wo Christen sich für eine Begrenzung der Kinderzahl verantwortlich entschieden haben, bleiben sie sich vielmehr auch im Rahmen dieser Entscheidung, die sie nach bestem Wissen und Gewissen wohl nicht anders fällen konnten, bewusst, dass sie auf die führende und manchmal auch sie überführende Gnade Gottes angewiesen bleiben.« Kurt Hennig III. DER BEGINN DER EHE 1. Unerlässliche Voraussetzungen Bevor etwas über den Beginn der Ehe zu sagen ist, sollten wir auch noch bedenken, dass es unerlässliche Voraussetzungen für die Ehe gibt. Neben vielen anderen wichtigen Kriterien der Partnerwahl und der Voraussetzung für die Ehe, möchte ich zwei Punkte herausstellen: a) Gemeinsamkeit des Glaubens - Für Christen bleibt der überragende Gesichtspunkt die Gemeinschaft im Glauben, die Gemeinsamkeit vor Gott. Für Paulus geht das nach 1. Korinther 7,10-16 so weit, dass er in der fehlenden Gemeinschaft im Glauben an Jesus Christus sogar den einzigen Scheidungsgrund anerkennen würde, den es für einen Christen geben kann, obwohl natürlich auch er sonst durchaus von der Unauflösbarkeit der Ehe ausgeht. - Erfahrungen aus der Seelsorge: Silberhochzeit (Heinrich) »Jetzt müssen wir unser Unglück auch noch feiern!«) - Eine andere gläubige Christin hat noch bei der Goldenen Hochzeit um die Bekehrung ihres Mannes gebetet. Die Ehe ist kein Missionswerk: »Was weißt du Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder du, Mann, was weißt du, ob du die Frau retten wirst?« 1. Korinther 7,16 - Seltene Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, aber grundsätzlich gilt: »Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen...Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?« - Eine andere Situation ist gegeben, wenn die Frau oder der Mann während der Ehe zum Glauben kommt. b) Abgeschlossene Berufsausbildung - Ein zweiter Punkt mag heute altmodisch klingen, aber ich halte dennoch bedenkenswert, was ein erfahrener Seelsorger hierzu geschrieben hat: »Angesichts der erheblichen Zahl der Studenten-, Schüler- und anderer Frühehen, für deren wirtschaftliche Existenzbasis überwiegend andere Leute oder Institutionen in Pflicht genommen werden, scheint ja kein Raum mehr zu sein für die Auffassung, dass von der unabdingbaren Voraussetzung einer abgeschlossenen Berufsausbildung vor der Eheschließung nicht abgegangen werden kann. Denn es ist nicht nur ein Gebot menschlicher Klugheit, sondern auch ein Stück des Glaubensgehorsams gegen Gott, der auch in den Fragen der anvertrauten irdischen Güter ordentliche Haushalter sucht - und zwar Haushalter, die nicht nur ihren Beruf zu Ende erlernt, sondern sich dann auch genügend Zeit gelassen haben, sich zuerst in etlichen Wanderjahren den Wind der Welt um den Kopf wehen zu lassen, ehe sie den eigenen Hausstand gegründet und dazu die Ehe geschlossen haben. - Die große Zahl gebrochener und zerbrochener Frühehen spricht eine zu deutliche Sprache, als dass man diesen Gesichtspunkt als altmodisch in den Wind schlagen könnte.« Kurt Hennig - Natürlich mag es auch hier Ausnahmen geben, die die Regel bestätigen. Aber ich möchte davor warnen, eine Entscheidung von vornherein als die Ausnahme zu erklären, die die Regel bestätigt. Die Wahl des Ehepartners und den Zeitpunkt der Eheschließung sollte man sich reichlich überlegen. Ein russisches Sprichwort sagt: »Bevor du in den Krieg gehst, bete einmal. Bevor du zur See gehst, bete zweimal. Bevor du heiratest, bete dreimal.« 2. Ehe auf Probe? - Da das mit der Ehe gar nicht so einfach ist, machen es sich viele zu einfach, indem sie sagen, wir probieren es mal erst. »Ehe auf Probe«. Kürzlich las ich eine große Anzeige in einer Tageszeitung: »TRAU, SCHAU, WEM! - Aktion »Ehe auf Probe« - Eine ganze Woche lang probeladen, probefahren, probesparen ...« Eine originelle Anzeige für eine Automarke. Ein Auto kann man probefahren. Eine Maschine kann man ausprobieren, aber keinen Menschen und erst recht keine menschliche Beziehung wie sie in der Ehe gegeben ist. - Es gibt Dinge, deren Wirklichkeit sich uns nicht im Experiment erschließt, weil sie uns immer sofort in den Ernstfall stellen. Der Tod gehört dazu - und auch die Liebe. So wenig man auf den Tod trainieren kann, indem man viel schläft, so wenig kann man auf die große Liebe trainieren, indem man viel kleine Liebeserlebnisse sucht. (Plakat: »Wer viel wechselt, ist bald Kleingeld!« Es gibt Menschen, die unzählige sexuelle Erfahrungen gesammelt haben, und doch nicht wissen, was Liebe ist. - Der Schweizer Arzt und Eheberater Theoder Bovet hat einmal gesagt, dass man die eheliche Harmonie zweier Partner durch voreheliche Beziehungen ebenso wenig ausprobieren kann wie man das Funktionieren eines Fallschirms durch das Abspringen von einem Hausdach zu testen vermag. Kurze Absprünge enden meist tödlich. Denn der Schirm öffnet sich nicht. Deshalb sind die Konsequenzen, die man aus vorehelichen Experimenten der Liebe ableitet, durchaus fragwürdig. 3. Die öffentliche Eheschließung a) Wodurch wird die Ehe geschlossen? - Auf dem Standesamt wird sie registriert und für rechtens erklärt, einschließlich in der später vielleicht nicht immer nur willkommenen Rechtsfolgen. In der Kirche hält die Kirchengemeinde - nicht die Familie und der Freundeskreis des Hochzeitpaares! - einen Gottesdienst zum Hochzeitstag dieser Gemeindeglieder, bei dem Gottes Wort ausgelegt wird und in dessen Verlauf die Eheleute gefragt werden, ob sie ihren Ehebund unter Gottes Augen beginnen und für ein ganzes Leben schließen wollen - »bis dass der Tod euch scheide«. Dem gegenseitigen Ja-Wort folgen Segen und Gebet über der neuen Ehe. Ist diese Ehe nun geschlossen worden? Nein, sie ist im Trauungsgottesdienst unter Gottes Wort gestellt worden und die Eheleute haben sich dazu bekannt, dass der Bund, den sie geschlossen haben, für sie eine gültige Gottesordnung ist und dass sie sich dessen bewusst sind, dass ihre Ehe unter einem einzigartigen Mandat Gottes steht. Geschlossen worden ist die Ehe aber eben deshalb durch Gott im Himmel und durch diese beiden Eheleute auf Erden, geschlossen dadurch, dass sie sich einig geworden sind - und wenn sie Christen sind, also vor Gott einig geworden sind -, dass sie einander gehören und ein Fleisch sein wollen und dass sie nunmehr auch danach handeln. (Matthäus 19, 6). b) Die öffentliche Eheschließung - Die Geschlechtlichkeit des Menschen ist hineingeordnet in die Ehe. Ehe ist nicht etwas Exklusiv-Christliches, sie ist etwas Menschliches, eine Schöpferordnung. In der Geschichte und Völkerkunde begegnen uns zwar verschiedene Gestalten der Ehe. Aber immer ist eine Ordnung für das Zusammenleben von Mann und Frau gegeben. Es mag eine zerfallene Ordnung sein, aber es ist eine Ordnung. Wo sie missachtet wird, gilt die Missachtung als Unrecht. - Was ist Ehe? (Man kann leichter sagen, was Ehe nicht ist. Geschlechtsverkehr allein ist noch keine Ehe. Das Zeugen von Kindern konstituiert (schafft) noch keine Ehe.) Sondern: Ehe ist eine auf lebenslange Dauer angelegte, umfassende Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau, die sich lieben im Rahmen der jeweils geltenden staatlichen Gesetze. Ehe ist eine Rechtsgemeinschaft, ist das Zusammenleben in Gestalt einer Rechtsform. Deshalb wird sie vor dem Staat bzw. dem Stamm oder der Sippe und nicht vor der Kirche geschlossen. verharmlosen. Es bleibt dabei: Ehebruch ist Sünde, Verstoß gegen Gottes Ordnung. - Auch in der Bibel ist die Ehe eine Rechtsform (vgl. 1. Mose 29,16-30; Ruth 4,11). Sie wird mit dem Bund gleichgestellt. Das Recht, nicht die Liebe begründet die Ehe. - Deshalb kann der Beginn einer Ehe nicht individuell festgelegt werden nach dem Motto: »Wir haben unsere Ehe vor Gott begonnen«. Alle vor- oder eheähnlichen Verhältnisse entsprechen nicht der Ordnung Gottes. a) der kalte Ehebruch - Dabei ist die Bibel nüchtern und spricht realistisch von der sexuellen Anziehungskraft: »Wenn sie sich aber nicht enthalten können, sollen sie heiraten!« - und eben nicht faule Kompromisse eingehen. Wir merken also, das sechste Gebot gilt nicht nur in, sondern auch vor der Ehe. Es ist eine gute Sache, wenn die Wahl des Ehegatten und der Zeitpunkt einer Trauung sorgfältig bedacht werden. Und es wird sich immer wieder erweisen, dass es eben doch schöner ist, einfach schöner, wenn man dann auch - bildlich gesprochen - Weihnachten nicht vor dem Heiligen Abend gefeiert hat. Oder anders ausgedrückt: Wenn man im September die Weihnachtsgeschenke auspackt und Heiligabend so tut, als ob man Weihnachten feiert, ist das schon ein frommer Krampf. IV. DER BRUCH DER EHE 1. Mehr als ein »Seitensprung« Neuste Statistiken belegen, dass fast sechzig Prozent der Frauen in der Bundesrepublik einmal oder mehrmals während einer Liebesbeziehung (Man beachte: Von Ehe wird schon gar nicht mehr gesprochen) dem festen Partner »untreu« werden. Das zeigt, dass Affären längst nicht mehr das Privileg der Männer sind. Auch wenn Statistiken und Sprache - man redet flott vom »Seitensprung« - den Tatbestand relativieren und Aber nicht nur der ausgeführte Seitensprung ist Ehebruch. Ehebruch beginnt nicht erst im Bett. Wenn es unsere Aufgabe ist, dem Partner in der Ehe Geborgenheit zu schenken, dann wird jede Haltung zum Ehebruch, die diese Geborgenheit empfindlich stört oder nicht entstehen lässt. Ehebruch ist so vielfältig, wie es unsere praktizierte Lieblosigkeit ist. Wir lassen den Ehegefährten allein in der Sorge um die Kinder, in der Begleitung der älteren Generation. Unsere Ehe wird durch Gedankenlosigkeit langweilig und durch Ichsucht zum Vorhof der Hölle. Theodor Bovet hat dieses Verhalten als »kalten Ehebruch« bezeichnet. Ehebruch gibt es auch bei Ehen, die erst der Tod scheidet gerade das ntl. Wort zeigt uns diese gefährliche Weite. Wie beim fünften Gebot, so setzt auch hier Jesus mit seinem Maßstab nicht erst in der vollbrachten Tat, sondern bereits in den Gedanken ein: »Wer eine Frau ansieht und sie begehrt, der hat in seinem Herzen schon die Ehe gebrochen!« Matthäus 5, 28 b) Vorbeugen ist besser statt heilen - Wenn der Herr Jesus das so radikal sagt, dann steht dahinter eine seelsorgerische Perspektive. Lawinen kann man nicht verhindern, wenn sie einmal ins Rollen gekommen sind. Aber man kann aufpassen, dass sie nicht losgetreten werden. Es gibt auch sexuelle Lawinen im Leben eines Menschen. Nun können wir nicht mit Scheuklappen durch diese Welt gehen. Aber ich denke, dass Luther´s Wort in diesem Zusammenhang hilfreich ist: »Wir können zwar nicht verhindern, dass uns die Vögel über den Kopf fliegen, wir können aber verhindern, dass sie auf unserem Kopf Nester bauen.« - Von daher sollten wir in zwei Bereichen besonders kritisch sein: im Umgang mit Medien und Mode. Es geht dabei nicht um Zensur und einen gesetzlichen Katalog. »Was darf ein Christ lesen, sehen oder an Kleidung tragen oder nicht?« Gerade bei der Mode ist bekanntlich vieles Geschmacksache, aber es gibt Kleidung, die ist einfach geschmacklos, ja ehebrecherisch. Früher sind wir in unseren Gemeinden vielleicht »rechts vom Pferd gefallen«, wenn wir über Rocklänge und Haartracht diskutiert haben. Heute fallen wir links vom Pferd, wenn wir alles in die Entscheidung des Einzelnen stellen und nicht mehr den Mut haben, diese Dinge offen anzusprechen und in der Verantwortung vor Gott und Menschen zu handeln. Vorbeugen ist besser als heilen - das gilt ganz sicher auch im Bereich des sechsten Gebotes. Deshalb können wir nicht früh genug mit unseren heranwachsenden Kindern über dieses Thema sprechen. Miteinander reden und miteinander beten, das kann und sollte man vor der Ehe üben, damit man es auch in der Ehe praktizieren kann. Das offene Gespräch ist auch die beste Medizin. - Anfang März (9/93) beschäftigte sich der Spiegel mit der zunehmenden Brutalität unter Kindern, angesichts des schrecklichen Kindermordes in Liverpool. U. a. war dort folgendes zu lesen: »In Großstädten hat schon jedes zweite Kind geschiedene oder getrennt lebende Eltern. ´Es gibt ganze Klassen, in denen kein Kind mehr aus einer intakten Familie kommt´ sagt Toni Schmid, Sprecher des bayrischen Kultusministeriums. Die Auflösung der Familie halten viele Psychologen für die wichtigste Ursache der wachsenden Gewalt. ´Wenn Kinder zu mir kommen´ sagt der Marburger Kinderpsychiater Matthias Martin, ´dann frage ich schon gar nicht: ´Was machen denn dein Papi und deine Mami´, sondern: ´Bei wem wohnst du denn?´« - (Eine Hamburger Lehrerin bestätigte mir diesen Tatbestand. Sie hat in ihrer Klasse von 25 Schülern, nur noch vier die in einer - wenigstens nach außen - intakten Familie leben). Wundern wir uns dann noch über die zunehmende Gewalt? Im Spiegel heißt es weiter: »Scheidungsdramen haben die Wucht von Tragödien. Scheidungsopfer werden Scheidungstöter.« Diese Beobachtungen zeigen, dass Gott sich etwas dabei gedacht hat, wenn er die Ehe als lebenslängliche Einrichtung gedacht und geplant hat. b) Höchstens Notlösung 2. Ehescheidung In unserer Zeit wird Ehescheidung oft leichtfertig und voreilig praktiziert, in der Hoffnung die entstandenen Probleme zu lösen. Oft beginnen sie erst dann. Gott hat die Ehe mit diesem Gebot unter ganz besonderem Schutz gestellt, nicht weil er uns etwas verbietet, sondern weil er Lebensraum bieten möchte für Mann und Frau, ja für die ganze Familie. Deshalb kennt die Bibel keine Scheidung als Lösung. Denn mit einer zerbrochenen Ehe wird eben das Werkzeug zerbrochen, das Gott sich mit diesem Mann und dieser Frau bereitet hatte, um durch sie seine Mandate, neues Leben zu geben. Die Ehescheidung ist für die Bibel kein vor Gott gangbarer Weg. - Die Bibel kennt keine Scheidung als Lösung, höchstens als Notlösung, die in der einzelnen Situation sorgfältig, seelsorgerisch bedacht werden muss. Aber diese quälenden Ausnahmen erschüttern die Regel nicht, sondern bestätigen sie. a) keine Lösung 3. Ehelosigkeit - Im Rahmen dieser Predigt muss nun auch noch etwas zur Ehelosigkeit gesagt werden. Es wäre lieblos, die Realität zu verkennen, dass viele von uns, gewollt oder von der Lebensführung erzwungen, ehelos leben. Viele haben ihren Ehegefährten verloren und können oder wollen keinen neuen finden. Viele konnten nicht heiraten, einige wollten und wollen es nicht. Sie alle leben ohne diesen Gefährten und suchen auch keine außereheliche Zweisamkeit. Die Ehe ist nicht die einzige Lebensform, auch nicht die bessere oder glücklichere. In der Bibel stehen Ehe und Ehelosigkeit auf einer Ebene. In unserer Gesellschaft - und manchmal auch in unseren Gemeinden wird das leider nicht immer so gesehen und oft gibt es unschöne Redensarten, die einfach unangemessen, ja unbiblisch sind. In 1. Korinther 7,7 heißt es im Blick auf Ehe und Ehelosigkeit: »Aber ein jeder hat seine eigene Gabe, der eine so, der andere so.« Und für Gabe steht im Griechischen Charisma. Wir sind von daher alle »Charismatiker« - egal ob ledig und verheiratet. Gleichwertig! Übrigens gibt es viele Beispiele von unverheirateten Persönlichkeiten, die - gerade weil sie ungebunden waren - vielen Menschen zum Segen werden konnten. Wichtig ist, egal ob ledig oder verheiratet, dass wir diesen Stand als Gabe aus Gottes Hand nehmen und das beste draus machen. »Heiraten heißt: Zu Zweit Probleme lösen zu wollen, die man alleine nicht gehabt hätte!« V. HEILUNG DER EHE geworden ist hat einmal gesagt: »Nur der sollte allein bleiben, der auch fähig und bereit ist zu heiraten. Und nur der sollte heiraten, der auch fähig und bereit wäre allein zu bleiben.« Wer in die Ehe flieht, um andere Probleme wie etwa Einsamkeit zu lösen, wird enttäuscht. Das Geschenk der Ehe ist einer kostbaren Kristallschale vergleichbar, die aber in unserer Situation immer schon einen Sprung hat. Nach der Vertreibung aus dem Paradies findet jede Ehe eben außerhalb des Paradieses statt. Wenn zwei Menschen heiraten, dann heiraten ihre Sünden mit. So sind alle Ehen außerhalb des Paradieses im Ansatz zerbrochen, gefährdet und reparaturbedürftig. Es gibt keinen Menschen, der nicht enttäuscht. Das ist die nüchterne Diagnose der Bibel. 2. Erneuerung durch Vergebung - Aber die Bibel zeigt uns nicht nur die Diagnose, sondern auch die göttliche Therapie. Erneuerung ist möglich durch die Vergebung durch Jesus Christus. Wir alle brauchen Vergebung, egal ob wir vor der Ehe, in der Ehe oder außerhalb der Ehe leben. Hilfe und Heilung erfahren wir nicht durch gute Vorsätze, sondern allein durch die Vergebung. - (In dem Buch »Gottes Ja und Nein zur Partnerschaft von Mann und Frau« sind Leitlinien zur Sexualethik des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden abgedruckt, da heißt es u.a.: »Vorehelicher Geschlechtsverkehr wird nicht dadurch bereinigt, dass ein Paar heiratet, sondern dass es durch Buße Vergebung der Sünden empfängt« (frühere Praxis bei Traugesprächen). 1. Die Ehe ist kein »Heilmittel« - Die Ehe ist kein Heilmittel. Manch einer stellt sich die Ehe als Heilmittel für alle seine Sehnsüchte und Probleme vor. Walter Trobisch, der durch viele Bücher zu diesem Themenbereich bekannt Wo Vergebung ist, da ist auch ein neuer Anfang möglich, das gilt auch für gescheiterte Ehen. Nirgendwo in der Bibel sind Ehebruch und Scheidung aus dem Vergebungszusammenhang herausgenommen oder zu unvergebbaren Sünden erklärt. Weil Gott uns vergibt, können wir auch einander vergeben. »Liebende leben von der Vergebung!« Manfred Hausmann - Wir werden Tag für Tag darauf angewiesen sein, aus dem Reichtum seiner Vergebung für uns zu nehmen, um an andere weiterzugeben. Nur ein Leben aus der Vergebung ermöglicht die lebenslängliche Treuegemeinschaft. 3. Eheliche Treue - ein Sinnbild für Gottes Treue - »Lebenslänglich« - so lautet der Titel eines Ehebuches (dass seit 20 Jahren immer wieder neu aufgelegt wird. Z.Zt. ist es leider wieder vergriffen). Der Titel macht deutlich, dass Ehe kein Vertrag auf Zeit ist, kein Experiment. Die Ehe ist lebenslängliche Treuegemeinschaft der Gatten: »Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.« - Mit den klaren Aussagen der Bibel zur Ehe soll nicht nur die Ehe geschützt werden, sondern zugleich ein Abbild der Treue Gottes sichtbar werden. Die Propheten haben von der Treue Gottes zu seinem Volk Israel immer wieder in Bildern von der Ehe gesprochen. Das NT nimmt in Epheser 5,23 diesen Gedanken auf: »Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie dahingegeben.« Das 6. Gebot – Du sollst nicht Ehe brechen Heute steht das 6. Gebot in der Themenreihe über die 10 Gebote im Mittelpunkt. Dieses Gebot lautet kurz und bündig: „Du sollst nicht ehebrechen“ 1. Das Missverständnis der Gebote Die Verteufelung der Sexualität Kein anderes Gebot ist wohl über die Jahrhunderte so missverstanden worden wie dieses Gebot. Das hebräische Denken mit seiner Ganzheitlichkeit und der Bejahung des Körpers enthält einen positiven Ansatz. Das Christentum wurde jedoch sehr rasch in die griechische Welt mit manchen Tendenzen der Leibfeindlichkeit übertragen. Schon dabei ist es zu Verzerrungen gekommen. Der Kirchevater Augustin hat mit seiner Lehre über die Erbsünde, die er am Geschlechtsverkehr festgemacht hat, ein Übriges dazu beigetragen, dass Sexualität im Christentum über Jahrhunderte einen negativen Beigeschmack erhalten hat und nicht selten verteufelt wurde. Wer die Biografie Augustins kennt, sein ungezügeltes Sexualleben bis zu jenem Punkt, an dem er eindeutig Christ geworden ist und dann ins absolute Gegenteil in Punkto Sexualität übergegangen ist, kann ihn von seiner persönlichen Entwicklungsgeschichte her gut verstehen. Das Tragische ist nur, dass sich durch diese persönliche Färbung eine Sexuallehre entwickelt hat, die der Kirche über Jahrhunderte bzw. über eineinhalb Jahrtausende geschadet hat. Sexualität mit einem negativen, sündigen Beigeschmack. Hier hat die Kirche viel Schuld auf sich geladen und muss sich nicht wundern, wenn das Pendel in die andere Richtung ausschlägt und es heute desto schwerer fällt, zur ursprünglichen Absicht der Ordnungen Gottes zurück zu finden. Wie war denn nun die ursprüngliche Absicht Gottes? Mann und Frau sind füreinander geschaffen. Gott hat die gute Gabe der Sexualität in uns hineingelegt. Gibt es eine schönere Gabe als die der Sexualität, wenn sich zwei Menschen ganz einander schenken und dabei tiefe Freude und Lust empfinden? Welch ein herrlicher Schöpfer, der uns so geschaffen hat. Gott hätte sich ja auch langweiligere und lustlosere Varianten der Fortpflanzung überlegen können. Gott unser Schöpfer hat uns diesen vitalsten aller menschlichen Impulse geschenkt. Wir dürfen uns daran freuen und ihn genießen. Dazu wurde er vom Schöpfer in uns hinein gelegt. Doch längst vor Augustin hat sich ein viel grundlegenderes Missverständnis der Gebote eingeschlichen. Dieses Missverständnis begegnet uns bereits im Paradies. Tief hat sich uns die Lüge der Schlange eingeprägt: Sollte Gott gesagt haben, ihr dürft von allen Bäumen im Garten nicht essen? Das Missverständnis, dass Gott uns manches im Leben nicht gönnt, vor allem eben auch die schöne Sexualität nicht. Wie lautet die Verlockung, die durch die Schlange angestoßen wird? Eva sah, dass von dem Baum • gut zu essen wäre, • dass er eine Lust für die Augen wäre, • Verlockend, weil er klug machte. Hier begegnet uns die Ur-Form der Sünde – und Adam und Eva sind darauf herein gefallen, mit Konsequenzen für die ganze Menschheit. Eine Grenze wurde überschritten. Wir können seitdem nicht mehr ohne Reue genießen. Ich komme darauf später nochmals zurück. 2. Zum Grundverständnis der Gebote Ohne das 1. Gebot ist es völlig unmöglich, die anderen Gebote richtig zu verstehen: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, aus der Knechtschaft, herausgeführt hat. Du wirst keine anderen Götter neben mir haben.“ 2. Mose 20,2 f Gott selbst ist es, der den Menschen aus den Zwängen, Gefangenschaften und Versklavungen heraus führt, so wie er damals Israel befreit hat. Gott ist ein Gott der Freiheit. Und nun zeigt er diesem Volk am Sinai den Lebensraum. Er hilft ihm zu einem Zusammenleben in Frieden und Freiheit. Er schützt den Schwächeren und schützt sein Volk vor den negativen Tendenzen, die in jedem Einzelnen und in jeder Gemeinschaft zu finden sind. Die Erbsünde ist eine Realität. Nun steckt die Sünde in jedem von uns. Um uns selbst vor uns und den anderen und die anderen vor sich und vor uns zu schützen, zeigt Gott mit den 10 Geboten einen Lebensraum. Wir müssten die 10 Gebote viel präziser mit „du wirst nicht“ übersetzen: „Wenn Du mit mir lebst“, so sagt Gott, „dann wirst du keine anderen Götter neben mir haben, dann wirst du nicht töten, nicht ehebrechen nicht stehlen oder lügen.“ Ich selbst habe das Bild, das mein Konfirmationspfarrer für die 10 Gebote verwendet hat, bis heute nicht vergessen. Er hat die 10 Gebote wie die Begrenzungspfosten mit reflektierenden Leuchten an einer Straße beschrieben. Gott ruft uns auf diesen Weg mit ihm und zeigt durch die Gebote: Achtung, hier geht es den Abhang runter! Achtung, hier verlässt du die Straße, den Lebensraum mit mir! Achtung, hier wird es lebensgefährlich für dich oder für andere! Wer einmal in dichtem Nebel eine Landstraße mit vielen Kurven gefahren ist, der weiß, wie dankbar wir für diese Straßenbegrenzungen sein können. Da verstummt jedes Gejammer über die lebensfeindlichen Begrenzungen, die die Erbauer der Straße so unsinnig an den Rand gestellt haben. Die Gebote Gottes waren nie als fromme Leistung gedacht, mit denen ich mir den Himmel verdienen kann, sondern als Schutz- und Lebensraum für die Menschen. die sich in dieser gefallenen und von Sünde verzerrten Welt für ein Leben mit dem lebendigen Gott entschieden haben. Gott eröffnet am Sinai diesen Lebensraum für sein Volk, um es vor den immer neuen Versklavungen zu schützen, die auf die Menschen zukommen. • Z. B. die Versklavung und Verzerrung durch die Arbeit – du sollst den Feiertag heiligen – oder: du musst dich nicht zu Tode schinden • Die Gefährdung des Lebens – du sollst nicht töten. Der Schutz der Schwächeren vor den Übergriffen auf das Leben durch die Stärkeren. Heute geht es um den Schutz der Ehe. Gott hat Mann und Frau füreinander bestimmt. Aber diese intimste aller Beziehungen ist gefährdet und deshalb schützt er sie. Der Schöpfer legt die Sexualität in die eheliche Beziehung hinein und gibt ihr damit einen Schutzraum. Worum geht es nun bei diesem Gebot? Es geht um ein Doppeltes: Die Bibel spricht von Ehebruch, wenn sich verheiratete Menschen auf Geschlechtsverkehr mit jemand anderem einlassen. Geschlechtsverkehr von Unverheirateten und andere Formen der Sexualität werden dagegen als Unzucht bezeichnet und fallen ebenfalls unter dieses Gebot. Gott weiß wie anfällig wir Menschen sind, diese kostbare Gabe in anderer Weise auszuleben. Dabei wird dann vieles zerbrechen und wir und andere kommen dabei zu Schaden. Deshalb legt Gott die Sexualität in den schützenden Rahmen der Ehe. verzerrt, versucht, verführt. Gaukelt uns eine bessere Entfaltung woanders vor und hinterlässt dann den so verführten nackt und voller Scham, schutzlos und ungeborgen. 3. Von Jesus lernen Aber stimmt es wirklich, dass ich mir und anderen schade, wenn ich meine Sexualität so auslebe, wie es uns der Zeitgeist vorgibt? Ich komme zurück zu Adam und Eva. Die Schlange öffnete Eva die Augen für ein „Mehr“. Die Verführung gaukelt uns einen mehrfachen Lustgewinn, ja Lebensentfaltung pur vor. Und danach? Da sind ihnen die Augen aufgegangen. Ja, sie hatten wirklich einen Erkenntniszuwachs, wie ihnen die Schlange versprochen hatte. Aber auf den hätten sie gerne verzichtet, denn es war eben ein negativer Erkenntnisgewinn. Die Erkenntnis, dass sie • Nackt waren • Beschämt waren • Dass ihre Einheit zerbrochen war und sie sich nun gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben haben (ach nein, da hatten sie ja noch keine Schuhe an…) So ist das Wesen der Sünde. Es gaukelt uns Lebenserweiterung vor und danach fühle wir uns beschämt, nackt, betrogen, leer und fallen aus dem Paradies heraus. (Bonbon mit Salzlösung als Beispiel: Bitterer Nachgeschmack. Viel mehr als bitterer Nachgeschmack. Es zerbricht so vieles in uns, gerade auch auf diesem Gebiet: Beziehungen, Vertrauen, Sexualität, …) Gott hat die gute Gabe der tiefsten Intimität in den Schutzraum Ehe gegeben. Dort kommt diese Gabe zur optimalen Entfaltung. Die Sünde Wenn wir als Christen uns mit den 10 Geboten beschäftigen, dann wollen wir sie im Lichte des NT sehen, dann wollen wir sie mit den Augen Jesu betrachten. Jesus ist mit manchen der 10 Gebote in erstaunlicher – für seine Zuhörer geradezu provokativer Weise – umgegangen, z.B. mit dem Sabbatgebot. In großer Freiheit hat er den Menschen über den Sabbat gestellt und nicht umgekehrt den Menschen in das Sabbatgebot gezwängt. Der Mensch geht vor der Satzung. Wie also hat sich Jesus zu diesem Gebot gestellt? Hat er es auch in großer Freiheit interpretiert? Jesus ist diesem Thema nicht ausgewichen. Er hat es oft aufgegriffen und in folgenden beiden Worten könnten wir seine Haltung zusammenfassen: Gnade und Wahrheit. Jesus ist mit den Einzelnen hoch sensibel und mit unendlicher Liebe und Gnade umgegangen, ohne jedoch die Wahrheit des Evangeliums, die Wahrheit der Ordnungen Gottes auch nur einen Millimeter aufzulösen, im Gegenteil, er zeigt eine tiefere Dimension der Wahrheit auf, er radikalisiert geradezu. Im Folgenden möchte ich einige dieser Szenen und Reden Jesu aufleuchten lassen. Dabei muss ich leider darauf verzichten, die Geschichten vorzulesen und hoffe, dass die Geschichten bekannt sind und der rote Faden erkennbar bleibt. Die Wahrheit „Wir schauen der Wahrheit ins Auge, stellen uns in dein Licht…“. Dieses Lied von Albert Frey haben wir in einem der letzten Gottesdienste gesungen und wollen es heute wieder singen. Der Wahrheit nicht ausweichen, weil wir erst auf dem Hintergrund der Wahrheit die Gnade in ihrer Tiefe verstehen. Sonst wird Gnade leicht zur billigen Gnade. einmal in einer Bibelarbeit über dieses Thema von einem Gespräch mit einer Frau erzählte. Sie war verheiratet und hatte sich in einen anderen Mann verliebt. Sie sind miteinander in Urlaub gefahren, aber sie haben nicht miteinander geschlafen. Und dann sagte Fritz Gaiser knall hart: „Hättet ihr doch miteinander geschlafen, dann hättet ihr gemerkt, dass ihr in eurem Herzen schon längst Ehebruch begangen habt.“ In der Bergpredigt – wir könnten sagen in der Regierungserklärung Jesu – in dieser grundsätzlichen Rede, greift Jesus auch das 7. Gebot auf und nimmt Stellung. Dort hören wir O-Ton Jesu, Originalton Jesu: Der Ehebruch beginnt in unseren Gedanken und in unseren Herzen. „Bereits der begehrliche Blick“, sagt Jesus. „Ihr habt gehört dass zu den Alten gesagt ist: „Du sollst nicht Ehebrechen“. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Wenn dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.“ Matthäus 5,27 ff Immer wieder, wenn ich die Bergpredigt lese oder höre, dann halte ich die Luft an. So auch bei der Vorbereitung dieser Predigt. Obwohl ich ja längst weiß, wie klar und unmissverständlich Jesus redet, bleibt mir doch die Spucke weg. So krass wird hier von der Sünde geredet, so klar und unmissverständlich von der Hölle. Von Selbstverstümmelung (Auge ausreißen, Hand abhacken …) ist die Rede, um nicht in die Hölle geworfen zu werden. Jesus packt die Sache bei der Wurzel – riza im Griechischen = radikal, wurzelhaft. Nicht erst wenn der Beischlaf vollzogen wurde redet Jesus vom Ehebruch, sonder schon viel früher und macht uns damit auf einen inneren Prozess aufmerksam. Der Ehebruch beginnt früher. Ich weiß noch wie heute, wie Fritz Gaiser, der frühere Leiter des ejw, Martin Luther hat dazu sinngemäß folgenden hilfreichen Satz gesagt: „Ich kann nichts für den Vogel, der über meinen Kopf fliegt, wohl aber dafür, wenn er ein Nest auf meinem Kopf baut.“ Kennen wir das, dass sich ein Gedanke, ein Gefühl, ein Verlangen in uns „einnistet“? Welchen Vögeln haben wir solche Nistplätze in unseren Gedanken gegeben, womöglich in einem separaten Raum? Klarheit und Wahrheit kennzeichnen Jesus, bis hin zur Radikalität. Das Auge ausreißen, damit wir durch die Sünde nicht unser ewiges Leben verspielen. Wie meint Jesus das? Wenn Jesus es wörtlich nehmen würde – gäbe es überhaupt noch Männer mit zwei Augen? Jesus redet in einer Symbolsprache, denn selbst mit einem Auge wären solche Gedanken und Gefühle noch in uns, das Herz bleibt dasselbe. Warum also dieses drastischen Bild? Jesus weiß um die tiefe zerstörerische Wirkung der Sünde. Unsere Welt gaukelt uns etwas anderes vor. Erotiksendungen im Fernsehen scheinen völlig normal zu sein. Ständig ploppen dir im Internet ungefragt und ungerufen Bilder und Angebote auf den Bildschirm. Was scheinbar so normal ist zerstört die Phantasie, beschmutzt die Sexualität, belastet Beziehungen und nicht wenige werden geradezu süchtig. Haben wir überhaupt eine Chance, dem zu entkommen? Ja, es gibt Wege, dem zu entkommen. Wenn wir zulassen, dass Jesus auch in diesen Bereich hinein sprechen darf, wenn wir nicht mehr entschuldigen, sondern hinschauen, wo sich bei uns etwas eingenistet hat. Darf Jesus heute bei dir ausmisten? Ähnlich klar und unmissverständlich wie zum Ehebruch äußert sich Jesus zur Ehescheidung direkt in den anschließenden Versen, aber vielleicht verdeutlicht das Streitgespräch mit den Pharisäern (Mt. 19,3 ff) seine Haltung noch plastischer. Die Pharisäer fragen Jesus, ob eine Scheidung erlaubt ist und Jesus verneint klar und eindeutig mit Verweis auf die Schöpfungsordnung: „…und die zwei werden ein Fleisch (eine Leib-Seelische Einheit) sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern eins. Was nun Gott zusammen gefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“ Matthäus 19, 5+6 Stimmung uns mehr prägt als das Wort Jesu? Jesus orientiert sich am Willen Gottes und nicht an unseren Notlösungen. 4. Jesus begegnet den Menschen mit Liebe und Gnade 4.1. Jesus ist eingeladen (Lukas 7,36 ff) bei einem der führenden Theologen seiner Zeit. Er sitzt am Tisch und von hinten tritt eine Frau an ihn heran. Aber Mose hat doch die Sache mit der Scheidung geregelt. Ehebruch und Ehescheidung sind doch nicht dasselbe. Doch, meint Jesus bereits in der Bergpredigt und wiederholt an dieser Stelle, dass die Frage der Scheidung zwar durch Mose geregelt wurde „um eures Herzens Härte willen“, aber nicht dem Willen Gottes entspricht. • Sie küsst ihm die Füße, Tränen fließen aus ihren Augen, die sie wiederum mit ihren Haaren trocknet. • „Wie rührend!“, könnte man sagen, wüsste man nicht, wer sie ist. Die stadtbekannte Dirne. • Peinlich, einfach peinlich diese Situation. Eine Szene voller Erotik und Jesus wehrt dieser Frau nicht. Hat er denn keine Angst um seinen guten Ruf bei der religiösen Führungsschicht seines Landes? • Doch Jesus spürt genau, was abgeht und was seine Gegenüber denken „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Prostituierte (Sünderin)“ (V. 30) • Jesus beginnt daraufhin ein Gespräch über Vergebung und schließt mit dem Zuspruch an die Frau: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ (V. 48) Für mich das erstaunlichste in jener Geschichte ist die Reaktion der Jünger Jesu. Dann ist es besser überhaupt nicht zu heiraten. Wenn ich meine Frau nicht mehr „entsorgen“ kann, wenn die Beziehung nicht mehr stimmig ist, dann lassen wir es doch lieber gleich sein. Drei Jahre mit Jesus unterwegs, die Bergpredigt und alles andere gehört und doch so sehr von den Normen ihrer Umwelt geprägt, dass sie die Rede Jesu als völlig unmöglich empfunden haben. Der Heilige und die Sünde In der Begegnung mit Jesus, dem Heiligen, konnte es in dieser Frau heil werden. In der Begegnung mit IHM müssen wir nicht mehr verbergen und beschönigen. Jesus hat die Tränen dieser Frau als Ausdruck ihrer Reue und Buße verstanden. Deshalb konnte er dieser Person, die deutlich am Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ gescheitert war, die Vergebung und den Schalom Gottes zusprechen. Geht es uns manchmal nicht ähnlich, dass die gesellschaftliche In der Begegnung mit Jesus dürfen wir echt und ehrlich werden. Wir müssen die verführerischen Gedanken und Taten nicht mehr verdrängen. Möge es uns geschenkt werden, dass wir so ehrlich werden wie jene Frau und Jesu Vergebung, seinen Schalom erfahren heute Morgen. 4.2. Jesus und die Ehebrecherin – Johannes 8, 1-10 Sie bringen eine Frau zu Jesus, auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Jesus riecht die Falle förmlich – er weigert sich Antwort zu geben. Er spürt die Scheinheiligkeit – eine Frau beim Ehebruch ertappt – und wo ist der Mann? Als sie ihn dann bedrängen, sagt er nur einen Satz „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ (V. 7) Keiner war ohne Sünde, nicht einer Jesus deckt die Scheinheiligkeit auf – damals und heute – und doch stellt er nicht bloß. „So verdamme ich dich auch nicht“, sagt Jesus. Er, der einzige, der ohne Sünde ist, er verdammt und verurteilt auch nicht. Aber er sagt nicht: Halb so schlimm, macht nichts, wir sind doch alles nur Menschen. Nein, sondern er schließt mit dem Hinweis: „Sündige hinfort nicht mehr!“ Gehe raus aus dieser Beziehung. Löse dich, bleib nicht in der Sünde! So ist Jesus: Liebe, Annahme und Vergebung – und gleichzeitig klare und deutliche Anweisung für die Zukunft. Jesus begegnet den Menschen nicht moralisch, nicht verurteilend. Er will, dass unser Leben gelingt, dass es zur Entfaltung kommt. Gelingendes Leben ist Leben in den göttlichen Ordnungen. Die Sünde ist Leben zerstörend. Darum ist er so pointiert und so scharf. Er warnt