Ruth 1,16 Kirchliche Trauung Sarnau 9.8.2008 “Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch; da will ich auch begraben sein.” Liebes Ehepaar, liebe Angehörige, liebe Freunde von Olga und Tobias, liebe Gemeinde, Ihr Trauspruch ist ein klares Bekenntnis zu einem anderen Menschen. Ohne Wenn und Aber ist es ausgesprochen. Es werden keine Bedingungen gestellt. Ein unbedingtes “Ja” wird gesprochen. Es ist verlässlich, fest und zuversichtlich. Ich will bei dir bleiben, wann und wo immer es sei. So gilt es von nun an bis zum Ende des Lebens. In der Geschichte aus dem Alten Testament sagte Ruth diese festen Worte zu Naomi, ihrer Schwiegermutter. Heute sagen Sie beide sich diese Worte zueinander. Sie haben dieses Bibelwort ausgesucht als ein Bekenntnis am Beginn Ihrer Ehe. Ich halte es für unerlässlich, mit einem so festen Bekenntnis zueinander in die Ehe zu gehen. Neulich habe ich ein Brautpaar gehört, die sagten: “Wir versuchen ´s halt mal miteinander, aber wer weiß, was in fünf Jahren ist?” Nein, es ist schon ganz gut, dass die Traufrage für die ganze Lebenszeit gemeint ist. Ich bin froh, dass Sie sich dieses Wort ausgesucht haben: ein Wort mit Dauer. Zusammensein und zusammen bleiben für alle Zeit, die Sie haben, darum geht es heute. So sollen unsere Beziehungen angelegt sein, auf die lange Sicht, auch auf das Alter hin, selbst wenn es noch weit von einem weg ist. Der Trauspruch hat den festen Willen zur langen Sicht. Wie kann man diesen Willen leben? Ruth sagt: Hingehen, wo der andere hingeht, bleiben, wo der andere bleibt, das Verbindende im Glauben suchen und pflegen. Das sind Wege, auf denen aus dem festen Willen eine feste Verbindung wird. Hingehen, wo der andere hingeht: es geht hier nicht um ein Nachlaufen oder eine Kontrolle, sondern um das Interesse an den Wegen des anderen. Ich halte es für besonders wichtig, hier die unterschiedliche Herkunft immer wieder zu erkunden. So sehr sich vieles gleicht zwischen den hier geborenen Deutschen und den Russlanddeutschen, viele Prägungen sind auch verschieden. Das werden auch alle Nichtrusslanddeutschen bei der Feier nachher erleben. Und das ist auch der Weg, wie wir mit den verschiedenen Gruppen in unserem Land besser auskommen können: hingehen, wo der andere ist, Anteil nehmen an seinem Leben. Und um wie viel mehr in der Ehe! Sie werden älter. Sie sammeln Erfahrungen. Sie erleben Entwicklungen, jeder von ihnen beiden. Sehen, wo der andere hingeht, was ihn beschäftigt, was ihn bekümmert, was ihn erfreut, wie sich seine und ihre Arbeit verändert, eben aufmerksam sein und mitgehen, soweit es uns Menschen möglich ist, darauf kommt es an. Das ist entscheidend. Und das haben Sie ja schon getan, als es darum ging, nach Baden Württemberg zu folgen und die eigene Heimat zu verlassen. Es ist besonders wichtig in einer Zeit, in der nicht mehr gemeinsam gearbeitet wird. Unterschiedliche Arbeitszeiten: der eine kommt heim, der andere geht aus dem Haus, man gibt sich die Klinke in die Hand. Wie viel Prozent einer Woche ist man wirklich zusammen? Das sind erschwerte Bedingungen für Verständnis und Gespräch. Man muss ihnen etwas entgegensetzen, um nicht in ein totales Nebeneinanderher zu kommen. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Sich das vornehmen, das ist schon sehr hilfreich. Es heißt auch, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen, in guten wie in bösen Tagen, so, wie Sie es sich gegenseitig nachher versprechen werden. Hingehen, wo der andere hingeht. Das hören wir auch als Aussage Gottes, der bei uns ist und mit uns geht, wie Jesus es versprochen hat. Gott ist ein Gott, der mitgeht, der das Volk Israel durch die Wüste geleitet hat, der es in das gelobte Land gebracht hat, ja der in Jesus von Nazareth mitgegangen ist in unser menschliches Leben wie kein zweiter. Das, was sich verändert, wo man sich aufmachen muss und gehen, ist der eine Teil unseres Lebens. Bleiben, wo du bleibst, damit ist auch das Bestehende und Bewährte angesprochen, das sich durchträgt durch allen Wechsel. Zwar bekommen wir stets gesagt, dass wir immer up to date sein müssten und auf dem allerneuesten Stand. Manchmal hat man den Eindruck, als sei der Wechsel die einzige Konstante im Leben. Wir Menschen brauchen aber unsere festen Gewohnheiten und unsere Grenzen. Und wir müssen uns vor allem selber stehen lassen können als die, wie wir sind, als die, die wir einander heiraten. Wir sind ja von Gott geliebte Menschen als genau die, die wir sind. Wir können bestehen bleiben – und uns dann auch verändern. Deshalb ist das Bekenntnis zueinander am wichtigsten, wo es um die Grundlage von Hingehen und Bleiben heißt: Dein Gott ist mein Gott. Gott geht ja mit ihnen beiden. Gott lässt sie beide bestehen in seiner Liebe. Wenn wir nur aus eigener Kraft das Mitgehen und das Bleiben leben müssten, wären wir früher oder später fertig. Mein Gott ist dein Gott, das versichert der gemeinsamen Grundlage. Diese trägt auch dort, wo es einmal schwierig wird, wo Belastungen in das Leben hineinwirken. Gott ermutigt aber Menschen immer wieder dazu, Hinzugehen und Mitzugehen und beständig zu bleiben und die Gemeinsamkeiten zu stärken. Sich vor seinem Angesicht heute die Ehe zu versprechen, ist auch Ausdruck des Vertrauens in Gott. Sie könnten auch sagen: weil mein Gott dein Gott ist, deshalb werde ich hingehen, wo du hingehst. Weil wir unter dem gemeinsamen Gott leben, deshalb werde ich auch bleiben, wo du bleibst. Weil mein Gott dein Gott ist, deshalb werde ich hingehen und bleiben mein Leben lang. Weil Gott Ihre Ehe segnet, alle Tage, jeden Morgen neu, deshalb gibt es das feste Bekenntnis ohne Wenn und Aber. Führen Sie Ihre Ehe in diesem Vertrauen, im Glauben an den Allmächtigen und Barmherzigen Gott, der mit uns Menschen mitgeht und bei uns Menschen bleibt. Amen.