1 lebenslauf kunderas

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MIILLAANN KUUNNDDEERRAA
1 LEBENSLAUF KUNDERAS
Milan Kundera wurde am 1.4.1929 in Brünn (Tschechoslowakei) als Sohn eines
Musikwissenschaftlers geboren. 1950 wird er wegen individualistischen Neigungen aus der
Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Er veröffentlicht Gedichte, Essays und Theaterstücke.
Nach seinem Engagement m Prager Frühling 1970 wurde ihm ein Publikationsverbot auferlegt.
1979 wurde ihm auch die Staatsbürgerschaft der Tschechoslowakei aberkannt. Seit 1981 ist er
französischer Staatsbürger und lebt in Paris, wo er als Schriftsteller tätig ist.
1987 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.
Weitere Werke:
1967: Der Scherz
1974: Das Leben ist anderswo
1981: Das Buch vom Lachen und Vergessen
1985: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (1987 verfilmt)
1990: Die Unsterblichkeit
2 DER GESCHICHTLICHE HINTERGRUND
Kundera hat die politische Geschichte seines Landes in exemplarischer Weise miterlebt und
erlitten. 1948 trat er wie so viele Intellektuelle voller Enthusiasmus in die kommunistische Partei
ein, aus der er bereits 1950 wegen individualistischer Neigung ausgestoßen wird. Die bitteren
Erfahrungen mit dem stalinistischen System führen Kundera zu grundsätzlichen Fragen. Im
Stalinismus verkehrten sich für ihn die Tugenden, auf denen der Kommunismus ursprünglich
beruhte, ins Gegenteil. In einer Rede vor dem Schriftstellerkongreß, der den Prager Frühling
vorbereitete, sagte Kundera über den Stalinismus, die Erfahrung mit ihm eröffne...
unglaubliche Blicke auf das Wesen der menschlichen Werte und der menschlichen Würde. Was
ist die Geschichte, und was ist der Mensch in der Geschichte, und was ist der Mensch
überhaupt? Auf keine dieser Fragen kann man nach dieser Erfahrung noch antworten wie bisher.
Diesen Fragen geht Kundera in seinen Romanen nach. Das Politische interessiert ihn nur
insofern, als es `Erkenntnisse über das existentielle Dilemma des Menschen ermöglicht. Dies
zeigt er am Beispiel von Teresa und Tomas in seinem Werk "Die unerträgliche Leichtigkeit des
Seins": Beide halten sich im Zentrum der Ereignisse des Jahres 1968 auf, erleben die Phase der
liberalen Reform und erst recht das kommunistische Unterdrückungssystem samt dem
verbreiteten Opportunismus. Sie müssen erkennen, wie sich nach der Invasion das ganze Land
in ein "imaginäres Rußland" (159) verwandelt. Als Tomas sich weigert, seinen Ödipus - Artikel zu
widerrufen und Selbstkritik zu üben, macht er die Erfahrung, daß man auf seine Ehrlosigkeit und
nicht auf seine Ehrlichkeit setzt , daß seine Vorgesetzten und Kollegen ihn fallenlassen. Kundera
läßt keinen Zweifel, daß dieser spätstalinistische Kommunismus ein "Verbrecherregime" (168) ist.
3 SEINE WERKE
3.1
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
3.1.1 Das Werk
Der Roman handelt von der Geschichte zweier ungleicher Liebespaare. Das erste Paar besteht
aus Tomas, einem Chirurgen und Teresa, einer Serviererin. Thomas ist eine Kombination aus
Don Juan und Tristan. Sex ist für ihn ein Spiel oder eine Frage des Prestiges ohne emotionale
oder moralische Verpflichtung. Als er Teresa begegnet wird Tomas von einem Gefühl der
Verantwortung, des Mitgefühls und der Zärtlichkeit ergriffen, das er bisher nicht kannte und das
eine Wende in seinem Leben herbeiführt. Teresa ist der schwächere Pol dieser Beziehung, sie ist
Tomas gesellschaftlich und intellektuell unterlegen. Sie liebt Tomas ohne Vorbehalte und
versucht vergeblich, die Schwere ihrer Liebe durch eine einzige Untreue leichter zu machen. Sie
Erörterung der zwischenmenschlichen Beziehungen von Milan Kundera
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leidet unter Tomas` Seitensprüngen und die Sorge um das Schicksal ihrer Liebe prägt auch ihre
Angstträume. Gerade in Teresa`s Schwäche, in ihrer Verletzlichkeit, liegt jedoch auch ihre Stärke.
Als sie erkennt, daß Tomas auch in der Schweiz, wohin sie nach der russischen Invasion 1968
geflüchtet sind, seine Seitensprünge nicht aufgibt, beschließt sie, nach Prag zurückzukehren.
Tomas folgt ihr, obwohl er sich bewußt ist, daß er dadurch seine berufliche Existenz riskiert.
Unter dem Druck der "Normalisierung" muß er seine Stelle als Chirurg aufgeben und putzt
Fenster. Zuguterletzt verläßt er Prag. Der Grund für seinen gesellschaftlichen Abstiegs ist ein
Text, den er sich weigert, öffentlich zu widerrufen.
Auf dem Lande, wo Tomas und Teresa eine Arbeit bei einer heruntergekommenen
landwirtschaftlichen Genossenschaft angenommen haben, ist Teresa nur in Gesellschaft ihres
Hundes Karenin ruhiger. Denn bei ihm muß sie keine Untreue befürchten. Sie wirft Tomas vor,
daß die Briefe, die er seit einiger Zeit erhält, von einer heimlichen Liebe stammen. Als Tomas ihr
offenbart, daß diese von seinem Sohn kommen, muß sich Teresa eingestehen, daß sie ihm
unrecht getan hat. In diesem Moment des Ausgleichs, in dem sie erkennen, daß der eine nicht
stärker ist als der andere, kommen beide durch einen Autounfall ums Leben.
Anders entwickelt der Erzähler die Geschichte von Sabina und Franz, dem zweiten Liebespaar.
Hier ist Sabina der stärkere Pol der Beziehung. Franz` Verhältnis zu ihr beruht auf Unverständnis:
Für Sabina haben die Wörter, die er gebraucht eine andere Bedeutung als für ihn. Im Roman
erstellt Kundera ein Verzeichnis der unverstandenen Wörter: Das erste Wort des Verzeichnisses,
"Frau", erhellt die Beziehung zwischen Franz und Sabina. Die unterschiedliche Kindheit der
beiden, die ganz anders geartete Umgebung, in der sie aufgewachsen sind, verleihen
identischen sprachlichen Ausdrücken einen unterschiedlichen Sinn. Die Liebe zur vom Ehemann
verlassenen Mutter hat Franz` Beziehung zur Frau geprägt, denen er vor allem Mitgefühl,
Verehrung und Treue entgegenbringt. Für Sabina hingegen war die Liebe der Fluchtweg aus
einer Welt der Pflichten, einer Welt, in der den Menschen sogar Geschmack, Freude und Glück
aufgezwungen werden sollten.
3.1.2 Interpretation
Kundera versucht mit diesem Roman zwischen dem Leichten und dem Schweren zu
unterscheiden. Die Leichtigkeit unserer Existenz wird damit aufgehoben und ins Schwere gedreht
indem er schreibt, daß die Unwiderrufbarkeit einer Entscheidung oder Handlung auf uns lastet
wie eine unendlich schwere Last. Er wirft die Frage auf, ob wir, wenn wir auf einem fernen
Planeten wiedergeboren werden würden und all die Erfahrung aus unserer Welt hätten, genau so
gut oder gar besser handeln würden. Kundera selbst bezweifelt diesen Sachverhalt, läßt dem
Leser jedoch selbst seine persönliche Entscheidung über.
3.2
Abschiedswalzer
3.2.1 Das Werk
Der Roman "Abschiedswalzer" spielt in einem westböhmischen Badestädtchen, in dem
unfruchtbare Frauen eine Kur machen, und basiert auf einer Reihe von Mißverständnissen und
Intrigen zwischen fünf Paaren: Rosa Franta, Klima und seiner Frau Kamila, Jakub und Olga, Dr.
Skreta und Miti, Bertlef und seiner Frau. Die meisten Charaktere haben aber keine tiefgreifende
moralische Bedeutung: Rosa ist eine heiratslustige Blondine, Franta ein treuer, naiver Geliebter,
Klima ein Mann, der von zwei Frauen verfolgt wird und versucht, sich den Folgen einer
Vaterschaft zu entziehen. Nur Jakub und Bertlef sind Träger von Motiven und Themen. Anders
als in Kunderas übrigen Werken. Es ist nicht von wechselnden Erzähltempi geprägt und ist in
narrativer Form geschrieben.
Die Geschichte beginnt mit einer Intrige: Rosa versucht, Klima mit einer behaupteten Vaterschaft
zu Heirat zu zwingen. Für die Krankenschwester Rosa ist die Schwangerschaft eine Gelegenheit,
die frustrierende Langeweile des von Frauen überfüllten Badestädtchens zu entrinnen. Für Klima
ist die Nachricht von Rosas Schwangerschaft eine Katastrophe. Er liebt seine schöne Frau
Kamila, die krankhaft eifersüchtig ist. Als sich Klima zu einer Reise ins Badestädtchen entschließt,
um Rosa von der Notwendigkeit eines Schwangerschaftsabbruchs zu überzeugen, folgt ihm
Kamila heimlich. Der reiche Amerikaner Bertlef ist zur Kur im Badestädtchen und huldigt aus
Angst vor dem Tod dem Kult der Liebe und der Kunst. Dr. Skreta, der seine Patientinnen
künstlich befruchtet, träumt davon, Bertlefs Adoptivsohn zu werden.
Quelle: www.referate.de
Erörterung der zwischenmenschlichen Beziehungen von Milan Kundera
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Zu diesem Zeitpunkt kommt Jakub ins Badestädtchen. Er sinniert darüber, wie leicht Menschen
nicht nur zu Opfern, sondern auch zu Tätern werden: "Die meisten Menschen bewegen sich in
einem idyllischen Kreis zwischen Zuhause und Arbeit. Sie leben in einem sicheren Bereich
außerhalb von Gut und Böse. Sie sind entsetzt beim Anblick eines mordenden Menschen. Dabei
genügt es, sie aus diesem friedlichen Bereich hinauszuführen, und sie werden zu Mörder, ehe sie
wissen, wie ihnen geschieht. Es gibt Prüfungen und Verführungen, die kommen in der
Geschichte nur ab und zu vor, und niemand widersteht ihnen." (80) Trotz dieser Erkenntnis wird
Jakub selbst durch die List des Erzählers zum Mörder: er verschuldet den Tod der
Krankenschwester Rosa.
3.3
Das Leben ist anderswo
Der Roman "Das Leben ist anderswo spielt in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der
Tschechoslowakei.
3.3.1 Das Werk
Der Stoff ist die Biographie eines fiktiven Dichter. Der Roman wird in einer epischen Breite und
Vielfalt erzählt, die nur dem “allwissenden” neutralen Erzähler möglich ist. Dh.: der Erzähler weiß
viel mehr als die einzelnen Figuren des Romans wissen können. Das Erzählschema der
Biographie wird im großen und ganzen eingehalten, der Roman beginnt mit der Geburt des
Dichters Jaromil, fährt chronologisch fort und endet mit dessen Tod. Zu beginn erzählt der
Roman von Jaromil’s Mutter, die sich von ihrem Mann unverstanden fühlt deshalb um so mehr
auf ihren Sohn fixiert ist. Der Vater stirbt während der Besetzung Böhmens durch die
Nationalsozialisten im Konzentrationslager. Jaromil wächst daher nur in der Umgebung von
Frauen auf, der Mutter und der Großmutter. Jaromil reagiert auf die Neurosen der Mutter mit
einem Ödipuskomplex. Er bleibt sein ganzes Leben lang an die Mutter gebunden. Sie entdeckt in
ihm schon bald den Dichter und vergöttert diese “höhere Welt der Kunst”, die ihr das Entkommen
aus der unbefriedigenden bürgerlichen Existenz verspricht. Ihr Liebhaber, ein surrealistischer
Maler, weiht den jungen Jaromil in die Geheimnisse der modernen Malerei und Poesie ein.
Jaromil ist ein schwaches und unselbständiges Kind und begreift rasch, daß er mit seiner
“originellen inneren Welt” die Mißerfolge in der äußeren Welt kompensieren kann. Er begibt sich
schon sehr bald auf die Suche nach dem anderen Geschlecht. Wobei er mit den üblichen
"Jungenproblemen" zu kämpfen hat. Er steht aber immer noch unter dem starken Einfluß der
Mutter, die ihm noch immer Morgen für Morgen die Wäsche auf sein Bett legt. Jaromil ist damit
sehr unzufrieden und sucht nach eigener Identität. Dies gelingt ihm aber nicht wirklich, da er
jedesmal wenn er Erfolg hat, bemerkt, daß dieser nur entstanden ist, weil er andere Menschen
kopiert hat. Er wendet sich mehr und mehr seiner Freundin zu. Dies bemerkt auch die Mutter, die
angst hat, ihren Sohn, die einzige Erinnerung an ihren ehemaligen Ehemann, an dessen
Freundin zu verlieren. Deshalb spielt sie die verletzte Mutter um wenigstens zeitweise die
Zuwendung ihres Sohnes zu erreichen.
Jaromil strebt nach Höherem. Er schreibt ein Gesuch an einen anerkannten, großen Dichter, er
solle doch gnädigerweise seine Gedichte lesen. Weiters schreibt er Briefe an diverse
Zeitschriften, sie mögen doch seine Werke veröffentlichen. Der Erfolg will sich aber nicht
einstellen. Im Gegenteil: Seine Freundin verläßt ihn. Ihm wird immer mehr und mehr bewußt, daß
er sich nicht wirklich von seiner Mutter lösen kann. Er trifft einen alten Schulkollegen, der eine
eigene Wohnung hat und verheiratet ist, also all das, wovon Jaromil träumt, und wird weiter
gedemütigt. Bald darauf "entdeckt" er eine blonde, gutaussehende Verkäuferin, die er aber aus
Schüchternheit nicht wagt anzusprechen. Als er eines Tages vor deren Haus steht und auf sie
wartet, wird er von dessen Freundin ertappt, die ihm erzählt, daß seine angebetete nicht mehr in
dieser Stadt wohne. Ihre Freundin offenbart ihm, daß sie ihn liebe. Daraufhin entwickelt sich eine
intime Liebesbeziehung zwischen den beiden. Jaromil`s Mutter reagiert darauf mit Eifersucht, da
sie mehr und mehr das Gefühl hat, in Jaromil`s Leben keinen Platz mehr zu finden. Dieser jedoch,
der bedacht darauf ist Macht zu besitzen, macht seiner Freundin Vorwürfe, daß sie sich vor dem
Frauenarzt entblößte. Er will sie voll und ganz besitzen und niemand dürfe sie berühren. Auch als
ihr Bruder nach Prag kommt verbietet er ihr, ihn zu besuchen.
Langsam aber sicher stellt sich auch der Erfolg für den jungen Dichter ein. Er wird von der
Redaktion einer namhaften Zeitung eingeladen, einige Gedichte zur Veröffentlichung vorzulegen.
Quelle: www.referate.de
Erörterung der zwischenmenschlichen Beziehungen von Milan Kundera
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Weiters wird er gebeten, auf einem Polizeiball, gemeinsam mit anderen Künstlern, einige seiner
Gedichte vorzutragen. Auf diesem Ball wird er als der neue Künstler gehandelt. Von nun an
beginnt er, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, da ihm anscheinend die Loslösung von der
Mutter gelingt. Deshalb braucht er auch seine Freundin nicht mehr und zeigt sie, gemeinsam mit
ihrem Bruder, bei der Staatspolizei wegen Hochverrats an.
Jaromil stirbt mit zwanzig Jahren an Lungenentzündung.
4 DIE CHARAKTÄRE DER PERSONEN
4.1
Jakub, der Resignierende - Abschiedswalzer
Jakub ist eine typische Kunderafigur: ein skeptischer Intellektueller, der durch bittere Erfahrungen
in der Resignation versinkt. Er hat eine `Ausreisegenehmigung erhalten, nachdem er in den
fünfziger Jahren Opfer politischer Prozesse geworden war. Seine Erfahrungen sind die eines
Mannes, der von seinen ehemaligen Freunden ins Gefängnis gesteckt worden ist, von Menschen
mit derselben politischen Überzeugung.
Als er Rosa begegnet, sieht er in ihr die Verkörperung all dessen, was ihn aus seinem
Heimatland vertreibt: selbstgefällige Aufgeblasenheit, Mittelmäßigkeit und teilnahmslose Leere.
"Es schien ihm, als sei sein ganzes Leben nichts als ein endloser Dialog mit genau diesem
Gesicht gewesen. Wenn er versuchte, ihm etwas zu erklären, sah dieses Gesicht beleidigt zur
Seite, seine Beweise beantwortete es mit Gerede über etwas ganz anderes"(143)
4.2
Tomas, Don Juan der Neuzeit - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Tomas lebt wie ein moderner Don Juan: immer auf der Jagd nach dem sexuellen Abenteuer. Wie
dieser begehrt er die Frauen und erfährt im flüchtigen Liebesakt ein ebenso flüchtiges Glück.
Angst und Verlangen vor den Frauen halten sich bei ihm die Waage und treiben ihn in Abenteuer,
die aus Angst vor einer Bindung kurz und emotionslos sein müssen. Tomas ist der Meinung, es
gibt zwischen Hitler und Einstein, Napoleon und Maria Theresia, zwischen den Tätern und Opfern
kaum einen Unterschied. Wollte man diesen in Zahlen ausdrücken, so "gäbe es zwischen ihnen
ein Millionstel Unähnliches und neunhundertneunundneunzigtausenneunhunderneunundneunzig
Millionstel Gleiches (190). Tomas ist davon besessen, dieses "Millionstel Unähnliches" im
sexuellen Akt zu erfahren. Der sexuelle Akt eignet sich besonders dazu, weil die Frau erst erobert
werden muß und weil dieser Bereich der privateste und intimste ist. Der Erzähler vergleicht diese
Ichsuche mit der Tätigkeit des Chirurgen: wie dieser will der Chirurg und Liebhaber Tomas die
Oberfläche aufschneiden und sich dessen bemächtigen, was tief in ihrem Inneren verborgen liegt.
4.3
Jaromil, auf der Suche nach seinem Ich - Das Leben ist anderswo
Jaromil, ist sein ganzes (wenn auch sehr kurzes) Leben auf der suche nach seiner eigenen
Identität. Schon von kleinster Kindheit auf ist er auf Frauen fixiert. Sein Vater ist in einem
Konzentrationslager ermordet worden. Deshalb wächst er fast ausschließlich im Umfeld von
Frauen, seiner Mutter und Großmutter, auf. Seine Mutter bringt ihn dazu, bei ihrem Freund,
Unterricht zu nehmen, damit er einmal ein großer Dichter werde, und sie aus diesem bürgerlichen
Milieu zu retten. Von diesem Moment an, ist sein Lebensweg vorgezeichnet. Bis zu seinem Tode
versucht er, mit der erlernten Dichtkunst zu Erfolg zu gelangen. Er wird aber immer wieder mit
der Tatsache konfrontiert, daß er eigentlich immer noch im Bann der Mutter steht und kein
eigenes Leben führt. Als er bei einer hitzigen Diskussion als "guter Redner" geehrt wird, wird ihm
sofort bewußt, daß er eigentlich nur seinen Lehrer, nachahmt. Erst als sich der Erfolg mit der
Dichterei einstellt, glaubt Jaromil, endlich etwas erreicht zu haben. Doch dieses Glück ist nicht
von langer Dauer: Kurz nach der Veröffentlichung eines seiner Gedichte stirbt Jaromil
zwanzigjährig an Lungenentzündung.
Der Erzähler läßt Jaromil von einer Falle in die nächste Tappen. Dem Leser ist schon lange vor
Jaromil bewußt, daß er niemals Erfolg haben wird. Er ist sein ganzes Leben lang auf der Suche
nach seinem eigenen Ich. Jaromil will ein Ziel erreichen, das er nie -und davon wird der Leser
schon nach kurzer Zeit informiert- erreichen kann.
Quelle: www.referate.de
Erörterung der zwischenmenschlichen Beziehungen von Milan Kundera
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5 STILMITTEL
5.1
Tempowechsel
Kundera verwendet in seinen Werken das Stilmittel der Änderung des Erzähltempos in den
verschiedenen Kapiteln. Das ergibt sich einerseits aus dem Verhältnis von der Länge des Werks
zu den gliedernden Kapiteln, andererseits durch das Verhältnis von der Länge des Erzählens zur
Länge der erzählten Zeit.
Der Autor hebt die Bedeutung der Beziehung zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit hervor. (So
behandelt der fünfte Teil des Buches "Das Leben ist anderswo" ein ganzes Jahr im Leben des
Dichters (96 Seiten), der sechste aber nur wenige Stunden im Leben des Vierzigjährigen (26
Seiten).
Wie wichtig die Erzähltempi für die Architektur seiner Romane sind, zeigt auch, welche
emotionale Szenarien er in den Kapiteln schafft: Im sechsten Teil des gleichnamigen Romans
baut er eine Atmosphäre der Geborgenheit, der Stille und des Mitgefühls auf, wogegen der
siebente Teil eine hektische tragikomische Umgebung den Tod des Dichters unterstreicht.
Kundera selbst sagt, daß er die Kontraste der Tempi als außerordentlich wichtig erachtet. Schon
oft gehören sie zu den ersten Vorstellungen, die er von seinem Roman habe, lange bevor er ihn
schreibt.
5.2
Die Erzählfigur
Kundera hat sich für die Erzählung seiner Romane für einen auktorial auftretenden und sich
einmischenden Erzähler entschieden, der den Erzählvorgang thematisiert und die Fiktionalität
aufbricht. Er führt dank seiner Allwissenheit in der Erzählung selbst Regie, kommentiert dem
Leser das Erzählte, zum Beispiel das Fehlverhalten und die Schwierigkeiten seiner Figuren,
erläutert sein Erzählkonzept und seine philosophischen Grundgedanken. Zu einem
entscheidenden Merkmal der Erzählfunktion dieses Romans gehört, daß der Erzähler seinem
Leser regelrecht den Vorgang des Erzählens offenlegt und somit die Illusion zerstört, wie an
folgendem Textzitat deutlich wird:
Wie schon gesagt, werden Romanpersonen nicht wie lebendige Menschen aus dem Mutterleib,
sondern aus einer Situation, einem Satz, einer Metapher geboren, in deren Kern eine Möglichkeit
des Menschen verborgen liegt, von der der Autor meint, daß sie noch nicht entdeckt oder daß
noch nichts Wesentliches darüber gesagt worden sei. ... Die Personen meines Romans sind
meine eigenen Möglichkeiten, die sich nicht verwirklicht haben.1
Der Erzähler überblickt von seiner überlegenen Position die verschiedenen auseinanderlegenden
Schauplätze, die verschiedenen Zeiten und auch die Vorgeschichte seiner Figuren. Die Figuren
sind für ihn ein "experimentelle Egos", welche die eigenen Möglichkeiten des Erzählers vorleben,
die sich nicht verwirklicht haben.
5.3
Ironie und Satire
Milan Kundera weist in seinen Werken immer wieder darauf hin, daß die Charaktere seiner
Erzählungen nur fiktive Personen sind. Man gewinnt den Eindruck, daß er nur mit ihnen spielen
will oder sie für gedankliche Experimente verwendet. Er läßt sie in Fallen tappen, die der Leser
schon lange vor der fiktiven Person kennt. Kundera kann auch nicht verheimlichen, daß er eine
gewisse Genugtuung empfindet, wenn diese geradewegs in diese Falle tappen.
Der ironische Blick durchschaut das Einseitige und ermöglicht die Gegenperspektive. So kommt
keine der Figuren mit ihren Vorstellungen, Aussagen und ihrer Lebensplanung zurecht . allein
dadurch nicht, daß sich die Erzählerstimme kommentierend einmischt.
Es gibt Passagen, in denen sich die Ironie besonders eindringlich und direkt zeigt, und bereits in
Satire übergeht. Dies zeigt das Beispiel einer geheimen, unter Ausschluß der Öffentlichkeit,
Beerdigung, bei der ein berühmter Biologe beerdigt wird. Der Krematoriumssaal gleicht einem
Filmstudio. Zwar ist der Bestattungstermin geheim, aber die Polizei hat Scheinwerfer und
Kameras aufgebaut, und die wenigen Teilnehmer werden für den beobachtenden Tomas zu
1
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, S 211
Quelle: www.referate.de
Erörterung der zwischenmenschlichen Beziehungen von Milan Kundera
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Filmschauspielern. Entlarvt wird das Ausmaß und der Wahnwitz des Kontrollsystems, das selbst
vor dem Tod keine Pietät kennt. (220)
Die ironische Grundhaltung schimmert in allen Beschreibungen und Kommentaren durch, so in
Aussagen wie "Im Kontext der Idylle ist selbst der Humor dem süßen Gesetz der Wiederholung
untergeordnet" (286)
5.4
Elliptische Erzähltechnik
Kundera verwendet diese Technik, um direkt auf das Zentrum der Dinge loszusteuern. Er
verdeutlicht die elliptische Technik am Beispiel der Musikkomponisten: Wie in der Musik "nur der
Ton, der etwas Wesentliches ausdrückt, eine Existenzberechtigung hat und statt Überleitungen
eine brutale Aneinanderreihung, statt Variationen die Wiederholung zu fordern ist, soll auch der
Roman dem Willen zu Knappheit unterworfen werden" (). Konkret heißt das: Der Autor soll sich
von den Konventionen der Gattung lösen, zum Beispiel davon, eine Figur zu entwickeln, ein
Milieu zu beschreiben, die Handlung in einer bestimmten historischen Situation anzusiedeln. Er
soll sich von unnützen Episoden befreien.
Quelle: www.referate.de
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