Ende Juli beginnen die siebten Kaspar-Hauser-Festspiele IDENTITÄTSSUCHE NACH NOTEN SECHSTÄGIGES PROGRAMM – MUSICAL ALS HAUPTATTRAKTION ANSBACH (tw) – Nicht nur Spezialisten und Kenner, sondern auch das breite Publikum, vor allem junge Menschen, sollen die siebten Kaspar-Hauser-Festspiele erreichen. Deswegen wird ein Kaspar-Hauser-Musical einer der Hauptbeiträge sein. Festspiel-Intendant Eckart Böhmer freut sich darum auf ein „bodenständiges Stück und hervorragende Musik“. Ansonsten will er, wie bisher auch, „alle Künste und Wissenschaften“ in seinem Programm verbinden. Das reicht von Vortragen über Ausstellungen bis hin zum Tanz-Projekt. Die Kaspar-Hauser-Festspiele, die alle zwei Jahre im Sommer veranstaltet werden, gibt es seit 1998. „Inzwischen haben sie sch in Ansbach etabliert“, sagt Siegfried Blank. Der Leiter des Amtes für Kultur und Touristik der Stadt Ansbach hatte damals möglich gemacht, dass Eckart Böhmer seine Festspiel-Idee realisieren konnte. „Ansbach darf sich wirklich die Kaspar-Hauser-Stadt nennen“, meint Böhmer, auch mit Blick auf Nürnberg, wo Hauser seltener Thema ist. Böhmer sieht es als Pflicht an, sich mit dem „kulturgeschichtlichen Ereignis“, das Hauser darstelle, auseinanderzusetzen. „Kein leichtes Erbe, aber eine hoch interessante Aufgabe und identitätsstiftend für die Stadt“, meint Böhmer. Die Thematik bleibe hoch aktuell, immer neue Bezüge entstünden. In Hausers Urfrage nach der eigenen Identität sieht Böhmer etwa eine Frage, die auch Heranwachsende bewegt. Nicht zuletzt für sie ist das neue Musical gedacht. Zu Musical macht das Theater Ansbach auch theaterpädagogische Angebote für Schulen. Jürgen Eick, der Intendant des Theater Ansbach, hat den Text geschrieben. Walter Kiesbauer hat ihn vertont. Der Musical-Spezialist Barry Goldman wird „Kaspar Hauser – allein unter Menschen“ inszenieren. Den Vergleich mit aufwendigen Musicalproduktionen sucht Eick nicht. Dazu ist der Etat zu klein. „Mit Charme und Spucke“ will er Darsteller und Musiker für dieses Projekt gewinnen. Der Stoff, so seine Beobachtung, habe etwas Anziehendes. So gelinge es herausragende Künstler „unter Preis“ für Ansbach zu engagieren. Zwei, drei Jahre soll das Musical im Spielplan bleiben und auch überregional angeboten werden. 20 Prozent der Karten für die ersten Vorstellungen bei den Festspielen seien bereits verkauft, sagt Intendant Eick. Uraufführung ist am 28.Juli. Einen Tag vorher beginnen die Festspiele im Kunsthaus mit einem Vortrag des Juristen Dr. Alfred Meyerhuber über „Feuerbach und Guantanamo“. Zu sehen sind bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal öffentlich Johann Friedrich Carls Kreuls Portrait Hausers und Johann Lorenz Kreuls Bildnis Feuerbachs aus dem Privatbesitz der Familie Feuerbach. Die weiteren Vorträge decken ein bereits Spektrum ab. Die Literaturwissenschaftlerin Professor Dr. Monika Schmitz-Emans setzt sich mit der Stilisierung des Findlings zur poetischen Reflexionsfigur auseinander. Eckart Böhmer spricht über „Zum Symbol wird die Gestalt“ und gibt einen Abend mit eigenen Gedichten. Der anthroposophische Pädagoge Marcus Schneider legt dar, was Hauser „dem heutigen Menschen“ zu sagen hat. Die Malerin und Eurythmistin Jasminka Bogdanovic, die auch eigene Arbeiten zeigt, setzt sich in einem Vortrag mit Hausers Zeichnungen und Aquarellen auseinander. Mit „Kaspar Hauser Cageman“ errichtet der Nürnberger Künstler Winfried Baumann eine Rauminstallation aus -2- etwa 21 großen Gitterboxen im Kunsthaus. Heike Eichenseher wird dort ihre Performance „Kaspar Hausing Projekt“ aufführen. Die Kaspar-Hauser-Festspiele, die dieses Jahr zum ersten Mal sechs statt zehn Tage dauern, umfassen rund zwei Dutzend Veranstaltungen. Angeboten werden unter anderem auch Workshops, Stadtführungen und die Filme von Peter Sehr und Werner Herzog über den geheimnisumwitterten Jüngling. Weitere Informationen in einem eben erschienen Programmheft, das öffentlich ausliegt. Karten-Info beim Ansbacher Amt für Kultur und Touristik, Telefon 0981/51-243, und beim Theater Ansbach, Telefon 0981/97040-0. FLZ ANSBACH, 23.04.2010