FACHVERBAND DEUTSCH Fachgruppe der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer im Deutschen Germanistenverband – Landesverband Schleswig-Holstein Rundbrief 35 März 2003 Inhaltsübersicht: Sankelmark – today Nachlese: Sankelmark 2002 – Modernes Drama in der Schule Lektüreempfehlungen Vorankündigung: Sankelmark 2003: Schreib-Kompetenz! fds – Förderverband für das Darstellende Spiel Thema: Deutsch in der Orientierungsstufe PISA – Stellungnahme des Fachverbandes „TZI macht Schule“ LV-Vorstand: Susanne Schütz, Manfred Lauck, Helga Reier, Henning Steuer Anschrift: Fachverband Deutsch, Birkenweg 2, 24107 Rajensdorf Tel.: 04340-499925, E-Mail: [email protected] FV-Deutsch-SH Rundbrief 35 1 Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Rundbrief steht noch ganz unter dem Eindruck der Herbst-Tagung in Sankelmark. Wir können denen unter Ihnen, die nicht dabei sein konnten, nur schwer einen Eindruck von der Vielfalt und der Intensität dieser Veranstaltung vermitteln. Die Teilnehmerzahl war mit 65 diesmal am Rande des organisatorisch Machbaren, einigen Interessenten musste leider sogar mangels Kapazität abgesagt werden. Sehr angetan waren die Teilnehmer/innen unter anderem auch von den Beiträgen der Theaterpädagoginnen Susanne Mengelkamp vom Schauspielhaus Kiel und Ilona Januschewski vom Landestheater Schleswig über ihre Arbeit. An dieser Stelle sei die Einbeziehung ihres Angebotes in den Deutschunterricht noch einmal wärmstens empfohlen. Gerne stellen wir Ihnen in diesem Heft die Arbeit des Förderverbandes Darstellendes Spiel vor und danken dessen Vorsitzenden Tilmann Ziemke für seine „Aufwärmübungen“ zur Vorbereitung beim Theaterspiel oder der szenischen Interpretation. Das Titelblatt zeigt eine Szene aus seinem letzten Stück „Doch einen Schmetterling habe ich hier nicht gesehen“, Gymnasium Kronwerk, Rendsburg. Nicht nur wegen der neuen Runde der PISA-Studie werden die Themen Innovation im Unterricht, ganzheitliches Lernen, Lehren als Moderation des Lernprozesses etc. in den nächsten Jahren Kernpunkte der bildungspolitischen Diskussion bleiben. In diesem Zusammenhang möchten wir Ihnen die Stellungnahme des Bundesvorstands des Fachverbands Deutsch zu den Ergebnissen der „Lesekompetenz“-Studie und dessen Vorschläge für Maßnahmen zur Qualitätssicherung nicht vorenthalten. Außerdem finden Sie in diesem Rundbrief – dazu passend – auch ein TZIFortbildungsangebot und einen Bericht zum Methodenlernen in der Orientierungsstufe. ml SANKELMARK. TODAY So lange ich die nunmehr ca. 20 Jahre zurückblicken kann, war Sankelmark für mich bewegend, anstoßend, ansteckend, Kreativität freisetzend, neuer Impuls- und Ideengeber. Ist da noch eine Steigerung denkbar? Die Antwort lautet aus meiner persönlichen Sicht klar „ja“, denn die letzte Tagung „Texte – bewegt“ vom November 2002 hat mich unmittelbar darauf wie in einer verlängerten Wellen-Bewegung in zwei Hamburger Inszenierungen geführt, die sinnlichanschaulich und in beiden Fällen höchst eindrucksvoll vor Augen führten, wovon meine Tagungs-Mitschriften eine vergleichsweise nur schwache Ahnung aufblitzen ließen: Das Bochumer Schauspiel war im November zu Gast im Theater im Park (Bergedorf) mit Jon Fosses „Traum im Herbst“, und im Februar traf sich der Vorstand unseres Verbandes (leider ohne M. Lauck, dafür aber mit A. Hoppe) zu unserem im letzten Jahr ins Leben gerufenen „Hamburger Theaterabend“ zu „Norway. Today“ von J. Bauersima, beide Stücke in Sankelmark mehrfach hochgelobt und ersteres in A. Hoppes Workshop noch durch kreative Arbeit am Text vertieft. Und die von Sankelmark ausgehende Welle muss noch ganz schön kräftig und tragend 2 gewesen sein, denn wir drängten uns vor dem Thalia in der Gaußstraße keineswegs als „Zugereiste“, gewissermaßen in Hamburger Anonymität untergehend, sondern bildeten prompt eine stattliche „Kieler Truppe“ mit noch so manchen bekannten Gesichtern aus dem Sankelmarker Dunstkreis. Eine Tagung also ganz am Puls der Zeit, in Zeitgemäßes durch Überblick bietende Vorträgen einführend und in vielen allesamt interessanten Workshops durch spielerischpraktische Übungen vertiefend. Bedarf es noch eines zusätzlichen Beweises dafür, dass unsere Theaterliteratur weniger abstrakt-theoretisch gelesen als vielmehr immer wieder spielerisch-ertastend erfahrbar gemacht werden will, auch wenn die krönende Abrundung durch eine aktuelle Inszenierung im nördlichen Raum wohl einer der seltenen Zufälle um diese Jahreswende geblieben sein dürfte? Oder etwa doch nicht, sondern, Max Frischs Definition des Zufalls folgend, implizit in der Konzeption dieser Tagung bereits angelegt? Im Sinne der letzteren Deutung, das lässt sich nun wohl denken, grüßt Sie alle sehr herzlich Ihre Helga Reier Nachlese: SANKELMARK 2002 – Modernes Drama in der Schule Die folgenden Anregungen zum Thema MODERNES DRAMA sind der von Dr. Reinhard Wilczek im Anschluss an seinen Vortrag verteilten Literaturliste entnommen: Einführungen Theater: in das zeitgenössische Lehmann, Hans-Thies: Postdramatisches Theater. Frankfurt am Main 1999 Marius von Mayenburg: Feuergesicht. Parasiten. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren 2002 Thomas Oberender: Die Nachschwärmer, in: Spielplatz 12 (Theaterstücke für Kinder), Frankfurt am Main 1999 Urs Widmer: Top Dogs. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren 2000 Kai Hensel: Klamms Krieg. Ein Lehr(er)stück für Jugendliche und Erwachsene, für Schüler, Lehrer und Eltern. Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH Aakeson Kim Fupz: Wunderzeiten. Eine Jugendkomödie. (Erhältlich über: Horizont Theater, Thürmchenswall 25, 50668 Köln) Karlheinz Komm: Westkurve. Jugendstück für Menschen ab 13. Neufassung 1993. Norderstedt 1993 Müller, Matthias: Zwischen Theater und Literatur. Notizen zur Lage einer heiklen Gattung, in: Richard Weber (Hg.):Deutsches Drama der achtziger Jahres. Frankfurt am Main 1992, S. 399-430 Poschmann, Gerda: Der nicht mehr dramatische Theatertext. Aktuelle Bühnenstücke und ihre dramaturgische Analyse. Tübingen 1997 Weber, Richard: Neue Dramatiker der BRD, in: Horst A. Glaser (Hg.): Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1995. Eine Sozialgeschichte. Bern/Stuttgart/Wien 1997, S. 407-424 Theaterstücke der Gegenwart als Anregungen für die Lektüre in der Sek II: Wichtige Links und Adressen im Internet: Igor Bauersima: Norway. Today. S. Fischer Verlag GmbH Theater & Medien, Hedderichstr.114, 60596 Frankfurt am Main http://www.goethe.de/z/13/stuecke/deindex .htm http://www.f.shuttle.de/kjtz Lutz Hübner: Das Herz eines Boxers; Creeps; Winner & Loser. Alle Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, 50672 Köln, Bismarckstr. 36, www.hsverlag.com http://www.buehnenverein.de/ Susanne Schütz LEKTÜREEMPFEHLUNGEN Einführung in das Drama in Klasse 8 am Beispiel des Jugenddramas „Das Herz eines Boxers“ von Lutz Hübner Bekanntlich ist es schwer, für die untere Mittelstufe Dramentexte zu finden, die geeignet sind, exemplarisch in die Gattung des Dramas einzuführen, und die darüber hinaus auch Schülerinnen und Schüler ansprechen und sie anregt, sich weiter mit Theaterstücken auseinanderzusetzen. Eine Möglichkeit bietet der Rückgriff auf aktuelle Inszenierungen erreichbarer Kinder – und Jugendtheater. Als Beispiel soll hier das FV-Deutsch-SH Jugenddrama „Das Herz eines Boxers“ von Lutz Hübner1 vorgestellt werden. Inhalt: In diesem Theaterstück geht es um einen Jugendlichen, Jojo, der wegen des Diebstahls eines Mofas zu Sozialarbeit in einem Altenheim verurteilt worden ist. Rundbrief 35 3 Dort lernt er den älteren Leo kennen, der in seiner Jugend ein bekannter Boxer gewesen ist und der jetzt einsam und verlassen in dem Altersheim lebt. Jojo und Leo befreunden sich und helfen einander. Leo bringt Jojo Boxen bei und gibt ihm Ratschläge, wie er das Mädchen, das er liebt, gewinnen kann; Jojo hingegen verkauft im Gegenzug Leos alte Erinnerungsstücke und hilft ihm dadurch, aus dem Altersheim zu fliehen. Themen: Die im Drama angesprochenen Themenbereiche wie die Identitätssuche Jugendlicher am Beispiel Jojos, der Generationskonflikt, die erste Liebe, Jugendkriminalität und Gewalt als Gefahren der Identitätssuche sowie die Sportart Boxen dürften auf das Interesse der Schülerinnen und Schüler treffen. Unterrichtliche Schwerpunkte: Obwohl das Theaterstück „Das Herz eines Boxers“ in sieben Szenen gegliedert ist und durch seine Prosafassung auf den ersten Blick von den Bauformen des klassischen Dramas abweicht, ist es dennoch gut zur exemplarischen Einführung in den Aufbau eines Dramas geeignet, da es eine Exposition (1. Szene), eine ansteigende Handlung (2./3. Szene), einen Höhe- und Wendepunkt (4. Szene), eine abfallende Handlung (5./6. Szene) sowie die Lösung des Konflikts (7. Szene) enthält. Im Mittelpunkt stehen die Dialoge Jojos und Leos (z.B. über die Sportart Boxen [S. 9-10] sowie über Gewalt [S. 12-14]; in beiden Dialogen nehmen die Gesprächspartner unterschiedliche Positionen ein und versuchen diese zu rechtfertigen) sowie die Monologe, durch die die Figuren charakterisiert werden und die ihre Entwicklung widerspiegeln. Interessant sind auch stilistische Untersuchungen, die den Schülerinnen und Schülern Zugang zu metaphorischem Sprachgebrauch ermöglichen können. Sehr ergiebig ist weiterhin die Arbeit an den jugendsprachlichen Begriffen im Text, die Frage nach ihrer Herkunft und Bildlichkeit sowie ihrer Funktion und Wirkung.2 Methodische Möglichkeiten: Geeignet sind die szenische Interpretation, Schreiben einer Rollenbiografie, der Einbezug von Paralleltexten, produktionsorientierte Aufgaben (Umschreiben einer Szene aus der Sicht einer anderen Figur, Schreiben einer Fortsetzung, Ausfüllen von Leerstellen, Herstellen eines Soziogramms, in dem die Beziehungen der Figuren des Dramas verdeutlicht werden, Skizzieren alternativer Handlungsfolgen, der „Heiße Stuhl“ (einzelne Schülerinnen oder Schüler übernehmen Rollen und ihnen werden von Seiten ihrer Mitschüler Fragen gestellt, die sie, auf einem Stuhl vor der Klasse sitzend, aus der Sicht ihrer Rolle beantworten müssen, ..) Fazit: Die Einbindung zeitgenössischer Theatertexte für Kinder und Jugendliche in den Deutschunterricht sollte erprobt werden; sie kann durchaus lohnenswert sein und eine Ergänzung oder gar Alternative zu traditionellen Verfahren mit 1 Hartmann und Stauffacher Theaterverlag, Bismarckstr.36, 50672 Köln, Tel. 0221-51 30 79. Anrufen und Textbuch zusenden lassen. 5 Euro. Bei Klassenbestellungen 20% Ermäßigung. 2 Im Laufe des Dramas löst Jojo sich immer mehr von seinem „coolen“ Auftreten und ändert auch sein Sprachverhalten. Während er in der 1. Szene viel derbe Schimpfwörter gebraucht, die Zeichen seiner Unsicherheit sind, geschieht dies am Ende nur noch in Ausnahmesituationen. 3 Ausführliche Besprechung in: Ina Rogge: „Das Herz eines Boxers“ von Lutz Hübner. Aspekte einer Gattungseinführung in der Jahrgangsstufe 8. in: Literatur im Unterricht. Texte der Moderne und Postmoderne in der Schule. Wissenschaftlicher Verlag Trier. 1. Jahrgang Heft 1, 2000, S.37 – 48. kanonisierten Texten sein.3 Susanne Schütz Anregungen zu Jon Fosse „Traum im Herbst“ In dem Stück „Traum im Herbst“ des norwegischen Autors (*1959) Jon Fosse (Rowohlt Tb. 2001) geht es um ein Treffen zwischen einem Mann und einer Frau, in deren Dialog sich unterdrückte Gefühle, ungelebte Leidenschaft und die Unmöglichkeit tatsächlicher Kommunikation sprachlich subtil und differenziert ausdrücken. Autoren. Seine Theaterstücke sind Kammerspiele, kleine geschlossenen Universen und lakonische Geschichten. Sie thematisieren existentielle Grundfragen wie Einsamkeit, Eifersucht und Kontaktunfähigkeit.“ „Im Jahr 2000 zählte Jon Fosse auch an den deutschsprachigen Bühnen zu den meist gespielten In einem Arbeitskreis in Sankelmark erarbeitete eine Gruppe mit verschiedenen Methoden in 4 (http://www.theater.de/Verschiedenes/theatertreff en Berlin.htm) Ansätzen die Aussage Gestaltung des Stückes: und die künstlerische Cluster Schreibgespräch Motivverknüpfung sprecherische Realisation Sprachanalyse (Interaktion, Unbestimmtheit, Relativierung, Personaldeixis, Wortschatzarbeit) Mittel der Inszenierung, die am 1., 13., 18. und 23. Juni 2002 im ZDF-Theaterkanal gesendet wurde Gesprächsanalyse Internetrecherche. Schließlich wurde „Traum im Herbst“ in ein mögliches Semestercurriculum nach dem Modell des neuen Oberstufenlehrplans eingefügt. In Rahmen des Semesterthemas „Formen und Funktionen der Kommunikation“ können folgende Aspekte des Themas erarbeitet werden: Gesellschaftliche gelingender Kommunikation und Sprachliche Faktoren der Kommunikation Eigenes (Sprachhandeln) Kommunikationsverhalten Mit der systematischen Erarbeitung des Problems geht intensive exemplarische Erschließung von literarischen Texten und Sachtexten einher. Vom klassischen dramatischen Dialog (Goethe: Iphigenie) über Sprachformen bei Büchner (Woyzeck) und etwa im Naturalismus bis hin zur Gegenwartsdramatik (Franz Xaver Kroetz , Botho Strauß) lassen sich Sprache und Form des Dialogs themengebunden erschließen. Andere „Texte“ wie ein Film, Werbung u.a. sowie Sachtexte zu Kommunikation und Sprachkritik ergänzen die Auswahl aus den Gegenstandsfeldern. Damit wird zur Entfaltung fachlicher, methodischer, persönlicher und sozialer Kompetenzen beigetragen. Bedingungsfaktoren misslingender Almut Hoppe Vorankündigung: Sankelmark 24./ 25. Oktober 2003 [Hans-Georg Gadamer „Selbstdarstellung“ (1975)] Selbstverständlich meint Gadamer hier ein anderes Schreiben als das schulische. Aber offensichtlich ist auch ihm das Schreiben nicht immer leicht gefallen, zumal er, wie es im Anschluss an die oben zitierte Stelle heißt, immer das Gefühl gehabt habe, Heidegger gucke ihm über die Schulter. Auch Schülerinnen und Schüler haben Probleme, das auszudrücken, was sie ausdrücken wollen, und sie fühlen sich ständig durch ihre Lehrerinnen und Lehrer unter Druck gesetzt, die ihnen sozusagen ebenfalls andauernd über die Schulter schauen. Grund genug für uns, sich mit dem Phänomen des Schreibens noch einmal auseinanderzusetzen. Was können wir tun, um den Erwerb komplexer Schreibfertigkeiten zu fördern? Folgende Themen werden im Zentrum der Herbsttagung stehen: Schreibdidaktische Grundsätze – unterrichtspraktische Konsequenzen Verfahren, Methoden, Arbeitstechniken im Aufsatzunterricht Schüler als kompetente Leser ihrer eigenen Texte - Formen der Textüberarbeitung die neuen Aufsatzformen in den neuen Fachanforderungen die Rolle des Musteraufsatzes im Schreibunterricht Schreibstrategien in der Schulpraxis... 5 Das Programm wird Ihnen mit der Einladung nach den Sommerferien zugesendet. fds − EIN VERBAND STELLT SICH VOR Hinter der kryptischen Abkürzung »fds« verbirgt sich der »Förderverband für das Darstellende Spiel an den Schulen Schleswig-Holsteins«. zwischen Spielgruppen und ermutigt sie, sich mit ihren Inszenierungen landes- und bundesweit auf Theaterfestivals zu präsentieren. Der Förderverband ist 1988 durch Abspaltung aus der LAG Spiel hervorgegangen. Der Grund für diese Abspaltung war die recht geringe Bereitschaft der LAG, sich für die Interessen des Darstellenden Spiels an der Schule einzusetzen. Inzwischen existieren beide Verbände friedlich nebeneinander, eine Kooperation gibt es praktisch nicht. Die LAG wird mit erheblichen finanziellen Mitteln durch das Bildungsministerium gefördert, der fds erhält keine Unterstützung durch das Land. Er tritt als Mitveranstalter und Mitorganisator der landesweiten Schulkulturwoche auf, redigiert die dazu erscheinende Dokumentation, führt eigene Fortbildungsveranstaltungen und Beratungen zu allen Aspekten des Darstellenden Spiels durch und arbeitet in Lehrplankommissionen mit. Der fds ist ein eingetragener Verein und Mitglied des Bundesverbandes Darstellendes Spiel an den Schulen e.V., er hat zur Zeit knapp 140 Mitglieder. Der Verband versteht sich als Vertretung von Spielleiterinnen und Spielleitern aller Schularten und sieht sich als Ansprechpartner und Forum für alle Fragen, die das Schultheater in SchleswigHolstein betreffen. Er setzt sich dafür ein, dass die organisatorischen Bedingungen für das Darstellende Spiel an der Schule verbessert werden und die Qualifikation von Fachlehrern durch eine solide Grundausbildung und intensive Fort- und Weiterbildungsangebote ermöglich und gesichert wird. Der fds fördert die Kontakte Zweimal im Jahr erscheinen die »blätter die die Welt bedeuten«, in denen Artikel zur Theorie und Praxis des Darstellenden Spiels sowie Hinweise auf Fortbildungsveranstaltungen und Theateraufführungen veröffentlicht werden. Veranstaltungshinweise gibt es auch in unregelmäßigen Abständen per e-mailRundschreiben. Eine Homepage mit der Adresse www.fds-sh.de ist gerade ins Netz gestellt worden. Zur Zeit konzentriert der fds seine Aktivitäten besonders auf ein Projekt, nämlich auf die Organisation des bundesweiten Schultheaterfestivals »Schultheaters der Länder« vom 27. September bis zum 3. Oktober 2003 in Lübeck. Wer nähere Informationen wünscht, möglicherweise sogar ein Beitrittsformular anfordern möchte, wende sich an: Tilmann Ziemke Holmredder 90 24107 Kiel Telefon/Fax: 0431/314729 e-mail: [email protected] Aufwärmübungen Aufwärmübungen sind wichtig, wenn man mit Schülern Theater spielen will. Sie helfen, die Konzentration auf den Körper, die Stimme, den Bühnenraum und den Spielpartner zu richten. Sie können zur Ruhe führen, können aber ebenso gut auch an- oder aufregen. Und sie stärken das Gruppengefühl. Ein paar solcher Übungen unterschiedlicher Art sollen hier vorgestellt werden. 1) Alle gehen durch den Raum, wenn man jem. begegnet, begrüßt man sich mit Namen und Handschlag. 2) Alle gehen durch den Raum, werden dabei ohne Kommando schneller und langsamer bis zum Stehenbleiben. Jetzt geht einer alleine los und bleibt stehen. Dann gehen zwei gleichzeitig los und bleiben stehen. Dann drei und dann vier. Dann wird rückwärts gezählt. Es gehen wieder drei los 6 und bleiben gleichzeitig stehen, dann zwei, dann einer. Wenn der steht, gehen wieder alle gleichzeitig los. Das alles geschieht ohne Ansage, d.h. alle Spieler müssen ihre Augen überall haben (peripherer Blick). 3) Alle gehen im Raum. Der Spielleiter ruft zwei Nummern aus, z.B. 4 und 7. Die erste Zahl gibt die Gruppenstärke an, in diesem Falle bilden jeweils 4 Spieler eine Gruppe, d.h. die Spieler müssen Körperkontakt haben. Die zweite Zahl gibt die Kontaktpunkte mit dem Fußboden an, in diesem Falle müsste einer der vier auf einem Bein stehen. Die nächste Nummer könnte lauten: 5 und 3 oder 6 und 22. Spaß bringt es, wenn die Berührungspunkte mit dem Boden entsprechend niedrig oder hoch sind. 4) Die Spieler stehen beliebig im Raum verteilt. Ein Spieler spielt einen Pinguin. Alle anderen sind Kraniche und bewegen sich langsam mit riesengroßen weitausholenden Schritten im Raum. Der Pinguin läuft mit ganz kurzen Schrittchen, als ob man ihm die Knie zusammengebunden hätte, mit eng an den Körper angelegten Armen, und versucht einen Kranich zu fangen. Hat er einen Kranich berührt, wird dieser auch zum Pinguin, und nun gehen sie zusammen auf Kranichjagd, bis alle Kraniche zu Pinguinen geworden sind. 5) Vertrauensübung: Zwei Spieler berühren sich nur mit der Fingerkuppe des kleinen Fingers. Einer macht die Augen zu, der andere führt ihn durch den Raum. Nach einer angemessenen Zeit wechseln. 6) Alle stehen im Kreis. Der Spielleiter klatscht mit einer Drehung zum linken Nachbarn in die Hände. Der klatscht ebenfalls mit einer Drehung zu seinem linken Nachbarn. Es ist, als würde man von rechts einen Ball fangen und ihn nach links weiterwerfen. Das geht immer so weiter. Man kann versuchen, einen gleichförmigen Rhythmus einzuhalten, man kann es aber auch einfach nur auf Tempo spielen (mit Körpereinsatz!). Klatscht einer zweimal, so bedeutet das Richtungswechsel. 7) Wahrnehmungsübung: Je zwei Spieler setzen sich mit gespreizten Beinen hintereinander. Der vordere macht die Augen zu. Der hintere hält seine rechte bzw. linke Hand in einem Abstand von ca. 15 - 20 cm neben das rechte oder linke Ohr seines Vordermannes. Dann bläst er dem Vordermann zum Signal, dass seine Hand in Position ist, in den Nacken. Der Vordermann soll jetzt erspüren, ob die Hand des Hintermannes neben seinem rechten oder linken Ohr ist. Zur Überprüfung tastet er nach der Hand des Hintermannes, denn es soll möglichst still sein im Raum, er soll also nicht nachfragen. anderen gegenüber, etwa sechs bis acht Meter entfernt. Er macht eine Drehung um 360 Grad und ruft dabei den Satz: „Ochs am Berg schau um.“ Während der Ochs sich dreht, dürfen die anderen auf ihn zulaufen. Sobald der Ochs wieder nach vorne sieht, müssen alle erstarrt stehenbleiben. Diejenigen, die sich noch bewegt haben, werden vom Ochsen an die Ausgangslinie zurückgeschickt. Dann dreht der Ochs sich wieder, die anderen bewegen sich weiter auf ihn zu. Wer als erster die Linie überschreitet, auf der der Ochs steht, wird der nächste Ochse. 9) Billy-Billy-Bo: Die Spieler bilden einen Kreis. Ein Spieler tritt in den Kreis, wendet sich an einen Mitspieler (A) und spricht ihn an: Billy Billy Bo. A muss aufpassen und gleichzeitig mit dem Spieler Bo sagen. Der Spieler geht im Kreis herum, um weitere Mitspieler anzusprechen. Sagt er Bo, antwortet der Angesprochene nicht. Auf den Zuruf Mafia, hebt der angesprochene Spieler beide Hände, die re. und lks. neben ihm Stehenden zeigen mit dem gestreckten Zeigefinger auf ihn (Pistole). Auf den Zuruf Jesus hebt der Mitspieler segnend beide Hände, die Spieler re. und lks. neben ihm heben betend die Hände, indem sie sich zu ihm wenden. Auf den Zuruf Laterne bildet der betr. Spieler mit beiden Händen ein Dach über dem Kopf, die Spieler an seiner Seite heben das dem Angesprochenen zugewandte Bein (wie Hunde an einer Laterne). Der Spieler im Kreis zählt sofort nach dem Zuruf schnell von eins bis fünf. Schafft einer der Mitspieler es in dieser Zeit nicht, die geforderte Figur zu formen, muss er in den Kreis. 10) Kamera und Fotograf: Jeweils zwei Spieler tun sich zusammen. A ist der Fotograf, B die Kamera. A führt B, der seine Augen geschlossen hat, an den Schultern im Raum umher. Auf ein Zeichen von A bleibt B stehen, A bringt das Objektiv (den Kopf von B) in Position und drückt auf den Auslöser (Schulter). B öffnet für einen Augenblick die Augen und macht sie sofort wieder zu. Dann geht man weiter und sucht ein neues Motiv. Interessant sind Großaufnahmen, d.h. A bringt den Kopf von B ganz dicht an ein Motiv heran. Nach einer Zeit wird gewechselt. 8) Ochs am Berg schau um: Das ist ein altes Kinderspiel. Einer ist der Ochse. Er stellt sich den Tilmann Ziemke THEMA: DEUTSCH IN DER ORIENTIERUNGSSTUFE Orientierungsstufenarbeit an der KKS Itzehoe Der programmatische Schwerpunkt der Schule liegt in der Orientierungsstufe (fünfzügig) in der Schulung der Sozial- und Methodenkompetenz. Dem Fach Deutsch fällt dabei in der Planung, Organisation und bei der Einbeziehung in den Fachunterricht ein größerer Anteil zu als anderen Fächern. Notwendig sind eine koordinierende Lehrkraft für jede Jahrgangsstufe, die Einbeziehung der Klassenlehrerinnen und -lehrer 7 und die Fähigkeit der beteiligten Lehrkräfte zu Kooperation. Gleichzeitig muss – jedenfalls bei unserem Kollegium – ein Spielraum für persönliche Vorlieben erhalten bleiben. Unser bisheriges Sexten- und Quintenschema wandelt sich von Jahr zu Jahr, wobei erfreulicher Weise eine Ausweitung und Professionalisierung zu beobachten ist. Es ist also nicht nur ein Anwachsen von Aufwand und Mehrarbeit zu beobachten, sondern es kommt auch zu klarer Zeitersparnis. Bei der Kurzbeschreibung lasse ich die Bereiche aus, die nicht mit dem Fach Deutsch in Verbindung stehen. Das Jahresschema für Sexta beginnt in Anlehnung an viele Deutschbücher mit dem Kennenlernen der neuen Schulstadt und Schule. Diese Einheit ist auf ungefähr eine Woche beschränkt, es arbeiten die Fächer Deutsch und Erdkunde und der Klassenlehrer zusammen und die Einheit schließt mit einer Stadtrallye ab, die in Gruppen (ca. 8 Kinder) bewältigt wird. (Ich denke die Methoden und Sozialkompetenzen sind klar, oder???) Zweiter Punkt ist der Besuch eines Theaterstücks vor Weihnachten, das so ausgesucht wird, dass das Stück in den Deutschunterricht integriert werden kann. Diese Integration ist großräumig zu verstehen. So kann „Ronja Räubertochter“ mit Astrid Lindgren insgesamt oder mit Weihnachten in Nordeuropa oder mit Mädchenfiguren in Kinderbüchern usw. verbunden werden. Außerdem ist eine unterschiedliche Verbindung mit dem Lehrplan Deutsch möglich (z.B. als Jugendbuchlektüre, zum Trainieren der Zeichensetzung bei wörtlicher Rede, ...). Abgeschlossen wird die Einheit vor Weihnachten mit dem klassenübergreifenden Arbeiten zum Thema des Stückes oder zu Weihnachten. Alle Klassenlehrer und so viele zusätzliche Lehrkräfte, dass eine Gruppengröße von 20 Kindern höchstens erreicht wird, bieten ein Thema an, in das sich die Kinder der 5. Klassen einwählen. Erwünscht ist eine Mischung aus vielen Klassen und die Möglichkeit mit unbekannten Kollegen in anderen Räumen für einen Tag zu arbeiten. Dabei werden die Fächer Deutsch, Englisch, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften, Musik und Kunst berücksichtigt. Sport wird aufgrund der starken Beteiligung an Nachmittagsaktionen ausgelassen, ist nach anfänglichen Erfahrungen in diesem Bereich ein außerdem zu starkes Fluchtbecken mit anderen methodischen Möglichkeiten als die übrigen Fächer. Im zweiten Halbjahr findet fächerübergreifender Unterricht mit Ansätzen zur Projektarbeit statt, und zwar sucht der Deutschlehrer ein geeignetes Jugendbuch aus, mit dem eine Zusammenarbeit mit Erdkunde und Biologie möglich ist. Diese kann mit beiden Kollegen oder mit einem stattfinden. 8 Nach einer „normalen“ Bearbeitung des Jugendbuchs im Deutschunterricht wird eine Woche in den 9 bzw. 7 Wochenstunden von den Schülerinnen und Schülern ein selbst gewählter Fachbereich bearbeitet. Es kann also 7/9 Stunden Deutsch, Biologie oder Erdkunde gelernt werden, und zwar in den Stunden, die sowieso im Plan vorgesehen sind. Für die Schüler bedeutet das ein selbstständiges Umgehen mit dem von der Fachlehrkraft erstellten Arbeitsmaterial, für die Kollegen ein gewisses Maß an Teamarbeit, die eine Beratung auch der fachfremden Lerngruppen ermöglicht. (Liste mit Büchern, die bisher gemacht worden sind, ist möglich.) In einzelnen Klassen der Sexten findet fächerübergreifendes Arbeiten zwischen Deutsch und Biologie bei der Einheit Beschreiben und Haustiere bzw. Pflanzen im Frühling statt. Hier wird teilweise auch eine gemeinsame Arbeit geschrieben. Eine Ausweitung erscheint mir hier, besonders wegen der gegenseitigen Hilfestellung, wünschenswert, wird jedoch nicht erzwungen. In Quinta wird zusätzlich zu den im Lehrplan geforderten methodischen Bereichen ein starker Schwerpunkt auf den Bereich der Präsentation von Unterrichtsergebnissen vor größeren Zuhörerkreisen gelegt. Dazu werden zwei Jahrgangsveranstaltungen eingeplant, die im Unterricht vorbereitet werden. Da die erste Veranstaltung vor Weihnachten stattfindet, war das Thema bei den bisherigen Veranstaltung auch weihnachtlich geprägt. Verantwortlich für das von der Klasse präsentierte Ergebnis ist der Klassenlehrer, der jedoch oft die Unterstützung der Deutschlehrkräfte anfordert. Die Veranstaltung findet in der Turnhalle statt und erfordert von daher einen Schwerpunkt beim Sprech- und Zuhörtraining. Bewährt haben sich szenische Präsentationen, Vorträge mit erdkundlichem und historischem Schwerpunkt oder die Moderation von Quizshows und Gruppenspielen mit Mikrofon. Die zweite Veranstaltung findet im März/April – nach den Frühjahrsferien und Abiturkorrekturen – statt. Hier werden im Rahmen einer Quintendisco Projektergebnisse präsentiert, die im Unterricht erarbeitet worden sind. Verantwortlich sind die Deutschlehrkräfte und die Klassenlehrer, es sei denn, durch das gewählte Projektthema sind weitere Kollegen gefordert. Wichtig dabei ist, dass nach Absprache mit der OrientierungsStufenleitung höchstens ein Tag als Projekttag, der eine Stundenplanänderung erfordert, vorgesehen ist. Der Rest der Arbeit ist in den normalen Unterricht integriert. Beispiel. Quintenfest 2001/02 Thema: Zeitreise A : Hippies (Deutsch/Geschichte) In Quinta ist außerdem eine Verpflichtung der Fächer Deutsch und Geschichte zur Zusammenarbeit auf der Grundlage eines Jugendbuchs vorgeschrieben. Hier liegen positive Erfahrungen zu den Bereichen Römer, Hexenverfolgung, frühe Neuzeit, Nationalsozialismus vor. B : 20er Jahre (Deutsch/Englisch) C : Römer (Deutsch/Geschichte) D : Mittelalter (Religion/Geschichte) E : Wilder Westen (Deutsch/Mathematik) und Andere Veranstaltungen der Orientierungsstufe betreffen das Fach Deutsch nicht. Das Thema resultiert aus der starken Besetzung der Klassenleitungen mit Mathematikern, die z.T. auch Physik unterrichten. Eine Zusammenarbeit von Deutsch „Onkel Albert und der Urknall“ als Jugendbuchlektüre und Mathematik/Physik ist von einigen Kollegen avisiert. Das Schema ist offen, wichtig ist eine motivierende Planungshilfe. Quintenfest 2002/03 Thema: Entdecken ist in der Planung. Forschen S. Schramm (Orientierungsstufenleiterin) PISA-Stellungnahme des Fachverbands Deutsch zu den Ergebnissen der PISA-Studie „Lesekompetenz“ Vorschläge für Maßnahmen zur Qualitätssicherung An die Kultusministerinnen und Kultusminister aller Bundesländer 1. Der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband hat die Ergebnisse der PISAStudie zur Lesekompetenz auf Bundesebene und in den Ländern eingehend analysiert und diskutiert. Ohne selbst in der Lage zu sein, eine vertiefende Evaluation dieser Evaluationsleistung vorzunehmen, halten wir es für erforderlich, den Testansatz der PISA-Studie im einzelnen kritisch zu hinterfragen. Die Definition der Lesekompetenz durch die PISAUntersuchung ist durch die Bündelung in drei zunehmend komplexere Kompetenzen bestimmt: “Informationen ermitteln“, „Textbezogenes Interpretieren“, „Reflektieren und Bewerten“. Die drei Funktionen werden in fünf Stufen beschrieben. Diese Definition deckt sich nur zum Teil mit den Lehrplanaussagen der Bundesländer, an denen sich Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Arbeit orientieren. Diese sehen als zentrales Lernziel die Vermittlung einer historisch fundierten ästhetisch-symbolischen Deutungskompetenz im Literaturunterricht vor. Die Kritik am Deutschunterricht richtete sich bekanntlich in der Vergangenheit schwerpunktmäßig darauf, dass der literarische Kanon nicht ausreichend vermittelt und die neuen Medien zu wenig berücksichtigt würden. Da literarische Texte als ein wesentlicher Gegenstand des Deutschunterrichts nicht nur Träger von Informationen sind, darf sich die Arbeit mit Texten jeglicher Art nicht auf Informationssuche und Informationsentnahme beschränken, sondern hat auch zentral die ästhetische Qualität der Texte zu berücksichtigen. Dazu zählen Elemente der sprachlich-künstlerischen Gestaltung wie semantische Mehrdeutigkeiten, Konnotationen, Klangstrukturen und anderes mehr. Der Entschlüsselung dieser Formensprache können sich Leser nur prozesshaft annähern, diese Formensprache ist nur bedingt operationalisierbar. Dass Lesen mehr sein kann als funktionalistisches Erschließen, nämlich Weltdeutung, Sinngebung bis hin zu einem internalisierten Lesen als Lebensform, darf in der Schule nicht vernachlässigt werden. Literarische Texte eröffnen Erfahrungs-, Phantasieund Simulationsräume, die gerade für Heranwachsende relevant sind. Die Kritik an den Erschließungsfähigkeiten und -fertigkeiten vieler Schülerinnen und Schüler konzentriert sich gegenwärtig demgegenüber sehr und mitunter ausschließlich auf Probleme bei der Rezeption von Sachtexten, die Erschließung und Versprachlichung von Tabellen, Skizzen, Gebrauchshinweisen etc. 2. Der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband nimmt das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich trotz der unter (1.) angestellten Überlegungen zum Anlass, Ansätze für Maßnahmen zu formulieren, die zur Verbesserung der Lesekompetenz beitragen können. 9 Aus der Beschreibung des Selbstverständnisses der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, die sich aus den geltenden Lehrplänen ableitet, ergeben sich die folgenden Vorschläge: Eine länderübergreifende Expertenkommission sollte klären, welchen Stellenwert die mehr „technische Lesefertigkeit“ und welchen Stellenwert der Literaturunterricht mit seinen komplexeren Zielen haben. Wenn bessere Leistungen bei der „technischen Lesefertigkeit“ erreicht werden sollen, muss dieses Erfordernis in Lehrplänen verankert werden, Forschungsaufträge zu pädagogischen, lerntheoretischen und kognitionspsychologischen Voraussetzungen müssen vergeben werden. Der Fachverband beklagt, dass Defizite beim Leseund Verstehensprozess der Jugendlichen festzustellen sind, obwohl Kolleginnen und Kollegen intensiv und sorgfältig arbeiten. Die Ursachen dafür liegen im Wesentlichen in Strukturen der Schule und der Bildungsökonomie. Nach unserer Einschätzung zeigen sich hier vor allem Folgen der seit vielen Jahren zu beobachtenden Schwächung des Faches Deutsch, auf die der Fachverband verschiedentlich aufmerksam gemacht hat. Ursachen für diese Schwächung sehen wir in veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, aber vor allem in der Kürzung der Stundentafeln bei gleichzeitiger Erhöhung der Aufgaben des Faches (Friedenserziehung, Gewaltprävention, Medienerziehung u.a.). Die Erhöhung der Aufgaben führt dazu, dass nicht immer alle Aufgaben gleichmäßig intensiv erfüllt werden können; so hat die Intensität des Sprachunterrichts angesichts anderer gesellschaftlich geforderter Aufgaben nachgelassen. 10 Dem Doppelcharakter des Faches (Sprachunterricht und Literaturunterricht) wird in anderen Ländern Rechnung getragen, indem das Fach in zwei Fächer geteilt ist (z.B. England „language“ und „literature“). Wenn im Deutschunterricht mehr Sachtexte bearbeitet und Verstehensprozesse thematisiert werde sollen, müssen Möglichkeiten für eine zeitweilige Konzentration auf diesen Schwerpunkt gegeben sein; eine Aufgabe, die bei der gegenwärtigen Wochenstundenzahl in allen Bundesländern kaum gründlich genug gelöst werden kann. Daraus ergibt sich, dass die Wochenstunden für das Fach Deutsch - jedenfalls in einigen Bundesländern - erhöht werden müssen, damit der Deutschunterricht seinen Aufgaben gerecht werden kann, die notwendigen Grundlagen für die Lesefähigkeit zu legen und sie schrittweise zu differenzieren. In diesem Zusammenhang ist das Verhältnis zwischen den Stundenzahlen, die dem Fremdsprachenunterricht zugemessen werden, und denen des muttersprachlichen Unterrichts zu überdenken und zu revidieren. Länder mit einem höheren Anteil an muttersprachlichem Unterricht (OECD-Bericht) haben bei der PISA-Untersuchung besser abgeschnitten. Stundenkürzungen, wie sie derzeitig im Zusammenhang mit der Umstellung auf das 8-jährige Gymnasium z. T. unproportional geplant sind und erfolgen, hält der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband für nicht akzeptabel. Nicht allein der Deutschunterricht ist für den Erwerb der Lesekompetenz bei Sachtexten verantwortlich: in den Fächern Geschichte, Religion, Philosophie, Erdkunde, Wirtschaft und Politik, Biologie und in anderen Fächern wird vergleichbar textgestützt gearbeitet. Das Fach Deutsch kann zwar wichtige Grundlagen für die Lesefähigkeit legen, ist aber nicht in der Lage, auch die Aufnahme und das Erkennen von Informationen in anderen, beispielsweise naturwissenschaftlichen Fächern mitzugestalten, da über das notwendige Fachwissen nur die jeweiligen Fachkräfte verfügen. Aus dieser Einschätzung ergibt sich die Notwendigkeit, im fächerübergreifenden Diskurs verbindlich zu klären, welche Teilaufgaben von den Fächern geleistet werden sollen. In zahlreichen kultusministeriellen Verlautbarungen wird schon heute auf die Verpflichtung aller Fächer hingewiesen, ihren Teil für den Erwerb der Sprach- und Lesekompetenz verantwortlich zu übernehmen. Auch mit dieser Aufgabe sollte ein länderübergreifendes Expertenteam beauftragt werden. Der Vorstand des Fachverbands wird Kontakt zu anderen Fachverbänden aufnehmen, um zu ermitteln, wo Absprachen sinnvoll, nützlich und realisierbar sind. Auch die Möglichkeiten einer gemeinsamen Fachtagung zu diesem Gegenstand werden bedacht. Lesekompetenz wird nicht nur in einzelnen Schulfächern erworben. Elternhaus, außerschulische Sozialisationsinstanzen, Medien, die Schulkultur als ganze bestimmen den Erfolg beim Erwerb der Lesekompetenz wesentlich mit. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich die Forderung, alle an der Sozialisation und Enkulturation Beteiligten zu gewinnen, Rahmenbedingungen und Anlässse zu schaffen, die sich positiv auf das Leseinteresse, die Lesefreude, das Leseerlebnis und damit auch die Lesekompetenz auswirken (Schulbibliotheken, Lesewochen, Wettbewerbe u.a.). Dafür müssen organisatorische Ideen entwickelt und finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Insgesamt ergeben sich damit vier Forderungen: Aufgaben des Faches Deutsch und die der anderen Fächer Einrichtung eines länderübergreifenden Expertenteams zur Klärung des Stellenwerts von „technischer Lesefähigkeit“ und „literarischem Lesen“ und zur Übereinkunft über die Vergabe von Forschungsaufträgen zu lerntheoretischen und kognitionspsychologischen Grundfragen eine Erhöhung Stundentafeln der Ausstattung der Schulen zur Förderung der Lesekompetenz (Sachausstattung und personelle Ausstattung) keine Verringerung der Stundentafeln im Fach Deutsch, in einigen Ländern Almut Hoppe, Studiendirektorin Vorsitzende des Fachverbands Deutsch im Deutschen Germanistenverband „TZI macht Schule“ Ein TZI-Seminar in Zusammenarbeit mit dem IQSH Einführung für Lehrende zur beruflichen Weiterentwicklung „Lebendiges Lernen und Lehren“ ist das Hauptanliegen der Themenzentrierten Interaktion, ein Lernen und Lehren, bei dem die Beteiligten ihre Stärken entdecken. Intellekt, Emotionen und Interaktionen wirken zusammen in einem kreativen Lernprozess. An diesen beiden Wochenenden möchten wir den Teilnehmenden das didaktische System der TZI nahe bringen und zusammen erleben und erfahren, was uns die TZI bieten kann für die eigene Lehrtätigkeit die Selbst- und Fremdwahrnehmung im Beruf die Möglichkeit kollegialer Zusammenarbeit Leitung: Mona Sommer (grad.) Co-Leitung: Ilse Becker, Almut Hoppe Teilnehmende: max. 16 TN Zeit: 2 Wochenenden (nur zusammen) 1.) Freitag, 11.04.03 ab 18:00h bis Sonntag, 13.04.03 ca. 13:00h und 2.) Freitag, 16.05.03 ab 18:00h bis Sonntag, 18.05.03 ca. 13:00h Orte: 1.) Landeskulturzentrum Salzau 24256 Salzau Tel: 04303/180 Fax: 04303/181640 2.) Tagungszentrum Martinshaus Kanalufer 48 24768 Rendsburg Tel: 04331/593300 Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Sie gern dazu motivieren, für Ihre persönliche Fortbildung zu erproben, ob auch bei Ihnen der Ansatz der „Themenzentrierten Interaktion“ nach Ruth Cohn zu mehr Lebendigkeit im Unterricht führen kann. Unterrichten auf der Grundlage der TZI führt dazu, dass wir die einzelnen Lernenden, die Lerngruppe und den Stoff in eine motivierende und fördernde Balance bringen. Es ist geradezu verblüffend, wie der pädagogische Ansatz der neuen Lehrpläne, wie die Förderung der Selbst- und Sozialkompetenz, mit der TZI übereinstimmen. Ich besuche seit 1994 Kurse im Rahmen der TZI-Ausbildung. Für mich selbst, meine Klassen, die Referendarsgruppen und die Fortbildung habe ich dabei wichtige Erfahrungen gemacht, die zu Verbesserungen meines Tuns und zu mehr Zufriedenheit geführt haben. Diese Erfahrungen möchte ich auch anderen vermitteln, deshalb diese Einladung. In Baden-Württemberg und Bayern, z.B. in der Akademie Dillingen, gehören Kurse der TZI zum Standardprogramm der LehrerFortbildung. Wenn Sie Fragen haben, können Sie mich gern anrufen oder mir eine Mail schicken: [email protected] Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie11 sich entschließen könnten, an den zwei Wochenendkursen teilzunehmen. Fax: 04331/593339 Unterkunft und Verpflegung: 1.) Salzau Einzelzimmer + Vollpension: 41 Euro pro Tag Zweibettzimmer + Vollpension: 36 Euro pro Tag 2.) Rendsburg Einzelzimmer + Vollpension: 64 Euro pro Tag Zweibettzimmer + Vollpension: 49 Euro pro Tag Anmeldung und Kursorganisation: 12 Ilse Becker, Redderkamp 10, Marienfelde 24229 Strande Fon & Fax: 04349 / 1081 Fon: 0431 / 5403-241 E-Mail: [email protected] TZI-Ausbildung: Methodenkurs Kurskosten: Euro 200,- WILL-Mitglieder Euro 220,- Nicht-Mitglieder Ermäßigung ist möglich DAS LETZTE? Thema Dienstrecht und Arbeitszeit: Das Verwaltungsgerichtgericht Düsseldorf hat in einem Urteil vom 1.10.2002 die Klage eines Gymnasiallehrers (in diesem Fall mit den Fächern Englisch und Französisch) abgewiesen, der feststellen lassen wollte, ob er Anspruch auf einen Ausgleich für seine im Vergleich zu Kollegen ohne Korrekturfächer höhere Arbeitsbelastung habe. Die sehr umfangreiche Begründung kann hier natürlich nicht wiedergegeben werden, aber einzelne Aspekte erscheinen doch interessant: – Es wird vom Gericht nicht verkannt, dass die Mehrbelastung eines Gymnasiallehrers mit zwei Korrekturfächern etwa 4-5 Stunden pro Woche ausmacht, aber: – Ihm steht (auf die verpflichtende Jahresarbeitszeit gesehen) für die außerunterrichtlichen Arbeiten mehr Zeit zur Verfügung als für seine Unterrichtstätigkeit, daher hat er hinreichend Zeit für Korrekturen. – Der Gleichheitsgrundsatz ist nicht verletzt, da „der Gleichheitssatz nicht verpflichtet unter allen Umständen Ungleiches ungleich zu behandeln [zum Beispiel wenn dies auf] ausreichenden sachlichen Erwägungen der Verwaltung beruht“ (BVG-Urteil von 1971), d.h.: – Der Verordnungsgeber (die Landesverwaltung) kann nicht nur auf den Zustand der öffentlichen Kassen verweisen, sondern auch auf die Verwaltungspraktikabilität (Recht auf Typisierung und Generalisierung zuungunsten der Individualgerechtigkeit). – Die Befürchtung des BVG (Urteil von 1971), dass ein nach Unterrichtsfächern differenziertes Pflichtstundendeputat angesichts der sehr unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten „Unruhe, Unfrieden und Unzufriedenheit in die Lehrerschaft tragen“ würde, wird vom Verwaltungsgericht Düsseldorf bestätigt. Erstaunlich, dass zum Beispiel die Franzosen und Österreicher dennoch differenzieren. Trotz und wegen alledem – tun Sie sich was Gutes, bleiben Sie gesund, durch möglichst viel Erfolg und Spaß bei der Arbeit mit den Schüler/innen. Susanne Schütz, Manfred Lauck, Helga Reier, Henning Steuer Mitgliedschaft im Fachverband Deutsch? (Mitgliedsbeitrag: € 28,50 pro Jahr zuzügl. € 5,00 Versandkosten für die Mitgliederzeitschrift, Ermäßigung für Studierende und ReferendarInnen) Aufnahmeantrag Ich möchte Mitglied im Fachverband Deutsch des DEUTSCHEN GERMANISTENVERBANDES werden. Ich bin StudentIn/ReferendarIn Angaben zur Person (bitte Blockschrift): Name, Vorname: Privatanschrift: E-Mail: Schule, Anschrift: Datum: ____________ Unterschrift: __________________________ Bitte senden an: Schatzmeister des Fachverbandes Deutsch, 13 Andreas Borrmann, An der Mühlenau 20A, 24768 Rendsburg 14