- Universität Wien

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Österreichische Kulturgeschichte
Innerhofer
WS 2011/12
1. Einheit
Terminologie „Österreich“ und „Kultur“
(kurze Einführung)
2. Mittelalter
Vom Kloster zum Hof, von den Babenbergern zu den Habsburgern
österreichische Kultur im Mittelalter
 beginnt ab ca. 8. Jh. (750-1500)
 1. „Die Literatur des Frühmittelalters im Raum Passau, Salzburg, Brixen, Trient“
o BISTÜMER
 2. „Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg
und Tirol
o LÄNDER
 klösterliche Kultur
o vermischt über Europa
 sprachliche Differenzen
 der moderne Arthusroman
o Heldenepik
o österreichisch / bayrischer Raum
 gilt nicht für alle Texte (z.B. in Tirol situiert), aber im ganzen Raum „vertreten“
 spezifisch österreichisch:
o
Werke und Autoren
 z.B. Nibelungenlied
 am Hof eines Bischofs niedergeschrieben (hier gearbeitet: Walther von
der Vogelweide; Bischof: Wolfger von Erla (an der Enns) – zuerst Bischof
von Passau, dann Aquileia (Patriarch) )
o „Pelzrock“ (1203 bekommen) = Geschenk von Bischof an Walther
von der Vogelweide
o Bischof: Lehrbücher
o politische Publizistik
 Literatur und Politik im MA stark verkettet
 Walther von der Vogelweide:
o Begriff reicht nicht, um ihn als Österreicher zu bezeichnen
 Vorauer Handschrift: (Bücher auf Folie!)
o
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eine Reihe von Texten in dieser Handschrift überliefert
Deutsch + Latein vermischt
aus letztem Viertel des 12. Jh.
beginnt mit „Kaiserchronik“ (bis Friedrich III.)
viele Texte verweisen auf die Bibel
 Beginn: fast alle auf AT bezogen
 2. Teil des Mittelteils: NT (Leben Jesu, Apokalypse)
„Alexanderlied“ zwischen den „biblischen“ Texten
 „Gelenksfunktion“
1
o
o
o
o
 Alexander der Große (kommt in Bibel auch vor)
 löst persisches Weltreich ab, gründet griechisches
 zwischen Schöpfungs-(?) und Heilsgeschichte – daher Gelenksfunktion
endet mit Glorifikation des aktuellen Kaisers (Friedrich Barbarossa)
Pergament
 Tierhaut
 Seiten: gestickt
 Verweis auf Augustiner in Vorau
Anfang groß gekennzeichnet + bei Alexanderlied
 Wichtigkeit des Textes wird betont
 Entstehungsort (Alexand.lied) nicht bekannt
„Frau Ava“
 Reiche von Dichtungen über Jesu verfasst
 lateinische Kenntnisse bzw. von Söhnen (Kleriker) übersetzt
 Gedichte in Kloster entstanden
 typisch für frühmittelalterliche Kultur:
 Platz zwischen Kloster und Welt
 Bsp. Dichter Neidhart
o ritterlich-adelige Kleidung
o Personen um ihn: kleiner dargestellt
 Stände unter ihm (auch an „verzerrten“ Gesichtern zu erkennen)
o nach Walther von der Vogelweide
o wichtige Position
o Echtheit vieler Texte nicht klar
 Nachahmer!
o Minnesänger
 Spiel zwischen Gesellschaft und Dame
 neue Elemente:
 Natur (Jahreszeiten, z.B. Winter- und Sommerlied)
 Personen kreiert
 soziale Komponente
o andere Stände als Adel
o Sommerlieder
 in Natur, Dorf/Hof
 er tritt auf
 fröhliche Gesellschaft
 bekommt Frau
 Gespräche: Frauen über tollen Neidhart
 einfache Melodien
o Winterlieder
 getragen vorgetragen
 Rheuentaler tritt auf
 Bauerntölpel („dörper“)
 nehmen Mädchen weg
 benehmen sich nicht höfisch
 Abwesenheit des Sommers wird beklagt
o andere: Schwierigkeiten, Lebensunterhalt damit zu verdienen
o hatte 2 Gönner
o 1230/31
 Gönnerwechsel nach Österreich
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Regierungsantritt des letzten Babenbergers Friedrichs II., des Streitbaren (bis
1246, Tod in der Schlacht an der Leitha); Ermordung Ludwigs I. von Bayern 1231;
Kämpfe zwischen Ludwigs Nachfolger Otto und Friedrich
Realitätseinsprengsel:
 Ortswechsel erkennbar
 ursprünglich: Rheuental (Bayern)
 dann bei angesehenem Österreicher im Dienst (Friedrich II.)
 Lehen im Raum Mödling
viele/manche Lieder so überliefert, dass sie rekonstruiert werden können
Anspielungen auf Österreich
 Fürst Friedrich der Streitbare
 Ende der Babenberger
 Übergang zur Habsburgerdynastie
 politisch schwierige Figur (hat immer Streit gesucht)
 ABER bei Dichtern kommt er gut weg
o finanziell großzügige Unterstützung
positiv bei Publikum
Bsp. „Neidhartfresken“
 Veilchenschwand
 von da an wird über ihn gedichtet
 legt sich mit Bauern an
 Neidhart Gegenstand der Fresken
 Schweiz, Innsbruck, Wien, Deutschland = weit verbreitet
 gibt es heute noch (nicht ganz sicher, ob es z.B. in Wien Neidhartfresken sind)
 z.B. Spiegelraub, Burg, Schlachtszene, „Schneeballschlacht“+Schlitten
 höfisches + grobes = typisch
Biographisierung:
 Neidhartschwänke (Veilchenschwank)
 Neidhart Fuchs (Schwankroman)
an Habsburgerhof:
 „Neidhartgrab am Stephansdom“
 möglich: Hofnarr, der sich als Neidhart inszeniert hat, begraben
 ABER unterschiedlich alte Knochen (Überreste von beiden?)
Gozzoburg in Krems
 Fresken:
 über später gebautem Gebäude
 nicht übermalt
 Farben gut erhalten
 Szene schwer zu beschrieben
o Klostertor, Mönche, König, junger Adeliger, mit „BuddhaLegende“ verbunden
 Großteil fehlt
 Bsp. Kaiser Maximilian
o = „Der letzte Ritter“
o Kaiser des römischen Reiches
o aktiv in Selbstinszenierung
o viel Planung
 z.B. Grabmal 8 Jahre vor Tod entworfen
o literarische Werke
 hat sich verschlüsselt dargestellt
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


„Theuerdank“
 Frau Ehrenreich, Tochter von König
 hält um ihre Hand an
 Reise + Angriff von Räubern
 Ende: erfolgreiche Werbung um Frau
 selbst geschrieben, vlt. Hilfe
 eigene Drucktüte entworfen
 sollte Unikat sein
 kunstvolle Buchstaben
„Weißkunig“
 2. Hälfte des Lebens von Theuerdank
 Druckwerk
 Versuche der Selbstdarstellung
„Ehrenpforte“
 Adventus = Einzug eines Herrschers in die Stadt
o Triumphwagen
o Musikkapellen
 Maximilian: gedrucktes Adventus
o von Dürrer entworfen
o Bild + Text
o oft moderne Methoden
„Ambraser Heldenbuch“ (Texte auf Folie!)
 benannt nach langem Aufbewahrungsort
 z.B. „Erec“ dadurch erhalten
 Texte aus höfischer Literautr
 Heldenepik
 Kurzerzählungen
 Maximilian hat nach vielen Vorlagen gesucht
o 1. Mittelalterphilologe
 von Hans Ried geschrieben
o schöne Handschrift
o gesucht von Maximilian
o 10 Jahre geschrieben, ABER dennoch keine Schriftabweichung
 Tierdarstellungen
o Detailgenauigkeit
o Drache, Löwe
 wirken eher wie Haustiere
 Illustrationen
o auch nackte Frau unter Baum (Evamotiv)
 musiziert = verführerisch
 zu Ende gebracht 1517
 „Riesenbuch“
o Größe
o Eröffnungsbild (große Ritter)
 „Wunderkammern“
o Teil der höfischen Kultur
o Aufbewahrungsort von wichtigen Dingen von Fürsten, z.B. heilige
Lanze
o im Schloss Ambras
„Innsbrucker Hofkapelle“
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 klösterliche / höfische Kultur der Babenberger, der Habsburger; weniger österreichische Kultur
 Bsp. „Chronik der 95 Herrschaften“
o fiktive Herrschaften
o wird immer umbenannt, bis es schließlich Österreich heißt
o „biblische“ Geschichte
o möglicher Verfasser: Leopold von Wien
 Theologe
o Wappenwand in Wr. Neustadt (Georgskirche)
 Teile zu finden (Motive)
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3. Renaissance und Humanismus
Paracelsus
Medizin, Astronomie
 PARACELSUS
o Künstlername (selbst gegeben)
o Theophrastus Bombastus von Hohenheim
o in Einsiedeln, Schweiz geboren 1492/93, gestorben 1541 in Salzburg
 Warum ist er wichtig?
o 1. Übergang von MA zur Neuzeit
 im MA verwurzelt
 neuzeitlich: Prinzip des Zweifelns
 Traditionen hinterfragen
 Haltung einer Opposition einnehmen
o 2. Spannungsfeld von Religion und Wissenschaft
 kennzeichnend für diese Zeit (nicht spezifisch österreichisch)
o 3. Medizin an der Schnittstelle von theoretischem und praktischem Wissen
 Kultur nicht nur auf Literatur beschränken (in VO!)
 Medizin
 Wissen und Anwendung greifen ineinander
 aufschlussreich für Kulturbegriff, der sich auch auf Handlungsweisen
stützt
 er wird immer als Österreicher genannt + in Zusammenhang mit österreichische Kultur genannt
o Zuordnung nicht selbstverständlich, DENN Schweizer nennen ihn auch den Ihren
 Name:
o „Dekisierung“ (?) von Hohenheim
o „Para“ = griechisch „bei, von“
o + „hochgestellt“
 viele Schriften von ihm, aber wenige biographische Dokumente (siehe unsicheres Geburtsjahr,
Namensgebung)
o naturwissenschaftliche und philosophische Schriften
o theologische Schriften
o nicht alle erfasst (später auch weitere zugeschrieben, die nicht original von ihm sind)
 damals:
o S-Tirol, Slowenien bei Österreich
o Burgenland noch nicht dabei
 1493 – 1519 Herrschaft Maximilian I.
o Selbstdarstellung
o geschickte Heiratspolitik (er selbst, Söhne)
 Burgund, Spanien, Böhmen, Ungarn zum Herrschaftsgebiet
 Ferdinand I.
o 1521 österreichischer Herrscher – Erzherzog von Österreich
o älterer Bruder Karl V. in Spanien
o 1536/27 König von Kroatien, Böhmen, Ungarn
o 1531 zum römischen König gewählt
o bis 1564 Kaiser des Heiligen römischen Reiches (nach Tod von Karl V.)
PARACELSUS
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 Vater: Wilhelm Bombastus von Hohenheim
o Hohenheim eigentlich kein Habsburger Gebiet
o öst. Stammland des Vaters: Kärnten / Villach
o Mediziner
 Wanderarzt, im Habsburger Reich
 1502 (10 j.) nach Österreich mit Vater
 1512 Wanderungen durch Europa
 unruhige Zeit für Forschungs- und Entdeckungsreisende
 Heeres- / Militärarzt (damals üblich)
 1524 in Salzburg niedergelassen (selbstständiger Staat / reichsunmittelbar)
o Sympathien für untere Stände
o verwickelte sich in Bauernunruhe /-aufstände
o ererbter Sprachfehler, Hemmungen
 konnte sich nicht wirkungsvoll verteidigen
o med. Privatuni erinnert an ihn
o hat ca. 1525 Salzburg wieder verlassen
 1526 in Straßburg
 Univ.prof. für Medizin in Basel (ca. 1527)
o Kampf gegen z.B. Hypokrates
o „Sonnwendfeuer“
 verbrannte scholastisches Lehrbuch (v.a. symbolischer Akt)
 1528 Basel verlassen wegen Uneinigkeiten
 dann Nürnberg
o Druckverbot gegen seine Schriften
 (4) Studien der Heilkunst
o Paragranum
o Paramurum
o auf deutsch geschrieben, nur Titel ist Latein (ungewöhnlich)
 Gelehrtensprache war Latein!
 „unsichtbare Krankheiten“
o Pionier der Psychiatrie, Psychopathologie
o Psychosomatik
 St. Gallen, Tirol, Innsbruck, Meran, … (kurze Aufenthalte)
 1536 „Große Bundarznei“ gedruckt
o sogar Titel deutsch!
 in Wien anscheinend Audienz bei Kaiser
 1538 Heimatstadt Villach
o „7 Verteidigungen“
o „Buch von tatarischen Krankheiten“
o „… wandernde Ärzte“
 nur wenige Werke zu Lebzeiten erschienen
 dann nach Salzburg zurückgekehrt, dort gestorben
o Quecksilber im Körper gefunden
 lückenhafter Lebenslauf
o Legendenbildung (siehe zugeschriebene Schriften)
 lange Nachwirkung
o in Romantik:
 als Genie gehandhabt
 über Undinen + anderes geschrieben
o Goethe in „Faust“ auf Paracelsus berufen
 Faust I: Beschwörung von Elementargeistern im Studierzimmer
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 Faust II: Homunculus
20. Jh. nationalistisch gehandhabt
 Held, genial
 auch Nazis: widersprüchliche Heilkunde („Naturheilkunde“)
o Feier zum 400. Todestag (1941)
 in einigen Städten, z.B. Nürnberg, Villach
„oszillierende Mischfigur“ (FOLIE!)
o Friedell in „Kulturgeschichte der Neuzeit“
o Übergangsfigur MA zum Rationalismus
grundlegende Spannung seiner Figur
o Neigung Magie, Geheimwissenschaft
o Grundsteine für Medizin
o auf Erfahrung, Vernunft gestützt
 eigene Betonung
 ABER nur, wenn man von Gott begabt ist
 „Erfahrener“
 Erfahrung schließt Spekulation nicht aus
 Heilkunde = spekulative Naturauffassung!
o ABER Praxis ist Grundlage, aus der Spekulation beginnen kann
Medizin = Universalwissenschaft
o Medizin + Theologie
 Wirkungsmacht der Medizin als bescheiden bezeichnet
 ärztliche Betreuung und theologische Seelsorge sind untrennbar!
 Glaube kann Leib beeinflussen, aber nicht auch umgekehrt! = Ungleichgewicht
vielseitige Bidlung
o Ideal der Allgemeinbildung der Renaissance
war ruhelos, hin und her geworfen
Werke:
o fragmentarisch, schnell niedergeschireben (in Romantik als ästhetisch angesehen), keine
Überarbeitungen
o keine theologische Schrift zu Lebzeiten gedruckt (war gut für ihn wegen seiner Ansichten)
o medizinische Schriften: nur geringer Teil veröffentlicht
Zeit der Reformation!
GRUNDLAGEN:
o Natur – und Gotteserkenntnis
o Makrokosmos (Welt) – Mikrokosmos (Mensch)
 Übereinstimmung!
 siehe auch Schnitzler, C.G. Jung
 Magnetiseur, Hypnotiseur
o Einsicht in Seele
o „Tore“ müssen wieder geschlossen werden
 Paracelsus: bestimmter Zugang zum Traum
4 WISSENSBEREICHE DER MEDIZIN
o 1. Naturkunde und Naturphilosophie
 Philosophie = Liebe zur Weisheit
 Naturphilosophie
 Liebe + Erkenntnis
o 2. Astronomie
 Lehre von den Gestirnen und ihrer Reflexe im menschlichen Körper
 innere Gestirne
 Kräfte des Himmels im Menschen reflektieren
o 3. Alchemie
o
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 Kenntnis der chemischen Stoffe und Heilmittel
 Vollendung der Natur
o 4. Redlichkeit, Ehrlichkeit
 Virtus als Glaubwürdigkeit, Verantwortungs- und Sendungsbewusstsein des
Arztes vor Gott und den Menschen
 Moral und Tugend
 FAKTOREN FÜR KRANKHEITEN – DIE FÜNF ENTIEN
o Ens astrale
 „weil die Dünste der Planeten uns schaden … des wir in Krankheit und Tod
kommen.“
 Gestirneinflüsse
o Ens veneni
 „Der Leib ist uns ohne Gift gegeben … Aber das, das wir dem Leib müssen geben
zu seiner Nahrung, im selbigen ist Gift.“
 Gifte im Körper
o Ens naturale
 „Wie der Himmel ist an ihm selbst mit all seinem Firmament, Konstellationen,
nichts aus geschlossen, also ist auch der Mensch konstelliert.“
 von Natur aus ausgestattet, vgl. Erbkrankheiten
 Vorherbestimmung / Konstitution des Menschen
o Ens spirituale
 „wenn der spiritu leidet, so leidet der Leib; denn er erzeigt sich im Leib.“
 Einfluss der Geister
o Ens deale
 „ihr wisset, dass alle Gesundheit und Krankheit von Gott kommt, und nichts vom
Menschen.“
 unmittelbarer Einfluss Gottes
 Strafe Gottes
o …oft Zusammenspiel mehrerer Ursachen
o Pionierleistung: Laborarbeiten!
 hergestellte Stoffe als Arzneimittel
 Experimente
 oft gefährliche Stoffe (Folie!)
o Kunst der Alchemie sehr wichtig!
 Dosierung
 Umwandlung von Giften in Heilstoffe
 Rezepturen
 moderne Pharmazie begründet
 3 URSTOFFE
o Merkur
 Quecksilber
 das Flüssige
 (v.a. psychische Krankheiten)
o Sulfur
 Schwefel
 das Brennende
o Sal
 Salz
 das Feste
o …gehen über die 4 Element der Natur hinaus
o Elemente bauen stoffliche Welt auf
o nicht quantitativ anzugeben, sondern nur qualitativ, Intensivität darstellen
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o
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wichtig: Homöostase
 Gesundheit OK
 Krankheit = Störung der Interaktion (nicht unbedingt quantitativ) der Elemente
 Heilung = Wiederherstellung des Gleichgewichts
o sympathisches Heilen (siehe Homöopathie)
 Therapie
 Behandlung des Geistes
 Arznei: gleicher Charakter wie Körper
 Giftstoffe: ordentliche Dosierung wirken alle Stoffe auf Krankheitserreger
o Verdienste für damalige Zeit unbestritten (aber heute sehr wenig Information über
tatsächliche Praxis)
SIGNATURENLEHRE
o Lehr von den Zeichen der Natur
o Form, Farbe, Geruch, Geschmack, Standort, …
 Zusammenhänge
 z.B. Bohne – Heilwirkung auf Niere
 z.B. Walnuss – für Gehirn
o beruht auf kosmischem Denken
o traditionelle Heillehre, setzt Kosmologien voraus
o hat Paracelsus übernommen
 schon früher entstanden
Heilmittel sollen den Geschlechtern gemäß zubereitet / zugeordnet werden
o heute:
 viele Testverfahren nur bei Männern
 mögliche andere Wirkung bei Frauen
ARZNEIMITTEL-ZUBEREITUNG
o 1. Magisterium
 höchste Stufe des Wissens
 zueinander passende Stoffe – gemischt
o 2. Quintessenz
 wenn Natur über gewöhnlichen Grad gestärkt wird
 Destillation – Flüssigkeit = Quintessenz
o 3. Arkanum
 Substanz zerstören, z.B. Oxidation
 dann Wiederherstellung (WIE ist unbekannt)
o 4. Elixier
 Veredelung
 innerer Erhalter des Körpers (vgl. Balsam – außen)
 für chronische Leiden
 wirken reinigend
 edelste Stoffe aus Naturreich
Lehrstühle für Chimiatrie nach Paracelsus‘ Tod
viele „Interessengebiete“
o wo Lebensprinzip wirksam
o kühler Beobachter der Natur
o poetische Erfassung der Natur
Mensch = irdisch-himmlisches Kompositum
„astronomia magna“
o ein Hauptwerk
o Kombination Gestirne + anderes
o Mittelpunkt des Makrokosmus, außergöttliche Welt = Anthropozentrismus
o limus = Urmaterie aus Himmel und Erde
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 Mensch daraus gemacht
 beides nat. Teile
 Mensch = Auszug aus ganzer Welt
o übernatürlicher Teil: bes. Weisheit
o nat. Teil: Energie, Astrologie (Kunst Sterndeutung), Signatum (Signaturenlehre)
kein alttestamentarisches christliches Weltbild
keine Unterscheidung zw. rationalem und nicht rationalem Wissen
Mensch – Erde – Gestirn = Zusammenhang (?)
Aufstand gegen Autoritäten
neuer Stellenwert des Wissens für menschliche Existenz
Kirchen- und Kleruskritik:
o Analogie zu Luther (Wort Gottes = einzige Offenbarung)
o Kirche = entbehrlich, überflüssig (Klerus)
o Züge neuzeitlicher Subjektivität
o Einsicht in Reformbedürftigkeit der Kirche
enger Kontakt zu unteren Schichten (Wanderarzt!)
Kaiser = Stellvertreter Gottes, Boden gehört allen (kommunistische Züge)
Astrologie möglich:
o Einflüsse der Gestirne
 Menschen steuern nicht entgegen
Pessimismus
o Unerfüllbarkeit der Ideale
ihm ist viel zugeschrieben worden
o objekt- und personenbezogene Arbeit (Erfahrung)
o Chemiatrie darauf aufgebaut
o fast alle Schriften + Vos in Basel auf Deutsch
o „öst. Luther der Medizin“
o Wirkung erst NACH dem Tod
Zeit der Umbrüche! (MA – NZ)
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4. Barock
Architektur – bildende Kunst – Theater - Fest
Wirkungsgeschichte:
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
Stil und Lebensweise
urspr. kunsthistorische Bezeichnung, heute allg. kulturhistorischer Begriff
ausgeprägter Repräsentationshabitus
politische Kultur der ästhetischen Repräsentation
Markenzeichen der kath. Kultur der Neuzeit
o 17. Jh. Wiedererstarkung des Katholizismus
o in kath. Ländern kam Barock zur Blüte
o Förderer: Kirche, Aristokratie
Gegenreformation
o neue Kirchenbauten, Ausrüstung
o barocke Gesamtkunstwerke (in Protestantismus nicht so sehr)
Muße und Verschwendung
entfaltet sich hauptsächlich in polit. Rahmen der Gegenreformation
Akademiegründung durch Leibniz scheiterte
Austreibung v. Juden in NÖ und Leopoldstadt (2. „Wiener Ghetto“)
o aus 1. „Ghetto“ rund um Judenplatz schon im 15. Jh. vertrieben
Pestwellen
o Wiener Pestsäule (1693)
Flugblätter
o wichtigstes Kommunikationsmuster
Türken als Nichtchristen bekämpft
o mit Waffen und Beten
o „Strafe Gottes…“
periodisch erscheinende Zeitungen
o „Wiener Zeitung“ seit 1703 = 1. Zeitung
o Ö eher langsam in Entwicklung der Öffentlichkeit
Phänomen der Hochkultur, v.a. Kunst + Architektur, NICHT Theater
Musik
o nonverbale Tradition / Erscheinung
o multinationale Klammer
Bezeichnung „Barock“ gabs im 17./18. Jh. nicht
o ach nicht Bewusstsein von Kulturrichtung
o in 19./20. Jh.
 Gedächtnisort Barock
 Nationalbewusstsein
„Barock ist die Art, wie Ö lebt“
o nationales Gesamtkunstwerk (v.a. in Wien)
o ländliches Klischee (Alpen) vs. städtisches Klischee (Barock)
kommt aus Italien
Lukas von Hildebrand
o wichtiger Architekt im Barock
aus Rom anständige Kunst nach Wien
Stärke des öst. Barock
o Mischung aus allen Ländern
Ö = Vielvölkerstaat!
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 Karlskirche
o zum Dank an Rettung aus der Pest gebaut
o Finanzierung aus allen Erbländern
 Symbol für Zusammengehörigkeit
 span. Spital
o ebenfalls Länder /Kronländer vertreten
o mit Altären
 Landespatronen gewidmet (mussten finanzieren)
 1718
o „in päpstliche Kirche kommt es mehr auf Sehen als auf Hören an“
 Protestanten: von Gott abgelenkt durch sinnliche Pracht (umgekehrt im
Katholizismus)
 Zedler in Universallexikon (1740)
o Ö: immer Ostern, niemals Fasten
o Gegensatz Katholizismus/Protestantismus angesprochen
 Albert Ilg (Kunsthistoriker)
o 1880: „öst. Wesen ist leibhaftige Barockfassade“
 lustig, niemals langweilig
o Völkervielfalt der Habsburger Monarchie mit öst. Barockkultur „gleichgesetzt“
 polit. Aussagen:
o neue Burg (Nat.Bib.)
o Natur- und Kunsthistorisches Museum
o Neubarock: neue Interpretationen des Barock
 Multikulturalität als Stärke hervorgehoben
 Franz Ottmann „Ewiges Österreich“ (1928) = Sammelband
o Grundcharakter der öst. Kunst
 Austrofaschismus
 Ernst Marboth (Kulturpolitiker der Nachkriegszeit)
o „Österreichbuch“ (1948)
o übernationales herausgehoben
o Flucht aus öst. Mitschuld am Nationalsozialismus
 1683 Besetzung der Türken (VOR Barock)
1938 wird als analog gesetzt
Nazideutsche = Türken des 20. Jh.
„Übermachtung durch das Deutsche“
 Gründung der 2. Republik (Belvedere = barockes Ambiente – Vertrag unterzeichnet 1945)
o Ö = 1. Opfer des Nationalsozialismus
 Hans Sedlmayr (Kunsthistoriker)
o 1947: Ö = Idee der schöpferischen Mitte aller Spannungen
 Verlust aller barocken Prinzipien kritisiert
 Böhm: „Blutmischung“
 wesentliches Element der öst. Idee des überzeitlichen Wesens + Selbstbild Ös
 Strömung der Kunst und Architektur
 1. kath. Länder Europas, dann auch prot. Länder
 Prunk!
 Entfaltung der höfischen Kultur (Josef I., Karl VI.)
 Salzburger Dom, Mausoleum in Graz, Teil der Hofburg (leopoldinisch)
o aus Italien
 europ. Höchstleistungen in Architektur
o Bsp. Pläne Schönbrunn, Belvedere
o Klosterbauten z.B. Melk, Altenburg
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o 3-Faltigkeitskirche in Stadl-Paura
 Maria Theresia
o Spätbarock
o Überleitung Klassizismus, Rokoko
 Repräsentationskultur: Schloss Schönbrunn (markantes Bsp.)
o 1. Auftrag im 17. Jh.
o Erlach als 1. Architekt bestimmt (1688)
o Versuch, Großartigkeit von Versailles übertreffen
o Schloss sollte auf Höhe Gloriette stehen
o Kulisse für Welttheater
o Plan scheiterte an Geldmangel!
o Kein volksnaher Herrscher
o ursprünglich als Jagdschloss gebaut
o nicht in 1 Zug gebaut worden
 „Patchwork“, versch. Architekten
 Maria Theresia:
 Sommersitz des Königsstandes
 Umbauten (Audienz- und Wohnräume)
 Inneneinrichtung: Rokoko
 Schlosstheater (Haydn, Mozart)
 Schlosspark:
 Symmetrie
 „Zierparterre“ (heute nicht mehr)
o künstlich!
 Natur + Kunst
 3. Natur = Idealnatur
 zeigt sich im barocken Park (M.T.)
 Tiergarten
 m. Garten – letzte Ausbauphase
 Gloriette + Neptunbrunnen + Obelisk + -brunnen
 Arkadengang
 schließt Garten optisch ab
 Denkmal für gerechten Krieg (der zum Frieden führt)
 ab 1779 (?) für Öffentlichkeit zugänglich
 universaler religiös motivierter Herrschaftsanspruch gezeigt
 + Hofburg erweitert
 Ausstattung Kirchen
o Repräsentation
o v. Größe der kath. Kirche überzeugen
o sinnliche Überwältigung
 Karl VI.
o Klosterresidenz in Klosterneuburg
 Projekt aus finanziellen Gründen nicht realisiert
o Kaiserstiege Stift Göttweig
 er steigt in Himmel
o Karlskirche erbaut
 Votivbau
 Verquickung der Welten
 propagandistische Elemente
 monumentale Wand- und Deckenfresken (Rottmayr – öst. Barocktradition z.B. in
Melk)
 Barockplastik
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o
o
Donner!
in höfische – alpenländische Strömungen
 Land + Stadt
 Hang zum Gesamtkunstwerk
o Architektur, Malerei, Skulptur
o z.B. Prunksaal in Nat.Bib.
o Schloss + Park Belvedere
o religiöse Gesamtkunstwerke!
o Begriff eig. von Richard Wagner
o im 19./20. Jh.
 ästhetisches Gesamtkunstwerk
 Kunst ist Selbstzweck (anders als im Barock!: Zweck für Kirche und Herrscher)
o Schloss:
 groß, geschmückt, breite Stiegen, Wand- und Deckenfresken
 Macht des Herrschers!
 Absolutismus
o Belvedere:
 Sommerschloss von Prinz Eugen von Savoyen
 Prinz Eugen von Savoyen:
 Feldherr, Sammler, Kunstmäzen
 homosexuell
o passt eig. nicht in deutschnationale Heldenverehrung
o zu Lebzeiten bekannt
 Sammlungen z.T. in Nat.Bib.
 Bauherr
o bauen = zentrale Tätigkeit des Adels (Selbstdarstellung)
 Stadtpalais (Erlach, Hildebrandt)
o heute: Finanzministerium
 Garten
o barocke Tradition, Interesse an Naturwissenschaften
o allegorisches Programm (Skulpturen, etc.)
 1919 Besitz der Republik Österreich
 Museum
 Kulisse d. öst. Staatsvertrages (bewusste Anknüpfung an barocke
Tradition)
Barockoper
 musiktheoretische Neuerungen
 repräsentative Öffentlichkeit
o „sehen und gesehen werden“
 gesellschaftlicher Rahmen wichtig
 Inhalt der Stücke
o Apotheose der Herrscherhäuser
 Kaiser Leopold I.
o 2 Theater
 1. Commedia del’Arte = pure Unterhaltung
 2. zur Repräsentation
o Wien = Theaterstadt
 Prunkaufführungen
 Höhepunkt d. höf. Kultur von Karl VI. und Leopold
 Finanzierung
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o
oft Verschwendung
Anwachsen der Zahl der Armen
 innen Kultur, Theater – außen Armut (keine Beachtung)
 Repräsentation
o Musik, Maskerade, Wasserspiele
o 67 Szenen, 9stündige Aufführung in Prachttheater (heute Nat.Bib.)
 für Kaiserin
 Zulassung aller Leute
o italienisch gesungen
 Jesuitentheater
o Höhepunkt: Gott
o lateinisch
o heilsame Erniedrigung zur Demut
o Ohnmacht
 Kunst + Kultur
o Übersteigerung
o glanzvolle Fassade
o darauf folgendes Krisenbewusstsein
o Spektakelkultur
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5. Experiment Aufklärung
Wolfgang Amadeus Mozart
 genannt bei den berühmtesten Österreichern (neben Hitler, Schwarzenegger)
 Mozartjahr 1991 (200. Todestag)
o Diskrepanz zwischen Kenntnis (klassische Musik) und Zustimmung
 Denkmäler, z.B. in Salzburg, Wien (1816, 1896)
o nach Tod Wagners, damit nicht jemand anderer, ein Nicht-Österreicher, vor Mozart ein
Denkmal bekommt
 Erfindung einer Tradition (Mozartboom ab 1794)
o Mozart als Marke (Schutz des Namens wurde beschlossen)
o Name als Produktname
 marktwirtschaftliche Orientierung, Kommerzialisierung (ab ca. 1906)
o Fremdenverkehrswerbung
 2 Mozartideale
o klassisch
o Rock
 Faszination verbunden mit Geniekonzept (self-made-man)
o Edgar Zilsel: Abhandlung „Geniereligion“ (1918)
 Seltenheit
 eigene Gruppe
 Unsterblichkeit
 2 Genietypen: (tragischer Held, Märtyrer)
 Mozart passt in keines der beiden Bilder gut hinein
 Wunderkind!
o aber oft „nur“ europäisches Wunderkind, nicht unbedingt österreichisches
 er übte KRITIK
o setzte sich mit Gegebenheiten seiner Zeit auseinander
o „Was in unseren Zeiten nicht gesagt werden darf, wird gesungen“
 Politik + Kulturpolitik: „Mozart ist unser!“
 Wiener Hofoper
o Eröffnung: Don Giovanni
 Hommage
o Mozartfilm (u.a. „Reich mir die Hand, mein Leben“)
o Amadeusfilm (8 Oscars)
o Theaterstück über ihn (bis Broadway)
o Produkte mit seinem Namen
o Denkmäler
 österreichisches Lieblingskind
 Zeit Joseph II.
o Nährboden für Mozarts Erfolg
 Förderung durch Kaiser
17
6. Romantik: Schloss und Park
Schloss und Park Laxenburg
 Barock vs. Romantik
o barocker Garten vs. „englischer Landschaftsgarten“
 in Renaissance:
o Garten als „Wunderkammer“ mit exotischen Pflanzen
 im Barock:
o Symmetrie
o schaffen einer dritten Natur = Künstlichkeit
o Buchs – Bukett – Wald
 englischer Landschaftsgarten
o Vorbild: Landschaftsgemälde aus dem 17. Jahrhundert
o die Natur / der Park als Erlebnisraum
o im Barock: Feste in Parks
o in Romantik: Spaziergang durch einen Park erleben
o Individualität, Irregularität
o Asymmetrie
o sich schlängelnde Wege und Bäche
o Abgrenzung eines Parks zur Umgebung sollte nicht in Form von hohen Hecken sichtbar
sein
 deshalb: ganz niedrige Mauern, die kaum sichtbar sind
o Franzosen bezeichnete ihn als „wildes Durcheinander“
o kaum Blühpflanzen
 Schloss und Park Laxenburg
o im 18. Jh
o 250 ha Grundfläche
o Vorbilder:
 Schloss und Park von Betz
 nachgebaute Ruine
o konstruiert! (Steine, Moose, Pflanzen)
 Park von Erminonville
 Tour Gabrielle
o runder Bau
o Mittelalterideal
o lange Zeit die Frühlingsresidenz der Habsburger
o Ereignisse:
 Flitterwochen von Franz Joseph und Elisabeth
 Geburt von 2 Kindern von Franz Joseph und Elisabeth
o Dynastie soll mit Franzens- und Habsburg natürlich und geschichtlich legitimiert werden
o Ort der Identifikation; neue Vaterlandsliebe
 auf der Suche nach Identifikation mit Österreich
o Nachbau der Franzensburg in der Schweiz
 wurde nicht zur Gänze realisiert (finanzielle Gründe)
o vieles wurde „entbarockisiert“ – gothic revival
 Rache am Barock (hier wurde vieles Gotische zerstört)
o Nostalgie:
 Berufung auf Mittelalterideale / Bauten aus MA
o Ende 19. Jahrhundert ging das Interesse an Laxenburg wieder zurück
 Franz Joseph zog Schönbrunn vor
18
o
o
 er kritisierte die „Wildheit“ des Parks
seit 2003 als ältestes Museum der Habsburger wieder eröffnet
Gebäude:
 altes Schloss
 aus dem 13. Jh
 wurde mehrmals renoviert (verfallen, dann Türkenbesetzung, nach den
Weltkriegen)
 blauer Hof
 nach Sebastian von Blauenstein benannt
 von Lukas von Hildebrandt geplant
 Stufen: Kaiserstein verwendet
 Alleen führen sternförmig zum grünen Pavillon (Lusthaus)
o Sternform: typisch Barock
 barocke Prachtentfaltung!
 Ort der Selbstrepräsentation
 Franzensburg
 nach Franz I. /II. benannt
 Bauherr hat aber nie dort gewohnt
 auf Insel gelegen, auf dem ca. 75 ha großen Schlossteich
o Ruheinsel inmitten der Verkehrsachsen
o Rückzugsort
 Anlage:
o Turnierplatz (wurde für Festivitäten genutzt)
o Rittersäule
o nachgebautes MA-Gefängnis (wurde aber nie verwendet)
o Moschee
 innen: Ringelspiel, um die Religion des Feindes
Lächerlich zu machen
 Haus der Laune
 Vorbild: Villa Patagonia in Sizilien
 Maria Theresia von Neapel lies es bauen
 nach außen durch einen Holzstoß getarnt
 stimmte mit bürgerlichen Konventionen nicht überein
 im EG: Räume für Musik und Theater
 viele Kabinette: Musik, Bilder, Literatur
o höhere Leidenschaften
 intime Atmosphäre innen
o durch viele Bilder, Karten, Zetteln
 nach ihrem Tod 1807, lies man ihre Bauten abtragen
 wurde in ein normales Gartenhaus verwandelt
 Felsengrotte
 wurde nicht vollendet, denn eigentlich war eine Burg darüber geplant
 Stein = Natur + Kunst
 Brücke aus Stein
19
7. Biedermeier und Vormärz
Das Wiener Volkstheater
 Beginn frühes 18.Jh.
 Phänomen der Massenkultur (Unterschied zum barocken Theater)
WIRKUNG
 hohe Zahl an Aufführungen
o belegt Breitenwirkung des Theaters
 Otto Rommel
o Standardwerk
o 3 Volkstheater in Wien – rund 1000 Aufführungen pro Jahr
 1860
o bis dahin 18000 Spielabende (Abgang Nestroy)
 1781 in Leopoldstadt; an der Wien
 1788 in Josephstadt
 …nicht die einzigen!
 A. Stranitzky
o Tradition des Hanswurst
 Kärntnertor Theater (Nachfolger Stranitzkys)
 Aufführungen im Namen Hanswurst: 15000
 Wanderbühne
o Volkstheater hat nicht dazugezählt
o wären über 100 000
 mehr verbreitet als Buchliteratur
 einige Autoren:
o Joseph Felix von Kurz = Bernardon (100 Stücke)
o Hänsler (80)
o Perinet (120)
o Meisl (180)
o Bäuerle (80)
o Gleich (220)
o Nestroy (83) – über 800 Rollen
o im Durchschnitt 40 – 50 Stücke
 größter Umfang des Theaters in Wien
 Text der Zauberflöte behauptete sich
 Zauberspiele (Raimund) + satirische Komödien (Nestroy)
 anderswo keine Nachwirkungen
CHARAKTERISTIKA
 Merkmale des Wiener Volksstücks (nach Schmidt-Dengler, das Volksstück: 4)
1. Das Volksstück geht nicht vom Volk aus, ist aber mit ihm verbunden
2. Das Volksstück richtet sich nicht ausschließlich an eine Klasse.
3. Begriff und Funktion des Publikums sind für das Verständnis des Volksstücks wichtig.
4. Das Volkstheater steht im Gegensatz zum Theater des Hofes wie zum bürgerlichen Theater
des 19. Jh.
5. Die Helden des „großen“ Theaters werden vom Volkstheater der Lächerlichkeit preisgegeben.
(Parodie)
 Stoffe aus Oper, Hoftheater parodiert = verspottet, verzerrt
20











 hölzernes Schwert = Komik (Beibehaltung der Form, nicht aber des Inhalts)
6. Das Verhältnis zwischen Volksstück und Theater des hohen Stils ist nicht nur durch
Opposition, sondern auch durch gegenseitige Durchdringung gekennzeichnet.
 Kompromiss zwischen Volkstheater und Hohem Theater
 damit Theater der hohen Schicht schmackhaft ist (Burgtheater – Nestroy – neu)
 provokatorischer Effekt
im Zusammenhang mit Städten
o andere Lebensformen als auf dem Land
WIEN:
o günstige Voraussetzungen
o kommuniziert mit anderen Kulturen, td. eigentümlich
Vampirismus
o Oper + bürgerliches Trauerspiel
2. Hälfte des 18. Jh.
o Transferbedingungen
produktiv
o Stoffe verwendet, umgekehrt
in geo. Hinsicht konfirmiert
o Einflüsse aus süddeutschem Raum
 an Region gebunden
 Nestroy + Raimund überspringen Grenzen
fördert provozierenden Stil
o hoher Stil + idealer Stil; niederer Stil + niederl. Stil
o Konfrontation
„fressen, saufen, Sexualität“ + Prügeleien, Fäkalsprache
o im hohen Theater tabuisiert
o hier: ausgelebt
o Wert der Stücke erst spät erkennbar
Konkurrenz zum Bildungstheater
Sprache:
o weicht vom hohen Stil ab
o Dialekt
o Unterschiede durch Sprache / provoziert
Thematik gesellschaftsbezogen (Nestroy)
o Märchenstück, Zauberposse abgewandt
o Gesangseinlagen = kommunizierend, aus Handlung heraustreten (im HT erst durch
Brecht)
GESCHICHTE
 Wurzeln:
o altwiener Volkstheater von Stranitzky
 erfand HANSWURST
 machte Commedia del’Arte – Gruppen Konkurrenz
 Sau- und Krautschneider, Aufschneider
o von Provinz in die Stadt
 erst bewegliches Theater
 dann Kärntnertortheater
 Identifikation wird vereitelt (immer hervorgerufen von HW)
 Distanz von bürgerl. Publikum (v.a. Grundherren der Provinz)
 erkannten in HW eigene Bauern wieder
 Dialekt
 Wortspiele, z.B. „im Felde stehen“
21
 Kommandant = Komödiant (gleich Klingendes ist gleich)
löst Gelächter aus
keine Ideologie
 Kritik an Hofgesellschaft vom Standpunkt der Natürlichkeit
Prehauser (Nachfolger)
o Schicksal = Zufall
 Motor des Theaters
Kurz:
o Figur des Bernardon
 wechselte Geschlecht und Alter
o hebt alle Ordnungen auf
 provokante Figur
 musste aus Wien gehen
 so wurde Theater weitergebracht (Frankfurt)
Gottsched:
o Gegner des Hanswurst
o Drama muss geschlossen sein, zentripetal (Gegenteil VT)
lebt von spontanen Einfällen
Widersprüche
o keine Harmonisierung
Hafner:
o Stehgreiftheater abgelöst von Originallustspiel
 Texte werden geschrieben
 wiener Komödie tritt in Literaturgeschichte ein (nicht nur Theater)
 Zensur kann eingreifen
J. la Roche:
o „Kasperle“
 komische Figur verkleinert
o in Josefstadt:
 für alle Stände
o Theater = Forum
 Theater in Hofburg = Tempel
 kein Stehgreif, Experimentieren, Ansprechen
 nach Ende: nicht mehr auf Bühne
 nur Applaus für Kaiser
Ende 18. Jh.
o Michaelaplatz, Leopoldstadt, Kärntnertortheater, Josefstadt (klein! – Bimperltheater), an
der Wien
 1822 abgerissen, neu gebaut (welches???)
 Konkurrenz!
Theater in der Josefstadt
o Karl Meier
 Direktor und Schauspieler
 Ermüdung
 zu sehr auf Wünsche des Publikums eingestellt
 Schärfe verloren, Provokatives











 um 1800
o Möglichkeiten des Apparats (???)
 Nestroy
o Maschinelles abgeschafft (Effekte) – Meißel, Gleich
22


wieder Dialoge im Vordergrund, Sprache
reiches Theaterleben
 Arenen
o Sommertheater
o auch Adelige
 Tierlatz
o brutal
 Feuerwerk im Prater
o entsprach „Maschinentheater“
o reine Unterhaltung
o gleiches Publikum
 Kleinbürger, Dienstboten, Bauern, Tagelöhner, auch Adelige, Bürger…
 breite Streuung
 auch Franzosen (nap. Kriege – deshalb in Wien)
 Adel (1815 Wr. Kongress) aus Ausland
 …Ballett: ohne Sprache
 …Kinderballette: für Liebhaber d. Halbreifen
 Vorliebe für Kurioses, z.B. mit Tieren, Einbeiniger als Tänzer
 Ignaz Schuster
o nutzt eigene Missgestalt (klein, verkrümmt) für Parodien
 komische Figur
 1829-50
o Umschichtung des Publikums
 aufsteigende Industrieleiter /-fabrikanten, Privatiers
o höhere Eintrittspreise wg. des neuen Selbstbewusstseins der Bürger (obwohl Wechsel
von Adel zum Bürgertum)
o Unterschicht noch mehr ausgeschlossen
 A. Bäuerle
o „Christomus Staberl“ erfunden
 übertreibt, Spießer (harmlos), Karikatur des wiener Bürgers
 Carl Carl
o Th. a. d. Wien; in Leopoldstadt
o radikalisiert Staberl (spielt selbst)
o neuer Eulenspiegel
o Sprache = Mittel der Macht
 Mac htkritik
 z.B. Verhör
 Fragen wörtlich genommen, macht Situation lächerlich
 Ablehnung des Wiener Theaters von den Kritikern
o verstanden Sprachkritik nicht
 Wert des VT nicht erkannt
 Nestroy
o 1. Aufführungen: Graz, Pressburg (?)
o Parodien, schnell auf bezogene Stücke reagiert (1 Monat nach Ballett, z.B.)
o „Eine Wohnung ist zu vermieten“ 1837
 abgelehnt
 familienkritisch
 Publikum fühlt sich durchschaut
 Figur „Gundlehube“ = Familienvater / Familie
o will Familienfassade hüten
 Karikatur der Familie
 Vorwegnahmen: Doppelleben bei Schnitzler, Freud
23


schrieb danach nichts Ähnliches mehr
Schicksal ist nicht gleich Fluch
 Familie selbst ist Schicksal
o Zwangsgemeinschaft, man kann sich nicht entziehen
o Außenseiter = Zentrum (Talisman)
o führt alle Stände vor
o Charakter der Umwelt geprägt
 gesellschaftsbezogene Argumentation = soz. Wesen
 wird lächerlich durch Gesellschaft
o soziologisches Modell
o hört mit Zauberspielen auf
o Mensch = Marionette von Gesellschaft + soz. Umfeld
o offene Form (nicht 5 Akte)
o Zufall wichtig im Stück
o Talisman
 es geht um Äußeres
 Macht = Maske
 nicht an Person gebunden
 Wirklichkeit ist veränderbar/ zufallsbedingt
 notwendig, ändert td. nichts
o ambivalente Haltung
 Revolution nötig, zum Scheitern verurteilt
o Kouplett und Monolog
o Sprache:
 Verzerrung
 Vielfalt
 Raimund
o Allegorien
 Jugend, Alter dargestellt
 Neid, Hass, Fantasie, Zufriedenheit, Naturgewalten
 Personifikation
 seel. Vorgänge sichtbar gemacht
o „Der Zerrissene“
 romantische + biedermeierliche Motive zum Klischee
o harmonische Ordnung
 durch märchenhafte Form
o utop. Entwürfe, ohne Rücksicht auf Publikum
o Heimsuchung d. Katastrophen
 Explosion, Überschwemmung (Alpenkönig)
 plötzliches Altern der Bauern
o Geisterintrige
 Publikum weiß mehr als Figuren
o komische Figuren = Sonderlinge
 deplatziert (weg aus Stadt / Land)
 Auseinandersetzung Volkstheater – ideale Tradition
o Familie /ganzes Haus =ideal
 faktisch aufgehoben
 Trennung Beruf / Privates
 bei Nestroy präsent; Reduktionsformen
 Hierarchie, enges Netz von Verwandten
o nicht gegeben (Biedermeierideal)
 durchgehend präsent in Biedermeierliteratur
24











Rückbesinnung = Wert an sich (weil keine Teilhabe an Politik)
Leitbild = Ordnung
Harmonie
 verschiedene Altersgruppen
 Individuum bei Nestroy nicht durch Familienleben zu definieren
 Religion
 Tugend der Familie überwacht durch Vater
 Widerrufung bei Nestroy von Idylle der Familie
 Familie = Ordnung strenger Planung
 am Schluss kommt alles anders als im Plan
Autoren alle Junggesellen
o Schreiben drängt in „Zölibat“
 nicht vereinbar mit Familie, etc.
Fallhöhe fehlt
o keine tragischen Figuren
o Entzauberung des Heroismus
 entscheidender Beitrag des VT
VT steuerte Allegorienabwertung entgegen
o fingen viel damit an
o Sprachspiele
o neg. keine pos. gegenüber gestellt
o Fortuna ist wichtig
 bewegt Marionetten
 = Glück, Zufall
 willkürlich
Grillparzer
o schrieb Rezensionen der Gesamtausgabe von Raimunds Theater
o will Autorität des Dichters vor Schauspieler stellen
 eig. Schauspieler im Vordergrund
 wollte er nicht akzeptieren
 nur Interpret, nicht Schöpfer
o Parodie
 Schauspieler
 durch Intonation kann er Text lächerlich machen = ist überhaben
o Kompagnon für Schauspieler
 Dichter nicht trennbar
 aus Dichter spricht das Volk = Mitdichter
 wahres kreatives Element (meint er)
Ende 19. Jh.
o VT abgelöst von Operette
 Sehnsucht nach Elegantem
o Kontrast: Stücke von Anzengruber
 Satirisches geht verloren
o Boulevardkomödie
 Ehe im MP (????)
Nestroy kommt später wieder auf
o z.B. Kraus, Horwarth, Konetti, W. Bauer
Talisman:
o soz. Aufstieg abhängig von Sexualität, Aussehen
 aufgegriffen in „Hochzeit“ von Konetti
Wittgenstein über Nestroy besser zu verstehen
o Motto für phil. Untersuchungen
25
o
o
o
Schicksal verbunden mit Materiellem
Sprachkritik mit Allegorie (Nestroy)
nebeneinandergestellt
 Bilder zum Klischee
o reflektiert verwendet
 z.B. Perücke im Talisman
 Austauschbarkeit (Individuum + Gesellschaft)
 macht Wert aus
 bei Ödön von Horwarth fortgesetzt
 z.B. Geschichten aus dem Wiener Wald
 Nacktheit = Glück
o Gegenteil zur Situation
 problematische Hierarchie gezeigt im VT
o Sprachreflexion und –kritik begonnen (Nestroy)
 um 1900 entfaltet
 in Hochkultur aufgestiegen
 entsteht im VT, dann fortgesetzt
26
8. Aufschwung der Naturwissenschaften:
Gregor Mendel (Botanik, Biologie, Genetik)
 zweite Hälfte des 19. Jh.
o großer Aufschwung der Naturwissenschaften
o Fortschritte in Naturwissenschaften und Technik
 Grundlage für Modernisierungs- und Industralisierungsschübe in Österreich, ganz
Europa, USA
 Ö eher langsamer (eher Ende 19.Jh)
 Gregor Mendel
o Priester im Augustinerorden Altrbrünn
o „Vater der Genetik“
 Ironie: katholischer Mönch – Pionier der Vererbungslehre
 gibt aber auch noch einige andere Beispiele für Geistliche in der
Naturwissenschaft, z.B. Nikolaus Kopernikus (Astronomie)
o Werke: 30 Jahre lang gar nicht wahrgenommen, erst viel später
o 1822 geboren – als Johann Mendel (Gregor ist geistl. Name)
 in Heinzendorf, heute: in Tschechien Geburtsort
o Sohn eines Kleinbauern
 half beim Veredeln von Obstbäumen
 Edelsorten züchten
 züchtete Bienen
 THEORIE und ANWENDUNG
o 2 Geschwister
o ausgezeichneter Schüler
 nach VS Gymnasium
 verdiente im Gymnasialalter als Privatlehrer selbst
o jüngere Schwester verzichtete auf Erbe
 daher konnte er an Philosophischem Institut studieren (Olmütz)
 schloss 1843 ab
o „bittere Nahrungssorgen“
 musste Studien abbrechen und wurde Mönch (wurde das aus finanziellen
Gründen)
o St. Thomas in Altbrünn in Augustinerorden (HS Märens, eine der schnellsten wachsenden
Städte)
 Sprachenkrieg
 Deutsch / Tschechisch
 viele gute Schulen, v.a. deutsche Schulen
 wurde Amateurforscher
 Abt Napp
 versammelte eine Gruppe von Gelehrten im Kloster
o studierte Landwirtschaft
o 1847 zum Priester geweiht
o mehr der Wissenschaft zugetan
 daher bekam er Posten als Hilfslehrer in Gymnasium (Latein, Griechische,
Mathematik)
 wollte auch Gymnasiallehrer in Naturgeschichte werden
 ist aber durchgefallen
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o
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weil er autodidakt war, beherrschte die universitäre
Terminologie nicht
bis 1853 Studium in Wien auf Kosten des Klosters
 experimentelle Physik (Doppler)
 Anatomie der Pflanzen
 schaffte auch Lehramtsprüfung zum 2. Mal nicht (hatte Nervenzusammenbruch,
ist aber nicht ganz sicher)
1854 wieder Hilfslehrer in Brünn
 Oberrealschule
 über 100 Schüler in 1 Klasse
 später auf 60 begrenzt
 beliebter Lehrer – milde Beurteilungen – interessante Vorträge
systematische Kreuzungsversuche mit Erbsen
Kloster: Ort der Wissenschaft
Klostergarten: Versuchsanstalt
 Versuchsreihen durchgeführt und statistisch ausgewertet
 Leben in Abgeschiedenheit (vom wissenschaftlichen Betrieb) – so hatte er nicht
den Druck, seinen Ruf durch Ergebnisse zu sichern
 praktische Verwendung der Naturwissenschaften – besonderes Interesse (schon
als Kind Veredelung von Obst)
Askese:
 Bindeglied zw. mönchisches Leben und wissenschaftliche Tätigkeit
 Fokussieren auf 1 Aufgabe
 Augustinerkloster hat das sehr gefördert
 z.B. einen ganzen Nachmittag lang nur lesen
(sollte abgeschafft werden, weil es hieß, Mönche würden nichts
wichtiges tun)
große Disziplin beim Nachgehen seiner wissenschaftlichen Interessen
geregelter Tagesablauf:
 Ausgeglichenheit, Wohlbefinden
hat aus materieller Not eine Tugend gemacht
unvoreingenommener Blick auf Naturphänomene
 musste sich nicht verteidigen
 nicht auf Lehrmeinungen anderer achten
 konzentriert an Forschung arbeiten
wurde zum Abt gewählt 1968
 weniger Zeit für Experimente
 war durch gute Ernährung schon so dick geworden, dass er bei Feldarbeit /
Feldforschung Schwierigkeiten hatte
 praktische Anwendungsseite: immer noch Veredelungen
gewann Preise auf Messen
züchtete Bienen
Versuche mit Mäusen
 graue und weiße gekreuzt
 wurden vom Bischof getadelt
 war der Meinung, er sei der Würde eines Priesters nicht angemessen,
der ja Zölibatsgelübte abgelegt hatte
o diese Kreuzung könnte ihn auf falsche Gedanken bringen
Steuerstreit mit Staat
 forderte hohe Steuern von Klöstern
Nierenleiden 1883
 Wassersucht
28
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starb 1884 in Brünn
 hochgeehrt als Abt
 völlig unbekannt als Forscher
1856 begann er systematischen Forschungsexperimente
 betrachtete Merkmale von Erbsenpflanzen, immer zwei klar unterscheidbare
 Form, Keimblatt, Blütenfarbe, Form, Farbe der Schote, Ort, Größe
 konzentrierte sich auf Einzelmerkmale
o früher: auf das Gesamte geachtet
 kreuzte Blüten
 zog über 1000 Hybride
o konnte Infos über Regelmäßigkeit der Aufspaltung gewinnen
 28000 Erbsenpflanzen 1856-63
1862 Naturforscherferien in Brünn gegründet
2 allgemeine Gesetzte – Mendelsche Regeln
 beschreiben den Vererbungsvorgang
 gelten nur für diploide Organismen mit haploiden Keimzellen
 die meisten Tiere und Pflanzen, Menschen
 untersuchte Beispiele:
 Form und Farbe von Erbsensamen, Farbe von Blüten
 Blutgruppen nach diesen Regeln bestimmt
 Erbgang kann aber auch davon abweichen
 durch Erbsenkreuzung experimentiert
 1900 wurden seine Erkenntnisse in Amsterdam, Tübingen, Wien wiederentdeckt
 zwischenzeitlich: an Nachkommen verschrieben
 Mendel kannte Chromosomen noch nicht
o mit der Erkenntnis derer wurden Mendelsche Regeln vereinigt
 daraus ergibt sich Klassische Genetik
 Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die anderen zuvor verborgen geblieben waren
Erfolgfaktoren seiner Untersuchungen:
 1. Auswahl reinerbiger Stämme; Untersuchung konstant bleibender, leicht und
sicher zu unterscheidender Merkmale
 untersuchte 24 Erbsensorten darauf
 beschränkte sich auf wenige, klar unterscheidbare Merkmale
 2. großangelegte Versuchsreihen: Überprüfung der ausgewählten Merkmale
über 2 Generationen auf Konstanz, Schutz vor der Fremdbestäubung, erst dann
Beginn der eigentlichen Experimenten
 3. statistische Auswertung
 brachte sie von Meteorologie in Vererbungslehre
Erkenntnisse:
 jedes Merkmal: 2 Alleele
 kreuzt man grüne und gelbe Erbsen
 man bekommt nur gelbe Erbsen (Bastarde) – grün ist rezessiv
 Genotyp (beide, gelb und grün)
 Phänotyp (nur gelb) – das, was man sieht
 dominant-rezessiver Erbgang:
 rot und weiß kreuzen
o Blüten werden rot in 1. Generation (weiß ist rezessiv / latent /
nicht sichtbar)
o alle ein Alleel für weiß, eins für weiß
 sind heterozygot, mischerbig
 intermediäre Vererbung:
 Mischform der elterlichen Merkmale
29
o
rot und weiß kreuzen:
 rosafarbene Blüten
 kodominanter Erbgang:
 F1 Generation bildet Merkmale der Eltern separat aus
 Blutgruppen: AB
 beide dominante Eigenschaft in Kreuzung eingebracht
 Theorie: Verebung erfolgt allein über Vater (Mutter nur Keimbett) oder dass
Embryo schon vorgefertigt im Ei liegt
 durch Mendel wurde klar, dass es eine VERSCHMELZUNG geben muss
o es kommt nur darauf an, welche die dominante Eigenschaft ist
 2. Spaltungsregel:
 Kreuzung der Bastarde (gelb und grün)
o es kommen auch wieder grüne Merkmale im Phänotyp zum
Vorschein (auch in gleichem Verhältnis)
o ist F2 Generation
 dominant-rezessiv:
 Phänotyp 3:1, im Genotyp 1:2:1
 intermediäre Vergung:
 ¼ der Nachkommen eine der beiden reinerbigen Varianten, 1:2:1
 3. Unabhängigkeitsregel / Neukombinationsregel
 Eltern unterscheiden sich in mehr als 1 Merkmal
o so entstehen in F2 Generation Neukombinationen (hat es vorher
noch nicht gegeben) – neue reinerbige Kombinationen ( 9:3:3:1)
 1 mal alle zwei rezessiven Merkmale kombiniert (im
Phänotyp sichtbar)
 dominant-rezessiver Erbgang
 intermediär:
o im Genotyp bleibt Verhältnis gleich
 Regel gilt nur, wenn sich die verantwortlichen Merkmale auf
unterschiedlichen Chromosomen, oder wenn sie durch Crossing-over
getrennt werden
o wenn sie gekoppelt vererbt werden, dann gilt diese Regel nicht!
 Chromosomentheorie:
o war Mendel noch nicht bekannt
o aber er ging davon aus, dass es materielle Träger geben muss (konnte diese aber nicht
beweisen, wurden erst später in Form der Chromosomen entdeckt)
o 1909 Gene genannt durch Johannson
o Körperzellen mit diploiden Chromosomensatz
 sie treten gekoppelt auf, 23 Chromosomenpaare (je eines von Vater, eins von
Mutter)
 in Meiose werden Chromosomenpaare getrennt
 1mal vorhanden (Spaltungsregel)
o bei Verschmelzung der Geschlechtszellen entsteht der doppelte
Chromosomensatz
 Warum wurden die Erkenntnisse erst ab 1900 wahrgenommen?
o man hätte sie wahrnehmen können, denn sie wurden veröffentlicht
o Mendel wurde nicht verstanden – erstmals 1865 darüber gesprochen
o „Versuche über Pflanzenhybriden“ – Werk, das erschienen ist 1865
o Bedeutung vergleichbar mit Darwin
o 2. Veröffentlichung: „Versuche über Pflanzenhybriden. 2 Abhandlungen“ 1866
o verschickte Aufsatz an einige Personen, Naturwissenschaftler der Uni München
(Mägeli??)
30







 er führte selbst Kreuzungsexperimente durch
 Briefwechsel
o Mendel hat umfassender gearbeitet, als es seine Arbeiten vermuten lassen
o Gründe sind vielschichtig
o niedriger Status von Mendel in der Wissenschaft war dabei bestimmt von Bedeutung
o Publikationsorgan war wenig bekannt
 Schrift eines kleinen Vereins
o Neuheit der Entdeckung – verband sich mit der Unbekanntheit der Entdecker
o Entdeckungen wurden von Zeitgenossen nicht verstanden
o erst um 1900 entdeckte man ihn wieder
o auch andere forschten auf diesem Gebiet
o Besonderheit an ihm:
 konzentrierte sich auf einige wenige Merkmale
 vorher: Gesamtgestalt der Pflanze betrachten
 man hat sich vorher vorgestellt, dass Vererbung nicht diskret ist, sondern
dass sich Flüssigkeiten vermischen
 er machte statistische Aufzeichnungen
o Beitrag zur Selektionstheorie (Ausgeformt durch Darwin)
 dass Merkmale irgendwann einmal verschwinden
 Mutationen können sich halten; bei Vermischung, wird diese Eigenschaft durch
die Vermischung nicht gehalten, sondern immer mehr „ausgedünnt“
 mit Hilfe von Mendel, hätte Darwin seine Theorien besser erklären können
 Darwins Genesistheorie:
 Eigenschaften über Keimchen im Blut vererbt
 wurde von seinem Cousin schon widerlegt
o für breitere Leserschaft zugängliche Publikation 1881
 Bedeutung erst 1900 erkannt
 4 Wiederentdecker: Hugo de Vries, Carl Correns, Erich Tschermak, William
Bateson
 wiesen darauf hin, dass Mendel das schon entdeckt hat, was sie wieder
erkannt haben
 einzelne Merkmale sind die Grundlage, aus der Hybride, Varietäten
abzuleiten sind
Correns:
o versuchte zu zeigen, inwieweit Mendels Regeln gültig sind
 wo gelten sie und wo nicht?
o erhielt Briefwechsel zw. Mägeli (?) und Mendel
Bateson:
o übersetzte Hauptwerk ins Englische
Mendel-Statue im St. Thomas-Kloster in Brünn
er war in Russland verpönt
o Ideologie: man kann Menschen beliebig formen, so wie Gesellschaft sie braucht
o wehrte sich gegen die Genetik
Wittgenstein:
o Kultur ist Ordnungsregel
 strenge Ausdauer, Besessenheit vorausgesetzt für Ordensleben
heute:
o er gilt als Begründer der Genetik
Pflanzenforscher und auch Meteorologe
o war als Professor für Meteorologie vorgesehen an der Uni in Brünn (obwohl er 2mal
geflogen ist bei Lehramtsprüfung)
o auf dem 2. Gebiet, wo wer sich wichtige statistische Kenntnisse aneignete
31
 konnte diese in anderer Disziplin anwenden
 hohe mathematische Fähigkeiten
o verband Botanik und Mathematik
o Hobby: Schach
 Schlüssel zum Erfolg:
o statistische Verfahrensweise
 wurde zuerst in Versicherungen angewendet
 war Teil des Physikstudiums
 maß Wasserspiegel, um Zusammenhang mit Epidemien zu finden
 maß Flugdichte der Bienen
 Mittelwert war das Entscheidende in seinen Daten
 Zufall sollte ausgeschaltet werden
 induktiver Schluss:
 Repräsentativität der Stichproben
 Wahrscheinlichkeitstheorie wurde aber erst später entwickelt
 zuverlässige Wettervorhersage (Statistik in Meteorologie):
 durch gewissenhafte und normierte Geräte erschlossen
 Beobachtungen sind quantitativ und schriftlich festzuhalten
 Beobachtungen einer Tageseinheit
o durch Zufall bestimmte Störungen sollen eliminiert werden
 Gesetzmäßigkeit der Kreuzung:
 schriftlich festhalten (Ergebnisse)
 Zahlenmaterial zusammenfassen
 Dauer der Versuche sind über viele Jahre hinweg zu setzen
 Wahrscheinlichkeit – hier lassen sich die Regeln bestimmen
 Erbträger/Gene und unveränderte Weitergabe
o höchst origineller, mathematische Verfahrensweise
 System in dem sich die Gesetze verwirklichen:
o Genpool
o 3 Aspekte in Genetik
 dynamisch: durch Gesamtverteilung der Gene
 stochastisch
 probabilistisch: durch Wahrscheinlichkeit
 mögliche Fehlerquellen bei statistischer Aufzeichnung waren Mendel noch nicht bekannt
o vlt. hat er bestimmte Tochterpflanzen ausgeschieden, sodass Ergebnisse einheitlicher
/sauberer waren
o Erbsen: nur 7 Merkmale
 auf 4 Chromosomen lokalisiert
 liegen so weit auseinander, sodass sie sich ungekoppelt vererben
 hat ganzer Reihe von Erkenntnisse den Boden bereitet
 einer der Väter der Geometrie
o statistische Auswertungen
 in 1940er: DNS/DNA
 in 1950er: Modell der DNS gebaut
o genetischer Code
 um Ursachen für genetische Störungen festzustellen
 vollständige Genome aufgezeichnet (Bakterium, Fruchtfliege, später für Mensch)
 für Fridel war Mendel die Ergänzung zum Darwinismus
o Musterbeispiel für Dilettantismus
32
9. Wiener Moderne 1900 – 1930:
Wittgensteins Wien
Philosophie – Literatur – Kunst – Architektur – Musik
 Wittgenstein:
o
o
o
o
o
1889 Wien – 1951 Cambridge
brachte Umbruch und neues Weltbild
sein Werk ist / war in zeitgenössischer Kultur elementar / verankert
detailierter Lebenslauf – siehe Folie!
Kindheit und Jugend:
 Haus war kultureller Mittelpunkt
o Kunst, Architektur, Musik, Literatur, Psychologie, Philosophie
 fruchtbare Zeit dafür (war sein Aufwachsen)
o eine der reichsten Familien Wiens
 Vater in USA studiert
o Wittgenstein: Absolutheit der Moral
o war Wiener
o war Ingenieur mit Kenntnissen der Physik
 durch 1. WK brachen die Werte endgültig zusammen, die schon vorher stark im Verfall standen
 Habsburger Monarchie wichtige Bedeutung
 kulturelle Leistungen „Kakaniens“
o Merkmale sind z.B. in Wittgensteins Traktatus (1921 erschienen)
 historische Eckpunkte:
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
1. WK markiert Ende einer Epoche (franzsiko-josphinische) – in Kultrgeschichte
eingegangen; unter Regentschaft Kaiser Franz Joseph
 Erschütterung und Schwierigkeiten der Epohce
 lange Regentschaft
Niederlage gegen Preußen
 für Ö großer Schok
gefährliche Spekulationen
 Ergebnis war Börsenkrach 1873 (auch Jahr der Wr. Weltausstellung)
erster Parteitag
Fest der Arbeitertag 1890
Reihe von Schicksalsschlägen für Kaiserhaus
 1898 Kaiserin Elisabeth ermordert
 Selbstmord von Kronprinz Rudolf
Protagonisten / Politiker der Zeit vor dem 1. WK
 Viktor Adler, Karl Lueger, Georg Ritter von Schönerer
Juden:
 bis 1900 auf mehr als das doppelte gestiegen
 mehr als 1/10 war jüdisch in Wien
 Theodor Herzl
 Buch „Der Judenstaat“
1907
 konstitutionelle Monarchie
 Wahlrecht für Männer
 vorher nu die, die ein bestimmtes Einkommen hatten
1908 Bosnien und Herzegowina
1. WK ausgelöst durch Vorfall in Serbien
 nach 1- WK:
33
o
o
1. WK hat Krise vor Augen geführt
Untergang der Monarchie
 Ö wurde auf Bruchteil des vorigen Zustandes reduziert
o Parteien:
 CS
 domokratisch, antismeitische Gruppe
 Karl Lueger, dann Ignaz Seipel
 SD
 Dr. Karl Renner bedeutendster Vertreter
o Ö sollte ein Staat autonomer Völker sein
 Deutschnationale
 antisemitische Klausel
o man kkonnte nicht Mitglied werden, wenn man Jude war
 gegen großdeutsche klerikale Kreise
o 1. Wahl für Frauen
o SD Regierung wurde abgewählt
 Sieg der CS (79 Sitze), SD mit 62 Sitzen
 Otto Bauer und Ignaz Seipel standen sich unversöhnlich gegenüber
o Schilling eingeführt 1925
 kritische Zeit
 mehr Menschen starben an Krise als an direkten Folgen des 1. WK
o SD Schutzbund, rechtsgerichtete Heimwehren
 Konflikt: bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen, Brände
 Parlament dann geschlossen
o 1934 kam es zum Bürgerkrieg
 Aufstände in Steiermark, Linz, Wien
 SD-Arbeiter waren schlecht organisiert
 wurden von Heimwehren relativ problemlos besiegt
 Aufstand niedergeschlagen
o 1938 Einmarsch Hitlers in Wien
 Ende Österreichs für 7 Jahre
 Zerstückelung des Ö-U Reiches
o in Augen der Pragmatiker (Wiener Kreis)
 Zwischenkriegszeit war Zeit des Aufbruchs und des Optimismus
o Technik und Methode, Positivismus, vom Wirklichkeitssinn gekennzeichnet
 1920er !
 Österreich-Ungarn war eine Großmarkt
o von unruhigen nationalen Minderheiten bedrängt
o wirtschaftliche Unruhe
o sich verändernde historische Sitaution
 Ö-U war zu schwerfällig, um sich anzupassen
o polit. – kulturelle Homogenität in Ö-U war schwach
o Metternich: Ö wird nicht regiert, sondern verwaltet
o großstädtische kulturelle Zentren
 Prag, Budapest, Wien, Triest
o Wien
 multikulturelle Stadt
 viele Sprachen undkulturelle Ausdrucksformen
 2 mio EW 1914 – ¼ Tschechen (?)
 moralischer Eifer nahm ungewöhnliche Formen an
 Buch über Harmonie von Schönberg
34

o
o
ein Buch, in dem festgehalten wurde, worüber manch nicht sprechen
kann /darf
 Kraus und Lueger !
 1866 geschriebenes „an der schönen blauen Donau“
 Hegemonie über dt. Staaten war am Ende
 von Strauß
 Wohnungsnot!!
 viel mehr EW als heute
 Budapest hatte noch mehr, war die am schnellsten wachsende Stadt
 mehr als Vervierfachung der Einwohnerzahl
Musik (Strauß) lenkte Österreicher von Krise ab
 an Höhepunkt blühte die Operette
Erstarrung in Kunst, Philosophie, Physik, Umgangssprache
 darin äußerte sich die sich verändernde soziale Situation / Umbruch
 wie sollte man das darstellen?
 fin-de-siècle-Wien
o
o
Glanz durch Franz-Joseph
er veränderte das Stadtbild, um alles, was mit 1848 zu tun hatte
 Baumgesäumter Boulevard: Ringstraße
 neues Rathaus
 neuer Trakt der Hofburg
 2 neue Museen (KHM und NHM)
 die Staatsoper
 Burgtheater
 Universität

 Moderne:
o
Freud, Schönberg, Loos, Kokoschka, March, … waren wichtige Vertreter der Kultur in
Wien um 1900 (siehe auch Folie!)
 verstehen der Wiener Moderne:
o




Wechselwirkungen beachten zw. sozialer und politischer Situation / Faktoren
 und Zusammenhang mit philosophischen Entwicklungen
 man hat ihn lange Zeit erklärt / verstanden, aber die sozialen und
politischen Hintergründe seiner Philosophie nicht beachtet
o deshalb ist er auch Repräsentant der Österreichischen
Kulturgeschichte
o Wittgensteins Einstellung zu Moral-und Wertfragen
o wissenschaftliche Untersuchungen
Künstler, Musiker, Schriftsteller, Psychoanalyse, Interesse an Schopenhauer und Kierkegaard
Trennung von Ethik
o er schreibt im Tractatus, dass Ethik eine Sache des wortlosen Glaubens ist und nicht
intellektuell begründbar
Ästhetizismus
o Erbe des Liberalismus
 liberalen hatten nur begrenzte bzw. nur kurz politischen Einfluss
 Viktor Adler
 Sozial Demokraten
 Karl Lueger
 Christlich Soziale
 …begannen beide ihre politische Karriere als Liberale
Viktor Adler:
35
o
o
o
man muss immer bereit sein, die Macht zu übernehmen
ließ Bibliotheken anlegen
gründete Erwachsenenbildung
 Karl Lueger
o
zog kleine Leute an
 fühlten wie ihre Existenz zerrieben wurde zwischen Reichen und armen
(Proletariat)
 Korrelation zwischen Wirtschaftskrise und Antisemitismus
o
Arnold Schönborn führte mit Gewalt an
 zog Hitler später verstärkt durch
o Theodor Herzl:
 war Mitglied einer Burschenschaft
 dt. Nationalismus angehörig
 Idee eines Judenstaates
 Vision einer neuen Gesellschaft
 Zionismus
 Reaktion auf Verfremdungserscheinung durch die Moderne
 war ursprünglich ein elitärer Gedanke
 an diese utopische Vorstellung knüpfte Schnitzler mit „Professor
Bernardi an“
o Utopie wurde von vorne herien untergraben von den Einzelnen,
die ihren eigenen Vorteil suchen
 sabotieren jede Art von Veränderung
 Robert Musil:
o in gewöhnlicher Sprache kann sich kein Mensch gut / gemäß ausdrücken
o im Unterschied zu ihm suchten viele andere die Lösung der Probleme einer tradierten
Ausdrucksform
 die alte sollte durch die neue Ausdrucksform ersetzt werden (in Kunst,
Architektur, Philosophie)
 Karl Kraus:
o das Denken spiegelt sich im Sprachgebrauch wider
o polit: liberal und später dann katholisch … hat viel gewechselt
o sein Maßstab war die Sprache – stimmt sie oder nicht?
o Denken und Handeln mit Sprache verbunden
o geht von Ursprung aus
o mit Otto Weininger
 Buch 1903
 Karl Kraus meint, Vernunft …. ??
o das weibliche / emotionale der Frau war Ursprung / Quelle aller Inspiration und des
Schöpferischen
 sah das nicht nihilistisch
 er wertet Trennung der Geschlechter um
 Weibliches war wichtig als Ursprung alles Schöpferischen
 für ihn hat Frauenbewegung den Fehler gemacht, dass sie sich an die Männer
angeglichen wollten
o schätzte Nestroy
 erster dt. Satiriker
 bei ihm macht sich die Sprache erstmals Gedanken über die Dinge
o für ihn geht es um das Authentische
 Ethik und Ästhetik!
 starke Betonung der Sprachreflexion!!
o das Denken, Wahrnehmen, Erleben der Welt dadurch gestaltet (oft unbewusst)
36
 Wittgenstein:
o es gibt keine Trennung von Ethik und Ästhetik
 engmaschiges Netz wechselseitiger Inspiration
o Künstler aller Art waren miteinander verbunden / befreundet / bekannt
 Adolf Loos:
o Unterscheidung von Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken
o kein Gegenstand sollte seinen Zweck durch die äußere Erscheinung verraten
o Ornament zum Selbstzweck
o „Ornament und Verbrechen“ – Essay 1908
 das Verschwinden des Ornaments aus der Welt des Gebrauchsgegenstand
 man sollte sehen, wofür ein Gegenstand da ist – also sollte es nicht
ausgeschmückt sein
 Funktion soll sichtbar sein – wofür der Gegenstand da ist
o Darstellung sollte durch Kulturform, innerhalb derer sie verwendet wird, bestimmt sein
 muss funktional sein und dem entsprechen, wofür die Menschen es brauchen

Oskar Kokoschka:
o Künstler soll nicht geräuschvoll ausdrücken, sondern das Kunstwerk soll für sich sprechen
und zeigen, was sich nicht sagen lässt
 Eduard Hanslick:
o war Musikästhet
o Abhandlung über das Schöne in der Musik
o in der Natur der Musik liegt es, dass genauer Ausdruck nicht möglich ist
 Arnold Schönberg:
o betont Bedeutung der Ästhetik und Logik
o „Herz und Hirn in der Musik“
 Gefühl und Verstand muss in der Musik gezeigt werden – eine Einheit bilden
 das Auseinandertreten kritisierten auch Loos und Kraus an der Wiener
Kultur
o zwingende Zusammenhänge einer Kritik der Wiener Künstlichkeit / des künstlerischen
Ausdrucks
 Kritik an Künstlichkeit ist eins mit der Kritik an traditionellem künstlichen
Ausdruck
 Hugo von Hofmannsthal:
o Sprachkrise: Chandos-Brief
 bezieht sich auf Wortglauben
 die wahre ins Leben führende Sprache, sollte in Oper gerettet werden
o Musik und Schauspielkunst sind eine moralische Instanz nach Schiller
o „Feind“ von Karl Kraus (er hat H. „angegriffen“)
 Robert Musil:
o sieht nicht die Möglichkeit einer völligen Erneuerung des Ethischen und Ästhetischen
o beschäftigt sich mit Erkenntnistheorie von Ernst March
o Sagbares und Unsagbares zieht sich durch seine Werke
 Spannung ist nicht auflösbar
 um 1900
o bedeutende Männer hatten drängend gewordene Probleme des Ausdrucks zu ihrem
Programm gemacht
 Kunst
o griff Sprachproblematik zuerst auf, erst danach Wittgenstein mit Sprachkritik
 philosophische Ursprünge:
o
Immanuel Kant
 Erkenntnistheorie
 betont Subjektivität des Urteils
37

o
o
o
o
Frage: welche Rolle spielt Grammatik bei der Urteilsbildung? (die Frage
folgte später)
nach Fritz Mauthner sind alle philosophischen Probleme Probleme der Sprache
 Welt außerhalb unserer Wahrnehmung gibt es nicht! – davon ging er aus
 deshalb: wichtiger Vorläufer für Ideen Wittgensteins – hat sie vorbereitet
 Sinneseindrücke sind als geistige Eindrücke mit sprachlichen Akten identisch
 was wir wahrnehmen könne, können wir mit der Sprache ausdrücken
 es gibt nichts, das man als DIE Sprache bezeichnen könnte
 wirklich ist nur der durch Bewegung hervorgebrachte Laut
o würde bedeuten, dass Menschen nicht miteinander
kommunizieren können, weil jeder individuelle Sprache hat
 Gebräuche und Verhaltensformen sind Quelle für die Kultur einer Sprache
 ständiges hin und her zw. Verhaltensformen und Sprache, die
wechselseitig aufeinander einwirken
Ernst Mach:
 Denkökonomie, ermöglicht es, Sinneswahrnehmung in irgendeiner Form zu
beschrieben
 wir brauchen Begriffe, um zu überleben, um Sinnesdaten zu verarbeiten
 Grundlage für die Naturwissenschaften
o Naturwissenschaft ist Funktion der Anthropologie
o Sinneswahrnehmungen konstruieren
Heinrich Hertz:
 kein Österreicher
 wichtig für Wittgenstein
 mathematische Modelle = Bilder, Konstruktionen von Wirklichkeit
 es gibt eine Art von Verbindung zwischen Modellen und Wirklichkeit
 3 Tests, um stichhaltig zu sein
 in sich logisch folgerichtig
 müssen mit empirischen Daten übereinstimmen
 einfach und elegant dargestellt
 …man sieht ästhetische Komponente (Einfachheit, Eleganz)
Ludwig Woltmann (?)
 hielt an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen fest
 Wahrscheinlichkeitstheorie /Wahrscheinlichkeitsmathematik
 Mikrozustände – Makrozustände
 man kann Makrozustände (z.B. Klima) statistisch bestimmen
 es gibt Realitätskontrolle
o wir können sie aber nicht direkt erkennen, unabhängig vom
Denken, Sprache, Wahrnehmung
o aber: empirische Wirklichkeit ist Maßstab, an dem man eigene
Konstruktionen messen kann und bestimmen kann, ob sie
adäquat sind oder nicht
 es gibt nicht die eine Wahrheit!
o Moral:



Immanuel Kant:
 Vernunft ist Grundlage der Moral
Arthur Schopenhauer:
 Moral ist etwas Empirisches
Sören Kierkegaard:
 der Sprung in den Glauben / eine nicht ableitbarkeit der Moral aus den
Tatsachen
38
o
o


man muss einfach daran glauben
Moral = dieser Sprung
Lew Tolstoi
 sah sich als Künstler
 Hauptaufgabe des Künstlers ist die Vermittlung von Moral
o etwas Absurdes, reine Glaubenssache
die letzten Seiten des Tractatus (Ethik) – wird Unsagbaren zugeordnet
 man sag es wie „Wurmfortsatz“
 war eine Art Zugabe, wurde oft nicht ernst genommen
 aber: andere meinen, das wäre das wirklich Wichtige
 Wittgenstein
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
fehlende Griechischkenntnisse
 er konnte nicht ins Humanistische Gymnasium gehen
Schule in Linz
 Kenntnisse der Physik
 ähnliche Ausbildung wie Albert Einstein
legte keinen Wert auf professionelle Ausbildung
Status des Autodidakts
 war Ingenieur, Mathematiker, Physiker
 hat nie Philosophie studiert
persönlich befreundet mit Adolf Loos
 Exkursion durch ihn in die Architektur
Verpflichtende Anteilnahme am Nächsten
jeder ist gleich
 ein Philosophie nicht mehr wert als Arbeiter
 meinte auch oft, dass geistige Tätigkeit nicht ganz so nützlich ist
war Zeit seines Lebens ein Einzelgänger
sah seine Aufgabe in einem Zusammenhang mit Ethikern wie Tolstoi, Herz und
Kierkegaard
 Hertz:
 mithilfe der Sprache der Mechanik kann man mathematisches Modell
liefern
brauchte „Mathematik der Sprache“
 Formalismus
 musste zeigen, wie innere Strukturen der Sprache / Dinge der realen
Welt sich zu Tatsachen verketten
„Bild“ (heute: Modell, Konstruktion)
Korrespondenztheorie der Wahrheit
 Bild ist mit Gegebenheit zu vergleichen, um zu sehen ob es stimmt
 Gleichgestaltlichkeit von Bild und Realität
 man konnte nicht über die Funktion der Sprache mit der Sprache sprehcen, weil
das auf gleicher Ebene liegt
 Unaussprechlich
 Sätze können Wirklichkeit wie ein Modell abbilden, können aber nicht
gleichzeitig die Beschreibung beschreiben
 man muss manchmal schweigen
 wovon man sprechen kann / unwichtiges umgrenzen
 Ozean = das Unaussprechbare; (kleine Insel: das Sagbare)
 es geht um Unsagbares
 bilden Ethik, Ästhetik, Gefühle
 gehört in Bereich der Dichtung
 das Unsagbare kann GEZEIGT werden
39

Dichtung besteht deshalb nicht aus Aussagen sondern aus
Erscheinungen/Darstellungen
 wendet sich gegen „l’art pour l’art“
o man soll nicht reden, sondern handeln und so kommt es zur
Verwirklichung
o lebte als VS-Lehrer und Gärtner
 bis ihn seine Schwester mit Hausplanung beauftragte
 Wittgenstein-Haus in Wien, 3. Bezirk, Kundmanngasse
o gibt heute immer wieder Veranstaltungen, etc.
 hatte hier antiprofessionelle Haltung
o für weitere Herausforderung für seinen Verstand
 einziger Philosoph, der sich als Architekt versucht hat
 Haus wird von Architekten durchaus ernst genommen – wichtige
Bedeutung
o entfernte sich allmählich vom Wiener Kreis der Positivisten
 moralische Fragen waren kein Thema
 war eig. Metaphysik, man kämpfte dagegen an
o Verbindung von Sprache und Welt
 nicht logisch zu beweisen, sondern nur lebens- und wissenschaftspragmatisch
herzustellen – man musste ausprobieren
o Schweigen darüber, was man nicht ausdrücken kann
 ehrfurchtsvoll
o Irrtum, die Existenz zwischen Verbindung zw. Sprache und Wirklichkeit, anzunehmen
 es ging um Gebrauch der Sprache;
 Sprachspiele!
 innerhalb der funktionieren Regeln
 Sinn und Form durch Lebensunteralt(ung) ?
 hängen von Beziehungen ab, in denen sie verwendet werden
 unsere Sprache ist nicht die einzig mögliche Sprache
 sie hat sich so historisch entwickelt
o sie ist brauchbar, nicht unbedingt wahr (v.a. nicht die einzig
mögliche)
 es gibt aber viele andere Sprachen
o erklärte als Lehrer nicht alles, sondern er versuchte, Zuhörer dazu zu bringen, selbst
weiterzudenken
 er erklärte nicht explizite Erkenntnisse
 da konnte die anderen die Gedanken nicht weiterspinnen
o es gelang ihm nicht, eine Harmonie zwischen Bereich der Moral und dem Bereich der
Tatsachen zu finden
 Bruchstelle zwischen Wittgenstein und Mach
o Positivisten gingen dann in Richtung Mach
o
(Der Positivismus ist eine Richtung in der Philosophie, die fordert, Erkenntnis auf die
Interpretation „positiver Befunde“ zu beschränken. Das Wort „positiv“ wird dabei nicht im Sinne
von „angenehm“, sondern wie in den Naturwissenschaften gebraucht, in denen man von einem
„positiven Befund“ spricht, wenn eine Untersuchung unter vorab definierten Bedingungen einen
erwarteten Nachweis erbrachte.)
 Eduard Spranger:
o „Lebensformen“
 grundlegender Grundrahmen für die Philosophie
 Ludwig Fleck:
o polnischer Denker, schrieb auf Detusch
o „Denkstile und Tatsachen“
40
 Denkstile entwickeln eine Form des Lebens
 Sprache als Bild und Sprache als Handlung sind für Wittgenstein nicht zu trennen
 Tractatus:
o Audruck der Probleme der Kultur vor 1918
 z.B. „12-Ton-Musik“
o orthodoxerer Zugang als Schönbergs Zugang zur Musik
 Bauhaus war dogmatischer als Stil von Loos
o Bauhaus: geschichtsloser, abstrakter Funktionalismus (anders als Loos – hier ist mehr
Geschichtsbezug)
 Wittgenstein massiv vertreten nach 1945
o als Widerhaken gegen öst. Antimoderne verwendet
 alle die dagegen kämpften beriefen sich auf ihn
o Bachmann, Thomas Bernhard
 Wittgenstein war für Bernhard Reinheit Stifters und Einheit (?) Kants zugleich
 Wittgenstein nicht nur als Denker sondern auch als Person Teil der Kultur geworden
o sein Name extrem eng mit Wien verbunden
 war aber hauptsächlich in Cambridge tätig
 kulturelle Situation Wiens ist aber nicht von ihm zu trennen
41
Der Heldenplatz als Gedächtnisort
 zentraler Gedächtnisort der Republik Österreich (Peter Stachel – Mythos Heldenplatz)
o Hauptplatz der neueren österreichischen Geschichte
 vielschichtiger Gedächtnisort
 bedeutend für Eigenart des nationalen Verständnisses
 Was ist ein Gedächtnisort?
o
o
o
o
o
o
Erinnerungsort = geht auf frz. Historiker zurück
 nicht nur Orte im geographischen Sinn
kollektives Gedächtnis einer Gruppe kristallisiert sich an bestimmten Orten
 muss aber nicht unbedingt ein physischer Ort sein
 auch Gebäude, Kunstwerk, Fest, Gedenktag, historische/mythische
Persönlichkeit, Begriff, soziale Umgangsform
 Orte spielen Rolle im kollektiven Gedächtnis
o z.B. Ks. Franz Joseph
o in Frk: Napolen, Tour de France
o haben symbolische Bedeutung
 identitätsstiftende Funktion
 begründet Zusammenhalt und gruppenspezifisches Verhalten
 kulturelles Gedächtnis
 prägende Traditionen einer Gesellschaft
o Texte, Bilder, …
o eigene Riten, Texte, Bilder einer Epoche, die weitergegeben
werden
 über Generationen mit sich getragen
 nationale Gesichtsbilder
2004: 3 Bände der „memoria austria“
 Personen, Firmen (wie Manner), …
es geht hier um die Frage, was Österreicher zu Österreichern macht
Mitteleuropa: Durchdringung nationaler Räumer
 Österreichbewusstsein ist nicht national fixierbar, auch nicht auf eine Sprache
 diese Räume können nur transnational ermittelt werden
 Textstücke untersuchen
Einfluss der Erinnerungsorte auf nationale Kanonbildung
 dieser Kanonbildung widersetzt sich der Heldenplatz, weil er widersprüchliche
Bedeutungen besitzt
 schwierig, ihm eine ganz besondere Bedeutung zuzuschreiben
o hat auch zu tun mit topographischer Lage:
 Nähe: wichtige politische Institutionenen
 kulturelle Institutionen (KHM, NHM, Nat.Bibliothek)
 überdimensionale Fläche
 ideal für Staatszüge
 bevorzugte Bühne für öffentliche
Veranstaltungen im Sinne von Masse
42
 Geschichte des Heldenplatzes:
o auch 1933 / 1934 wichtig


hier waren mehr Menschen als bei Hitlers Rede
z.B. als Dolfuß ermordet wurde
o Angelpunkt: 15.3.1938










Hitler verkündet auf Heldenplatz jubelnder Menschenmenge den Eintritt seiner
Heimat ins Deutsche Reich
Symbol für Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland
auch Symbol für übertriebener Huldigung eines neuen Herrschers
 dadurch: negative Symbolik
 Paradox: Erinnerung an Auslöschung Österreichs
Massenereignis
prägendes Ereignis
Bestrebung: Heldenplatz möglichst zu füllen, ihn groß darzustellen
auch, nicht nur ein Medieneffekt
 von NS-Machthabern inszeniert
Anknüpfungspunkt: Hl. Röm. Reich dt. Nation
 = Erfindung einer Tradition
 dt. Nation hatte zur Zeit des hl. röm. Reiches ganz andere Funktion
o bezog sich nicht auf ein Volk, Nation sondern auf die „Herkunft“,
großflächiger Raum
Anschluss wurde als Triumpf über Habsburger Monarchie für NSDAP
Umbaupläne wurden aber nie verwirklicht
 war fast Demütigung Wiens
o hat sich aber im Nachhinein dann als Glück erwiesen
o Neubesetzung der Symbolik wurde immer wieder versucht



militärische Zeremonien
Angelobung des BP
Massen- / Schlüsselereignis will man überschreiten / überbieten
o Reflexionsfläche politischer Symbolik

für diesen Zweck angelegt
o Monarchie:


Symbol für Herrschaft der Habsburger
alle Fäden administrativer Macht laufen hier zusammen
 die frühe Geschichte:
o Ort der Repräsentation

von Anfang an als Bühne für polit. Repräsentation genutzt, geplant und dafür
angelegt
o in napoleonischer Zeit:

Neugestaltung
o nach Napoleon:

Rückseite der Hofburg repräsentativer gestalten, war zuerst abgetrennt, Mauer
aber durch Napoleon zerstört
o nach Wiener Kongress:



Wiederherstellung der Festungsanlage verzichtet
weitere Festungsteile abgetragen
 äußerer Burgplatz entstanden
Anlage des Volksgarten
43


 wert gelegt auf Übersichtlichkeit des Gartens
Privatgarten der kaiserlichen Familie = Burggarten
 erst seit Untergang der Monarchie 1918 für Öffentlichkeit zugänglich
 asymmetrisch angelegt (wie engl. Garten)
Burgtor/Heldentor, Tempel




eig. antirevolutionäre Bauten
Sieg über frz. Revolution bekunden
Theseus-Tempel:
o frz. Bildhauer
o im Auftrag von Napoleon, ursprünglich für Mailand bestimmt
o Marmorstandbild:
 Tötung des Kentauren durch Theseus
 Bezwingung Napoleons (?) dargestellt
Burgtor:
o klassizistisch
o 5 Durchgänge von Säulen getragen
 alle gleich groß
 Symbol für demokratische Haltung
o Ausdruck:
 sozialer Gleichwertigkeit
o mittlerer Durchgang:
 ursprünglich für Kaiser vorbehalten
 für Öffentlichkeit gesperrt
 erst in 1960ern offen für Verkehr
o Denkmal des Sieges über Napoleon
o Inschriften:
 Stirnseite/Hofburgseite:
 lustitia Regnorum Fundamentum
o Gerechtigkeit ist die Grundlage der
Herrscher
 Ringseite:
 Franciscus I. Imperator Austriae MDCCCXXIV.
Laurum militibus lauro dignis
 wurde erst 1916 angebracht
o man wollte es versetzen / abtragen
 Otto Wagner: nach Grinzing versetzen
o 1934 neue Bedeutung
o „Kaiserform“ 1870







Idee von Gottfried Semper
Gegensatz zu Ringbauten
 Symbol des liberalen Bürgertums der Renaissance (?)
von alte Hofburg bis heutiges MQ
 Einbeziehung des KHM und NHM und Maria Theresien Platzes
 Ringstraße hätte durch Triumphbögen überspannt werden sollen
o Angriff auf bürgerlich liberale Ringstraßenarchitektur
gigantomanischer Plan (für Schloss Schönbrunn gabs das auch)
Plan kam in Realisierung nicht über einige kleine Teile hinaus
unvollendet geblieben; sichtlich
 z.B. keine klare Angrenzung vom Volksgarten
 asymmetrische Form des Heldenplatzes
zu dieser gabs schon:
44





Reiterstandbild von Prinz Eugen von Savoyen
Reiterstandbild von Erzherzog Carl (1860)
o erste Niederlage Napoleons durch ihn herbeigeführt
…daher kommt der Name Heldenplatz
o Reiterstandbilder waren Ausdruck für damals politische Ziele der
Habsburger
o Tradition der Denkmäler
 Höhepunkt im 19. Jh. (gab es aber schon sehr lange)
Reiterstandbilde Erzherzog Carl:
o gegen Willen des Militärs aufgestellt
o man hat Wiedergutmachung mit Militär versucht
o Denkmal für Sieg über Revolution
o Befreiungskriege
o Verkörperung der polit. Ziele der Habsburger
o Inschriften am Sockel
o Ehrung des Feldherren = eines Helden
o wurde erst 1860 eröffnet, war schon vorher fertig, aber da
ereignete sich eine Niederlage, darum hat man gewartet
Prinz Eugen:
o prächtiges Ross
o symbolische Bedeutung:
 siegreicher Feldherr aus Zeit der Türkenkriege
 sollte Verindung von Volk und Armee zeigen
 Verindung der Natioalitäten
 Ungarn von Türken befreit und an Ö
angeschlossen
 Feldherr, der weite Teile Europas von Osmanen befreite
 als Kämpfer für christlichen Glauben
o in der Literatur:
 Hugo von Hofmannsthal
 Worte zum Gedächtnis des Prinzen Eugen 1914
 Prinz Eugen der edle Ritter (Kinderbuch!) 1915
o großer Österreicher
 Karl Kraus
 setzte sich kritisch mit Prinz-Eugen-„Fanatismus“
auseinander
o Niederlage vertuscht, damit Prinz-EugenLied gesungen werden konnte
 Mirko Jelusich
 hatte sich NS angeschlossen
 Ernst Fischer (KPÖ)
 meint: von Geburt Italiener, von Erziehung
Franzose, von Gesinnung Österreicher
 schreibt von ihm als Liebling des Volkes
 Alexander Lernet-Holenia
 historischer Roman
 österreichischer Heros
o gegen ihn wirkt Gegenwart klein und
unbedeutend
 Kritik:
o es braucht immer mehr Leute, um
Österreich zu errichten
45
o
o
o
o
o
o
200. Todestag:
 großer Festakt vor seinem Standbild
NS-Deutschland erhob Anspruch auf ihn
 Soldaten hätten sich vor ihm zu verneigen
Neo-Nazi Gruppe, die sich auf Prinz Eugen bezog
300. Geburtstag:
 man nahm es mit historischen Details nicht so genau
multinationaler und multitraditioneller Hintergrund
berühmter Homosexueller seiner Zeit
o
o
o
Ephesusmuseum
offenes Fragment geblieben
Zwischenkriegszeit:

 NS-Besetzung des Platzes:
o öst. Regierung konterte mit Veranstaltungen
 Gedenkstätte 1934 eröffnet
 nach 1945:
o
o
o
o
o
o
o
o
in Gedenkraum Jahreszahlen ergänzt
 Gefallene des 2. WK hinzugefügt
Gedenken der Opfer im Kampfes für Österreichs Freiheit
 kein Unterschied ob Kämpfer gegen Austrofaschismus oder gegen NS
ums Leben bekommene Justizbeamte
Kranzniederlegungen durch Vertreter der Öst. Republik
Gesinnungselastizität / Gedenken:
 Wehrmacht
 Kaiser Karl
 Justizbeamte der 1. und 2. Republik
 Opfer des NS
 …jeder kann sich seine Opfer aussuchen
Denkmal für ermordete Juden
 am Judenplatz aufgestellt
 historisch geladener Platz
 wurde nicht am Heldenplatz aufgestellt, wegen historischer Belastung
nach wie vor Bedeutung der Zustimmung des Anschlusses
in Literatur:
 Metapher in politischen Kommentaren
 z.B. „Heldenplatz oder das Recht auf Kindheit“ / „the prisoner“
 Held des Romans: Hitlerjunge
o glaubt an Inschrift des Heldentores
o muss aber merken, dass Nazibehörden nicht gerecht sind
o am Ende: geht am Burgtor vorbei und stellt sich Zukunft ohne NS
vor
 Heldenplatz ohne NS
 den von Nazis Verfolgten wird Zukunft ohne NS in
Aussicht gestellt
 „wien: heldenplatz“ – Ernst Jandl (1962)
 rhetorische Struktur der Hitlerreden widerhallen
 Verbindung von sexueller Lust und Gewalt sprachlich dargestellt
 emotionale Energien macht er nachvollziehbar
o historisches Ereignis ist keineswegs abgetan, sondern wirkt
immer noch nach
46

o
o
o
o
o
o
o
o
Thomas Bernhard:
 Stück „Heldenplatz“
 katholisches, stumpfsinniges Österreich
 Charakter der Inszenierung des Ereignisses 1938 aufgegriffen
 Stück spielt in Wien 1988 (15 Jahre nach Anschluss)
 Flucht 1938 einer jüdischen Familie
 historischer Hintergrund:
o soz.dem. Regierung unter Kreiszky: Politiker, die sich in NS-Zeit
engagiert haben
 Reaktionen polit. Repräsentanten:
o man hat Bernhard als Nestbeschmutzer beschimpft
 bewusst gewählter Ort der Erstaufführung:
o Burgtheater
 Nähe zum Heldenplatz
 in NS-Zeit: wichtige kulturelle Institution
 Einakter-Monolog „Der Herr Karl“
 beschreibt Hitlers Auftritt als riesige Volksbelustigung, wie ein riesiger
Heuriger
 widerruft durch Unverbesserlichkeit
 stellt 1938 und 1945 (Unterzeichnung des Staatsvertrages – im
Belvedere) gleich
o man wollte damit dem Heldenplatz ausweichen (mit Belvedere)
o Herr Karl:
 es sei gewesen wie 1938, nur kleiner, weil Platz kleiner
war und es sei reifer gewesen, weil Menschen reifer
geworden seien
 bezeichnet als „Platz des himmlischen Heurigen“
Erinnerung an das Entsetzliche
1998:
 EU-Präsidentschaft am Heldenplatz gefeiert
weniger große Kundgebungen fanden statt
 Trauerfeier für 1. polit. Opfer Ernst Kirchwäger
 wurde von Gegendemonstranten tödlich verletzt
„Lichtermeer“
 Aktion von „SOS Mitmensch“
 23.1.1993
 Metapher für Toleranz, Überwindung von Fremdenhass, Mitgefühl
gegen schwarz-blaue Regierung demonstriert
 regelmäßige Donnerstagsdemonstrationen
1983 und 1998 eine Papstmesse am Heldenplatz
 1. im Rahmen der Europafesta
 Rechristianisierung Europas – Rede von Johannes Paul II.
Sport:
 Skisprungwettbewerb
3.2.1972:
 eines der merkwürdigsten Ereignisse
 Karl Schranz nahm Huldigung der öst. Bevölkerung am Ballhausplatz
(Menschenmenge reichte aber bis auf Heldenplatz – wegen der Offenheit)
 Menschen waren sauer wegen seines Ausschlusses bei den olymp.
Winterspielen in Sapporo
o man meinte, das sei nur passiert, weil Ö so eine kleine Nation sei
(bei Frk. wäre das nicht passiert)
47

o
er wollte Heldenplatz nicht: „da war irgendetwas“
 zeigt deutlich die österreichische Art der Erinnerung an die Ereignisse
kollektives Trauma / Traumata des 20. Jh.
 Absturz einer Großmacht zu Kleinstaat
 Zwischenstation der „hausgemachten“ Diktatur (Ständestaat)
 Bürgerkrieg 1934
 Selbstaufgabe mit Anschluss an NS-Deutschland 1938
 als Niederlage empfundene Befreiung, die zur Wiederherstellung Österreichs
führte
48
Zur Nachkonstruktion Österreichs nach 1945
Bruch oder Kontinuität?
(Politik, Kultur, Wissenschaft)
Begrifflichkeiten
 Was ist Österreich / österreichisch?
o Vieldeutigkeit des Begriffs + andere Begriffe „Staat“ und „Nation“
o Österreich = bestimmtes Territorium zu bestimmter Zeit
 nicht deckungsgleich mit öst. Staat! (z.B. Monarchie!)
 Länder waren in gewisser Weise unabhängig
 erst ab 1. Republik deckungsgleich
o noch nicht 1918 als Nation gesehen (auch nicht sich selbst)
 Was ist eine Nation??
o siehe Folie!!
o Lexikon: politische Gemeinschaft – kulturelle Gemeinsamkeit –
sprachlich
o Staatsnation
 polit. geprägt
 Teilnahme: subjektive Willensäußerung
 gemeinsame. polit. Werte
 USA steht für dieses Konzept, auch Frankreich
 hoher Stellenwert der polit. Institutionen
 Ernest Renan „Was ist eine Nation“
 = tägliche Volksabstimmung
o Kulturnation
 Gegenbegriff zur Staatsnation
 sprachlich, kulturell, religiöse Gemeinsamkeit
 objektive Gemeinsamkeiten der Mitglieder
 Verbindung Öst. – Deutschland
 siehe Anschluss!
 gabs schon davor!
 zeitliche und räumliche Dimension
o
o
zeitlich:
 ab welchem Zeitpunkt existiert Österreich / 2. Nation?
 verschiedene Vorschläge
 für staatl. Politik der Erinnerung und für öst. Identität wichtig
 Meinungsumfragen (Folie) 1949
o empirische Sozialforschung (Alter, Geschlecht, Bildung, etc.)
o Fragestellungen (Identifikation, Entstehungszeitraum der lst.
Nation, Inhalt und Symbolik, Objekte des Nationalstolzes,
zentrale Orte der Identität, repräsentative Personen, öst.
Selbstbild – Eigenschaften)
o wichtig: Tradition??
o Ergebnis:
 82 % bekennen sich zur öst. Nation und fühlen sich als
solche
räumlich: Nation – Bundesland – Heimatort
49

o
Nachnationale Gesellschaft? (soziologischer Begriff)
 Nation nur 1 Element
 auch Bundesland + Heimatort ist wichtig für Identifikation
 welche räuml. Einheit am wichtigsten?
…zentrale Fragestellung bzgl. Osterreich
 Kontinuität und Bruch
o
o
wichtige Titel auch in Publikationen
Neukonstruktion Österreichs
 spielt sich auf 2 Ebenen ab:
 als politische Instanz
o Gesetzesebene
o realer Wiederaufbau von Institutionen, Gebäuden
 ideologische Ebene
o neues Österreichbild
o stark verbunden mit Wertvorstellungen
Wer konstruiert Österreich?
 wichtige Ereignisse: (Folie)
o Übergangsregierung Karl Renner
 alle Parteien beteiligt (ÖVP, SPÖ, KPÖ)
o Kriegsverbrechergesetz
o Staatsbürgerschaftsgesetz
o Wahlen zum Nationalrat
o Amnestiegesetz
o
 Besatzungszonen
o 4 Alliierte
o Wien: (Folie)
 1. Bezirk: alle Alliierten
 Rest in Zonen eingeteilt
o hatten Vetorecht bei Verfassungsgesetzen
o Beschlagnahmung von 300 Firmen durch Sowjetunion
 Gesetze der Nachkriegszeit:
o Kriegsverbrechergesetz:
 von Wahlen ausgeschlossen
o Staatsbürgerschaftsgesetz
 dahinter stnad Problematik, dass nicht-Österreicher keine Entschädigung mehr
verlangen
o Amnestiegesetz (Zitat Folie)
 für minder belastete Nationalsozialisten
o hatten Einfluss daruaf, wer in Nachkriegsösterreich eine Rolle gespielt hat
 Politische Diskussion (Folie)
o öst. Regierung als schwach angesehen (Glaubauf)
 Kultureller Wiederaufbau:
o Zeitschrift „Der Plan“ (Vorläufer schon 1937, wurde durch Zensur verboten)
 es zeigen sich Kontinuitäten und auch Brüche
 Vorkriegszeit: Schwerpunkt bildende Kunst
 Nachkriegszeit: Schwerpunkt Literatur und Politik
 Autoren und Mitarbeiter nach 1945 waren auch schon vor dem Krieg an
Zeitschrift beteiligt
 Ziel: Auseinandersetzung mit der NS (= die Pest)
50




„die Pest ist vorbei, die Wiederansteckungsgefahr ist groß“
Folie!
keine Beiträge über reale Entnazifizierung
Bewusstsein über öst. Schuld
o gleichzeitig: behaupteter geringerer Schuldanteil gegenüber
Deutschland
o Zeitschrift der SD (Arbeiterzeitung)
 Berichte über Prozesse gegen ehem. Nationalsozialisten
 Emigration – Remigration
o viele Personen aus den Bereichen Kultur und Wissenschaft ins Ausland gegangen
 tatsächliche Mitarbeit auf wenige Beiträge beschränkt (Folie – Aufruf)
 strukturelle und persönliche Ebene (bedingt)
o Thomas-Mann-Debatte (Folie)
 jene Autoren, die in Deutschland geblieben sind, hätten sich Mitschuldig
gemacht
 offener Briefwechsel
 1947 Meinungsumfrage
 welche Personen zum Wiederaufbau
 hat auch in Ö ihre Wellen geschlagen
 „Antwort an Thomas Mann“ – Maria Schanda ( Folie)
o vorwurfsvoller Ton
o Beteuerung der eigenen Unschuld
 z.B. nur ausländische Literatur gelesen, nicht jene, die im
NS-Deutschland gedruckt wurden
o „bleiben Sie der unsere!“
 Konzept der Kulturnation
 Trennung der Länder war noch nicht im Bewusstsein der
Bevölkerung verankert
 Kontinuität – Bruch – Veränderung
o öst. Nationsbildung = Konstrukt der Verdrängung und des Vergessens
WIE wird Österreich konstruiert?
 Hochkultur – Massenkultur
o
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o
o
o
Gegensatz: wichtige Rolle
nicht nur politischer Kampf sondern auch zwischen Kulturkonzepten
 konservative Werte in Ö
 gegen amerikanische Kultur
 Anti-Amerikanismus
 „Schmutz und Schuld“ – Kampagne (Folie)
o Kampf gegen Comics, Heftchenliteratur
 galten als Gefahr – „Atomkrieg“ (sehr gefährlich)
 öst. Buchclub der Jugend
 zeigte Verkauf von Comics an
 Disney-Konzern hat dagegen gekämpft
österreichischer Kulturbegriff nach 1945
 antimodern, konservativ
 erst durch Alliierte aufgebrochen
Titel vieler Filme kritisiert (Folie)
Ausdrucksformen (Filmtitel, Comics)
 von offizieller kulturpolitischer Seite nicht erwünscht
51
 Kontinuität oder Neubeginn: LITERATUR
o
o
o
o
„Wir müssen nur dort wieder anknüpfen, wo uns die Träume eines Irren unterbrochen
haben“ (Folie!)
vor 1938:
 katholisch und österreichorientiert
 Dolfuß: österreichische Front zum Aufbau eines Österreichbewusstseins
 Austrofaschismus
 Österreicher galten als die besseren Deutschen
„Zäsuren ohne Folgen“ (Folie)
 1938 bedeutete keine Behinderung
 These der Kontinuität (z.B. Karl Müller)
 bedeutet auch Reduktion der literarischen Vielfalt
o es gab literarische Gegentendenzen zur traditionellen öst.
Kulturpolitik
Österreichische Literatur: Habsburgischer Mythos? Mythos der Literaturkritik?
 nach 45:
 es müsse öst. Literatur geben aber Bestimmung??
o Lücke!
 Mythos der Literaturkritik:
 Kontinuität weniger inhaltliches Kriterium, eher ein Auswahlkriterium
der Literaturkritik / Literaturwissenschaft
 Österreichbilder: FILM
o
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o
Einfluss des Kinos bei Herstellung eines Österreichbildes (Folie)
Heimatfilme:
 „Die Trappfamilie“ (1956)
 wichtige Rolle für Österreichbild
 Musical 1959
 wahre Geschichte der Familie Trapp
o von Ö emigriert, in die USA
o junger Baron von Trapp, U-Boot-Kapitän, muss Kinder allein
erziehen, Haushaltshilfe (eine Schwester) – lockert Haushalt auf,
sie verlieben sich, heiraten. er weigert sich dann, NS-Regime zu
unterstützen, dann emigriert Familie in die USA – dort
bekommen sie Visum, wegen des Gesangsvermögens der
gesamten Familie
o 2. Teil: Trapp-Familie in Amerika
o Verbindung Adel, Kirche, Trachten
o beschreibt die Österreicher als konservativ, katholisch, sehr
musikalisch
1. April 2000 (Folie)
 Film sehr erfolgreich
 häufig als „Staatsfilm“ bezeichnet
 von öst. Regierung in Auftrag gegeben
 erfolglose Verhandlungen um den öst. Staatsvertrag
 neue Regierung wird angelobt, Bevölkerung wird aufgerufen, viersprachige
Personalausweise zu zerreißen, um Zeichen zu setzen; Weltgericht;
Weltschutzkommission: Öst. muss zeigen, dass sie liebenswertes, etc. Volk sind,
die Weltfrieden gar nicht gefährden wollen/können
52
 Zusammengefasste Merkmale dieser kulturellen Zeit
o
o
Hochkultur:
 vorherrschend: konservatives Österreich, kath. orientiert
Populärkultur:
 andere Tendenzen
 z.B. Comics
 passt nicht in konservatives Bild
 kommt durch Besatzungsmächte
 Ziel: neues Österreichbild
 orientiert sich am Ausland, z.B. Surrealismus
 Gegentendenz zur offiziellen Linie
53
Gegenwartskunst seit 1968
Steirischer Herbst
Musik, Bildende Kunst, Architektur, Theater, Tanz, Literatur, Neue Medien
(Anm.: „Folie“ – Zitate wurden während der VO auf Folien gezeigt; „S.H.“ – Abkürzung für „Steirischer Herbst“)
 öst. Weltbild + Experimentierfreudigkeit
o lässt sich im Steirischen Herbst erkennen
o Avantgarde
 Kunst – Öffentlichkeit
o Skandale des Steirischen Herbst zeigen dieses Verhältnis
 Steirischer Herbst:
o internationales Festival für zeitgenössische Kunst
o Gründer: Hans Koren
o Merkmal: Vernetzung verschiedener Kunstdisziplinen
 Mehr- bzw. Allspartenfestival
 50er und 60er
o Bemühen, öst. Nationalbewusstsein zu schaffen, das sich vom übrigen dt. Sprachraum
abgrenzen lässt
o Literatur:
 spezifisch österreichisch?
 vorwiegend an Barocken und Katholischen Traditionen gesucht
 experimentelle Literatur
 boykottiert, bekämpft
 Vertreter fanden kaum Anerkennung
 Wien:
o Rückgriff auf Tradition hielt länger an als in Peripherie, Graz
 Graz:
o zweitgrößte Stadt Österreichs (250.000 EW)
o Mythos: heimliche Hauptstadt der öst. Gegenwartsliteratur
o 1959 Forum Stadtpark, etc (Folie!)
 es entstand „Grazer Gruppe“
 einige Mitglieder: W. Bauer, G. Falk, B.
Frischmuth, P. Handke, W. Hengstler, K. Hoffer,
A. Kolleritsch, H. Eisendle, E. Jelinek, G. Jonke, G.
Roth, H. Sommer, M. Scharang, A.P. Schmidt
 Forum umfasste Literatur, Jazz (Musik), Dokumentation,
Film
 Literatur führend
 es fehlte in Ö eine wirksame Avantgarde
 Produktion: spezifisch öst. Tradition suchen,
etablieren, sich darüber definieren und von
bundesdeutsche Literatur abgrenzen
o engstirnige lokale Kulturpolitik
 mit reaktionäre Kulturmafia konfrontiert
 kompakter Widerstand
 dadurch profilierte sich Avantgarde
 Literaturzeitschrift „Manuskripte“: Autoren 1961 Aufnahme, obwohl in
Wien kaum Interesse an ihren Arbeiten bestand
 1968 Erfolg der „Manuskripte“ eingestellt
54


H.G. Haberl:
o Folie!
o über Steirischen Herbst
o Grundlagen für spatenübergreifende, multidisziplinäre
Ausrichtung des Festivals
o Autonomie der Künste
 auch im Gründungsjahr des S.H. gegeben
Umbruch der Gesellschaft
o öffentliche Kunstaktionen
o z.B. Weibel
o Aufsehen und Ärger erzeugt!
o Aktion / Happening
 Kunst und Revolution
 hier knüpfte S.H. an
 HS 1 im NIG Uni Wien
 Kritik an Avantgarde
o

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
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




Enzensberger
 sei Betrug, Selbstbetrug
 Avantgarde hat Rechte verwirkt, wenn sie staatliche Unterstützung erhält
 verurteilt den Begriff des Experiments
 Künstler schiebe Verantwortung von sich ab
o viele hielten an Institution fest
 Manuskripte!
 mit Kunst kann man etwas bewirken
o Michael Schar ??
 ebenfalls Kritik
 Manuskripte
o Wittgensteins Sprachkritik – Gesellschaftskritik (sollte realisiert und verändert werden)
nicht mehr alles war auf Wien konzentriert (s. Stadtpark)
Salzburg, Linz, Graz – Kulturzentren
Eröffnungsrede Hans Koren
o Eröffnung des Steirischen Herbst
o Sinn und Zweck des S.H ist Rechenschaft der künstlerischen Leistungen
o andere Nationen: gegenüberstellen – Wettstreit!
o Betonung des Lokalen und Regionalen
Konzept: Kunstrichtungen übergreifend + Wissenschaft
Wiener, Salzburger, Bregenzer Festspiele
o dazu kam Grazer Festspiele
o man wollte nicht mit Sbg konkurrieren
Bezug zur Habsburger Monarchie
o durch Verbindung mit Italien und Jugoslawien
 Länder von Trigon – Biennale (für bildende Kunst) – Koren = Gründer
 im Künstlerhaus Graz veranstaltet
internationale Malerwochen
o Nähe Graz
1. Steirischer Herbst
o freie Institutionen beteiligt
 unter Generalthema vereinigt
1969
o 650.000 Schilling erhalten für alle Kunstveranstaltungen zusammen
o Koren: Stellvertreter der ÖVP – brach keine größeren Summen
55
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




Bundespräsident (Jonas) nahm nicht daran Teil
Emil Breislach
 Gründer Forum Stadtpark
 Intendant Landesstudios des ORF in Graz
 „Salzenburger Fetzenspiele“ – so Grazer Festspiele bezeichnet
magere Unterstützung!
o konnte sich trotzdem schnell etablieren
o bekam im Ausland aber Anerkennung (bevor er sich in Ö durchsetzen konnte)
o Musik!
1970
o Jonas nahm zum ersten Mal teil
o Unterscheidungsmerkmale des S.H in drei Thesen (Koren)
 Symbiose von bildender und darstellender Kunst, Musik und Wissenschaft
 bewusste Einstellung auf Gegenwart
 Weltoffenheit
 …siehe Trigon-Biennale, hatte damit auch zu tun
 z.B. „intermedia urabna“ – Themen passen zu Thesen
 Workshop-Präsentation aus begehbaren Environments
Besucher aus dem In- und Ausland
o 1975 (?)
neue Richtungen im Theaterwesen durch S.H (in den 1970ern)
o Horwarth, Ionesco, Bernhard, Konetti
 neue Akzente
o scharfe Abrechnungen
o 80er:
 Jelinek, etc
literarisches Gebiet
o Formen der Selbstverwaltung
Gegengründung zum konservativen „P.E.N. Club“
o Graz: Image einer progressiven Avantgardeszene
 Geschichte:
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Geschichte der Skandale
anstößig empfunden Plakate
 z.B. „Body language“ – Körpersprache
 Film: „Selbstverstümmelung“ – Anschuldigung der Pronographie
 „Gespenster“ – W.Bauer
 wochenlange Diskussionen
o v.a. sobald es im Fernsehen gezeigt wurde, nicht durch Theater
Programmdirektorium
 Autonomie der Kunst ab 1975
 keine Politiker mehr Programmdirektorium
paradoxe Position
 Pluralismus war enorm
 von vornherein keine durchgehenden programmatischen Linien –
konsequent inkonsequent, programmatisch unprogrammatisch
o kein Programm zu haben war das Programm
verstand sich selbst als Probebühne für die Moderne
Festival der Gegenwartskultur (Haberl)
 nomadische Strategien der Kunst
 nomadisches Prinzip des Denkens im Anschluss an Flussers Theorien
 Geschtspunkte einer geistigen Mobilität (Folie!!)
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 Nomadisches gegen Sesshaftes ausgespielt
 Post-Moderne! (neuer Begriff kommt hinzu)
Vilém Flusser
 Medienphilosoph (schon verstorben)
Peter Strasser
 Problem der Nomadologie ist ein Problem der Avantgarde
 Skepsis gegenüber einer autoritären Avantgarde
 Begriff kommt ja eigentlich aus dem Militär
 traditioneller Begriff:
o Pioniere geben vor, in welche Richtung die Masse der
Gesellschaft gehen soll
Nomadologie
 Festival muss von einem Standort zum anderen wandern
 nicht wie in Sbg, wo es immer die gleichen Spielorte gibt
 z.B. Fabrikshallen
 es gibt keine „Heimat“ für den S.H
1989
 Thema „Chaos und Ordnung“
 großer Erfolg
 letztes Jahr des Intendanten Peter Vujica
1990
 provinziell avantgardistisch
 Abkehr davon
 Haberl neuer Intendant
 bekannte sich zu Improvisation, Grenzüberschreitung
„Identität – Differenz – eine Topographie der Moderne“
 Ausstellung
 wollte zeigen, dass sich Moderne blind gestellt hat
 1. Station der Kritik der Moderne
 Peter Weibel
 neue Formen der Individualität
o durchlässig für das Fremde
1993 – „Kontext Kunst“ (durch Weibel)
 2. Station der Kritik der Moderne
 ökonomische, ökologische, soziale Kontexte
 Rückkehr des Realen in die Kunst
 „white cube“ (Weißer Würfel)
o Metapher für nordamerikanische Kunst
o soll Reinheit der Kunst zeigen
o Kritik der westlichen, weißen Kunst
 von „outside des white cube“
1996 – “Inklusion : Exklusion”
 3. Station der Kritik
 wieder von Weibel
 Folie!
 imperialer Diskurs
 dagegen wendet man sich
 Grenzen ziehen zwischen sich und anderen
 Völkerkundemuseum (Kunst der „Primitiven“)
 KHM „hohe“ Kunst
 Remapping der kulturellen Geographie
 Recht auf Differenz
57



 gewährt noch nicht das Recht auf Egalität
bei Ausschluss: Konsens? Zustimmung?
verstand sich als 1. Versuch im dt. Raum ein Fragment der kult. Geographie zu
entwerfen
 Migrationsprobleme thematisiert
 hinweisen auf Probleme der Ausgrenzung
Weibel verweist auf Musils Kakanien „Der Mann ohne Eigenschaften“
 Ö als ehemaliges hegemoniales Land hätte bis heute Probleme mit der
postkolonialen Identität
o Ö weiß nicht, wer es ist
o Musil hätte das so erkannt, wie sonst keiner
o deshalb kann man auch sagen „Das LAND ohne Eigenschaften“
o Musil beschreibt postkoloniale Probleme der (fehlenden
Identität)
 auch im Bezug auf die Doppelmonarchie
 Völkervielfalt in K+K-Monarchie
 nationale Identitäten durften nicht stärker
werden als die Identifikation mit dem
Habsburger Reich
o durften also nicht ausgedrückt werden
o nur „Namen“ statt „Realien“
 für Weibel ist die Beschreibung ähnlich wie die
Afrikanischen Staaten (postkolonial)
 Identität kam nicht von sich aus
 Skepsis gegen sich selbst in Ö
 an diesen Punkt knüpfte der S.H und Weibel an
 Weibel findet hier Argumente für die Kritik am
Nationalismus
 MUSIK
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o
neue Wege
nicht alle Aufführungen waren erfolgreich
MusikTHEATER
 Oper
 setzte auf Sicherheit
 lag auch daran, dass Opern einen größeren finanziellen Aufwand
betreiben müssen
 daher gingen sie mehr auf das Publikum an
o „Revolte, Rettung und das Ich“ (Folie) – 2001
 Musikprotokoll – Motto
 Architektur
o „latente Utopien“ – 2002
 Betrachter soll nicht nur betrachten sondern auch tasten, spüren, die Architektur
greifend begreifen
o gekonnter Mix aus Kunst, Wissenschaft und neuer Wahrnehmungsphilosophie
 man kann sich in architektonische Werke hineinbegeben
 konnte nicht immer mit der Öffentlichkeit rechnen
 SKANDALE
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1988 – „Schuld und Unschuld der Kunst“
 Werner Fenz
58


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o
o
o
Bezugspunkt 1938 – 1988
Orte in Graz, die in NS zeit an exponierter Stelle standen, künstlerisch zu
gestalten
 sich damit auseinandersetzen
 es wurde auch etwas beschädigt
o Kabel durchgeschnitten
o „11 schönsten Sounds der Welt“
 dagegen protestiert
 Hans Haarke
o Siegessäule der Nazis
 „Und ihr habt doch gesiegt“ (Spruch darauf)
 Nachbau (Obelisk)
 Mariensäule mit Holz verbaut (wie auch Nazis es
gemacht hatten)
 Spruch (oben)
 widmete sie der Besiegten der Steiermark
(Opfer) – steht mit Zahlen darauf
 Heftiger Protest!!
 Brandanschlag von Neo-Nazis
o Kunstwerk und Mariensäule darunter
wurden beschädigt
 Kluft!
 Konzeption von Kunst, die in Museum nicht realisierbar
ist
o wollte Wirkungslosigkeit aufbrechen und überschritt damit eine
Kunstnorm
 öffentliche Meinung: Freiheit der Kunst ist die Freiheit, dass man sich der Kunst
entziehen kann
 d.h. die Kunst gehört ins Museum und nicht in den öffentlichen Raum
 Medien spielen bei Skandalisierung eine bedeutende Rolle!!!!!
 genauso wie bei „Gespenster“, Fernsehübertragung
o Leserbriefe in Zeitungen
o gegen „entartete Kunst“
 dann gab es Proteste
man berief sich auf traditionelle Werte – Gegner des S.H
 Traditionalismus
 tw. mit NS-Einschlag
 das stärkte den Zusammenhalt der Künstler des S.H
 Kulturkonservative
 Forum Stadtpark änderte sich nicht
Parallelwelten
entstehen durch Überschreitung der Normen
 macht klar, welchen Normen der Alltag folgt
Kunstnorm:
 Was ist Kunst?
 andere Beantwortung als weite Teile der Bevölkerung
o nicht Publikumsgeschmack!
staatliche Subventionen ?
 Problem: Anspruch avantgardistisch formend zu sein
 keine moralische Frage sondern eine Art von Etablierung im Sinne einer neuen
Norm
 widerspricht dem, was Avantgarde sein sollte
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Fähigkeit, neue Ideen zu verbreiten
 + Verbindung
 vertritt keinen Purismus
 kommt dadurch an größere Publikumsmenge heran
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