Österreichische Kulturgeschichte Innerhofer WS 2011/12 1. Einheit Terminologie „Österreich“ und „Kultur“ (kurze Einführung) 2. Mittelalter Vom Kloster zum Hof, von den Babenbergern zu den Habsburgern österreichische Kultur im Mittelalter beginnt ab ca. 8. Jh. (750-1500) 1. „Die Literatur des Frühmittelalters im Raum Passau, Salzburg, Brixen, Trient“ o BISTÜMER 2. „Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol o LÄNDER klösterliche Kultur o vermischt über Europa sprachliche Differenzen der moderne Arthusroman o Heldenepik o österreichisch / bayrischer Raum gilt nicht für alle Texte (z.B. in Tirol situiert), aber im ganzen Raum „vertreten“ spezifisch österreichisch: o Werke und Autoren z.B. Nibelungenlied am Hof eines Bischofs niedergeschrieben (hier gearbeitet: Walther von der Vogelweide; Bischof: Wolfger von Erla (an der Enns) – zuerst Bischof von Passau, dann Aquileia (Patriarch) ) o „Pelzrock“ (1203 bekommen) = Geschenk von Bischof an Walther von der Vogelweide o Bischof: Lehrbücher o politische Publizistik Literatur und Politik im MA stark verkettet Walther von der Vogelweide: o Begriff reicht nicht, um ihn als Österreicher zu bezeichnen Vorauer Handschrift: (Bücher auf Folie!) o o o o o o eine Reihe von Texten in dieser Handschrift überliefert Deutsch + Latein vermischt aus letztem Viertel des 12. Jh. beginnt mit „Kaiserchronik“ (bis Friedrich III.) viele Texte verweisen auf die Bibel Beginn: fast alle auf AT bezogen 2. Teil des Mittelteils: NT (Leben Jesu, Apokalypse) „Alexanderlied“ zwischen den „biblischen“ Texten „Gelenksfunktion“ 1 o o o o Alexander der Große (kommt in Bibel auch vor) löst persisches Weltreich ab, gründet griechisches zwischen Schöpfungs-(?) und Heilsgeschichte – daher Gelenksfunktion endet mit Glorifikation des aktuellen Kaisers (Friedrich Barbarossa) Pergament Tierhaut Seiten: gestickt Verweis auf Augustiner in Vorau Anfang groß gekennzeichnet + bei Alexanderlied Wichtigkeit des Textes wird betont Entstehungsort (Alexand.lied) nicht bekannt „Frau Ava“ Reiche von Dichtungen über Jesu verfasst lateinische Kenntnisse bzw. von Söhnen (Kleriker) übersetzt Gedichte in Kloster entstanden typisch für frühmittelalterliche Kultur: Platz zwischen Kloster und Welt Bsp. Dichter Neidhart o ritterlich-adelige Kleidung o Personen um ihn: kleiner dargestellt Stände unter ihm (auch an „verzerrten“ Gesichtern zu erkennen) o nach Walther von der Vogelweide o wichtige Position o Echtheit vieler Texte nicht klar Nachahmer! o Minnesänger Spiel zwischen Gesellschaft und Dame neue Elemente: Natur (Jahreszeiten, z.B. Winter- und Sommerlied) Personen kreiert soziale Komponente o andere Stände als Adel o Sommerlieder in Natur, Dorf/Hof er tritt auf fröhliche Gesellschaft bekommt Frau Gespräche: Frauen über tollen Neidhart einfache Melodien o Winterlieder getragen vorgetragen Rheuentaler tritt auf Bauerntölpel („dörper“) nehmen Mädchen weg benehmen sich nicht höfisch Abwesenheit des Sommers wird beklagt o andere: Schwierigkeiten, Lebensunterhalt damit zu verdienen o hatte 2 Gönner o 1230/31 Gönnerwechsel nach Österreich 2 o o o o o o o o Regierungsantritt des letzten Babenbergers Friedrichs II., des Streitbaren (bis 1246, Tod in der Schlacht an der Leitha); Ermordung Ludwigs I. von Bayern 1231; Kämpfe zwischen Ludwigs Nachfolger Otto und Friedrich Realitätseinsprengsel: Ortswechsel erkennbar ursprünglich: Rheuental (Bayern) dann bei angesehenem Österreicher im Dienst (Friedrich II.) Lehen im Raum Mödling viele/manche Lieder so überliefert, dass sie rekonstruiert werden können Anspielungen auf Österreich Fürst Friedrich der Streitbare Ende der Babenberger Übergang zur Habsburgerdynastie politisch schwierige Figur (hat immer Streit gesucht) ABER bei Dichtern kommt er gut weg o finanziell großzügige Unterstützung positiv bei Publikum Bsp. „Neidhartfresken“ Veilchenschwand von da an wird über ihn gedichtet legt sich mit Bauern an Neidhart Gegenstand der Fresken Schweiz, Innsbruck, Wien, Deutschland = weit verbreitet gibt es heute noch (nicht ganz sicher, ob es z.B. in Wien Neidhartfresken sind) z.B. Spiegelraub, Burg, Schlachtszene, „Schneeballschlacht“+Schlitten höfisches + grobes = typisch Biographisierung: Neidhartschwänke (Veilchenschwank) Neidhart Fuchs (Schwankroman) an Habsburgerhof: „Neidhartgrab am Stephansdom“ möglich: Hofnarr, der sich als Neidhart inszeniert hat, begraben ABER unterschiedlich alte Knochen (Überreste von beiden?) Gozzoburg in Krems Fresken: über später gebautem Gebäude nicht übermalt Farben gut erhalten Szene schwer zu beschrieben o Klostertor, Mönche, König, junger Adeliger, mit „BuddhaLegende“ verbunden Großteil fehlt Bsp. Kaiser Maximilian o = „Der letzte Ritter“ o Kaiser des römischen Reiches o aktiv in Selbstinszenierung o viel Planung z.B. Grabmal 8 Jahre vor Tod entworfen o literarische Werke hat sich verschlüsselt dargestellt 3 „Theuerdank“ Frau Ehrenreich, Tochter von König hält um ihre Hand an Reise + Angriff von Räubern Ende: erfolgreiche Werbung um Frau selbst geschrieben, vlt. Hilfe eigene Drucktüte entworfen sollte Unikat sein kunstvolle Buchstaben „Weißkunig“ 2. Hälfte des Lebens von Theuerdank Druckwerk Versuche der Selbstdarstellung „Ehrenpforte“ Adventus = Einzug eines Herrschers in die Stadt o Triumphwagen o Musikkapellen Maximilian: gedrucktes Adventus o von Dürrer entworfen o Bild + Text o oft moderne Methoden „Ambraser Heldenbuch“ (Texte auf Folie!) benannt nach langem Aufbewahrungsort z.B. „Erec“ dadurch erhalten Texte aus höfischer Literautr Heldenepik Kurzerzählungen Maximilian hat nach vielen Vorlagen gesucht o 1. Mittelalterphilologe von Hans Ried geschrieben o schöne Handschrift o gesucht von Maximilian o 10 Jahre geschrieben, ABER dennoch keine Schriftabweichung Tierdarstellungen o Detailgenauigkeit o Drache, Löwe wirken eher wie Haustiere Illustrationen o auch nackte Frau unter Baum (Evamotiv) musiziert = verführerisch zu Ende gebracht 1517 „Riesenbuch“ o Größe o Eröffnungsbild (große Ritter) „Wunderkammern“ o Teil der höfischen Kultur o Aufbewahrungsort von wichtigen Dingen von Fürsten, z.B. heilige Lanze o im Schloss Ambras „Innsbrucker Hofkapelle“ 4 klösterliche / höfische Kultur der Babenberger, der Habsburger; weniger österreichische Kultur Bsp. „Chronik der 95 Herrschaften“ o fiktive Herrschaften o wird immer umbenannt, bis es schließlich Österreich heißt o „biblische“ Geschichte o möglicher Verfasser: Leopold von Wien Theologe o Wappenwand in Wr. Neustadt (Georgskirche) Teile zu finden (Motive) 5 3. Renaissance und Humanismus Paracelsus Medizin, Astronomie PARACELSUS o Künstlername (selbst gegeben) o Theophrastus Bombastus von Hohenheim o in Einsiedeln, Schweiz geboren 1492/93, gestorben 1541 in Salzburg Warum ist er wichtig? o 1. Übergang von MA zur Neuzeit im MA verwurzelt neuzeitlich: Prinzip des Zweifelns Traditionen hinterfragen Haltung einer Opposition einnehmen o 2. Spannungsfeld von Religion und Wissenschaft kennzeichnend für diese Zeit (nicht spezifisch österreichisch) o 3. Medizin an der Schnittstelle von theoretischem und praktischem Wissen Kultur nicht nur auf Literatur beschränken (in VO!) Medizin Wissen und Anwendung greifen ineinander aufschlussreich für Kulturbegriff, der sich auch auf Handlungsweisen stützt er wird immer als Österreicher genannt + in Zusammenhang mit österreichische Kultur genannt o Zuordnung nicht selbstverständlich, DENN Schweizer nennen ihn auch den Ihren Name: o „Dekisierung“ (?) von Hohenheim o „Para“ = griechisch „bei, von“ o + „hochgestellt“ viele Schriften von ihm, aber wenige biographische Dokumente (siehe unsicheres Geburtsjahr, Namensgebung) o naturwissenschaftliche und philosophische Schriften o theologische Schriften o nicht alle erfasst (später auch weitere zugeschrieben, die nicht original von ihm sind) damals: o S-Tirol, Slowenien bei Österreich o Burgenland noch nicht dabei 1493 – 1519 Herrschaft Maximilian I. o Selbstdarstellung o geschickte Heiratspolitik (er selbst, Söhne) Burgund, Spanien, Böhmen, Ungarn zum Herrschaftsgebiet Ferdinand I. o 1521 österreichischer Herrscher – Erzherzog von Österreich o älterer Bruder Karl V. in Spanien o 1536/27 König von Kroatien, Böhmen, Ungarn o 1531 zum römischen König gewählt o bis 1564 Kaiser des Heiligen römischen Reiches (nach Tod von Karl V.) PARACELSUS 6 Vater: Wilhelm Bombastus von Hohenheim o Hohenheim eigentlich kein Habsburger Gebiet o öst. Stammland des Vaters: Kärnten / Villach o Mediziner Wanderarzt, im Habsburger Reich 1502 (10 j.) nach Österreich mit Vater 1512 Wanderungen durch Europa unruhige Zeit für Forschungs- und Entdeckungsreisende Heeres- / Militärarzt (damals üblich) 1524 in Salzburg niedergelassen (selbstständiger Staat / reichsunmittelbar) o Sympathien für untere Stände o verwickelte sich in Bauernunruhe /-aufstände o ererbter Sprachfehler, Hemmungen konnte sich nicht wirkungsvoll verteidigen o med. Privatuni erinnert an ihn o hat ca. 1525 Salzburg wieder verlassen 1526 in Straßburg Univ.prof. für Medizin in Basel (ca. 1527) o Kampf gegen z.B. Hypokrates o „Sonnwendfeuer“ verbrannte scholastisches Lehrbuch (v.a. symbolischer Akt) 1528 Basel verlassen wegen Uneinigkeiten dann Nürnberg o Druckverbot gegen seine Schriften (4) Studien der Heilkunst o Paragranum o Paramurum o auf deutsch geschrieben, nur Titel ist Latein (ungewöhnlich) Gelehrtensprache war Latein! „unsichtbare Krankheiten“ o Pionier der Psychiatrie, Psychopathologie o Psychosomatik St. Gallen, Tirol, Innsbruck, Meran, … (kurze Aufenthalte) 1536 „Große Bundarznei“ gedruckt o sogar Titel deutsch! in Wien anscheinend Audienz bei Kaiser 1538 Heimatstadt Villach o „7 Verteidigungen“ o „Buch von tatarischen Krankheiten“ o „… wandernde Ärzte“ nur wenige Werke zu Lebzeiten erschienen dann nach Salzburg zurückgekehrt, dort gestorben o Quecksilber im Körper gefunden lückenhafter Lebenslauf o Legendenbildung (siehe zugeschriebene Schriften) lange Nachwirkung o in Romantik: als Genie gehandhabt über Undinen + anderes geschrieben o Goethe in „Faust“ auf Paracelsus berufen Faust I: Beschwörung von Elementargeistern im Studierzimmer 7 Faust II: Homunculus 20. Jh. nationalistisch gehandhabt Held, genial auch Nazis: widersprüchliche Heilkunde („Naturheilkunde“) o Feier zum 400. Todestag (1941) in einigen Städten, z.B. Nürnberg, Villach „oszillierende Mischfigur“ (FOLIE!) o Friedell in „Kulturgeschichte der Neuzeit“ o Übergangsfigur MA zum Rationalismus grundlegende Spannung seiner Figur o Neigung Magie, Geheimwissenschaft o Grundsteine für Medizin o auf Erfahrung, Vernunft gestützt eigene Betonung ABER nur, wenn man von Gott begabt ist „Erfahrener“ Erfahrung schließt Spekulation nicht aus Heilkunde = spekulative Naturauffassung! o ABER Praxis ist Grundlage, aus der Spekulation beginnen kann Medizin = Universalwissenschaft o Medizin + Theologie Wirkungsmacht der Medizin als bescheiden bezeichnet ärztliche Betreuung und theologische Seelsorge sind untrennbar! Glaube kann Leib beeinflussen, aber nicht auch umgekehrt! = Ungleichgewicht vielseitige Bidlung o Ideal der Allgemeinbildung der Renaissance war ruhelos, hin und her geworfen Werke: o fragmentarisch, schnell niedergeschireben (in Romantik als ästhetisch angesehen), keine Überarbeitungen o keine theologische Schrift zu Lebzeiten gedruckt (war gut für ihn wegen seiner Ansichten) o medizinische Schriften: nur geringer Teil veröffentlicht Zeit der Reformation! GRUNDLAGEN: o Natur – und Gotteserkenntnis o Makrokosmos (Welt) – Mikrokosmos (Mensch) Übereinstimmung! siehe auch Schnitzler, C.G. Jung Magnetiseur, Hypnotiseur o Einsicht in Seele o „Tore“ müssen wieder geschlossen werden Paracelsus: bestimmter Zugang zum Traum 4 WISSENSBEREICHE DER MEDIZIN o 1. Naturkunde und Naturphilosophie Philosophie = Liebe zur Weisheit Naturphilosophie Liebe + Erkenntnis o 2. Astronomie Lehre von den Gestirnen und ihrer Reflexe im menschlichen Körper innere Gestirne Kräfte des Himmels im Menschen reflektieren o 3. Alchemie o 8 Kenntnis der chemischen Stoffe und Heilmittel Vollendung der Natur o 4. Redlichkeit, Ehrlichkeit Virtus als Glaubwürdigkeit, Verantwortungs- und Sendungsbewusstsein des Arztes vor Gott und den Menschen Moral und Tugend FAKTOREN FÜR KRANKHEITEN – DIE FÜNF ENTIEN o Ens astrale „weil die Dünste der Planeten uns schaden … des wir in Krankheit und Tod kommen.“ Gestirneinflüsse o Ens veneni „Der Leib ist uns ohne Gift gegeben … Aber das, das wir dem Leib müssen geben zu seiner Nahrung, im selbigen ist Gift.“ Gifte im Körper o Ens naturale „Wie der Himmel ist an ihm selbst mit all seinem Firmament, Konstellationen, nichts aus geschlossen, also ist auch der Mensch konstelliert.“ von Natur aus ausgestattet, vgl. Erbkrankheiten Vorherbestimmung / Konstitution des Menschen o Ens spirituale „wenn der spiritu leidet, so leidet der Leib; denn er erzeigt sich im Leib.“ Einfluss der Geister o Ens deale „ihr wisset, dass alle Gesundheit und Krankheit von Gott kommt, und nichts vom Menschen.“ unmittelbarer Einfluss Gottes Strafe Gottes o …oft Zusammenspiel mehrerer Ursachen o Pionierleistung: Laborarbeiten! hergestellte Stoffe als Arzneimittel Experimente oft gefährliche Stoffe (Folie!) o Kunst der Alchemie sehr wichtig! Dosierung Umwandlung von Giften in Heilstoffe Rezepturen moderne Pharmazie begründet 3 URSTOFFE o Merkur Quecksilber das Flüssige (v.a. psychische Krankheiten) o Sulfur Schwefel das Brennende o Sal Salz das Feste o …gehen über die 4 Element der Natur hinaus o Elemente bauen stoffliche Welt auf o nicht quantitativ anzugeben, sondern nur qualitativ, Intensivität darstellen 9 o wichtig: Homöostase Gesundheit OK Krankheit = Störung der Interaktion (nicht unbedingt quantitativ) der Elemente Heilung = Wiederherstellung des Gleichgewichts o sympathisches Heilen (siehe Homöopathie) Therapie Behandlung des Geistes Arznei: gleicher Charakter wie Körper Giftstoffe: ordentliche Dosierung wirken alle Stoffe auf Krankheitserreger o Verdienste für damalige Zeit unbestritten (aber heute sehr wenig Information über tatsächliche Praxis) SIGNATURENLEHRE o Lehr von den Zeichen der Natur o Form, Farbe, Geruch, Geschmack, Standort, … Zusammenhänge z.B. Bohne – Heilwirkung auf Niere z.B. Walnuss – für Gehirn o beruht auf kosmischem Denken o traditionelle Heillehre, setzt Kosmologien voraus o hat Paracelsus übernommen schon früher entstanden Heilmittel sollen den Geschlechtern gemäß zubereitet / zugeordnet werden o heute: viele Testverfahren nur bei Männern mögliche andere Wirkung bei Frauen ARZNEIMITTEL-ZUBEREITUNG o 1. Magisterium höchste Stufe des Wissens zueinander passende Stoffe – gemischt o 2. Quintessenz wenn Natur über gewöhnlichen Grad gestärkt wird Destillation – Flüssigkeit = Quintessenz o 3. Arkanum Substanz zerstören, z.B. Oxidation dann Wiederherstellung (WIE ist unbekannt) o 4. Elixier Veredelung innerer Erhalter des Körpers (vgl. Balsam – außen) für chronische Leiden wirken reinigend edelste Stoffe aus Naturreich Lehrstühle für Chimiatrie nach Paracelsus‘ Tod viele „Interessengebiete“ o wo Lebensprinzip wirksam o kühler Beobachter der Natur o poetische Erfassung der Natur Mensch = irdisch-himmlisches Kompositum „astronomia magna“ o ein Hauptwerk o Kombination Gestirne + anderes o Mittelpunkt des Makrokosmus, außergöttliche Welt = Anthropozentrismus o limus = Urmaterie aus Himmel und Erde 10 Mensch daraus gemacht beides nat. Teile Mensch = Auszug aus ganzer Welt o übernatürlicher Teil: bes. Weisheit o nat. Teil: Energie, Astrologie (Kunst Sterndeutung), Signatum (Signaturenlehre) kein alttestamentarisches christliches Weltbild keine Unterscheidung zw. rationalem und nicht rationalem Wissen Mensch – Erde – Gestirn = Zusammenhang (?) Aufstand gegen Autoritäten neuer Stellenwert des Wissens für menschliche Existenz Kirchen- und Kleruskritik: o Analogie zu Luther (Wort Gottes = einzige Offenbarung) o Kirche = entbehrlich, überflüssig (Klerus) o Züge neuzeitlicher Subjektivität o Einsicht in Reformbedürftigkeit der Kirche enger Kontakt zu unteren Schichten (Wanderarzt!) Kaiser = Stellvertreter Gottes, Boden gehört allen (kommunistische Züge) Astrologie möglich: o Einflüsse der Gestirne Menschen steuern nicht entgegen Pessimismus o Unerfüllbarkeit der Ideale ihm ist viel zugeschrieben worden o objekt- und personenbezogene Arbeit (Erfahrung) o Chemiatrie darauf aufgebaut o fast alle Schriften + Vos in Basel auf Deutsch o „öst. Luther der Medizin“ o Wirkung erst NACH dem Tod Zeit der Umbrüche! (MA – NZ) 11 4. Barock Architektur – bildende Kunst – Theater - Fest Wirkungsgeschichte: Stil und Lebensweise urspr. kunsthistorische Bezeichnung, heute allg. kulturhistorischer Begriff ausgeprägter Repräsentationshabitus politische Kultur der ästhetischen Repräsentation Markenzeichen der kath. Kultur der Neuzeit o 17. Jh. Wiedererstarkung des Katholizismus o in kath. Ländern kam Barock zur Blüte o Förderer: Kirche, Aristokratie Gegenreformation o neue Kirchenbauten, Ausrüstung o barocke Gesamtkunstwerke (in Protestantismus nicht so sehr) Muße und Verschwendung entfaltet sich hauptsächlich in polit. Rahmen der Gegenreformation Akademiegründung durch Leibniz scheiterte Austreibung v. Juden in NÖ und Leopoldstadt (2. „Wiener Ghetto“) o aus 1. „Ghetto“ rund um Judenplatz schon im 15. Jh. vertrieben Pestwellen o Wiener Pestsäule (1693) Flugblätter o wichtigstes Kommunikationsmuster Türken als Nichtchristen bekämpft o mit Waffen und Beten o „Strafe Gottes…“ periodisch erscheinende Zeitungen o „Wiener Zeitung“ seit 1703 = 1. Zeitung o Ö eher langsam in Entwicklung der Öffentlichkeit Phänomen der Hochkultur, v.a. Kunst + Architektur, NICHT Theater Musik o nonverbale Tradition / Erscheinung o multinationale Klammer Bezeichnung „Barock“ gabs im 17./18. Jh. nicht o ach nicht Bewusstsein von Kulturrichtung o in 19./20. Jh. Gedächtnisort Barock Nationalbewusstsein „Barock ist die Art, wie Ö lebt“ o nationales Gesamtkunstwerk (v.a. in Wien) o ländliches Klischee (Alpen) vs. städtisches Klischee (Barock) kommt aus Italien Lukas von Hildebrand o wichtiger Architekt im Barock aus Rom anständige Kunst nach Wien Stärke des öst. Barock o Mischung aus allen Ländern Ö = Vielvölkerstaat! 12 Karlskirche o zum Dank an Rettung aus der Pest gebaut o Finanzierung aus allen Erbländern Symbol für Zusammengehörigkeit span. Spital o ebenfalls Länder /Kronländer vertreten o mit Altären Landespatronen gewidmet (mussten finanzieren) 1718 o „in päpstliche Kirche kommt es mehr auf Sehen als auf Hören an“ Protestanten: von Gott abgelenkt durch sinnliche Pracht (umgekehrt im Katholizismus) Zedler in Universallexikon (1740) o Ö: immer Ostern, niemals Fasten o Gegensatz Katholizismus/Protestantismus angesprochen Albert Ilg (Kunsthistoriker) o 1880: „öst. Wesen ist leibhaftige Barockfassade“ lustig, niemals langweilig o Völkervielfalt der Habsburger Monarchie mit öst. Barockkultur „gleichgesetzt“ polit. Aussagen: o neue Burg (Nat.Bib.) o Natur- und Kunsthistorisches Museum o Neubarock: neue Interpretationen des Barock Multikulturalität als Stärke hervorgehoben Franz Ottmann „Ewiges Österreich“ (1928) = Sammelband o Grundcharakter der öst. Kunst Austrofaschismus Ernst Marboth (Kulturpolitiker der Nachkriegszeit) o „Österreichbuch“ (1948) o übernationales herausgehoben o Flucht aus öst. Mitschuld am Nationalsozialismus 1683 Besetzung der Türken (VOR Barock) 1938 wird als analog gesetzt Nazideutsche = Türken des 20. Jh. „Übermachtung durch das Deutsche“ Gründung der 2. Republik (Belvedere = barockes Ambiente – Vertrag unterzeichnet 1945) o Ö = 1. Opfer des Nationalsozialismus Hans Sedlmayr (Kunsthistoriker) o 1947: Ö = Idee der schöpferischen Mitte aller Spannungen Verlust aller barocken Prinzipien kritisiert Böhm: „Blutmischung“ wesentliches Element der öst. Idee des überzeitlichen Wesens + Selbstbild Ös Strömung der Kunst und Architektur 1. kath. Länder Europas, dann auch prot. Länder Prunk! Entfaltung der höfischen Kultur (Josef I., Karl VI.) Salzburger Dom, Mausoleum in Graz, Teil der Hofburg (leopoldinisch) o aus Italien europ. Höchstleistungen in Architektur o Bsp. Pläne Schönbrunn, Belvedere o Klosterbauten z.B. Melk, Altenburg 13 o 3-Faltigkeitskirche in Stadl-Paura Maria Theresia o Spätbarock o Überleitung Klassizismus, Rokoko Repräsentationskultur: Schloss Schönbrunn (markantes Bsp.) o 1. Auftrag im 17. Jh. o Erlach als 1. Architekt bestimmt (1688) o Versuch, Großartigkeit von Versailles übertreffen o Schloss sollte auf Höhe Gloriette stehen o Kulisse für Welttheater o Plan scheiterte an Geldmangel! o Kein volksnaher Herrscher o ursprünglich als Jagdschloss gebaut o nicht in 1 Zug gebaut worden „Patchwork“, versch. Architekten Maria Theresia: Sommersitz des Königsstandes Umbauten (Audienz- und Wohnräume) Inneneinrichtung: Rokoko Schlosstheater (Haydn, Mozart) Schlosspark: Symmetrie „Zierparterre“ (heute nicht mehr) o künstlich! Natur + Kunst 3. Natur = Idealnatur zeigt sich im barocken Park (M.T.) Tiergarten m. Garten – letzte Ausbauphase Gloriette + Neptunbrunnen + Obelisk + -brunnen Arkadengang schließt Garten optisch ab Denkmal für gerechten Krieg (der zum Frieden führt) ab 1779 (?) für Öffentlichkeit zugänglich universaler religiös motivierter Herrschaftsanspruch gezeigt + Hofburg erweitert Ausstattung Kirchen o Repräsentation o v. Größe der kath. Kirche überzeugen o sinnliche Überwältigung Karl VI. o Klosterresidenz in Klosterneuburg Projekt aus finanziellen Gründen nicht realisiert o Kaiserstiege Stift Göttweig er steigt in Himmel o Karlskirche erbaut Votivbau Verquickung der Welten propagandistische Elemente monumentale Wand- und Deckenfresken (Rottmayr – öst. Barocktradition z.B. in Melk) Barockplastik 14 o o Donner! in höfische – alpenländische Strömungen Land + Stadt Hang zum Gesamtkunstwerk o Architektur, Malerei, Skulptur o z.B. Prunksaal in Nat.Bib. o Schloss + Park Belvedere o religiöse Gesamtkunstwerke! o Begriff eig. von Richard Wagner o im 19./20. Jh. ästhetisches Gesamtkunstwerk Kunst ist Selbstzweck (anders als im Barock!: Zweck für Kirche und Herrscher) o Schloss: groß, geschmückt, breite Stiegen, Wand- und Deckenfresken Macht des Herrschers! Absolutismus o Belvedere: Sommerschloss von Prinz Eugen von Savoyen Prinz Eugen von Savoyen: Feldherr, Sammler, Kunstmäzen homosexuell o passt eig. nicht in deutschnationale Heldenverehrung o zu Lebzeiten bekannt Sammlungen z.T. in Nat.Bib. Bauherr o bauen = zentrale Tätigkeit des Adels (Selbstdarstellung) Stadtpalais (Erlach, Hildebrandt) o heute: Finanzministerium Garten o barocke Tradition, Interesse an Naturwissenschaften o allegorisches Programm (Skulpturen, etc.) 1919 Besitz der Republik Österreich Museum Kulisse d. öst. Staatsvertrages (bewusste Anknüpfung an barocke Tradition) Barockoper musiktheoretische Neuerungen repräsentative Öffentlichkeit o „sehen und gesehen werden“ gesellschaftlicher Rahmen wichtig Inhalt der Stücke o Apotheose der Herrscherhäuser Kaiser Leopold I. o 2 Theater 1. Commedia del’Arte = pure Unterhaltung 2. zur Repräsentation o Wien = Theaterstadt Prunkaufführungen Höhepunkt d. höf. Kultur von Karl VI. und Leopold Finanzierung 15 o o oft Verschwendung Anwachsen der Zahl der Armen innen Kultur, Theater – außen Armut (keine Beachtung) Repräsentation o Musik, Maskerade, Wasserspiele o 67 Szenen, 9stündige Aufführung in Prachttheater (heute Nat.Bib.) für Kaiserin Zulassung aller Leute o italienisch gesungen Jesuitentheater o Höhepunkt: Gott o lateinisch o heilsame Erniedrigung zur Demut o Ohnmacht Kunst + Kultur o Übersteigerung o glanzvolle Fassade o darauf folgendes Krisenbewusstsein o Spektakelkultur 16 5. Experiment Aufklärung Wolfgang Amadeus Mozart genannt bei den berühmtesten Österreichern (neben Hitler, Schwarzenegger) Mozartjahr 1991 (200. Todestag) o Diskrepanz zwischen Kenntnis (klassische Musik) und Zustimmung Denkmäler, z.B. in Salzburg, Wien (1816, 1896) o nach Tod Wagners, damit nicht jemand anderer, ein Nicht-Österreicher, vor Mozart ein Denkmal bekommt Erfindung einer Tradition (Mozartboom ab 1794) o Mozart als Marke (Schutz des Namens wurde beschlossen) o Name als Produktname marktwirtschaftliche Orientierung, Kommerzialisierung (ab ca. 1906) o Fremdenverkehrswerbung 2 Mozartideale o klassisch o Rock Faszination verbunden mit Geniekonzept (self-made-man) o Edgar Zilsel: Abhandlung „Geniereligion“ (1918) Seltenheit eigene Gruppe Unsterblichkeit 2 Genietypen: (tragischer Held, Märtyrer) Mozart passt in keines der beiden Bilder gut hinein Wunderkind! o aber oft „nur“ europäisches Wunderkind, nicht unbedingt österreichisches er übte KRITIK o setzte sich mit Gegebenheiten seiner Zeit auseinander o „Was in unseren Zeiten nicht gesagt werden darf, wird gesungen“ Politik + Kulturpolitik: „Mozart ist unser!“ Wiener Hofoper o Eröffnung: Don Giovanni Hommage o Mozartfilm (u.a. „Reich mir die Hand, mein Leben“) o Amadeusfilm (8 Oscars) o Theaterstück über ihn (bis Broadway) o Produkte mit seinem Namen o Denkmäler österreichisches Lieblingskind Zeit Joseph II. o Nährboden für Mozarts Erfolg Förderung durch Kaiser 17 6. Romantik: Schloss und Park Schloss und Park Laxenburg Barock vs. Romantik o barocker Garten vs. „englischer Landschaftsgarten“ in Renaissance: o Garten als „Wunderkammer“ mit exotischen Pflanzen im Barock: o Symmetrie o schaffen einer dritten Natur = Künstlichkeit o Buchs – Bukett – Wald englischer Landschaftsgarten o Vorbild: Landschaftsgemälde aus dem 17. Jahrhundert o die Natur / der Park als Erlebnisraum o im Barock: Feste in Parks o in Romantik: Spaziergang durch einen Park erleben o Individualität, Irregularität o Asymmetrie o sich schlängelnde Wege und Bäche o Abgrenzung eines Parks zur Umgebung sollte nicht in Form von hohen Hecken sichtbar sein deshalb: ganz niedrige Mauern, die kaum sichtbar sind o Franzosen bezeichnete ihn als „wildes Durcheinander“ o kaum Blühpflanzen Schloss und Park Laxenburg o im 18. Jh o 250 ha Grundfläche o Vorbilder: Schloss und Park von Betz nachgebaute Ruine o konstruiert! (Steine, Moose, Pflanzen) Park von Erminonville Tour Gabrielle o runder Bau o Mittelalterideal o lange Zeit die Frühlingsresidenz der Habsburger o Ereignisse: Flitterwochen von Franz Joseph und Elisabeth Geburt von 2 Kindern von Franz Joseph und Elisabeth o Dynastie soll mit Franzens- und Habsburg natürlich und geschichtlich legitimiert werden o Ort der Identifikation; neue Vaterlandsliebe auf der Suche nach Identifikation mit Österreich o Nachbau der Franzensburg in der Schweiz wurde nicht zur Gänze realisiert (finanzielle Gründe) o vieles wurde „entbarockisiert“ – gothic revival Rache am Barock (hier wurde vieles Gotische zerstört) o Nostalgie: Berufung auf Mittelalterideale / Bauten aus MA o Ende 19. Jahrhundert ging das Interesse an Laxenburg wieder zurück Franz Joseph zog Schönbrunn vor 18 o o er kritisierte die „Wildheit“ des Parks seit 2003 als ältestes Museum der Habsburger wieder eröffnet Gebäude: altes Schloss aus dem 13. Jh wurde mehrmals renoviert (verfallen, dann Türkenbesetzung, nach den Weltkriegen) blauer Hof nach Sebastian von Blauenstein benannt von Lukas von Hildebrandt geplant Stufen: Kaiserstein verwendet Alleen führen sternförmig zum grünen Pavillon (Lusthaus) o Sternform: typisch Barock barocke Prachtentfaltung! Ort der Selbstrepräsentation Franzensburg nach Franz I. /II. benannt Bauherr hat aber nie dort gewohnt auf Insel gelegen, auf dem ca. 75 ha großen Schlossteich o Ruheinsel inmitten der Verkehrsachsen o Rückzugsort Anlage: o Turnierplatz (wurde für Festivitäten genutzt) o Rittersäule o nachgebautes MA-Gefängnis (wurde aber nie verwendet) o Moschee innen: Ringelspiel, um die Religion des Feindes Lächerlich zu machen Haus der Laune Vorbild: Villa Patagonia in Sizilien Maria Theresia von Neapel lies es bauen nach außen durch einen Holzstoß getarnt stimmte mit bürgerlichen Konventionen nicht überein im EG: Räume für Musik und Theater viele Kabinette: Musik, Bilder, Literatur o höhere Leidenschaften intime Atmosphäre innen o durch viele Bilder, Karten, Zetteln nach ihrem Tod 1807, lies man ihre Bauten abtragen wurde in ein normales Gartenhaus verwandelt Felsengrotte wurde nicht vollendet, denn eigentlich war eine Burg darüber geplant Stein = Natur + Kunst Brücke aus Stein 19 7. Biedermeier und Vormärz Das Wiener Volkstheater Beginn frühes 18.Jh. Phänomen der Massenkultur (Unterschied zum barocken Theater) WIRKUNG hohe Zahl an Aufführungen o belegt Breitenwirkung des Theaters Otto Rommel o Standardwerk o 3 Volkstheater in Wien – rund 1000 Aufführungen pro Jahr 1860 o bis dahin 18000 Spielabende (Abgang Nestroy) 1781 in Leopoldstadt; an der Wien 1788 in Josephstadt …nicht die einzigen! A. Stranitzky o Tradition des Hanswurst Kärntnertor Theater (Nachfolger Stranitzkys) Aufführungen im Namen Hanswurst: 15000 Wanderbühne o Volkstheater hat nicht dazugezählt o wären über 100 000 mehr verbreitet als Buchliteratur einige Autoren: o Joseph Felix von Kurz = Bernardon (100 Stücke) o Hänsler (80) o Perinet (120) o Meisl (180) o Bäuerle (80) o Gleich (220) o Nestroy (83) – über 800 Rollen o im Durchschnitt 40 – 50 Stücke größter Umfang des Theaters in Wien Text der Zauberflöte behauptete sich Zauberspiele (Raimund) + satirische Komödien (Nestroy) anderswo keine Nachwirkungen CHARAKTERISTIKA Merkmale des Wiener Volksstücks (nach Schmidt-Dengler, das Volksstück: 4) 1. Das Volksstück geht nicht vom Volk aus, ist aber mit ihm verbunden 2. Das Volksstück richtet sich nicht ausschließlich an eine Klasse. 3. Begriff und Funktion des Publikums sind für das Verständnis des Volksstücks wichtig. 4. Das Volkstheater steht im Gegensatz zum Theater des Hofes wie zum bürgerlichen Theater des 19. Jh. 5. Die Helden des „großen“ Theaters werden vom Volkstheater der Lächerlichkeit preisgegeben. (Parodie) Stoffe aus Oper, Hoftheater parodiert = verspottet, verzerrt 20 hölzernes Schwert = Komik (Beibehaltung der Form, nicht aber des Inhalts) 6. Das Verhältnis zwischen Volksstück und Theater des hohen Stils ist nicht nur durch Opposition, sondern auch durch gegenseitige Durchdringung gekennzeichnet. Kompromiss zwischen Volkstheater und Hohem Theater damit Theater der hohen Schicht schmackhaft ist (Burgtheater – Nestroy – neu) provokatorischer Effekt im Zusammenhang mit Städten o andere Lebensformen als auf dem Land WIEN: o günstige Voraussetzungen o kommuniziert mit anderen Kulturen, td. eigentümlich Vampirismus o Oper + bürgerliches Trauerspiel 2. Hälfte des 18. Jh. o Transferbedingungen produktiv o Stoffe verwendet, umgekehrt in geo. Hinsicht konfirmiert o Einflüsse aus süddeutschem Raum an Region gebunden Nestroy + Raimund überspringen Grenzen fördert provozierenden Stil o hoher Stil + idealer Stil; niederer Stil + niederl. Stil o Konfrontation „fressen, saufen, Sexualität“ + Prügeleien, Fäkalsprache o im hohen Theater tabuisiert o hier: ausgelebt o Wert der Stücke erst spät erkennbar Konkurrenz zum Bildungstheater Sprache: o weicht vom hohen Stil ab o Dialekt o Unterschiede durch Sprache / provoziert Thematik gesellschaftsbezogen (Nestroy) o Märchenstück, Zauberposse abgewandt o Gesangseinlagen = kommunizierend, aus Handlung heraustreten (im HT erst durch Brecht) GESCHICHTE Wurzeln: o altwiener Volkstheater von Stranitzky erfand HANSWURST machte Commedia del’Arte – Gruppen Konkurrenz Sau- und Krautschneider, Aufschneider o von Provinz in die Stadt erst bewegliches Theater dann Kärntnertortheater Identifikation wird vereitelt (immer hervorgerufen von HW) Distanz von bürgerl. Publikum (v.a. Grundherren der Provinz) erkannten in HW eigene Bauern wieder Dialekt Wortspiele, z.B. „im Felde stehen“ 21 Kommandant = Komödiant (gleich Klingendes ist gleich) löst Gelächter aus keine Ideologie Kritik an Hofgesellschaft vom Standpunkt der Natürlichkeit Prehauser (Nachfolger) o Schicksal = Zufall Motor des Theaters Kurz: o Figur des Bernardon wechselte Geschlecht und Alter o hebt alle Ordnungen auf provokante Figur musste aus Wien gehen so wurde Theater weitergebracht (Frankfurt) Gottsched: o Gegner des Hanswurst o Drama muss geschlossen sein, zentripetal (Gegenteil VT) lebt von spontanen Einfällen Widersprüche o keine Harmonisierung Hafner: o Stehgreiftheater abgelöst von Originallustspiel Texte werden geschrieben wiener Komödie tritt in Literaturgeschichte ein (nicht nur Theater) Zensur kann eingreifen J. la Roche: o „Kasperle“ komische Figur verkleinert o in Josefstadt: für alle Stände o Theater = Forum Theater in Hofburg = Tempel kein Stehgreif, Experimentieren, Ansprechen nach Ende: nicht mehr auf Bühne nur Applaus für Kaiser Ende 18. Jh. o Michaelaplatz, Leopoldstadt, Kärntnertortheater, Josefstadt (klein! – Bimperltheater), an der Wien 1822 abgerissen, neu gebaut (welches???) Konkurrenz! Theater in der Josefstadt o Karl Meier Direktor und Schauspieler Ermüdung zu sehr auf Wünsche des Publikums eingestellt Schärfe verloren, Provokatives um 1800 o Möglichkeiten des Apparats (???) Nestroy o Maschinelles abgeschafft (Effekte) – Meißel, Gleich 22 wieder Dialoge im Vordergrund, Sprache reiches Theaterleben Arenen o Sommertheater o auch Adelige Tierlatz o brutal Feuerwerk im Prater o entsprach „Maschinentheater“ o reine Unterhaltung o gleiches Publikum Kleinbürger, Dienstboten, Bauern, Tagelöhner, auch Adelige, Bürger… breite Streuung auch Franzosen (nap. Kriege – deshalb in Wien) Adel (1815 Wr. Kongress) aus Ausland …Ballett: ohne Sprache …Kinderballette: für Liebhaber d. Halbreifen Vorliebe für Kurioses, z.B. mit Tieren, Einbeiniger als Tänzer Ignaz Schuster o nutzt eigene Missgestalt (klein, verkrümmt) für Parodien komische Figur 1829-50 o Umschichtung des Publikums aufsteigende Industrieleiter /-fabrikanten, Privatiers o höhere Eintrittspreise wg. des neuen Selbstbewusstseins der Bürger (obwohl Wechsel von Adel zum Bürgertum) o Unterschicht noch mehr ausgeschlossen A. Bäuerle o „Christomus Staberl“ erfunden übertreibt, Spießer (harmlos), Karikatur des wiener Bürgers Carl Carl o Th. a. d. Wien; in Leopoldstadt o radikalisiert Staberl (spielt selbst) o neuer Eulenspiegel o Sprache = Mittel der Macht Mac htkritik z.B. Verhör Fragen wörtlich genommen, macht Situation lächerlich Ablehnung des Wiener Theaters von den Kritikern o verstanden Sprachkritik nicht Wert des VT nicht erkannt Nestroy o 1. Aufführungen: Graz, Pressburg (?) o Parodien, schnell auf bezogene Stücke reagiert (1 Monat nach Ballett, z.B.) o „Eine Wohnung ist zu vermieten“ 1837 abgelehnt familienkritisch Publikum fühlt sich durchschaut Figur „Gundlehube“ = Familienvater / Familie o will Familienfassade hüten Karikatur der Familie Vorwegnahmen: Doppelleben bei Schnitzler, Freud 23 schrieb danach nichts Ähnliches mehr Schicksal ist nicht gleich Fluch Familie selbst ist Schicksal o Zwangsgemeinschaft, man kann sich nicht entziehen o Außenseiter = Zentrum (Talisman) o führt alle Stände vor o Charakter der Umwelt geprägt gesellschaftsbezogene Argumentation = soz. Wesen wird lächerlich durch Gesellschaft o soziologisches Modell o hört mit Zauberspielen auf o Mensch = Marionette von Gesellschaft + soz. Umfeld o offene Form (nicht 5 Akte) o Zufall wichtig im Stück o Talisman es geht um Äußeres Macht = Maske nicht an Person gebunden Wirklichkeit ist veränderbar/ zufallsbedingt notwendig, ändert td. nichts o ambivalente Haltung Revolution nötig, zum Scheitern verurteilt o Kouplett und Monolog o Sprache: Verzerrung Vielfalt Raimund o Allegorien Jugend, Alter dargestellt Neid, Hass, Fantasie, Zufriedenheit, Naturgewalten Personifikation seel. Vorgänge sichtbar gemacht o „Der Zerrissene“ romantische + biedermeierliche Motive zum Klischee o harmonische Ordnung durch märchenhafte Form o utop. Entwürfe, ohne Rücksicht auf Publikum o Heimsuchung d. Katastrophen Explosion, Überschwemmung (Alpenkönig) plötzliches Altern der Bauern o Geisterintrige Publikum weiß mehr als Figuren o komische Figuren = Sonderlinge deplatziert (weg aus Stadt / Land) Auseinandersetzung Volkstheater – ideale Tradition o Familie /ganzes Haus =ideal faktisch aufgehoben Trennung Beruf / Privates bei Nestroy präsent; Reduktionsformen Hierarchie, enges Netz von Verwandten o nicht gegeben (Biedermeierideal) durchgehend präsent in Biedermeierliteratur 24 Rückbesinnung = Wert an sich (weil keine Teilhabe an Politik) Leitbild = Ordnung Harmonie verschiedene Altersgruppen Individuum bei Nestroy nicht durch Familienleben zu definieren Religion Tugend der Familie überwacht durch Vater Widerrufung bei Nestroy von Idylle der Familie Familie = Ordnung strenger Planung am Schluss kommt alles anders als im Plan Autoren alle Junggesellen o Schreiben drängt in „Zölibat“ nicht vereinbar mit Familie, etc. Fallhöhe fehlt o keine tragischen Figuren o Entzauberung des Heroismus entscheidender Beitrag des VT VT steuerte Allegorienabwertung entgegen o fingen viel damit an o Sprachspiele o neg. keine pos. gegenüber gestellt o Fortuna ist wichtig bewegt Marionetten = Glück, Zufall willkürlich Grillparzer o schrieb Rezensionen der Gesamtausgabe von Raimunds Theater o will Autorität des Dichters vor Schauspieler stellen eig. Schauspieler im Vordergrund wollte er nicht akzeptieren nur Interpret, nicht Schöpfer o Parodie Schauspieler durch Intonation kann er Text lächerlich machen = ist überhaben o Kompagnon für Schauspieler Dichter nicht trennbar aus Dichter spricht das Volk = Mitdichter wahres kreatives Element (meint er) Ende 19. Jh. o VT abgelöst von Operette Sehnsucht nach Elegantem o Kontrast: Stücke von Anzengruber Satirisches geht verloren o Boulevardkomödie Ehe im MP (????) Nestroy kommt später wieder auf o z.B. Kraus, Horwarth, Konetti, W. Bauer Talisman: o soz. Aufstieg abhängig von Sexualität, Aussehen aufgegriffen in „Hochzeit“ von Konetti Wittgenstein über Nestroy besser zu verstehen o Motto für phil. Untersuchungen 25 o o o Schicksal verbunden mit Materiellem Sprachkritik mit Allegorie (Nestroy) nebeneinandergestellt Bilder zum Klischee o reflektiert verwendet z.B. Perücke im Talisman Austauschbarkeit (Individuum + Gesellschaft) macht Wert aus bei Ödön von Horwarth fortgesetzt z.B. Geschichten aus dem Wiener Wald Nacktheit = Glück o Gegenteil zur Situation problematische Hierarchie gezeigt im VT o Sprachreflexion und –kritik begonnen (Nestroy) um 1900 entfaltet in Hochkultur aufgestiegen entsteht im VT, dann fortgesetzt 26 8. Aufschwung der Naturwissenschaften: Gregor Mendel (Botanik, Biologie, Genetik) zweite Hälfte des 19. Jh. o großer Aufschwung der Naturwissenschaften o Fortschritte in Naturwissenschaften und Technik Grundlage für Modernisierungs- und Industralisierungsschübe in Österreich, ganz Europa, USA Ö eher langsamer (eher Ende 19.Jh) Gregor Mendel o Priester im Augustinerorden Altrbrünn o „Vater der Genetik“ Ironie: katholischer Mönch – Pionier der Vererbungslehre gibt aber auch noch einige andere Beispiele für Geistliche in der Naturwissenschaft, z.B. Nikolaus Kopernikus (Astronomie) o Werke: 30 Jahre lang gar nicht wahrgenommen, erst viel später o 1822 geboren – als Johann Mendel (Gregor ist geistl. Name) in Heinzendorf, heute: in Tschechien Geburtsort o Sohn eines Kleinbauern half beim Veredeln von Obstbäumen Edelsorten züchten züchtete Bienen THEORIE und ANWENDUNG o 2 Geschwister o ausgezeichneter Schüler nach VS Gymnasium verdiente im Gymnasialalter als Privatlehrer selbst o jüngere Schwester verzichtete auf Erbe daher konnte er an Philosophischem Institut studieren (Olmütz) schloss 1843 ab o „bittere Nahrungssorgen“ musste Studien abbrechen und wurde Mönch (wurde das aus finanziellen Gründen) o St. Thomas in Altbrünn in Augustinerorden (HS Märens, eine der schnellsten wachsenden Städte) Sprachenkrieg Deutsch / Tschechisch viele gute Schulen, v.a. deutsche Schulen wurde Amateurforscher Abt Napp versammelte eine Gruppe von Gelehrten im Kloster o studierte Landwirtschaft o 1847 zum Priester geweiht o mehr der Wissenschaft zugetan daher bekam er Posten als Hilfslehrer in Gymnasium (Latein, Griechische, Mathematik) wollte auch Gymnasiallehrer in Naturgeschichte werden ist aber durchgefallen 27 o o o o o o o o o o o o o o o o o weil er autodidakt war, beherrschte die universitäre Terminologie nicht bis 1853 Studium in Wien auf Kosten des Klosters experimentelle Physik (Doppler) Anatomie der Pflanzen schaffte auch Lehramtsprüfung zum 2. Mal nicht (hatte Nervenzusammenbruch, ist aber nicht ganz sicher) 1854 wieder Hilfslehrer in Brünn Oberrealschule über 100 Schüler in 1 Klasse später auf 60 begrenzt beliebter Lehrer – milde Beurteilungen – interessante Vorträge systematische Kreuzungsversuche mit Erbsen Kloster: Ort der Wissenschaft Klostergarten: Versuchsanstalt Versuchsreihen durchgeführt und statistisch ausgewertet Leben in Abgeschiedenheit (vom wissenschaftlichen Betrieb) – so hatte er nicht den Druck, seinen Ruf durch Ergebnisse zu sichern praktische Verwendung der Naturwissenschaften – besonderes Interesse (schon als Kind Veredelung von Obst) Askese: Bindeglied zw. mönchisches Leben und wissenschaftliche Tätigkeit Fokussieren auf 1 Aufgabe Augustinerkloster hat das sehr gefördert z.B. einen ganzen Nachmittag lang nur lesen (sollte abgeschafft werden, weil es hieß, Mönche würden nichts wichtiges tun) große Disziplin beim Nachgehen seiner wissenschaftlichen Interessen geregelter Tagesablauf: Ausgeglichenheit, Wohlbefinden hat aus materieller Not eine Tugend gemacht unvoreingenommener Blick auf Naturphänomene musste sich nicht verteidigen nicht auf Lehrmeinungen anderer achten konzentriert an Forschung arbeiten wurde zum Abt gewählt 1968 weniger Zeit für Experimente war durch gute Ernährung schon so dick geworden, dass er bei Feldarbeit / Feldforschung Schwierigkeiten hatte praktische Anwendungsseite: immer noch Veredelungen gewann Preise auf Messen züchtete Bienen Versuche mit Mäusen graue und weiße gekreuzt wurden vom Bischof getadelt war der Meinung, er sei der Würde eines Priesters nicht angemessen, der ja Zölibatsgelübte abgelegt hatte o diese Kreuzung könnte ihn auf falsche Gedanken bringen Steuerstreit mit Staat forderte hohe Steuern von Klöstern Nierenleiden 1883 Wassersucht 28 o o o o o o starb 1884 in Brünn hochgeehrt als Abt völlig unbekannt als Forscher 1856 begann er systematischen Forschungsexperimente betrachtete Merkmale von Erbsenpflanzen, immer zwei klar unterscheidbare Form, Keimblatt, Blütenfarbe, Form, Farbe der Schote, Ort, Größe konzentrierte sich auf Einzelmerkmale o früher: auf das Gesamte geachtet kreuzte Blüten zog über 1000 Hybride o konnte Infos über Regelmäßigkeit der Aufspaltung gewinnen 28000 Erbsenpflanzen 1856-63 1862 Naturforscherferien in Brünn gegründet 2 allgemeine Gesetzte – Mendelsche Regeln beschreiben den Vererbungsvorgang gelten nur für diploide Organismen mit haploiden Keimzellen die meisten Tiere und Pflanzen, Menschen untersuchte Beispiele: Form und Farbe von Erbsensamen, Farbe von Blüten Blutgruppen nach diesen Regeln bestimmt Erbgang kann aber auch davon abweichen durch Erbsenkreuzung experimentiert 1900 wurden seine Erkenntnisse in Amsterdam, Tübingen, Wien wiederentdeckt zwischenzeitlich: an Nachkommen verschrieben Mendel kannte Chromosomen noch nicht o mit der Erkenntnis derer wurden Mendelsche Regeln vereinigt daraus ergibt sich Klassische Genetik Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die anderen zuvor verborgen geblieben waren Erfolgfaktoren seiner Untersuchungen: 1. Auswahl reinerbiger Stämme; Untersuchung konstant bleibender, leicht und sicher zu unterscheidender Merkmale untersuchte 24 Erbsensorten darauf beschränkte sich auf wenige, klar unterscheidbare Merkmale 2. großangelegte Versuchsreihen: Überprüfung der ausgewählten Merkmale über 2 Generationen auf Konstanz, Schutz vor der Fremdbestäubung, erst dann Beginn der eigentlichen Experimenten 3. statistische Auswertung brachte sie von Meteorologie in Vererbungslehre Erkenntnisse: jedes Merkmal: 2 Alleele kreuzt man grüne und gelbe Erbsen man bekommt nur gelbe Erbsen (Bastarde) – grün ist rezessiv Genotyp (beide, gelb und grün) Phänotyp (nur gelb) – das, was man sieht dominant-rezessiver Erbgang: rot und weiß kreuzen o Blüten werden rot in 1. Generation (weiß ist rezessiv / latent / nicht sichtbar) o alle ein Alleel für weiß, eins für weiß sind heterozygot, mischerbig intermediäre Vererbung: Mischform der elterlichen Merkmale 29 o rot und weiß kreuzen: rosafarbene Blüten kodominanter Erbgang: F1 Generation bildet Merkmale der Eltern separat aus Blutgruppen: AB beide dominante Eigenschaft in Kreuzung eingebracht Theorie: Verebung erfolgt allein über Vater (Mutter nur Keimbett) oder dass Embryo schon vorgefertigt im Ei liegt durch Mendel wurde klar, dass es eine VERSCHMELZUNG geben muss o es kommt nur darauf an, welche die dominante Eigenschaft ist 2. Spaltungsregel: Kreuzung der Bastarde (gelb und grün) o es kommen auch wieder grüne Merkmale im Phänotyp zum Vorschein (auch in gleichem Verhältnis) o ist F2 Generation dominant-rezessiv: Phänotyp 3:1, im Genotyp 1:2:1 intermediäre Vergung: ¼ der Nachkommen eine der beiden reinerbigen Varianten, 1:2:1 3. Unabhängigkeitsregel / Neukombinationsregel Eltern unterscheiden sich in mehr als 1 Merkmal o so entstehen in F2 Generation Neukombinationen (hat es vorher noch nicht gegeben) – neue reinerbige Kombinationen ( 9:3:3:1) 1 mal alle zwei rezessiven Merkmale kombiniert (im Phänotyp sichtbar) dominant-rezessiver Erbgang intermediär: o im Genotyp bleibt Verhältnis gleich Regel gilt nur, wenn sich die verantwortlichen Merkmale auf unterschiedlichen Chromosomen, oder wenn sie durch Crossing-over getrennt werden o wenn sie gekoppelt vererbt werden, dann gilt diese Regel nicht! Chromosomentheorie: o war Mendel noch nicht bekannt o aber er ging davon aus, dass es materielle Träger geben muss (konnte diese aber nicht beweisen, wurden erst später in Form der Chromosomen entdeckt) o 1909 Gene genannt durch Johannson o Körperzellen mit diploiden Chromosomensatz sie treten gekoppelt auf, 23 Chromosomenpaare (je eines von Vater, eins von Mutter) in Meiose werden Chromosomenpaare getrennt 1mal vorhanden (Spaltungsregel) o bei Verschmelzung der Geschlechtszellen entsteht der doppelte Chromosomensatz Warum wurden die Erkenntnisse erst ab 1900 wahrgenommen? o man hätte sie wahrnehmen können, denn sie wurden veröffentlicht o Mendel wurde nicht verstanden – erstmals 1865 darüber gesprochen o „Versuche über Pflanzenhybriden“ – Werk, das erschienen ist 1865 o Bedeutung vergleichbar mit Darwin o 2. Veröffentlichung: „Versuche über Pflanzenhybriden. 2 Abhandlungen“ 1866 o verschickte Aufsatz an einige Personen, Naturwissenschaftler der Uni München (Mägeli??) 30 er führte selbst Kreuzungsexperimente durch Briefwechsel o Mendel hat umfassender gearbeitet, als es seine Arbeiten vermuten lassen o Gründe sind vielschichtig o niedriger Status von Mendel in der Wissenschaft war dabei bestimmt von Bedeutung o Publikationsorgan war wenig bekannt Schrift eines kleinen Vereins o Neuheit der Entdeckung – verband sich mit der Unbekanntheit der Entdecker o Entdeckungen wurden von Zeitgenossen nicht verstanden o erst um 1900 entdeckte man ihn wieder o auch andere forschten auf diesem Gebiet o Besonderheit an ihm: konzentrierte sich auf einige wenige Merkmale vorher: Gesamtgestalt der Pflanze betrachten man hat sich vorher vorgestellt, dass Vererbung nicht diskret ist, sondern dass sich Flüssigkeiten vermischen er machte statistische Aufzeichnungen o Beitrag zur Selektionstheorie (Ausgeformt durch Darwin) dass Merkmale irgendwann einmal verschwinden Mutationen können sich halten; bei Vermischung, wird diese Eigenschaft durch die Vermischung nicht gehalten, sondern immer mehr „ausgedünnt“ mit Hilfe von Mendel, hätte Darwin seine Theorien besser erklären können Darwins Genesistheorie: Eigenschaften über Keimchen im Blut vererbt wurde von seinem Cousin schon widerlegt o für breitere Leserschaft zugängliche Publikation 1881 Bedeutung erst 1900 erkannt 4 Wiederentdecker: Hugo de Vries, Carl Correns, Erich Tschermak, William Bateson wiesen darauf hin, dass Mendel das schon entdeckt hat, was sie wieder erkannt haben einzelne Merkmale sind die Grundlage, aus der Hybride, Varietäten abzuleiten sind Correns: o versuchte zu zeigen, inwieweit Mendels Regeln gültig sind wo gelten sie und wo nicht? o erhielt Briefwechsel zw. Mägeli (?) und Mendel Bateson: o übersetzte Hauptwerk ins Englische Mendel-Statue im St. Thomas-Kloster in Brünn er war in Russland verpönt o Ideologie: man kann Menschen beliebig formen, so wie Gesellschaft sie braucht o wehrte sich gegen die Genetik Wittgenstein: o Kultur ist Ordnungsregel strenge Ausdauer, Besessenheit vorausgesetzt für Ordensleben heute: o er gilt als Begründer der Genetik Pflanzenforscher und auch Meteorologe o war als Professor für Meteorologie vorgesehen an der Uni in Brünn (obwohl er 2mal geflogen ist bei Lehramtsprüfung) o auf dem 2. Gebiet, wo wer sich wichtige statistische Kenntnisse aneignete 31 konnte diese in anderer Disziplin anwenden hohe mathematische Fähigkeiten o verband Botanik und Mathematik o Hobby: Schach Schlüssel zum Erfolg: o statistische Verfahrensweise wurde zuerst in Versicherungen angewendet war Teil des Physikstudiums maß Wasserspiegel, um Zusammenhang mit Epidemien zu finden maß Flugdichte der Bienen Mittelwert war das Entscheidende in seinen Daten Zufall sollte ausgeschaltet werden induktiver Schluss: Repräsentativität der Stichproben Wahrscheinlichkeitstheorie wurde aber erst später entwickelt zuverlässige Wettervorhersage (Statistik in Meteorologie): durch gewissenhafte und normierte Geräte erschlossen Beobachtungen sind quantitativ und schriftlich festzuhalten Beobachtungen einer Tageseinheit o durch Zufall bestimmte Störungen sollen eliminiert werden Gesetzmäßigkeit der Kreuzung: schriftlich festhalten (Ergebnisse) Zahlenmaterial zusammenfassen Dauer der Versuche sind über viele Jahre hinweg zu setzen Wahrscheinlichkeit – hier lassen sich die Regeln bestimmen Erbträger/Gene und unveränderte Weitergabe o höchst origineller, mathematische Verfahrensweise System in dem sich die Gesetze verwirklichen: o Genpool o 3 Aspekte in Genetik dynamisch: durch Gesamtverteilung der Gene stochastisch probabilistisch: durch Wahrscheinlichkeit mögliche Fehlerquellen bei statistischer Aufzeichnung waren Mendel noch nicht bekannt o vlt. hat er bestimmte Tochterpflanzen ausgeschieden, sodass Ergebnisse einheitlicher /sauberer waren o Erbsen: nur 7 Merkmale auf 4 Chromosomen lokalisiert liegen so weit auseinander, sodass sie sich ungekoppelt vererben hat ganzer Reihe von Erkenntnisse den Boden bereitet einer der Väter der Geometrie o statistische Auswertungen in 1940er: DNS/DNA in 1950er: Modell der DNS gebaut o genetischer Code um Ursachen für genetische Störungen festzustellen vollständige Genome aufgezeichnet (Bakterium, Fruchtfliege, später für Mensch) für Fridel war Mendel die Ergänzung zum Darwinismus o Musterbeispiel für Dilettantismus 32 9. Wiener Moderne 1900 – 1930: Wittgensteins Wien Philosophie – Literatur – Kunst – Architektur – Musik Wittgenstein: o o o o o 1889 Wien – 1951 Cambridge brachte Umbruch und neues Weltbild sein Werk ist / war in zeitgenössischer Kultur elementar / verankert detailierter Lebenslauf – siehe Folie! Kindheit und Jugend: Haus war kultureller Mittelpunkt o Kunst, Architektur, Musik, Literatur, Psychologie, Philosophie fruchtbare Zeit dafür (war sein Aufwachsen) o eine der reichsten Familien Wiens Vater in USA studiert o Wittgenstein: Absolutheit der Moral o war Wiener o war Ingenieur mit Kenntnissen der Physik durch 1. WK brachen die Werte endgültig zusammen, die schon vorher stark im Verfall standen Habsburger Monarchie wichtige Bedeutung kulturelle Leistungen „Kakaniens“ o Merkmale sind z.B. in Wittgensteins Traktatus (1921 erschienen) historische Eckpunkte: o o o o o o o o o o o 1. WK markiert Ende einer Epoche (franzsiko-josphinische) – in Kultrgeschichte eingegangen; unter Regentschaft Kaiser Franz Joseph Erschütterung und Schwierigkeiten der Epohce lange Regentschaft Niederlage gegen Preußen für Ö großer Schok gefährliche Spekulationen Ergebnis war Börsenkrach 1873 (auch Jahr der Wr. Weltausstellung) erster Parteitag Fest der Arbeitertag 1890 Reihe von Schicksalsschlägen für Kaiserhaus 1898 Kaiserin Elisabeth ermordert Selbstmord von Kronprinz Rudolf Protagonisten / Politiker der Zeit vor dem 1. WK Viktor Adler, Karl Lueger, Georg Ritter von Schönerer Juden: bis 1900 auf mehr als das doppelte gestiegen mehr als 1/10 war jüdisch in Wien Theodor Herzl Buch „Der Judenstaat“ 1907 konstitutionelle Monarchie Wahlrecht für Männer vorher nu die, die ein bestimmtes Einkommen hatten 1908 Bosnien und Herzegowina 1. WK ausgelöst durch Vorfall in Serbien nach 1- WK: 33 o o 1. WK hat Krise vor Augen geführt Untergang der Monarchie Ö wurde auf Bruchteil des vorigen Zustandes reduziert o Parteien: CS domokratisch, antismeitische Gruppe Karl Lueger, dann Ignaz Seipel SD Dr. Karl Renner bedeutendster Vertreter o Ö sollte ein Staat autonomer Völker sein Deutschnationale antisemitische Klausel o man kkonnte nicht Mitglied werden, wenn man Jude war gegen großdeutsche klerikale Kreise o 1. Wahl für Frauen o SD Regierung wurde abgewählt Sieg der CS (79 Sitze), SD mit 62 Sitzen Otto Bauer und Ignaz Seipel standen sich unversöhnlich gegenüber o Schilling eingeführt 1925 kritische Zeit mehr Menschen starben an Krise als an direkten Folgen des 1. WK o SD Schutzbund, rechtsgerichtete Heimwehren Konflikt: bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen, Brände Parlament dann geschlossen o 1934 kam es zum Bürgerkrieg Aufstände in Steiermark, Linz, Wien SD-Arbeiter waren schlecht organisiert wurden von Heimwehren relativ problemlos besiegt Aufstand niedergeschlagen o 1938 Einmarsch Hitlers in Wien Ende Österreichs für 7 Jahre Zerstückelung des Ö-U Reiches o in Augen der Pragmatiker (Wiener Kreis) Zwischenkriegszeit war Zeit des Aufbruchs und des Optimismus o Technik und Methode, Positivismus, vom Wirklichkeitssinn gekennzeichnet 1920er ! Österreich-Ungarn war eine Großmarkt o von unruhigen nationalen Minderheiten bedrängt o wirtschaftliche Unruhe o sich verändernde historische Sitaution Ö-U war zu schwerfällig, um sich anzupassen o polit. – kulturelle Homogenität in Ö-U war schwach o Metternich: Ö wird nicht regiert, sondern verwaltet o großstädtische kulturelle Zentren Prag, Budapest, Wien, Triest o Wien multikulturelle Stadt viele Sprachen undkulturelle Ausdrucksformen 2 mio EW 1914 – ¼ Tschechen (?) moralischer Eifer nahm ungewöhnliche Formen an Buch über Harmonie von Schönberg 34 o o ein Buch, in dem festgehalten wurde, worüber manch nicht sprechen kann /darf Kraus und Lueger ! 1866 geschriebenes „an der schönen blauen Donau“ Hegemonie über dt. Staaten war am Ende von Strauß Wohnungsnot!! viel mehr EW als heute Budapest hatte noch mehr, war die am schnellsten wachsende Stadt mehr als Vervierfachung der Einwohnerzahl Musik (Strauß) lenkte Österreicher von Krise ab an Höhepunkt blühte die Operette Erstarrung in Kunst, Philosophie, Physik, Umgangssprache darin äußerte sich die sich verändernde soziale Situation / Umbruch wie sollte man das darstellen? fin-de-siècle-Wien o o Glanz durch Franz-Joseph er veränderte das Stadtbild, um alles, was mit 1848 zu tun hatte Baumgesäumter Boulevard: Ringstraße neues Rathaus neuer Trakt der Hofburg 2 neue Museen (KHM und NHM) die Staatsoper Burgtheater Universität Moderne: o Freud, Schönberg, Loos, Kokoschka, March, … waren wichtige Vertreter der Kultur in Wien um 1900 (siehe auch Folie!) verstehen der Wiener Moderne: o Wechselwirkungen beachten zw. sozialer und politischer Situation / Faktoren und Zusammenhang mit philosophischen Entwicklungen man hat ihn lange Zeit erklärt / verstanden, aber die sozialen und politischen Hintergründe seiner Philosophie nicht beachtet o deshalb ist er auch Repräsentant der Österreichischen Kulturgeschichte o Wittgensteins Einstellung zu Moral-und Wertfragen o wissenschaftliche Untersuchungen Künstler, Musiker, Schriftsteller, Psychoanalyse, Interesse an Schopenhauer und Kierkegaard Trennung von Ethik o er schreibt im Tractatus, dass Ethik eine Sache des wortlosen Glaubens ist und nicht intellektuell begründbar Ästhetizismus o Erbe des Liberalismus liberalen hatten nur begrenzte bzw. nur kurz politischen Einfluss Viktor Adler Sozial Demokraten Karl Lueger Christlich Soziale …begannen beide ihre politische Karriere als Liberale Viktor Adler: 35 o o o man muss immer bereit sein, die Macht zu übernehmen ließ Bibliotheken anlegen gründete Erwachsenenbildung Karl Lueger o zog kleine Leute an fühlten wie ihre Existenz zerrieben wurde zwischen Reichen und armen (Proletariat) Korrelation zwischen Wirtschaftskrise und Antisemitismus o Arnold Schönborn führte mit Gewalt an zog Hitler später verstärkt durch o Theodor Herzl: war Mitglied einer Burschenschaft dt. Nationalismus angehörig Idee eines Judenstaates Vision einer neuen Gesellschaft Zionismus Reaktion auf Verfremdungserscheinung durch die Moderne war ursprünglich ein elitärer Gedanke an diese utopische Vorstellung knüpfte Schnitzler mit „Professor Bernardi an“ o Utopie wurde von vorne herien untergraben von den Einzelnen, die ihren eigenen Vorteil suchen sabotieren jede Art von Veränderung Robert Musil: o in gewöhnlicher Sprache kann sich kein Mensch gut / gemäß ausdrücken o im Unterschied zu ihm suchten viele andere die Lösung der Probleme einer tradierten Ausdrucksform die alte sollte durch die neue Ausdrucksform ersetzt werden (in Kunst, Architektur, Philosophie) Karl Kraus: o das Denken spiegelt sich im Sprachgebrauch wider o polit: liberal und später dann katholisch … hat viel gewechselt o sein Maßstab war die Sprache – stimmt sie oder nicht? o Denken und Handeln mit Sprache verbunden o geht von Ursprung aus o mit Otto Weininger Buch 1903 Karl Kraus meint, Vernunft …. ?? o das weibliche / emotionale der Frau war Ursprung / Quelle aller Inspiration und des Schöpferischen sah das nicht nihilistisch er wertet Trennung der Geschlechter um Weibliches war wichtig als Ursprung alles Schöpferischen für ihn hat Frauenbewegung den Fehler gemacht, dass sie sich an die Männer angeglichen wollten o schätzte Nestroy erster dt. Satiriker bei ihm macht sich die Sprache erstmals Gedanken über die Dinge o für ihn geht es um das Authentische Ethik und Ästhetik! starke Betonung der Sprachreflexion!! o das Denken, Wahrnehmen, Erleben der Welt dadurch gestaltet (oft unbewusst) 36 Wittgenstein: o es gibt keine Trennung von Ethik und Ästhetik engmaschiges Netz wechselseitiger Inspiration o Künstler aller Art waren miteinander verbunden / befreundet / bekannt Adolf Loos: o Unterscheidung von Gebrauchsgegenständen und Kunstwerken o kein Gegenstand sollte seinen Zweck durch die äußere Erscheinung verraten o Ornament zum Selbstzweck o „Ornament und Verbrechen“ – Essay 1908 das Verschwinden des Ornaments aus der Welt des Gebrauchsgegenstand man sollte sehen, wofür ein Gegenstand da ist – also sollte es nicht ausgeschmückt sein Funktion soll sichtbar sein – wofür der Gegenstand da ist o Darstellung sollte durch Kulturform, innerhalb derer sie verwendet wird, bestimmt sein muss funktional sein und dem entsprechen, wofür die Menschen es brauchen Oskar Kokoschka: o Künstler soll nicht geräuschvoll ausdrücken, sondern das Kunstwerk soll für sich sprechen und zeigen, was sich nicht sagen lässt Eduard Hanslick: o war Musikästhet o Abhandlung über das Schöne in der Musik o in der Natur der Musik liegt es, dass genauer Ausdruck nicht möglich ist Arnold Schönberg: o betont Bedeutung der Ästhetik und Logik o „Herz und Hirn in der Musik“ Gefühl und Verstand muss in der Musik gezeigt werden – eine Einheit bilden das Auseinandertreten kritisierten auch Loos und Kraus an der Wiener Kultur o zwingende Zusammenhänge einer Kritik der Wiener Künstlichkeit / des künstlerischen Ausdrucks Kritik an Künstlichkeit ist eins mit der Kritik an traditionellem künstlichen Ausdruck Hugo von Hofmannsthal: o Sprachkrise: Chandos-Brief bezieht sich auf Wortglauben die wahre ins Leben führende Sprache, sollte in Oper gerettet werden o Musik und Schauspielkunst sind eine moralische Instanz nach Schiller o „Feind“ von Karl Kraus (er hat H. „angegriffen“) Robert Musil: o sieht nicht die Möglichkeit einer völligen Erneuerung des Ethischen und Ästhetischen o beschäftigt sich mit Erkenntnistheorie von Ernst March o Sagbares und Unsagbares zieht sich durch seine Werke Spannung ist nicht auflösbar um 1900 o bedeutende Männer hatten drängend gewordene Probleme des Ausdrucks zu ihrem Programm gemacht Kunst o griff Sprachproblematik zuerst auf, erst danach Wittgenstein mit Sprachkritik philosophische Ursprünge: o Immanuel Kant Erkenntnistheorie betont Subjektivität des Urteils 37 o o o o Frage: welche Rolle spielt Grammatik bei der Urteilsbildung? (die Frage folgte später) nach Fritz Mauthner sind alle philosophischen Probleme Probleme der Sprache Welt außerhalb unserer Wahrnehmung gibt es nicht! – davon ging er aus deshalb: wichtiger Vorläufer für Ideen Wittgensteins – hat sie vorbereitet Sinneseindrücke sind als geistige Eindrücke mit sprachlichen Akten identisch was wir wahrnehmen könne, können wir mit der Sprache ausdrücken es gibt nichts, das man als DIE Sprache bezeichnen könnte wirklich ist nur der durch Bewegung hervorgebrachte Laut o würde bedeuten, dass Menschen nicht miteinander kommunizieren können, weil jeder individuelle Sprache hat Gebräuche und Verhaltensformen sind Quelle für die Kultur einer Sprache ständiges hin und her zw. Verhaltensformen und Sprache, die wechselseitig aufeinander einwirken Ernst Mach: Denkökonomie, ermöglicht es, Sinneswahrnehmung in irgendeiner Form zu beschrieben wir brauchen Begriffe, um zu überleben, um Sinnesdaten zu verarbeiten Grundlage für die Naturwissenschaften o Naturwissenschaft ist Funktion der Anthropologie o Sinneswahrnehmungen konstruieren Heinrich Hertz: kein Österreicher wichtig für Wittgenstein mathematische Modelle = Bilder, Konstruktionen von Wirklichkeit es gibt eine Art von Verbindung zwischen Modellen und Wirklichkeit 3 Tests, um stichhaltig zu sein in sich logisch folgerichtig müssen mit empirischen Daten übereinstimmen einfach und elegant dargestellt …man sieht ästhetische Komponente (Einfachheit, Eleganz) Ludwig Woltmann (?) hielt an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen fest Wahrscheinlichkeitstheorie /Wahrscheinlichkeitsmathematik Mikrozustände – Makrozustände man kann Makrozustände (z.B. Klima) statistisch bestimmen es gibt Realitätskontrolle o wir können sie aber nicht direkt erkennen, unabhängig vom Denken, Sprache, Wahrnehmung o aber: empirische Wirklichkeit ist Maßstab, an dem man eigene Konstruktionen messen kann und bestimmen kann, ob sie adäquat sind oder nicht es gibt nicht die eine Wahrheit! o Moral: Immanuel Kant: Vernunft ist Grundlage der Moral Arthur Schopenhauer: Moral ist etwas Empirisches Sören Kierkegaard: der Sprung in den Glauben / eine nicht ableitbarkeit der Moral aus den Tatsachen 38 o o man muss einfach daran glauben Moral = dieser Sprung Lew Tolstoi sah sich als Künstler Hauptaufgabe des Künstlers ist die Vermittlung von Moral o etwas Absurdes, reine Glaubenssache die letzten Seiten des Tractatus (Ethik) – wird Unsagbaren zugeordnet man sag es wie „Wurmfortsatz“ war eine Art Zugabe, wurde oft nicht ernst genommen aber: andere meinen, das wäre das wirklich Wichtige Wittgenstein o o o o o o o o o o o o fehlende Griechischkenntnisse er konnte nicht ins Humanistische Gymnasium gehen Schule in Linz Kenntnisse der Physik ähnliche Ausbildung wie Albert Einstein legte keinen Wert auf professionelle Ausbildung Status des Autodidakts war Ingenieur, Mathematiker, Physiker hat nie Philosophie studiert persönlich befreundet mit Adolf Loos Exkursion durch ihn in die Architektur Verpflichtende Anteilnahme am Nächsten jeder ist gleich ein Philosophie nicht mehr wert als Arbeiter meinte auch oft, dass geistige Tätigkeit nicht ganz so nützlich ist war Zeit seines Lebens ein Einzelgänger sah seine Aufgabe in einem Zusammenhang mit Ethikern wie Tolstoi, Herz und Kierkegaard Hertz: mithilfe der Sprache der Mechanik kann man mathematisches Modell liefern brauchte „Mathematik der Sprache“ Formalismus musste zeigen, wie innere Strukturen der Sprache / Dinge der realen Welt sich zu Tatsachen verketten „Bild“ (heute: Modell, Konstruktion) Korrespondenztheorie der Wahrheit Bild ist mit Gegebenheit zu vergleichen, um zu sehen ob es stimmt Gleichgestaltlichkeit von Bild und Realität man konnte nicht über die Funktion der Sprache mit der Sprache sprehcen, weil das auf gleicher Ebene liegt Unaussprechlich Sätze können Wirklichkeit wie ein Modell abbilden, können aber nicht gleichzeitig die Beschreibung beschreiben man muss manchmal schweigen wovon man sprechen kann / unwichtiges umgrenzen Ozean = das Unaussprechbare; (kleine Insel: das Sagbare) es geht um Unsagbares bilden Ethik, Ästhetik, Gefühle gehört in Bereich der Dichtung das Unsagbare kann GEZEIGT werden 39 Dichtung besteht deshalb nicht aus Aussagen sondern aus Erscheinungen/Darstellungen wendet sich gegen „l’art pour l’art“ o man soll nicht reden, sondern handeln und so kommt es zur Verwirklichung o lebte als VS-Lehrer und Gärtner bis ihn seine Schwester mit Hausplanung beauftragte Wittgenstein-Haus in Wien, 3. Bezirk, Kundmanngasse o gibt heute immer wieder Veranstaltungen, etc. hatte hier antiprofessionelle Haltung o für weitere Herausforderung für seinen Verstand einziger Philosoph, der sich als Architekt versucht hat Haus wird von Architekten durchaus ernst genommen – wichtige Bedeutung o entfernte sich allmählich vom Wiener Kreis der Positivisten moralische Fragen waren kein Thema war eig. Metaphysik, man kämpfte dagegen an o Verbindung von Sprache und Welt nicht logisch zu beweisen, sondern nur lebens- und wissenschaftspragmatisch herzustellen – man musste ausprobieren o Schweigen darüber, was man nicht ausdrücken kann ehrfurchtsvoll o Irrtum, die Existenz zwischen Verbindung zw. Sprache und Wirklichkeit, anzunehmen es ging um Gebrauch der Sprache; Sprachspiele! innerhalb der funktionieren Regeln Sinn und Form durch Lebensunteralt(ung) ? hängen von Beziehungen ab, in denen sie verwendet werden unsere Sprache ist nicht die einzig mögliche Sprache sie hat sich so historisch entwickelt o sie ist brauchbar, nicht unbedingt wahr (v.a. nicht die einzig mögliche) es gibt aber viele andere Sprachen o erklärte als Lehrer nicht alles, sondern er versuchte, Zuhörer dazu zu bringen, selbst weiterzudenken er erklärte nicht explizite Erkenntnisse da konnte die anderen die Gedanken nicht weiterspinnen o es gelang ihm nicht, eine Harmonie zwischen Bereich der Moral und dem Bereich der Tatsachen zu finden Bruchstelle zwischen Wittgenstein und Mach o Positivisten gingen dann in Richtung Mach o (Der Positivismus ist eine Richtung in der Philosophie, die fordert, Erkenntnis auf die Interpretation „positiver Befunde“ zu beschränken. Das Wort „positiv“ wird dabei nicht im Sinne von „angenehm“, sondern wie in den Naturwissenschaften gebraucht, in denen man von einem „positiven Befund“ spricht, wenn eine Untersuchung unter vorab definierten Bedingungen einen erwarteten Nachweis erbrachte.) Eduard Spranger: o „Lebensformen“ grundlegender Grundrahmen für die Philosophie Ludwig Fleck: o polnischer Denker, schrieb auf Detusch o „Denkstile und Tatsachen“ 40 Denkstile entwickeln eine Form des Lebens Sprache als Bild und Sprache als Handlung sind für Wittgenstein nicht zu trennen Tractatus: o Audruck der Probleme der Kultur vor 1918 z.B. „12-Ton-Musik“ o orthodoxerer Zugang als Schönbergs Zugang zur Musik Bauhaus war dogmatischer als Stil von Loos o Bauhaus: geschichtsloser, abstrakter Funktionalismus (anders als Loos – hier ist mehr Geschichtsbezug) Wittgenstein massiv vertreten nach 1945 o als Widerhaken gegen öst. Antimoderne verwendet alle die dagegen kämpften beriefen sich auf ihn o Bachmann, Thomas Bernhard Wittgenstein war für Bernhard Reinheit Stifters und Einheit (?) Kants zugleich Wittgenstein nicht nur als Denker sondern auch als Person Teil der Kultur geworden o sein Name extrem eng mit Wien verbunden war aber hauptsächlich in Cambridge tätig kulturelle Situation Wiens ist aber nicht von ihm zu trennen 41 Der Heldenplatz als Gedächtnisort zentraler Gedächtnisort der Republik Österreich (Peter Stachel – Mythos Heldenplatz) o Hauptplatz der neueren österreichischen Geschichte vielschichtiger Gedächtnisort bedeutend für Eigenart des nationalen Verständnisses Was ist ein Gedächtnisort? o o o o o o Erinnerungsort = geht auf frz. Historiker zurück nicht nur Orte im geographischen Sinn kollektives Gedächtnis einer Gruppe kristallisiert sich an bestimmten Orten muss aber nicht unbedingt ein physischer Ort sein auch Gebäude, Kunstwerk, Fest, Gedenktag, historische/mythische Persönlichkeit, Begriff, soziale Umgangsform Orte spielen Rolle im kollektiven Gedächtnis o z.B. Ks. Franz Joseph o in Frk: Napolen, Tour de France o haben symbolische Bedeutung identitätsstiftende Funktion begründet Zusammenhalt und gruppenspezifisches Verhalten kulturelles Gedächtnis prägende Traditionen einer Gesellschaft o Texte, Bilder, … o eigene Riten, Texte, Bilder einer Epoche, die weitergegeben werden über Generationen mit sich getragen nationale Gesichtsbilder 2004: 3 Bände der „memoria austria“ Personen, Firmen (wie Manner), … es geht hier um die Frage, was Österreicher zu Österreichern macht Mitteleuropa: Durchdringung nationaler Räumer Österreichbewusstsein ist nicht national fixierbar, auch nicht auf eine Sprache diese Räume können nur transnational ermittelt werden Textstücke untersuchen Einfluss der Erinnerungsorte auf nationale Kanonbildung dieser Kanonbildung widersetzt sich der Heldenplatz, weil er widersprüchliche Bedeutungen besitzt schwierig, ihm eine ganz besondere Bedeutung zuzuschreiben o hat auch zu tun mit topographischer Lage: Nähe: wichtige politische Institutionenen kulturelle Institutionen (KHM, NHM, Nat.Bibliothek) überdimensionale Fläche ideal für Staatszüge bevorzugte Bühne für öffentliche Veranstaltungen im Sinne von Masse 42 Geschichte des Heldenplatzes: o auch 1933 / 1934 wichtig hier waren mehr Menschen als bei Hitlers Rede z.B. als Dolfuß ermordet wurde o Angelpunkt: 15.3.1938 Hitler verkündet auf Heldenplatz jubelnder Menschenmenge den Eintritt seiner Heimat ins Deutsche Reich Symbol für Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland auch Symbol für übertriebener Huldigung eines neuen Herrschers dadurch: negative Symbolik Paradox: Erinnerung an Auslöschung Österreichs Massenereignis prägendes Ereignis Bestrebung: Heldenplatz möglichst zu füllen, ihn groß darzustellen auch, nicht nur ein Medieneffekt von NS-Machthabern inszeniert Anknüpfungspunkt: Hl. Röm. Reich dt. Nation = Erfindung einer Tradition dt. Nation hatte zur Zeit des hl. röm. Reiches ganz andere Funktion o bezog sich nicht auf ein Volk, Nation sondern auf die „Herkunft“, großflächiger Raum Anschluss wurde als Triumpf über Habsburger Monarchie für NSDAP Umbaupläne wurden aber nie verwirklicht war fast Demütigung Wiens o hat sich aber im Nachhinein dann als Glück erwiesen o Neubesetzung der Symbolik wurde immer wieder versucht militärische Zeremonien Angelobung des BP Massen- / Schlüsselereignis will man überschreiten / überbieten o Reflexionsfläche politischer Symbolik für diesen Zweck angelegt o Monarchie: Symbol für Herrschaft der Habsburger alle Fäden administrativer Macht laufen hier zusammen die frühe Geschichte: o Ort der Repräsentation von Anfang an als Bühne für polit. Repräsentation genutzt, geplant und dafür angelegt o in napoleonischer Zeit: Neugestaltung o nach Napoleon: Rückseite der Hofburg repräsentativer gestalten, war zuerst abgetrennt, Mauer aber durch Napoleon zerstört o nach Wiener Kongress: Wiederherstellung der Festungsanlage verzichtet weitere Festungsteile abgetragen äußerer Burgplatz entstanden Anlage des Volksgarten 43 wert gelegt auf Übersichtlichkeit des Gartens Privatgarten der kaiserlichen Familie = Burggarten erst seit Untergang der Monarchie 1918 für Öffentlichkeit zugänglich asymmetrisch angelegt (wie engl. Garten) Burgtor/Heldentor, Tempel eig. antirevolutionäre Bauten Sieg über frz. Revolution bekunden Theseus-Tempel: o frz. Bildhauer o im Auftrag von Napoleon, ursprünglich für Mailand bestimmt o Marmorstandbild: Tötung des Kentauren durch Theseus Bezwingung Napoleons (?) dargestellt Burgtor: o klassizistisch o 5 Durchgänge von Säulen getragen alle gleich groß Symbol für demokratische Haltung o Ausdruck: sozialer Gleichwertigkeit o mittlerer Durchgang: ursprünglich für Kaiser vorbehalten für Öffentlichkeit gesperrt erst in 1960ern offen für Verkehr o Denkmal des Sieges über Napoleon o Inschriften: Stirnseite/Hofburgseite: lustitia Regnorum Fundamentum o Gerechtigkeit ist die Grundlage der Herrscher Ringseite: Franciscus I. Imperator Austriae MDCCCXXIV. Laurum militibus lauro dignis wurde erst 1916 angebracht o man wollte es versetzen / abtragen Otto Wagner: nach Grinzing versetzen o 1934 neue Bedeutung o „Kaiserform“ 1870 Idee von Gottfried Semper Gegensatz zu Ringbauten Symbol des liberalen Bürgertums der Renaissance (?) von alte Hofburg bis heutiges MQ Einbeziehung des KHM und NHM und Maria Theresien Platzes Ringstraße hätte durch Triumphbögen überspannt werden sollen o Angriff auf bürgerlich liberale Ringstraßenarchitektur gigantomanischer Plan (für Schloss Schönbrunn gabs das auch) Plan kam in Realisierung nicht über einige kleine Teile hinaus unvollendet geblieben; sichtlich z.B. keine klare Angrenzung vom Volksgarten asymmetrische Form des Heldenplatzes zu dieser gabs schon: 44 Reiterstandbild von Prinz Eugen von Savoyen Reiterstandbild von Erzherzog Carl (1860) o erste Niederlage Napoleons durch ihn herbeigeführt …daher kommt der Name Heldenplatz o Reiterstandbilder waren Ausdruck für damals politische Ziele der Habsburger o Tradition der Denkmäler Höhepunkt im 19. Jh. (gab es aber schon sehr lange) Reiterstandbilde Erzherzog Carl: o gegen Willen des Militärs aufgestellt o man hat Wiedergutmachung mit Militär versucht o Denkmal für Sieg über Revolution o Befreiungskriege o Verkörperung der polit. Ziele der Habsburger o Inschriften am Sockel o Ehrung des Feldherren = eines Helden o wurde erst 1860 eröffnet, war schon vorher fertig, aber da ereignete sich eine Niederlage, darum hat man gewartet Prinz Eugen: o prächtiges Ross o symbolische Bedeutung: siegreicher Feldherr aus Zeit der Türkenkriege sollte Verindung von Volk und Armee zeigen Verindung der Natioalitäten Ungarn von Türken befreit und an Ö angeschlossen Feldherr, der weite Teile Europas von Osmanen befreite als Kämpfer für christlichen Glauben o in der Literatur: Hugo von Hofmannsthal Worte zum Gedächtnis des Prinzen Eugen 1914 Prinz Eugen der edle Ritter (Kinderbuch!) 1915 o großer Österreicher Karl Kraus setzte sich kritisch mit Prinz-Eugen-„Fanatismus“ auseinander o Niederlage vertuscht, damit Prinz-EugenLied gesungen werden konnte Mirko Jelusich hatte sich NS angeschlossen Ernst Fischer (KPÖ) meint: von Geburt Italiener, von Erziehung Franzose, von Gesinnung Österreicher schreibt von ihm als Liebling des Volkes Alexander Lernet-Holenia historischer Roman österreichischer Heros o gegen ihn wirkt Gegenwart klein und unbedeutend Kritik: o es braucht immer mehr Leute, um Österreich zu errichten 45 o o o o o o 200. Todestag: großer Festakt vor seinem Standbild NS-Deutschland erhob Anspruch auf ihn Soldaten hätten sich vor ihm zu verneigen Neo-Nazi Gruppe, die sich auf Prinz Eugen bezog 300. Geburtstag: man nahm es mit historischen Details nicht so genau multinationaler und multitraditioneller Hintergrund berühmter Homosexueller seiner Zeit o o o Ephesusmuseum offenes Fragment geblieben Zwischenkriegszeit: NS-Besetzung des Platzes: o öst. Regierung konterte mit Veranstaltungen Gedenkstätte 1934 eröffnet nach 1945: o o o o o o o o in Gedenkraum Jahreszahlen ergänzt Gefallene des 2. WK hinzugefügt Gedenken der Opfer im Kampfes für Österreichs Freiheit kein Unterschied ob Kämpfer gegen Austrofaschismus oder gegen NS ums Leben bekommene Justizbeamte Kranzniederlegungen durch Vertreter der Öst. Republik Gesinnungselastizität / Gedenken: Wehrmacht Kaiser Karl Justizbeamte der 1. und 2. Republik Opfer des NS …jeder kann sich seine Opfer aussuchen Denkmal für ermordete Juden am Judenplatz aufgestellt historisch geladener Platz wurde nicht am Heldenplatz aufgestellt, wegen historischer Belastung nach wie vor Bedeutung der Zustimmung des Anschlusses in Literatur: Metapher in politischen Kommentaren z.B. „Heldenplatz oder das Recht auf Kindheit“ / „the prisoner“ Held des Romans: Hitlerjunge o glaubt an Inschrift des Heldentores o muss aber merken, dass Nazibehörden nicht gerecht sind o am Ende: geht am Burgtor vorbei und stellt sich Zukunft ohne NS vor Heldenplatz ohne NS den von Nazis Verfolgten wird Zukunft ohne NS in Aussicht gestellt „wien: heldenplatz“ – Ernst Jandl (1962) rhetorische Struktur der Hitlerreden widerhallen Verbindung von sexueller Lust und Gewalt sprachlich dargestellt emotionale Energien macht er nachvollziehbar o historisches Ereignis ist keineswegs abgetan, sondern wirkt immer noch nach 46 o o o o o o o o Thomas Bernhard: Stück „Heldenplatz“ katholisches, stumpfsinniges Österreich Charakter der Inszenierung des Ereignisses 1938 aufgegriffen Stück spielt in Wien 1988 (15 Jahre nach Anschluss) Flucht 1938 einer jüdischen Familie historischer Hintergrund: o soz.dem. Regierung unter Kreiszky: Politiker, die sich in NS-Zeit engagiert haben Reaktionen polit. Repräsentanten: o man hat Bernhard als Nestbeschmutzer beschimpft bewusst gewählter Ort der Erstaufführung: o Burgtheater Nähe zum Heldenplatz in NS-Zeit: wichtige kulturelle Institution Einakter-Monolog „Der Herr Karl“ beschreibt Hitlers Auftritt als riesige Volksbelustigung, wie ein riesiger Heuriger widerruft durch Unverbesserlichkeit stellt 1938 und 1945 (Unterzeichnung des Staatsvertrages – im Belvedere) gleich o man wollte damit dem Heldenplatz ausweichen (mit Belvedere) o Herr Karl: es sei gewesen wie 1938, nur kleiner, weil Platz kleiner war und es sei reifer gewesen, weil Menschen reifer geworden seien bezeichnet als „Platz des himmlischen Heurigen“ Erinnerung an das Entsetzliche 1998: EU-Präsidentschaft am Heldenplatz gefeiert weniger große Kundgebungen fanden statt Trauerfeier für 1. polit. Opfer Ernst Kirchwäger wurde von Gegendemonstranten tödlich verletzt „Lichtermeer“ Aktion von „SOS Mitmensch“ 23.1.1993 Metapher für Toleranz, Überwindung von Fremdenhass, Mitgefühl gegen schwarz-blaue Regierung demonstriert regelmäßige Donnerstagsdemonstrationen 1983 und 1998 eine Papstmesse am Heldenplatz 1. im Rahmen der Europafesta Rechristianisierung Europas – Rede von Johannes Paul II. Sport: Skisprungwettbewerb 3.2.1972: eines der merkwürdigsten Ereignisse Karl Schranz nahm Huldigung der öst. Bevölkerung am Ballhausplatz (Menschenmenge reichte aber bis auf Heldenplatz – wegen der Offenheit) Menschen waren sauer wegen seines Ausschlusses bei den olymp. Winterspielen in Sapporo o man meinte, das sei nur passiert, weil Ö so eine kleine Nation sei (bei Frk. wäre das nicht passiert) 47 o er wollte Heldenplatz nicht: „da war irgendetwas“ zeigt deutlich die österreichische Art der Erinnerung an die Ereignisse kollektives Trauma / Traumata des 20. Jh. Absturz einer Großmacht zu Kleinstaat Zwischenstation der „hausgemachten“ Diktatur (Ständestaat) Bürgerkrieg 1934 Selbstaufgabe mit Anschluss an NS-Deutschland 1938 als Niederlage empfundene Befreiung, die zur Wiederherstellung Österreichs führte 48 Zur Nachkonstruktion Österreichs nach 1945 Bruch oder Kontinuität? (Politik, Kultur, Wissenschaft) Begrifflichkeiten Was ist Österreich / österreichisch? o Vieldeutigkeit des Begriffs + andere Begriffe „Staat“ und „Nation“ o Österreich = bestimmtes Territorium zu bestimmter Zeit nicht deckungsgleich mit öst. Staat! (z.B. Monarchie!) Länder waren in gewisser Weise unabhängig erst ab 1. Republik deckungsgleich o noch nicht 1918 als Nation gesehen (auch nicht sich selbst) Was ist eine Nation?? o siehe Folie!! o Lexikon: politische Gemeinschaft – kulturelle Gemeinsamkeit – sprachlich o Staatsnation polit. geprägt Teilnahme: subjektive Willensäußerung gemeinsame. polit. Werte USA steht für dieses Konzept, auch Frankreich hoher Stellenwert der polit. Institutionen Ernest Renan „Was ist eine Nation“ = tägliche Volksabstimmung o Kulturnation Gegenbegriff zur Staatsnation sprachlich, kulturell, religiöse Gemeinsamkeit objektive Gemeinsamkeiten der Mitglieder Verbindung Öst. – Deutschland siehe Anschluss! gabs schon davor! zeitliche und räumliche Dimension o o zeitlich: ab welchem Zeitpunkt existiert Österreich / 2. Nation? verschiedene Vorschläge für staatl. Politik der Erinnerung und für öst. Identität wichtig Meinungsumfragen (Folie) 1949 o empirische Sozialforschung (Alter, Geschlecht, Bildung, etc.) o Fragestellungen (Identifikation, Entstehungszeitraum der lst. Nation, Inhalt und Symbolik, Objekte des Nationalstolzes, zentrale Orte der Identität, repräsentative Personen, öst. Selbstbild – Eigenschaften) o wichtig: Tradition?? o Ergebnis: 82 % bekennen sich zur öst. Nation und fühlen sich als solche räumlich: Nation – Bundesland – Heimatort 49 o Nachnationale Gesellschaft? (soziologischer Begriff) Nation nur 1 Element auch Bundesland + Heimatort ist wichtig für Identifikation welche räuml. Einheit am wichtigsten? …zentrale Fragestellung bzgl. Osterreich Kontinuität und Bruch o o wichtige Titel auch in Publikationen Neukonstruktion Österreichs spielt sich auf 2 Ebenen ab: als politische Instanz o Gesetzesebene o realer Wiederaufbau von Institutionen, Gebäuden ideologische Ebene o neues Österreichbild o stark verbunden mit Wertvorstellungen Wer konstruiert Österreich? wichtige Ereignisse: (Folie) o Übergangsregierung Karl Renner alle Parteien beteiligt (ÖVP, SPÖ, KPÖ) o Kriegsverbrechergesetz o Staatsbürgerschaftsgesetz o Wahlen zum Nationalrat o Amnestiegesetz o Besatzungszonen o 4 Alliierte o Wien: (Folie) 1. Bezirk: alle Alliierten Rest in Zonen eingeteilt o hatten Vetorecht bei Verfassungsgesetzen o Beschlagnahmung von 300 Firmen durch Sowjetunion Gesetze der Nachkriegszeit: o Kriegsverbrechergesetz: von Wahlen ausgeschlossen o Staatsbürgerschaftsgesetz dahinter stnad Problematik, dass nicht-Österreicher keine Entschädigung mehr verlangen o Amnestiegesetz (Zitat Folie) für minder belastete Nationalsozialisten o hatten Einfluss daruaf, wer in Nachkriegsösterreich eine Rolle gespielt hat Politische Diskussion (Folie) o öst. Regierung als schwach angesehen (Glaubauf) Kultureller Wiederaufbau: o Zeitschrift „Der Plan“ (Vorläufer schon 1937, wurde durch Zensur verboten) es zeigen sich Kontinuitäten und auch Brüche Vorkriegszeit: Schwerpunkt bildende Kunst Nachkriegszeit: Schwerpunkt Literatur und Politik Autoren und Mitarbeiter nach 1945 waren auch schon vor dem Krieg an Zeitschrift beteiligt Ziel: Auseinandersetzung mit der NS (= die Pest) 50 „die Pest ist vorbei, die Wiederansteckungsgefahr ist groß“ Folie! keine Beiträge über reale Entnazifizierung Bewusstsein über öst. Schuld o gleichzeitig: behaupteter geringerer Schuldanteil gegenüber Deutschland o Zeitschrift der SD (Arbeiterzeitung) Berichte über Prozesse gegen ehem. Nationalsozialisten Emigration – Remigration o viele Personen aus den Bereichen Kultur und Wissenschaft ins Ausland gegangen tatsächliche Mitarbeit auf wenige Beiträge beschränkt (Folie – Aufruf) strukturelle und persönliche Ebene (bedingt) o Thomas-Mann-Debatte (Folie) jene Autoren, die in Deutschland geblieben sind, hätten sich Mitschuldig gemacht offener Briefwechsel 1947 Meinungsumfrage welche Personen zum Wiederaufbau hat auch in Ö ihre Wellen geschlagen „Antwort an Thomas Mann“ – Maria Schanda ( Folie) o vorwurfsvoller Ton o Beteuerung der eigenen Unschuld z.B. nur ausländische Literatur gelesen, nicht jene, die im NS-Deutschland gedruckt wurden o „bleiben Sie der unsere!“ Konzept der Kulturnation Trennung der Länder war noch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung verankert Kontinuität – Bruch – Veränderung o öst. Nationsbildung = Konstrukt der Verdrängung und des Vergessens WIE wird Österreich konstruiert? Hochkultur – Massenkultur o o o o o Gegensatz: wichtige Rolle nicht nur politischer Kampf sondern auch zwischen Kulturkonzepten konservative Werte in Ö gegen amerikanische Kultur Anti-Amerikanismus „Schmutz und Schuld“ – Kampagne (Folie) o Kampf gegen Comics, Heftchenliteratur galten als Gefahr – „Atomkrieg“ (sehr gefährlich) öst. Buchclub der Jugend zeigte Verkauf von Comics an Disney-Konzern hat dagegen gekämpft österreichischer Kulturbegriff nach 1945 antimodern, konservativ erst durch Alliierte aufgebrochen Titel vieler Filme kritisiert (Folie) Ausdrucksformen (Filmtitel, Comics) von offizieller kulturpolitischer Seite nicht erwünscht 51 Kontinuität oder Neubeginn: LITERATUR o o o o „Wir müssen nur dort wieder anknüpfen, wo uns die Träume eines Irren unterbrochen haben“ (Folie!) vor 1938: katholisch und österreichorientiert Dolfuß: österreichische Front zum Aufbau eines Österreichbewusstseins Austrofaschismus Österreicher galten als die besseren Deutschen „Zäsuren ohne Folgen“ (Folie) 1938 bedeutete keine Behinderung These der Kontinuität (z.B. Karl Müller) bedeutet auch Reduktion der literarischen Vielfalt o es gab literarische Gegentendenzen zur traditionellen öst. Kulturpolitik Österreichische Literatur: Habsburgischer Mythos? Mythos der Literaturkritik? nach 45: es müsse öst. Literatur geben aber Bestimmung?? o Lücke! Mythos der Literaturkritik: Kontinuität weniger inhaltliches Kriterium, eher ein Auswahlkriterium der Literaturkritik / Literaturwissenschaft Österreichbilder: FILM o o o Einfluss des Kinos bei Herstellung eines Österreichbildes (Folie) Heimatfilme: „Die Trappfamilie“ (1956) wichtige Rolle für Österreichbild Musical 1959 wahre Geschichte der Familie Trapp o von Ö emigriert, in die USA o junger Baron von Trapp, U-Boot-Kapitän, muss Kinder allein erziehen, Haushaltshilfe (eine Schwester) – lockert Haushalt auf, sie verlieben sich, heiraten. er weigert sich dann, NS-Regime zu unterstützen, dann emigriert Familie in die USA – dort bekommen sie Visum, wegen des Gesangsvermögens der gesamten Familie o 2. Teil: Trapp-Familie in Amerika o Verbindung Adel, Kirche, Trachten o beschreibt die Österreicher als konservativ, katholisch, sehr musikalisch 1. April 2000 (Folie) Film sehr erfolgreich häufig als „Staatsfilm“ bezeichnet von öst. Regierung in Auftrag gegeben erfolglose Verhandlungen um den öst. Staatsvertrag neue Regierung wird angelobt, Bevölkerung wird aufgerufen, viersprachige Personalausweise zu zerreißen, um Zeichen zu setzen; Weltgericht; Weltschutzkommission: Öst. muss zeigen, dass sie liebenswertes, etc. Volk sind, die Weltfrieden gar nicht gefährden wollen/können 52 Zusammengefasste Merkmale dieser kulturellen Zeit o o Hochkultur: vorherrschend: konservatives Österreich, kath. orientiert Populärkultur: andere Tendenzen z.B. Comics passt nicht in konservatives Bild kommt durch Besatzungsmächte Ziel: neues Österreichbild orientiert sich am Ausland, z.B. Surrealismus Gegentendenz zur offiziellen Linie 53 Gegenwartskunst seit 1968 Steirischer Herbst Musik, Bildende Kunst, Architektur, Theater, Tanz, Literatur, Neue Medien (Anm.: „Folie“ – Zitate wurden während der VO auf Folien gezeigt; „S.H.“ – Abkürzung für „Steirischer Herbst“) öst. Weltbild + Experimentierfreudigkeit o lässt sich im Steirischen Herbst erkennen o Avantgarde Kunst – Öffentlichkeit o Skandale des Steirischen Herbst zeigen dieses Verhältnis Steirischer Herbst: o internationales Festival für zeitgenössische Kunst o Gründer: Hans Koren o Merkmal: Vernetzung verschiedener Kunstdisziplinen Mehr- bzw. Allspartenfestival 50er und 60er o Bemühen, öst. Nationalbewusstsein zu schaffen, das sich vom übrigen dt. Sprachraum abgrenzen lässt o Literatur: spezifisch österreichisch? vorwiegend an Barocken und Katholischen Traditionen gesucht experimentelle Literatur boykottiert, bekämpft Vertreter fanden kaum Anerkennung Wien: o Rückgriff auf Tradition hielt länger an als in Peripherie, Graz Graz: o zweitgrößte Stadt Österreichs (250.000 EW) o Mythos: heimliche Hauptstadt der öst. Gegenwartsliteratur o 1959 Forum Stadtpark, etc (Folie!) es entstand „Grazer Gruppe“ einige Mitglieder: W. Bauer, G. Falk, B. Frischmuth, P. Handke, W. Hengstler, K. Hoffer, A. Kolleritsch, H. Eisendle, E. Jelinek, G. Jonke, G. Roth, H. Sommer, M. Scharang, A.P. Schmidt Forum umfasste Literatur, Jazz (Musik), Dokumentation, Film Literatur führend es fehlte in Ö eine wirksame Avantgarde Produktion: spezifisch öst. Tradition suchen, etablieren, sich darüber definieren und von bundesdeutsche Literatur abgrenzen o engstirnige lokale Kulturpolitik mit reaktionäre Kulturmafia konfrontiert kompakter Widerstand dadurch profilierte sich Avantgarde Literaturzeitschrift „Manuskripte“: Autoren 1961 Aufnahme, obwohl in Wien kaum Interesse an ihren Arbeiten bestand 1968 Erfolg der „Manuskripte“ eingestellt 54 H.G. Haberl: o Folie! o über Steirischen Herbst o Grundlagen für spatenübergreifende, multidisziplinäre Ausrichtung des Festivals o Autonomie der Künste auch im Gründungsjahr des S.H. gegeben Umbruch der Gesellschaft o öffentliche Kunstaktionen o z.B. Weibel o Aufsehen und Ärger erzeugt! o Aktion / Happening Kunst und Revolution hier knüpfte S.H. an HS 1 im NIG Uni Wien Kritik an Avantgarde o Enzensberger sei Betrug, Selbstbetrug Avantgarde hat Rechte verwirkt, wenn sie staatliche Unterstützung erhält verurteilt den Begriff des Experiments Künstler schiebe Verantwortung von sich ab o viele hielten an Institution fest Manuskripte! mit Kunst kann man etwas bewirken o Michael Schar ?? ebenfalls Kritik Manuskripte o Wittgensteins Sprachkritik – Gesellschaftskritik (sollte realisiert und verändert werden) nicht mehr alles war auf Wien konzentriert (s. Stadtpark) Salzburg, Linz, Graz – Kulturzentren Eröffnungsrede Hans Koren o Eröffnung des Steirischen Herbst o Sinn und Zweck des S.H ist Rechenschaft der künstlerischen Leistungen o andere Nationen: gegenüberstellen – Wettstreit! o Betonung des Lokalen und Regionalen Konzept: Kunstrichtungen übergreifend + Wissenschaft Wiener, Salzburger, Bregenzer Festspiele o dazu kam Grazer Festspiele o man wollte nicht mit Sbg konkurrieren Bezug zur Habsburger Monarchie o durch Verbindung mit Italien und Jugoslawien Länder von Trigon – Biennale (für bildende Kunst) – Koren = Gründer im Künstlerhaus Graz veranstaltet internationale Malerwochen o Nähe Graz 1. Steirischer Herbst o freie Institutionen beteiligt unter Generalthema vereinigt 1969 o 650.000 Schilling erhalten für alle Kunstveranstaltungen zusammen o Koren: Stellvertreter der ÖVP – brach keine größeren Summen 55 o o Bundespräsident (Jonas) nahm nicht daran Teil Emil Breislach Gründer Forum Stadtpark Intendant Landesstudios des ORF in Graz „Salzenburger Fetzenspiele“ – so Grazer Festspiele bezeichnet magere Unterstützung! o konnte sich trotzdem schnell etablieren o bekam im Ausland aber Anerkennung (bevor er sich in Ö durchsetzen konnte) o Musik! 1970 o Jonas nahm zum ersten Mal teil o Unterscheidungsmerkmale des S.H in drei Thesen (Koren) Symbiose von bildender und darstellender Kunst, Musik und Wissenschaft bewusste Einstellung auf Gegenwart Weltoffenheit …siehe Trigon-Biennale, hatte damit auch zu tun z.B. „intermedia urabna“ – Themen passen zu Thesen Workshop-Präsentation aus begehbaren Environments Besucher aus dem In- und Ausland o 1975 (?) neue Richtungen im Theaterwesen durch S.H (in den 1970ern) o Horwarth, Ionesco, Bernhard, Konetti neue Akzente o scharfe Abrechnungen o 80er: Jelinek, etc literarisches Gebiet o Formen der Selbstverwaltung Gegengründung zum konservativen „P.E.N. Club“ o Graz: Image einer progressiven Avantgardeszene Geschichte: o o o o o o Geschichte der Skandale anstößig empfunden Plakate z.B. „Body language“ – Körpersprache Film: „Selbstverstümmelung“ – Anschuldigung der Pronographie „Gespenster“ – W.Bauer wochenlange Diskussionen o v.a. sobald es im Fernsehen gezeigt wurde, nicht durch Theater Programmdirektorium Autonomie der Kunst ab 1975 keine Politiker mehr Programmdirektorium paradoxe Position Pluralismus war enorm von vornherein keine durchgehenden programmatischen Linien – konsequent inkonsequent, programmatisch unprogrammatisch o kein Programm zu haben war das Programm verstand sich selbst als Probebühne für die Moderne Festival der Gegenwartskultur (Haberl) nomadische Strategien der Kunst nomadisches Prinzip des Denkens im Anschluss an Flussers Theorien Geschtspunkte einer geistigen Mobilität (Folie!!) 56 o o o o o o o o Nomadisches gegen Sesshaftes ausgespielt Post-Moderne! (neuer Begriff kommt hinzu) Vilém Flusser Medienphilosoph (schon verstorben) Peter Strasser Problem der Nomadologie ist ein Problem der Avantgarde Skepsis gegenüber einer autoritären Avantgarde Begriff kommt ja eigentlich aus dem Militär traditioneller Begriff: o Pioniere geben vor, in welche Richtung die Masse der Gesellschaft gehen soll Nomadologie Festival muss von einem Standort zum anderen wandern nicht wie in Sbg, wo es immer die gleichen Spielorte gibt z.B. Fabrikshallen es gibt keine „Heimat“ für den S.H 1989 Thema „Chaos und Ordnung“ großer Erfolg letztes Jahr des Intendanten Peter Vujica 1990 provinziell avantgardistisch Abkehr davon Haberl neuer Intendant bekannte sich zu Improvisation, Grenzüberschreitung „Identität – Differenz – eine Topographie der Moderne“ Ausstellung wollte zeigen, dass sich Moderne blind gestellt hat 1. Station der Kritik der Moderne Peter Weibel neue Formen der Individualität o durchlässig für das Fremde 1993 – „Kontext Kunst“ (durch Weibel) 2. Station der Kritik der Moderne ökonomische, ökologische, soziale Kontexte Rückkehr des Realen in die Kunst „white cube“ (Weißer Würfel) o Metapher für nordamerikanische Kunst o soll Reinheit der Kunst zeigen o Kritik der westlichen, weißen Kunst von „outside des white cube“ 1996 – “Inklusion : Exklusion” 3. Station der Kritik wieder von Weibel Folie! imperialer Diskurs dagegen wendet man sich Grenzen ziehen zwischen sich und anderen Völkerkundemuseum (Kunst der „Primitiven“) KHM „hohe“ Kunst Remapping der kulturellen Geographie Recht auf Differenz 57 gewährt noch nicht das Recht auf Egalität bei Ausschluss: Konsens? Zustimmung? verstand sich als 1. Versuch im dt. Raum ein Fragment der kult. Geographie zu entwerfen Migrationsprobleme thematisiert hinweisen auf Probleme der Ausgrenzung Weibel verweist auf Musils Kakanien „Der Mann ohne Eigenschaften“ Ö als ehemaliges hegemoniales Land hätte bis heute Probleme mit der postkolonialen Identität o Ö weiß nicht, wer es ist o Musil hätte das so erkannt, wie sonst keiner o deshalb kann man auch sagen „Das LAND ohne Eigenschaften“ o Musil beschreibt postkoloniale Probleme der (fehlenden Identität) auch im Bezug auf die Doppelmonarchie Völkervielfalt in K+K-Monarchie nationale Identitäten durften nicht stärker werden als die Identifikation mit dem Habsburger Reich o durften also nicht ausgedrückt werden o nur „Namen“ statt „Realien“ für Weibel ist die Beschreibung ähnlich wie die Afrikanischen Staaten (postkolonial) Identität kam nicht von sich aus Skepsis gegen sich selbst in Ö an diesen Punkt knüpfte der S.H und Weibel an Weibel findet hier Argumente für die Kritik am Nationalismus MUSIK o o o neue Wege nicht alle Aufführungen waren erfolgreich MusikTHEATER Oper setzte auf Sicherheit lag auch daran, dass Opern einen größeren finanziellen Aufwand betreiben müssen daher gingen sie mehr auf das Publikum an o „Revolte, Rettung und das Ich“ (Folie) – 2001 Musikprotokoll – Motto Architektur o „latente Utopien“ – 2002 Betrachter soll nicht nur betrachten sondern auch tasten, spüren, die Architektur greifend begreifen o gekonnter Mix aus Kunst, Wissenschaft und neuer Wahrnehmungsphilosophie man kann sich in architektonische Werke hineinbegeben konnte nicht immer mit der Öffentlichkeit rechnen SKANDALE o 1988 – „Schuld und Unschuld der Kunst“ Werner Fenz 58 o o o o o Bezugspunkt 1938 – 1988 Orte in Graz, die in NS zeit an exponierter Stelle standen, künstlerisch zu gestalten sich damit auseinandersetzen es wurde auch etwas beschädigt o Kabel durchgeschnitten o „11 schönsten Sounds der Welt“ dagegen protestiert Hans Haarke o Siegessäule der Nazis „Und ihr habt doch gesiegt“ (Spruch darauf) Nachbau (Obelisk) Mariensäule mit Holz verbaut (wie auch Nazis es gemacht hatten) Spruch (oben) widmete sie der Besiegten der Steiermark (Opfer) – steht mit Zahlen darauf Heftiger Protest!! Brandanschlag von Neo-Nazis o Kunstwerk und Mariensäule darunter wurden beschädigt Kluft! Konzeption von Kunst, die in Museum nicht realisierbar ist o wollte Wirkungslosigkeit aufbrechen und überschritt damit eine Kunstnorm öffentliche Meinung: Freiheit der Kunst ist die Freiheit, dass man sich der Kunst entziehen kann d.h. die Kunst gehört ins Museum und nicht in den öffentlichen Raum Medien spielen bei Skandalisierung eine bedeutende Rolle!!!!! genauso wie bei „Gespenster“, Fernsehübertragung o Leserbriefe in Zeitungen o gegen „entartete Kunst“ dann gab es Proteste man berief sich auf traditionelle Werte – Gegner des S.H Traditionalismus tw. mit NS-Einschlag das stärkte den Zusammenhalt der Künstler des S.H Kulturkonservative Forum Stadtpark änderte sich nicht Parallelwelten entstehen durch Überschreitung der Normen macht klar, welchen Normen der Alltag folgt Kunstnorm: Was ist Kunst? andere Beantwortung als weite Teile der Bevölkerung o nicht Publikumsgeschmack! staatliche Subventionen ? Problem: Anspruch avantgardistisch formend zu sein keine moralische Frage sondern eine Art von Etablierung im Sinne einer neuen Norm widerspricht dem, was Avantgarde sein sollte 59 o Fähigkeit, neue Ideen zu verbreiten + Verbindung vertritt keinen Purismus kommt dadurch an größere Publikumsmenge heran 60