Diese künstlerische Darstellung zeigt einen Sonnenuntergang auf der Supererde Gliese 667 Cc. Der hellste Stern an ihrem Himmel ist Gliese 667 C, Komponente eines Dreifachsystems. Die beiden anderen Sterne, Gliese 667 A and B, sind weiter entfernt und stehen rechts im Bild. Neue Untersuchungen zeigen, dass es allein in unserer Galaxis Abermilliarden solcher Gesteinsplaneten im Umlauf um Rote Zwerge geben ESO / Luís Calçada muss. http://www.eso.org/public/archi ves/videos/small_qt/eso1214a.mov Sonnenuntergang auf der Supererde Gliese 667 Cc Weißt Du, wie viele Planeten stehen? Milliarden Planeten in den bewohnbaren Zonen um rote Zwergsterne Gleich zwei Studien zeigten kürzlich, dass Planeten viel häufiger im Universum ­anzutreffen sind, als lange vermutet. Wahrscheinlich hat jeder Stern einen oder ­mehrere Begleiter und wahrscheinlich sind viele dieser Welten der Erde gar nicht so unähnlich. S terne zählen ist einfach. Vergleichs­ Die übrigen der zur Zeit 777 bekannten wei­se einfach. Astronomen zählen die Planeten außerhalb unseres Son­nen­sys­ Punkte am Himmel seit Jahrhunderten, tems wurden indirekt nachgewiesen. Die Die Mikrolinsen-Methode schließlich zunächst mit dem bloßen Auge, später weitaus meisten davon mit der Spektral­ nutzt einen Effekt, den die allgemeine durch das Teleskop, auf Fotoplatten und methode, welche die Bewegung des zen­ Relativitätstheorie beschreibt: Zieht ei­ heute erledigen Computer diese langwie­ tralen Sterns misst. Da Stern und Planet ne Masse vor einer Lichtquelle vorbei, so rige, aber im Grunde simple Aufgabe. Mit um den gemeinsamen Schwerpunkt krei­ wird deren Licht aus Sicht des Beobach­ einigen Annahmen darüber, wie repräsen­ sen, bewegt sich auch der Stern leicht, ters kurz verstärkt, da ihn durch die rela­ tativ der vermessene Himmelsausschnitt während der Planet ihn umrundet. Die­ tivistische Lichtkrümmung mehr Strah­ ist, errechnen Astronomen daraus rela­ se Bewegung lässt sich nachweisen, wenn lung erreicht (sie­he Kasten Seite 29). Wenn tiv genau die Anzahl der Sterne in unserer das Spektrum des Sterns über einen ge­ diese Masse, eine so genannte Gra­vi­ta­ Galaxis: es sind ungefähr 200 Milliarden. wissen Zeitraum hinweg sehr genau be­ tions­lin­se, ein Stern mit einem Planeten Um jedoch zu wissen, wie viele Pla­ ob­ach­tet wird. Verschieben sich die Linien ist, dann wird das Licht nicht nur einmal neten um all diese Sterne ihre Bahnen zie­ im Spektrum immer wieder leicht, so deu­ kräftig durch den Stern, sondern noch ein hen, muss man tiefer in die astrophysi­ tet das auf eine Bewegung des Sterns hin. zweites Mal durch den Planeten verstärkt, kalische Trickkiste greifen. Der Haken da­ Wenn der Planet im Verhältnis zum Stern allerdings schwächer. bei ist, dass je nach Methode nur Planeten groß genug ist und nicht zu weit von die­ mit ganz bestimmten Eigenschaften wie sem entfernt, gelingt sein Nachweis, und Erfolgreiche Suche Größe, Bahnradius, Bahnneigung und Wissenschaftler können dann Rückschlüs­ Nach dieser Signatur haben Astronomen Mas­se des Zentralgestirns, erfasst werden. se auf seine Eigenschaften ziehen. aus elf Ländern in Datensätzen gesucht, ebe­ne unser Blick zufällig genau von der Seite fällt. Wenn der Planet sehr groß, weit ent­ Eine weitere Methode ist die Transit­ die während sechs Jahren mit verschie­ fernt von seinem Stern und dieser eher methode, bei der die Astronomen ausnut­ denen Teleskopen in Australien, Südafrika kühl und dunkel ist, können sie die mo­ zen, dass sich der Stern leicht verdunkelt, und Chile aufgenommen wurden. dernen Kameras an den großen Telesko­ wenn der Planet direkt vor ihm vorbei­ Der Vorteil dieser Methode ist, dass pen direkt abbilden. Das ist bisher bei zieht. Das funktioniert natürlich nur bei sich auch Planeten mit geringer Masse 31 Exo­pla­ne­ten gelungen. den wenigen Planeten, auf deren Bahn­ und solche, die ihr Zentralgestirn in grö­ www.sterne-und-weltraum.de September 2012 27 NASA / ESA / M. Kornmesser, ESO Neue Beobachtungen lassen darauf schließen, dass die meisten Sterne unserer Galaxis ein Planetensystem besitzen. Viele davon enthalten Planeten, die eine feste Oberfläche besitzen, ähnlich groß wie unsere Erde sind und auf denen es flüssiges Wasser geben kann. ße­rer Entfernung umkreisen, finden las­ alles in allem nur drei Exoplaneten ge­ Ein anderes Team von Astronomen sen. Andererseits ist es sehr unwahr­ funden wurden. Nun haben die Astro­ aus Frankreich, Belgien, Portugal und der scheinlich, dass der Hintergrundstern, nomen die recht geringe Wahrscheinlich­ Schweiz hat mit der oben beschriebenen dessen Licht verstärkt wird, der Vorder­ keit, mit der sich Planeten auf diese Wei­ Spektralmethode ebenfalls nach Planeten grundstern, bei dem ein Planet entdeckt se entdecken lassenen, wieder heraus­ gesucht und sich dabei auf die Sternklas­ werden soll, und unsere Erde exakt in ei­ gerechnet und kamen zu dem erstaun­ se der Roten Zwerge konzentriert. Diese ner Linie liegen. Außerdem muss der Pla­ lichen Ergebnis, dass es mehr Planeten als Sternen sind mit rund 2200 bis 3800 Kel­ net so zu seinem Stern stehen, dass auch Sterne geben muss, und dass die meisten vin deutlich kühler als unsere Sonne mit er vor dem Hintergrundstern vorbeizieht. davon Supererden sind, also Planeten mit knapp 5800 Kelvin. Bei ihnen kann man So kommt es, dass in den Beobach­ fester Oberfläche und größerer Masse als mit dieser Methode im Gegensatz zur Mi­ die Erde. krolinsen-Methode Supererden in der be­ tungsdaten aus insgesamt sechs Jahren Zum Nachdenken OGLE-2005-BLG-390 und die Mikrolinsen-Methode E ine Phalanx von Teleskopen sucht RE [4 G ML c –2 DL(DS DL)/DS]1/2. u p/RE, A (u22)/[u (u22)1/2]. seit geraumer Zeit nach Mikrolin­ sen-Ereignissen, bei denen ein Stern vor Die Masse des Linsensterns ist ML 0,22 einem weiter entfernten Stern vorüber­ MA, die Dis­tanzen zum Hintergrund- Aufgabe 3: Unter der Annahme, dass zieht und diesen dabei mit seiner Gravi­ und Linsenstern sind DL 1,05 RGC und das Überqueren der Strecke d 2 RE die tationslinsenwirkung verstärkt. Der Ver­ DS 0,866 RGC. Welche Größe hat der Zeit Dt 22 Tage in Anspruch nahm, be­ stärkungseffekt äußert sich dabei in ei­ Einstein-Radius des Linsensterns OGLE- rechne man die Geschwindigkeit des Lin­ ner Lichtkurve wie derjenigen auf S. 29. 2005-BLG-390L? Man gebe das Ergebnis sensterns relativ zur Sichtlinie Erde– Hin­ in AE an. G 6,6743 10 –11 m3 kg–1 s–2, MA 1,989 1030 kg, c 2,998 108 m/s, tergrundstern in km/s. Aufgabe 1: Die maximale Signalverstär­ kung Amax hängt vom Abstand p des AMQ Abstand des galaktischen Zen­trums: Ihre Lösungen senden Sie bitte bis zum Linsensternpfads zur Verbindungslinie RGC 7,62 kpc, 1 pc 1 AE/tan(1°/3600), 15. September 2012 an: Redak­tion SuW – Erde –Hintergrundstern ab. Ist p 0, so 1 AE 1,496 1011 m. Zum Nach­denken, Haus der As­tro­no­mie, MPIA-Campus, Kö­nigstuhl 17, D-69117 wird das Bild des Hintergrundsterns zu einem Kreis um den Linsenstern trans­ Aufgabe 2: Für die maximale Signalver­ Hei­­del­berg. Fax: 06221 528377. formiert. Dieser so genannte EinsteinRing hat um den Linsenstern den Radius: stärkung Amax 3,0 berechne man den Einmal im Jahr werden unter den erfolg­­ reichen Lösern Preise verlost: siehe S. 109 28 September 2012 Abstand p. Es gelten die Beziehungen: Sterne und Weltraum wohnbaren Zone nachweisen. Das ist der­ jenige Bereich um einen Stern, in dem flüssiges Wasser vorkommen kann. Planeten in der bewohnbaren Zone sind deshalb so interessant, weil das Vor­ handensein von flüssigem Wasser und ei­ Die Mikrolinsen-Methode B ei der Suche nach Planeten mit der Mikrolinsen-Methode muss eine bestimmte Anordnung eintreten: Zieht ein Stern zwischen der Erde und einem entfernten anderen Stern vorüber, so wird für eine gewisse Zeit das Licht des entfernten Sterns ner ansonsten festen, also felsigen Ober­ durch die Gravitation des vorderen wie bei einer Linse gebeugt (siehe obere Grafik). fläche das Entstehen von Leben, wie wir Dadurch erscheint uns das Licht der Quelle auf der Erde kurzzeitig heller als sonst. es von der Erde kennen, überhaupt erst er­ Wird der Linsenstern von einem Planeten begleitet, so beugt auch dessen Gravita- möglicht. tionsfeld das Licht des Sterns im Hintergrund. Dann entsteht ein zweites, kleineres Umso wichtiger ist die Entdeckung, Maximum in der Lichtkurve (siehe untere Grafik). dass ungefähr 41 Prozent der Roten Zwer­ Die Lichtkurve von OGLE-2005-BLG-390 enthält zahlreiche Beobachtungen ge in unserer Galaxis von einem solchen verschiedener Instrumente und Teleskope, dargestellt mit verschiedenen Farben. Planeten umrundet werden. Mit einem Deutlich ist die rund 40 Tage andauernde Verstärkung des Lichts durch den vorbeizie- Anteil von 80 Prozent sind Rote Zwerge henden Stern zu erkennen (Mitte). Das Inset links stellt den Verlauf der Sternhellig- die häufigste Sternklasse im Milchstra­ keit über mehr als vier Jahre hinweg dar. Die Ausschnittsvergrößerung (rechts) zeigt ßensystem. Ihre Zahl liegt daher bei insge­ das zweite, kleinere Maximum der Lichtkurve. Die Linien entstammen verschiedenen samt 160 Milliarden. Das bedeutet aber, es Erklärungsmodellen: orange steht für das Modell ohne Planet, grau für das Modell muss Abermilliarden Planeten geben, auf mit einer zweiten Lichtquelle im Hintergrund und die blaue Linie zeigt das Modell denen Ozeane, Flüsse und Seen vorkom­ mit Planet als Begleiter des Vordergrundsterns. Die Beobachtungsdaten schließen men können. Ungefähr 100 davon befin­ die ersten beiden Modelle aus. den sich weniger als 10 Parsec (32,6 Licht­ jahre) von uns entfernt Die habitable Zone ist bei Roten Zwer­ gen aufgrund der niedrigen Oberflächen­ temperatur dieses Sterntyps näher am Zentralgestirn als zum Beispiel bei der Sonne. Andererseits neigen Rote Zwerge zu starken Ausbrüchen. Dadurch ist even­ tuell vorhandenes Leben wahrscheinlich Quelle immer wieder starken Ultraviolett- und Röntgenstrahlen ausgesetzt, die wiede­ rum der Entwicklung höheren Lebens nicht förderlich sind. Steffen Brinkmann promovierte über Tur- MOA / SuW-Grafik Beobachter Gravitationslinse bulenz in Akkretionsscheiben an der Universität Heidelberg und forscht nun über parallele Programmierung am Höchstleistungsrechenzentrum in Stuttgart (HLRS). 3 1,6 OGLE 1,5 2 www.sterne-und-weltraum.de 1 Helligkeitsverstärkung Bonfils, X., et al.: The HARPS search for southern extra-solar planets? XXXI. The M-dwarf sample. In: Astronomy & Astrophysics (eingereicht, 2012), arXiv:1111.5019v2 Delfosse, X, et al.: The HARPS search for southern extra-solar planets. XXXV. Super-Earths around the M-dwarf neighbors Gl 433 and Gl 667C. In: Astronomy & Astrophysics (eingereicht, 2012), arXiv:1202.2467v1 Beaulieu, J.-P. et al.: Discovery of a cool planet of 5.5 Earth masses through gravitational microlensing. In: Nature 439, S. 437 – 440 (2006) 1,4 3 2,5 1,3 -1000 0 Tage relativ zum 31. Juli 2005 9,5 10 10,5 11 Tage relativ zum 31. Juli 2005 2 J.-P. Beaulieu, CNRS / SuW-Grafik Literaturhinweise Signal des Planeten OGLE RoboNet Canopus Danish Perth MOA 1,5 1 -30 -20 -10 0 -10 20 -30 Tage relativ zum 31. Juli 2005 September 2012 29