ERASMUS-ERFAHRUNGSBERICHT 2009/2010 Name und Emailadresse: Christoph Titz, [email protected] Studienrichtung: Wasserwirtschaft & Umwelt Gastuniversität: Université des Antilles et de la Guyane, Guadeloupe Aufenthaltsdauer: von 04.02.2010 bis 20.07.2010 BITTE GEHEN SIE AUF FOLGENDE PUNKTE EIN: 1. Stadt, Land und Leute Guadeloupe ist eine wirklich schöne Insel – die größte Stadt ist Pointe-à-Pitre, wo es den Gewürz- und Fischmarkt gibt, sowie einige Einkaufsstraßen. Bei Tag ganz nett, bei Nacht unbedingt meiden! Ansonsten gibt es nur kleinere Orte die entlang der Küste liegen. Fast überall gibt es schöne Sandstrände, auf Basse Terre kann man wandern und Wasserfälle besuchen. Sehr zu empfehlen ist auch schnorcheln beim Pointe des Chateaux oder bei den Ilets de Pigeon. In der Marina in Bas du Fort kann man gut Essen (auch lokale Spezialitäten) und Fortgehen. Jung und alt trifft sich gerne im Zoo-Rock Cafe, wo man immer Leute kennen lernt. Man trifft hier Leute aus der ganzen Welt und es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Schwarz und weiß leben hier miteinander. 2. Soziale Integration Das hängt bestimmt von jedem selbst ab. Die anderen Erasmusstudenten waren sehr nett, hilfsbereit und offen. Auf der Uni war die leider nicht ganz so, denn die einheimischen Studenten haben kaum den Kontakt mit uns Austauschstudenten gesucht. Unterlagen von ihnen auszuborgen und zu kopieren war auch nicht immer möglich – sie hatten scheinbar Angst vor Konkurrenz bzw. ihre Sachen nicht mehr zu bekommen. 3. Unterkunft Zuerst habe ich mir eine der vorgeschlagenen Wohnungen in Bas du Fort ausgesucht für 600€ im Monat, da aber der Standard nicht meinen Vorstellungen entsprach (es war schmutzig beim Einzug, Ungeziefer überall), hab ich mir etwas anderes gesucht. Außerdem empfand ich den Preis für das Gebotene als Abzocke! Ich bin gleich in der Nähe in die Residence Le Marisol ein Zimmer in Untermiete gefunden. Die Residence ist erst einige Jahre alt und wirklich schön angelegt – gibt 1 sogar Swimmingpool mit Meerblick dazu! Hier fühlt man sich wirklich wohl und bekommt was für sein Geld. Bezahlt habe ich hier 410€ mit Betriebskosten, Internet, Waschmaschine, Fernsehen. CAF gabs nicht, denn ich habe privat hier gewohnt. Die anderen Studenten haben CAF beantragt, dann aber letztendlich auch nicht bekommen. 4. Kosten Neben den bereits erwähnten Wohnungskosten kommt es natürlich stark darauf an, wie man lebt. Man kann wirklich schnell sehr viel Geld ausgeben. Lebensmittel sind im Schnitt etwas teurer als in Österreich. Es kommt aber auch stark drauf an, wo man einkauft. Bei Cora ist es teurer als bei Leader Price und Ecomax, dafür gibt’s bei Cora viel mehr Auswahl. Würd so mit 400€ fürs Essen berechen. Wenn man oft Essen geht, wird’s natürlich rasch mehr. Ein Menü kostet etwa 25€. Bier kostet etwa doppelt so viel wie in Österreich, bei den Weinen ist es etwa so teuer wie bei uns. In der Mensa kann man günstig Essen, allerdings finde ich das Essen nicht besonders gut. Es gibt noch einen Sandwichstand auf der Uni, da gibt’s alle möglichen Sandwich & Burger/Pannini, sowie Getränke zu einem guten Preis. Der gelbe Bus, der zur Uni fährt kostet 50 Cent pro Fahrt, hat allerdings keinen Fahrplan. Ich würde hier eher zu einem Mietauto raten. Skripten gibt’s nicht, somit fallen hier auch keine Kosten an. Auf Party bzw in Discos ist meist 20-30€ Eintritt, Getränke kosten dann etwa 10€. Telefonieren mit Handy ist um einiges teurer als bei uns (40 cent/Minute). 5. Sonstiges (Visum, Versicherung, etc.) Sofern man aus Europa kommt, wird natürlich kein Visum benötigt. Für die Versicherung habe ich zur Sicherheit den ÖAMTC Weltreiseschutz gewählt, der kostet etwa 40€, wenn man bereits Mitglied ist und deckt alle möglichen Krankenhaus-, Rückhol- und Arztkosten! E-card funktioniert nur bedingt, man muss den Arztbesuch vor Ort bezahlen und dann bekommt man es zuhause teilweise zurückerstattet. 6. Beschreibung der Gastuniversität Die Uni hier ist gänzlich anders als die BOKU. Es gibt fixe Licence- und Masterstudien und nur wenig Wahlmöglichkeiten. Da nur wenige Studenten in den Kursen sind, wird erwartet dass man immer da ist, es wird diktiert und an der Tafel erklärt. Powerpoint-Präsentationen gab es nur selten. Somit erinnert die Uni eher an eine Schule. Außerdem ist der Stoff stark auf Frankreich und Entdeckungen von Franzosen bezogen. Viel Stoff wird nicht gemacht, da ja alles zu notieren ist – zur Prüfung muss man dann alles sehr genau wissen, um mit dem Gelernten die Verständnisfragen beantworten zu können. Es wird gar nichts einfach nur abgefragt. Außerdem ist es ein Problem, wenn man Kurse aus 2 Studien besuchen mag, denn diese können gleichzeitig stattfinden. Präsentationen und Gruppenarbeiten gab es kaum, manchmal waren Beispiele zu rechnen, die dann gemeinsam besprochen wurden. 2 Die Professoren sind aber hilfsbereit und offen für Fragen. Allerdings darf man nicht erwarten, dass bei den Prüfungen etwas hergeschenkt wird. Vor allem bei der Geologie muss man hart arbeiten, um durchzukommen. 7. Anmelde- und Einschreibformalitäten Nach der Nominierung bekommt man von der Uni hier einen Brief, in dem man über die Aufnahme informiert wird. Vor Ort trifft man dann Madame Charlery (die Erasmuskoordinatorin) und füllt die Formulare aus, die sind dann ins Dekanat zu bringen und einige Tage später bekommt man seinen Ausweis. Man braucht 2 Passfotos für den Studentenausweis. Außerdem sind noch einige für den Tauchschein oder sonstige Ausweise ganz praktisch! Für die angebotenen Kurse fragt man am besten vor Ort, die Homepage gibt keine wirkliche Auskunft und im Dekanat gab es keine gesamte Kursliste! Hier kann der Auran Randrianasolo weiterhelfen! Er ist am Geologieinstitut zu finden! 8. Einführungswoche bzw. –veranstaltungen Bei der Ankunft soll man sich bei Madame Charlery melden, dann bekommt man einen Plan der Uni und es wird kurz erklärt, was alles zu erledigen ist. Die Vorlesungen sind mit Auran Randrianasolo auszuwählen. Dieser geht dann zu den Professoren der Kurse und man wird vorgestellt. 9. Kursangebot und besuchte Kurse (kurze Beschreibung und evtl. Bewertung). Gab es Einschränkungen bei der Kurswahl. Ich habe mir meine Kurse aus den Licence- und Masterstudienplänen ausgesucht. Ein Fach habe ich nochmals gemacht, war aber interessant, denn der Stoff hier war ein gänzlich anderer als zu Hause. Ich habe gemacht: Francais Langue Étrangere (Französischkurs, verpflichtend) Géophysique (sehr interessant, über die Plattentektonik, Seismus, Magnetismus in der Karibik zu lernen) Traitement des dechets (Abfallwirtschaft - die Theorie ähnlich wie bei uns, Praxis jedoch gänzlich anders) Génétique des Populations (Populationsberechnungen für Tiere unter Berücksichtigung von z.B. Gesetz von Hardy Weinerg,…) Bassins sédimentaires (Geologie und Vulkanismus der Karibik, viele Zeichnungen) Pollution Marine (alle Schadstoffe, die im Meer zu finden sind wurden besprochen und deren Auswirkungen auf das Ökosystem) Ecotoxicologie (Tests für Mikroorganismen, schädliche Dosen ^ von Schadstoffen berechnen,…) 10. Credits-Verteilung Semester bezogen auf 3 Kurse, „study workload“ pro Das ist überhaupt kein Problem, die Professoren sind entgegenkommend, und man bekommt das auf der BOKU dann auch (bei mir von Frau Dr. Zibuschka) angerechnet. 11. Benotungssystem Es gibt anders als bei uns ein 20 Punktesystem, nur dass man 20 Punkte prinzipiell nicht bekommt. Ab 10 Punkten ist man positiv. Unterlagen durfte man nur bei einer VU verwenden, sonst war nur Taschenrechner und Wörterbuch erlaubt. 12. Akademische Beratung/Betreuung Die Professoren waren sehr nett und hilfsbereit wenn es Verständnisprobleme gab und erklärten gerne ein zweites Mal bzw konnte man auch außerhalb der Vorlesung jederzeit fragen kommen. 13. Anmeldeprozess im Vorfeld Siehe Punkt 7. 14. Tipps und was man sonst noch unbedingt wissen sollte Offen sein, auf die Leute zugehen, sie freuen sich immer, mit Österreichern zu plaudern, die Freizeit zum Reisen nutzen (Strände, Wasserfälle, Wanderungen) und die Nachbarinseln (Marie Galante, Desirade, Les Saintes) anschauen. Hierfür ist ein Auto nötig, sonst sieht man nicht viel!!! 15. Resümee Ich kann Erasmus jeden empfehlen! Man versäumt wirklich etwas, wenn man es nicht macht! Man lernt viele nette Leute kennen, eine andere Sprache zu sprechen, man kann seine Persönlichkeit weiterentwickeln und hat viel Spaß… 4