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SE Symbolisches Heilen, WS 2008
Gabriel Gutiu
Referat des Artikels
Clinical Applications of Non-Drug-Induced States
by Thomas H. Budzynski
Zum Autor:
Thomas H. Budzynski erhielt sein Diplom in Elektrotechnik an der University of Detroit und
arbeitete am geheimen SR-71 „Blackbird“ Projekt mit. Er begann sein Studium der
Psychologie an der University of Colorado at Boulder, wo er seinen Master und sein Ph.D.
erhielt. Er gilt als Pioneer der Biofeedbackforschung und hat derzeit eine Stellung als
Affiliate Professor der University of Washington in Seattle. Sein derzeitiges
Interessensgebiet ist Neurofeedback, Geriatrie und chronisches Erschöpfungssyndrom 1.
Schlafforschung
Veränderte Bewußtseinszustände (VBZ) erhielten in den 60er und 70er Jahren verstärktes
Interesse auch im Rahmen der Psychologie. Im Zuge der Hypnagogen2 Forschung wurde
festgestellt, daß Regeln nach denen eine Person Assoziationen herstellt in diesem
Zustand anders sind als im Wachbewußtsein und daß das Unterbewußtsein hier eine
entscheidende Rolle spielt.
Es wurde festgestellt, wie sich die Gehirnwellen beim Einschlafen verändern. In
entspanntem Zustand mit geschlossenen Augen werden im EEG Alphawellen (8-13 Hz.)
gemessen. Die Einschlafphase ist durch Thetawellen (4-7 Hz.) gekennzeichnet.
Interessant ist hier, daß die Funktionen des Egos mit Fortschreiten der Phasen in den
Schlaf immer stärker beeinträchtigt werden.
In Phase 1 „schläft“ nur die dominante (linke) Gehirnhälfte ein und mit ihr auch die
ständige kritische Analyse von Sinneseindrücken. In dieser Phase ist der Mensch
wesentlich empfänglicher für Suggestionen, da die kritische Analyse („critical screening“)
der linken Hälfte inaktiv ist. Problematisch für eine Therapie ist, daß die Phase 1 ist nur 410 Minuten andauert bevor eine Phase tieferen Schlafes eintritt. Daher entwickelte der
1 http://www.son.washington.edu/Faculty/faculty_bio.asp?id=171
http://www.hypnopage.com/theta/happier.html
2 Als Hypnagogen Zustand bezeichnet man den Bewußtseinszustand, der unmittelbar nach dem Einschlafen auftreten
kann. Dann kann die Person visuelle, auditive und taktile Hallozinationen erfahren. Für weitere Informationen siehe
auch: http://en.wikipedia.org/wiki/Hypnagogia
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Gabriel Gutiu
Autor Geräte, welche durch Biofeedback diesen Zustand für eine längere Zeit beibehalten
konnten. Das Funktionsprinzip eines solchen Gerätes ist folgende: Der Patient ist mit
einem EEG verbunden welches seine Gehirnströme permanent überwacht. Sobald nur
noch Theta und keine Alpha oder Betawellen gemessen werden wird ein Tonband mit
positiven Suggestionen abgespielt. Wird der Patient „wacher“ zeigt sich das durch
vermehrte Alpha oder Betamuster, in diesem Fall schaltet sich das Tonband sofort aus.
Falls die Person in eine Phase tieferen Schlafes abzusinken droht wird die Lautstärke des
Bandes schrittweise erhöht und hindert sie dadurch tiefere Schlafphase abzusinken.
Auszugsweise einer der Fälle (Budzynski 1986: 434):
„Client X was a forty-six-year-old single man, who worked as a printer's helper and lived in
a boarding house. He had survived a brutalizing childhood during which he was repeatedly
told he was no good and 'wouldn't amount to anything.' Mr. X spent almost all of his
modest salary on therapy. He had tried seven years of psychoanalysis, yet still felt terribly
loney and unhappy.[...] We decided to try Twilight Learning[...][with] a positive script that
contained such statements as 'I deserve to have fun,' 'I can have friends,' 'I can do a good
job,' I am adequate,' etc. [...] Mr. X received nine one-hour sessions of Twilight Learning.
[...] On the seventh session, however, he noted that he was losing interest in his job and
was thinking of looking for a better one. By the nineth session he had secured a higherpaying job and was thinking of getting his own appartment. A follow-up nine months later
revealed that he: liked his new job; had moved from the boarding house to an apartment;
had joined a fishing and hunting club; and was bowling with the company team. Mr. X
reported feeling much more satisfied with his life.“
Lateralisation
Es stellte sich die Frage warum das Gehirn in der Phase in welcher Thetawellen erzeugt
werden Suggestionen so unkritisch übernehmen konnte. Die Forschungen der
Lateralisation des Gehirns gaben die Antworten darauf.
Dieser Begriff bezeichnet die unterschiedlichen Spezialisierungen des Gehirns: Die
Dominante (linke) Gehirnhälfte hat andere Aufgaben als die Rechte, die nicht dominante.
Beispielweise ist die rechte Hälfte nicht besonders gut darin Aussprache zu handhaben,
trotz der verbalen Auffassunngsgabe eine ca. 13 Jährigen und dem Satzbau eines 6
Jährigen. Die kognitiven Fähigkeiten sind in der rechten Hälfte ebenfalls nicht besonders
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ausgeprägt.
Die Hälfte die für Sprache, Logik, kritisches Denken und der Reihe nach Ablaufenden
Gedankengängen zuständig ist wird als als die Dominante angesehen.
Je unterschiedlicher die Funktionen der beiden Gehirnhälften, desto stärker ausgeprägt ist
die Lateralisation. Im Allgemeinen haben Männer eine stärker Lateralisation als Frauen
und Rechtshänders als Linkshänder.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Hälften läßt den Menschen aber erst die Welt so
erfahren wie er es gewohnt ist. Bei Experimenten in denen z.B. die rechte Hemisphäre
deaktiviert wurde, wurde jede Stimme nur mehr monoton wahrgenommen und Betonungen
gar nicht.
Die dominante (linke) Hälfte hat Aufgaben wie, Sprache, Logik, kritische Analysen und
folgegebundenen bzw. der Reihe nach Ablaufenden Gedanken oder Handlungen. Die
nicht-dominanten Hälfte vermittelt zwischen der Intuition, den Emotionen, dem visuellräumlichen Aufnahmevermögen, der Fähigkeit wiederkehrende Muster zu erkennen und
dem denken in Parallelen bzw. gleichzeitig stattfindenden Mustern – statt wie die linke
Hälfte in Sequentiellen.
Quelle: Budzynski (1986: 435)
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Erregungsniveau der Hemisphären
In religiösen Ritualen wird oftmals ein Prozedere angewendet, daß bis zur körperlichen
und geistigen Erschöpfung führen kann. Die linke, kritisch rationale Gehirnhälfte hat
weniger Ausdauer als Rechte und ermüdet in der Folge schneller. Die Wachsamkeit der
beiden Gehirnhälften ist unterschiedlich: die Linke kann Höchstleistungen erbringen, ist
aber schneller erschöpft. Die Rechte kann das zwar nicht, aber sie kann ein Minimum der
Wachsamkeit aufrechterhalten auch wenn die andere Hälfte zu erschöpft ist. Wenn die
Linke nun zu erschöpft ist und nur mehr die Rechte voll „funktionsfähig“ ist, ist eine Person
in diesem Zustand leichter für Suggestionen empfänglich da der kritische Filter inaktiv ist.
Der Heilungserfolg unterschiedlichster religiöser und „primitiver“ Zeremonien und
Methoden ist davon abhängig wie gut diese den Bewußtseinszustand und mit ihm den
kritischen Filter des Patienten ändern können.
Konflikt zwischen den Hemisphären
Konflikte zwischen den Hemisphären können durch die unterschiedliche
Informationsaufnahme zustandekommen. Folgendes Beispiel soll zur Veranschaulichung
dienen: Eine Mutter bestraft bzw. schlägt ihr Kind. Sie sagt zu ihm „Ich mache das nur weil
ich dich liebe“, ihr Gesichtsausdruck hingegen vermittelt „Ich hasse dich und will dich
vernichten“. Diese entgegengesetzten Informationen, die aber gleichzeitig vermittelt
werden, werden von den Gehirnhälften unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert.
Da die Aussagen einander widersprechen kommt es zu einem Konflikt. Die linke,
dominante Hälfte setzt sich mit ihrer Verarbeitung zwar durch, das „Skript“ der rechten
Hälfte beeinflußt aber weiterhin die Handlung der Person, z.B. Unsicherheit, negative
Gefühle, Angst, Hysterie in bestimmten Situationen. Diese rechtsseitigen Skripten,
insbesondere jene welche aus traumatischen Erfahrungen in der Kindheit stammen, sind
mit Argumenten und Logik so gut wie gar nicht zugänglich, da Logik ein Teil der linken,
dominanten Hälfte ist, die negativen Skripten hingegen auf der anderen Seite gespeichert
sind.
Therapie der „maladaptive scripts“
Die Skripts der rechten Seite sind dem Bewußtsein nicht leicht zugänglich. Aus der Sicht
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des Autors ist aber eine Therapie möglich wenn man Zugang zum negativen Skript
bekommt und dieses in ein positives umwandeln kann.
Alle Therapien haben folgenden Ablauf gemeinsam: 1) das „critical screening“ / kritisches
Analyse der linken Hälfte umgehen 2) die negativen Emotionen die während des
traumatischen Ereignisses zustandegekommen sind herausholen und 3) eine positive
Suggestion anbieten welche ohne kritisches Hinterfragen der linken Häfte von der Rechten
angenommen wird.
Senkung des „critical screening“
Entscheidend für den Erfolg ist die Fähigkeit das „critical screening“ der Linken Hälfte zu
reduzieren. Dies kann durch Erhöhung oder Senkung des Erregung beider Hälften erreicht
werden. Beispiele für das eine sind starke physische Aktivitäten und für das andere
Entspannung mit Hilfe von langweiligen, monoton-rythmischen Gesängen, Trommeln oder
beiden.
Sobald das Erregunsniveau sich nicht auf normalem Level befindet, ist der Zugang zur
rechten Gehirnhälfte möglich. Dann ist ein direkterer Zugang und ein re-skripting erst
möglich.
Weitere Techniken niedriger Erregung hat der Hypnotiseur Milton Erickson entwickelt: Er
verwirrte die Linke Hälfte kurzfristig mit irrationalen Informationen und während diese nach
Ordnung suchte baute er in seine Worte die positiven Suggestionen ein, welche von der
rechten Seite kritiklos übernommen wurden.
Später entwickelten Bandler und Grinder das System der Neurolinguistischen
Programmierung (NLP) basierend auf der detaillierten Analyse von Erickons Ansätzen,
sowie den Techniken des Gestalttherapeuthen Fritz Perl und Ansätzen von Virginia Satir.
Ihre Technik läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Es wird mit dem Patienten ein
starker Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit hergestellt (Rapport)3. Dann
versucht der Therapeut das negative Skript herauszuholen und es zu neutralisieren indem
er dieses mit der Erinnerung an eine positive Emotion verknüpft.
Weiters ist das „critical screening“ wenig aktiv wenn eine Person in einem emotional
aufgewühlten Zustand ist. Kombiniert man dieses mit physischen Aktivitäten, welche die
linke Hälfte erschöpfen ist ein re-skripting der rechten Seite möglich.
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Rapport_(Psychologie)
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Intersphärische Kommunikation
Um in Zukunft die Entstehung negativer Skripten der rechten Seite zu verhindern legt der
Autor nahe, daß man mit dieser kommunizieren sollte. Da beide Hälften Informationen
unterschiedlich analysieren sollte man rechtzeitig widersprüchliche Informationen in
Einklang bringen. Dies ist u.a. durch Visualisierung der rechten Hälfte als fünfjähriges Kind
möglich. Für Visualisierungen ist außerdem die rechte Seite zuständig.
Der Patient kann sich durch diese Methode täglich mit dem Kind Auseinandersetzen und
es fragen was es von bestimmten Situationen hält und es beruhigen.
Als Beispiel werden ein 36 Jähriger Mann genannt, der jedesmal Angst hat wenn er vor
einem Publikum sprechen muß. Im Zuge der Therapie erlernte er eine Technik wie er sich
seine rechte Hälfte als Kind vorstellt. Wann immer er dann eine Rede hält stellt er sich das
Kind vor, welches sich zu ihm drängte während er selbstsicher die Rede hielt.
Ein anderes Beispiel war eine 29 jährige Frau, welche nicht mit einem Scheck bezahlen
konnte. Als Folge davon hat sie in 2 Jahren nicht damit bezahlt. Als Therapie stellt sie sich
selbst als Erwachsene vor die ohne Angst einen Scheck ausstellt während ein
verängstigtes Kind nicht von ihrer Seite weicht.
Beide Patienten konnten gut visualisieren und es gelang ihnen ihre Angst auf ein
kontrollierbares Level zu bringen.
Conlusio
Die Ergebnisse der Forschungen auf dem Gebiet der Lateralisation des Gehirns erwiesen
sich als hilfreich und erlaubten die Entwicklung eines neuen Modells, welches sich im
praktischen klinischen Bereich als nützlich erwies. Das Modell beschreibt die
unterschiedlichen Arten der Informationsverarbeitung des Bewußten und Unbewußten,
welches jeweils in der linken bzw. rechten Gehirnhälfte lokalisiert wird. Die
Informationsaufnahme ist unterschiedlich, daher kann es zu widersprüchlichen Analysen
kommen. Die dominante, linke Hälfte setzt sich aber mit ihrer Interpretation durch, aber
das widersprüchliche Skript der rechten Seite beeinflußt nach wie vor das Verhalten und
Wohlbefinden der Person.
Ein Teil der Therapie ist es das negative Skript zu neutralisieren. Die Umgehung des
„critical screening“ der linken Hälfte und das Anbieten positiver Suggestionen sind dabei
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die Schlüsselelemente.
Ein anderer Teil ist es den Patienten eine effektive Kommunikation zwischen ihren beiden
Gehirnhälften zu ermöglichen um die Entstehung zukünftiger negativer Skripten als Folge
widersprüchlicher Informationsaufnahmen zu verhindern.
Zwar ist das Modell sehr simplistisch, jedoch erwies es sich als nützliche Grundstruktur im
Rahmen der Arbeit mit den Patienten in der Klinik des Autors.
Quellen:
Budzynski, Thomas H. (1986): Clinical Applications of Non-Drug-Induced States. In: B.
Wolman & M. Ullman (Eds.), Handbook of States of Consciousness. New York: Van
Nostrand-Reinhold.
Weitere zitierte Internetquellen (letzter Zugriff 29.01.2009)
Thomas Budzynskis Biographie:
http://www.son.washington.edu/Faculty/faculty_bio.asp?id=171
Website des Autors:
http://www.hypnopage.com/theta/happier.html
Definition Hypnagogie:
http://en.wikipedia.org/wiki/Hypnagogia
Definition Rapport:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rapport_(Psychologie)
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