1 Bioanorganische Chemie I (Eisen, Molybdän und Nickel) Dieter Rehder Vorlesungsskriptum zur Vorlesung im Wintersemester 2006/2007 Buchempfehlung: W. Kaim, B. Schwederski: Bioanorganische Chemie (Teubner Taschenbuch), bzw. die engl. Fassung: Bioinorganic Chemistry (Wiley). Sie finden die deutsche Fassung auch in der Staatsbibliothek (unter Biologie), und natürlich in der Bibliothek der Chemischen Institute. 1. Einleitung Die Bioanorganische Chemie richtet sich generell an die direkte und mittelbare Rolle anorganischer Stoffe (meist Metallionen) in der belebten Natur. Beispiele sind der Sauerstofftransport durch das Eisenprotein Hämoglobin, Zink in Hydrolyse-Enzymen und in der genetischen Transkription, Magnesium als zentrales Metallion im Chlorophyll und damit in der Photosynthese, aber auch die regulatorischen Funktionen von Ionen wie Natrium und Kalium, die Rolle des Stickstoffmonoxids bei der Signaltransduktion, die Bedeutung von Calcium im Apatit der Knochensubstanz. Ein weiterer wichtiger Teilaspekt sind Anwendungen, die in den medizinischen Bereich gehen, z.B. Cisplatin in der Krebs- und Goldverbindungen in der Rheuma-Therapie, Technetium-99m in der Radiodiagnostik, die Toxizität und der Metabolismus anorganischer Quecksilberverbindungen. Viele mineralische Stoffe werden durch Biomineralisation erzeugt, d.h. durch die Aktivität lebender Organismen. Hierzu gehören die Schalen/Gehäuse von Muscheln/Schnecken („Kalkstein“ = Calciumcarbonat). Eisenmineralien wie Magnetit und Goethit können durch lebende Organismen generiert und verwendet werden. Die Umwandlung von Kohlendioxid in Methan durch methanogene Bakterien (hier werden Molybdän, Eise, Kobalt und Nickel benötigt), die Produktion von Wasserstoff mittels Hydrogenasen (die Eisen und Nickel enthalten), die Fixierung von Luftstickstoff (d. h. Überführung in pflanzenverwertbare Ammoniumionen) durch molybdänhaltige Enzyme sind Beispiele, die auch in Hinblick auf eine industrielle Verwertung von Interesse sind, wenn dann die biologischen Mechanismen aufgeklärt und die biogenen Systeme „nachgebaut“ werden können. Eine Übersicht über die Bedeutung der Metalle in Lebensprozessen geben die Abbildungen 1 und 2. Durch Anorganika gesteuerte Prozesse haben möglicherweise schon in der frühesten Phase der Entstehung des Lebens auf der Erde eine Rolle gespielt. Der Vorgang FeS + HS- FeS2 + H+ + 2e- , E0 = - 620 mV (1) reicht aus für die Reduktion einer Reihe anorganischer Substrate (z.B. H+, CO2, Nitrat). Die Kupplung von Methylmercaptan und Kohlendioxid zu aktiver Essigsäure, und die sich anschließende Bildung von Amidbindungen wird durch Eisen-Nickelsulfid katalysiert: 2CH3SH + CO2 + FeS CH3CO(SCH3) + H2O + FeS2 (mittlere Ox.-Stufe des C = 0) (mittlere Ox.-Stfe des C = -II) (FeS) CH3CO(SCH3) + H2NR CH3CO(HNR) + HSCH3 (2) (3) 2 In einem sehr frühen Stadium der Evolution könnten sich unter den Bedingungen der Uratmosphäre (ca. 20% CO2, N2, H2O, ca. 0.1% O2, Spuren H2) durch „Selfassembly“ EisenSchwefel-Cluster der Art [Fe4S4(SR)4]2- gebildet haben, die redox-aktiv sind und somit Elektronentransportreaktionen katalysieren. Eingebettet in Proteine - als so genannte Ferredoxine – übernehmen solche Eisen-Schwefel-Cluster vielfältige Redoxfunktionen in zahlreichen Lebensprozessen. H Abb. 1. Periodensystem der Bioelemente Na Mg K Ca V Cr Sr Mo Ba W 1. 2. 3. 4. 5. 6. E "Organische" Elemente Mn Fe Co 8. 9. N O F Si P Cl Ni Cu Zn S As Se Br Sn Cd 7. C I 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. E essentiell in [nahezu] allen Lebewesen; E essentiell in vielen Lebewesen; E sporadisch essentiell; kursiv: Metalle, die vorwiegend Redoxfunktion haben. Abb. 2. Biomoleküle mit Metallzentren Transport- und Speicherproteine e-Transport (Cu, Fe) O2 -Transport (Cu, Fe) Enzyme Strukturproteine M-Transport (Fe, Zn) Proteinstruktur (Zn, Ca) Hydrolasen (Zn, Mn) Oxidoreduktasen (Fe, Cu, Mo, V, Mn, Ni) M-Transport (Fe, Na, K) Nicht-Proteine Energie (Mg) Fotosynthese (Mg) Stützfunktion (Ca, Mg) Isomerasen/Syntheasen (Co) Ebenfalls urtümlichen Ursprunges sind die thermodynamisch sehr stabilen Porphinogene (mehr oder weniger ungesättigte Tetrapyrrole), die mit Eisen oder Nickel im Zentrum Cofaktoren in Redoxkatalysatoren sind, mit Kobalt im Zentrum als C1-Transfersysteme in Biosynthesen unentbehrlich sind, und schließlich mit Magnesium im Zentrum das Sonnenlicht für die Photosynthese verfügbar machen und damit die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, dass unser Lebensraum mit dem für das heutige aerobe Leben unentbehrliche Sauerstoff angereichert wurde. 3 Lit.: Zur Rolle von FeS in primordialen Prozessen: C. Huber, G. Wächtershäuser, Science 276 (1997) 245. 2. Eisen Dieses Element spielt eine zentrale Rolle im biologischen Geschehen. Hierfür sind einerseits die Abundanz und das ubiquitäre Vorkommen des Eisens in der Biosphäre (also dessen prinzipielle Verfügbarkeit) verantwortlich, andererseits eine Reihe von Eigenschaften, die Eisenionen eine große Flexibilität verleihen. Der leicht erfolgende Redoxübergang zwischen den Oxidationszuständen +II und +III; die Befähigung der Hexaaquaeisenionen, Protonen zu übertragen, die Tendenz von Aqua- und Hydroxokomplexen zu Oligomeren und Polymeren zu kondensieren, der leichte Übergang zwischen high-spin- und low-spin-Eisen und schließlich seine Flexibilität gegenüber der Natur der Liganden (Stickstoffliganden werden ebenso koordiniert wie weiche Thioliganden und harte Sauerstoff-funktionelle Liganden), der Koordinationszahl (3, 4, 5, 6) und der Koordinationsgeometrie. 2a. Die wässrige Eisenchemie Das Redoxpotential für Fe2+/Fe3+ bei pH = 7 zeigt, daß Eisen(II) unter aeroben Bedingungen zu Eisen(III) oxidiert wird, unter anaeroben Bedingungen aber auch leicht wieder zu Fe2+ reduziert werden kann; Gl. (4)-(6): 4Fe2+ + O2 + 4H+ 4Fe3+ + 2H2O + 4e-; E (pH 7) = -0.23 V (4) vergl. 2H2O O2 + 4H+ + 4e-; E (pH 7) = +0.82 V NADH + H+ NAD+ + 2H+ + 2e-; E (pH 7) = -0.32 V (5) (6) Hexaaquaeisen(III)-Ionen wirken als Kationsäuren: [Fe(H2O)6]3+ [Fe(H2O)5OH]2+ + H+; pKS1 = 2.2 (7) pKS2 (= 3.5) und pKS3 (= 6) machen deutlich, daß bereits in schwach saurem Medium die Bildung von Eisenhydroxid beginnt. Neben solchen Protolysereaktionen sind Kondensationsreaktionen (Gl. (8)), bei denen Oxo- und Hydroxo-verbrückte Aggregate entstehen, für Aquaeisenkomplexe typisch: -H2O, -2H + 2[Fe(H2 O)6 ]3+ -H2O + -2H H2 O 4+ H2 O OH2 OH2 Fe OH2 H2 O O Fe H2 O OH2 H2 O OH2 Gleichung (8) H2 O OH2 Fe H2 O OH2 H O O H OH2 OH2 4+ Fe OH2 OH2 -2H + H2 O pKs = 2.9 OH2 H2 O Fe O OH2 2+ OH2 Fe Fe -H2O H O O Fe Fe O HO Fe OH2 O OH2 OH2 4 Die Kondensation führt über Kolloide schließlich zu schwerlöslichen Eisenoxid-Hydraten [Eisenhydroxide der Zusammensetzung FeO(OH) (Goethit) bis 5Fe2O3·9H2O (Ferrihydrit); Abb. 3 links]. Die Schwerlöslichkeit von Eisenhydroxid [L = 2·10-39, l (pH 7) = 10-18 mol·l-1] hat viele Organismengruppen gezwungen, Mobilisierungssysteme für FeIII zu entwickeln. O OH Fe O Fe O H O O Fe O O OH Fe O OH O Fe OH OH OH C O Fe O Fe H O O O Fe O O O Fe OH O Fe O O P O OH OH Abbildung 3. Ausschnitte aus der Goethitstruktur (links) und dem Eisenkern der Ferritine (rechts); idealisiert. 2b. Biomineralisation und Eisenspeicherung (Ferritine) Unter Biomineralisation versteht man die Bildung (und Verwendung) mineralischer Stoffe durch Lebewesen. Zu den Eisenmineralien, die durch Biomineralisation entstehen können, gehören -FeO(OH) (Goethit; in den Raspelzunge der Napfschnecken), 5Fe2O3·9H2O (Ferrihydrit), Fe3O4 (Magnetit, in magnetotaktischen Bakterien – Abb. 4 – und den Orientierungsorganen von Brieftauben und Bienen), Fe3S4 (Greigit, in magnetotaktischen Bakterien), FeS2 (Pyrit; s.a. Gl. (1)) und (FeCO3) Siderit. An der Bildung von Mineralien mit Eisen(II) (Pyrit, Siderit) sind sulfatreduzierende Bakterien der Gattung Desulfovibrio oder Hydrogenase-aktive Bakterien beteiligt: SO42- + CH3CO2- HS- + 2HCO32Fe3+ + 3HS- 2FeS2 + 3H+ (9a) (9b) Fe2O3 + H2 + H2O 2Fe2+ + 4OHFe2+ + HCO3- + OH- FeCO3 + H2O (10a) (10b) Abbildung 4. Magnetotaktisches Bakterium mit Magnetitkriställchen (rechts: Ausschnitt) 5 Ein Goethit-ähnliches Material der Zusammensetzung 8FeO(OH)·FeO(H2PO4) enthalten die Ferritine, Eisenspeicherproteine mit einer Molmasse von bis zu 900.000 D (Apoprotein: 450.000 D). Das Apoprotein (Abb. 5) ist eine aus 24 Untereinheiten zu je 163 Aminosäuren zusammengesetzte Hohlkugel mit einem Außendurchmesser von 130 Å und einem Innendurchmesser von 75 Å. In das Innere dieser Hohlkugel können bis zu 4500 Eisen(III)Zentren eingebaut werden. Die Fe3+-Ionen sind – wie in Abb. 4 (rechts) dargestellt – durch µO und µ-OH miteinander verknüpft. Zur Proteinwandung hin erfolgt die Ankopplung über Carboxylatgruppen (von Glutamat und Aspartat). Das Eisen befindet sich im high-spin Zustand; das gegenüber isolierten high-spin Fe3+-Ionen (spin-only Wert 5.92 µB) deutlich verminderte magnetische Moment von nur 3.8 µB weist auf antiferromagnetische Kopplung hin. Für den An- und Abtransport des Eisens dienen Kanäle im Proteinmantel, die einen Durchmesser von ca. 10 Å haben. Beim Einbau wird das Eisen zunächst an der nach außen weisenden Seite des Kanals als Fe2+ koordiniert. Sodann erfolgt oxidative Addition von O2 und die Bildung eines zweikernigen, peroxoverbrückten (Fe3+)2-Intermediates, daß durch Hydrolyse zwei FeO(OH)-Zentren bildet: III 2Fe2+ + O2 Fe III O O Fe + 3H2O 2 Fe O OH + + 1/2O2 + 4H Abbildung 5. Schematische Darstellungen des Ferritins. Die Cn-Achsen markieren Kanäle 2-, 3- und 4-zähliger Symmetrie. 2c. Eisentransport Mikroorganismen (Bakterien, niedere Pilze) und viele Pflanzen (insbesondere Wasserpflanzen) vermögen mittels sogen. Siderophore, die sie in das umgebende wässrige Medium abgeben, aus schwerlöslichen Eisenhydroxid-Depots Fe3+ durch Komplexierung zu mobilisieren. Siderophore sind mehrzähnige, anionische Liganden, die mit Fe3+ äußerst stabile Komplexe bilden (die Komplexbildungskonstanten können, wie in den EnterobactinKomplexen, bis zu 1050 betragen). Die funktionellen Gruppen sind Catecholate (bei den Enterobactinen), Hydroxamate (bei den Ferrioxaminen und Ferrichromen), Carboxylate und Hydroxycarboxylate (z.B. Rhizoferrin). Die Komplexe sind mehr oder weniger globulär gebaut und verfügen über eine Peripherie aus hydrophilen Gruppen (Amid- und Esterfunktionen), die die Wasserlöslichkeit und den Transport im aquatischen System gewährleisten. Das Herauslösen des Eisens aus dem Komplex nach dessen Transport in das 6 Zellinnere erfolgt durch Reduktion des Fe3+ zu Fe2+ und/oder oxidative Zerstörung des Liganden. Beispiele für versch. Klassen von Siderophoren sind in Abb. 6 zusammengestellt. O - O O O -O O HN O - NH COO O O O COO O O NH O O - - - NH Rhizoferrin H N O O Ferrichrom NH NH O (CH2)3 O C O NH2 - NH N OOC - NH O OOC Enterobaktin NH HO O O HO - OH O O H N H N - - CH3 N O NH HO C O CH3 N O C O CH3 - O N H NH2 O H N NH O O (CH2)3 - NH O O O (CH2)3 OH HN HN H N O O O O HO Alterobactin A HO Abbildung 6. Beispiele für Siderophore: Das Tris(catecholat) Enterobactin bildet den anionischen Komplex [Fe(enterobactin)3]3-; das Hydroxamat Ferrichrom den Neutralkomplex [Fe(ferrichrom)]. Rhizoferrin ist ein pflanzliches Siderophor vom Hydroxycarboxylat-Typ, Alterobactin A ein gemischt-funktionelles Siderophor aus dem Meeresbakterium Alteromonas luteoviolacea. Im Wirbeltierorganismus wird das Eisen - nach Resorption als Fe2+ und Oxidation zu Fe - durch Apo-Transferrin (ApoTfH2) gemeinsam mit Carbonat reversibel aufgenommen: 3+ ApoTfH2 + HCO3- + Fe3+ Tf(Fe3+,CO32-) + 3H+ (11) Transferrin ist ein Glycoproteid (Kohlenhydratanteil NH2 6%) der Molmasse 80.000 D, das zwei Fe3+ N Arg komplexieren und insgesamt ca. 40 mg Eisen pro Tag NH2 H transportieren kann. Die Komplexbildungskonstanten Tyr betragen 1020.2 bei pH = 7.4, und 1012.6 bei pH = 5.5. Die O Komplexbildungskonstante für Fe2+ bei pH = 7 ist nur 103.2, d.h. Eisen kann leicht reduktiv wieder aus dem O O O Transferrinkomplex herausgelöst werden – z.B. durch Fe O Ascorbat. Zur Koordinationssphäre des Fe3+ s. Abb. 7. O O Tyr Transferrin ist auch ein effektives Transportprotein für Asp N andere zwei- und dreiwertige Metallionen. NH His Abbildung 7. Koordinationsumgebung des Fe3+ im Transferrin. 7 3. Sauerstofftransport 3a. Hämoglobin und Myoglobin Hämoglobin (Hb) ist das Sauerstofftransportprotein im Blut der Wirbeltiere. Es hat eine Molmasse von ca. 65 kD und besteht aus 4 Untereinheiten mit je einem Hämeisen. Fe koordiniert an Protoporphyrin IX, das mit vier Stickstoffunktionen vier äquatoriale Positionen besetzt. Eine fünfte, axiale Position ist in der Desoxi- und Oxiform durch das proximale Histidin besetzt; in der Desoxiform ist die zweite axiale Position frei, in der Oxiform tritt an diese Stelle Sauerstoff, der zusätzlich über eine Wasserstoffbrücken-Wechselwirkung an das distale Histidin geknüpft ist (s. Abb. 8). Das monomere Myoglobin (Mb) ist der rote Farbstoff im Muskelgewebe, der den Sauerstoff dank seiner höheren O2-Affinität vom Hb übernimmt. Die reversible O2-Aufnahme/Abgabe kann wie folgt formuliert werden: Hb·H+ + HCO3- + O2 Hb·O2 + H2CO3 H2CO3 H2O + CO2 (HCO3-)in + (Cl-)ex (HCO3-)ex + (Cl-)in (12a) (12b) (12c) Die Reaktion (12b) wird von einem Zn-Enzym, der Carboanhydrase katalysiert (s. Bioanorgan. Chemie II). Die Indizes „in“ und „ex“ in Gl. (12c) beziehen sich auf intra- und extrazellulär (bezügl. der Erythrozyten). N distales His N N H N H O N N Fe N N N Fe N N N N proximales His N O N Desoxi-Hb, T-Form N Oxi-Hb, R-Form Abbildung 8. Die Eisenzentren im Desoxi- und Oxi-Hämoglobin (ohne Substituenten am Porphyrinring) Die Bindung von O2 durch Hb erfolgt in mehreren Stufen (Perutz-Mechanismus): In der Desoxi-Form liegt das Hb in der sogen. T-Form (T für „tensed“) vor: Fe2+ ist im highspin-Zustand und liegt 40 Å oberhalb der durch den Porphyrinring gebildeten, urglasförmig gewölbten Ebene. Bei der O2-Aufnahme durch die erste Untereinheit des Hb geht das Eisen in den low-spin-Zustand über und verschiebt sich in Richtung auf die Porphyrinebene, von der es nun nur noch 20 Å entfernt steht. Zugleich wird ein Zug auf das proximale His ausgeübt, der sich den anderen Untereinheiten über Konformationsänderungen im Protein mitteilt, die nunmehr gleichfalls O2 aufnehmen (kooperativer Effekt). Das Eisen schiebt sich hierbei in die Porphyrinebene, die sich unter Bildung der R-Form (R für „relaxed“) glättet. Der Übergang von der high-spin in die low-spin-Form ist mit einer Verringerung des Durchmessers des Eisen-Ions verbunden: Fe2+hs = 95, Fe2+ls = 75, Fe3+ls = 69 pm). Oxi-Hb ist diamagnetisch. Der 8 Sauerstoff koordiniert end-on gewinkelt. O2 selbst liegt im Grundzustand in der Triplettform vor (mit den beiden ungepaarten Elektronen in *-Orbitalen; Abb. 9). Das magnetischen Verhaltens von Oxi-Hb kann folgendermaßen erklärt werden: (1) Das Eisen verbleibt bei der Sauerstoffaufnahme im FeII-Zustand; der Sauerstoff geht in die Singulettform über (was wegen der Abwinkelung und der damit aufgehobenen Entartung der *-Orbitale möglich wird). (2) Sauerstoff wird im Sinne einer oxidativen Addition aufgenommen: Das Eisen geht in den FeIII-Zustand über, der Sauerstoff wird zum Hyperoxid O2-. Durch Spinkopplung zwischen low-spin Fe3+ (d5, ein ungepaartes Elektron) und dem ungepaarten Elektron des Hyperoxids wird die Verbindung diamagnetisch. In Abb. 9 ist das MO-Schema des Sauerstoffs gezeigt. Durch Einfüllen von 1 bzw. 2 Elektronen in das *-Orbital kommt man zum Hyperoxid O2- bzw. Peroxid O22-, durch Herausnahme eines Elektrons zum Dioxygen-Kation O2+. Siehe hierzu die untenstehende Tabelle. Bindungsdaten für verschiedene O2-Spezies _________________________________________________________________ Molekül O2+ Triplett-O2 O2O22Bindungsordnung 2.5 2 1.5 1 d(O-O), pm 112 121 133 149 -1 (O-O), cm 1860 1555 1145 770 vergl. Mb·O2: (OO) = 1107 cm-1, d(OO) = 122 pm __________________________________________________________________ E s Singulett-O2 p p s s s s O Triplett-O2 O Abbildung 9. MO-Diagramme für Triplett- und Singulett-O2. Die Affinität des Hämoglobins zu Sauerstoff ist abhängig von Temperatur and pH des Blutes: Erhöhte Temperatur and erniedrigter pH vermindern die Sauerstoffaufnahmekapazität (Bohr-Effekt). 9 Die irreversible Oxidation von Hb führt zu Methämoglobin (MetHb, mit Fe3+-OH), das nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff aufzunehmen: Hb(FeII) + H2O MetHb(FeIIIOH) + H+ + e- (13) Durch Methämoglobin-Reduktase (mit NADH als Cofaktor) wird Hb zurück gebildet. Als Oxidantien kommen z.B. Hyperoxid, Peroxid, OH-Radikale und NO in Frage; Gl. (14). OHRadikale entstehen z.B. nach der Fenton-Reaktion; Gl. (15). Für die Vernichtung von Hyperoxid und Peroxid hält der Organismus eine Reihe von Reaktionen bereit, Gl. (16) – (17): 2Fe2+ + 2NO + H2O 2Fe3+-OH + N2O (14) Fe2+ + H2O2 + H+ Fe3+ + HO + H2O 2O2- + 2H+ H2O2 + O2 (kat. durch Superoxiddismutasen) H2O2 H2O + ½O2 (kat. durch Katalasen) H2O2 + 2GSH 2H2O + GS-SG (kat. durch GSH-Peroxidase) (15) (16) (17a) (17b) GSH in Gl. (17b) steht für Glutathion (ein Tripeptid aus -Glu, Cys und Gly). Aberrationen des normalen Hämoglobins sind z.B. Sichelzellenhämoglobin (Glu durch Ala ersetzt; O2-Aufnahmekapazität 25-mal geringer; verleiht aber Resistenz gegen Malaria) und Boston-Hämoglobin. Hier ist das distales His durch Tyr ersetzt, das die 6. Koordinationsstelle des Eisens blockiert. Eine Blockierung dieser Bindungsstelle für O2 erfolgt auch durch CO; Hb·CO ist ca. 250-mal stabiler als Hb·O2. 3b. Andere Sauerstoff-transportierende Proteine Hämerythrin Hämerythrin (Hy; Abb. 10) kommt in einigen niederen Würmern vor. Es hat eine Molmasse von 108 000 D, setzt sich aus acht Untereinheiten zusammen, und enthält je Untereinheit zwei Eisenzentren, die in der sauerstofffreien Desoxiform (Fe2+) über eine OHGruppe, ein Aspartat und ein Glutamat verbrückt sind. Die beiden Eisenzentren sind antiferromagnetisch gekoppelt (Kopplungskonstante J = -13 cm-1). Das eine Fe-Zentrum ist zusätzlich an 3 His, das andere an 2 His gebunden. Die Sauerstoffaufnahme erfolgt an der Leerstelle im Sinne einer oxidativen Addition: Fe2+ wird zu Fe3+; die µ-OH Gruppe wird deprotoniert zur µ-O Gruppe, das Proton übertragen auf das koordinierte Peroxid, das hiermit zum Hydroperoxid HO2- wird. Zwischen dem Wasserstoff des Hydroperoxids und dem µ-O wird zusätzlich eine Wasserstoffbrücke ausgebildet. Neben der reversiblen oxidativen O2Addition, die Oxihämerythrin ergibt, kann auch eine irreversible, zu inaktivem Methämerythrin (J = -134 cm-1) führende Oxidation erfolgen. Zur Modellierung der Struktur dieses Zweieisenzentrums eignen sich Liganden wie 1,4,7-Triazacyclononan (tac) oder Tris(pyrazolyl)borat(1-) (tpzb) (Abb. 11), die mit ihren drei Stickstoffunktionen faciale Positionen in einem Oktaeder besetzen können: z. B. Fe(ClO4) + tac + Ac- [{Fe(tac)}2µ-OH(µ-Ac)2]+ [{Fe(tac)}2µ-O(µ-Ac)2]2+ Analogon für Desoxy-Hy Analogon für Met-Hy J = -15 J = -115 cm-1 10 (Asp) (Asp) O O (His) N 2+ O(Glu)O 2+N (His) (His)N Fe Fe N (His) N O (His) H Leerstelle O O (His) N 3+ O(Glu)O 3+N (His) (His)N Fe Fe N (His) N O (His) O + O2 H O Desoxi-Hy Oxi-Hy (Asp) O O (His) N 3+ O(Glu)O 3+N (His) (His)N Fe Fe N (His) N O OH (His) Met-Hy irreversible Oxidation Abbildung 10. Hämerythrin (Hy). Die Azido (N3- )-Form des Hy ist strukturell abgesichert. Im Hämerythrin sind die Eisenzentren antiferromagnetisch gekoppelt (Spins der beiden Metallzentren sind antiparallel ausgerichtet; negative Kopplungskonstante J, mit der Einheit cm-1). Diese Kopplung erfolgt durch so gen. Superausstausch S = 0, J 0 S = 1, J 0 (super exchange) unter Beteiligung der antiferromagnetisch ferromagnetisch Bindungsorbitale zu den verbrückenden Oxo/Hydroxoliganden (links im Bild). Bei orthogonaler Anordnung von p- und d-Orbitalen (rechts im Bild) bleibt eine solche Wechselwirkung aus, und die Spins der beiden Metallzentren koppeln ferromagnetisch. Mit den in Abb. 11 gezeigten Liganden tac (Triazacyclononan) und tpzb (Tris(pyrazolyl)borat) kann die Koordination von drei Histidinliganden an ein Metallzentrum wie an das Fe im im Hämocyanin effizient modelliert werden. Mit dem sechszähnige Liganden HL ist ein Komplex synthetisierbar, der – da er eine Position an einem der Eisenzentren freilässt (in der Abbildung durch Wasser besetzt, das leicht abdissoziieren kann) – das Strukturzentrum des Hämerythrins noch besser modelliert. Dieses Modell liegt in der Semi-Met-Form (FeII + FeIII) vor. R N R N N N N N N R tac H B R N N N N N N tpzb 2Fe2+ + HL + O2 Ph O H N HL N O N Fe N III N II Fe N + H+ OH2 Analogon für Semi-Met-Hy Abbildung 11. Liganden zur Modellierung eines (His)3-Funktionssatzes, sowie ein strukturelles Modell für Hämerythrin. 11 Hämocyanine Das Blut vieler Mollusken (Schnecken, Tintenfische) und Arthropoden (Spinnen, Krebse und Skorpione) enthält ein kupferhaltiges O2-Protein frei im Serum suspendiert. Die Molmassen dieser Hämocyanine (Hc) variieren zwischen 450 und 9000 kD; die Proteine setzen sich aus Untereinheiten von je 75 kD (Arthropoden) bzw. 50-55 kD (Mollusken) zusammen, die zwei Cu-Zentren im Abstand von 3.56 Å enthalten. Jedes dieser Cu-Zentren (Cu+ in der farblosen Desoxiform) ist trigonal an drei His koordiniert (Abb. 12; Cu-N Abstände: 1.9, 2.1 und 2.7 Å) Die O2-Aufnahme erfolgt auch hier wieder im Sinne einer oxidativen Addition: Im Oxi-Hc liegt Cu2+ (d9) vor; der Peroxoligand verbrückt die beiden Cu2+ side-on (Abb. 12); die beiden d9-Zentren sind gekoppelt, so dass auch die Oxiform EPRinaktiv ist. Oxi-Hc ist wegen eines LMCT-Überganges (vom O2- zum Cu2+) intensiv blau gefärbt. Die side-on verbrückende Koordination des Peroxoliganden kann z.B. mit Tris(pyrazolyl)borat (Abb. 11) als Ligand modelliert werden (Abb. 12). In Modellsystemen überwiegt sonst die end-on Verbrückung durch Peroxid, wie in Abb. 12 für den Cu-Komplex mit einem siebenzähnigen Liganden gezeigt. Beide Modellkomplexe vermögen den Cu···Cu Abstand im Protein korrekt zu modellieren und O2 reversibel zu binden. Zu den Hämocyaninen s.a. BioAC II. (His)N N + Cu + N Cu N N N 2+ O Cu N O N N 2+ O 2+ Cu N N Cu O N N NNN ist tpzb (s. Abb. 11) N N 2+ Cu N N N + Cu N - O2 N N + O2 N O + Cu N N N + O2 - O2 N O 2+ Cu 2+ Cu N N O O N N Abbildung 12. Reversible O2-Bindung durch Hämocyanin (oben links), sowie zwei Modellverbindungen, die die Verbrückung durch side-on koordiniertes Peroxid (oben rechts) bzw. durch end-on koordiniertes Peroxid (unten) modellieren. 5. Die Atmungskette Ort der Atmungskette sind die Mitochondrien. Hier wird Sauerstoff in einer 4Elektronenreduction von NADH (Nicotin-Adenin-Dinukleotid) zu Wasser reduziert, ein Vorgang, der einer Potentialdifferenz von 1.14 V (G = -217 kJ/mol) entspricht und in einer Kaskade von Elektronenübertragungs-Prozessen abläuft, an denen neben organischen 2e-Donatoren/Akzeptoren auch Eisenenzyme (als 1e--Donatoren/Akzeptoren) und ein EisenKupferenzym beteiligt sind. Abb. 13 fasst die wichtigsten Schritte zusammen. Der Einstieg in die Atmungskette kann auch über FADH2 als direktem Elektronendonor für das Ubichinon (auch Coenzym Q genannt) erfolgen. 12 NADH Ferredoxin Fe 2.5+ NAD H S O O NH2 NH2 N N R R Fe2.25+ S Fe S Fe S S S Fe S Fe S + 2H Ubichinon 4 MeO MeO O Me O OH R= O2, 4H + Fe 3+ Fe 2.5+ 2 S R Me H2O OH Rieske-Protein N S Fe Fe S S N H 6-10 Cytochrom-c-Oxidase Cu 2+ 2 Fe 3+/Fe 3+ Cu2+ Cytochrom-b/c Fe 3+ Fe 2+ L Cu1.5+ 2 Fe 2+ /Fe 2+ Cu+ N N Fe N N N Abbildung 13. Die wichtigsten Stufen innerhalb der mitochondrialen Atmungskette 5a. Die Eisen-Schwefelproteine Eine Zusammenstellung findet sich in Abb. 14. Die „klassischen“ FeS-Proteine werden in vier Gruppen unterteilt: (1) Rubredoxine mit einem Eisenzentrum und vier Cysteinat-Liganden; (2) 2-Fe-Ferredoxine mit zwei Eisenzentren, zwei verbrückenden Sulfidund je zwei Cysteinat-Liganden; (3) 4-Fe-Ferredoxine mit vier Eisenzentren und vier µ3-S2- in kuboidaler Anordnung sowie einem Cysteinat pro Fe; (4) HiPIPs (High Potential Iron Proteins) mit derselben Anordnung wie in den 4-Fe-Ferredoxinen. In der reduzierten Form der 2-Fe-Ferredoxine liegen lokalisierte FeII und FeIII Zentren vor. Dagegen sind in den Proteinen mit 4-Fe-Zentren in der Regel die Elektronen über alle Eisenzentren delokalisiert. Während in den 4-Fe-Ferredoxinen die Redoxpotentiale typischerweise –200 bis -400 mV betragen, liegen die Redoxpotentiale der HiPIPs bei +400 mV. Die mittlere Oxidationsstufe der Eisenionen der reduzierten Form ist +2¼ (4Fe-Ferredoxine) bzw. +2½ (HiPIPs), die der oxidierten Form +2½ (4Fe-Ferredoxine) bzw. +2¾ (HiPIPs). Der Sulfidschwefel wird auch als anorganischer oder labiler (mit HCl als H2S labilisierbar) Schwefel bezeichnet. Neben den klassischen Formen sind vor allem noch die Rieske-Proteine und die 3-Fe-Ferredoxine von Bedeutung. Gelegentlich kann auch zusätzlich zum Cysteinat noch ein Serinat an ein Eisenzentrum koordiniert sein. Die 3-Fe-Ferredoxine leiten sich von den 4-Fe-Ferredoxinen durch Fortnahme eines Eisenions aus der kuboidalen Struktur her. In den Rieske-Proteinen mit relativ hohen Redoxpotentialen sind die beiden Cysteinat-Liganden eines der beiden FeZentren der 2-Fe-Ferredoxine durch Histidin ersetzt. Die Koordinationsgeometrie dieses FeS2N2-Zentrums weicht stark von der Tetraeder-Geometrie ab: der N-Fe-N Winkel liegt bei 90°. Abb. 15 zeigt einen Eisencluster, in dem vier Fe-Zentren durch Sulfid und Oxid verbrückt sind. Dieses aus einem sulfatreduzierenden Bakterium isolierte Eisenzentrum fungiert anders als die Ferredoxine (die jeweils nur ein Elektron übertragen) als Dreielektronen-Überträger. 13 SR 2-/- SR SR Fe SR S Fe S 3-/2- SR Fe SR SR S Fe S S SR SR Fe Fe Fe S S SR SR 2-/Fe SR Fe S 3-/2- SR [2Fe-2S]-Ferredoxin Rubredoxin Fe Fe SR SR S (His) SR S N Fe Fe SR S N (His) Rieske-Zentrum Fe S S Fe SR S SR Fe S SR SR [4Fe-4S]-Ferredoxin S [3Fe-4S]-Ferredoxin HiPIP Abbildung 14. Die Eisenzentren der häufigsten Eisenschwefelproteine. Die Ladungen sind für die reduzierte/oxidierte Form angegeben. SR steht für Cysteinat. (Cys)S N(His) (Glu)O Fe CO CH CH 2 HN S (Cys)S O(Glu) O S S Fe O + X S (Cys)S Fe Fe S Fe S(Cys) S Fe S Fe S(Cys) Fe S S(Cys) (Cys)S Abbildung 15. Das Elektronentransport-Zentrum des Sulfatreduzierers Desulfuvibrio vulgaris. Der Fe4S2O2-Cluster (links) fungiert als 3-Elektronenakzeptor. X steht für das Substrat Sulfat. Man beachte die ungewöhnliche Alkyldisulfid-Gruppierung an einem der Fe. 5b. Die Cytochrome In der Atmungskette spielen die Cytochrome b, c und die Cytochrom-c-Oxidase eine Rolle. Cyt-b und Cyt-c enthalten Eisenzentren vom Häm-Typ (vergl. Abb. 16). Sie transportieren Elektronen über einen Wechsel der Oxidationsstufe des Eisens zwischen +2 und +3. Das letzte Glied der Elektronentransportkette ist die Cytochrom-c-Oxidase, welche die Reaktion O2 + 4Cyt-c(Fe2+) + 8H+i 2H2O + 4Cyt-c(Fe3+) + 4H+e (20) katalysiert. Hierbei wird Sauerstoff in einer 4-Elektronen-Übertragungsreaktion reduktiv protoniert und zugleich 4 Protonen über die Mitochondrienmembran von innen (H+i) nach außen (H+e) transportiert. Die Cyt-c-Oxidase enthält neben zwei Eisenzentren vom Typ HämA (Cyt-a und Cyt-a3; s. Abb. 16) drei Kupferzentren. Zwei der drei Cu bilden ein zweikerniges Zentrum (CuA). In der reduzierten Form liegt das Kupfer in der mittleren Oxidationsstufe 1.5 vor, in der oxidierten Form sind beide Cu in der Stufe +II. Das dritte Kupferzentrum (CuB) kooperiert mit dem Cyt-a3. Es wechselt zwischen CuI und CuII. 14 Wahrscheinlich wird der Sauerstoff durch Bindung als Peroxid zwischen CuB und Cyt-a3 aktiviert. Die Organisation der Cyt-c-Oxidase ist in Abb. 17 gezeigt. Cytochrom a: R1= Vinyl, R 2 = C17H34OH, R3 = Formyl L2 3 R Me L1 = L2 = His 2 HO2(CH2)2 R N Cytochrom b: R 1= R 2= Vinyl, R 3 = Me N L1 und L2 frei oder His Fe N N Cytochrom c: R1 = R 2 = -CH(Me)-S-CH2-C(O)NH- Me Me R3 = ; L1 = His, L2 = Met 1 HO2(CH2)2 R L1 Cytochrom P450 : R1 = R 2 = Vinyl, R 3 = Me L1 = Cys, L2 = H 2O Hb und Mb: R1= R 2 = Vinyl, R 3 = Me (Protoporphyrin IX) L1 = His, L2 frei oder O2 Abbildung 16. Proteine mit Häm als prosthetischer Gruppe. e (Cys) S (His) N S(Met) Cu A Cu + H S (Cys) O N(His) e außen (His) N Fe N(His) a Membran e Abbildung 17. (His) N innen + H (His) N B Cu (O 2) N (His) Fe Abbildung 17. Darstellung Schematische Schematische Darstellung der Cytochrom-c-Oxidase in der Cytochrom-c-Oxidase N (His) a3 der Mitochondrienmembran (zu strukturellen Details s. (s.a. BioAC II) Bioanorgan. Chemie II) 6. Cytochrom P450 Dieses Cytochrom der Hämeisengruppe (zu Details vergl. Abb. 16) gehört zu den Monooxigenasen. Es katalysiert die Oxidation von Kohlenwasserstoffen zu Alkoholen; Gl. (21). Der Reaktionsablauf – unter Einbeziehung einer (hypothetischen) O=FeV- oder O-FeIVZwischenstufe am Ende des Zyklus – ist in Abb. 18 dargelegt. Der Einschub in Abb. 18 zeigt einen Komplex mit FeIV, der Reaktionen des P450 zu modellieren vermag (s.a. Abb. 26). RH + O2 + 2H+ + 2e- ROH + H2O (21) 15 N N RH N III Fe N RH RH OH2 III Fe N N e- N N N N N H3C N O2 ROH H2O RH O N V N Fe RH O N IV N Fe N CH3 N O N Fe N N N CH3 H3C C CH3 S(Cys) S(Cys) S(Cys) II Fe N N RH 2H+ N N O RH O III Fe N S(Cys) S(Cys) O N N eN N S(Cys) H2O O III Fe N N S(Cys) Abbildung 18. Ablauf der durch Cyt P450 katalysierten Oxidation (Gl. (21)). RH steht für einen Kohlenwasserstoff, der in der Nähe der prosthetischen Gruppe (nicht direkt an das Eisen) gebunden wird. Die Reaktion verläuft über eine Hyperoxo- und Peroxozwischenstufe. Rechts oben ist ein Modellkomplex (mit FeIV) abgebildet. Der Ligand ist Tetramethylcyclam, das Gegenion SO3CF3- (Triflat). 7. Zweieisen-Zentren Das Sauerstofftransport-Protein Hämerythrin (S. 9/10) ist ein Beispiel für diese Art biologisch aktiver Verbindungen mit einem dinuklearen Eisenzentrum. Weitere Beispiele sind die Methanmonooxigenase (MMO) und Ribonukleotidreduktase (RNR). Die beiden Eisenzentren sind durch HO-/O2- und zusätzlich durch eine oder zwei Carboxylatgruppen (aus Asp oder Glu) miteinander verbrückt. Weitere Liganden sind N- (His) und O-funktionelle (Carboxylat, Tyrosinat) Aminosäureseitenketten sowie Wasser. Das aktive Zentrum einer aus E. coli isolierten RNR (vier Untereinheiten: 22, = 170, = 87 kD) ist in Abb. 19 gezeigt. Das aktive Zentrum liegt am Interface der Untereinheiten. Die -Untereinheit enthält Thiolgruppen, die -Untereinheit ein Tyrosin bzw. Tyrosylradikal und das 2Fe-Zentrum. Die vom Enzym katalysierte Reaktion kann wie folgt beschrieben werden: Ad P Ad P S HS + HS HO OH + H2O + (Tyr-O ) (22a) S HO (Rück-Reduktion des Disulfids mit NADH) FeIIFeII + O2 + TyrOH + H+ + e- FeIII(µ-O)FeIII + H2O + TyrO (22b) Primärer Katalysator ist ein Tyrosylradikal, das gemäß Gl. (22b) sauerstoffabhängig durch das Zweieisenzentrum aus Tyrosin generiert wird. Das Tyrosylradikal abstrahiert ein H an der 3'Position der Ribose (Tyr-O·+ H· Tyr-OH). Die Rückbildung des Disulfids erfolgt durch Reduktion mittels NADPH. 2+ 16 3.3 A (Asp) O H2O OH2 III O Fe O Fe O (Glu) O (Glu) O O N (His) N (His) 5.3 A O III Abbildung 19: Oxidierte Form des aktiven Zentrums einer Ribonukleotidreduktase. In der Nähe des aktiven Zentrums befinden sich mehrere CysteinReste. In der reduzierten Form fehlt die verbrückende Oxogruppe. (Tyr) Methanmonooxigenase katalysiert die folgende Reaktion: CH4 + O2 + 2H+ + 2e- CH3OH + H2O (23) Die aus Methylococcus capsulatus isolierte MMO hat eine Molmasse von 251 kD () und enthält zusätzlich noch eine Reduktase (mit [2Fe2S], FAD, FMN und NAD (M = 38.5 kD)) und ein Kopplungsprotein (M = 15.9 kD). Die Fe-Zentren durchlaufen die Oxidationsstufen II, III und IV; s. Abb. 20. Fe3+ Fe3+ Fe2+ Fe2+ (Glu) (Glu) O H2O O Fe N O (His) O OH OH + - +H , + 2e O -H2O Fe O (Glu) N O O (His) (Glu) (Glu) O H2O OH O O O Fe Fe O N O N O (His) (Glu) O (His) (Glu) (Glu) + O2 CH3OH + +CH4, +H O Fe4+ O Fe4+ Fe3+ O O Fe3+ Abbildung 20. Aktives Zentrum und Funktionsweise einer Methanmonooxygenase. 8. Stickstoffixierung 8a. Der Stickstoffkreislauf Einige wichtige Teile des globalen Stickstoffkreislaufes sind in Abb. 21 zusammengestellt. Die Fixierung des reaktionsträgen N2 kann reduktiv erfolgen (biogene Fixierung; Bildung von NH4+ durch N2-fixierende Mikroorganismen) oder oxidativ (nicht-biogene Fixierung; Bildung von NOx und Nitrat z.B. durch elektrische Entladungen (Gewitter), 17 stratosphärische Oxidation nach Aktivierung des N2 durch kosmische Strahlung, hartes UV u. dergl. Ein erheblicher Anteil an Stickoxiden und Nitraten ist heute auch anthropogenen Ursprungs (Kfz-Verkehr, Düngung). In Form der Ammoniumionen kann der Stickstoff von Pflanzen weiterverarbeitet werden zu organische Stickstoffverbindungen. Biogene und nichtbiogene Oxidation von NH3 führt zu Nitrat (Nitrifizierung), das durch denitrifizierende Bakterien über Nitrit, NO und Lachgas wieder biologisch zu N2 abgebaut werden kann (vergl. die Nitratreduktase Abschnitt 9). Der nicht-oxidative Abbau organischer StickstoffVerbindungen führt zurück zum NH3. Die jährliche N2-Fixierung durch Mikroorganismen (freilebende N2-Fixierer wie Azotobacter, symbiontisch mit Schmetterlingsblütlern lebende N2-Fixierer; Cyanobakterien; Abb. 22) beträgt ca. 108 t Ammoniak und liegt damit in vergleichbarer Größenordnung wie die NH3-Produktion nach Haber-Bosch. Die Stickstoffgehalte verteilen sich wie folgt (Angaben in t): Pflanzen und Tiere: 1010, Bodenorganismen: 3·1011, Ozeane: 1012, Atmosphäre: 4·1015, Gestein: 2·1017. N2O Fixierung N2 NO Denitrifizierung Fixierung + Nitrifizierung NH4 Ammonifizierung Assimilation {N-C} Abbau - NO3 - NO2 Abbildung21. 19. Ausschnitt aus dem Abbildung Stickstoffkreislauf Stickstoffkreislauf Abbildung 22. Stickstoff-fixierende Mikroorganismen. Links: Azotobacter (ein freilebendes Bakterium); Mitte: Knöllchenbakterien Rhizobium in Symbiose mit einem Schmetterlingsblütler; rechts: Cyanophyceen (Blaugrünalgen). 8b. Nitrogenasen Nitrogenasen katalysieren die Bildung von Ammoniumionen aus Luftstickstoff [Gl. (24a, b)]; vergl. dazu die NH3-Produktion nach dem Haber-Bosch-Verfahren; Gl. (24c). Neben NH4+ wird auch H2 gebildet, wobei die Mo-Nitrogenasen etwa 25%, die VNitrogenasen 50% der Reduktionsäquivalente hierfür aufwenden. Auch andere ungesättigte Substrate als N2 werden von den Nitrogenasen reduktiv protoniert, z.B. Acetylen (zu Ethylen; Z-Isomer in Gegenwart von D2O), Isonitril (zu primärem Amin, Methan und Ethylen). Der komplexe Aufbau der Metall-Cofaktoren der Nitrogenasen ist in Abb. 23 gezeigt. Neben den Mo- und V-Nitrogenasen ist häufig noch eine dritte, “iron-only“-Nitrogenase kodiert. 18 Fe-Protein 60 kD Fe S S Fe S Fe Fe S ATP M M FeMo: 2 2 (200 kD) (FeV)-Protein: 2 2 2 (220 kD) P 70 A P M M ATP 20 A SR SR Fe S S S S Fe S Fe RS SR M -Cluster M Fe O C S P ox RS O S Fe SR P red - S (Cys)S S RS Fe S NH Fe Fe RS S CH S Fe CH2 Fe S C RS Fe S Fe Fe NH RS S S Fe CH S Fe CH2 RO P -Cluster Fe Fe S S Fe Fe Fe CH2CO2 Gln S S Fe O S N S Fe S Fe C - CH2CH2CO2 Mo/V O2C S N(His) Abbildung 23. Organisation der Mo- und V-Nitrogenasen. SR = Cysteinat, OR = Serinat. 2N2 + 10H+ + 8e- 2NH4+ + H2 (Mo-Nitrogenase) 2N2 + 14H+ + 12e- 2NH4+ + 3H2 (V-Nitrogenase) (24a) (24b) N2 + 3H2 2NH3 (Haber-Bosch) (24c) ca. 11% bei 200 bar und 500 °C, Kat.: -Fe (+ Al2O3, K2O, Ca/MgO) 8c. Nitrogenasemodelle Strukturelle Modelle des kuboidalen 4Fe-4S-Kernes entstehen durch Selbstorganisation (self-assembly) in Lösungen, die Eisenchlorid, Thiolat, Hydrogensulfid und Thiol enthalten [Gl. (25a). Mit Oligopeptiden sind die einzähnigen Thiolatliganden austauschbar, und man erhält Cubane, die in das Peptid eingebettet sind (A in Abb. 24). In Gegenwart von Thiomolybdat/vanadat sind auch Heterocubane erhältlich, d.h. solche, in denen ein Eisenzentrum durch Mo bzw. V ausgetauscht ist (B in Abb. 24); Gl. (25b). Auch andere Fe-Mo-S- und Fe-V-S-Cluster werden durch self-assembly gebildet; vergl. Gl. (25c) und C in Abb. 24. FeCl3 + HS- + RS- [Fe4S4(SR)4]3- [Fe4S4(SR)4]2- + eFeCl2 + [NH4]3[VS4] + [Me4N]Cl + dmf [Me4N][(dmf)3VFe3Cl3S4] (B) Mo/VCl3(thf)3 + (Me3Si)2S + FeCl2(PEt3)2 + NaSR Mo/VFe4S6(PEt3)4SR (C) (25a) (25b) (25c) 19 GlyOtBu (Cys)S Gly Gly Fe S Fe S Fe S SR Fe S GlyNH2 S(Cys) Cl Gly S Cl dmf S V dmf Fe S dmf A Fe Fe PEt3 M = Mo, V Fe S S PEt3 Fe S Fe B S M S Fe S (Cys)S Gly PEt3 S Cl PEt3 C SR Abbildung 24. Strukturelle Modelle für die Eisen-Mo/V-Schwefelzentren in Nitrogenasen. dmf = Dimethylformamid Der Cluster C hat auch den Charakter eines funktionellen Modells, da er die Reduktion von Hydrazin zu Ammoniak in Gegenwart der Elektronendonatoren Cobaltocen und des Protonenüberträgers 2,6-Lutidinium-Hydrochlorid zu katalysieren vermag (2,6-Lutidin = 2,6Dimethylpyridin). Hydrazin tritt als Zwischenprodukt der Stickstoffixierung auf und kann im Falle der V-Nitrogenase als Nebenprodukt nachgewiesen werden. Ein Modell für den P-Cluster in seiner reduzierten Form, ebenfalls durch Selbstorganisation gebildet, zeigt Abb. 25. N(SiMe3)2 Me2N S Me2N Fe{N(SiMe3)2}2 + S=C(NMe2)2 + S8 Fe S Fe S Fe S Fe S (SiMe3)2N Fe Fe Me2N Me2N Fe S S S N(SiMe3)2 S Fe N(SiMe3)2 Abbildung 25. Modell für die reduzierte Form des P-Clusters. Die Verbrückung der beiden Teilcluster (Fe4S4 und Fe4S3) durch Cysteinat – vergl. Abb. 23 – übernimmt im Modell die Bis(trimethylsilyl)amid-Gruppierung. Die Abstände zwischen dem zentralen µ6-S und den FeZentren sind vergleichbar (2.41-2.52 im P-Cluster, 2.35-3.39 Å im Modell). Als funktionelle Modelle der Nitrogenase werden Distickstoff-Komplexe des Mo und V angesehen, die nach Gl. (26) synthetisierbar sind. Mit protischen Agentien kann der Stickstoff hier zu Ammoniak und/oder Hydrazin reduziert werden, wobei die Reduktionsäquivalente durch das Metallzentrum geliefert werden. Der Ablauf dieser reduktiven Protonierung über Diazen- [bzw. Hydrazido(2-)] Zwischenstufen ist in Abb. 26 dargestellt. Abb. 26 enthält auch Bindungsparameter d(NN) und Wellenzahlen (NN) einiger N2-Komplexe und wahrscheinlicher Zwischenstufen der N2-Fixierung, die zeigen, dass mit der Koordination von Stickstoff dessen Aktivierung (Schwächung der N-N-Bindung) einhergeht. Mo/VCl3(thf)3 + Na + N2 + PR3 Mo(N2)2(PR3)4 bzw. Na[V(N2)2(PR3)4] (26) 20 H N R3P N PR3 N R3P HBr Mo R3P H N N N PR3 R3P PR3 R3P N R3P N PR3 R3P N Benzol N 2H 4 N PR3 N R3P V PR3 NH3 PR3 Br N N THF Mo Br Mo R3P N 2- R3P N H N Mo PR3 N R3P H N S NH S Mo S S NH2 PR3 Fe PR3 R3P H PR3 N N d(NN) = 1.09-1.12 (NN) = 1920-1958 1.13 1790 1.13 2094 cm-1 1.40 Å vergl. freies N2: d(NN) = 1.098 Å, (NN) = 2331 cm-1; (NN) in [Cr(CO)5(HN=NH)] = 1415 cm.-1 Abbildung 26. Funktionelle Modelle der Fe-V/Mo-Zentren in Nitrogenasen Die unten dargestellte Modellreaktion bedient sich eines Katalysators, der ein durch die Reste R an den Aminfunktionen weitgehend abgeschirmten MoIII-Zentrum enthält, an dem die Reduktion von N2 zu NH3 erfolgt. Elektronenlieferant ist Bis(pentamethylcyclopentadienyl)chrom(II), Protonenlieferant Lutidiniumborat. R Me Me Me Me N2 + Me R N Me Cr Me Me Me Me iPr N Mo N R iPr N + Me N H Me iPr R= NH3 iPr - [BR'4] iPr iPr 9. Oxotransferproteine mit Mo, W und V Diese Enzyme katalysieren die folgenden allgemeinen Reaktionen; Gl. (27): Substrat-H + O2 + H+ + 2e- Substrat-O + H2O (27) Im Sinne der Gl. (27) sind die Enzyme also Oxigenasen oder Dehydrogenasen. Oxidationsmittel kann hierbei auch H2O2 (Peroxidasen) sein. Auch die umgekehrte Reaktion 21 wird katalysiert, d.h. die Enzyme wirken häufig auch (oder ausschließlich) als Reduktasen (Desoxigenasen). Die Elemente Vanadium und Molybdän sind im Meerwasser in Form ihrer löslichen Oxoanionen gut verfügbar; sie sind die häufigsten Übergangsmetalle im Meerwasser: HVO42(30 nM), MoO42- (100 nM); vergl. Eisen: 0.02– 1nM. 9a. Molybdopterin-Enzyme Unter den drei Elementen spielt Molybdän die wichtigste Rolle. Außer in der in Kap. 8b schon behandelten Nitrogenase ist Mo das zentrale Metall in den Molybdopterin-Cofaktoren. Die Molybdopterine sind Abkömmlinge des Pterins. Der Pterinring ist partiell hydriert und enthält ein anneliertes Dihydropyran, das über ein Diphosphat mit Cytidin oder Guanosin verknüpft ist. Molybdän ist über eine Dithioleneinheit an dieses System koordiniert; vergl. Abb. 27. X X O N HN H2N O H N S N N H O HN N Pterin N H2N O - + + 2e + 2H VI Mo Y S O O P O O O P IV Mo Y S S + H2O O Cyt/Gua OH Abbildung 27. Pterin und Molybdopterin (oxidierte und reduzierte Form). Für X und Y s. Abb. 28 auf S. 23. Man unterscheidet drei Familien von Molybdopterin-Enzymen (vergl. Abb. 28): (1) DMSO-Reduktase-Familie Hierzu gehören die DMSO-Reduktase (Gl. (28)), Formiat-Dehydrogenase (Gl. (29)) und Nitratreduktase (Gl. (30). Dimethylsulfoxid-Reduktase hat eine Molmasse von 85 kD. Dimethylsulfid ist für Seevögel ein Indikator für biologische Aktivität und damit potenzielle Nahrungsquellen. (CH3)2S=O + 2e- + 2H+ (CH3)2S + H2O (28) Durch Sauerstoff und andere O-Spezies kann Dimethylsulfid wieder zu DMSO oxidiert werden; unter Lichteinfluss erfolgt Oxidation bis zur Methylsulfonsäure (s.u.), die in Regenwolken als Keimbildner fungiert. Dimethylsulfid spielt eine zentrale Rolle im biologischen wie im globalen Schwefelkreislauf. Es wird durch biologische Tätigkeit aus Dimethylsulfoniopropionsäure im Meerwasser freigesetzt und gelangt als flüchtige Verbindung in die Atmosphäre. Zum Schwefelkreislauf s. das folgende Schema: 22 MeSO3H Me 2S Me 2SO H2SO4 Atmosphäre Aquasphäre Me 2S Me 2S(CH2)2CO2H Met H2S H2SO4 HS(CH2)2CO2H Die Formiatdehydrogenase (zur Reaktion s. Gl. (29)) enthält Selenocysteinat an das MoZentrum koordiniert. In der reduzierten Form ist das Selenocystein protoniert und vom MoIV abgekoppelt. An die Stelle des Molybdäns kann – insbesondere in thermophilen Bakterien – auch Wolfram treten. HCO2- CO2 + H+ + 2e- (29) Zur Modellierung der aktiven Zentren der zur DMSO-Reduktase-Familie gehörenden Enzyme wird z.B. der Dithiolen-Ligand eingesetzt: S Me Me + tBuSeSiMe 3 (tBuCO2)W S Me 2 Me SetBu S WIV S S S O SetBu S WVI S Me Ph3AsO Me S S Me Me Me Me Nitratreduktase (sie leitet die Denitrifizierung ein; vergl. Abschnitt 8a und Abb. 21) besteht aus zwei Untereinheiten zu je 114 kD und enthält je Untereinheit ein Mo-Pterin, 1 Cytochrom-b und 1 FAD. NO3- + 2e- + 2H+ → NO2- + H2O (30) (2) Sulfitoxidase-Familie Hierzu gehört neben der Sulfitoxidase (HSO3- + H2O SO42- + 3H+ + 2e-) die Formylmethanofuran-Dehydrogenase; s. hierzu Abschnitt 10 (Methanogenese). Modelluntersuchungen legen nahe, dass im Katalysezyklus ein MoV-Intermediat auftritt: O S(Cys) MoVI OH SO32- O O S(Cys) H2O S(Cys) Mo MoIV O SO3OH2 SO42- e O S(Cys) MoV OH [H] - MoV-Intermediate treten wahrscheinlich auch in anderen Molybdopterin-Enzymen auf. 23 O O HN H2N N H N S N H O O S Mo OH/OH2 O S HN Xanthinoxidase-Familie H N HN N H2N H N S N H O N H O S S M H2N N NH N H S HO S Mo OH/OH2 Sulfitreduktase-Familie O O N H2N H N S(Cys) O X M = Mo, X = Cys, Ser, SeCys M = W, X = SeCys S DMSO-Reduktase-Familie Abbildung 28. Die drei Familien der Molybdopterin-Enzyme (oxidierte Formen). (3) Xanthin-Oxidase/Dehydrogenase-Familie Neben der Xanthinoxidase (Gl. 31)) gehören in diese Familie die CO-Dehydrogenase (Gl. (32)) und die (bakteriellen) Aldehydoxidoreduktasen (Gl. (33)). OH OH (Adenosin N ) NH N N (31) O N H O N H N H N H O Harnsäure Xanthin Diese CO-Dehydrogenase besteht aus dem Mo-Protein (88.7 kD), einem Flavoprotein (30.2 kD) und einem Eisen-Schwefelprotein (17.8 kD; mit zwei [2Fe2S]-Ferredoxinen). Sie enthält in der Nähe des Molybdopterin-Cofaktors ein Selanylcystein. Die Aktivierung des CO erfolgt wie in Gl. (32b) gezeigt. CO + H2O CO2 + 2e- + 2H+ (32a) O O VI Mo O + H H C O Se S R Mo O H O IV Mo + C + HSe-SR + H+ Se C O S H R O (32b) 24 Die Aldehydoxidoreduktase gibt es auch in einer Wolfram-haltigen Variante. R-CHO + H2O R-CO2H + 2e- + 2H+ (33) 9a. Vanadat-abhängige Haloperoxidasen Sie kommen in marinen Algen vor (z.B. dem Knotentang, Ascophyllum nodosum) und einem niederen Pilz (Curvularia inaequalis) und katalysieren die Oxidation von Halogenid zu Unterhalogeniger Säure, die wiederum nicht-enzymatisch organische Substrate halogeniert; Gl. (34a und b). Das im Meerwasser im Tonnenmaßstab produzierte Methylbromid entstammt diesem Prozess. In Abwesenheit eines Substrats wird Singulett-Sauerstoff gebildet; Gl. (34c). Die Pilzoxidase ist ein Monomer der Molmasse 60 kD, die Algen-Peroxidasen sind Homodimere oder –octamere. Das aktive Zentrum – Vanadat koordiniert an ein Histidin – ist in Abb. 29 gezeigt, der Katalysezyklus, der ein Peroxo- und ein Hydroperoxo-Intermediat einschließt, in Abb. 30. Br- + H2O2 + H+ HBrO + H2O HBrO + RH RBr + H2O HBrO + H2O2 1O2 + H2O + Br- + H+ (34a) (34b) (34c) NH N H2O H2O H O O - V OH N O NH Abbildung 29. Aktives Zentrum (rechts) der Peroxidase aus dem Knotentang (Ascophyllum nodosum; links). Vanadium ist trigonal-bipyramidal koordiniert. H + OH V O + H O + H2O2 V O O H2O - O V Br O O H HOBr Abbildung 30. Katalysezyklus für die Bromoperoxidase-Aktivitaät des Enzyms aus A. nodosum. 25 Zu den weiteren Aktivitäten der vanadatabhängigen Peroxidasen gehört die Oxidation (prochiraler) Sulfide zu (chiralen) Sulfoxiden; Gl. (35). R O H2O2 S R' S R + H2O (35) R' 10. Methanogenese und Nickelenzyme 10a. Molybdän und Nickel in der Methanogenese Die Methangärer (methanogenen Bakterien) unter den Archaebakterien reduzieren CO2 (und auch andere C-Quellen) zu Methan, Gl. (34), (vergl. die umgekehrte Reaktion – Steam-Reforming – zur industriellen Erzeugung von Wasserstoff). CO2 + 8H+ + 8e- CH4 + 2H2O (34) Im Einzelnen laufen die folgenden Schritte ab: (1) Reduktive Fixierung von CO2 durch Methanofuran (eine 2e-Reduktion), katalysiert durch Formylmethanofuran-Dehydrogenase; s. das folgende Schema. Deren Cofaktoren sind ein Eisen-Schwefelprotein und (ein zur Sulfitoxidase-Familie gehörendes) Molybdopterin (vergl. Abb. 28): + H - NH2 + CO2 + 4H + 4e + H2O N O CHO O Methanofuran Formylmethanofuran katalysiert durch Molybdopterin: O IVMo O IV + CO2 IV IV Mo O C O O VIMo II C O 2e- + 2H+ O O O 0C H Mo VI OH (2) Übertragung der Formylgruppe auf Tetrahydropterin: H O H O + N CHO HN H2 N N O H N N H O N HN H2 N C N N H 2H2 (3) Formylzur zurMethylgruppe, Methylgruppe 2e- 4e-Reduktion Reduktion derder Formyl(wird durch eine Fe(CO)und eine FeNikatalysiert durch eine FeNi-Hydrogenase. Hydrogenase katalysiert) O H2O N HN H2 N -II CH3 N N H 26 (4) Übertragung der Methylgruppe auf Coenzym-M (CoM = Mercapto-Ethansulfonsäure; dieser Transfer verläuft über Methylcobalamin, Cb, als Zwischenstufe. Zum Cobalamin vergl. Bioanorg. Chemie II): CH3 O N HN - + N H2 N SO3 HS N (Cb) - SO3 S CoM H H3C Methyl-CoM (5) Bildung von Methan durch die Reaktion zwischen Methyl-CoM und Coenzym-B (CoB = 7-Mercaptoheptanoyl-threoninphosphat). CoM und CoB werden dabei oxidativ zum Disulfid verknüpft: -II H3C SO3 O HS + S Methyl-CoM (MeSR) CoB (HSR') H - CO2 Me N H H OPO3 {Ni} R' -IV CH4 + 2- S S R Diese Reaktion wird katalysiert durch die Methyl-CoM-Reduktase, einem Enzym der Molmasse 300 000 kD, das 2 Cofaktoren (Faktor F430, {Ni}, Abb. 31) enthält. Eine der axialen Positionen im F430 ist durch ein O von Glutamin (Gln) besetzt; in der freien axialen Position liegt das CoM, das im Turnover über den Thiolatschwefel oder die Sulfonsäuregruppierung koordinieren kann. Das Nickel des Faktors F430 liegt in der Oxidationsstufe +I vor; durch Übertragung der Methylgruppe läuft es durch die Oxidationsstufe +III und wird dann durch CoM/CoB wieder reduziert. HSCH2CH2SO3 SCH 2 CH 2 SO 3 + CH2CH2S + HSR' SR' Tyr-O + CH3 Tyr-OH + CH3 Tyr-OH + O3S {Ni+} {Ni 3+ } {Ni+} + CH 4 Rückreduktion des Disdulfids durch NADH - O3SCoM-S-SCoB - oder SCoM O H N N N N + Ni N O O H2N Gln Abbildung 31: Faktor F430 (ohne Substituenten am Liganden) der Methyl-Coenzym-M-Reduktase 27 10b. Ureasen Diese Nickelenzyme kommen in Bakterien und Pflanzen vor und katalysieren die Hydrolyse von Harnstoff (engl.: urea): O=C(NH2)2 + H2O NH3 + O=C(OH)NH2 NH3 + CO2 (35) Die Halbwertszeit dieser Reaktion, die über Kohlensäure-Monoamid (Carbaminsäure) als Zwischenprodukt läuft, beträgt 10-9 s. Der nicht-enzymatische Zerfall, Gl. (36), führt zu Ammoniak und Cyanwasserstoffsäure (vergl. die Umkehrreaktion: Synthese von Harnstoff aus Ammoniumcyanat durch Wöhler 1828); die Halbwertszeit liegt hier bei 3,6 a. Urease ist das erste durch Einkristall-Röntgendiffraktometrie charakterisierte Enzym (1926); dass dieses Enzym auch Nickel enthält, wurde allerdings erst 1976 erkannt. Das aktive Zentrum der Urease (M = 250 kD; , jede -Untereinheit enthält ein Ni2-Zentrum) ist in Abb. 32 gezeigt. O=C(NH2)2 NH3 + HOCN (36) HN Lys (CH2)4 NH (His)N O Ni (His)N OH2 N(His) O O H C O (Lys) CH Ni N(His) O O OH2 O=C NH2 (His)N NH2 (His)N -Asp O N(His) O Ni H2O H2O NH Ni O H O=C N(His) O O NH2 NH2 NH OH2 (Asp) C O NH O C + NH3 O O=C NH2 OH + NH3 H2O (His)N (His)N O Ni N(His) O O Ni N(His) O O O C NH2 H2O OH2 NH3 Abbildung 32. Aktives Zentrum der Urease aus dem Bodenbakterium Bacillus pasteurianum, und der vermutliche Ablauf der Hydrolyse von Harnstoff. Die drei Wassermoleküle und die verbrückende OH-Gruppe sind tetraedrisch angeordnet. 10c. Hydrogenasen, CO-Dehydrogenasen und Acetyl-Coenzym-ASyntheasen Hydrogenasen katalysieren die folgenden Reaktionen: 28 H2 2H+ + 2eH2 + D2O HD + HDO (37a) (37b) Die Reaktion (37a) verläuft über eine heterolytische Spaltung des H2 (H2 H+ + H- 2H+ + 2e-); der Beweis hierfür ist die Reaktion in Gl. (37b). Die Elektronen verwenden die Organismen zur Reduktion diverser Substrate wie O2, CO2 (s.a. Methanogenese), Sulfat. In den Ni-haltigen Hydrogenasen ist die Koordinationssphäre am Ni überwiegend von Cysteinat besetzt (Abb. 34). Ni-Hydrogenasen haben zusätzlich auch die Funktion einer CO-Oxidoreduktase („CODehydrogenase“), Gl. (38), und einer Acetyl-Coenzym-A-Synthease, Gl. (39): CO + H2O CO2 + H2 (38) CO + HSCoA + Cb·Me CoA Me-Cobalamin MeC(O)SCoA + H+ + CbAcetyl-CoA (vergl. die CO-Konvertierung) (39) Reaktion (39) entspricht einer migratorischen CO-Insertion. Derartige Insertionen sind aus der Organometallchemie wohl bekannt und können mit Modellkomplexen der in Abb. 33 gezeigten Art nachgestellt werden: N Abbildung 33 . Modell für Ni-Hydrogenasen/ CO-Dehydrogenasen/ AcetylCoA-Syntheasen RS Ni SR RS - - - X = CH3 , C(O)CH3 , CO, H , RSC(O)CH3 X Strukturell charakterisierte Fe-Ni-Hydrogenasen aus Schwefelbakterien haben die in Abb. 34 skizzierte Zusammensetzung. Die drei Eisen-Schwefel-Cluster bilden eine Elektronentransportkette; das eigentliche Reaktionszentrum ist das heterodinukleare Fe-NiZentrum, in dem Fe und Ni Cysteinat-verbrückt sind. Ni ist fünffach koordiniert (4 Cys und eine apikale OH-Gruppe); das Fe ist gleichfalls fünffach koordiniert (2 Cys, 2 CN und ein CO). Eine weitere Besonderheit ist die Koordination eines His an eines der Ferredoxine. -S S Fe S O D. desulfuricans Fe S Fe O Fe 5.2 O D. gigas -S 6.1 S SSFe S -S OH CO S Fe -S -S Fe S S Fe Fe S S Fe Fe S Ni S Fe CN Fe S Cyt-c Fe S -S SCN S Fe S S Fe His S5.7 Ni Fe Se Dm. norvegicum 29 Abbildung 34. Die Eisen-Nickel-Hydrogenase aus Desulfuvibrio gigas bzw. D. desulfuricans. In Desulfomicrobium norvegicum ist eines der verbrückenden Cysteinate durch Selenocysteinat ausgetauscht. Die Acetylcoenzym-A-Synthease aus dem Bakterium Moorella thermoacetica (im Verdauungstrakt vieler Tiere) enthält zwei Ni- und ein 4Fe4S-Zentrum. Ein zentrales Ni verbrückt eines der Fe mit einem terminalen Ni über insgesamt drei Cysteinatreste. Im ersten Schritt des Katalysezyklus wird CO (durch Reduktion von CO2) an das zentrale Ni koordiniert. Im weiteren Verlauf überträgt Methylcobalamin eine Methylgruppe auf das terminale Ni. Schließlich kommt es zu einer CO-Insertion unter Bildung der Acetylgruppe, die an Coenzym-A übertragen wird; Abb. 35. HN Cys Cys S S S S S S N Gly N CO O Cys O Fe S Cys Ni S S Fe S Ni Fe Fe Cys O O C Cys [Fe4S4] S Ni S CH3-C-SCoA N Ni S O N HSCoA O O C CH3 [Fe4S4] S [Fe4S4] Ni S S CH3{Co} C N Ni S Ni S S CH3 N Ni N N Abbildung 35. Die Fe-Ni2 Acetyl-Coenzym-A-Synthease aus M. thermoacetica und ein möglicher Ablauf der Katalyse. CH3{Co} = Methylcobalamin. 30 10d. Nickel-Superoxiddismutase Sie katalysiert die Disproportionierung von Hyperoxid: 2O2+ 2H+ H2O2 + O2. Zum aktiven Zentrum s. das nebenstehende Bild. Im Einzelnen laufen die folgenden Reaktionsschritte ab: (1) Ni2+(HisH+) + O2- O2--Ni2+(HisH+) (2) O2--Ni2+(HisH+) + Tyr-OH H2O2 + Ni3+(His) + Tyr-O(3) Ni3+(His) + O2- O2--Ni3+(His) (4) O2--Ni3+(His) + H+ Ni2+(HisH+) + O2 NH O NH O S O Ni S N NH2 + NH NH 11. Biogene M-C-Bindungen Im Folgenden werden einige Beispiele für M = S, Se, I, As, Co, Ni, Fe, Mo, V, Cd und Hg angesprochen. Zum Cd und Hg s. a. Kap. 6. in BioAC II; zum Ni, Fe und Mo die ausführlicheren Darstellungen weiter oben. (1) Se-C: Selenocystein, HSe-CH2-CH(NH3+)CO2-; spielt im aktiven Zentrum der Glutathionperoxidase, der Iodthyroxin-Deiodinase (Thyroxin T4 Thyroxin T3, s. (2)) und in einer Ni-haltigen Hydrogenase eine Rolle. (s.a. Metabolismus von Selenit unter (3)). Rolle von Selanylcystein in der durch ein Molybdopterin katalysierten CO-DehydrogenaseReaktion: O O VI Mo O + H H C O Se S R Mo O H O IV Mo + C + HSe-SR + H+ Se C O S R (32b) O H (2) I-C: Methyliodid, ICH3; wird von versch. Meeresalgen gebildet und fungiert als Methylierungsmittel (CH3+-Transfer). Beispiel: oxidative Addition an Hg. Weiterhin spielt die I-C Bindung in den Schilddrüsenhormonen - z.B. Thyroxin T3 (s. Formel) eine Rolle. I CH3I + Hg H 3CHgI HO NH O I CH2 CH CO I (3) S-C: Adenosylmethionin (Abb. 36, A); wirkt als Methylierungsmittel (CH3+-Transfer) z.B. im Metabolismus von Arsenit und Selenit: AsO(OH)2- MeAsO(OH)2 MeAs(OH)2 Me2AsO(OH) AsMe3 Arsenit Methylarsonsäure Kakodylsäure Gosiogift SeO2(OH)- Me2SeO und Me2Se (weitere Metaboliten: Me3SeCl, Se) 31 Selenit Dimethylselenon und Dimethylselan L + H3N-CH-CO2 (CH2)2 H3C S NH2 H2C O N Co N N N N O N N HN N N N Ni N CH3 N O O H H O O A N N O O P O O B C Abbildung 36. A: Adenosylmethionin; B: Cobalamine (L = CN: Cyanocobalamin, L = Me: Methylcobalamin, M = 5'-Adenosyl (vergl. A): Adenosylcobalamin); C: Methylierter Faktor F430 aus dem Enzym Methyl-Coenzym-M-Reduktase. (4) Co-C: Metyl-, Adenosyl-, Cyanocobalamin ("Vitamin B12"); s. Abb. 36, B. Adenosylcobalamin katalysiert insbesondere Isomerisierungen (1,2-Verschiebungen), Methylcobalamin die Übertragung von C1-Fragmenten. Auch anorganischer Quecksilberverbindungen werden methyliert (CH3--Transfer): Cl-Hg-Cl Me-Hg-Cl ( MeHg+ + Cl-) "Methylquecksilber" Die weitere Metabolisierung des Quecksilbers verläuft über mehrere enzymatische und nichtenzymatische Stufen, deren letzte - die nur in spezialisierten Bakterien beobachtete Bildung von Hg - als Entgiftung interpretiert wird: MeHg+ + SR- MeHgSR ("Minamatagift") , nicht-enzymatisch MeHgSR + Substrat HgSR+ + Substrat·CH3 , katalysiert durch eine Lyase HgSR+ + SR- Hg(SR)2 , nicht-enzymatisch Hg(SR)2 + NADPH + H+ Hg + 2 HSR + NADP+ , katalysiert durch Quecksilberionenreduktase (5) Ni-C: Faktor F430 der Methyl-Coenzym-M-Reduktase Dieses Enzym katalysiert den letzten Schritt der Methanogenese durch methanogene Bakterien (z.B. 1/6 C6H12O6 + 2H+ + 2e- CH4; auch CO2 kann Kohlenstoffquelle sein): H3C-SCH2CH2SO3H + {Ni+} {Ni3+-CH3-} + -SCH2CH2SO3H Methyl-Coenzym-M Faktor F430 {Ni3+-CH3-} + H+ CH4 + {Ni3+} (vergl. C in Abb. 36) 32 (6) Ni-Fe-CO-Dehydrogenasen/Coenzym-A-Syntheasen katalysieren die Reaktionen CO + H2O CO2 + H2 CO + CoA + ·CH3 H3C-C(O)-CoA Die Aktivierung von CO erfolgt durch Koordination an Ni oder Fe. Es gibt auch eine Ni-Fe CO-Dehydrogenase, die auch im Ruhezustand bereits CO (sowie CN-) an das Eisenzentrum koordiniert enthält. Die Methylgruppe wird durch Methyl-Cobalamin auf das Ni- oder Fe-Zentrum übertragen; es folgt eine migratorische Insertion unter Bildung eines Acylkomplexes, und sodann die Übertragung der Acylgruppe of Coenzym-A. Zu den aktiven Zentren s. Abb. 35. (7) Fe-C: Für das Verständnis der Toxizität von Phenylhydrazin von Bedeutung ist die Übertragung einer Phenylgruppe auf das Eisen des Hämoglobins, das damit bezüglich seiner O2-Transportfunktion inhibiert wird: Hb(Fe2+) + PhNH-NH2 + H+ + e- Hb(Fe3+-Ph-) + H2N-NH2 Fe-CO: Blockierung des Hämoglobins durch Kohlenmonoxid (bindet ca. 270 mal effizienter als Sauerstoff.) (8) Mo-C: Aktivierung von CO2 durch den Molybdopterin-Cofaktor in der Formylmethanofuran-Dehydrogenase (1. Schritt der von CO2 ausgehenden Methanogenese; vergl. (5)). +IV H + + CO2 + 2H + 2e + H2O NH2 N +II O O CHO Methanofuran Formylmethanofuran katalysiert durch Molybdopterin: O Mo + CO2 +IV O Mo O C O O Mo +VI O C H O + O O H Mo C +VI O (9) Mo-C und V-C: Vergl. die Alkinreduktase- Isonitrilreduktase- und Isonitril-LigaseAktivität der Mo- und V-Nitrogenasen: Die reduktive Protonierung von Acetylen zu ZEthylen (in Gegenwart von D2O) verläuft über eine Aktivierung des Alkins durch side-onKoordination an das Metall. Entsprechend wird Methylisonitril durch Koordination aktiviert und zu Methan und Methylamin reduziert. In einer Nebenreaktion entsteht hier als C-CKupplungsprodukt auch Ethen. C2H2 + 2H+ + 2e- → C2H4 / C2H2 + 2D+ + 2e- → Z-C2H2D2 RNC + 6H+ + 6e- → RNH2 + CH4 2RCN + 8H+ + 8e- → C2H4 + 2RNH2 33