Universität Wien Institut für Germanistik Abschlussarbeit für die Übung Sprachkritik Univ. Prof. Dr. Richard Schrodt Feministische Sprachkritik Diskriminierung und Lösungsansätze Vorgelegt von: Danner Sophie 1204742 SS 2013 [email protected] Wien, den 4.6.2013 1/8 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 3 1. 1 Die deutsche Sprache in Bezug auf Diskriminierung und Sexismus 3 1. 2 Das Verhältnis zwischen Denken und Sprache 5 2. Alternativformen zum generischen Maskulinum 5 3. Einstellung zum geschlechtergerechtem Sprachgebrauch 6 4. Schlussbetrachtung 7 Literaturverzeichnis 8 1. Einführung Dieser Text soll der Frage nachgehen, inwieweit die deutsche Sprache beziehungsweise der Sprachgebrauch mit Sexismus und Diskriminierung einhergeht und wie man dies mit Alternativformen vermeiden kann. Denn durch den Gebrauch von Sprache können einzelne Personen und Personengruppen einerseits identifiziert und konstruiert, andererseits aber auch manipuliert, diskriminiert oder auch ausgeschlossen werden. (Kusterle zitiert nach Heise 2011, S. 45) Bei dieser Thematik ist aber immer zu bedenken, dass die Sprache selbst nicht diskriminierend ist, sondern der menschliche Gebrauch davon. Feministische Sprachkritik richtet sich daher an die Verwendung von Sprache. Ebenso ist auch in diesem Text unter dem Begriff Sprache der Sprachgebrauch gemeint. Hauptkritikpunkt der Feministischen Linguistik ist zumeist das generische Maskulinum. „Unter generischen Maskulina werden grammatisch maskuline Nomen verstanden, die in geschlechtsneutralem Sinne zur Referenz sowohl auf männliche als auch weibliche Personen verwendet werden. Werden also z.B. in einem Fachbuch <der Leser> angesprochen wird oder auf <die Wissenschaftler> verwiesen wird, sollen auch Leserinnen und Wissenschaftlerinnen mitgemeint sein.“(Kusterle zitiert nach Heise 2011, S. 45) Der Kritikpunkt liegt darin, dass man in dieser Form nie genau feststellen kann, ob Frauen eingeschlossenen sind oder nicht. Zudem ist es stark diskriminierend, wenn Frauen mitgemeint sind, sie aber nicht genannt werden. Weiters soll erörtert werden, inwieweit das Denken mit der Sprache zusammenhängt, ob es Alternativformen gibt, die solche möglichen Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts vermeiden. Als letzter Punkt soll noch geklärt werden, wie die Einstellung der Menschen zu diesen Formen ist. 1.1 Die deutsche Sprache in Bezug auf Diskriminierung und Sexismus Wie bereits angeschnitten kann die deutsche Sprache enorm diskriminierend und sexistisch sein. Denn es gibt drei Genera, die da lauten: das Femininum, das Maskulinum und das Neutrum. 3/8 Da aber meistens bei Pluralnennungen die männliche Form genommen wird, schließt das Frauen technisch gesehen aus. Bei den maskulinen Formen werden Frauen meist gedanklich nicht miteinbezogen. Erst bei Formen, die die Frauen konkret benennen, denkt man vermehrt daran. Die Feministische Sprachkritik richtet sich gegen solche androzentristischen Sprachgebräuche, da die Sprache einen Schritt dazu beitragen soll, dass es zu einer Chancengleichheit zwischen Frau und Mann kommt. Denn die Sprache hat die Möglichkeit, die vorherrschenden Gesellschaftsstrukturen und die gesellschaftlichen Werteinstellungen zu verändern und in diesem Fall wohl eindeutig zu verbessern. (Vgl. Kusterle 2011, S. 9) .Denn durch die sprachlichen Benennungen werden auch erst die Kategorien Mann und Frau geschaffen. Durch ständige Wiederholungen werden Bedeutungen konventionalisiert und neutralisiert. (Vgl. Kusterle 2011, S. 34) Die Sprache ist wie ein Spiegel, der die Auffassung der Realität spiegelt. Wenn Frauen aber entweder gar nicht oder nur teilweise repräsentiert werden, ist die Sprache selbst auch zu kritisieren. (Vgl. Kusterle 2011, S. 33) Neben diskriminierenden Sprachformen findet Sexismus in der Sprache ebenso nahezu täglich statt. Sexismus wird folgendermaßen definiert: „Sexismus bedeutet […] Ausbeutung und Verfolgung von Frauen. Von der Verneinung des weiblichen Körpers, der Enteignung von Gedanken, vom Entzug der eigenen Sprache bis hin zur Unterschlagung des weiblichen Beitrags zur Geschichte der Menschheit reicht dieses Phänomen und ist nicht nur die unentwegt offene oder unterschwellige Degradierung durch eine patriarchal dominierte Kultur, sondern bedeutet in einem zunehmend neoliberalen und globalen Kontext: Schlechter entlohnte oder unbezahlte Arbeit, stärkere Betroffenheit von Arbeitslosigkeit oder auch die Einstellungs- und Beförderungsdiskriminierung bei der Vergabe von Posten. (Kusterle zitiert nach Salmhofer 2011, S. 32-33) Wie man aus dieser Definition erschließen kann, passiert Sexismus auch auf dem Bereich der Wortebene, mit der Frauen angesprochen werden oder über Frauen gesprochen wird. Dadurch kann es zu Herabsetzungen und Verunglimpfungen kommen, wobei hier das Geschlecht des Sprechers oder der Sprecherin irrelevant ist. Feministische SprachkritikerInnen nehmen an, dass durch den Sprachgebrauch Sexismus entstehen oder verstärkt werden kann. Die Sprache selbst erzeugt auch die Kategorien <Frau> und <Mann>, wobei die Kategorie Frau minderwertig gemacht wird und sie in vielen Bereichen ausgeschlossen wird. 1.2 Das Verhältnis zwischen Denken und Sprache Die Sprache ist ein Produkt der Gesellschaft, aber ebenso beeinflusst die Sprache die Gesellschaft. Durch die ständigen Nichtnennungen der weiblichen Formen kann es sogar dazu führen, dass Frauen ein geringeres Selbstbild erhalten und ihre psychische und soziale Situation viel negativer ist, als bei Männern. (Vgl. Samel 1995, S.81) „Sprache und Denken sind jedenfalls untrennbar miteinander verbunden, was natürlich Auswirkungen auf kulturelle Zusammenhänge und das Zusammenleben in einer Gesellschaft hat. Sprache trägt wesentlich dazu bei, gesellschaftliche Strukturen zu konstruieren.“ (Samel 1995, S.81) Daher ist es unvermeidbar die deutsche Sprache beziehungsweise den Sprachgebrauch zu verändern, da es notwendig ist, die Benachteiligungen der Frauen abzuschaffen und dies muss auf allen Ebenen geschehen. 2. Alternativformen zum generischen Maskulinum In Österreich existieren bis jetzt drei Formen, die das generische Maskulinum nicht mehr verhindern und so eine geschlechtergerechtere Sprache entstehen lassen. Beidnennung: Dabei werden sowohl die maskuline als auch die feminine Form vollständig genannt, verbunden mit den Konjunktionen und, oder. Die zweite Nennung, die der weiblichen Form, entsteht meistens durch Suffixe, die mit einem -in zum Feminina abgeleitet werden. Diese Form ist schriftlich und mündlich anwendbar. Dabei sind hier die Frauen eindeutig sichtbar vor allem auch in der gesprochenen Form. Ein Kritikpunkt der immer wieder erscheint, ist dass es deutlich länger braucht das Maskulinum und das Femininum zu erläutern. Weitere Bezeichnungen neben Beidnennung: Paarform, Doppelform. Schrägstrich: Hier wird anstelle der Konjunktion ein Schrägstrich verwendet. Diese Form ist allerdings nur schriftlich möglich und es ist weniger ökonomisch. Zudem wird kritisiert, dass die weibliche Endung weiter vom Wort abgetrennt ist, und dadurch eine erneute Diskriminierung stattfindet. 5/8 Binnen-I: Bei dieser Form wird der erste Buchstabe der weiblichen Endung groß geschrieben. In Österreich hat sich diese geschlechtergerechte Sprache am ehesten durchgesetzt, vor allem auch im universitären Bereich. Bei dieser Form wird klar, dass Frauen und Männer gemeint sind und dies soll die vermehrte Nennung von Frauen fördern. Trotzdem ist das Binnen-I nur schriftlich umsetzbar, denn mündlich ausgesprochen wirkt es so, als wäre nur das Femininum gemeint. Der ständige Kritikpunkt daran ist, dass diese Form nicht der deutschen Rechtschreibung und der Grammatik, aufgrund des Großbuchstaben innerhalb eines Wortes, entspreche. Neben diesen drei Alternativformen gibt es auch noch die Möglichkeit nur neutrale Formen zu verwenden und es wäre auch in vielen Bereichen angebracht. Allerdings ist dies oft nicht umsetzbar, da es beispielsweise oft keine neutralen Berufsbezeichnungen gibt, was das Beispiel Arzt beziehungsweise Ärztin leicht darstellt. Grundsätzlich ist aber zu bedenken, dass die Textsorte, der Inhalt und Zweck immer einen Einfluss auf die Wahl der Personenbezeichnungen haben sollten (Vgl. Kusterle 2011, S. 83-85) 3. Einstellung zum geschlechtergerechtem Sprachgebrauch Karin Kusterle hat eine Studie durchgeführt, inwieweit die Bevölkerung gewillt ist, die Alternativformen zum generischem Maskulinum anzunehmen und wie sie generell zur Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern steht. Dabei ist herausgekommen, dass 54,7% der Frauen und 45,3 % der Männer für eine geschlechtergerechte Sprache sind. Wohingegen sich 44,7% und 55,3 % grundsätzlich gegen die Alternativformen richten. Tendenziell kann man daher ableiten, dass überwiegend Frauen für einen solchen Sprachgebrauch plädieren. Weiters glauben 55,7 % der Befragten, dass Frauen und Männer dieselben Chancen für Erfolg haben. Nur 11,9 % glauben, dass dies gar nicht zutrifft. Hier sind ebenso die Frauen wieder stärker der Meinung, dass Frauen weniger gute Chancen auf Erfolg haben. Der Prozentanteil der Meinungen, die besagen, dass Frauen exakt dieselben Chancen wie Männer haben liegen bei 15,2 % und ist daher sehr gering. Prinzipiell kann man aus diesen Resultaten eine positive Bilanz ziehen, da die allgemeine Meinung schon dahingeht, dass die Chancengleichheit zu Ungunsten der Frauen ausfällt. Daher sollten Veränderungen in angriff genommen werden, die bei der Sprache beginnen können (Vgl. Kusterle 2011, S. 189-191). 4. Schlussbetrachtung Grundsätzlich soll in diesem Text klar geworden sein, dass Diskriminierung und Sexismus in der deutschen Sprache und im täglichen Gebrauch allgegenwärtig ist. Zudem haben solche Formen auch einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben und die Denkweisen. Daher ist es unerlässlich, den Forderungen der feministischen SprachkritikerInnen nachzukommen und einen Weg zu einer geschlechtsneutralen Sprache zu erlangen. Denn die Sprache ist ein wichtiger Schritt um eine generelle Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern zu erlangen. Daher ist die Haltung, solche Forderungen als lächerlich abzutun, eher unangebracht. 7/8 Literaturverzeichnis KUSTERLE, KARIN (2011): Die Macht von Sprachformen. Der Zusammenhang von Sprache, Denken und Genderwahrnehmung. Brandes & Apsel Verlag: Frankfurt am Main. SAMEL, INGRID (1995): Einführung in die feministische Sprachwissenschaft. Erich Schmidt: Berlin.