XXX - Vetstudy

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XXX
cand. med. vet.
X. Semester
Gießen, XX.XX.2003
Befundbericht
Über ein formalinfixiertes Präparat einer Katzenniere und des großen Netzes. Das Präparat stammt aus dem
Sektionsgut des Institutes für Veterinär-Pathologie der Justus-Liebig Universität in Gießen. Die Untersuchung
findet am XX.XX.2003 in der Zeit von 8:00 – 9:00 Uhr in der Sektionshalle des Institutes statt. Die
Untersuchung wird durchgeführt von XXX. Die Leitung der Prüfung hat XXX.
Herkunft:
Die Niere und das Netz stammen aus dem Sektionsgut des Instituts für Veterinär-Pathologie der Justus-LiebigUniversität in Gießen
Beschaffenheit:
Es liegen eine Niere vor, welche längs durchgeschnitten ist. An der Niere befindet sich noch ein Anteil des
Ureters. Die Kapsel der Niere ist abgelöst. Des weiteren liegt noch eine halbe Niere ohne Kapsel und Ureter vor.
Das Netz liegt vollständig vor.
Größe:
Die Größe der Niere beträgt ca. 6 x 4 x 3 cm. Die halbe Niere hat eine ähnliche Größe. Das Netz ist ca. 10 x 20
cm groß.
Konsistenz und Geruch:
Konsistenz und Geruch der Niere entsprechen dem eines in Formalin fixierten Präparates. Das Gewebe ist derb
und fest.
Oberfläche:
Die Oberfläche der Niere fühlt sich leicht unregelmäßig an. Auf dem Netz finden sich zahlreiche diffus verteilte
weiße Knötchen.
Schnittfläche und Schnittränder:
Auf der Schnittfläche der Niere kann man fast im gesamten Bereich der Nierenrinde eine feinkörnige weißgelbliche Verfärbung erkennen. Diese Verfärbungen, die im Bereich der Rinde konfluieren, ziehen keilförmig
bis in das Nierenmark.
Pathologisch - anatomische Diagnosen:
1. hochgradige granulomatöse Nephritis
2. hochgradige granulomatöse Omentitis (Peritonitis)
Pathologisch-anatomische Differentialdiagnose zu 1/2:
Tumoröse Zubildungen
Äthiologische Diagnose:
Infektion mit FIP (Feline Infektiöse Peritonitis Virus)
Äthiologische Differentialdiagnosen:
1. Leukose
2. Granulomatöse Entzündung anderer Genese
Epikrise
Das FIP-Virus gehört zu der Gruppe der felinen Coronaviren, es repliziert in den Makrophagen. Da es eine
Kreuzreaktion mit anderen felinen Coronaviren gibt, ist ein Antikörpernachweis der FIP nicht beweisend.
Ebenfalls wird diskutiert, dass es durch eine Mutation anderer feCoV zu einer FIP kommen kann.
FIPV kommt weltweit vor und wird vor allem fäkal-oral, aber auch über Aerosole übertragen, dabei ist ein enger
Kontakt zu infizierten Katzen bzw. deren Sekreten notwendig. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 4 Monaten.
FIPV kann auch diaplenzentar übertragen werden. Das Virus weist eine relativ hohe Tenazität auf, es ist auch in
eingetrockneten Sekreten noch über Wochen infektionsfähig, durch handelsübliche Desinfektionsmittel lässt es
sich leicht zerstören. Es sind alle Altersgruppen von Katzen betroffen, wobei sich eine höhere Inzidenz für
Katzen im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren und für Katzen ab 5 Jahren feststellen lässt.
Die Mortalität bei einer FIP beträgt auch unter Therapie 100 %.
Man kann zwei Formen der FIP unterscheiden:
a) effusive (feuchte) Form mit Serositis und Exsudation in die großen Körperhöhlen. Man findet klinisch
eine Aszites und dadurch bedingt eine Vorwölbung des Abdomens. Bei einer Pleurabeteiligung kann es
auch zu Dyspnoe kommen. Weitere Symptome sind anhaltendes Fieber, Anorexie, Gewichtsverlust und
Mattigkeit. Pathologisch-Anatomisch findet man eine diffuse Peritonitis und/oder Pleuritis, Aszites,
disseminierte nekrotische Plaques auf den Serosen in Form von miliaren bis linsengroßen Knötchen,
Fibrinausschwitzungen und/oder fibroblastische Verwachsungen in Bauch- und Brusthöhle.
Histologisch kann man perivaskuläre Nekrosen und fibrinös-nekrotisierende Entzündungen feststellen.
Man kann FIPV-Partikel in den Makrophagen nachweisen.
b) Nicheffusive (trockene) Form mit granulomatösen Entzündungen in den parenchymatösen Organen und
Lymphknoten. Klinisch findet man unspezifische Verschlechterungen des Allgemeinzustands,
chronisches Fieber, Gewichtsverlust und gelegentlich Organversagen – besonders Leber und Niere.
Ebenfalls können Augen- und Gehirnveränderungen auftreten. Pathologisch-Anatomisch lassen sich
multiple, grau-weiße Knötchen mit einer Größe von 0,5-2 cm in den Nieren, viszeralen Lymphknoten,
Leber, Darm, Lunge, Augen und Gehirn feststellen. Histologisch zeigen sich perivaskuläre Granulome
oder Pyogranulome, Vaskulitis oder Thrombovaskulitis, lymphoplasmazelluläre Infiltrate und eine
Panarteriitis. Im ZNS können manchmal fokale oder diffuse Granulome, eine pyogranulomatöse
Meningitis und eine Ependymitis auftreten.
Mischformen, wie sie im diskutierten Fall höchstwahrscheinlich vorliegt, kommen häufig vor. In unserem Fall
findet man eine granulomatöse Entzündung der Niere, was auf die trockene Form hindeutet ebenso wie eine
Peritonitis, was auf die feuchte Form schließen lässt.
Die Ausprägung der FIP ist von der Immunlage des betreffenden Tieres abhängig.
Bei einer starken humoralen Abwehr aber einer geschwächten zellulären Abwehr – wie es zum Beispiel bei einer
gleichzeitigen Infektion mit FeLV vorkommen kann – kommt es durch die Ablagerung von Immunkomplexen in
den Blutgefäßen zu einer Komplementaktivierung und damit zu Vaskulitis und Gefäßschäden. Durch diese
Schädigungen kommt es zu einem Serum und Proteinverlust und zur Bildung eines Exsudates in den
Körperhöhlen. Es kommt also zur feuchten Form der FIP.
Sind humorale und zelluläre Abwehr im Gleichgewicht, kommt es eher zur trockenen Form mit einer
immunvermittelten granulomatösen, häufig perivaskulären Schädigung in Abdominalorganen, Lunge, Augen
und Gehirn. Im vorliegenden Fall kann man in der Niere gut erkennen, dass die granulomatösen Schädigungen
gefäßassoziiert auftreten.
Überwiegt die zelluläre Abwehr, kann es zu einer Heilung kommen oder die Katze wird zu einem persistent
infizierten Träger ohne klinische Symptome. Persistent infizierte Träger können nach einiger Zeit wieder
seronegativ werden.
Zur Diagnose der FIPV kann das Virus mithilfe von Gefrierschnitten nachgewiesen werden.
Zwecks Ausschluß einer granulomatösen Entzündung durch eine bakterielle Infektion sollte eine bakterielle
Untersuchung durchgeführt werden. Als Ursachen kommen vor allem Toxoplasmose, Tuberkulose, Yersiniose,
Nocardiose, Aktinomykose aber auch Mykosen vor.
Eine weitere wichtige Differentialdiagnose ist die Leukose, welche eine systemische neolastische Proliferation
von Blutzellen und/oder deren Vorläuferzellen ist. Geschwülste hämolymphatischer Gewebe werden ebenfalls
zu den Leukosen gerechnet. In der Niere stellt sich die Leukose bei der Katze vor allem durch eine vollständige
tumuröse Durchsetzung der Rinde dar. Da die Tumoren sich auf der Oberfläche der Niere weit vorwölben fühlt
sich das Organ knotig an. Die Niere ist aufgrund von massiven Zubildungen oft hochgradig vergrössert. Dies ist
im vorliegenden Fall nicht der Fall. Zudem sind die weißen körnigen Veränderungen bei der betreffenden Niere
gefäßassoziiert, was eher gegen eine Leukose spricht. Zur sicheren Diagnosestellung sollte eine histologische
Untersuchung des veränderten Gewebes erfolgen.
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