Ev. Frauenhilfe in Westfalen e.V. Postfach 13 61 59473 Soest Manuela Schunk Öffentlichkeits- und Verbandsreferentin Telefon: 02921 371-234 Fax: 02921 371-236 [email protected] PRESSEBERICHT Sekretariat: Manuela Beckheier Telefon: 02921 371-246 Fax: 02921 4026 [email protected] 25. Oktober 2016 Die Vielfalt in der Gesellschaft anerkennen Konferenz zum christlich-muslimischen Zusammenleben in Deutschland Soest. „Religion ist nicht leichtfertig als Erklärungsmodell für gesellschaftliche und politische Situationen zu nutzen,“ stellten Rabeya Müller, Bildungsreferentin im Zentrum für islamische Frauenforschung und Frauenbildung (ZIF), und Pfarrerin Antje Lütkemeier, Islambeauftragte des Kirchenkreises Paderborn, unabhängig voneinander in einer Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. fest. „Bestimmte Themen sind nicht religiös-theologisch, sondern gesellschaftlichpolitisch zu diskutieren.“ Die Imamin der liberalen islamischen Gemeinde in Köln, Rabeya Müller, brachte den 60 Frauen aus ganz Westfalen in der Konferenz Ende Oktober den Themenbereich Islamismus und islamische Gruppierungen näher und gab praktische Hinweise für den interreligiösen Dialog. Angesichts von Islam-Hetze, islamistischen Terrors und der Erstarkung des türkischen nationalistischpolitischen Islams auch in Deutschland, hatte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. befunden, sei eine erneute Beschäftigung mit dem Islam notwendig. In vielen Religionen seien fundamentalistische Bewegungen verstärkt zu bemerken. „Jeder Gewaltbereite ist einer zu viel“, stellte die Imamin unmissverständlich fest. Die Religion sei aber zu unterscheiden von den Interessen politischer Gruppierungen. Grundgesetz und vorhandene Gesetze sind Schatz und Schutz in Deutschland. „Die vorhandenen Gesetze sind ausreichend und anzuwenden auf all jene, die sich auf deutschem Territorium bewegen.“ Interreligiöser Dialog und das Zusammenleben sollten geprägt sein von Wissen über Religion und Kultur und von Einfühlungsvermögen. Einseitige Kritik, das Heraufbeschwören alter Zeiten, das Solidarisieren mit patriarchalen Strukturen oder das Verneinen von Religionen helfen nicht auf den Weg zur Geschlechtergerechtigkeit und zum friedlichen Zusammenleben. „Lassen sie Normalität in den Alltag einkehren, statt nach Migrationshintergrund in der wievielten Generation zu fragen“, appellierte die Kölnerin. Kultur ist veränderbar und von Interessen geleitet Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. Feldmühlenweg 19 59494 Soest www.frauenhilfe-westfalen.de Vorstand gem. § 26 BGB: Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen VR 70341 Amtsgericht Arnsberg Umsatzsteuer-ID: DE126632614 KD Bank Dortmund IBAN DE96 3506 0190 2100 0860 10 Swift/BIC Code: GENODED1DKD Migrationsbewegungen seien seit Jahrhunderten vorhanden, referierte die Pfarrerin Antje Grüter, Schulreferentin im Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid. In der Zeit der Industrialisierung ab 1890 wandelte sich das Deutsche Reich vom Auswanderer- zum zweitwichtigsten Einwandererland, gleich nach den USA, stellte die Schulreferentin klar. 1964 wurde der ein millionste Gastarbeiter in Deutschland begrüßt. Jeder 5. Deutsche habe Migrationshintergrund, darunter seien z.B. Aussiedler, Arbeitsmigranten, EU-Bürger, Asylbewerber, Illegalisierte, Studierende und Geflüchtete zu verstehen. Damit sei klar, dass der kulturelle Hintergrund der Bevölkerung vielfältig sei. „Es gilt nicht die Frage zu stellen: Wer integriert wen?“, verdeutlichte Antje Grüter. „Es geht vielmehr darum: Wie definieren wir als pluralistische Gesellschaft ein neues Wir?“ Kulturelle Vielfalt sei heute Normalität. Gemeinsam mit den Anwesenden stellte sie fest: Kultur wird vom Menschen gestaltet, überliefert, erlernt, prägt Menschen, ist ein universelles Orientierungssystem. „Kultur ist veränderbar und von Interessen geleitet“, fasste die Schulreferentin zusammen. Kultur sei ein System von Konzepten und Werteorientierungen, mit dem Gesellschaften oder Gruppen auf strukturellbedingte Herausforderungen antworten. Kultur definiere Zugehörigkeiten zu einer Gesellschaft oder Gruppe. Mut zum kontinuierlichen Dialog Pfarrerin Antje Lütkemeier, Islambeauftragte des Kirchenkreises Paderborn, trug kirchliche Positionen und Erfahrungen in Gemeinden zum interreligiösen Dialog zusammen. Dieser werde aus unterschiedlichen Positionen heraus unternommen. ‚Es gibt nur eine wahre Religion‘, ist die Position der Exklusivität. ‚Es gibt mehrere wahre Religionen, aber eine ist der anderen überlegen‘, ist die Position der Inklusivität. ‚Alle Religionen besitzen Anteil an der Wahrheit‘ ist die Position des Pluralismus. Typen und Positionen müsse man sich verdeutlichen, wenn man interreligiösen Dialog betreibe. „Dialog lernt man durch Dialog“, stellte die Islambeauftragte fest. Im Dialog sei es wichtig, nur Vergleichbares zu vergleichen, also Praxis mit Praxis und Ideal mit Ideal. Zudem verdeutlichte die Pfarrerin, dass jeder nur für die eigene Haltung sprechen könne und nicht für alle. „Friedliches Miteinander kann gefördert werden, wenn wir Vertrauen wachsen lassen, andere wertschätzen, die Augenhöhe wahren, auf unsere Sprache achten und die der anderen übersetzen.“ ca. 4.593 Zeichen Seite 2 von 2 Brief vom 25.Oktober 2016