- Vetstudy

Werbung
Name des Studenten
cand.vet. med.
x. Semester
Sektionsbericht
Die Sektion wurde am ........... mit der tierärztlichen Betreuerin xy durchgeführt.
Das Thema des Berichtes ist Ornithose.
Vorbericht
Es liegt kein Vorbericht vor.
Äussere Untersuchung
Das zu untersuchende Tier ist eine 2 Jahre alte, reinweiße, Legehybrid-Henne ohne
Kennzeichnung. Das Gewicht des Tieres liegt zum Untersuchungszeitpunkt bei 1130g.
Das Gefieder, Haut und Bürzeldrüse, die Kopfanhänge, alle Sinnesorgane und die
Extremitäten weisen keinerlei makroskopisch sichtbare Veränderungen auf. Auch
Ektoparasiten sind nicht zu finden.
Das Tier starb an akutem Herz-Kreislauf-Versagen.
Innere Untersuchung
Bei der Untersuchung von Unterhaut, Muskulatur und Fettgewebe während der Zerlegung
waren keine pathologischen Befunde zu finden.
Im Gesamtsitus waren keine besonderen Auffälligkeiten zu entdecken, die Luftsäcke waren
durch die Eröffnung der Leibeshöhlen nicht mehr zu erkennen.
Das Herz hatte eine normale Größe, in den Herzkammern zeigten sich keine besonderen
Veränderungen, womit die Untersuchung des Herzens ohne besonderen Befund
abgeschlossen wurde.
Die Leber hat die übliche rot-braune Farbe und einen grünlichen Eindruck von der
Gallenblase. Die Milz hingegen ist leicht vergrößert, ansonsten aber ohne besondere Befunde.
Die Untersuchung des Ovars und des Legedarmes ergaben keine pathologischen Befunde.
Auch an der Nieren waren in Lage, Form und Größe keine abnormalen Abweichungen zu
erkennen.
Sowohl Schild- und Nebenschilddrüsen, Pankreas und Nebennieren, als auch Bursa fabricii
und der Thymus waren ohne besondere Befunde.
Die Sinus, Larynx, Trachea und Syrinx waren frei von Auflagerungen und anderen
pathologischen Veränderungen. Auch an der Lunge waren nach der Untersuchung keine
auffälligen Befunde zu erheben.
Außerdem wurden das Nervensystem und der Bewegungsapparat ohne pathologische
Veränderungen untersucht.
Bei der äußeren Betrachtung und Eröffnung der Speiseröhre mit Kropf, des Drüsen- und
Muskelmagens, sowie des gesamten Darmes und der Kloake waren noch Futterreste finden.
Ansonsten konnten keine von der Physiologie abweichenden Befunde erhoben werden.
Ergänzende Untersuchungen
Es wurden keine ergänzenden Untersuchungen durchgeführt.
Ornithose
Die Ornithose ist eine Infektion die durch das obligat intrazelluläre Bakterium Chlamydophila
psittaci hervorgerufen wird. Infektionen mit diesem Bakterium sind weltweit verbreitet und
führen bei zahlreichen Vogelarten sowie beim Säugetier und beim Menschen zu
verschiedenen Krankheitserscheinungen. Die Infektion kann oft klinisch inapparent aber auch
manifest mit hohen Verlusten verlaufen. Die Erkrankung nach einer Infektion mit
Chlamydophila psittaci wird bei Menschen und Psittaziden als Psittakose, bei anderen
Vögeln oder Tieren als Ornithose bezeichnet.
Die Ornithose beim Hausgeflügel, bei anderen Vögeln als Psittaziden oder Säugetieren ist in
Deutschland meldepflichtig.
Ätiologie
Chlamydophila psittaci zählt zu den kleinsten gramnegativen Bakterien. Sie gehören der
Ordnung Chlamydiales an, in der es zwei Gattungen zu unterscheiden gibt, denen neun
Spezies zugeordnet werden.
Chlamydien sind gramnegative, kokkoide, meist unbewegliche, obligat intrazellulär
parasitierende Bakterien, die sich nur in membranumhüllten Vakuolen im Zytoplasma
eukaryotischer Wirtszellen durch Zweiteilung vermehren können.
Die Vermehrung findet unter Beteiligung von Mesosomen statt, wobei sich verschiedene
infektiöse und nicht-infektiöse Formen, die als Elementar- und Retikularkörperchen
bezeichnet werden, entwickeln. Die kleineren Elementarkörperchen sind die infektiöse,
extrazellulär überlebensfähige Form der Chlamydien, welche durch Phagozytose in die
Wirtszelle gelangen und sich dort zu den Retikularkörperchen entwickeln. Diese vermehren
sich interzellulär und reifen wiederum zu infektiösen Elementarkörperchen. Nach Abschluss
des Vermehrungszyklus können die neugebildeten Elementarkörperchen mikroskopisch im
Zytoplasma der Wirtszelle nachgewiesen werden.
Chlamydia psittaci-Isolate weisen sehr unterschiedliche Virulenz bzw. Pathogenität, auch
zwischen Stämmen innerhalb derselben Serovare, auf. Alle Vertreter dieses Genus besitzen
ein gemeinsames, Lipopolysaccharid enthaltendes, äußeres Antigen, welches als MOMP
bezeichnet wird und der Genusdiagnose dient. Zur Speziesdiagnose wird die PCR mit
Amplifizierung der 16S- und 23SrRNS und anschließender Analyse der Längen der
Restriktionsfragmente verwendet. Eine weitere Differenzieung in Subspezies (Serovare) ist
mittels monoklonaler Antikörper möglich, wobei eine Unterteilung in bisher 6 Serovare
vorgenommen wird.
Tenazität
Da die Elemantarkörperchen außerhalb des Wirtskörpers sehr resistent sind, bleibt ihre
Infektiösität vor allem in trockenem Staub aus Kot- und Federteilen auch nach Monaten noch
hoch. Geringer ist sie in feuchtem Milieu.
Epidemiologie
Für die Infektion mit Chlamydien sind Vögel jeden Alters und alle Vogelarten empfänglich.
Bisher wurden 376 Vogelarten gefunden, die Chlamydienträger und –ausscheider sein
können. Sowohl klinisch erkrankte als auch latent infizierte Vögel scheiden den Erreger mit
Kot, Tränenflüssigkeit, Nasensekret und Kropfmilch sowie Schnabel- und Rachenschleim
aus. Hierbei kann die Ausscheidung kontinuierlich oder intermittierend sein. Die Übertragung
der Infektion erfolgt hauptsächlich horizontal und aerogen, durch die Inhalation von
erregerhaltigem Staub. Somit beeinflussen die Haltungsbedingungen die Durchseuchung eines
Bestandes direkt. Zudem wurden in Milben und Federlingen Chlamydien isoliert, was auf
eine mögliche Beteiligung von Arthropoden bei der Übertragung schließen lässt. Die
Bedeutung der vertikalen Übertragung ist noch nicht geklärt, es wurden aber schon
Chlamydien aus Bruteieren bzw. Embryonen verschiedener Vogelarten isoliert.
Lege- und Masthühner haben sich weniger empfänglich für die Infektion mit Chlamydien
gezeigt, als Pute, Ente und Gans. Die Aktivierung der häufig subklinischen Infektion kann
durch prädisponierende exogene und endogene Faktoren erfolgen. Die Inkubationszeit dieser
Infektion beträgt bis zu 40 Tagen.
Pathogenese
Nach der vorwiegend aerogenen Aufnahme der Elemtarkörperchen beginnt die Vermehrung
innerhalb weniger Stunden in Makrophagen der Atmungsorgane, einschließlich der Lungen
und Luftsäcke. Binnen ein oder zwei Tagen p.i. gelangt der Erreger über die Blutbahn in Milz,
Leber und Herz, und am dritten Tag ist er in der Nase und im Darm nachweisbar.
Klinische Symptomatik
Die klinischen Erscheinungen und der Verlauf einer Infektion mit Chlamydophila psittaci
variieren stark und werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Neben der Pathogenität
und Virulenz des involvierten Isolats sind Umweltfaktoren, Management, Immunstatus und
die Art der beteiligten sekundär pathogenen Erreger von großer Bedeutung.
Die Krankheitserscheinungen bestehen aus allgemeinen, respiratorischen und
gastrointestinalen Symptomen.
Allgemeine Symptome beinhalten Apathie, gesträubtes Federkleid, gestörte Befiederung,
verminderte Futter- und Wasseraufnahme und Abmagerung bis zur Kachexie.
Zu den respiratorischen Symptomen zählen ein- oder beidseitige Konjunktivitis, seröser bis
purulenter Nasenausfluss sowie Atemgeräusche mit Dyspnoe.
Zudem könne gastrointestinale Symptome in Form von wässrigem Durchfall mit
Blutbeimengungen auftreten. Zentralnervöse Symptome, wie Ataxie, Torticollis,
Ophistotonus, Konvulsionen sowie ein- und beidseitige Lähmungen der Beine bzw. der
Flügel, treten eher selten auf. Eine persistierende latente Infektion kann durch endogene
Faktoren, wie hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit der Geschlechtsreife,
Infektionen mit anderen Erregern, Nahrungsmangel und exogenen Faktoren wie sozialem
Stress, Management und Umwelt reaktiviert werden. Dies führt zu einer massenhaften
Vermehrung des Erregers verbunden mit klinischer Manifestation.
Die pathologisch-anatomischen Veränderungen sind Rhinitis, Konjunktivitis, Sinusitis,
Pneumonie, Aerosacculitis, Myo- und Perikarditis, Hepato- und Splenomegalie sowie
Hepatitis, Enteritis, Nephritis, Orchitis, Epididymitis, Knochenmarksatrophie,
Meningoenzephalitis und Polyserositis.
Histologisch sind in den Konjunktiven deutliche Infiltrationen mit heteropphilen
Granulozyten, wenig Plasmazellen, mäßig Lymphozyten und vereinzeilt
makrophagenähnliche Zellen mit intrazytoplasmatischen Einschlüssen feststellbar. In der Milz
werden herdenförmige Hyperplasien des lymphoretikulären Gewebes nachgewiesen. In der
Leber tritt eine diffuse Vermehrung von Monozyten und Kupfferschen Sternzellen auf. In der
Lunge sind Epithelzellproliferationen und Pneumonie histologisch nachweisbar.
Generell zeigen Hühner meist deutlich geringer ausgeprägte Symptome als Enten und Puten.
Diagnose (Differentialdiagnosen)
Die sorgfältige Anamnese ist bei der Chlamydien-Infektion sehr wichtig. Zu erfragen sind
Einzelheiten zur Veränderungen im Vogelbestand, Änderung in der
Gruppenzusammensetzung, Umstellung des Futters und der Fütterungs- und Tränketechnik.
Röntgenologisch lässt sich häufig eine deutliche Vergrößerung der Milz zu erkennen, aber
auch eine Vergrößerung der Leber und Nieren sind oft nachzuweisen.
Der direkte Erregernachweis durch Anzüchtung der Chlamydien in geeigneten Zellkultuern
kann aus Dreifach-Tupferproben oder Kotproben geführt werden. Post mortem sind
Organabstriche oder Abklatschpräparate von Lungen, Luftsäcken, Leber, Milz und Herzbeutel
zum direkten Erregernachweis geeignet. Dies gelingt durch Anfärben (Stamp- oder Giemsa-
Färbung) oder mit Hilfe des Immunfluoreszenztests. ELISA, Immunperoxidase und
Polymerase-Kettenreaktion bieten weitere sichere Möglichkeiten zum Antigennachweis.
Zur Erregerisolierung werden zur Zeit verschiedene permanente Zellkulturen oder
Hühnerembryofibroblasten-Kulturen mit gutem Erfolg verwendet.
Zur Untersuchung von Kotproben sind möglichst frisch abgesetzte Fäzes (1-2g/pro Tier) ohne
Zusatz oder Beimengung von Futterresten in Glas- oder Kunststoffröhrchen zu sammeln und
in gekühltem Zustand zu versenden.
Eine Untersuchung von Blutserum, zum Nachweis von Antikörpern, hilft um inapparent mit
Chlamydien infizierte Vögel zu erkennen. Die Höhe der Antikörpertiter besitzt hierbei
allerdings keine gesicherte Aussagekraft über den zu erwartenden weiteren Verlauf der
Krankheit.
Als Differentialdiagnosen sind von der Chlamydieninfektion Infektionen mit Paramyxo-,
Influenza-A-Viren, Pasteurellosen, Salmonellosen, Colibazillose, Bordetellose,
Mykoplasmose, Entenpest und Listeriose abzugrenzen.
Prophylaxe
Da die horizontale Infektion mit Chlamydophila psittaci am häufigsten ist, sind
Hygienemaßnahmen zur Verhütung der Chlamydieneinschleppung und –verbreitung strikt
einzuhalten. Hierzu gehören auch eine Optimierung der Luftqualität hinsichtlich Feuchte und
Temperatur und zur Reduzierung des Staub- und Keimgehaltes in der Luft, Wechsel der
Gerätschaften zur Versorgung der Vögel in mehreren Ställen, regelmäßige Reinigung und
Desinfektion sowie die Bekämpfung von Vektoren. Infolge subklinischer Infektionen ist eine
Erregerverbreitung mit Schlachtgeflügel jedoch kaum zu vermeiden.
Therapie
Die Behandlung und tierseuchenrechtlich festgelegte Bekämpfung der Ornithose wird durch
die Psittakose-Verordnung geregelt. Diese bestimmt die Maßnahmen bei Verdacht oder
amtlicher Feststellung, wie Bestandssperre, Absonderung, Schutzkleidung, amtliche
Untersuchung, Verbringung, Behandlung bzw. Tötung und Desinfektion. Für die Behandlung
der klinisch manifesten Ornithose sind Arzneimittel wie Aureomycin, Chlortetrazyklin Mix
bzw. Aureomycin-Konzentrat oder Chinolone zu verwenden, soweit die Mittel noch im
Handel sind. Viele Langzeitbehandlungen verbieten sich allerdings für Nutzgeflügel, das der
Lebensmittelgewinnung dient.
Führt die Langzeittherapie gemäß der Verordnung in erkrankten Beständen nicht zum Erfolg
oder wünscht der Besitzer keine Behandlung, so ordnet das zuständige Veterinäramt die
Tötung des infizierten Bestandes an. Die zuständige Behörde kann diese Maßnahmen auch für
Vögel anderer Arten anordnen. Zusätzlich müssen alle Räumlichkeiten, Kleidung etc. nach
Anweisung des Amtstierarztes einer gründlichen Reinigung und Desinfektion unterzogen
werden.
Die Ornithose gilt als erloschen, wenn alle kranken und seuchenverdächtigen Vögel des
Bestandes verendet oder getötet sind, unschädlich beseitigt sind und die übrigen Tiere
erfolgreich behandelt wurden.
Darüber hinaus müssen Sammelkotproben von diesen Tieren, die in bestimmten Abständen
nach Beendigung der Behandlung genommen wurden, als frei von Erregern der Ornithose
befunden worden sein.
Prognose
An Ornithose erkrankte Vögel können mit den genannten wirksamen Mitteln erfolgreich
behandelt werden. Trotz klinischer Heilung bleiben zahlreiche Vögel dennoch Träger und
Ausscheider von Chlamydien. Rezidive sind zu erwarten.
Literaturverzeichnis:
- Kompendium der Geflügelkrankheiten (Siegmann)
- Kompendium der Ziervogelkrankheiten (Kaleta, Krautwald-Junghans)
Herunterladen