Das Notfallkontrazeptivum - Ulipristalacetat Anfang Oktober hat der selektive Progesteron-Rezeptor-Modulator Ulipristilacetat (Ellaone®, HRA Pharma) die europäische Zulassung als Notfallkontrazeptivum erhalten. Die rezeptpflichtigen Tabletten mit 30 mg Ulipristalacetat können bis zu fünf Tage (120 Stunden) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr beziehungsweise Versagen einer Empfängnisverhütung eingenommen werden. Bislang im Handel erhältliche »Pillen danach« müssen spätestens nach 72 Stunden geschluckt werden (zum Beispiel Levogynon® 750 µg Levonorgestrel und Unofem® 1,5 mg Levonorgestrel). Ulipristalacetat ist ein oral wirkender synthetischer selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator mit antagonistischen und partiell agonistischen Eigenschaften. Er verhindert das Andocken von Progesteron an seinen Rezeptor. Als Hauptwirkmechanismus werden die Hemmung oder Verzögerung der Ovulation sowie die Beeinflussung des Endometriums dargestellt. Wie auch die anderen »Pillen danach« verhindert die Einnahme von Ellaone nicht in jedem Fall eine Schwangerschaft. Die Tabletten können zu oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Tritt innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme Erbrechen auf, sollte eine weitere Tablette geschluckt werden. Da die Datenlage zur Sicherheit bei einer bereits bestehenden Frühschwangerschaft äußerst dünn ist, muss grundsätzlich vor der Einnahme eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Ulipristalacetat bindet mit hoher Affinität an den Progesteronrezeptor, wodurch die Wirkung der regelmäßig eingenommenen Kontrazeption gemindert sein kann. Daher sollte nach Durchführung einer Notfallkontrazeption bei jedem weiteren Geschlechtsverkehr bis zum Beginn der folgenden Menstruationsblutung eine zusätzliche Verhütungsmethode angewendet werden. Gezielte Studien zu Wechselwirkungen in vivo wurden nicht durchgeführt. Da Ulipristalacetat jedoch in vitro durch CYP3A4 metabolisiert wird, wird eine Beeinträchtigung seiner Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme von CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Ritonavir und Johanniskraut vermutet. Gleiches gilt für Arzneimittel, die den pH-Wert im Magen erhöhen (Protonenpumpenhemmer, Antacida, H2-Blocker). Umgekehrt ist eine Erhöhung der Plasmakonzentration von Ulipristalacetat durch die Gabe von stark wirksamen CYP3A4-Induktoren wie Ketoconazol, Telithromycin und Nefazodon naheliegend. Die Zulassung beruht auf einer Phase-III-Studie mit 1241 Frauen im Alter von durchschnittlich 24 Jahren, die zwei bis fünf Tage nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder Versagen ihrer Empfängnisverhütung um eine Notfall-Empfängnisverhütung nachsuchten. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Anzahl der Frauen, die nicht schwanger wurden. Diese Zahl wurde mit der Anzahl an Frauen verglichen, die statistisch erwartungsgemäß schwanger geworden wären, wenn sie keinerlei Empfängnisverhütung praktiziert hätten. Die beobachtete Schwangerschaftshäufigkeit betrug 2,1 Prozent und war somit niedriger als die erwartete Schwangerschaftsquote von 5,53 Prozent. Häufigste Nebenwirkungen waren Bauchschmerzen und Menstruationsstörungen sowie Übelkeit und Kopfschmerzen. Verglichen mit Levonorgestrel scheint Ulipristalacetat eine vergleichbare Wirksamkeit zu haben. Dies zeigen zwei Vergleichsstudien mit Frauen, die zwischen 0 und 72 Stunden nach einem ungeschützten Verkehr um eine Notfallkontrazeption ersuchten. In beiden Studien kam es in 1,5 Prozent der Fälle zu einer Schwangerschaft. HRA Pharma entwickelt zurzeit Ulipristalacetat auch für andere Indikationen, so zum Beispiel zur Behandlung von Uterusmyomen. Dabei handelt es sich um einen häufig auftretenden gutartigen Tumor von Frauen im gebärfähigen Alter.