2. Weltkrieg: Amerika vs. Japan

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1. Die Vorgeschichte des Pazifikkrieges
1.1. Politischer Hintergrund - Konflikte zwischen den USA und Japan in der
Zwischenkriegszeit
Die Friedenspolitik des Präsidenten Wilson bei den Pariser Verträgen scheiterte. Der Senat
verweigerte deshalb die Ratifizierung der Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg. Die
USA gingen freiwillig den Weg des selbstgewählten Isolationismus gegenüber Europa. In
Lateinamerika aber setzten sie ihre Expansion - in wirtschaftlichem Sinne - fort. Das Interesse
der Vereinigten Staaten konzentrierte sich auf den Pazifik. Der Flottenstützpunkt auf der
Hawaii-Insel Oahu wurde ausgebaut. Die amerikanischen Außenpolitiker verfolgten die
immer imperialistischer werdende Außenpolitik Japans mit großem Interesse.
In Japan herrschte in den dreißiger Jahren eine eher gemäßigte Regierung. Die traditionell
regierungsunabhängige Armee sollte unter Kontrolle gebracht werden. Um dies zu erreichen,
wurde das vom Heer beantragte Geld von der Regierung verweigert. Die Armeeführung
empfand dies zurecht als eine Beleidigung und Einmischung in Heeresangelegenheiten und
plante, durch eine Verwicklung Japans in einen Krieg die alten Machtverhältnisse zwischen
der Regierung und den Generälen wiederherzustellen. 1931 wurde die Mandschurei
annektiert, ohne vorher die Regierung zu verständigen. In diesem Krieg arbeitete die
kaiserliche Marine zum ersten Mal mit der Armee zusammen.
1936 schloß Japan mit Hitlerdeutschland den Anti-Komintern-Pakt ab. Damit wurde die
Haltung Japans auch für die amerikanischen Außenpolitiker eindeutig: Eine imperialistische
Großmacht hatte sich entwickelt, die vor nichts mehr Halt machen würde. Dies wurde ein Jahr
später (1937) klar, als die japanischen Streitkräfte einen Zusammenstoß zwischen
chinesischen und japanischen Soldaten an der Marco-Polo-Brücke am Jangtse-Kiang-Fluss
zum Anlass nahmen, um einen Krieg gegen China vom Zaun zu brechen.
Die japanische Marine fühlte sich stark genug, die USA bzw. zu den USA gehörenden Inseln
anzugreifen. Die japanischen Marineoffiziere waren der Meinung, daß trägergestützte
Flugzeuge einen erfolgreichen Angriff auf Seeziele fliegen könnten. Der Oberbefehlshaber
der kaiserlichen Marine, Admiral Isoroku Yamamoto, stimmte dem zu und meinte, ein
etwaiger Angriff auf Pearl Harbor könnte von Erfolg gekrönt werden. Ein Jahr später sollte
sich seine Aussicht bewahrheiten.
Um China zu schützen, verlegte der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt Mitte
1940 die US-Pazifikflotte von San Diego nach Pearl Harbor auf den Hawaii-Inseln. Darüber
hinaus beschloß die US-Regierung in Washington, die Produktion von Kriegsschiffen zu
forcieren, um so die Stärke der Seestreitkräfte zu verdoppeln.
Die Japaner fürchteten um ihre Überlegenheit im Pazifik. Darüber hinaus wurden sie von den
USA bedrängt, den Krieg mit China zu beenden. Die USA antworteten auf die
Dumpingpolitik Japans mit strengen Wirtschaftssanktionen, da sie ihre wirtschaftlichen
Interessen im Pazifik gefährdet sahen. Die Japaner erkannten, daß die Amerikaner mit
diplomatischen Mitteln nicht mehr zur Lockerung der Embargos bewegt werden konnten,
daher entwickelten sie einen Plan, dessen Ausführung für den Ausbruch des Pazifikkrieges
verantwortlich war.
2. Der Angriff auf Pearl Harbor
2.1. Kriegsvorbereitungen der Japaner
Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg erklärte Admiral Yamamoto, daß Japan nie einen
Krieg gegen die wirtschaftlich weit überlegenen USA gewinnen könnte. Seine Meinung
wurde zur Kenntnis genommen, doch die Flottenmanöver im Jahre 1940 zeigten, daß die
japanischen Torpedobomber glänzende Erfolge erzielen konnten, woraufhin Yamamotos
Stabschef Konteradmiral Shigeru Fukudome erklärte: "Die Zeit ist reif für ein entscheidendes
Seegefecht, bei dem Torpedoangriffe die Hauptlast tragen." Yamamoto ließ sich überzeugen
und begann mit der Planung.
Bevor die japanische Flotte den Angriff wagen konnte, mußten zahlreiche technische und
taktische Schwierigkeiten überwunden werden: Die japanischen Begleitschiffe mußten auf
hoher See aufgetankt werden; die Funkstille bereitete den Piloten erhebliche Probleme bei der
Navigation; die Torpedos konnten im seichten Hafenwasser, wie auch in Pearl Harbor nicht
eingesetzt werden, da sie zuerst 30 Meter tief eintauchen mußten, bevor sie vier bis fünf
Meter tief auf ihr Ziel zuschwammen. Um alle Probleme leichter lösen zu können, wurde ein
Versuchsgelände in der Bucht von Kagoshima auf der japanischen Insel Sioku eingerichtet,
wo ein perfektes Ebenbild von Pearl Harbor erschaffen wurde. Hier konnten die Piloten üben,
neue Torpedos konnten erprobt werden. Diese wurden mit Stabilisierungsflossen ausgerüstet,
wodurch sie auch in seichten Gewässern eingesetzt werden konnten.
Daß die USA angegriffen werden musste, um Japan vor dem drohenden wirtschaftlichen
Bankrott zu retten, war für die hohen japanischen Offiziere der scheinbar einzige Ausweg. Im
Juli 1941 weiteten die USA das bereits existierende Handelsembargo gegen Japan auch auf
Öllieferungen und auf Altmetall ("Schrottembargo") aus. Die Japaner brauchten eine neue
Bezugsquelle, die sie in Südostasien, auf den Philippinen und den Inselgruppen im
Südostpazifik zu erobern hofften. Die Planungen für die Invasion Niederländisch-Indiens und
Britisch-Malaysiens sowie für die Eroberung der Philippinen begannen. Der Krieg mit
Amerika schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Diplomatie scheiterte.
Der Angriff auf Pearl Harbor wurde geplant. Es existierten zwei Pläne: einer bei Vollmond
und einer im Morgengrauen. Schließlich fiel die Wahl auf den 7. Dezember 1941. Alle
Stabsoffiziere schienen an dem Erfolg des Angriffes zu zweifeln, mit Ausnahme von
Yamamoto und Genda. Besonders Nagumo weigerte sich lange Zeit, an einer "so törichten
und selbstmörderischen Unternehmung" teilzunehmen und die kostbaren Schlachtschiffe für
einen zweifelhaften Erfolg aufs Spiel zu setzen. Alle hofften aber, die gesamte Pazifikflotte
der U.S. Navy mit acht Schlachtschiffen und vier Flugzeugträgern vernichten zu können.
Einige Geschichtsforscher vermuten, daß Präsident Roosevelt von den Plänen der Japaner
gewußt hat und dennoch nichts tat, nur um sich die Unterstützung des amerikanischen Volkes
für den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg zu sichern. Man könnte nicht nur Roosevelt
vorwerfen, die Lage im Pazifik unterschätzt zu haben, denn er und seine Stabsoffiziere
begingen einige folgenschwere Fehler, die sicher dazu beigetragen haben, daß die japanischen
Angreifer bei Pearl Harbor einen überragenden Sieg errungen haben. Hier seien nur einige
Punkte angeführt:
1.) Der japanische Konsul auf den Hawaii-Inseln, Nagao Kita und sein Stellvertreter Takeo
Jeshikava waren mit größter Wahrscheinlichkeit Agenten des japanischen Geheimdienstes,
denn im Oktober 1941 bekamen sie Besuch. Suguru Suzuki, erwiesenermaßen Mitglied des
Geheimdienstes, übergab den beiden Fragebögen, die sie auch gewissenhaft beantworteten.
Aus dieser Quelle wußten die Admiräle in Tokio über die im Hafen befindlichen Schiffe der
U.S. Navy bestens Bescheid. Suzuki flog mit einem Mietflugzeug einige Runden über Pearl
Harbor und machte dabei einige Luftaufnahmen, die später die Grundlage für die
Angriffsplanung bildeten. Obwohl man beim amerikanischen Geheimdienst um die Identität
dieser Männer als japanische Agenten wußte, wurden diese weder verhaftet, noch wurden ihre
Tätigkeiten überwacht.
2.) Der Oberbefehlshaber der amerikanischen Truppen auf den Hawaii-Inseln, James O.
Richardson, bat Präsident Roosevelt um Unterstützung, da er sich vor den Japanern nicht
sicher fühlte. Der Präsident handelte auf eigenwillige Art und Weise: Richardson wurde durch
Admiral H. E. Kimmel, einen guten Freund Roosevelts ersetzt. Nach der Ablöse gingen nur
noch geringfügige Forderungen nach Unterstützung in Washington ein.
3.) Die Tatsache, daß man mit Hilfe von Radargeräten Flugzeuge, die mehr als 150 Meilen
weit entfernt waren, bereits orten konnte, wurde so weit vernachlässigt, daß die Meldung am
7. Dezember 1941, wonach sie mehrere Hundert Flugzeuge aus nordöstlicher Richtung nähern
würden, schlichtweg ignoriert wurde. Statt dem Radar vertraute man immer noch auf die
Aufklärungsflugzeuge.
4.) Die von Admiral Kimmel kurz vor dem Angriff angeforderten B-17 Bomber wurden erst
spät geliefert. Am Tag des Angriffes waren nur zwölf dieser damals modernen
Langstreckenbomber tatsächlich auf den Hawaii-Inseln und nur sechs von ihnen waren
einsatzbereit.
5.) Admiral W. Short, der für die Hafenanlagen verantwortlich war, reichte beim
Verteidigungsministerium zwischen dem 7. Februar und dem 7. Dezember 1941 Forderungen
in der Höhe von 23 Millionen Dollar ein, um die Flak-Anlagen besser ausbauen zu können. Es
wurden insgesamt 350.000 Dollar bewilligt - 1,5 % der geforderten Geldmenge.
6.) Die 394 Flugzeuge auf Oahu, der Hauptinsel von Hawaii, waren meist veraltet oder
befanden sich zur Wartung in den Reparaturwerkstätten. Am 7. Dezember standen der Armee
93, der Flotte 15 tatsächlich kampfbereite Flugzeuge zur Verfügung. Dazu kamen die 35
Bomber der U.S.A.A.F.
Im Hintergrund dieser schier unglaublichen Fehler verbirgt sich ein Machtkampf in
Washington, der zwischen den Stabsoffizieren der diversen Waffengattungen ausgetragen
wurde. Aus Profilierungssucht und purem Karrierismus wurden wichtige Informationen
einfach zurückgehalten. Dies sollte sich am 7. Dezember bitter rächen.
2.2. Der japanische Angriff auf Pearl Harbor
Nachdem die logistischen, taktischen und technischen Schwierigkeiten überwunden werden
konnten, lief die japanische Flotte am 26. November 1941 aus der Hitokappu-Bucht in Japan
aus. Die Flotte bestand aus sechs Flugzeugträgern, zwei Schlachtschiffen, neun Zerstörern,
drei U-Booten und acht Tankern, welche die Schiffe zweimal auf hoher See mit Treibstoff
versorgen mußten. Unterwegs erreichten Nagumo und Yamamoto noch schlechte
Nachrichten: Ein japanischer Spion auf Oaho berichtete, daß sich keiner der amerikanischen
Flugzeugträger im Hafen von Pearl Harbor befinde; sie operierten alle auf See, in Begleitung
einiger Schwerer Kreuzer. Admiral Nagumo befürchtete, daß die Amerikaner von den
Flugzeugträgern einen eventuellen Gegenangriff starteten. Aber es gab auch gute
Nachrichten: Die U.S. Streitmächte ahnten anscheinend nichts vom bevorstehenden Angriff,
denn es waren weder Torpedonetze, Sperrballons, noch amerikanische Seepatrouillen
sichtbar.
Um 6.00 Uhr des 7. Dezember 1941, genau nach Plan startete vom Deck des Flagschiffes
Akagi das erste Flugzeug der ersten Angriffswelle, die aus etwa 180 Flugzeugen bestand, in
Richtung Pearl Harbor. Die zweite Angriffswelle, bestehend aus rund 170 Flugzeugen, folgte
um 7.15 Uhr.
Um 7.55 Uhr Ortszeit erreichten die ersten japanischen Flugzeuge den Hafen von Pearl
Harbor. Bei der Navigation war ihnen der - sehr stake - zivile Radiosender von Hawaii
"behilflich". Ohne daß es die Amerikaner wußten, geleiteten sie die Angreifer zum Ziel. Den
Angriff eröffneten die Sturzkampfbomber, ihnen folgten die Torpedobomber. Die
amerikanischen Flugzeuge wurden zu den ersten Zielen: die meisten von ihnen wurden auf
den Flughäfen von Bomben getroffen oder von MG-Salven durchsiebt. Viele Flugzeuge
waren aber auch nicht einsatzbereit. Sie wurden in den Hangars vernichtet. Die B-17 Bomber,
die Kimmel im "letzten Moment" angefordert hatte, trafen ausgerechnet an jenem Tag ein. Sie
gerieten sofort unter Beschuß durch den Jagdschutz der Japaner, konnten aber dennoch sicher
landen.
Die Torpedos richteten verheerende Schäden an: Die Schlachtschiffe Arizona, California,
West Virginia und Oklahoma sanken oder brannten aus. Der Kapitän des einzigen
Schlachtschiffes, das zur Zeit des Angriffes in Bewegung war - die Nevada - versuchte, aus
dem Hafen auszulaufen, wurde aber von japanischen Bombern gezwungen, im Hafenbecken
auf Grund zu laufen. Ihre Flugabwehrgeschütze feuerten weiterhin unaufhörlich. Beschädigt
wurden auch die anderen Schlachtschiffe, drei Leichte Kreuzer, drei Zerstörer und weitere
kleinere Boote.
Nachdem die japanischen Flugzeuge ihre Bomben- oder Torpedoladungen abgeworfen hatten,
kehrten sie zu ihren Mutterschiffen zurück. Dort empfahl man Admiral Nagumo, die
Flugzeuge wieder aufzutanken und eine weitere Angriffswelle zu starten. Doch die Tanker
waren bereits auf dem Weg nach Japan, und Nagumo wollte nichts mehr riskieren. Er gab sich
mit dem Erfolg der ersten beiden Angriffswellen zufrieden. Er befahl, Kurs auf den
Heimathafen zu nehmen.
Ohne es zu wissen, beging Nagumo dadurch einen schweren Fehler: Der Flugzeugträger
Enterprise war auf dem Weg nach Pearl Harbor und lief einen Tag später im zerstörten Hafen
ein - er hätte einem massiven Bomberangriff nicht standhalten können, da sie nur eine
schwache Eskorte von drei Zerstörern hatte. Außerdem waren die Öltanks und
Reparaturanlagen auf Oahu noch intakt. Wären diese durch Nagumos Flugzeuge vernichtet
gewesen, hätte der U.S. Navy einige Monate Zeit gekostet, diese wieder aufzubauen, ja sie
wäre vielleicht gezwungen gewesen, sich überhaupt für einige Zeit aus Hawaii
zurückzuziehen. Dann hätte der "östliche Blitzkrieg", der dem Angriff auf Pearl Harbor
gefolgt ist, wahrscheinlich einen ganz anderen Verlauf genommen.
Für die Japaner war der Angriff dennoch ein Erfolg: Die Amerikaner verloren etwa 350
Flugzeuge, 2403 Menschen fielen dem Angriff zum Opfer, 1178 wurden verwundet.
Japan wollte den Angriff legitimieren, ohne jedoch die Amerikaner zu warnen. Deshalb
sollten Nomura und Kurusu, der Botschafter und sein Stellvertreter, um 13.00 Washingtoner
Zeit (etwa eine halbe Stunde vor dem Angriff) im U.S. Außenministerium eine diplomatische
Note übergeben. Sie wurden aber von Außenminister Hull erst 45 Minuten später empfangen,
und da dieser bereits über den Angriff informiert wurde, gelang die diplomatische Finte nicht.
Hull sagte später, daß jene Note voll von Verleumdungen und Verfälschungen gewesen sei.
2.3. Die Reaktion der USA auf den Angriff
Am Tag nach dem Angriff hielt Präsident Roosevelt eine Rede vor dem Kongress. Die
Kriegserklärung an Japan wurde sofort - mit nur einer Gegenstimme - beschlossen. Bereits am
nächsten Tag meldeten sich zahlreiche junge Amerikaner freiwillig zur Armee.
Mit dem Ausbruch des Pazifikkrieges wurde der Krieg in Europa zu einem echten Weltkrieg:
Am 11. Dezember erklärten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg.
Hitler hatte dadurch gehofft, die USA mit einem Krieg gegen Japan zu "beschäftigen" und so
die Eröffnung einer zweiten Front lange genug zu verzögern, um inzwischen Großbritannien
in die Knie zu zwingen. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Luftschlacht über England hat
die deutsche Luftwaffe klar verloren, und ab dem 6. Juni 1944 nahmen die USA auch an den
Kämpfen in Europa teil. Der Zweite Weltkrieg übertraf den Ersten an Brutalität und Opfern
und endete mit dem Einsatz einer schrecklichen Massentötungswaffe: der Atombombe.
2.4. Die Bedeutung des Angriffes
Mit dem Angriff der japanischen Streitmächte auf Pearl Harbor verlief erstmals in der
Geschichte ein Angriff trägergestützter Flugzeuge mit großem Erfolg. Hätten die Japaner zu
"konventionelleren" Mitteln gegriffen, wie zum Beispiel Schlachtschiffen, wären auf beiden
Seiten mehr Opfer zu beklagen gewesen. Eine Landung japanischer Invasionstruppen auf
Oahu hätte sicherlich zu einem blutigen Landkrieg mit abertausenden Opfern geführt.
Dadurch, dass Yamamoto trägergestützte Flugzeuge einsetzen ließ, konnten seine
Flottenverbände in großer Entfernung von dem Gegner, und so schwer auffindbar operieren.
Der Aktionsradius von Flottenverbänden hatte sich mit dem Einsatz von Flugzeugträgern
vervielfacht. Mit seinem genialen Plan gelang es Yamamoto, einen großen Teil der
amerikanischen Pazifikflotte zu vernichten. George Orwell bemerkte einige Tage nach dem
Angriff auf Pearl Harbor: "Wenn [uns] der japanische Angriff tollkühn erscheint, so dürfen
wir nicht vergessen, dass viele Japaner es für ihre Pflicht gegenüber ihrem Kaiser halten, die
ganze Welt zu erobern."
Es war klar, dass die U.S. Navy und ihre Strategieexperten reagieren mussten. Für eine
erfolgreiche Seekriegsführung wurde der Einsatz von Aufklärungsflugzeugen und Trägern
überlebenswichtig. So konnten eventuelle Angriffsverbände aufgespürt und vernichtet
werden. Es tauchte außerdem das Problem auf, wie die eigenen Schiffe vor Angreifern
geschützt werden könnten. Zu diesem Zweck wurden Jagdflugzeuge startklar an Deck
stationiert, die im Falle eines Angriffs feindlicher Flugzeuge sofort aufsteigen und die Gegner
zurückschlagen konnten. Außerdem kreisten ständig Jägerstaffel über dem Verband, welche
die Angreifer sogleich angreifen und sie ablenkten, bis die Verstärkung starten konnte. Die
Flugzeugträger und all die übrigen Schiffe wurden verstärkt mit Flugabwehr-Kanonen und
Schnellfeuergewehren ausgestattet, das Abschießen feindlicher Flugzeuge wurde, so oft und
intensiv wie möglich, geübt.
3. Der "östliche Blitzkrieg" - Von Wake bis
zum Korallenmeer
3.1. Die Expansion der Japaner
Nachdem sie die amerikanische Flotte in Pearl Harbor erfolgreich dezimiert hatten, begannen
die japanischen Streitkräfte mit der Eroberung der Inselgruppen im südöstlichen Pazifik.
Damit wollten sie die Verbindung zwischen Australien und den USA unterbrechen und somit
verhindern, daß ihre Nachschublinien von Australien aus angegriffen werden.
Der erste Angriff galt aber dem amerikanischen Stützpunkt auf der Insel Wake. Am 8.
Dezember 1941 griffen japanische Bomber die Verteidigungsanlagen an. Sie vernichteten
sieben von zwölf dort stationierten Jägern. Trotz der schweren Verluste wurden die am
nächsten Tag zurückkehrenden Bomber mit Flakfeuer und heftigen Angriffe der vier
einsatzfähigen Wildcats empfangen. Obwohl mehrere Bomber abgeschossen wurden,
zerstörten sie den größten Teil der Vorräte. Admiral Kajioka, der die Invasion von Wake
leitete, war mit dem Ergebnis des Angriffes zufrieden. Am 11. 12. griff er mit drei Kreuzern
und sechs Zerstörern ein weiteres Mal die Insel an und setzte sie unter schweres
Artilleriefeuer. Damit sollte der Landung der Invasionstruppen Schutz geboten werden.
Doch der Inselkommandant hatte mit dem Angriff gerechnet. Aus den Bunkern wurde das
Feuer erwidert. Kajiokas Flaggschiff, die Yubari, wurde schwer getroffen, dann wurde der
Zerstörer Hayate versenkt. Ein anderer Kreuzer und sowie die Zerstörer mußten ebenfalls
Treffer einstecken. Am 12. 12. um 7.00 Uhr gab Kajioka den Befehl zum Rückzug.
Die japanischen Truppen wurden auch auf dem Rückzug von Jägern, die diesmal mit Bomben
bestückt waren, attackiert. Dabei wurde ein Zerstörer versenkt. Der gescheiterte Angriff
kostete 700 japanischen Seeleuten das Leben.
Aber auch diese wahrlich heldenhafte Abwehrleistung konnte das Unvermeidliche nicht lange
abwenden. Die Vorräte gingen zur Neige, die restlichen vier Flugzeuge wurden nacheinander
abgeschossen, tägliche Bomberangriffe vernichteten wichtige Verteidigungsanlagen.
Am 13. 12. griffen Kajiokas Truppen erneut an. Dem Admiral standen diesmal zusätzliche
Kreuzer und Zerstörer zur Verfügung, sowie zwei Flugzeugträger, die den Landetruppen
Luftunterstützung bieten sollten. Im Morgengrauen landeten über tausend japanische Soldaten
auf der Insel. Die Verteidiger erkannten die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage und kapitulierten.
Am 8. Dezember 1941 begannen weitere groß angelegte Operationen. In Thailand und auf der
Halbinsel Malaya landeten japanische Truppen und bildeten Brückenköpfe, welche die
Eroberung Südostasiens einleiten sollten. Am selben Tag wurde der britische Stützpunkt
Hongkong angegriffen.
Die Briten versuchten die Nachschublinien, die von Japan nach Thailand und Malaya führten,
zu unterbrechen: Das britische Schlachtschiffgeschwader wurde aber am 10. Dezember - am
selben Tag, an dem der US-Stützpunkt auf der Insel Guam überrannt und eingenommen
wurde - von japanischen Bombern entdeckt, und da die Schiffe keinen Luftschirm besaßen,
wurden sie versenkt.
Zwischen dem 10. und dem 22. Dezember 1941 landeten vorgeschobene japanische Truppen
auf den Philippinen. Am 23. Dezember befahl der Oberbefehlshaber der auf den Philippinen
stationierten US-Streitkräfte, den Rückzug nach Bataan und Corregidor. Am ersten
Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember 1941, kapitulierten die britischen Truppen in
Hongkong. Ebenso wurden Neu-Britannien, Borneo, Papua und Singapur angegriffen.
Am 9. April wurden Bataan und Corregidor von den Japanern eingenommen. An diesem Tag
gingen über 78.000 alliierte Soldaten in Gefangenschaft. Auf dem Weg in das 104 km
entfernte Kriegsgefangegenlager starben Tausende und Abertausende. Daher wurde dieser
Tag als der des "Todesmarsches von Bataan" bekannt.
Anfang Mai 1942 erreichten die Japaner ihr Ziel: Mit der Kapitulation NiederländischOstindiens hatten sie alle Inseln und Städte erobert, die in den Invasionsplänen vorgesehen
waren. Damit ging der "östliche Blitzkrieg" zu Ende. Australien war von den USA fast
abgeschnitten, die britischen und Commonwealth-Truppen flüchteten geschlagen nach Indien.
Mit Ausnahme der Aleuten, Midway und Hawaii verloren die USA sämtliche Stützpunkte im
Pazifik.
Doch in ihrer Arroganz uns Siegessicherheit versäumten es die japanischen Strategen, die
amerikanischen Flugzeugträger in Pearl Harbor zu vernichten. Von diesen Trägern ging
immer noch eine ernstzunehmende Gefahr aus, denn die Marineluftwaffe hatte das Potential
zu einer Gegenoffensive, und in den Werften auf dem amerikanischen Festland wurden
bereits größere, schnellere und stärkere Träger gebaut.
Außer der Bedrohung, die von den amerikanischen Trägern ausging, waren die japanischen
Strategen mit einem weiteren Problem konfrontiert: Die eroberten Gebiete lagen so weit
verstreut, daß sie konzentrierten Gegenangriffen nicht standhalten hätten können. Der Beweis
dafür sollte kurze Zeit später, bei der Gegenoffensive der US-Streitkräfte erbracht werden.
Japan hatte sich "zu Tode gesiegt" - bloß wußte man dies noch nicht.
3.2. Das Kräfteverhältnis zwischen den USA und Japan gegen Ende des "östlichen
Blitzkrieges"
Anfang 1942 standen der U.S. Navy nur vier einsatzfähige Flugzeugträger zur Verfügung.
Diesen Trägern standen zehn Flugzeugträger der Japaner gegenüber. Neben den sechs bei
Pearl Harbor eingesetzten Riesenträgern verfügten sie über zwei schnellen Träger sowie über
zwei zu U-Boot-Tendern umgebauten Trägern. Die Amerikaner hatten aber einen Vorteil: Sie
besaßen weitaus bessere Radargeräte, die eine viel größere Reichweite hatten als die
japanischen Anlagen, die während des gesamten Zweiten Weltkrieges nie den Standard der
amerikanischen Radargeräte erreicht hatten.
Die japanischen Flugzeuge waren zu dieser Zeit besser als ihre "Gegenspieler", die Flugzeuge
der U.S. Navy. Der amerikanische Torpedobomber war 1942 bereits veraltet. Ihre Torpedos
waren langsam, und wenn sie doch ihr Ziel trafen, explodierten sie vielfach nicht.
Gegenüberstanden die japanischen Flugzeuge. Obwohl als Bomber ausgewiesen, waren sie
1941 die besten Torpedoflugzeuge der Welt.
Bei den Sturzkampfbombern ("Stukas") sah es für die Amerikaner etwas besser aus. Sie
waren stabiler, wendiger und leichter zu fliegen als ihr japanischer Pendant. Dennoch
versenkten die Japanischen im Laufe des Krieges mehr alliierte Schiffe als jeder andere
Torpedobomber der Achsenmächte.
Bomber, Stukas und Torpedobomber konnten aber nur dann erfolgreich angreifen, wenn sie
durch Jagdflugzeuge geschützt wurden. Dies war ein weiteres Problem für die Piloten der
U.S. Navy. Die Wildcat war langsamer und weniger wendig als die berühmt-berüchtigte Jäger
der Japaner. Die japanischen Piloten waren überdies geübter. Sie mußten 700 Flugstunden
hinter sich bringen, ehe sie eingesetzt wurden. Die amerikanischen Piloten wurden bereits
nach 300 Stunden Übung auf den Flugzeugträgern im Kampf eingesetzt. Die Tatsache, daß
trotz ihrer Unzulänglichkeiten weniger Wildcats als Zeros abgeschossen wurden, läßt sich auf
bessere Panzerung, höhere Feuerkraft und selbstabdichtende Treibstofftanks sowie auf
bessere Taktik zurückführen.
3.3. Die Operationen der Amerikaner während des japanischen Vorstoßes
Nach dem Angriff auf Pearl Harbor befanden sich die USA in der Defensive. Die U.S. Navy
vermochte es nicht, die amerikanischen Stützpunkte zu verteidigen. Sie mußte daher die
Aufgabe übernehmen, den Rückzug der amerikanischen Truppen zu decken. Die Enterprise
und die Yorktown befanden sich auf Manövern im Gebiet der Marshallinseln.
Die Lexington hatte eine viel schwierigere, gefährlichere Aufgabe zu bewältigen: die
Bombardierung Rabauls. Diese Stadt war für die Strategen der U.S. Navy von höchster
Bedeutung. Einige Stunden, bevor die Dauntless-Bomber starteten, entdeckte das Radar der
Lexington einen feindlichen Aufklärer. Bevor das Flugboot abgeschossen werden konnte,
meldete sein Pilot die Position des amerikanischen Trägers nach Rabaul. Darauf griffen
japanische Bomber das Kriegsschiff an, wurden jedoch von den amerikanischen Flugzeugen
völlig aufgerieben. Der als Überraschungsangriff deklarierte Feldzug wurde mangels einer
Überraschung abgeblasen.
Die Amerikaner hatten jedoch entdeckt, daß nur Flugzeuge in der Lage waren, ihre
Flugzeugträger vor feindlichen Bomberangriffen zu schützen. Der Luftschirm wurde bei der
U.S. Navy schon lange eingesetzt, die Royal Navy erkannte die Bedeutung dieser
Abwehrmaßnahme, die auch bei Schlachtschiffen und Kreuzern unerläßlich war, noch nicht:
Am 17. April erfuhr der Oberkommandierende der US-Pazifikflotte, Admiral Nimitz, daß die
japanischen Trägerverbände am 3. Mai in das Korallenmeer einlaufen würden, um von dort
die Insel Tulagi und die auf der von den Japanern teilweise besetzten Insel Papua-Neuguinea
liegende Stadt Port Moresby anzugreifen. Er zog die Flugzeugträger Lexington und Yorktown
zusammen, die so einen Verband darstellten, die für die japanischen Träger eine ernsthafte
Gefahr bedeutete.
Die Flugzeugträger Enterprise und Hornet operierten im nördlichen Pazifik, wo sie einen
strategisch relativ unbedeutenden, aber für die Kampfmoral der Amerikaner wichtigen
Auftrag zu erfüllen hatten: Am 18. April 1942 starteten von Bord der Hornet unter der
Führung von Oberstleutnant James H. Doolittle mehrere Langstreckenbomber vom Typ B-25
Mitchell, die Tokio und andere japanischen Städte bombardierten. Sie flogen knapp über dem
Ozean, sodaß sie für das ohnehin schlechte japanische Radar "unsichtbar" waren. Erst knapp
vor dem Ziel stiegen sie auf, um die Bomben präzise abwerfen zu können. Ehe die japanische
Luftabwehr reagieren konnte, waren sie auch schon weg. Allerdings landete kein einziger
Bomber wieder auf der Hornet, denn den meisten ging der Treibstoff aus und mußten
wassern. Abgesehen davon war schon das Starten vom Deck eines Flugzeugträgers für einen
großen zweimotorigen Bomber ein Wagnis, sicheres Landen konnte sich keiner vorstellen,
ohne daß Flugzeug und Flugzeugträger erhebliche Schäden erlitten hätten. Die Zerstörungen
in den japanischen Städten waren gering, doch die Legende von der Unbesiegbarkeit Japans
war angekratzt.
3.4. Die Schlacht im Korallenmeer
Am 3. Mai landeten japanische Truppen auf der Insel Tulagi. Tulagi wurde daraufhin von der
Yorktown aus angegriffen. Die amerikanischen Bomber hatten Erfolg, doch sie machten die
Japaner auf die Anwesenheit der amerikanischen Flugzeugträger im Korallenmeer
aufmerksam.
Die Aufklärung beider Flotten war zu jener Zeit mangelhaft. So konnte es passieren, daß in
der Nacht vom 6. auf den 7. Mai die japanische und amerikanischen Verbände nur 100
Kilometer voneinander entfernt aneinander vorbeiliefen, ohne den anderen aufspüren zu
können.
Am 7. Mai meldeten japanische Aufklärer einen amerikanischen Flugzeugträger und einen
Schlachtkreuzer. Tatsächlich waren dies der Flottentanker Neosho und der Zerstörer Sims.
Japanische Horizontalbomber und Stukas versenkten die Sims und beschädigten die Neosho
so schwer, daß sie später von der eigenen Besatzung versenkt werden mußte.
Gleichzeitig ließ Fletcher Flugzeuge starten, um angeblich in der Nähe operierende japanische
Trägerverbände anzugreifen. Eine halbe Stunde später kehrten seine Aufklärer zurück; es
stellte sich heraus, daß der Pilot die falschen Codes benutzt hat und tatsächlich lediglich
einige Zerstörer und Kanonenboote gesehen hatte. Durch einen Zufall entdeckten jedoch die
den Gegner suchenden Dauntless-Bomber den Flugzeugträger Shoho und ihre
Zerstörereskorte. Der Angriff auf die Schiffe war ein Erfolg: Die Shoho wurde mehrmals
getroffen, auf dem Schiff brachen Feuersbrünste aus. Sie sank innerhalb von fünf Minuten
und riß mehr als 500 Menschen mit sich in die Tiefe.
Die japanischen Piloten hatten weniger Glück: Sie fanden die amerikanischen Träger nicht
und wurden darüber hinaus auf dem Rückflug zu ihren Trägern von den Jägern der Yorktown
angegriffen und schwer angeschlagen.
Am nächsten Tag griffen die amerikanischen Flugzeuge erneut an. Diesmal waren die
aufgespürten Flugzeugträger Shokaku und Zuikaku die Ziele. Die Zuikaku suchte Versteck in
einer Regenwand, also konzentrierten sich die Angriffe auf den anderen Träger. Die Shokaku
wurde im darauffolgenden Bombenangriff zwar nicht versenkt, doch konnten auf ihr keine
Flugzeuge mehr landen oder starten.
Fletcher wußte noch nicht, daß die beiden Flugzeugträger, bevor sie angegriffen worden
waren, Flugzeugverbände gestartet hatten, die auf die Yorktown und die Lexington zuflogen.
Die Yorktown war wendig und hatte Glück. Der Kapitän brachte das Schiff auf einen wilden
Zickzackkurs. Alle acht Torpedos, die von japanischen Vals abgeworfen wurden, verfehlten
das Schiff. Die Yorktown wurde lediglich von einer Bombe getroffen, die keine ernsten
Schäden anrichtete.
Ihr Schwesterschiff hatte weniger Glück: Da sie einen größeren Wendekreis hatte, konnte die
Lexington nicht allen Torpedos ausweichen. Zwei von elf abgeworfenen Torpedos trafen das
Schiff, einige Bomben brachten Kisten mit Flakgranaten zum Explodieren.
Zunächst sah es danach aus, als ob die Lexington trotz einer Schlagseite von sieben Grad den
Flugbetrieb aufnehmen könnte. Dann, gegen 17 Uhr, explodierten die Flugbenzintanks unter
Deck. Von einer Kette von Explosionen geschüttert, mußte das Schiff aufegegeben werden.
216 Mann starben, 2735 Überlebende verließen das brennende Wrack. Neunzehn Flugzeuge
wurden auf die Yorktown überstellt. Wenn man die Anzahl der versenkten Schiffe betrachtet,
hatten die Japaner die Schlacht im Korallenmeer gewonnen. Für die Versenkung eines großen
amerikanischen Flugzeugträgers, eines Tankers und eines Zerstörers bezahlten sie mit dem
leichten Träger Shoho einen relativ niedrigen Preis.
Für die U.S. Navy war die Schlacht im Korallenmeer dennoch ein Erfolg. Ihr war es
gelungen, den japanischen Vorstoß zu stoppen. Außerdem fielen die beiden großen
japanischen Träger Shokaku und Zuikaku für einige Monate, also auch für die Schlacht bei
Midway aus, da sie in die Werft mußten, um Schäden zu beheben sowie verlorene Piloten und
Flugzeuge zu ersetzen. Japans Ruf der Unbesiegbarkeit war stark angeschlagen worden.
4. Die Schlacht bei Midway - Wendepunkt des
Krieges
4.1. Vorbereitungen der Kriegsgegner
Nach der Schlacht im Korallenmeer waren die Enterprise und die Hornet die einzigen
einsatzfähigen amerikanischen Träger im Pazifik, da die Yorktown im Korallenmeer
angeschlagen war. Admiral Yamamoto plante, sie in eine Falle zu locken und zu vernichten.
Die amerikanische Flotte sollte in den Nordpazifik gelockt werden, weit weg von den
Midway-Inseln, die das eigentliche Hauptziel der Invasion waren. Damit wäre zwischen den
US-Stützpunkten im Pazifik und den japanischen Inseln eine sehr breite Pufferzone
entstanden, so daß nicht einmal die amerikanischen Langstreckenbomber Japan angreifen
hätten können. Außerdem war sich Admiral Yamamoto sicher, daß sein Gegenspieler,
Admiral Chester W. Nimitz, auf die Besetzung der Midway-Inseln mit der Entsendung seiner
Flugzeugträger in die Nähe der Inseln reagieren würde. Dort aber würde seine
Hauptstreitmacht, bestehend aus mehreren Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern, warten,
welche die gegnerische Flotte mit vielfacher Übermacht sicherlich vernichten würde. Damit
hätten sich die Japaner einen entscheidenden Vorteil verschaffen können: Ihrer
Flugzeugträger beraubt, wären die Amerikaner gezwungen gewesen, sich aus Port Moresby
zurückzuziehen und zuzulassen, daß die Japaner die Verbindung zwischen den Vereinigten
Staaten und Australien unterbrechen.
Yamamotos Plan konnte noch so genial sein, er hatte zwei schwerwiegende Fehler. Obwohl
Admiral Yamamoto einer der ersten japanischen Offiziere war, der die Bedeutung der
Flugzeugträger erkannte, übersah er, daß die Schlachtschiffe nicht mehr die Schlüsselrolle in
einem Seekrieg spielen konnten. Die Flugzeugträger hatten eine größere Reichweite und
waren vielseitiger einsetzbar als die schwerfälligen Schlachtschiffe, deren Aufgabe nun sein
sollte, die Flugzeugträger eng zu decken und diesen gegebenenfalls Flak-Unterstützung zu
geben. Yamamoto ließ seine Schlachtschiffverbände mehr als 200 Kilometer hinter die Träger
zurückfallen. Dies sollte sich in der kommenden Auseinandersetzung als verhängnisvoll
erweisen.
Der zweite Fehler Yamamotos war die Annahme, die US-Pazifikflotte würde erst dann
auslaufen, wenn die Nachricht von der Besetzung der Midway-Inseln in Pearl Harbor
eingehen würde. Zwar war geplant, Flugboote zu entsenden, die von U-Booten täglich
aufgetankt über Oahu patrouillieren und jede Bewegung der amerikanischen Träger melden
sollten, doch die U-Boote konnten an den vereinbarten Koordinaten nicht auftauchen, da in
jenem Gebiet amerikanische Zerstörer kreuzten. Die Tank-U-Boote verfügten über keinerlei
Offensivbewaffnung und konnten die feindlichen Schiffe nicht vertreiben. So blieben
Yamamoto die Bewegungen der feindlichen Flotte verborgen.
Jene feindliche Flotte, die von Yamamotos Aufklärern nicht überwacht werden konnte, lief
am 28. Mai aus Pearl Harbor aus. Admiral Chester W. Nimitz' Aufklärungs- und
Analyseabteilung knackte die Fernmeldecodes der Japaner und wußte, daß die japanische
Flotte nach Midway unterwegs war, um die U.S. Navy und deren Flugzeugträger anzugreifen.
Auch der Zeitpunkt der Invasion von Midway war bekannt. Sie würde am 4. Juni, um 6.00
Uhr stattfinden.
Nimitz ließ die Enterprise und die Hornet auslaufen, gefolgt von der Yorktown, deren
Schäden unter großen Anstrengungen in nur 72 Stunden repariert wurden. Die japanischen
Truppentransporter sollten von fünf Kreuzern und zehn Zerstörern angegriffen werden, die
bereits auf dem Weg nach Midway waren. Während Yamamoto die Schlachtschiffe immer
noch als wichtigste Waffe der Kriegsmarine ansah, erkannte Nimitz bereits, daß sie im
Zeitalter der Flugzeugträger eher eine weitere Belastung der trägergestützten Jagdflugzeuge
darstellten. Auch die Schlachtschiffe brauchten einen Luftschirm, was die Anzahl der für
Angriffe verfügbaren Jäger weiter verminderte. Deshalb ließ Nimitz diese an der
amerikanische Pazifikküste zu Verteidigungszwecken einsetzen.
Am 2. Juni trafen sich die beiden amerikanischen Flugzeugträger-Einsatzgruppen nordöstlich
von Midway. Inzwischen wurden auf der Insel alle verfügbaren Flugzeuge
zusammengezogen. Zum größten Teil waren sie jedoch veraltet.
Am 26. Mai lief die japanische Trägergruppe aus dem Japanischen Meer aus. Sie bestand aus
den vier "Veteranen" von Pearl Harbor: der Akagi, der Kaga, der Hiryu und der Soryu. Die
vier großen japanischen Flugzeugträger folgten einer Schlechtwetterfront, um eventuellen
amerikanischen Aufklärungsflugzeugen zu entgehen. Zwei Tage später folgte ihnen die
Invasionsflotte, begleitet von einer Kreuzereskorte. Die Hauptgruppe des Geschwaders unter
Admiral Yamamoto folgte den Trägern in einer Entfernung von 200 Kilometern. Unter den
Schiffen befand sich unter anderem die Yamato, das größte Schlachtschiff der Geschichte. Sie
verdrängte über 64.000 Tonnen und hatte eine Besatzung von über 3300 Mann.
4.2. Die Schlacht um Midway
Am 3. Juni 1942 erfolgte der Ablenkungsangriff auf den US-Stützpunkt in Dutch Harbor auf
den Aleuten. Da aber Nimitz um die Bedeutungslosigkeit dieses Angriffes wußte, dachte er
nicht daran, Schiffe in den Nordpazifik zu entsenden.
Am Morgen des 4. Juni ließ Admiral Fletcher zehn Aufklärer von der Yorktown starten, um
die japanische Flotte aufzuspüren. Kurze Zeit später wurden zwei japanische Träger 350
Kilometer südwestlich der amerikanischen Kampfverbände entdeckt.
Zu diesem Zeitpunkt waren die japanischen Angriffsverbände bereits auf dem Weg nach
Midway. Sie wurden dort von allen einsatzfähigen Flugzeugen angegriffen, die kurze Zeit
vorher gestartet waren. Die Flugzeuge waren aber viel zu veraltet, als daß sie dem Feind
größere Verluste beibringen konnten. Mehr Glück hatten die Flugabwehr-Batterien. Sie
schossen rund ein Drittel der Angreifer ab. Inzwischen machten sich etwa 30 Stukas und
Torpedobomber auf den Weg zu den japanischen Trägern. Unter ihnen waren sechs neue
Avenger, die weitaus bessere Flugeigenschaften hatten, als die völlig veralteten Devastators.
Während über Midway gekämpft wurde, wurden amerikanische Torpedoflugzeuge gestartet,
welche an der Grenze ihrer Reichweite operierend die Japaner angriffen, während diese ihre
Bomber landen mussten und so keine Gelegenheit zum Aufsteigen von Abfangjägern
vorgfanden. Die japanischen Träger liefen inzwischen immer noch auf Midway zu.
Yamamoto hatte die amerikanische Flotte noch in Pearl Harbor vermutet. Als
Vorsichtsmaßnahme ließ Admiral Nagumo dennoch sieben Aufklärer nach Osten schicken
Die amerikanische Flotte wurde von dem eine halbe Stunde später startenden Flugzeug
aufgespürt – eine halbe Stunde zu spät.
Während auf dem japanischen Träger 108 Stukas und Torpedobomber aufgestellt wurden,
griffen amerikanische Piloten das Kriegsschiff an und erzielten große Erfolge. Nur drei
Flugzeuge kehrten nach Midway zurück. Während die Stukas von See auf Landziele
umgerüstet wurden, war ein Flugzeugträger der Amerikaner gesichtet worden und Nagumo
beschloss, dass die Versenkung der amerikanischen Träger nun das Hauptziel darstellte.
Torpedobomber der Hornet, der Enterprise und der Yorktown griffen den japanischen
Trägerverband an, wurden aber alle auf Grund fehlendem Jagdschutz abgeschossen. 93
amerikanische Flugzeuge waren bis zu jenem Zeitpunkt nicht in der Lage, auch nur einen der
Träger zu beschädigen, aber sie verzögerten den Flugbetrieb und brachten Nagumo so in eine
missliche Lage: Der Gegenangriff wurde verzögert.
In dem Moment, als von den japanischen Trägern endlich wieder Maschinen gestartet werden
konnten fielen die Dauntless-Sturzkampfbomber über die Schiffe her.
Die Kaga, die Soryu und die Akagi wurden in Angriff genommen und gingen durch von
Torpedos zur Explosion gebrachte vollgetankte Flugzeuge und durch auf Deck
liegengelassene Bomben in Flammen auf. Nur die Hiryu, die sich zu diesem Zeitpunkt vom
Verband entfernt hatte, blieb unversehrt.
Die amerikanischen Bomber kehrten zu ihren Trägern zurück, ohne zu wissen, daß ihnen
achtzehn Val-Torpedobomber der Hiryu gefolgt waren. Diese griffen die Yorktown an. Das
Schiff bekam nach zwei Angriffen 26 Grad Schlagseite und musste verlassen werden. Auch
der vierte Träger der Japaner, die bis jetzt unbeschädigte Hiryu sollte noch an diesem Tag
versenkt werden. Die Flugzeuge der Yorktown wurden auf den beiden anderen Trägern
aufgetankt und griffen erneut an. Die Hiryu erhielt drei Volltreffer. Auch hier zwangen
explodierende Flugzeuge und auf Deck gestapelte Bomben die Mannschaft, das Schiff zu
verlassen.
Admiral Yamamoto war entsetzt, als er erfuhr, daß seine vier besten Träger verloren waren.
Er gab der Zerstörereskorte Befehl, die treibenden und brennenden Wracks mit Torpedos zu
versenken. In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni gingen alle vier großen Träger der Japaner
unter.
Am 5. Juni, um 2.55 Uhr gab Yamamoto Befehl zum Rückzug.
Auch die beschädigte Yorktown mußte in die Liste der gesunkenen Schiffe aufgenommen
werden, nachdem die in Schlepp genommene von einem japanischen U-Boot endgültig
versenkt wurde.
4.3. Das Ergebnis der Schlacht um Midway
Die Japaner waren geschlagen. Sie hatten vier große Flugzeugträger, einen Schweren
Kreuzer, über 2500 Mann und 234 Flugzeuge verloren.
Die Verluste der Amerikaner beliefen sich auf 307 Gefallene, einen verlorenen Träger und
einen Zerstörer. Sie konnten sich als klare Sieger der Konfrontation betrachten, die als größte
Trägerschlacht in die Geschichte eingehen sollte. Die Amerikaner hatten nicht nur die bessere
Taktik, sondern auch mehr Glück.
Mit der Versenkung der vier großen Träger der japanischen Marine ging die Übermacht der
Japaner im Pazifik zu Ende. Die U.S. Navy wurde nur leicht geschwächt und erhielt noch
Anfang Juni Unterstützung. Die Saratoga kam voll einsatzfähig aus der Werft, und die Wasp
wurde aus dem Atlantik in den Pazifik überstellt. Damit war die Flotte des Admiral Nimitz
den Japanern eindeutig überlegen und konnte in die Offensive gehen. Die Japaner wiederum
waren gezwungen, ihren Vorstoß nach Süden abzubrechen und wurden plötzlich
zurückweichende Verteidiger. Die Schlacht um Midway kennzeichnete also den Wendepunkt
des Krieges.
5. Der Kampf um Guadalcanal
5.1. Erfolgreiche Landung der Amerikaner auf Guadalcanal
Sechs Wochen nach der siegreichen Schlacht bei Midway liefen die amerikanischen
Flugzeugträger Enterprise, Wasp und Saratoga im Korallenmeer nach Norden, um die
Salomonen zurückzuerobern und die Japaner von ihrem wichtigsten Stützpunkt Rabaul auf
Neu-Britannien zu vertreiben. Um Rabaul erobern zu können, mußte zuerst Guadalcanal, die
südlichste Insel der Salomonen, besetzt werden. Die Japaner gingen nach der verlorenen
Schlacht bei Midway zu einem schon lange ausgearbeiteten Verteidigungskonzept über.
Dieser Plan sah vor, die Streitkräfte des Gegners so lange zu schwächen, bis der Rest von der
japanischen Flotte in einer einzigen, großen Schlacht vernichtet werden konnte.
Die Invasion Guadalcanals durch amerikanische Truppen war eine großangelegte Operation
und mußte daher vorher auf Übungsgelände, der Fidschi-Insel Koro, erprobt werden, was
allerdings in einem Fiasko endete.
Am 7. August 1942, genau acht Monate nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor,
begann die Invasion. Bei Guadalcanal stellte sich den Amerikanern kein Wiederstand
entgegen, sie konnten den Flugplatz „Henderson Field“ erobern, jedoch bei den
Nachbarinseln Tulagi, Glyato und Tanambog umso mehr. Die Verluste beliefen sich auf 20%.
Auch in der Luft über Guadalcanal wurde erbittert gekämpft. Japanische Flugzeuge, die vom
japanischen Stützpunkt Rabaul gestartet waren, sollten die Landungseinheiten bombardieren
und feindliche Bomber abfangen, mussten aber mangels Treibstoff notlanden oder wurden
abgeschossen. Die japanischen Verluste beliefen sich an dem Tag auf 42 Flugzeuge, die der
Amerikaner auf zwölf.
In der Nacht vom 8. auf den 9. August wurde die Lage für die amerikanischen
Invasionstruppen kritisch. Ein japanischer Kreuzerverband konnte die gegnerischen Kreuzer
vernichten, beging aber den Fehler nicht auch die ungeschützten Transporter der Amerikaner
zu vernichten. Die Marineinfanteristen auf dem strategisch wichtigen Flugplatz auf
Guadalcanal mussten nun aber ohne Verstärkungen auskommen. Sie schlugen ohne schwere
Geräte die japanische Elitetruppe, welche zur Befreiung des Flugplatzes ausgesandt wurde
und ermöglichte so die Landung der Flugzeuge am 20. August.
Da die Japaner immer noch nicht erkannten, daß es sich hierbei nicht nur - wie sie glaubten um eine großangelegte Störaktion handelte, wurde die XVII. Armee beauftragt, die
amerikanische "Aufklärungstruppe" - ohne über deren Truppenstärke Bescheid zu wissen - zu
"entfernen".
5.2. Kämpfe um Guadalcanal im Herbst 1942
Admiral Yamamoto plante nun einen alten Träger den amerikanischen Flugzeugträgern,
Hornet und Enterprise, als Köder vorzuwerfen. Der Köder wurde zwar geschluckt, die Träger
konnten aber von den von Shokaku und Zuikaku gestarteten Flugzeugen nicht versenkt
werden
Auf der Insel Guadalcanal kam es zu einer Pattsituation. Tagsüber wagten es die Japaner
nicht, sich den Angriffen der auf der Hornet und auf Henderson Field stationierten Flugzeuge
auszusetzen. Nachts jedoch setzten japanische Zerstörer immer wieder Verstärkungstruppen
an Land. Diese Transporte erfolgten mit solcher Regelmäßigkeit, daß sie von den
amerikanischen Marineinfanteristen "Tokio-Expreß" genannt wurden.
Die amerikanischen Flugzeugträger wurden indessen von U-Booten aufgespürt. Die Saragota
und die Wasp wurden getroffen und kampfunfähig gemacht. Einstweilen standen der Hornet
fünf japanische Träger genüber. Die Japaner griffen auch Henderson Field an und wurden bei
der acht Tage dauernden „Schlacht von Bloddy Ridge“ von 2000 auf 700 Mann dezimiert.
Die Amerikaner konnten nun vom intakten Flugplatz Stukas und Torpedobomber gegen die
japanischen Kreuzer einsetzen. Wiederrum konnte Henderson Field nur vom Meer aus
zurückerobert werden. Durch einen glücklichen Zufall wurde die amerikanische Invasion
gerettet. Ein starker Schlachtschiffverband hätte die Landungsboote der Amerikaner
vernichten können, tat dies aber nicht, da er von einigen auf Henderson Field stationierten
Flugzeuge angegriffen wurde und dies für den Beginn eines Großangriffs hielt und sich
zurückzog. Zweimal hätten die Japaner Gelegenheit gehabt, die amerikanischen
Landungsboote zu vernichten, zweimal begingen sie den gleichen Fehler und machten kurz
vor dem Ziel kehrt. Da die Enterprise wieder gefechtsbereit war und die Zuiho kampfunfähig
gemacht wurde veränderte sich das Verhältnis zwischen japanischen und amerikanischen
Trägern von 5:1 auf 2:1. Die Japaner griffen in einer Gegenoffensive die Hornet an und
beschädigten den Träger. Die Amerikaner machten indessen die Shokaku kampfunfähig. Die
Enterprise blieb größtenteils vom Angriff verschont, jedoch wurde die Hornet von KateBombern nochmals angegriffen und beschädigten den Träger so schwer dass er aufgegeben
werden musste und versenkt wurde.
Nun befand sich aber kein einziger gefechtsbereiter US-Träger im Pazifik. Die Hornet und die
Wasp waren versenkt worden, die Enterprise und die Saratoga mußten in die Werft. Dennoch
konnten die Japaner ihren vorübergehenden Vorteil auf See nicht ausnutzen, denn die
Flugzeuge von Henderson Field hielten sie weiterhin in Schach.
5.3. Der Sieg der Amerikaner bei Guadalcanal
Obwohl sich die Lage der amerikanischen Marineinfanteristen auf Guadalcanal lange nicht
verbessern konnte, hielten sie den Flugplatz fest in der Hand. Die Japaner kontrollierten aber
immer noch den Rest der Insel. Die Situation änderte sich erst gegen Ende des Jahres 1942.
Als die Japaner in den Monaten November und Dezember mehr als ein Dutzend Schiffe in
kleinen Gefechten verloren hatten, plädierte Yamamoto dafür, die Insel aufzugeben. Es darf
aber nicht unerwähnt bleiben, daß die japanischen Schiffsbesatzungen Meister der
Nachtkämpfe waren und auch in diesen Monaten zehn alliierte Kreuzer und Zerstörer
versenkten.
Guadalcanal war aber für die Japaner verloren. Der "Tokio-Expreß", der bis dahin
Verstärkungseinheiten auf die Insel transportiert hatte, nahm plötzlich Truppen an Bord, um
sie von der Insel wegzutransportieren. Am 9. Februar 1943 verließ der letzte japanische
Soldat die Insel Guadalcanal. Damit hatten die alliierten Streitkräfte einen Brückenkopf im
südlichen Pazifik. Sie haben so die unter japanischer Besatzung stehenden Marshall- und
Gilbert-Inseln von Süden umkreist und schufen somit die Voraussetzungen für eine
Gegenoffensive, die bald beginnen würde.
6. Die amerikanische Offensive 1943-1945
6.1. Frühling 1943 - Ruhige Lage auf den Schlachtfeldern, Hochbetrieb in den
Rüstungsbetrieben
Admiral Yamamoto wurde zu einer Inspektion fliegend abgeschossen und die Japaner waren
ihres größten Genies beraubt. Außerdem konnten sie im Rüstungswettkampf nie mit den
Amerikanern Schritt halten, welche schon im Jahre 1940 planten, 33 Flugzeugträger zu bauen.
Die Japaner hingegen konnetn nur neun Flugzeugträger bis zum Jahre 1944 fertigstellen.
Dazu kamen noch die in Serie produzierten Flugzeuge der USA. Die 100.000 neu in den
Pazifik entsandten Flugzeuge waren den Japanern nicht nur qualitativ überlegen, welche im
gesamten (!) Krieg nur 32.000 Flugzeuge produzieren konnten.
6.2. Die Offensive im Südpazifik
Mit der Einnahme von Guadalcanal verbesserte sich die Lage der Amerikaner wesentlich.
Diese Insel stellte einen stark befestigten Brückenkopf dar, von wo die Marineinfanterie nun
die Besetzung der anderen Salomoneninseln starten konnte. Dennoch konnten die Amerikaner
den Vormarsch auf das eigentliche Ziel, den japanischen Stützpunkt Rabaul, nur langsam
fortsetzen. Admiral Halseys Träger-Einsatzgruppe bestand Anfang 1943 nur noch aus der
notdürftig reparierten Saratoga, denn die Enterprise wurde nach Norden beordert und
Admiral Nimitz' nördlicher Einsatzgruppe, die unter dem Kommando von Vizeadmiral Marc
Mitscher stand, zugeteilt. Halsey, inzwischen zum Oberbefehlshaber der US-Flotte im
Südpazifik ernannt, wollte seinen einzigen Flugzeugträger nicht den Angriffen gegnerischer
Bomber aussetzen und ließ die Saratoga hinter die amerikanischen Angriffstruppen
zurückfallen, denen er so keine Luftunterstützung bieten konnte. Diese bekamen die
Marineinfanteristen von Flugzeugen, die von den eroberten japanischen Flugplätzen auf
Guadalcanal starteten. So konnte der Vormarsch auf Rabaul nur langsam voranschreiten. Erst
im Oktober besserte sich die Lage, als der schnelle Träger Princeton zur Einsatzgruppe stieß.
Am 1. November 1943 landeten die ersten Invasionstruppen auf Bougainville, einer kleinen
Insel, die zwischen Guadalcanal und Rabaul liegt. Unterstützt wurden sie von Bombern, die
auf nahegelegenen Inseln stationiert waren. Die Flugzeuge flogen innerhalb von zwei Tagen
drei Angriffe und trugen sehr viel dazu bei, daß die Insel bereits am 2. November
eingenommen werden konnte.
Als Antwort darauf verlegten die Japaner sofort einen Kreuzerverband nach Rabaul. Dieser
stellte eine große Gefahr für den Brückenkopf auf Bougainville dar. Deshalb handelte Halsey
sofort: Am Morgen des 5. November griffen rund 100 amerikanische Flugzeuge den Hafen
von Rabaul an. Halsey wußte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß Admiral Mineichi Koga,
Yamamotos Nachfolger, den Großteil der auf Truk stationierten Trägerflugzeuge ebenfalls
nach Rabaul verlegt hatte. Für die Operation war diese Tatsache aber schließlich nicht von
Bedeutung, da die Japaner vom Angriff völlig überrascht wurden. Die amerikanischen
Bomber beschädigten mehrere feindliche Schiffe und schossen zahlreiche japanische
Flugzeuge ab. Ihre eigenen Verluste hielten sich indes in Grenzen: "Nur" zehn von 97
Flugzeugen kehrten nicht zu den amerikanischen Trägern zurück.
Zur gleichen Zeit erhielt Halsey Unterstützung durch die drei neuen Flugzeugträger Essex,
Bunker Hill und Independence. Mit Hilfe der neuen Träger konnte er mit einem erneuten
Angriff am 11. November die japanischen Schiffe und Flugzeuge zum Rückzug nach Truk
zwingen. Die rund 100.000 gut versorgten Japaner, die sich in Rabaul verschanzt hatten,
blieben unbehelligt. Die US-Streitkräfte umgingen die Stadt und isolierten die Verteidiger.
Diese Taktik, bei der schwer befestigte gegnerische Stützpunkte umgangen und deren
Nachschublinien abgeschnitten werden, wurde von den Amerikanern immer öfter angewendet
und ging als "Inselsprung-Taktik" (engl. "island hopping strategy") in die Geschichte ein.
Auch auf Neuguinea waren die Alliierten auf dem Vormarsch : Unter dem Kommando von
General Douglas MacArthur stießen amerikanische und australische Truppen immer weiter
vor und konnten die Insel in Juni 1944 besetzen. Zu diesem Zeitpunkt konnten auch die
restlichen Salomoneninseln und die Admiralitäts-Inseln erobert werden.
6.3. Die Offensive im mittleren Pazifik
Admiral Nimitz' Offensive im mittleren Pazifik begann im November 1943 mit der Besetzung
der Gilbert-Inseln. Danach richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die Marshall-Inseln. Bis
Ende Februar 1944 konnte auch diese Inselgruppe besetzt werden. Am 17. Februar griffen
Flugzeuge den Archipel Truk in den Karolinen an. Sie verursachten erhebliche Schäden und
vertrieben die "Reste" der Kaiserlichen Flotte aus dem Hafen. Damit waren die Marshall- und
Gilbert-Inseln vor eventuellen Gegenangriffen sicher. Truk wurde, ebenso wie Rabaul, von
Mitschers Träger umgangen und isoliert.
Die amerikanische Angriffsflotte lief danach in Richtung Westen, um die Marianen zu
erobern. Die riesige Flotte bestand aus 23 Flugzeugträgern, 13 Schlachtschiffen, 32 Kreuzern
und etwa 100 Zerstörern. Die Schiffe operierten in zwei Einsatzgruppen. Die Marianen waren
von den japanischen Strategen als Ort für eine Entscheidungsschlacht vorgesehen, bei dem die
Vereinigte Kaiserliche Flotte den durch ständige Angriffe geschwächten Gegner endgültig
besiegen sollte. Angesichts der Tatsache, daß die Amerikaner ständig neue Träger und
Geleitschiffe produzierten, konnte ein solcher Abnützungskrieg für Japan nicht mehr in Frage
kommen. Die japanischen Strategen ließen dies aber außer acht. War es Stolz oder
Unachtsamkeit? Eine historisch fundierte Antwort gibt es bis heute nicht. Jedenfalls wollte
Ministerpräsident Hideki Tojo, ein radikaler Militarist, der seit Oktober 1940 an der Macht
war, nicht wahrnehmen, daß sich die Lage Japans zusehends verschlechterte und beorderte
immer mehr Einheiten an die Front.
Die amerikanische Angriffsflotte war das Ziel eines geplanten Angriffes von Admiral
Jisaburo Ozawa, Nagumos Nachfolger. Am 19. Juni 1944 wurden die US-Träger von zwei
trägergestützten japanischen Fliegerverbänden angegriffen. Die meisten japanischen Piloten
waren aber ungeübt, ihre Maschinen in einem schlechten Zustand, und sie vermochten es
nicht, auch nur eines der amerikanischen Schiffe zu versenken. Im Gegenzug versenkten die
amerikanischen Trägerflugzeuge die altgediente Shokaku und den neuesten und größten
japanischen Flugzeugträger, die Taiho.
Der Kommandant des amerikanischen Trägerverbandes, Vizeadmiral Mitscher, gab sich
damit nicht zufrieden: Er ließ die sich zurückziehenden japanischen Flugzeugträger immer
wieder angreifen. Beim letzten Angriff mußten die zurückkehrenden Flugzeuge in der Nacht
auf den Trägern landen - in jener Zeit ein beispielloses Unternehmen. Fast die Hälfte der etwa
200 Piloten verfehlten die Landedecks der Träger, 52 Mann konnten nicht mehr gerettet
werden. Mitschers Waghalsigkeit wurde schließlich doch belohnt, da ein japanischer Träger
versenkt, drei andere schwer beschädigt wurden.
Die japanische Flotte verfügte nur noch über sechs Träger. Diese konnten, wenn auch zum
Teil schwerst angeschlagen, entkommen. Sie wurden von dem amerikanischen Trägerverband
nicht mehr verfolgt. Als diese Tatsache Admiral Nimitz bei einer Pressekonferenz
vorgeworfen wurde, antwortete er nur: "Der Primärauftrag der Flotte lautete, die
amphibischen Landungen auf Saipan zu decken und diese Landungen von See her zu
unterstützen. Der Auftrag wurde erfüllt." Dies entsprach der Wahrheit. Im August 1944
wurden die Japaner von den Marianen, sowie von den Inseln Guam, Tinian und Saipan, die
bis Ende 1944 erobert wurden, vertrieben. Die Amerikaner begannen sofort mit dem Bau von
Flugplätzen. Diese spielten im letzten Kriegsjahr eine große Rolle, denn von diesen
Flugplätzen konnten B-29 Langstreckenbomber starten, die in der Lage waren, japanische
Städte zu bombardieren.
6.4. Politische Ereignisse, die Einfluß auf den Pazifikkrieg hatten
Nicht nur strategisch, auch politisch hatte sich bis Ende 1944 vieles ereignet. Auf der
Dreimächtekonferenz in Moskau (19. bis 30. Oktober 1943) konnte Stalins Position Japan
gegenüber, wenn auch nur unwesentlich, geändert werden. Zwar sagten die Sowjets zu, die
USA im Krieg gegen Japan zu unterstützen, doch es sollte bis zum 8. August 1945 dauern, bis
die UdSSR Japan tatsächlich den Krieg erklärte. Auf der Konferenz von Kairo, die von 22. bis
26. November 1943 stattfand, einigten sich Roosevelt, Churchill und der chinenische
Staatschef Chiang Kai-Shek darüber, daß Japan nach dem Krieg alle seit 1894 besetzten
Gebiete verlieren sollte. Weiters sollten die Pescadores-Inseln und Formosa an China
zurückgegeben und Korea unabhängig werden.
Im Sommer 1944 wurde in Tokio der militaristische Premierminister Tojo abgesetzt. Sein
Nachfolger, General Kuniaki Koiso, war ebenso militaristisch eingestellt, wie sein Vorgänger,
und es sollte noch fast ein Jahr dauern, bis ein Mann an die japanische Regierungsspitze treten
würde, der die bevorstehende Niederlage eingestehen konnte.
6.5. Der Kampf um die Phililppinen
Im September 1944 wurde in Quebec über den weiteren Verlauf des Pazifikkrieges
verhandelt. Es gab drei strategische Möglichkeiten. Laut Plan Eins sollte die britische Flotte
Burma, Sumatra und Indochina erobern und dabei von der US-Flotte unterstützt werden. Die
zweite Möglichkeit war die Bildung einer vereinigten Commonwealth-Gruppe unter General
MacArthur, die mit der Invasion der Philippinen beginnen würde. Die dritte Alternative war
die unverzügliche Entsendung der britischen Flotte in den Pazifik, wo sie die US-Flotte
lediglich bei deren Aufgaben unterstützen würde.
Inzwischen griffen jedoch Halseys Trägerflugzeuge die Philippinen an. Als er feststellte, daß
der Widerstand unerwartet gering war, schlug er vor, sofort mit der Invasion der Philippinen
zu beginnen. Für dieses Unternehmen vereinigten sich Mitschers und Halseys TrägerEinsatzgruppen zu einer gewaltigen Streitmacht, die aus mehr als 200 Schiffen bestand.
Die Japaner aber hatten einen kühnen, wenngleich verzweifelten Plan: Die amerikanischen
Träger sollten von den Landungsschiffen weggelockt werden, die dann von dem Rest der
einst so stolzen Kaiserlichen Marine, die nur noch 56 Schiffe zählte, in der Golf von Leyte
vernichtet werden würden. Als Köder sollten die restlichen vier Flugzeugträger dienen, für
deren Inbetriebhaltung weder Treibstoff noch Piloten zur Verfügung standen. Durch das
unkoordinierte Vorgehen der Japaner wurde der Plan zum Desaster. Die amerikanischen
Flugzeugträger konnten zwar von den Landungsbooten weggelockt werden, doch die
ankommende Streitmacht, die Admiral Kurita unterstellt war, geriet in unmittelbarer Nähe der
Landungsschiffe in das Kreuzfeuer einiger Geleitträger und Zerstörer. Diese schlugen sich so
tapfer, daß Kurita glaubte, ihm würde eine "riesige Einsatzgruppe" gegenüberstehen und zog
sich (wieder einmal) unmittelbar vor Erreichen der fast ungeschützten Landungsboote zurück.
Admiral Halsey gelang es schließlich, die Schiffe der Japaner in Zweikämpfe zu verwickeln
und die meisten von ihnen zu versenken. Von dieser Schlacht, die als größte Seeschlacht der
Geschichte bekannt wurde, erholte sich die Kaiserliche Marine nicht wieder. Nach der
Schlacht in der Golf von Leyte - von amerikanischen Marinehistorikern als "Battle of Samar"
bezeichnet - gab es keine Angriffe japanischer Schiffe mehr. Es stellte sich heraus, daß die als
"Jeeps" verspotteten Geleitträger durchaus in der Lage waren, als eigenständige und
kampfkräftige Einsatzgruppe sogar gegnerischen Großkampfschiffen ein ebenbürtiger Gegner
zu sein. Bei dieser Konfrontation wurden erstmals japanische Kamikaze-Flugzeuge
eingesetzt. Die Piloten der von Admiral Takajiro Onishi gebildeten Einheit, allesamt
freiwillige, junge und ungeübte Männer, hatten die Aufgabe, sich mit ihren bombenbeladenen
Flugzeugen auf die gegnerischen Schiffe zu stürzen, sie zu versenken und dabei für Japan und
den Kaiser zu sterben. Sie versenkten den Geleitträger St. Lo und bereiteten den
Trägerkommandanten lange Zeit große Sorgen, aber auch sie konnten die Invasion der
Philippinen nicht verhindern. Nach der Besetzung von Leyte begannen am 9. Januar 1945 die
Armeen von General MacArthur mit der Invasion von Luzon, der Hauptinsel der Philippinen.
Die Inselgruppe konnte bis Anfang April 1945 erobert werden. MacArthur hielt sein
Versprechen und kehrte nach drei Jahren auf die Insel Corregidor zurück, die er am 12. März
1942 verlassen mußte.
Im nördlichen Pazifik beschränkten sich die Kämpfe auf die Bonin-Inseln und Iwo Jima, die
am 16. März 1945 von US-Marineinfanteristen besetzt werden konnten.
Die japanische Flotte war geschlagen. In Japan konnten kaum neue Schiffe oder Flugzeuge
produziert werden, da die rohstoffreichen Inseln im Südwestpazifik in den Händen der
Alliierten waren. Wirtschaftlich und politisch war Japan isoliert und am Rande des
Zusammenbruchs. Den USA hingegen standen zusätzliche Hilfstruppen in Form der
britischen Flotte zur Verfügung, die im europäischen Krieg nicht mehr benötigt wurden.
Ebenso wurden die kleinen Geleitträger in den Pazifik versetzt, die bis zu diesem Zeitpunkt
im Atlantik gegen deutsche U-Boote eingesetzt wurden. Die Rüstungsindustrie der
Vereinigten Staaten lief immer noch auf Hochtouren, neue Flugzeugträger liefen vom Stapel,
Tausende neue Flugzeuge wurden produziert. Alle Voraussetzungen waren vorhanden für
eine große Schlußoffensive, die Japan zum Ziel hatte. Diese sollte schon bald erfolgen, denn
die Alliierten zögerten keinen Moment und ergriffen die Gelegenheit, Japan ein für alle Mal
zu besiegen. Da der Krieg in Europa mit der Kapitulation von Hitlerdeutschland Anfang Mai
1945 beendet war, konnten die Alliieten ihre gesamte Truppenstärke gegen Japan
aufmarschieren lassen.
7. Die Endphase des Pazifikkrieges
7.1. Neue Präsidenten in Japan und den USA
Am 7. November 1944 wurde Franklin Delano Roosevelt wiedergewählt. Er hatte das volle
Vertrauen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten und arbeitete weiterhin daran, den Krieg
so schnell wie möglich siegreich zu beenden.
Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 wurde Stalin von Roosevelt und
Churchill versichert, daß die Interessen der Sowjetunion im Fernen Osten nicht angetastet
werden würden. Daraufhin sagte Stalin zu, in den Krieg gegen Japan einzutreten.
Am 12. April verstarb Roosevelt plötzlich. Sein Nachfolger, Vizepräsident Harry S. Truman
führte Roosevelts Politik weiter. Er legte den Schwerpunkt auf die Front in Europa. Als
Deutschland am 8. Mai endlich kapitulierte, sagte Truman auf einer Pressekonferenz: "Wenn
ich Ihnen ein Losungswort für die kommenden Monate geben soll, so heißt es Arbeit, Arbeit
und noch einmal Arbeit. Wir müssen arbeiten, um den Krieg zu beenden. Unser Sieg ist erst
halb gewonnen."
Eine Woche vor Roosevelts Tod ereignete sich in Japan wieder ein Regierungswechsel. Neuer
Premierminister wurde Admiral außer Dienst Kantaro Suzuki. Er wußte, daß Japan den Krieg
verlieren würde und arbeitete fieberhaft daran, die Bedingungen für den Frieden zwischen
Japan und den USA so günstig wie möglich zu gestalten. Suzuki war auf den persönlichen
Wunsch des Kaisers Hirohito in die Regierung berufen worden; der Kaiser wollte nie einen
Krieg gegen die USA, er hatte aber keine Möglichkeit, die militaristischen Pläne der
Regierung zu verhindern. Nun hoffte er, so bald wie möglich Frieden schließen zu können.
Moskau wurde immer wieder inoffiziell gebeten, die Vermittlerrolle zwischen Japan und den
USA zu übernehmen. Als sich die Lage zusehends verschlechterte, baten japanische
Diplomaten die Sowjetunion im Juli 1945 sogar offiziell um Hilfe. Stalin lehnte es aber ab,
den Vermittler zwischen Suzuki und Truman zu spielen, denn er wollte Gebiete im Fernen
Osten erobern und dazu war es notwendig, in den Krieg gegen Japan einzutreten.
7.2. Die Invasion von Okinawa
Obwohl die Japaner stark geschwächt waren, vermochten sie ihren Feinden Verluste
zuzufügen. Ständige Kamikaze-Angriffe bedrohten ab April 1945 die alliierten Bodentruppen,
vor allem aber die Schiffe und besonders die Flugzeugträger. Die Amerikaner mußten eine
Strategie entwickeln, mit deren Hilfe die Kamikaze-Flieger erfolgreich von den
amerikanischen Trägern ferngehalten werden konnten. Der Erfinder der "Thach-Weave",
Jimmy Thach schlug wieder zu und entwickelte die "große blaue Decke", einen umfassenden
Luftschirm, bestehend aus Jägerverbänden, welche die Träger ständig in einer Entfernung von
etwa 100 Kilometer umkreisten und so für Defensivschutz sorgten. Weiters sollten von den
Trägern "turnusmäßig drei Angriffsverbände starten, um die feindlichen Flugplätze ständig
durch Jäger bewachen zu lassen." Diese Taktik wurde in die Praxis umgesetzt und bot den
US-Trägern weitgehenden Schutz vor weiteren Kamikaze-Angriffe.
Am 9. März 1945 lief die Operation "Bethaus" an. 279 B-29-Langstrekcenbomber griffen
Tokio mit Brandbomben, Napalm , Magnesium und Phosphor an. Sie warfen 2.000 Tonnen
Bomben auf die japanische Hauptstadt und zerstörten rund 250.000 Häuser. Über die Anzahl
der zivilen Opfer gibt es bis heute keine genauen Daten. Dreimal wiederholte sich der Angriff
auf Tokio, mehr als 50 Prozent der Stadt lagen letztendlich in Trümmern, Millionen
Menschen mußten evakuiert werden. Im April und Mai wurden auch Nagoya, Osaka und
Kobe angegriffen. Japans Wirtschaft lag in Trümmern.
Gleichzeitig begannen die vereinigten amerikanischen und britischen Truppen mit der
Invasion von Okinawa, der größten Ryukyu-Insel. Am 1. April ging die erste Angriffswelle
an Land. Sie geriet in die versteckten Verteidigungsanlagen der Japaner. Diese waren auf eine
Invasion gut vorbereitet und fügten dem Feind mit der größten Konzentration von
Artilleriewaffen im Pazifikkrieg empfindliche Verluste zu. Die Kämpfe dauerten lang und
waren sehr blutig. Erst der Einsatz einer Massentötungswaffe konnte den Amerikanern zum
Durchbruch verhelfen. Es waren Panzer, bewaffnet mit Flammenwerfern. Mit ihrer Hilfe
konnten die japanischen Stellungen schließlich eingenommen werden. Am 21. Juni ergaben
sich die letzten Reste der auf Okinawa stationierten japanischen Armeen. Viele andere
wählten dagegen den "ehrenhaften" Tod der alten Samurai-Krieger und begingen Harakiri.
Bei der Invasion wurden die alliierten Landungseinheiten erstmals auch von britischen
Trägern unterstützt. Diese hatten einen großen Vorteil gegenüber den amerikanischen
Trägern, denn ihre Flugdecks waren gepanzert, so daß die angreifenden Kamikaze höchstens
eine "kleine Beule" hinterließen, während die amerikanischen Träger mit ihren HolzplankenFlugdecks fast immer schwere Schäden davontragen mußten. Weiters konnten die alliierten
Truppen einen für ihre Kampfmoral wichtigen, wenn auch strategisch eher unbedeutenden
Sieg für sich verbuchen: Am 7. April 1945 versenkten trägergestützte amerikanische
Flugzeuge die Yamato, das größte Schlachtschiff, das jemals gebaut wurde. Die Yamato war
kurz vorher zu einer Selbstmordmission ausgelaufen und versuchte einen Durchbruch nach
Okinawa. Wie wenig Hoffnung die japanischen Marineoffiziere auf die Rückkehr der Yamato
hatten, zeigt sich in der Tatsache, daß das Schiff nur so viel Treibstoff aufgenommen hat, daß
es gerade nach Okinawa gelangen konnte. Für einen Ausweichkurs gab es keine Reserven
mehr. Die meistens ihrer über 3.000 Mann starken Besatzung gingen mit dem kenternden
Riesen unter.
Der Widerstand der japanischen Armeen war gebrochen, doch eine Invasion der japanischen
Mutterinseln hätte die Alliierten immer noch viele Opfer gekostet. Ihren Führern folgend
hätten sich sicherlich Abertausende Japaner für Kaiser und Vaterland ihr Leben geopfert.
Tatsache aber war, daß die amerikanische Fahne nur mehr 550 Kilometer von Tokio entfernt
wehte.
7.3. Zwei Atombombenangriffe beenden den Krieg
Seit Anfang 1942 arbeitete eine Gruppe von Wissenschaftern in New Mexico am sogenannten
"Manhattan-Projekt" Sie erschufen die effektivste und kostengünstigste, gleichzeitig aber
auch grausamste und gandenloseste Massentötungswaffe in der Geschichte der Menschheit:
die Atombombe. Die Amerikner planten, durch Atombombenangriffe die Japaner zu
demoralisieren und dann die Inseln Kyushu zu besetzen. Die Ziele der Operationen, die im
August anlaufen sollten, waren folgendermaßen definiert:
"1. Durch die Errichtung einer See- und Luftblockade, die Führung eines intensiven
Bombenkrieges und die Vernichtung der japanischen See- und Luftstreitkräfte den
Kampfwillen und die Kampffähigkeit des Feindes zu schwächen und ihn zur Bedingungslosen
Kapitulation zu zwingen.
2. In das industrielle Herzland Japans einzudringen und militärische Zilie einzunehmen."
Die Invasion Kyushus trug den Namen "Operation Olympic", die Besetzung der japanischen
Hauptinsel Honshu nannte man "Operation Coronet". Sie waren für den Herbst 1945 geplant.
Schließlich gab Präsident Truman die Genehmigung für den Einsatz der Atombombe. Am 6.
August 1945 stiegen drei B-29-Bomber, die Enola Gay, die Great Artist und die Number 91
von Tinian auf. Die Enola Gay hatte einen "kleinen Jungen" - eine Atombombe - geladen. Sie
wurde über der japanischen Stadt Hiroshima genau um 8 Uhr 15 Minuten und 17 Sekunden
abgeworfen.
Die Verwüstungen waren enorm: Die Stadt wurde vollkommen zerstört, der Großteil der
250.000 Einwohner wurde getötet oder starb an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung.
Am 8. August erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg. Sowjetische Truppen griffen die
japanische Kwantung-Armee in der Mandschurei an. Dies war aber für den Kriegsverlauf
nicht mehr von Bedeutung, doch war es ein "billiger Sieg" für Stalin, der so seine
Gebietsansprüche untermauern konnte.
Bevor sich die Japaner von der psychischen Wirkung des Atombombenangriffs erholen
konnten, wurden sie von der Nachricht einer weiteren Atombombenexplosion geschockt. Die
Great Artist begleitete diesmal die Bock's Coach, welche die Atombombe "Dicker" trug.
Diese Bombe war etwas größer als der "kleine Junge" und hatte noch größere Sprengkraft.
Die Piloten konnten die Bombe nicht auf das ursprüngliche Ziel Kokura abwerfen, da über der
Stadt japanische Jagdflugzeuge kreisten. Daher flogen die beiden Flugzeuge nach Nagasaki,
dem Ausweichziel. Am 9. August, etwa um 11 Uhr vormittags explodierte die zweite
Atombombe und verwüstete die Stadt.
Die Japaner waren von dem zweiten Angriff noch mehr geschockt als von dem ersten. Die
Amerikaner schienen in der Lage zu sein, ganz Städte mit einer einzigen Bombe zu
vernichten. Am 15. August gab Kaiser Hirohito über Radio bekannt, daß Japan den Krieg
beendete. Auch ein Putschversuch hoher japanischer Armeeoffiziere konnte die
Friedensbestrebungen des Kaisers nicht verhindern. Der Putschversuch schlug fehl, die
Verschwörer wurden getötet.
Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand begannen. Die Japaner stellten Bedingungen,
doch die Amerikaner beharrten auf einer bedingungslosen Kapitulation. Schließlich sahen die
japanischen Politiker keinen Ausweg mehr. Am 2. September 1945 unterschrieben die
Generäle Mamoru Shigemistu und Umezu an Bord des amerikanischen Schlachtschiffes
Missouri die Bedingungslose Kapitulation Japans. Der zweite Weltkrieg ging nach sechs
Jahren und einen Tag zu Ende.
Japan mußte für seine aggressive Haltung im Zweiten Weltkrieg die volle Verantwortung
tragen. Einige hohe Armeeoffiziere wurden vor dem Tokioer Kriegsverbrechertribunal zum
Tode verurteilt und hingerichtet, andere wiederum wählten - wie so viele einfach Soldaten auf
den Inseln - den Freitod durch Harakiri.
Japaner verlor, entsprechend der Vereinbarung von Kairo, alle seit 1894 besetzten Gebiete.
Die Unabhängigkeit der Staaten Indonesien und Vietnam mußte von Japan anerkannt werden.
Das Kaisertum blieb erhalten, verbunden mit dem Übergang zu einer Demokratie.
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