Hamsun in Paris (1893)

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9.10.2007
VO: KNUT HAMSUN
Leseliste:
 Hunger
 Mysterien
 Pan
 Victoria
 Segen der Erde
Biographie von Walter Baumgartner
Prüfungstermine:
29.Jänner 2008
4. März 2008
Einführung
Ausgangspunkt ist der Roman Hunger. Beeinflusste die amerikanische Literatur des 20. JH,
auch Hemingway wurde von ihm beeinflusst. Er versuchte, den Stil Hamsuns nachzuahmen.
Auch Henry Miller behauptete, dass Hamsun der Dickens seiner Generation sei. Thomas
Mann sagte, nie ist der Nobelpreis (für Segen der Erde) jemanden verliehen worden, der ihn
mehr verdient hätte als er.
Auch der Russe Boris Pasternak und der Franzose André Gide hielt ihn für sehr bedeutend.
Wir finden Hamsuns Name in der Korrespondenz von Franz Kafka, Musil,... Es gibt eine
britische Autorin, Rebecca West, die sagte, dass Hamsun Qualitäten besaß, wie das Wissen
über die menschliche Natur.
Der jüdisch-amerikanische Autor Isaac Bashevis Singer, der Hamsun zum Vater der
modernen Erzählform macht (mit seiner Lyrik, seiner Verwendung von Rückblicken, mit
seiner Subjektivität und das Fragmentarische). Singer schreibt „die ganze moderne
Schreibweise des 20. JH geht auf Hamsun zurück“.
Jedoch in Abhandlungen über die moderne Literatur wird Hamsuns Name selten erwähnt.
Sein Ansehen war am positivsten in den Jahren nach 1929, als er 70 Jahre alt war. Dann
folgte der Nationalsozialismus, Ende es 2.WK war Hamsuns Name nur negativ gesehen. Als
einziger der bedeutendsten Schriftsteller hat er Hitler unterstützt. Er hat den Untergang des
Antisemitismus beklagt. In seinen Werken findet man jedoch keine Züge des
Nationalsozialismus, jedoch eine anti-amerikanische Einstellung.
War Hamsun auch Nazi, war er senil? Oder war er so verbittert, dass er sich tatsächlich die
totale Unterdrückung wünschte? Oder war er ein missverstandener und falsch interpretierter
Patriot?
Antwort werden wir nie genau erfahren, Hamsun ist ein Rätsel.
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Hauptlinien im Schaffungsprozess
Hamsun wurde 1859 geboren und verstarb 1952. Er ist zweifelsohne der Architekt einer
Erzählprosa, die in vieler Weise den Weg der modernen Literatur vorbereitet hat. In einem
norwegischen Kontext ist er eine Ausnahmegestalt, ein Schriftsteller, der die Geheimnisse der
Natur, der die feinsten Regungen der menschlichen Psyche zum Gegenstand der Dichtung
gemacht hat.
Am Anfang seines Schaffens steht mit Hunger ein neuer, psychologischer Roman, der sich
total auf das innere Leben des Individuums konzentriert und das soziale Umfeld fast total
außer Acht lässt. Allmählich geht Hamsun darüber hinaus, und wendet sich den
gesellschaftlichen Verhältnissen zu. Die Höhepunkte seines Schaffens sind einem
psychologischen Realismus verpflichtet.
Hamsun: „Dostojewski ist der einzige Dichter, bei dem ich etwas gelernt habe.“ Bei
Dostojewski findet man sehr viel Symbolismus statt Realismus (Hamsun bleibt eher am
Boden).
Hamsuns Dichtung steht der Tendenzliteratur des 19. JH (man wollte die Gesellschaft
verändern/verbessern) äußerst fern, dies gibt es bei Hamsun nicht. Dennoch ist er tief im
norwegischen Alltag verwurzelt. Er ist Realist, aber kein Naturalist. Der norwegische Alltag
für Hamsun ist das Leben der Bauern, Fischer, Seeleute und Landarbeiter – Menschen
verschiedener Generationen und Geisteshaltungen.
Wir befinden uns zeitlich in einem Zeitraum von großen Spannungen und Änderungen mit
dem wachsenden Industrialismus und der Zuwanderung von Land zur Stadt. Hamsun
konzentriert sich aber auf die persönlichen und inneren Spannungen. Wenn er sich dem
Nationalsozialismus zuwendet, tut er es eher als Mensch und nicht so sehr als Dichter.
Ist Hamsun Romantiker (Pan und Victoria...?) oder Symbolist?
Kann man von einer allgemeinen Thematik in seinen Romanen sprechen?
 Zusammenprall des Individuums mit einer kleinbürgerlichen Gesellschaft. Die
persönlichen Spannungen sind wichtig, nicht die politischen. Zusammenprall zwischen
Freiheit und Konformität. Diese Thematik könnte an Ibens Nora erinnern – Verbindung zur
zeitgenössischen Literatur.
Die Autoren derselben Zeit (Alexander Kielland, Björnstjerne Björnson, Jonas Lie) zeigten
jedoch Unterschiede. Hamsun wurde mit diesen Autoren verglichen. Sie beschäftigen sich
auch mit Freiheit und Kleinbürgertum, aber bei ihnen ist der soziale Blickpunkt viel schärfer.
Jonas Lie stand Hamsun am nächsten, er ist der Realist unter den Naturalisten. Es geht bei
ihm vor allem um innere Ereignisse, das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Um 1890
gibt er zwei Bände mit Erzählungen heraus Troll, das im Norden Norwegens spielt. Die Natur
ist wichtig, wo sich mystische Dinge abspielen.
Hamsun spürte auch eine große Sympathie für Björnson. Ibsen konnte er nicht leiden. Im
gesellschaftlichen Sinn müsste man Hamsun statisch sehen. Die Grundlage des Menschen
(Leben des Bauern) in enger Verknüpfung mit der Natur. Man findet die Sehnsucht nach
Harmonie und Schönheit.
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Er hat auch den Verlauf der Geschichte als einen ewigen Kreislauf, einzige Kette von Kreisen
und Wiederholungen der wenigen Gerechtigkeiten und vielen Irrtümer gesehen. Hamsun
huldigt die große Gestalt (Nietzsche – Der Übermensch).
Hamsuns Schaffensweg läuft parallel mit ökonomischen Krisen. Es herrschen geistige und
materielle Nöte, er spürte sie selbst in seiner Jugendzeit, dennoch sieht er diese Ereignisse als
etwas schicksalhaftes, den der Mensch ausgeliefert ist.
Es existieren antibürgerliche Motive und zivilisationsfeindliche Motive nebeneinander in
seinen Werken. In Mysterien wird rebelliert, durch einen romantischen Höheflug (wie in Pan
und Victoria). Hamsuns Gestalten haben keine endgültige Antwort. Sie sind chaotische
Gestalten, sie sind zwiespältige Menschen, dies macht sein Schaffen zu einem modernen
Projekt.
Wir finden tiefe Sympathien/Mitleid mit den Erniedrigten des Lebens. Er versucht eine
Orientierung rückwärts zu einem vorindustriellen Zeitalter zu schaffen. Hier gibt es noch die
wahren Werte, wie die Harmonie mit der Natur – im Gegensatz zur Jagd nach Erfolg und
Reichtum in der modernen Umwelt (durch den „american way of life“ inspiriert).
Aus 1928 gibt es einen Aufsatz Hamsuns Festina Lente („Beeile dich langsam“), hier wird
direkt die moderne Welt der Industrie und Technik angegriffen, die Banken und die Börsen
wegen der Arbeitshetze angeklagt, der Fortschrittstaumel der Industrialisierung wird
angegriffen. „Der wahre Fortschritt ist das Wohlbefinden des Menschen.“
Ja zum unwiederholbaren Leben des Menschen. Hamsun ist kein religiöser Dichter, er
beschäftigt sich mit dem Leben des diesseitigen Menschen. Das Leben ist bei ihm fast wie ein
Märchen, es gibt Gutes und Böses. Licht und Schatten gehen ineinander über.
Bei Hamsun gibt es auch Einsamkeit in der Natur und unter den Menschen, daraus folgt
Angst und Verzweiflung, Hass und Bosheit – Teil dieses ewigen Kreislaufes der Natur. Durch
diese Weltanschauung wollte man Hamsun auch in der Nähe des Mystischen platzieren. Man
fokussiert auf Hamsuns Gestalten, die Sehnsucht nach Harmonie haben, Verlangen nach
Glück – alles hängt vom Subjekt ab.
Hamsun war der einzige große, europäische Schriftsteller, der offen zum Nationalsozialismus
stand. Nach Ende des Dritten Reiches schrieb er eine Verteidigungsschrift Auf überwachsenen
Faden im Gefängnis, wo man keine Spur von Reue findet. Das zeigt, dass er nicht aufgrund
seiner Senilität handelte, ein Seniler könnte eine solche Schrift nicht schreiben.
In der Gesellschaft kritisierte er die Ausdrücke „Herr und Knecht“ im alten
landwirtschaftlichen Leben. Dieses Verhältnis war gestört und es gab Disharmonie. Hamsuns
Helden gelangen nur selten zu dieser postulierten Harmonie. Seine Gestalten sind fast immer
unterwegs, ruhelos und einsam. Es geht immer wieder darum, eine Verbundenheit mit der
Natur herzustellen, ist der Mensch Teil der Natur – unklar. Er verbindet mit Natur Sicherheit
und Geborgenheit.
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BIOGRAPHIE
Kindheit und Jugend
Sein eigentlicher Name war Knud Pedersen, sein Vater war Schneider in Nordland auf den
Lofoten, er lebte am „Hamsundhof“ als Kleinbauer.
Hamsun hatte harmonische, unbeschwerte Kindheitsjahre und glückselige Tage in der Natur.
Als er neun Jahre alt war, wurde er als Pfand für Schulden seiner Eltern auf einen Pfarrhof
geschickt, wo er arbeiten musste. Da er eine schöne Handschrift hatte, musste er die
Buchhaltung seines Onkels führen, er versuchte, den Jungen mit eiserner Natur zu erziehen.
Klein Knud musste schwere physische Arbeit verrichten, er wurde geschlagen und verprügelt.
Sein Onkel verwaltete die Bibliothek der Gemeinde, Knud kam dadurch in Verbindung mit
der Literatur.
In der Erzählung Ein Gespenst schildert er sein Leben an diesem Pfarrhof: „...ich träumte,
dachte und wanderte einsam herum...“
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Knud las in der Bibliothek die Volksmärchen der Gebrüder Grimm, eine Reihe von
norwegischen Autoren:
 Björnson: „Synnöve Solbakken“ und „Arne“ – zwei kleine Bauernerzählungen
 A.P. Munch: populärer Dramatiker, der die nationale Geschichte Norwegens
dramatisierte (Vorläufer von Henrik Ibsen)
Er las auch Bücher über Geographie, Naturgeschichte und Geschichte, durch diese begründete
er bereits die Antipathie gegen die Engländer.
Im selben Jahr, als er zu seinem Onkel zog (1868) begann auch seine Schulausbildung, ein
primitiver Unterricht, der nur sporadisch stattfand. Es war eine Wanderschule, der Lehrer kam
in das Dorf und unterrichtete für einige Wochen und zog danach weiter. Insgesamt sollten es
69 Tage pro Jahr sein, durch die Landarbeit absolvierten die Kinder jedoch nicht die volle
Stundenanzahl. Im ersten Jahr war Hamsun 11 Tage in der Schule.
Ab 1872 ging er fast 2 Jahre lang regelmäßig zum Unterricht und konnte das Jahr danach die
Schule verlassen.
1873 geht er auf Wanderschaft durch Norwegen, er sammelt die ersten Rohstoffe seiner
Dichtung. Er versuchte, sich als Händler und Kaufmannsgehilfe durchzuschlagen. 1876
beginnt er eine Schuhmacherlehre und war auch Hafenarbeiter. Hier entstanden auch seine
ersten literarischen Versuche: sentimentale Liebesgeschichten, qualitativ nicht so hochwertig.
Man findet jedoch schon einige Grundmotive:
 Der Rätselhafte – 1877: erschien in Tromsö, zählt zur Trivialliteratur, eine banale
Geschichte. Es geht um einen Kleinbauern (niedrigste Schicht), der Rolf Andersen
heißt und in eine Kleinstadt geht – es entsteht eine Liebesgeschichte. Nach und nach
wird jedoch deutlich, dass Rolf jemand anderer ist, als er vorgibt. Er spricht plötzlich
vornehm, Rolf ist eigentlich Knut Sonnenfeld und ist sehr reich. Sie heiraten und
ziehen in die Stadt, wo Knut zu einem erfolgreichen Geschäftsmann wird.
Motiv des Fremden und das Motiv der Liebesgeschichte sind typisch für Hamsun.
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 Björger – 1878: erschien in Bodö. Hier merkt man deutlicher den Einfluss von
Björnsons Bauernerzählungen, obwohl der Stil nur annähernd so realistisch ist. Es gibt
noch deutlichere Parallelen zum Roman „Victoria“.
Björger bekommt seine Liebe Laura nicht (vergleiche Johannes und Victoria), in
beiden Fällen stellt sich ein sozial überlegener Nebenbuhler in den Weg. In Björger ist
es ein Agronom, in Victoria ist es ein Leutnant.
Die Titelgestalt ist ein Bauernjunge, zusammen mit seinem Bruder Thor wird er von
Pflegeeltern aufgenommen. Thor wird durch den Selbstmord seiner Eltern verwirrt
und flieht in die Berge. Björger wird beim Kaufmann im Ort angestellt, dieser
wohlhabende Kaufmann hat die Tochter Laura (soziale Kluft). Es entwickelt sich ein
Liebesverhältnis. Hamsuns Einstellung zur Liebe ist sehr romantisch, man befindet
sich auf einem höheren Niveau. Das Problem ist der soziale Unterschied. Laura stirbt
in Björgers Armen.
Victoria hingegen ist eine reifere Darstellung von Björger.
(KÖNNTE EINE PRÜFUNGSFRAGE SEIN)
Interessant ist auch das Verhältnis zwischen Thor und Björger. Beide lieben die
Einsamkeit, sie haben einen Hang zum Grübeln. Hamsun projiziert sich selbst in zwei
Gestalten.
Zu Björnson:
Er lebte von 1832 – 1910, er bekam den Nobelpreis, ist aber außerhalb Norwegens in
Vergessenheit geraten. Er schrieb Dramen, Gedichte, Romane und Erzählungen. Er war
extrovertierter als sein Rivale Ibsen, er war nationalistisch eingestellt. Er war von Anfang an
das Ideal für Hamsun (Stilist und Mensch des öffentlichen Lebens).
Die Bauerngeschichten waren wegweisend für die Entwicklung der norwegischen Prosa
(kurzer, prägnanter Stil).
Der Chef des größten Verlags in Norwegen „Gyldendal“ – Harald Grieg, zitiert in seinem
Vorwort Der Rätselhafte einen Brief von Hamsun.
1879 reist Hamsun nach Südnorwegen, wo er Björnson besuchen wollte, dann setzte er nach
Kopenhagen fort, wo er den Gyldendal-Verlag besuchen wollte (diesen besuchte er jedoch
nicht). Auch Björnson wollte sich kaum mit Hamsun beschäftigen.
Im Winter hungerte Hamsun in Kristiania, er findet Arbeit als Straßenbauarbeiter, wo er bis
1882 bleibt.
Danach reist er nach Amerika. Hier verdient er als Farmarbeiter, Geschäftsgehilfe und ist
Sekretär eines norwegischen Predigers. Er setzt sich mit amerikanischer Literatur (Mark
Twain) auseinander.
1. Amerikareise
Im Jänner 1882 reiste Hamsun nach Hamburg, wo er den Dampfer nach New York nahm. Er
bekam eine freie Überfahrt, und schrieb dafür Presseartikel. In Elroy lebte ein Bruder
Hamsuns, wo er hinfuhr. Es ist die Epoche der Auswanderung in Skandinavien, man zog nach
Minnesota und Wisconsin.
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Hamsun hatte erste positive Gefühle, als er in New York ankam. Auch von Chicago war er
überwältigt. Er war über die Architektur erstaunt, wie zum Beispiel das Rathaus. Hier schrieb
er zwei Gedichte auf Norwegisch Norden, die sofort veröffentlicht wurden. Von zuhause hatte
er ein Empfehlungsschreiben mit, mit dem er nach Wisconsin und dessen Hauptstadt
Madison, wo er sich beim Professor Rasmus B. Anderson vorstellte.
Anderson wollte die kulturellen Leistungen Skandinaviens in Amerika publik zu machen. Er
schrieb über die nordische Mythologie und beharrte darauf, dass die Wikinger Amerika
entdeckt hatten. Er übersetzte Munch, Björnson und machte die Amerikaner auf Ibsen
aufmerksam.
Der amerikanische Markt war ein neuer Markt. Hier musste man Abgaben für
Veröffentlichungen bezahlen (Schriftsteller bekamen Geld dafür).
Begegnung zw. Hamsun und Anderson:
Anderson „Livestory“ von 1915: Hier schrieb er, dass Hamsun ein Empfehlungsschreiben von
Björnson hatte. Hamsun wollte für die Norweger in Amerika Gedichte schreiben.
(1909 machte sich Anderson über Hamsun lustig, und nannte ihn Grünschnabel.)
Hamsun schrieb jedoch von der Arroganz Andersons, er wurde nie zum Essen eingeladen (so
wie es Anderson beschrieben hatte).
Hamsun verbrachte eine Nacht in einer Herberge und fuhr weiter zu seinem Bruder Peter nach
Elroy, den er im Februar trifft. Sein Bruder war Schneider und hatte eine Familie, er war aber
dem Alkohol verfallen. Er arbeitete kaum, wollte lieber musizieren und trinken. Die
Familienbande waren keine große Hilfe für Hamsun.
Er zog weiter und arbeitete kurzfristig auf einer Farm.
 Vagabundentage – 1905: Knut verliebt sich in ein Mädchen, aber sie findet eine
bessere Partie (einen Deutschen)
Im Herbst 1882 kehrt er nach Elroy zurück, hier bekommt er eine Stelle als Handlanger eines
Geschäftes. Er erlernte die Sprache, er mochte sie jedoch nicht. Er veröffentlichte nie auf
Englisch. Er hielt Vorträge auf Norwegisch, um Geld zu verdienen. Lieblingsthema war
Björnson.
Er traf den norwegischen Pfarrer Kristofer Janson, der wichtig für ihn wurde. Dieser schrieb
auch verschiedene Erzählungen. Sie trafen sich in einer Kleinstadt von Minnesota, in
Madelia. Der Pfarrer war positiv auf Hamsun eingestellt und stellte ihn als Sekretär ein. Er
las hier viel (v.a. Twain), führte die Korrespondenz für Janson.
Es entwickelte sich eine Freundschaft und der Norweger Sven Tveraas wurde auch wichtig
für ihn. Er wohnte gratis ihm Haus Janson. Hamsun zieht mit dem Pfarrer nach Minneapolis.
Er entwickelt seine polemischen Fähigkeiten und arbeitet aktiv als Schriftsteller für den
Pfarrer.
Hamsun wurde schwer krank, spuckt Blut (Zeichen von Tuberkulose), es war jedoch nur eine
Bronchitis. Die Jansons sammelten im Sommer 1884 Geld für ein Ticket nach Norwegen, da
das Wetter besser für ihn wäre.
Er reiste mit dem Zug zurück nach New York, mit dem Schiff nach Belfast und weiter nach
Norwegen. Die Schilderungen der Reise findet man in Briefen an Sven Tveraas (Editor:
Harald Naess).
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Zurück in Skandinavien (1884)
Er reiste in das Tal Valdres in Ostnorwegen um eine Art Kur zu machen. Er sehnte sich
zurück nach Amerika, schrieb weiterhin an Tveraas und bat ihn um Geld, da er nicht arbeiten
konnte.
1884-1886: Widergewonnene Gesundheit in Valdres.
23.10.2007
1884 befindet er sich im norwegischen Ort Valdres. Er plant einen Roman im Kristiania
Bohème Milieu – eine Tragödie der Menschen, die vor die Hunde gehen. Er schreibt 50
Seiten im Rausch, der Rest ist stockend.
Der Verleger Albert Camermayer rezensiert in Aftenposten. Es werden drei Artikel aus
Hamsuns Amerikareisen abgedruckt, diese bilden eine formlose Einheit von
Amerikaeindrücken. Hier beginnt die Kritik des American-way-of-life.
Erzählung: Et livs fragment von einem jungen, unbekannten Erzähler. Sie ist sentimental und
unbedeutend, ein Abschiedsbrief von der großen Liebe. Diese Erzählung wurde 1884 von
Dagbladet veröffentlicht.
Mit Erik Frydenlund verband Hamsun eine lebenslange Freundschaft. Seine Eltern hatten
das teuerste Hotel in Valdres. Hamsun beobachtete die Engländer, was zu der AntiAngloamerikanischen Einstellung führte.
Hamsun verdiente Geld mit Vorträgen über Björn Björnsen, was aber keinen Erfolg brachte.
Im Mai 1885 wurde ein Artikel über Amerika bei Aftenposten veröffentlicht.
Mark Twain war sein Vorbild: humoristischer Stil, Groteske, Flash-back-Technik. Er schreibt
einen Aufsatz über Mark Twain mit dem Autorennamen: Knut Hamsun  Schicksalszeichen.
Hamsun wurde wieder fit, er machte lange Spaziergänge in der Natur, Kristiania lockte. Ende
des Jahres 1885 musste er sich wieder durchhungern. Er versuchte sich als Autor zu
etablieren, macht Vorträge, reiste herum. Er kehrt zurück nach Valdres.
Am 8. Mai 1886 hält er einen Vortrag über Strindberg, das große einsame Genie (war vor
Strindbergs großem Erfolg).
Er fährt zurück nach Kristiania und schreibt eine selbstbiographische Skizze „Paa tournee“.
Diese hat einen eigenen Stil, Loslösung von der Sentimentalität. Er fährt von Kristiania nach
Drammen um Vorträge zu halten. Im Zug sitzt er in der 3.Klasse, im Gepäck hat er
Schmutzwäsche. Er betrachtet seine eigenen Erfahrungen mit Abstand. In Drammen besetzt
ein Zauberkünstler mit Affen Hamsuns Vortragsaal. Er muss warten, ist beleidigt und fährt
zurück nach Kristiania – gewisse Selbstironie (Hunger).
Es folgen zwei weitere Geschichten:
- Sünde (Sünde aus Hunger stehlen?)
- Lügen (Lügen ist keine Sünde, wenn man überleben muss  Nietzsches Übermensch)
Die Texte sollten nicht gedruckt werden. Er trifft den berühmten Autor Arne Garborg und
gibt ihm das Manuskript Paa tourneen und es wird bei Dagbladet gedruckt. Sünde und Lügen
werden veröffentlicht (Korruption).
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2. Amerikareise (1886 – 1888)
Am 3. September legt das Schiff in New York an. Er fährt nach Chicago weiter, da er in den
Westen wollte. Er hatte einen Presseausweis von Dagbladet. In Chicago versucht er, eine
feste Anstellung zu bekommen, was ihm aber nicht gelingt. Er wird Gleisarbeiter bei der
Straßenbahn und wird dann Schaffner; er arbeitete 9 Monate lang bei der Straßenbahngesellschaft.
Er bleibt vom Herbst 1886 bis 1887 in Chicago. Hierzu gibt es kaum Quellen. Er nimmt
Kontakt zu seinem Bruder auf.
Erzählung: Frauensieg – ist eine Schauergeschichte.
Es wird ein Bericht über eine Überfahrt auf Geisir in Dagbladet abgedruckt.
Er verlässt Chicago im Sommer 1887 und sucht Kristoffer Janson auf. Er ist Gast bei ihm,
aber er schreibt zu dieser Zeit sehr wenig. Er findet viele skandinavische Freunde, zB. Victor
Nilsson (schwedischer Journalist). Seine Lieblingsautoren waren Strindberg, Balzac,
Jakobson, aber auch Tolstoj und Dostojewski.
Im Juli 1888 fahren die Jansons aufs Land. Hamsun schickt eine Artikel nach Norwegen, er
arbeitet auf einer Farm und verrichtet schwere Arbeit (15 Stundentag, Hitze,...). Ein Maultier
bricht zusammen, von den Menschen schreibt er aber nichts  keine Sozialkritik.
Fatalismus, Stoizismus kommt zum Vorschein.
Erzählung: „Zachaeus“ wird 1903 veröffentlicht. Es geht um einen Streit zwischen Koch und
Zachaeus um eine entliehene Zeitung. Zachaeus verliert einen Finger, der Koch gibt den
Finger zum Essen. Zachaeus erschießt den Koch, die Arbeiter lachen.
Auf der Prärie wurde 1903 und Vagabundentage 1905 veröffentlicht. Es spielt in einem rauen
Milieu mit eigenen Gesetzen, die offizielle Moral hat keinen Wert. Es geht um aus der Bahn
geworfene Existenzen.
Auf der Prärie
Evans (Ire) arbeitet hart, kleidet sich in Seidenhemden, er will nichts von der Vergangenheit
erzählen. Bei einem Fest verspielt er sein Geld. Der Landsmann leiht im kein Geld. Er nimmt
alles Geld von Hamsun, spielt damit und gewinnt. Hamsun bekommt das Geld zurück. Als er
den Gewinn abholen will, ist alles weg. Evans bleibt ruhig, Hamsun ist begeistert.
1888 fährt er nach Minneapolis zurück, mietet hier ein eigenes Zimmer und hält wieder
Vorträge. Hamsun ist nervös, stottert, dann spricht er wieder zu schnell. Er war ein schlechter
Rhetoriker. Die Unzufriedenheit stieg und er wollte nach Hause.
Am 28. März 1889 fährt er weg aus Minneapolis und am 17. Mai kommt er wieder zurück, da
Nationalfeiertag war. Seine Freunde bezahlten das Ticket. Nilsson meinte, er sollte nach
Kopenhagen reisen, um Gyllendal und Brandes zu treffen.
Hamsun hat Interesse an Strindberg  Selbstbiographie (1856). Er identifiziert sich mit
Hamsun, solidarisiert sich mit Strindberg aufgrund der sozialen Minderwertigkeit. Er ist
unzufrieden mit seiner literarischen Produktion. Bei seinem letzten Vortrag ändert er die
Thematik, er kritisiert und das Publikum ist geschockt, da der Vortrag totale Subjektivität
enthielt. Es entstanden erste Skizzen von Vom Geistesleben des modernen Amerikas.
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30.10.2007
Die zweite Amerikareise fand zw. 1886 – 1888 statt. Er hielt Vorträge, um Geld zu verdienen.
Victor Nilsson war Journalist bei der Svenska Folkets Tidning. Er hielt Vorträge über
Strindberg, französische Autoren, Björnson, Ibsen,...
Hamsun interessierte sich zu dieser Zeit für Strindberg, das große Genie solidarisiert sich mit
ihm – Thema der sozialen Minderwertigkeit. Hamsun war unzufrieden in Amerika, mit seiner
Armut und Unproduktivität. Hier fasste er bereits einen Plan für Hunger. Er hält ein Vortrag
über sein eigenes Leben in Amerika. Nilsson sprach von äußerster Subjektivität bei Hamsuns
Vortrag, das Publikum war schockiert, da der Vortrag Kritik gegen Amerika enthielt.
In den letzten Wochen vor seiner Rückreise sprach er mit Victor Nilsson über eine Strategie,
wie er sich in Skandinavien verhalten sollte. Er riet Hamsun, nach Kopenhagen zu gehen, da
hier die bedeutendsten Kritiker (zB. Georg & Edvard Brandes – Zeitung Politiken) waren.
Neue Zeitung Ny Jord, redigiert von Carl Behrens, mit ihm sollte Hamsun in Kontakt treten.
Strindberg veröffentlichte in dieser Zeitschrift, auch Ola Hansson. Die Zeitschrift enthielt
auch Auszüge aus Nietzsches Werk.
Zurück nach Skandinavien
Hamsun fährt nach Skandinavien zurück, am Schiff war ein Bekannter aus Madison an Bord
– Rasmus B. Andersson war Legationssekretär an der amerikanischen Botschaft in
Kopenhagen.
Anderson meldete bei der Polizei, dass Hamsun ein gefährlicher Anarchist wäre, und Hamsun
wurde dadurch beschattet. Hamsun behauptete jedoch, dass er zu Beginn am Schiff keinen
Kontakt mit Andersson hatte. Er sagt, dass sich später ein Gespräch entwickelte, er aber nie
nach der Ankunft beschattet wurde.
Hamsun geht in Kopenhagen an Land, versetzt seinen Regenmantel, um Geld zu bekommen.
Er mietet eine Dachkammer im Arbeiterviertel. Er beginnt sofort zu schreiben, setzte sich mit
Behrens in Verbindung und verkaufte ihm einen Artikel.
Er schrieb in einem Zug 30 Seiten, und gab es Edvard Brandes, dafür bekam er fünf Kronen
(diese Episode findet man in Hunger). Es handelt sich im Wesentlichen um den zweiten Teil
von Hunger. Für die Zeitung Politiken war der Artikel zu lang, er konnte aber Behrens dazu
bringen, diesen in Ny Jord zu veröffentlichen. Dieser Artikel erregte enormes Aufsehen in
Kopenhagen. Hamsun bestand darauf, den Artikel anonym abdrucken zu lassen. Das Resultat
dieser Anonymität war, dass die Zeitungen mit einem Rätselraten begannen.
Winter 1888
Er unternimmt eine kurze Reise nach Schweden, wo er eine Rezension an Dagbladet nach
Kristiania schickt (er unterschreibt: „Ein norwegischer Verfasser“). Er bleibt weiterhin
anonym.
Er schreibt fünf weitere Aufsätze, die anonym waren. Erst beim letzten Aufsatz unterschreibt
er mit „Knut Hamsun, der sich gegenwärtig in Amerika aufhält“. Er war aber in
Skandinavien.
Hamsun beschäftigt sich mit der Frage des Berühmtseins, der Anonymität (in Verbindung mit
Hunger – das anonym veröffentlicht wurde). Es spricht sich herum, dass Hamsun der
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Verfasser des Artikels in Ny Jord war. Er wurde in der Gesellschaft akzeptiert. Norwegen war
zu dieser Zeit sehr modern (Ibsen, Björnson), die Werke wurden in Kopenhagen verlegt. Die
Künstler trafen sich im Kaffeehaus Bernina in Kopenhagen, hier fühlte sich Hamsun wohl.
Dieser Lebensstil kostet jedoch Geld. Er bekam gewisse Summen von dem Autor Erik Skram
und seiner Frau Amalie, aber es war zu wenig. Er begann wieder, Vorträge zu halten, zB in
Studentenvereinen. Jetzt wird er eingeladen (musste nicht mehr fragen). Hier konnte er seine
kritischen Ansichten über Amerika verbreiten. Amerika war zu dieser Zeit auch sehr modern,
es war modern, darüber zu sprechen. Björnson besuchte auch Amerika und verdiente viel mit
seinen Vorträgen. Ibsens Stützen der Gesellschaft handelte auch von Amerika.
Der erste Vortrag hatte eine gewaltige Reaktion. Der Anti-Amerikanismus war gegen die
allgemeine Auffassung Amerikas. Hamsun stellt dar, dass unmenschlich hart gearbeitet wird,
wo der einzelne Mensch anonym und entwurzelt ist, wo die Armut dominiert – ein Land der
Enttäuschung und Desillusionierung. Es ist eine Gesellschaft ohne eine wirkliche Zukunft.
Diese Ansicht war ganz anders als Ibsens und Björnsons.
Die Leute der Ny Jord sahen nach diesem Vortrag die Möglichkeit, ein Buch zu
veröffentlichen, so schnell wie möglich. Hamsun schreibt Tag und Nacht, um diesen Auftrag
zu erfüllen. Seine Arbeit an Hunger wurde aufgeschoben. Am 3. März 1889 ist er fertig Aus
dem Geistesleben des modernen Amerikas. (WICHTIG FÜR PRÜFUNG)
Das Motto war „Wahrhaftigkeit ist uneigennützige Subjektivität. Die Subjektivität ist die
Wahrheit.“ (Vergleiche mit Kirkegaard). Hamsun ist ein Relativist, das müsste bedeuten, dass
das Buch auch Wahrheit über Hamsun ist. Es gibt aber viele Ungenauigkeiten, es ist eine
einseitige Kritik. Er mag die Politik, Sprache, Frauen, Presse, Materialismus nicht in Amerika
nicht. Auch die Malerei, Theater und Literatur taugt nichts. Das sind seine Schilderungen im
Buch.
1891 gibt er ein Band heraus Auf den Bänken von New Foundland. Hier schildert er den
Alltag der Fischer. Die Auffassung ist anders, variierter und objektiver. 1903 kommt eine
Sammlung von Erzählungen heraus Auf der Prärie. Der Hintergrund ist Hamsuns eigenes
Erlebnis als Landarbeiter in Amerika (teilweise auch positiv).
1928 kommt der Band Festinalente heraus, wo er der harten Arbeit in Amerika gedenkt, aber
keine Konsequenzen zieht. Hamsuns soziale Erfahrungen in den USA hätten gereicht, seine
Dichtung in Richtung Sozialkritik zu drehen.
Aus dem Geistesleben des modernen Amerikas enthält unkorrekte, übertriebene Aussagen. Er
schimpft über die kompakte Demokratie, den demokratischen Pöbel, das nationale
Stallnegerwesen, Mangel an inneren Adel, Mangel von seelenvoller Poesie, die Rohheit der
Sitten, die religiöse Verdummung, das Verbrechen,....  extreme Subjektivität.
Auch sprachlich gibt es Probleme im Text. Seine Raserei nimmt Überhand und er schreibt
unverständliche Sachen.
Er mochte Mark Twain, aber Walt Whitman („Leaves of Grass“ – Prosagedichte) mochte er
nicht, da er Modernist war. Hamsun meinte: „Er ist ein talentierter Dichter, kann aber nicht
schreiben.“
Später sah Hamsun sein Werk Aus dem Geistesleben des modernen Amerikas als
Jugendsünden. Der Band war eine Sensation, der teilweise auf Ablehnung aber auch auf
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Zustimmung stieß. Brandes zeigt eine gewisse Sympathie. Strindberg liebte Hamsuns Werk.
Strindberg war auch von Mark Twain positiv beeinflusst.
Hamsun bekam 800 Kronen für diesen Band, danach ging er zurück nach Norwegen, wo er
eine Wohnung im Zentrum von Oslo bezog. Er beginnt seine Karriere als bekannter
norwegischer Dichter, er schreibt Aufsätze und Artikel für die Zeitungen.
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Hamsun verließ Kopenhagen, und im Juni 1889 mietet er sich eine Wohnung in Norwegen. Er
wollte die gute Presse ausnützen um sich noch bekannter machen. Meistens schrieb er
kontroversielle Aufsätze, zB. über Nansen.
Das nächste Angriffsziel war Ibsen. Im August 1889 rezensierte eine Aufführung von
Gespenster, dieser Artikel erschien auf der Titelseite. Dieser Aufsatz war ein Angriff auf die
Inszenierung und auf den Text selbst. Er fand Ibsen zu einfach, plump und simpel und konnte
nicht verstehen, dass er als raffinierter Autor angesehen wurde. Er sah Ibsens Peer Gynt als
Hauptwerk.
Er hebt Björnson auf Kosten Ibsens hervor. Lars Oftedal (Hamsuns Jugendfreund) war auch
politisch engagiert und war Redakteur, hatte eine bedeutende Position in Norwegen. Hamsun
will eine alte Rechnung begleichen. Er schreibt Aufsätze in Dagbladet, wo Oftedal
angegriffen wird (Oktober 1889).
Zu diesem Zeitpunkt wird ihm der Posten als Direktor des Bergener Nationaltheaters
angeboten. Diesen Posten hatten vorher schon Ibsen und Björnson. Hamsun zeigte kein
Interesse, er meinte, er verstünde sich nicht genügend auf das Theater, um den Posten
annehmen zu können.
Hunger (Sult)
Die letzten Teile von Hunger schrieb er im Frühling 1890 in Kopenhagen. Das Werk erschien
am 5. Juni 1890.
Es ist einer der bedeutendsten Romane über die Entfremdung des Menschen von der
Großstadt. Oft verglichen mit Kafkas Das Schloss, auch Dostojevskis Aus dem Untergrund,
auch Rilkes Aufzeichnungen des Malte Lauritz Brigge.
Alle diese Werke beschäftigen sich mit dieser Entfremdung.
Hunger gibt Hamsuns eigene Erlebnisse wieder. Der erste Abschnitt war der Winter 18801881 in Kristiania. Das zweite Mal in Kristiania war er 1885-1886. Beide Male ging er
danach nach Amerika. Aus dem Briefwechsel erkennen wir, wie eng verbunden Hunger mit
seinem eigenen Leben ist.
Nilsson fragte in einem Brief, ob ihm das alles selbst erfuhr, und Hamsun antwortete mit ja.
Der Roman schildert den Zeitraum von einigen Monaten im Leben eines jungen Menschen,
der in Kristiania lebt und sich als Schriftsteller versucht. Eines seiner Themen war zB. über
den italienischen Renaissancemaler Corregio. Er plant auch, über den deutschen Philosophen
Kant zu schreiben. Er versucht sogar, ein Versdrama anzubringen. Folglich hatte er selten bei
den Redakteuren Erfolg.
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Den größten Teil seiner Zeit verbringt er, um zu überleben. Er ist oft hungrig, ohne Dach über
den Kopf. Er hat absurde Begegnungen mit Polizisten, Landstreichern und Prostituierten (die
letzten zwei sind Menschen am Rande der Gesellschaft wie er selbst). Er versucht ständig,
akzeptiert zu werden, er sucht Kontakt, aber ohne Erfolg.
Der Held hat im Buch keine Biographie, er hat keine Vergangenheit. Wir wissen zB. nicht,
woher er kommt. Er lebt im Augenblick, lässt sich auch von Augenblickseindrücken
bewegen. Andererseits ist er immer bemüht, einen Abstand zu dieser Umwelt bewahren – er
will sich nicht persönlich engagieren.
Dieses Thema ist kein neues Thema, es geht zurück auf die Romantik. Der Künstler wird
glorifiziert, die Biedermeierwelt lächerlich gemacht. Bei Hamsun finden wir aber keine
Angriffe auf diese bürgerliche Welt. Sie wird geschildert, wie mit einem Schleier verdeckt,
unerreichbar. Er sieht diese Welt als eine egoistische, kaltherzige.
Der Antiheld dieses Buches ist kein halbloser Schwächling, der sich unter keinen Umständen
engagieren will. Er ist vom Leben verwundert worden. Wir spüren, dass er bemüht ist, einen
gewissen Grad an Würde zu wahren, auch wenn er gedemütigt wird (er hat den Wunsch nach
dem künstlerischen Schaffen, dieser Wunsch hält ihn aufrecht und würdig).
Der Künstler ist auf der Suche nach dem Schaffensrausch. Die Intuition bricht wie ein Rausch
über ihn herein.
Der Roman schildert nicht nur das Leben eines Künstlers, sondern auch den Existenzkampf
um zu überleben. Wir erfahren die Qualen des Helden. Andererseits spürt man immer wieder
eine Beharrlichkeit zu überleben, weiter zu kommen. Sind seine Versuche ernsthaft? Will er
eine Erlösung aus seinem Übel überhaupt erreichen, oder genießt er diesen Zustand? Oder
wird nur ein Spiel gespielt, um zu sehen, wie weit er gehen kann? Es ist ein Spiel mit dem
Wahnsinn (Halluzinationen erscheinen immer wieder), mit dem Tod, ein Spiel, das bewusst
gespielt wird.
Auf den letzten Seiten begibt er sich auf ein Schiff nach England. Ist das seine Rettung?
England mochte aber Hamsun gar nicht, warum will er dann nach England/Leeds? Das ist
eine Lüge, da Leeds gar nicht am Wasser liegt und nicht durch ein Boot zu erreichen. Er
kommt nie an  gibt es keinen Ausweg für ihn? – Doppeldeutigkeit
Hamsun selbst wollte das Buch nicht als Roman betrachten, er wollte „ein Buch über die
feinen Schwingungen einer empfindsamen Menschenseele, über das seltsame, eigentümliche
Gemütsleben, die Mysterien der Nerven in einem ausgehungerten Körper“ schreiben.
In einem anderen Brief schreibt er, dass der Mann, der in diesem Buch hungert kein Typ,
sondern ein Individuum ist, der aus Nervosität und absurden Bagatellen zusammengesetzt ist.
Der namenlose Ich-Erzähler spricht vorwiegend in Monologen und berichtet über seine
körperliche, seelische Existenznot  radikale Ich-Bezogenheit.
Abgehandelt werden nicht die Zustände, die den Hunger hervorrufen, sondern die Zustände,
die VOM Hunger hervorgerufen werden. Der Erzähler verbleibt in den Grenzen seiner
eigenen subjektiven Erlebniswelt.
Hamsuns Debütroman ist eine eigenartige Mischung aus Selbstanalyse, aus Halluzination, aus
symbolistischen Elementen. Wenn die Umwelt geschildert war, dann in einer Art
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Impressionismus (nicht Realismus), manchmal Expressionismus. Es ist unmöglich zu sagen,
in welche Kategorie der Roman fällt (es ist eine Hybridform).
Die soziale Dimension fehlt total, es geht nicht um eine soziale Anklage, auch nicht um eine
fotographisch genaue Wiedergabe äußerer Fakten und Details. Hamsun konzentriert sich auf
das Innere des Individuums, auf das autonome Eigenleben.
Hamsun-Forscher Einar Eggen (Aufsatz „Norsk Litteraer Årbok“ – 1966):
Die äußerliche Wirklichkeit ist mit einer Präzision wiedergegeben, dass wir eine Bedeutung
sehen. Wir finden keine Verbindung zwischen der äußeren und inneren Wirklichkeit.
Hamsun konzentriert sich auf die spontane Beschreibung der Gefühle eines gespaltenen Ichs.
Er versucht überhaupt nicht, dieses geschilderte Seelenleben durch äußere Faktoren zu
objektivieren. Hamsun wird eindeutig zum Vorläufer des abstrakten, absurden Romans.
Relevant dafür sind Kafka und Beckett.
1957: Das Ende von Beckett, es gibt Übereinstimmungen mit Hunger. Es geht um einen
Stadtstreicher, der ziellos in einer Stadt umherirrt und von seiner inneren Stimme geführt
wird. Auch er hat einen oberflächlichen Kontakt zu den anderen Menschen (wie bei Hunger).
Die Erzählung von Beckett endet damit, dass sich der Antiheld auf ein Schiff begibt.
Hunger fand in allen Kreisen fast uneingeschränktes Lob, in Skandinavien und außerhalb.
Generell aber ordnete man den Text in die neuromantische Dichtung ein, auch die
Naturalisten versuchten, das Buch für sich in Anspruch zu nehmen. Deutschland interessierte
sich auch für den Roman. Viele deutsche Kritiker spürten im Roman die Anwesenheit
Nietzsches.
Hamsun war stolz auf seinen Roman, 15 Jahre später spricht er von gewissen Mängeln.
Wie reagierte Brandes auf Hamsuns Roman?
Brandes war nicht begeistert. Selbst war er nicht mehr (1890) so naturalistisch eingestellt wie
früher. In der Zwischenzeit hatte er Nietzsche entdeckt, Briefe mit ihm gewechselt. Er wurde
von Nietzsches Übermensch-Philosophie beeinflusst. Dies zeigt sich in seinem Werk Der
aristokratische Radikalismus (1890).
Wie reagierte Strindberg auf Hamsuns Roman?
Strindberg äußert sich nicht besonders zu dem Roman. Hamsun war von Strindberg
beeindruckt, er war von Strindbergs Vorwort zu Fräulein Julie beeindruckt, weil er von
Strindbergs Auffassung der Persönlichkeit beeindruckt war. Hamsun wurde von Strindberg
beeinflusst.
In Deutschland wurde das Werk von dem Verleger Samuel Fischer gefördert. Dieser Verlag
war beteiligt, skandinavische Literatur im deutschen Raum bekannt zu machen. Bereits 1891
kam eine deutsche Fassung von Hunger heraus und verkaufte sich gut. In der Originalsprache
verkaufte sich das Werk eher schlecht.
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Im Sommer plante er, eine Reise nach Konstantinopel zu machen. Er interessierte sich für den
Orient, aber die Reise fand jetzt noch nicht statt. Er wollte weg von Kopenhagen und
Norwegen. Er bezieht im Juni 1890 ein Hotelzimmer in der norwegischen Kleinstadt
Lillesand. Er hatte bereits Pläne für den nächsten Roman, aber zuerst schreibt er Vom
unbewussten Seelenleben.
13.11.2007
Vom unbewussten Seelenleben
erscheint 1890 in Samtiden, einer bedeutenden Literaturzeitschrift.
Im Aufsatz zählt Hamsun alle möglichen seltsamen Seelen- und Gemütszustände auf und gibt
somit eine unwissenschaftliche Analyse der Hauptgestalt in Hunger. Hamsun versucht,
Literatur zu schaffen, in der Normalität und Abnormalität beschrieben werden, in der das
Gebiet des Bewusstseins erweitert wird durch Einblick in das Seelenleben. Er beschreibt
keine alltäglichen Charaktere!
1890er Jahre
Hamsun attackiert in den 1890er Jahren in vielen Artikeln und Vorträgen (vor Osloer
Studenten und in einer norwegischen Provinz) die realistischen Schriftsteller der Zeit, v.a.
Ibsen, weil sie soziale, ethische und aufklärerische Aspekte in ihrem Schaffen verfolgen.
Nach Hamsuns Meinung soll ein Dichter kein Volkserzieher oder Denker sein, er soll kein
System präsentieren. Dichter sind Vagabundenseelen, wurzellose Landstreicher (für Hamsun
typisches Motiv! Sie kommen aus dem Nichts, verursachen Turbulenzen und verschwinden).
1897 fordert Hamsun zur Bücherverbrennung in einem Vortrag auf
Hamsun braucht Geld, das kommt von Hunger- Verkäufen aus Deutschland. Dort gab es
damals großes Interesse für skandinavische, besonders norwegische, Literatur und sonstige
Kunst: (Ibsen, Grieg, Munch), Zentrum Berlin, wo u.a. auch Strindberg, Ola Hansson (S) und
Arne Garborg (N) waren.
Freie Bühne: einflussreichste Zeitschrift- darin Vorabdruck von Hunger
1891 schreibt Hamsun an Erik Skram begeistert über das positive Echo in Deutschland und
Interesse weiterer Länder wie Polen, Österreich, England an Hunger.
Nach der Bezahlung alter Schulden macht Hamsun neue. Er hat zeitlebens Geldprobleme. Er
beschäftigt sich mit einem neuen Roman und der Forderung nach einer neuen Literatur
(psychologisch).
Im Februar 1891 hält er drei Vorträge in Bergen, die großes Aufsehen landesweit erregen:
1. Angriffe auf alte norwegische Literatur
2. neue psychologische Literatur
3. Angriff auf Establishment
Im Frühjahr 1891 hält er einen Vortrag in Kristiania. Ibsen sitzt in der ersten Reihe und
erträgt mit steinerner Miene Hamsuns Angriffe.
VG- Redakteur und Kritiker Ola Thommesen attackiert Hamsun: „Oberflächlichkeit,
Frechheit, Unwissenheit- er wolle die großen Dichter ebenso vernichten wie früher die USA!“
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Mysterier (16. Sept. 1892)
Darstellung zweier Seiten einer Person (?). In den Hauptfiguren finden sich Johan Nagel und
Minutten. Das Manuskript gibt es in der Uni-Bibliothek in Oslo: Kommentar von Hamsun
(für Reklame??): „Der Held ist ein Scharlatan, ein pathologisches Phänomen, halb auf der
Grenze von Genie und Wahnsinn, eine gespaltene Persönlichkeit, inkonsequent, voll
Widersprüche. Die 19 anderen Personen des Romans sind nur dazu da, Licht auf Nagel zu
werfen.“
Hauptmomente:
Nagels Liebesverhältnis zu Dagny, einer vornehmen, gebildeten, koketten Pastorstochter, die
ihn enttäuscht, als sie seinen von ihr initiierten Verführungsversuchen nicht nachgibt. Er fühlt
sich zerrissen, hat Halluzinationen, Visionen und begeht Selbstmord durch einen Sprung ins
Meer.
Es gibt wenig äußere, aber dafür viel innere Handlung. Nagel wird über mehrere Monate
hindurch geschildert.
Handlung:
In eine norwegischen Kleinstadt kommt eines Tages Johan Nagel „aus dem Nichts“, erregt
Interesse, wird in gehobene Kreise eingeladen, aber es stellt sich bald heraus, dass sein
Verhalten unangepasst und provozierend ist und Anstoß erregt. Er schwankt zwischen
Charme und abstoßendem Benehmen.
Nagel etabliert 3 Beziehungen:
1. mit Dagny
2. mit Martha (zurückhaltend, bescheiden, nicht mehr ganz jung, keine erotische
Ausstrahlung, lässt sich verführen, dient Nagel als Objekt für Eifersuchtserweckung
bei Dagny)
3. Minutten: geheimnisvoller Beobachter, Stadt-Trottel, verkrüppelt, Ausnahmegestalt,
wird schikaniert, was er mit Demut hinnimmt und eine „Verkörperung aller christl.
Tugenden“ ist. Nagel will ihn demaskieren, scheitert daran aber.
Nach Nagels Selbstmord spazieren Dagny und Martha herum und erinnern sich an Nagel.
Andeutungen: Hat Minutten Martha vergewaltigt?
Nagels Charakter
Nagel ist unerklärlich- Minutten ist wie im Nebel- rätselhafte Vorgänge im Dunkeln
Nagel nennt sich selbst „ Ausländer des Daseins, Gottes fixe Idee“
Nagel hält endlose Monologe, Tiraden, in denen zum Teil Texte aus früheren HamsunAbhandlungen und von späteren Werken zu finden sind.
Er ist Individualist, egozentrisch und attackiert die Bürgerlichkeit, die norwegische
realistische Literatur, humanistische Traditionen, verachtet zynisch die Demokratie (das Volk
ist Pack). Er sucht das Genie, den Weltgeist, die Geistesaristokratie, den Herrenmenschen
(Nietzsche!).
Nagels Ideal ist „ der große Terrorist“, er schätzt Menschen wie Kaiphas, Pilatus, den Kaiser.
Hinweise auf nationalsozialistisches Gedankengut???
Ist Nagel ein früher Nationalsozialist? Ein Weltverneiner? Anarchist? Nihilist?
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Nagels kurzfristiger Ausweg ist die Rückkehr zur Natur, in die Einsamkeit. Trotz „Blut und
Boden“ –Hinweisen steht am Ende das Meer. Nagels Stimmungsschwankungen sind
unmotiviert.
Nagel ist kein fester Charakter (> Strindberg!)
Dualismus:
 Trotz- Entsagung
 Selbsterhöhung- Selbsterniedrigung
 Hochmut-Demut
 geniekult- Primitivismus (Natur)
 Reflexion- Resignation
 Spiel mit Zufall- Berechnung
Nagel ist ein Mysterium, ebenso Minutten, eventuell auch die Frauengestalten.
Mysterier zeigt ein diffuses Nebeneinander von Stimmungen und Eindrücken. Fast
Identitätsverlust. Weiterführung des Menschenbildes aus Hunger, man findet einige
philosophische Konklusionen.
Hamsun ist beim Erscheinen des Buches in Kopenhagen.
Honorar 3000 Kronen, er verschwendet das Geld im Gesellschaftsleben.
Kritik
War negativ- was Hamsun nicht überrascht. Er rechnet damit, dass das Buch nicht verstanden
wird. [Aus heutiger Sicht ist es eine Revolution im Schreiben!]
Vor allem Hamsuns Attacken auf Ibsen und die anderen Autoren werden verurteilt. Er sagt
über Ibsens Werke, sie seien „pervers und widernatürlich.“ Hamsun bringt keine Begründung
für Nagels Benehmen.
In einem Brief an seine Übersetzerin Marie Hertzfeld, die gerade Erzählungen übersetzt,
greift Hamsun Ibsen persönlich als Lieferanten von Schund an. Bewusste Provokation, damit
ihn Ibsen verklagt? (was dieser aber nicht tut).
Aftenposten: Kritiker sieht eine Verbindung von Mysterier mit einer Gemäldeausstellung
(Munch und J.F. Willumsen, Dk): „Munch und Hamsun sind Begründer eines neuen Kults der
Perversität und des Mystizismus“ „verrenkte Phantasie“, „fieberhafte Halluzinationen“- beide
werden von dem Kritiker für verrückt gehalten.
(Munchs Bild Abend auf der Karl Johans gate: eine einsame Gestalt- auf anderer Straßenseite
viele Menschen, die in anderer Richtung gehen - interpretierbar als Malerei der Hauptgestalt
von Hunger)
Edvard Brandes in Politikken: beklagt „die perverse Form“ des Romans.
[heute: Technik der langen Monologe = Stream of Counciousness-Technik durch Hamsun
begründet, wird oft erst James Joyce und Virginia Wolf zugeschrieben – bahnbrechende
Neuigkeit!]
Die Kritiker vermuten, dass Nagel die Personifizierung der Gedanken und Träume Hamsuns
ist- was dieser zurückweist, er hält Abstand zu seinen literarischen Gestalten, das ist Kunst.
Hamsun an Erik Skram: „Nagels anderes Ich ist Minutten“ Im PS nochmals Hinweis darauf,
dass er nicht Nagel ist. Minutten analysiert Nagel aus einer anderen Richtung
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In Redakteur Lynge gibt es eine Anspielung auf Mysterier, (Nagel ist ein unsympathischer
Zwerg - Hinweis auf Verwechslung oder Absicht?)
Mysterien ist ein moderner Roman aus folgenden Gründen:
 Stream of Counciousness-Technik
 Persönlichkeitsspaltung
 existentialistische Gestalt
Versuche, den Namen Nagel als Anagram zu sehen: en gal, angel
Spekulationen über Einflüsse von anderen Dichtern:
 Nietzsche: Herrenmensch- aber dieser begeht nicht Selbstmord!
 Strindberg: Subjektivität, Antifeminismus, schockierende Äußerungen - teilweise
Einfluss bei der Auffassung von unfertigen Charakteren
 Dostojewski: Psychoanalyse, Erforschen des Irrationalen, Individualistisches
(Naturalisten beschreiben nur eine dominante Charaktereigenschaft). Hamsun hat
alles, was in norweg./dän. Übersetzung von Dostojewski erschienen ist, gekannt.
1892 Plagiatsvorwurf: Hamsuns Erzählung Hazard (1889 geschrieben, in VG, 1890
übersetzt, in Freie Bühne, Kritiker Felix Holländer entdeckt Übereinstimmungen mit
Dostojewskis Roman Der Spieler, den Hamsun angeblich erst nach dem Schreiben
seiner Erzählung gelesen haben will. Hamsun schreibt Erzählung später um, sie
erscheint unter dem Titel Vater und Sohn im Band Krattskog (Gestrüpp) 1903.
Unklare Situation.
Hamsun zieht sich auf die Insel Samsø zum Schreiben zurück. Es ist ein harter Winter, der die
Verbindung zum Festland wegen Vereisung erschwert (11 Tage keine Post).
Redakteur Lynge
ist ein polemischer Roman, gerichtet gegen den VG Redakteur Ola Thommesen als Rache für
dessen Kritik an Hamsuns Vorträgen. Hamsun greift das Verlagswesen, den Journalismus, das
politische Leben in Norwegen im Buch an.
Hamsun selbst bezeichnet in Verlagstext für Albert Langen den Roman als verschieden von
allem, was er bisher geschrieben hat – er habe bewiesen, dass er sehr wohl einen
herkömmlichen Roman mit Anfang, Ende und fest umrissenen Figuren schreiben könne.
Verlag Philipsen erhält 1893 das Manuskript.
Hamsun hält zum Geldverdienen wieder einmal einen provokativen Vortrag im
Studentenverein von Kopenhagen, in dem er sich mit anderen Schriftstellern auseinandersetzt.
Arne Gaborg wirft Hamsun in dem Artikel Ein Pfundkerl in VG (=Verdens Gang)
mangelndes Berufsethos vor. Garborgs Rezension, ebenfalls in VG, bezeichnet Redakteur
Lynge als „Buch für sensationsgierige Massen, Schmähschrift“.
Die meisten Kritiker stimmen mit Garborg überein, der findet, dass das Buch unmoralische,
ungerechtfertigte Angriffe enthalte und Hamsun sein Talent vergeude. Auch Amalie Skram
wendet sich von Hamsun ab. Hamsun verscherzt es sich mit dem Establishment.
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Das Buch verkauft sich gut, nach einem Monat wird bereits die 2. Auflage gedruckt. Es ist ein
Schlüsselroman mit zeitgenössischen Personen.
Honorar sind 2100 Kronen. Hamsun verjubelt es bei Zechtouren in Kopenhagen.
Dramen
Dramen Trilogie mit Hauptperson Ivar Kareno
1. Ved Rigets Port ( An des Reiches Pforten) 1895
2. Livets Spil ( Das Spiel des Lebens) 1896
3. Aftenrøde (Abendröte) 1897
In An des Reiches Pforten vertritt Ivar Kareno die Philosophie des Übermenschen, des
Herrenmenschen (Nietzsche!) - dieser braucht Sklaven, die aber nach getaner Arbeit
vernichtet werden können. Der Herrenmensch ist „der große Terrorist“, der nicht gewählt
wird (gegen Demokratie!), sondern sich selbst zum Anführer über die Horden dieser Welt
macht, wozu Krieg notwendig sei.
In Das Spiel des Lebens wird Kareno mit der Liebe konfrontiert, die aber wegen seiner
Aufgabe ohne Resonanz bleibt.
In Abendröte widerruft der alte Kareno teilweise die Ideen seiner Jugend, sucht sich einen
Platz unter den bürgerlichen „Stützen der Gesellschaft, er wird zum Spießbürger.
Es handelt sich um schlechte und kaum aufführbare Werke.
Hamsun in Paris (1893)
Paris war in den 1890er Jahren das kulturelle Zentrum Europas (ab 1910 Wien und dann auch
Berlin).
Skandinavische Kolonie: Alexander Kielland, Jonas Lie, Edvard Munch, August Strindberg,
Edvard Grieg, Herman Bang
Symbolismus, Impressionismus (frz. Maler)
Hamsun reist zusammen mit dem dänischen Dramatiker und Kritiker Sven Lange (damals
sehr erfolgreich, heute vergessen), einem erfahrenen und kultivierten Mann.
Willy Gretor: Dänischer Maler, erfolgreicher Kopist und Fälscher- daher reich, führt eine Art
Salon in Paris, Künstler und Mäzen, homosexuell(?)
Albert Langen: reich, Möchtegern-Schriftsteller und Maler, gründet einen Verlag, fördert
junge Schriftsteller, † 1909, Verlag besteht aber weiter. Hamsun wird zum Spitzenautor des
Albert-Langen-Verlags
Fischer-Verlag lehnt Mysterien ab, 1894 erscheint das Buch auf Deutsch beim Langen
Verlag. Hamsun schreibt in Paris einen Artikel für das Magazin Revue des Revues über die
norwegische Literatur ohne Namensnennung- Garborg, Skram und Bjørnson sind beleidigt.
Auch Edvard Brandes wird nun sein Feind.
Nils Voigt: in Rezension von Mysterier in Morgenbladet persönliche Angriffe auf Hamsun.
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Hamsun fühlt sich verfolgt von einem „Hagel von Flüchen aus N, Dk, S“. In einem Brief an
Freundin Bolette Larsen schreibt er, er sei betrübt, völlig verzweifelt, überarbeitet und bittet
sie um Erklärung für die Angriffe auf sich. Dabei er wähnt er auch einen neuen Roman:
Ny Jord (30.11.1893)
bei Phillipsen in Kopenhagen. Es ist ein Schlüsselroman über das Künstlermilieu. Kritiker
zerreißen das Buch in ihren Rezensionen. Mit Redakteur Lynge hat Hamsun das alte
Establishment verärgert, nun macht er sich das junge zum Feind.
Es gibt 2 Gruppen:
 geistlose unbegabte Künstler, die in Cafes zechen, die bürgerliche Welt verachten
(Boheme)
 Geschäftswelt ( diesmal positiv beurteilt von Hamsun!)
Mehrere Liebesgeschichten zwischen den beiden Gruppen. Geld und Establishment siegen
schließlich: junge Künstlerin heiratet Geschäftsmann, will ihn und Kinder wegen einer Affäre
zu einem Künstler verlassen, da sich dieser aber als Schuft herausstellt, bleibt sie doch beim
Ehemann.
Hier ist es ein anderes Ende als in Ibsens Et Dukkehjem (Nora)- gegen die feministischen
Tendenzen (auch Strindberg hat ein „Puppenheim“ ohne Weggehen geschrieben).
Der Verkauf ist mäßig. Die Kritik, v.a. in Dänemark, ist sehr negativ.
27.11.2007
Pan
Der Roman Pan ist Beispiel für die Subjektivität, für die Stimmungskunst (2 Elemente).
Diese Elemente sind auch im Roman Victoria vorhanden.
Ab Pan wird sein literarischer Aufstieg zu einer festen Tatsache, er wird ein anerkannter
Autor. Strindberg ist eine wichtige Inspirationsquelle von Hamsun, er hielt mehrere Vorträge
über Strindberg. Hamsun sah ihn als ein Gegenteil zum langweiligen Ibsen. Strindberg war
seinerseits recht früh auf Hamsun aufmerksam geworden, war Vom Geistesleben des
modernen Amerikas beeindruckt.
Das zweite Vorbild für Pan war Rousseau. Die Natur als etwas Positives, die Kultur als etwas
Negatives, Zerstörerisches.
Es wurden 2000 Exemplare gedruckt, welche schnell vergriffen waren.
Im November 1894 schreibt er an seinen Verleger Langen. Die Jahre bis 1896 sind in der
Strindbergforschung als die Infernojahre bekannt (Strindberg in einer seelischen Krise in
Paris). In dieser Zeit treffen sich Hamsun und Strindberg. Sie sprachen darüber, als
Straßenmusikanten durch Europa zu ziehen. Hintergrund war die Armut der beiden Autoren.
Hamsun versuchte, Strindberg finanziell zu helfen, er sammelte mit einer Annonce in einer
Zeitung Geld, Strindberg wollte es aber nicht und würde wütend.
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Im April 1895 versuchte Hamsun nochmals, das Geld an Strindberg zu überreichen. Hamsun
schreibt an seinen Verleger Langen, dass Strindberg Paris verlassen hatte.
Hamsun hielt zu dieser Zeit viele Vorträge und schrieb Aufsätze für die Zeitung. Erzählungen
wurden veröffentlicht. Im Winter und Frühling 1895 war er am Ende seiner Kräfte.
Er fährt nach Fåberg/Lillehammer. Nach dem Erfolg von Pan beginnt man, die Qualitäten in
Hunger und Mysterien zu sehen. Auch Björnson rühmt Hamsuns Werke.
Hunger kam 1895 auf Französisch heraus, auch Russland brachte 1892 einen Raubdruck von
dem Werk heraus. England begann erst später, sich für Hamsun zu interessieren.
Er fährt zurück nach Kristiania. Im Frühling 1895 erfährt er, dass das Nationaltheater sein
Drama An des Reiches Pforten angenommen hat. Daraufhin schreibt er den zweiten Teil der
Trilogie Spiel des Lebens. Es geht um die Frage des Altwerdens, das war ein ständiges
Problem für Hamsun. Die Übermensch-Philosphie wird in dieser Trilogie vor allem im dritten
Teil Abendröte abgeschwächt.
Hamsun erkannte bald, dass er mit seinen Dramen nicht reich werden würde. Er schreibt an
seine Freundin B. Larssen, dass ihn das Schreiben anekelt. Er begann, Gedicht zu schreiben.
Er fand, dass Dichter und Dichtung überbewertet waren. Er war ausgebrannt und suchte nach
neuen Inspirationen. Bei den Verlagen bahnen sich neue Möglichkeiten an, er sollte in
Dänemark beim Verlag Gyldendal Bücher herausbringen.
In Deutschland wurde eine neue satirische Zeitschrift „Simplicisimus“ herausgebracht,
Hamsun sollte hier mitarbeiten. Hier arbeiteten auch Thomas Mann, Frank Wedekind, Olav
Guldbransson,...
Begegnung mit Bergljot Goepfert
Im April 1896 ist er in München und bleibt bis Juni. Als Hamsun nach Kristiania
zurückgekehrt ist, trifft er einen anderen Gast im Hotel – Bergljot Goepfert, eine Dame. Sie
war mit einem Österreicher verheiratet. Hamsun verliebte sich sofort in sie und schrieb darauf
eine Reihe von „Fiebergedichten“ in der Sammlung Der wilde Chor (1904). Hier drückt er
seine Liebe zu Bergljot aus. Sie war nur 22 Jahre alt, als sie Hamsun zum ersten Mal traf. Sie
war Norwegerin mit einem reichen Vater.
1893 heiratete sie den Österreicher Edward Göpfert, einen reichen Geschäftsmann und
brachte im Jahr darauf ein Kind zur Welt. Das Verhältnis zw. Hamsun und ihr wurde ernster,
und Hamsun zog vom Hotel aus Anstandsgründen aus. Öffentliche Skandale sollten
vermieden werden.
Anna Munch tauchte auf, sie wollte die Liebesbeziehung zw. den beiden zerstören. Sie
schrieb anonyme Briefe an Hamsun, Bergljot, an Zeitungen und die Öffentlichkeit mit
Beschuldigungen.
Schon vor der Begegnung mit Bergljot versuchte Anna Munch, mit Hamsun in Verbindung zu
treten. Sie war eine Schriftstellerin, aber geisteskrank, besessen von Hamsun. Sie folgte ihm
sogar nach Paris. Sie schrieb ihm lange Briefe, wo sie ihm vorschlug, dass sie zusammen
ziehen sollten.
Sie schrieb sogar einen Roman über sich und Hamsun Zwei Menschen. Es ist eine groteske
Geschichte. Lange Zeit nahm Hamsun Anna Munch als ein harmloses Phänomen in seinem
Leben auf.
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Aber als er mit Bergljot zusammen war, wurden die Briefe immer bizarrer. 1,5 Jahre darauf
wendet sich Hamsun endlich an die Polizei und bittet um Polizeischutz. Anna Munch hörte
irgendwann auf, Briefe zu schreiben und verschwindet aus der Hamsun-Biographie.
Kurzgeschichte „Stimme des Lebens“: (PRÜFUNGSFRAGE)
Es gibt einen ICH-Erzähler, der in der Stadt herumirrt (wie in Hunger), in der Hoffnung, ein
Abenteuer zu erleben. Er begegnet einer jungen Frau (Hunger), die ihn mit nachhause nimmt.
Beim Verlassen der Wohnung sieht er zufällig durch eine offene Tür, wo er die Leiche eines
alten Mannes sieht. Der Frau gegenüber erwähnt er nichts, findet die Erklärung später in den
Todesanzeigen der Zeitung. Seine Liebhaberin war die Witwe des Toten.
Der Text wurde von einem norwegischen Politiker in einer Zeitschrift gefunden, und es
entstand eine heftige Debatte.
Er war wieder mal pleite und bekam Hilfe von Langen aus Deutschland. Er bekam genug
Geld, um Bergljot heiraten zu können. Am 19. März 1898 bekam sie den Erlass, zu heiraten.
Sie zogen sich aufs Land zurück. Er bedankt sich bei Langen für die Großzügigkeit.
Er schreibt weiter an Victoria. Ende September 1898 wird der Roman veröffentlicht. Er
schreibt wieder an Langen über seine Fortschritte.
Victoria
Johannes, der Sohn eines Müllers, liebt Victoria, die Tochter eines Gutsbesitzers. Sie liebt
auch ihn, und ist von seiner Phantasie und Geschichtenerzählung begeistert. In der Kindheit
können sie sich als Gleichgestellte begegnen, mit dem Alter werden aber die Unterschiede
stärker.
Johannes nimmt sich vor, Schriftsteller zu werden. Hin und wieder kommt er nachhause, um
seine Familie und Victoria zu besuchen. Sie begegnen sich an einem Ort, wo sie als Kinder
gespielt haben (Reflexion auf die Zeit der Kindheit). Sie merken aber, dass die Gesellschaft
zwischen ihnen gekommen ist. Das gegenseitige Verhalten wird eher förmlich. Sie treffen
sich später auch noch in der Kleinstadt, diesmal verhält sich Victoria Johannes gegenüber
ungezwungen. Bei der dritten Begegnung ist sie jedoch abweisend. Daraufhin zieht er sich
zurück.
Vor allem fokussiert Hamsun auf den abrupten Wandel in ihrem Verhalten. Sie verlobte sich
mit einem reichen, jungen Mann – nicht aus Liebe, aber weil ihr Vater vor dem
wirtschaftlichen Ruin steht, und sie will ihm so helfen. Victoria willigt in die lieblose Ehe mit
Otto ein. Auch Johannes wird zur Verlobungsfeier eingeladen. Während dieser Feier macht
Victoria ihn mit Camilla bekannt (sie hatte ihn früher einmal vor dem Ertrinken geredet).
Camilla verliebt sich sofort in ihn. Er liebt Victoria immer noch, sieht aber ein, dass es mit ihr
nichts werden wird. Er macht ihr einen Heiratsantrag, und sie nimmt ihn an. Aber am gleichen
Tag wird Otto bei einem Jagdunfall getötet.
Victorias Papa begeht Selbstmord, und Victoria ist von allen Verpflichtungen gelöst. Sie
begibt sich sofort zu Johannes und gesteht ihm ihre Liebe. Es ist zu spät, da er Camilla
heiraten muss. Er setzt aber keinen Termin für die Hochzeit fest. Nach einiger Zeit lernt
Camilla einen anderen Mann kennen, er ist Engländer, und sie verliebt sich in ihn.
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Sie ist geplagt von Schuldgefühlen und gesteht Johannes, dass sie sich in den Engländer
verliebt hat. Johannes will zurück zu Victoria, aber sie erkrankt an Tuberkulose und stirbt.
4.12.2007
Victoria erinnert an ein Stück, das Hamsun in seiner Jugendzeit geschrieben hat: Björger.
Hier wird die Liebe als etwas Schönes aber Hoffnungsloses vorgestellt. Die erste Liebe ist die
einzig Wahre, aber sie kann nicht in Erfüllung gehen.
Schlussfolgerung: Die Liebe ist nicht weit entfernt von Misserfolg und Niederlagen.
Victoria ist sein größter kommerzieller Erfolg, es hat etwas Märchenhaftes.
1. Ausgabe: 6000 Exemplare (Ende Oktober)
2. Ausgabe: vor Weihnachten
Die Kritiker waren positiv eingestellt, nur eine Stimme war negativ: Nils Voigt in
Morgenbladet (eher konservativ) fokussiert darauf, dass Hamsun ohne Bildung aufgewachsen
ist, er hat keine Erfahrung aus der Oberschicht der Gesellschaft.
Bergliot fühlte sich persönlich beleidigt. Hamsun wendet sich in einem Brief an Brandes um
sich zu rechtfertigen (Zitat): Er fühlte sich in den 90er Jahren als Opfer der Verschwörung des
klassenorientierten „etablishments“.
Im gleichen Jahr bekam er ein Künstlerstipendium mit 12.000 Kronen. Die Bedingung dafür
war, dass er ein Jahr im Ausland verbringen würde. Er verbringt daher den Winter 1889/90 in
Finnland. Kurz vor der Abreise schreibt er einen Brief an einen deutschen Verleger (es ist das
schlimmste Jahr).
1898-1906
Mit Victoria beendete Hamsun den Kreis seiner Prosawerke. Ab nun wird er objektiver und
epischer, er gibt drei Bände mit Geschichten heraus, und zwei Reisebücher:
- Eventyrland (1903)
- Under Halvmaanen (1905)
1898 ist er mit Bergliot auf der Insel Råholmen. Er renoviert ein altes Haus und sie ziehen
Mitte Dezember ein. Bergliot führte den Haushalt. Sie trafen sich mit Künstlern, zB. Jean
Sibelius, oder Albert Engström (einer der wenigen guten Freunde für den Rest des Lebens).
Bergliot stand im Zentrum. Kleine Zeichen in Briefen deuten auf einen Bruch hin. Sie mochte
die Stadt, er das Land. Hamsuns Freund Hans Aanrud wollte, dass er auf Besuch kommt.
Ende Mai 1899 ist er in Helsinki, danach geht Bergliot alleine nach Wien, aber kehrt wieder
zurück. Im Herbst planen sie eine Reise nach Russland. Bereits im September verlassen sie
Helsinki (zu beachten: Finnland war ein Teil Russlands). Hamsun spürte die Russifizierung
sehr stark. In Eventyrlandet (eine der subjektivsten Reiseschilderungen) wird die Reise
geschildert, mit St. Petersburg, Moskau.
Sein Humor kommt im Buch zum Ausdruck, viel Selbstironie und Spott. Er hat große Angst
von einem imaginären Polizeioffizier eingesperrt zu werden. Dieser ist ein Jude mit
unsympathischem Gesicht. Man spürt den Antisemitismus.
Technik von Mark Twain: Plötzlich von einer Beschreibung auf etwas anderes zu schwenken.
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Exkurs im Buch zur russischen Literatur: Dostojewski (geht große Themen an). Die englische
Literatur wird angegriffen.
Im zweiten Teil Unter dem Halbmond reisen sie durch die Türkei. Der Abschnitt hat keinen
großen literarischen Wert, aber er ist interessant, weil er sich selbst portraitiert. Es kommen
reaktionäre Tendenzen zum Vorschein, zB. technologische Entwicklungen („eine von
Amerika inspirierte Hölle“). Das wahre Leben sind laut ihm Gebirgsbauernhöfe. Je mehr er
sich in den Osten bewegt, desto mehr Bewunderung kommt in ihm hervor.
Fatalismus: Einstellung der Welt gegenüber. Es ist ein Ausdruck seiner Sehnsucht nach
Gewissheit, wird von seiner sozialen Unsicherheit hervorgebracht.
Ende September 1899 befinden sie sich in Kopenhagen, nach Weihnachten sind sie wieder in
Kristiania. Im April 1900 fährt Hamsun alleine nach Nordland, wo er zum ersten Mal seit 25
Jahren seine Eltern wieder sieht. Er wollte Klarheit darüber haben, wer er eigentlich ist. Erst
nach 11 Jahren fährt er dorthin wieder zurück, wo er sich dann auch niederlässt.
Er bleibt ein Monat, hilft täglich bei der Arbeit und arbeitete an der Literatur – er wollte neue
literarische Formen finden.
Er findet ein Vorbild für das Versdrama. Im Juni 1902 schreibt er das Übergangswerk
Munken Vendt, was das Verhältnis eines Menschen zu Gott darstellen sollte (1. Teil einer
Trilogie):
1.Teil: Rebellion (8 Akte, dazwischen Gedichte und Lieder)
2.Teil: Resignation
3.Teil: Der lebendige Glaube (wurde nicht geschrieben)
Diese Trilogie war total misslungen. Seine Ehe fiel auseinander. 1902 wird Bergliot
schwanger. Sie hofften, dass dadurch die Stabilität zurückkehren würde.
1903 kamen 3 Werke heraus, unter anderem Dronning Tamara.
Björnsons Sohn war Nationaldirektor am Nationaltheater in Kristiania. Zu diesem Zeitpunkt
waren sie versöhnt. Björnson plante eine Aufführung im Jänner 1904, brachte aber keinen
Erfolg und wurde nur 12 Mal aufgeführt.
Hamsun schreibt Geburtstagsgedichte an Björnson, welche ganz in seinem Stil sind.
Hamsun wechselt den Verlag  Gyldendal. Peter Nansen war selbst auch Autor, es war ein
ungewisser Schritt. Er beauftragte Hamsun, einen Roman zu schreiben „er solle kurz sein, und
kontroversen Inhalt vermeiden“. Er erhielt zwei Reisestipendien von Gyldendal für Norwegen
und Dänemark.
Svaemere
1904 arbeitete er an Svaemere, was der wichtigste Übergang in Hamsuns Schaffen ist.
Elemente:
- Zum ersten Mal ist der Held kein mysteriöser Wanderer.
- Der Ort der Handlung ist für den Verlauf bestimmend.
23
-
Es gibt dutzende von Figuren.
Der Stil ist anders (keine brütende Melancholie, kein mystischer Pantheismus, statt
dessen
volkstümlich,
ironisch,
munter
(erinnert
an
Mark
Twains
Kleinstadtschilderungen)
Der Held in Svaemere ist ein Telegrafist namens Ole Rolandsen. Er verliebt sich in die
Tochter eines reichen Großkaufmannes (schon in Pan aufgetaucht). Er kämpft, um der
Tochter würdig zu sein, was geschildert wird. Er kommt durch ein neues Verfahren, das er
patentieren lässt, zu einem Vermögen. Dadurch kann er erfolgreich um die Hand der Tochter
anhalten.
Es ist das erste heitere Buch mit einem Happy End. Die Umwelt ist ein integrierter Teil und
nicht mehr Kulisse. Der Held ist zwar ein praktischer Mensch, aber auch ein Schwärmer. Es
gibt zahlreiche Nebenpersonen, die aber keine Sonderlinge sind.
Im August 1902 kommt seine Tochter Victoria zur Welt. Trotzdem geht die Ehe in Brüche
und Hamsun isoliert sich. Er geht in Kneipen, war ein großer Trinker. Im April 1906 ließen
sie sich scheiden. Das Kind bleibt bei der Mutter bis 1910.
1906 - Under Höstjaernen
1908 – Rosa
1912 – Den sidste Glaede
Zu dieser Zeit wohnte er in einer Pension in einem Vorort von Kristiania.
Unter Herbststernen (1906)
enthält eine schöne Sprache, der Ich-Erzähler agiert eher introspektiv. Er hat
Gefühlsausbrüche, fokussiert auf kleine Dinge. Wie in Hunger gibt es wenig Handlung. Der
Erzähler (Knud Pedersen = ursprünglicher Name Hamsuns) ist von Stimmungen beherrscht.
Man kann es als ein verstecktes Selbstportrait sehen.
Die Hauptperson ist gebildet, sie versucht sich unter die Bauern zu mischen, ohne dass man
erkennt, wer er ist. Er will mit der Natur verschmelzen, aber er verrät sich immer wieder. Er
trifft das Ehepaar Falkenberg und verliebt sich in die Frau des Kapitäns, doch es wird nichts
daraus. Am Ende steht der Ich-Erzähler alleine da.
11.12.2007
Er schreibt die Romane Benoni und Rosa (qualitativ nicht allzu gut, aber Hamsun bekam
seinen Vertrag), die ein Schritt in die konventionelle Richtung waren.
Benoni
Der Aufstieg des Helden Benonis wird geschildert. Er beginnt als Briefträger und endet als
Kaufmann. Diesen Aufstieg finden wir nicht in Hunger und Mysterien. Der Stil ist
volkstümlich und humoristisch. Die Liebe als verhängnisvolle Krankheit ist nun eher
verschwunden. Statt tragischer Prinzen haben wir nun Clowns und absurde Gestalten. Es wird
alles nicht mehr so ernst genommen.
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Rosa
Hier will Rosa Benoni haben. Hier endet im Gegensatz zu Victoria alles gut, die beiden
heiraten – eine banale Geschichte.
In beiden Romanen finden wir die Technik, die Hamsun geliebt hat: Gestalten aus einen
Roman in einen anderen zu transferieren (auch in Mysterien (Dagni) & Redakteur Lynge: Es
im zweiten Roman erfahren wir, wie verliebt Dagni in Nagel war).
Die Technik findet man auch in Mysterien und Rosa.
Als Hamsun an Rosa arbeitete, war er wieder zurück in Kristiania. Er schreibt an einem Brief,
dass er von einem echten Gefühl der Wärme für Rosa ergriffen war  Hamsun hatte eine
neue Freundin: Marie Andersen, sie war die Tochter eines Holzhändlers. Sie war
Schauspielerin und arbeitete als Lehrerin (emanzipierte Frau). Hamsun war damals aber eher
gegen die Emanzipation.
Nun opfert sie ihre Karriere, um mit Hamsun zusammen zu ziehen. Merkwürdig, dass es
Hamsun war, der wollte, dass die beiden heiraten und zusammen ziehen.
Am 25.6.1909 heiraten sie am Standesamt von Kristiania. Am 5.7.1909 schickt Hamsun
Marie zu ihrer Schwester, selbst versteckt er sich auf einem Hof am Land, wo er an der
Fortsetzung von Unter Herbststernen arbeitete.
Gedämpftes Seitenspiel (1909)
Die Ich-Person hieß Knud Pedersen. Hier taucht er wieder auf, er wird nicht erkannt. Er
versucht, seine Vergangenheit zu verstecken. Ein Motiv, das immer wieder zum Vorschein
kommt ist die Angst vor dem Altwerden. Man sieht auch die Entwicklung zum Nationalisten.
Er attackiert ständig den Fortschritt und die neue technologische Welt.
Im Herbst 1909 beschließen Marie und Knud den elterlichen Geburtshof Hamsuns zu
erwerben, um dort als Bauern zu leben (passt zu Hamsuns Romantisierung). Sein Vater war
schon gestorben, die Mutter sehr alt. Sie konnten den heruntergewirtschafteten Hof in einen
Musterhof verwandeln und wurden dadurch von der Gesellschaft akzeptiert. Hamsun
verwendete dafür sein ganzes Geld und machte Schulden bei Gylendal.
1910/11 arbeitete er an dem letzten Teil der Trilogie.
Die letzte Freude (1912)
Der letzte Teil in der Wandertrilogie. Der Erzähler heißt auch hier Knud Pedersen. Die ersten
drei Kapitel entstanden bereits 1906 (bei der Trennung von Bergliot). Man merkt den
Unterschied zwischen den ersten drei Kapiteln und dem Rest.
Auch hier finden wir Hamsuns Nationalismus wieder, fast eine Auffassung als Dichter der
Nation. Er attackiert den Aufstieg der Karrieretheologen, den Tourismus, die verbesserte
Stellung der Frauen, die Verbesserung der Schulbildung.
Die Handlung fokussiert auf dem Schicksal einer rastlosen, jungen Frau – Ingeborg. Sie ist
Lehrerin (wie Marie Hamsun), ihr Schicksal wird von einem älteren Mann erzählt (wie
Hamsun). Er verliebt sich in sie, aber die Liebe bleibt platonisch. Der Roman ist nicht
durchglüht von Leidenschaft, beide Personen sind literarische Gestalten.
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Ingeborg heiratet einen jüngeren Bauern namens Nikolai und zieht in den Norden Norwegens.
Sie betreiben dort Landwirtschaft und haben Kinder (Parallele zu Marie und Knuds Leben).
Marie war erleichtert, als der Roman fertig war. Es war auch der letzte Ich-Roman Hamsuns.
Die biographische Parallele finden wir zB: Im März 1912 wird das erste Kind von Marie und
Hamsun zur Welt gebracht (Thore). 1914 wird der zweite Sohn geboren, 1915 eine Tochter,
1917 noch eine Tochter (nicht so wichtig).
Dennoch kam das Schreiben bei Hamsun an erster Stelle.
Kinder ihrer Zeit (1913) & Die Stadt Segelfoss By (1915)
Diese beiden Romane stellen den Beginn seiner letzten Phase dar und diese Phase umfasst
neun Romane. Alle diese Romane sind in der dritten Person verfasst. Alle enthalten eine
umfangreiche Anzahl an Figuren und alle haben ein ausgesprochen didaktisches Ziel.
Diese Phase wird von Forschern mit den Werken Dickens verglichen: kritische
Gesellschaftsschilderungen.
Die Gattung ist naturalistischer Roman (diese Gattung hatte er früher immer wieder
angegriffen). Wichtig ist die geänderte Erzählhaltung, es gibt nicht mehr den mysteriösen,
jungen Mann, sondern einen älteren, leicht ironischen Erzähler. Hier gibt es Abstand zum
Erzählten, aber keine echte narrative Entwicklung, keine echte Handlung. Es entsteht eine
ruhige Entwicklung des Erzählers.
Dadurch gibt es keinen echten Helden, alle haben die gleichen menschlichen Schwächen. Der
Erzählstil ist leicht zugänglich (warum? Wollte er viel Geld verdienen mit Bestseller?) Die
beiden Bücher wurden zu internationalen Bestsellern.
Thomas Mann, Hermann Hesse, Franz Kafka, Ernest Hemingway, Maxim Gorki waren von
Hamsun begeistert.
Kinder ihrer Zeit bezeichnet Hamsun als Problem Aristokratie gegen Bauern. Die Stadt
Segelfoss By schildert er als die Stadt der Emporkömmlinge. Wir befinden uns im ersten
Weltkrieg, wo Skandinavien neutral war. Man findet diese Thematik in den beiden Werken
wieder.
Der Roman verfolgt das Schicksal von zwei reichen Männern. Der eine ist der geborene
Aristokrat, er heißt Willatz Holmsen. Er ist Herr auf dem Gut Segelfoss, Der andere ist Bauer
und heißt Tobias Holmengraa, und machte in Mexiko sein Glück.
Zu Beginn des Romans ist Holmengraa in seine Heimat zurückgekehrt. Er ist eine mysteriöse
Gestalt, er kommt nachhause, um seine Wurzeln wieder zu finden (Hamsuns eigene
Geschichte, als er zum Elternhof zurückkehrt). Auch Holmsen hat Ähnlichkeiten mit Hamsun,
er ist mit einer jüngeren Frau verheiratet, er ist Aristokrat.
Zu Beginn des Romans sonnt sich die Stadt Segelfoss in den letzten Stunden vor dem
Sonnenuntergang (symbolisch: ein neuer Tag = neues Zeitalter wird anbrechen). Holmsen
wird von allen respektiert als „der Herr“. Holmengraa kommt zurück und kauft ein Stück
Land von Holmsen, wo er eine Mühle baut. Er baut auch eine größere Landungsbrücke für
größere Schiffe und er etabliert eine größere Handelsmetropole. Eine industrielle Gesellschaft
entsteht. Holmengraa wird der größte Arbeitsgeber des Ortes, und nicht mehr Holmsen (=der
neue Tag).
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Im Laufe der Zeit wird Holmengraa ein Mann, der sich beinahe mit Holmsen messen kann.
Holmengraa respektiert Holmsen und unterstützt ihn auch, es gibt keine Streitigkeiten.
Holmsens Sohn studiert Musik, hier sieht Hamsun einen Unterschied zu seinem Vater.
Holmsen ist eher passiv – produziert nichts, sein Sohn wird ein schaffender Künstler (u.a. in
Berlin).
Holmsen ist wirtschaftlich am Ende, er zieht sich zurück, doch dann geschieht etwas
Märchenhaftes: Es wird im Garten gegraben, wo man einen versteckten Schatz findet, womit
er seine Schulden abzahlen kann.
Im zweiten Band will Hamsun zeigen, wie sich die Machtausübung der Gesellschaft abwärts
bewegt (1. Weltkrieg).
Die ökonomische Macht ging auf Holmengraa über, aber ihm entgleitet nun auch die Macht
auf die dritte Gestalt: Theodor ist ein Kaufmann, der die Bevölkerung dazu verführt, alle
mögliche unsinnige Produkte zu kaufen.
Das Geld, das die Bevölkerung durch Holmengraa verdient hat, wird bei Theodor wieder aus
dem Fenster geworfen. Theodor gewinnt an Bedeutung und wird ein reicher Mann. Die
Arbeiterklasse tritt auf: Aslak und Konrad sind Vertreter der neuen Arbeiterklasse. Hier geht
es nur darum, Geld zu verdienen, ohne Solidarität gegenüber dem Arbeitsgeber zu zeigen.
Sie arbeiten bei Holmengraa und sind faul.
Holmengraas Schicksal wird dem von Holmsen immer ähnlicher. Er verlässt die Stadt auf
einem großen Schiff, wir wissen aber nicht, wohin er geht.
Der Sohn Holmsens verliebt sich in Marianne (Tochter von Holmengraa) und sie heiraten 
Holmsen & Holmengraa werden vereint. Theodor wollte auch Marianne heiraten aber sie
lehnt ihn ab.
Im zweiten Teil des zweiten Romans erscheint eine weitere Gestalt: Baardsen, ein Telegrafist,
durch seine Augen werden viele Episoden gesehen. Er ist auch eine Art Künstler, spielt Cello.
Er ist äußerst intelligent, sensibel, stolz und großmütig (Selbstportrait Hamsuns?), er wird
indirekt gleichgestellt mit dem echten Aristokrat Holmsen. Auch er stirbt am Ende des
zweiten Bandes, und vermacht sein kleines Vermögen einem armen Schuhmacher. Auch
seine Gestalt ist teilweise eine symbolische Gestalt.
Baardsen ist von außen gesehen vielleicht ein Versager, aber von ihnen gesehen ist er ein
Held und eine positiv aufgefasste Gestalt. Die beiden Romane enthalten sehr viele Gestalten,
die sich im Umbruch befinden.
Neben dem Schreiben der Romane engagiert sich Hamsun in der Debatte über den zweiten
Weltkrieg. Er unterstützte Deutschland, was viel Kritik einbrachte.
18.12.2007
1911 – 1916
Es gab eine Pressedebatte (über den 1.WK), wo Hamsun wünschte, dass Deutschland den
Krieg gewinnen sollte (der Rest des Landes war eher dafür, dass England gewinnen sollte).
Das war mitunter ein Zeichen für seine anti-englische Haltung.
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Gründe für seinen Hass auf die Engländer:
-) Hamsuns erster großer Erfolg war in Deutschland, er wurde sofort anerkannt.
-) Seine finanzielle Sicherheit war im deutschen Büchermarkt verankert.
-) In seiner Jugend las er in der Bibliothek, wo er vor allem über die englische Bombardierung
der dänischen Flotte gelesen hatte. Gedicht: „Terje Vigen“ handelt auch von dem Konflikt
1807, der auch für Norwegen Auswirkungen hatte.
-) Der Besuch englischer Touristen in Valdres, er fand sie außerordentlich arrogant.
-) In München 1896, als er für den Simplicisimus schreiben sollte, traf er einen Engländer in
der Straßenbahn. Ein Mädchen wird beinahe überfahren, und Hamsun hilft ihr. Der
Engländer sieht tatenlos zu, und sieht verärgert auf die Uhr. Er verlangt sein Geld zurück
(für die Fahrt), da er nichts mit dem überfahrenen Kind nichts zu tun hat. Hamsun ist
verärgert. (Könnte der Anstoß für Hamsuns Hass auf die englische Kultur sein.)
Das Verhältnis zu Amerika ist weniger negativ. Er distanziert sich ja später von seinem Buch
Vom Geistesleben des modernen Amerikas. Er kritisiert an den Amerikanern jedoch
Oberflächlichkeit und Materialismus. 1893 wird Neue Erde in Amerika übersetzt, und 1914
sogar im New Yorker Herold rezensiert. Das änderte natürlich Hamsuns Auffassung über
Amerika.
Es waren gute Jahre für Hamsun aufgrund seiner Segelfoss Romane, mit denen er
internationalen Erfolg hatte.
Segen der Erde (Markens Gröde)
Dieser Roman ist ruhiger als die Segelfoss Romane (hier wollte Hamsun eine Gesellschaft
darstellen, die dauernd in Bewegung war. In Segen der Erde will er eine ideale Gesellschaft
zeigen, die unveränderlich ist. Eine Kultur, die von Generation zu Generation weitergegeben
wird, ohne dass Fragen gestellt werden. Eine Kultur, die der Industrie widersteht.
Es beginnt mit dem Mensch in der Natur, eine Wanderergestalt (er erinnert an Nagel). Isak ist
das Symbol des Menschen, er sucht sich in der Wildnis eine Stelle aus, und lässt sich nieder.
Er beginnt, die Erde zu kultivieren, baut sich eine Hütte. Durch einen wandernden Samen
lässt er verkünden, dass er eine Frau sucht – es kommt Inger zu ihm. Sie ist eine kräftige und
hart arbeitende Frau. Sie erbauen den Hof „Sellanraa“, sie vergrößern den Viehbestand und
die Äcker.
Axel Ström ist eine erfolgreiche Gestalt, Brede Olsen ist weniger erfolgreich. Alle Gestalten
leben in der Natur, Zeit ist von keiner Bedeutung. Axel ist eher eine Variante von Isak, sehr
naturverbunden und harmonisch. Sein Sohn Sivert ist das Ebenbild seines Vaters. Negative
Gestalten sind Brede Olsen (er ist nicht imstande, mit der Natur eins zu werden). Eleseus ist
eher verbunden mit der Figur Brede Olsen, er ist weder Bauer noch Stadtmensch und
unzufrieden.
Auch die Tochter von Brede, Barbro, distanziert sich auch von der Natur, ohne dass sich sich
in der Stadt zurecht finden kann. Dieses Problem zeigt sich auch in Isaks Frau Inger. Sie
ermordet ihre kleine Tochter, weil sie mit einer Lippenspaltung auf die Welt kam. Sie kommt
ins Gefängnis, was sie brandmarkt. Ihre Schwester Oline ist eine zähe, alte Dame, die eher
imstande ist, den Zwiespalt zwischen Natur und Kultur zu überwinden.
Die Erzählung wird von einer dritten Person erzählt. Diese Person heißt Geißler, ein
Außenseiter. Er erzählt, kommentiert und spekuliert über die Ereignisse im Roman. Er taucht
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plötzlich auf und verschwindet später wieder. Ab und zu kommt er mit viel Geld an und
unterstützt Isak. Auch Geißler predigt die Botschaft Hamuns (Bescheidenheit, Arbeitsamkeit,
Naturverbundenheit).
Es gibt nicht viele dramatische Ereignisse, aber die Atmosphäre der Ruhe schwebt über
diesen Roman. Mit Geißler wird ein dynamischer, mysteriöser Kontrapunkt geschaffen.
Besonders Isak ist eine mythische Gestalt, ein Mann der Harmonie aber auch der Zukunft.
Der Roman kam am 1.12.1917 heraus (18000 Exemplare) und war nach den ersten drei
Wochen vergriffen. Es kam eine zweite Auflage mit wieder 18000 Exemplaren, bis 1927
wurden 55000 Exemplare verkauft. Das waren die höchsten Verkaufszahlen in Skandinavien
der damaligen Zeit.
Die Botschaft ist eine reaktionäre – „Zurück zur Natur“.
1916 zog die Familie Hamsun in die südnorwegische Stadt Larvik. Dort kauften sie ein Haus,
das sie selbst restaurieren wollten. Hamsun war ein gefeierter Autor. Hamsun war ein Mann
der Frauen, er flirtete mit einer Schwedin und Marie war eifersüchtig. In Larvik beendete er
Segen der Erde.
Er arbeitete bereits an seinem nächsten Roman, der rau, zynisch und ohne Illusionen sein
sollte. Er hatte immer Probleme mit dem Anfang eines Romans. Im Sommer 1918 arbeitet er
noch immer am Roman und er mietet eine Hütte außerhalb von Larvik, wo er arbeitete. Es
ging nicht gut und er kehrt zurück nach Larvik. Sie verkaufen das Haus, und er schaut sich
nach einem heruntergekommenen Herrensitz um, um ihn zu restaurieren.
Er findet das Gut „Nörholm“ und er bietet dem Verkäufer 200.000 Kronen (ein Vermögen)
an. Im November 1918 zieht die Familie nach Nörholm.
1918 – 1927: Die ruhigen Jahre
Hamsun versucht sich als Familienvater. 1920 bekommt er den Nobelpreis für Literatur, eine
Belohnung für den Roman Segen der Erde. Hamsun war stolz, der erste Norweger nach
Björnson zu sein, der den Nobelpreis erhielt. Mit dem Preis kam auch Geld, er erhielt 136.000
Kronen. Es hieß (und heißt heute noch), dass nur ein Autor mit einer idealistischen
Philosophie den Nobelpreis bekommen sollte.
Einige Wochen vor der Preisverleihung begann er mit seinem 16. Roman Die Weiber am
Brunnen, der 1920 veröffentlicht wurde. Hamsun spürte, dass seine rechte Hand zu zittern
begann, er meinte, es wäre Überanstrengung.
Die Weiber am Brunnen
Dieser Roman ist ein gewaltiger Kontrast zu Segen der Erde. Es handelt um eine Küstenstadt
in Norwegen, die Zentralfigur heißt Oliver. Er hat durch einen Unfall auf See ein Bein
verloren, und wurde dadurch impotent. Dennoch ist bereit, um sein Ansehen und seine
wirtschaftliche Position zu stärken, 5 Kinder als seine eigenen anzuerkennen. Er ist ein
Lügner, Selbstbetrüger, Dieb und wird zu einem Zuhälter und Mörder. Dies ist der Held des
Romans (anders als Isak).
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Sein Leben lang war Hamsun von Menschen mit Behinderungen fasziniert (siehe Krüppel und
Zwerg in Mysterien, der Arzt in Pan).
Im Roman Weiber am Brunnen wird die Gestalt Olaus durch Unfälle sehr verkrüppelt. Diese
Krüppel sind zum Teil Objekte des Grauens. Dieses Grauen könnte aus Angst geboren sein,
Hamsun hat kein Mitleid mit ihnen. Schon in seiner Familie findet man behinderte Personen.
In diesem Roman findet man eine ganze Reihe von Erzählerstimmen (Polyphonie). Ein
Erzähler verkauft seine Frau als Prostituierte. Manchmal gelingt es Oliver, etwas Positives zu
tun (findet das Geld von einem Postraub und bringt es zurück). Er fügt sich nicht seinem
Schicksal, sondern versucht, es zu ändern.
Im Roman gibt es zwei Idealisten:
-) der Postmeister
-) der Schmied Carlsen
Beide sind durch Schicksalsschläge enttäuscht worden und sind gebrochene Menschen.
In diesem Roman ist die Gesellschaft in Schichten eingeteilt. Die obere Schicht sind die
Handelshäuser, zur Mittelschicht gehört der Postmeister, Anwalt, Arzt. Die untere Klasse sind
Fischer, Seeleute,...
Es gibt keine echte Handlung, aber Hamsun vermittelt dem Leser falsche Informationen über
die Figuren. Erst später wird alles aufgedeckt. Ein Beispiel ist Oliver: Woher hat er seine
Verstümmelungen? Es gibt viele Versionen:
-) Es geschah zur See.
-) Eine Tonne mit Tran kippte um und stürzte auf ihn.
Der Leser spekuliert, wie es geschah.
Hamsun verwendet auch einen plötzlichen Wechsel des Erzählers. Auch wichtig ist, dass
Hamsun die „Stream of consciousness“ Technik verwendet.
Das letzte Kapitel (1923)
Der Hintergrund für den Roman sind Grübeleien über den Tod von Hamsuns Mutter. Der
Roman setzt sich mit dem grundlegendsten Existenzgedanken auseinander. Es gibt drei
Hauptpersonen: Leo Magnus ist einzigartig bei Hamsun, eine Gestalt wie Nagel, der dauernd
über intellektuelle und existenzielle Probleme nachdenkt.
Hamsuns Hass auf die Engländer kommt wieder zum Vorschein. Diese nachdenkliche,
philosophische Atmosphäre ist bei Hamsun nicht immer zu finden.
Die zweite Hauptperson ist Daniel, ein Kleinbauer, der allein auf einem Hof in den Bergen
lebt. Er erhält Besuch von zwei Geschäftsleuten aus der Stadt, die in den Bergen ein
Sanatorium errichten wollen. Sie machen ihm ein Kaufangebot für seinen Hof, er lehnt ab.
Doch es gelingt ihnen, einen benachbarten Grund zu erwerben, wo sie viele geschmacklose
Gebäude errichten. Später finden sich hier viele groteske, kranke Menschen.
Der Roman konzentriert sich auf ca. 12 Patienten, die zum Großteil Mörder und Gauner sind.
Auf dem Anwesen ereignen sich Todesfälle, aber die Toten sind Besucher, Angestellte des
Sanatoriums oder Opfer von Unglücksfällen.
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Die dritte Person ist die Heldin, ein hübsches aber angeberisches Stadtmädchen namens Julie.
Sie verliebt sich in einen finnischen Grafen, der sie schwängert. Er wird wegen Betrugs
gesucht und deshalb verschwindet er plötzlich. Er hinterlässt ihr jedoch Geld.
Sie will jemand zum Heiraten finden, erweist sich aber schwer, da sie nach einem Unfall eine
große Narbe im Gesicht trug.
Sie denkt an Daniel und seinen bescheidenen Hof und sie verführt ihn. Sie planen zu heiraten.
Für die anderen Frauen im Sanatorium ist Julie eine Außenseiterin und wird von ihnen
gehasst.
Der Roman ist raffiniert konstruiert, die drei Hauptfiguren werden miteinander verbunden.
Leo Magnus erzählt ausführlich von seiner katastrophalen Ehe, ein paar Jahre nach der
Hochzeit entdeckt er, dass seine Frau einen Liebhaber hatte. Er vermutet, dass seine Tochter
Leonarda gar nicht sein Kind wäre. Er zog von zuhause aus, und ging ins Sanatorium. Er will
Selbstmord begehen. Aber aufgrund einer Theorie, dass Selbstmord schlimmer sei als Mord,
vollzieht er die Tat nicht und bleibt am Leben.
Er findet Trost bei Julie.
Am Schluss brennt das Sanatorium ab und alle sterben außer Magnus.
Wurde mit Thomas Mann’s „Zauberberg“ verglichen, gibt aber nur ein paar Ähnlichkeiten.
Bei Hamsun ist der Tod immer gegenwärtig.
15.1.2008
Die Landstreicher-Trilogie (1927)
-
Landstreicher (Landstrykere) (1927)
August Weltumsegler (1930)
Nach Jahr und Tag (Men livet lever) (1933)
Die Handlung spielt sich vor und nach der Jahrhundertwende ab, der Roman hat eine breite
Perspektive, mit vielen verschiedenen Gestalten und Milieus. Der erste Band ist eindeutig der
beste.
Landstreicher
In einem kleinen Dorf tauchen eines Tages zwei exotisch aussehende Menschen
(dunkelhäutig) auf. Sie spielen auf einer Drehorgel. Aus dem Dorf strömen die Leute herbei,
vor allem Frauen und Kinder, da die Männer beim Fischen sind.
Der Begleiter drängt den anderen weiter zu ziehen, da er vom Publikum sowieso kein Geld
erwarten kann. Der zweite (halbblind) möchte aber bleiben. Der Sehende schlägt daraufhin
seinen Partner, sodass er im Gesicht blutet. Die Zuschauer protestieren, und ein junger
Bursche Edevard stellt dem Schlagenden die Beine, sodass er stürzt. Daraufhin spendet das
Publikum Geld für den halbblinden Drehorgelmann.
Er hat ein kleines Theater in seiner Drehorgel (symbolische Darstellung der Welt). Der junge
Bursch folgt ihm, als er weiter zog. Der Partner taucht wieder auf und der kleine Bursch
versteckt sich. Es zeigt sich, dass der Halbblinde gar nicht blind ist, es war nur ein Spiel um
beim Publikum Mitleid zu erregen.
 Mythos über die verlorene Unschuld. Edevard ist tief enttäuscht von diesem Betrug. Er
kehrt in das Dorf zurück. Es taucht ein anderer jüngerer Mann auf – August – der mit Edevard
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eine Freundschaft schließt. August ist jedoch auch ein Schwindler, aber charmant. Er ist ein
Lügner und Hochstapler.
Edevard ist mehr introvertiert, und ist fasziniert von August. Sie landen auf einem Bauernhof,
wo eine junge Bäuerin alleine lebt. Ihr Mann Hakon ist nach Amerika gegangen. Edevard
verliebt sich in Louise Margarete und sie kommen zusammen.
Nach einigen Wochen kommt ein Brief für sie, wo Edevard merkt, dass sie ihn auch belogen
hatte. Ihr Mann saß im Gefängnis von Trondheim, und er kehrt nun zurück. Er wird wieder
enttäuscht und zieht mit August weiter. Er fängt auch an zu lügen.
Später taucht Louise Margarete wieder auf, weil sie sich Geld von Edevard leihen möchte,
damit sie mit ihrer Familie nach Amerika auswandern kann. Edevard gibt ihr das Geld und ist
niedergeschlagen. Er entschließt sich, selbst nach Amerika zu gehen (biographische Züge).
Die Liebesgeschichte hat Parallelen mit Pan und Victoria. Es gibt viele typische Motive:
Zivilisationsverdruss, Angriffe auf das moderne Leben, Technologie, anti-angloamerikanische
Einstellung (trotzdem geht Edevard nach Amerika).
August Weltumsegler
Handelt in Amerika, die anti-amerikanische Einstellung wird deutlich. August bleibt in
Norwegen und wird immer mehr zum Symbol der modernen Zeit (was Hamsun ja ablehnt).
Nach Jahr und Tag
Spielt 20 Jahre später. August ist über 70 Jahre alt. Er befindet sich in Segelfoss. Hier gibt es
moderne Industrie, Tourismus, Banken,...
August ist im Zentrum, kinderlos. Er lebt von Gelegenheitsarbeiten. Hamsun greift zurück auf
frühere Romane und verschiedene Gestalten aus den Segelfoss-Romanen tauchen auf
(Holmsen-Familie). Der Roman hat nicht viel Handlung, es gibt sehr viele Schilderungen.
Der Roman wird einer der schlechtesten von Hamsun angesehen.
Man findet Rassismus und Antisemitismus. Juden, Zigeuner, Samen, etc. werden von Hamsun
angegriffen.
Trotzdem wurde die Trilogie zu einem sensationellen Erfolg. In Norwegen wurde der erste
Band mit 30.000 Exemplaren gedruckt.
Der Ringt schließt sich (1936)
Der ruhelose Wanderer tritt auf, der im Gegensatz zu August die Welt von Anfang an
verachtet. August versucht das Beste aus seiner Situation zu machen.
Die Hauptgestalt ist Abel Brodersen, der ein Zyniker ist. Auch er war in Amerika, und ließ
sich danach in einer norwegischen Kleinstadt nieder. Das widerte ihn an und er reiste zurück
nach Kentucky. Es gibt Flashbacks, die Erinnerung wird aber blass dargestellt. Die
Vergangenheit kann jedoch nicht wiederbelebt werden, mit der Gegenwart konnte er nichts
anfangen.
Der norwegische Autor Grieg sagte über den Roman: „Eine blasse Erinnerung, das ist, worum
es geht. Hoffnungslosigkeit, Bankrott auch hier. Auch nach Handlung sucht man vergeblich,
man könnte vielleicht von einer modernistischen Warte das Buch lesen, über jemanden, der
sich nicht in dieser Welt zurechtfinden kann.“
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Der Stil von Hamsun ist immer wieder bewundert worden. Er kann knapp und präzise sein
(Hunger), andererseits poetisch (Pan), episch mit breit angelegten Romanen (Segen der Erde,
Segelfoss-Romane). Ab dem 2. Band der Landstreicher-Trilogie verlässt ihn die Inspiration.
Das Schreiben wird für ihn eher eine Pflicht (Geldeinnahme).
Seine Tätigkeit dauerte 57 Jahre, er verfasste 22 Romane, 5 Bühnendramen, 1 Versdrama, 2
Reisebücher, 3 Bände Erzählungen. Er wurde in den 1930er Jahren als der größte, lebende
Autor betrachtet. Er wurde überall gefeiert und angesehen (auch im angloamerikanischen
Raum).
Hamsun hätte sich zur Ruhe setzen können, aber er wollte nicht. Das Leben mit Marie wurde
immer aggressiver. Man sagte sogar, dass er nicht einen einzigen Freund hätte. Seine Arbeit
ist sein einziger Freund (aus einem Brief von Marie).
1933 sagt Marie: „Hamsun interessiert sich nicht für Leute und wir bekommen keinen
Besuch.“  Sie ist sehr verbittert und war stets eifersüchtig auf ihren Mann. Sie glaubte
immer, er habe sie mit einer dänischen Schauspielerin betrogen. Es kam häufig zu
Auseinandersetzungen.
1933 – 1940
Eines teilten die Beiden: ihre politische Einstellung.
1945 bekennt Hamsun, dass er von Politik nichts versteht, aber in den 30er Jahren gab er
ständig Kommentare ab.
Bis heute gibt es das Gerücht, dass Hamsuns Äußerungen der 30er Jahre Äußerungen eines
altersschwachen, dementen Mannes war. Ärzte befanden, dass er unter nachhaltig
geschwächten geistigen Fähigkeiten litt. Das ist die bequeme Erklärung seines Nazismus.
Er sah in Hitler eine tapfere Gestalt.
Publik gemacht wurde: Der Hamsun Prozess (1978), was eine Bombe war. Thorkild Hansen
geht zurück, und sieht die Untersuchungsprotokolle durch. Es ist schwierig einen Beweis für
die „nachhaltig geschwächte geistige Fähigkeit“ zu finden.
Antiamerikanismus: Das Geistesleben des modernen Amerika, Benoni & Rosa,... Die
Einstellung wird durch den 1.WK vertieft, zeitgleich sieht man die Sympathie für
Deutschland. Auch sein erster Durchbruch war in Deutschland.
Auch die Huldigung der arischen Rasse (nordische Typen) trug dazu bei. Im Jahr 1935 finden
wir eine politische Äußerung Hamsuns in eine Grußbotschaft mit dem Namen „Der Norden“.
Es geht um die Rückkehr des Saarlandes an Deutschland. Hier zeigt sich eine typische prodeutsche Haltung.
Die Kritiker versuchen immer wieder, Hamsun zu verstehen. Hamsun machte nie einen Hehl
aus seiner politischen Überzeugung.
1935: Karl Ossietzky nahm als deutscher Soldat am 1.WK teil. Das Ergebnis war ein radikaler
Pazifismus. Er wurde verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht, starb 1938. Er
protestierte gegen die Aufrüstung, 1934 wurde er für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
1935 gab es wieder einen Versuch, er bekam ihn aber wieder nicht.
Über ihn veröffentlicht Hamsun einen Beitrag: „Wenn nun Hr. O. versuchte, in dieser
bedeutungsvollen Übergangsphase mit anzufassen.... was will er denn überhaupt? Möchte
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dieser Deutsche lieber, dass sein Land unterdrückt und gedemütigt bleibt, dank der Gnade
Frankreichs und Englands?“
Hamsun konnte nie verstehen, warum die Norweger die Engländer lieber hatten als die
Deutschen. 1934 bekam Hamsun die Goethe Medaille, und das Geld, das er bekam, gab er an
Deutschland zurück.
1939 feierte Hamsun seinen 80. Geburtstag. Er erhielt Glückwünsche von Alfred Rosenberg
(rassistischer Ideologe des 3. Reiches), von Goebbels und Hitler.
1890: Julius Langbehn Rembrandt als Erzieher. Das Ideal waren die Bauerngemälde
Rembrandt’s. Dieses Buch verkaufte im 1. Jahr 100.000 Exemplare, und war ein enormer
Erfolg. Die Kritiker sahen eine Parallele zu Nietzsches Herrenmoral und Übermensch. Bei
Langbehn hieß es Der Überdeutsche. Auch dieses Buch beeinflusste Hamsun in seiner
antisemitischen Einstellung.
Auch in seinen Werken kann man antisemitische Äußerungen finden. In Vom Geistesleben
des modernen Amerika spricht er zum Beispiel vom schwarzen Halbaffen.
Die Proteste in Norwegen gegen Hamsun waren sehr mild (bis 1945). Die skandinavische
Reaktion auf die Judenverfolgung war auch eher mild.
Marie Hamsun nahm eifrig an allen Veranstaltungen teil (nationalsozialistische, norwegische
Partei).
1940-1945
Viele von Hamsuns Kollegen versuchten, eine Erklärung für seine Einstellung zu finden. Es
wurde streng unterschieden zwischen Hamsun als Künstler und Hamsun als Nationalsozialist.
Seine Bewunderer waren zum Beispiel Stefan Zweig (Jude!), Gorki, Thomas Mann,...
Thomas Mann rühmte ihn für die Literatur, machte aber aufmerksam, wie gefährlich Hamsun
sein kann.
Im April 1940 wurde Norwegen besetzt, der König und die Regierung befinden sich noch im
Land. Hamsun schreibt sofort Artikel, um die Besetzung zu verteidigen. Sein erster Schritt
war, den norwegischen Präsidenten zu kritisieren. Dieser wird als „Sohn einer
Einwandererfamilie“ erwähnt. Ihm fehlt die Grundlage, eine norwegische Seele zu haben. Der
Präsident war Jude.
Ein Brief (April 1941) an die Zeitung der norwegischen Nationalsozialisten: Er möchte keine
Beiträge zur Lage der Nation mehr verfassen.
Ganz anders reagierte Marie Hamsun. Sie war 15 Jahre jünger als Hamsun, er wurde schwach
und taub. Sie engagierte sich und hielt propagandistische Vorträge. In der „Nasjonal Samling“
wurde sie sogar Ortsgruppenleiterin. Sie wurde eingeladen, in Deutschland, Österreich,
Dänemark, propagandistische Vorträge zu halten, dabei musste sie immer wieder Hamsuns
Name erwähnen.
Artikel von Hamsun: Angriff auf den Kommunismus, auf die Boshaftigkeit Roosevelts und
der Alliierten. Vidkun Quisling wurde 1942 erlaubt, eine nationalsozialistische Regierung in
Norwegen zu Gründen. Er war ein hochbegabter Mensch. Viele Norweger wurden Mitglieder
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der „Nasjonal Samling“. Der deutsche Reichsbevollmächtigte Terboven war der eigentliche
Verwalter des Landes, er hatte die Macht. Hamsun konnte ihn nicht leiden.
Im Oktober wurden alle männlichen Juden verhaftet, am 11. November wurde der jüdische
Besitz konfisziert, 2 Wochen später wurden die Juden zusammen getrieben und nach
Deutschland deportiert.
22.1.2008
Hamsuns Rolle während des 2.Weltkrieges
Am 6. April 1945 erlitt Hamsun einen schweren Schlaganfall. Danach hatte er
Schwierigkeiten beim Schreiben und Sprechen. Er wurde einerseits als Patriarch der
norwegischen Literatur, er glaubte an das System und er wurde immer wieder von Opfern des
Systems um Hilfe gebeten (er versuchte sie zu leisten und schrieb Briefe an Hitler, Goebbels,
Jonas Lie,...). Oft hatte er Erfolg.
Am 17. Mai 1943 veröffentlichte Hamsun einen Aufsatz in der nationalsozialistischen
Zeitung „Fritt Folk“, wo er schrieb „Ich finde jetzt geht es vorwärts...“. Er flog nach Berlin,
da er eine Einladung von Goebbels erhielt. Hamsun war tief bewegt, nach dem Krieg schildert
er Goebbels als eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Die Reise war ein Erfolg und wurde
gehuldigt. Als Dank schenkte ihm Hamsun seine Nobelmedaille.
Hamsun fliegt wieder nach Wien, da der 1. Kongress der internationalen Presse stattfand. Hier
waren die Vertreter der besetzten Länder anwesend. Hamsun hielt eine kurze, ambivalente
Ansprache („ich bin zu alt zum Sprechen“). Seine Rede hielt er auf Englisch (ironisch – da er
eine anti-angloamerikanische Einstellung hatte).
Er ahnte nicht, dass er Hitler auf einem Berghof in Berchtesgaden treffen würde. Am 26. Juni
1943 wurde er mit Hitlers Privatflugzeug hingeflogen. Mit dabei war eine Delegation, u.a. ein
Dolmetscher. Zunächst wurden Höflichkeiten ausgetauscht. Hamsun wollte Hitler über
Terboven (Reichsbefehlmächtiger) informieren, da er ihn nicht mochte.
Hitler und Hamsun sprachen aneinander vorbei, Hitler ging einfach aus dem Zimmer und war
wütend. Das Treffen zwischen Hamsun und Goebbels wurde abgesagt. Hamsun schrieb an
Hitlers Sekretär und entschuldigte sich.
Hamsun war schwer enttäuscht, er konnte mit Hitler als Mensch nichts anfangen. Bereits
Ende 1942 begannen die ersten Niederlagen. Hamsun schreibt Telegramme an Goebbels, etc.
Am 4. August 1944 feierte Hamsun seinen Geburtstag und erhielt Telegramme von Hitler,
Goebbels, Terboven,...
Trotz Papiermangel kam eine neue Auflage seiner gesammelten Werke heraus.
Im Winter 1944/45 erlitt er einen weiteren Schlaganfall. Am 2. Mai 1945 geschah Hitlers Tod
(es war keine Rede von Selbstmord). Unaufgefordert schrieb Hamsun einen Nekrolog auf
Hitler, der am 7. Mai veröffentlicht wurde: „Er war Krieger, Verkünder des Evangeliums,...“.
Die Nation war entsetzt. Am 8. Mai gab sich der deutsche General den Alliierten in
Norwegen hin, Terboven sprengte sich und am 9. Mai wurden Quisling und seine Anhänger
festgenommen und getötet. Eine Woche nach der Kapitulation werden die Söhne Hamsuns
festgenommen.
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Am 11. Juni 1945 kamen Knut und Marie unter Hausarrest, tags darauf kam Marie unter
Gewahrsam. Hamsun kam ins Krankenhaus von Grimstad. Es gab gerichtliche
Untersuchungen. Hamsun sagte, er wusste nichts von den Gräueltaten, aber er stand zu seinen
Texten.
Am 22.9. erhielt Hamsun eine Vorladung, die jedoch vertagt wurde – sie wussten nichts mit
ihm anzufangen. Sein persönliches Schicksal war ihm egal. Ein Arzt sollte einen Bericht
abgeben, ob er den Prozess mit folgenden Anklagen durchstehen würde:
1) Landesverrat
2) Anstiftung anderer zu verbrecherischen Handlungen
Am 14.10. musste er in die Klinik von Dr. Langfelt. Dieser hatte Zweifel ob er fit genug wäre,
er wollte ihn gründlich untersuchen lassen. Hamsun wurde von Langfelt und Ödegaard
untersucht. Langfelt wollte ihn als „nicht geistig fit“ einstufen. Nach 4 Monaten sagte
Hamsun, er wäre ein „zitterndes Wrack“.
Im Bericht stand unter anderem: „Nicht Geisteskrank... ein Mensch mit nachhaltig
geschwächten geistigen Fähigkeiten, er würde nicht mehr so handeln.“
Februar 1946
Hamsun wurde aus der Klinik entlassen. Er kam ins Altersheim von Landvik. Marie wartete
auf einen Termin, besuchte ihn, aber er wollte sie nicht sehen. Die Anklagen wurden aufgrund
seines Alters und Gesundheitszustandes fallen gelassen.
Der Staat entschied jedoch eine Anklage wegen Mitgliedschaft in „Nasjonal Samling“. Er
konnte beweisen, dass er nicht dabei war, dennoch forderten sie Geld von ihm. Hamsuns
finanzielle Situation wurde überprüft, und er sollte mit ca. 500.000 Kronen rechnen. Langfelt
war dagegen, da Hamsun nach dem Krieg nichts mehr über hatte.
Marie kam am 24.9.1946 wegen ihrer Mitgliedschaft vor Gericht. Sie wurde zu 3 Jahre
Zwangsarbeit verurteilt, zusätzlich 75.000 Kronen Strafe und ihr wurden alle bürgerliche
Rechte entzogen.
Hamsun legte gegen sein eigenes Urteil Berufung ein. Vor, während und nach dem Prozess
schreibt er, dass ihm sein persönliches Schicksal egal wäre.
Juni 1946
Ab hier schrieb er Tagebuch. In der Klinik hielt er dies geheim und schrieb zw. den Zeilen
von verschiedenen Büchern. Er hatte Pläne, daraus eine Selbstverteidigung zu machen. Harald
Grieg, Verleger von Gyldendal, bekam es und beschloss, den letzten Text zu veröffentlichen.
Die Familie versuchte, das Manuskript im Ausland zu veröffentlichen, es gelang aber nicht.
Auf überwachsenem Faden (28.9.1949)
Die erste Auflage mit 5000 Exemplaren war sofort vergriffen. 1950 gab es eine schwedische
Übersetzung, und es gab drei deutschsprachige Ausgaben. Das Werk war ein Riesenerfolg. Es
umfasst drei Jahre von Beginn des Hausarrestes bis Juni 1948. Es ist als Tagebuch in IchForm geschrieben – flüssig, schlicht, humorvoller Stil. Man findet Gemeinsamkeiten mit der
Wanderer-Trilogie. Es war sein letzter Triumph.
Thema ist die persönliche Einsamkeit (finden wir bereits in Hunger, bei Nagel und Glahn).
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1950 kam Marie zurück mit den Worten „Ich bin lange weg gewesen. Habe niemand anderen
zum Reden gehabt als Gott.“ ( plötzlicher Glaube). Marie verpflegte ihn in den letzten
Jahren. Er wollte nicht mehr in die Außenwelt. Ausnahme war die Rechtsanwältin Sigrid
Stray, sie erzählt ihm, was passiert. ZB. war auf dem Gyldendal Katalog von 1951 ein großes
Portrait von Hamsun und seine gesammelten Werke. Sie sollten neu aufgelegt werden 
Triumph. Hamsun war darauf „wie neugeboren“.
In der Nacht zum 19.2.1952 schlief er ein.
Seine Sympathie für den Nationalsozialismus wird sein Ansehen immer trüben. Hamsun war
vom Leben desillusioniert, er hasste es aber nicht. Er besaß Selbstironie, er verblieb immer
ein Individualist (hasste den Kommunismus).
Er war ein Mensch, den man nicht klassifizieren kann und deshalb –als Schriftsteller- nicht
verurteilen sollte. Es gibt kaum einen Schriftsteller des Westens, der/die nicht in seiner
Schuld steht. Kaum jemand fühlte sich mit der Natur so verbunden wie er; er beschäftigte sich
mit den Rätseln des Menschenlebens.
PRÜFUNG:
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Wann hatte Hamsun mit Hunger debutiert?
Mysterien sind wichtig, Pan, Victoria, Segen der Erde (Nobelpreis!), SegelfossBücher als Begriff, sein letztes Werk.
Auslandsreisen
Wichtige Themen wie Natur, Liebe,...
Hamsun und der Nationalsozialismus
Hamsun und England
Themen: Wanderer, Deutschland, verheiratet mit Marie, Hamsun als Antisemit
Wichtige Namen: seine Frauen, Quisling, Karl von Osietzky (versuchte ihm beim
Friedensnobelpreis zu diskreditieren), Dr. Langfelt,...
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