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Epik
Epik, neben Lyrik und Dramatik eine der drei Grundgattungen der fiktionalen
Literatur. Sie umfasst alle Formen des mündlichen und schriftlichen Erzählens
vom Epos der antiken Literatur bis zum Comicstrip der Gegenwart. Die
Literaturwissenschaft untersucht epische Werke vor allem unter den Aspekten der
Erzählhaltung, was die Frage nach dem Erzähler, der Erzählperspektive oder der
Zeitgestaltung mit einschließt. Als epische Gattungen bezeichnet man die
Großformen Epos, Sage oder Roman sowie Klein- oder Kurzformen wie Novelle,
Kurzgeschichte, Anekdote oder Parabel, aber auch die so genannten einfachen
Formen, darunter Märchen, Rätsel und Witz. Die Erforschung der Epik beginnt mit
der Poetik des Aristoteleles und hat heute in der Narrativik ein Forschungsfeld,
welches das Studium der Erzählformen mit der Erzählpsychologie und kommunikation zu einer komplexen Literaturtheorie verbindet.
Epos
I. EINFÜHRUNG
Epos (griechisch: Wort, Rede, Erzählung, Gedicht), lange, erzählende Dichtung,
erhaben in Thematik und Stil. Das Epos ist eine bereits in der Antike
ausgebildete Großform narrativer Dichtung, oft als Versepos realisiert. Epen
entstanden vor dem Hintergrund archaischer Gesellschaften mit mythischem
Weltbild und religiös legitimierten Herrschaftsformen (Gottkönigtum etc.).
Entsprechend sind Inhalt und Sprache des Epos von feierlichem, gehobenem
Charakter, z. B. als Götter- oder Heldenepos, und von starker formaler
Geschlossenheit (stetes Versmaß, Strukturierung durch Gesänge, Aventiuren etc.).
Inhaltlich befasst sich das Epos zumeist mit Leben und Taten großer historischer
Persönlichkeiten oder Sagengestalten. Man unterscheidet zwischen Volksepik und
literarischer Epik.
II. VOLKSEPIK
Die Volksepik entwickelt sich aus der Tradition der mündlichen Erzählung und des
Erzählliedes, das in der höfischen Poesie der Barden noch im Hochmittelalter
präsent ist. Dieses überlieferte Erzähl- und Sagengut wird mit beginnender
Literaturfähigkeit der Sprache im jeweiligen Kulturkreis von unbekannten
Dichtern niedergeschrieben und lebt in literarischer Form weiter. Als ältestes
Zeugnis der Volksepen gilt das babylonische Gilgamesch-Epos (2. Jahrtausend v.
Chr.), gefolgt von den indischen Mahabharata (4. Jahrhundert v. Chr. bis 4.
Jahrhundert n. Chr.) und Ramayana (4. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n.
Chr.). Die frühesten westlichen Beispiele sind die Homer zugeschriebenen
Heldenepen Ilias und Odyssee (8. Jahrhundert v. Chr.), die zugleich den Ursprung
der abendländischen Dichtung überhaupt bilden. Vergils Aeneis (1. Jahrhundert v.
Chr.) knüpft stofflich an Homer an; dieser Sagenkreis erfährt noch in der
byzantinischen Antike zahlreiche Bearbeitungen. Neue Formen des Epos, wie die
Herrschervita, die Chronik und Heiligenlegende und die französischen Chansons de
geste, bilden sich erst im Mittelalter heraus. Ungefähr seit dem 9. Jahrhundert
entstehen Heldenepen, die stofflich auf die nordisch-altgermanische Mythologie
und auf teils noch ältere Quellen zurückgreifen, wie der Zyklus des keltischen
Helden Ossian (9./10. Jahrhundert), das Waltharilied (9./10. Jahrhundert) und
das altenglische Stabreimepos Beowulf (10. Jahrhundert). Der Beowulf ist das
älteste vollständig erhaltene Epos dieses Kulturkreises und beschreibt die
Heldentaten eines schwedischen Fürsten, wie seine Kämpfe gegen den Riesen
Grindel. Meisterwerke des mittelalterlichen Epos sind auch das
mittelhochdeutsche Nibelungenlied (um 1200) und das altfranzösische Rolandslied
(um 1100) sowie das spanische Poema del Cid (um 1140). Als literarisch eminent
fruchtbar erweist sich der Komplex der Artussage, der im normannischen Roman de
brut (1155) erstmals schriftliche Form erhält und noch im gesamten europäischen
Roman des Mittelalters präsent ist (Chrétien de Troyes, Hartmann von Aue,
Gottfried von Straßburg u. a.). Um die mit Artus verbundenen Helden der
"Tafelrunde" (Tristan, Parzival etc.) entstehen wiederum zahlreiche eigene
Abenteuerepen. Das Volksepos geht - wie auch das literarische Epos - später in
der Form des Romans auf, doch die Attraktivität der vor allem im Heldenepos
geschilderten magischen Welt und ihres typischen Personals (Könige, Helden,
Hexen, Zauberer, Drachen und andere Monster) ist bis heute ungebrochen. Der eher
triviale Traditionsstrang setzt sich fort über die Ritter-und-Räuber-Romane des
Barock bis in die Welt der Comics und Fantasy-Romane und -Filme, ein poetischmythologisches Interesse ist dagegen in den Musikdramen Richard Wagners wirksam.
III. LITERARISCHE EPIK
Literarische Epen oder Kunstepen stammen, im Gegensatz zu den anonym verfassten
Volksepen, von bekannten Autoren, die sich dabei stilistisch meist eng an ältere
Vorbilder des Volksepos anlehnen und sich häufig aus dessen Stoff- und
Motivfundus bedienen. Die Ilias und die Odyssee gelten als Vorform des
literarischen Epos wie auch Vergils lateinische Nachfolgedichtung Aeneis.
Mit zunehmender Differenzierung der nachmittelalterlichen Gesellschaft verliert
sich allmählich auch das Interesse am Epos. Miltons Das verlorene Paradies
(1667-1674) und Klopstocks Messias (1748-1773) lassen das Genre noch einmal
erfolgreich aufleben, aber die lyrisch-epische Versdichtung der Romantik (vor
allem England und Russland: Byron, Keats, Shelley, Puschkin) und erst recht die
späteren Dichtungen Whitmans und Pounds weisen zwar noch eine Affinität zum Epos
auf, gattungsmäßig sind sie ihm aber nicht mehr zuzurechnen.
Roman
I. EINFÜHRUNG
Roman, nach heutigem Verständnis ein erzählender, im Vergleich zu Kurzgeschichte
und Novelle relativ umfangreicher Prosatext. Neben Epos und Sage stellt der
Roman eine Großform der Epik dar. Untergattungen lassen sich nach Aussageart
bzw. Wirkungsabsicht (didaktisch, erbaulich, satirisch, idealistisch,
empfindsam, realistisch etc.), nach Form bzw. Erzählperspektive (Briefroman,
Tagebuchroman, Ich-Roman, auktorialer Roman, personaler Roman etc.) sowie nach
inhaltlich-stofflichen Aspekten bestimmen (Bildungsroman, Abenteuerroman,
Ritterroman, Schelmenroman, Schauerroman, Kriminalroman, Künstlerroman,
Reiseroman, Heimatroman, Staatsroman, Großstadtroman, Kriegsroman, Liebes- oder
Eheroman, Familienroman, historischer Roman, philosophischer Roman etc.).
Grenzen sind allerdings zumeist nur schwer zu ziehen; eine reine Untergattung
existiert nirgends. Der Begriff Roman entwickelte sich im 12. Jahrhundert in
Frankreich (aus altfranzösisch: romanz, zu lateinisch romanicus: römisch) und
bezeichnete zunächst jede Schrift in der lingua romana, also der Volkssprache im Gegensatz zur lingua latina, dem lateinischen gelehrten Schrifttum. Im
ausgehenden 13. Jahrhundert fand er dann ausschließlich für Prosaliteratur
Verwendung. Im Deutschen existiert das Wort Roman in der heutigen Bedeutung erst
seit dem 17. Jahrhundert.
Der Roman profilierte sich erst zu Beginn der Neuzeit als eigenständige Gattung,
gewann aber seit seiner Akzeptanz als "hohe" Literatur im 18. Jahrhundert
zunehmend an Bedeutung und entwickelte bis heute eine gewaltige Vielfalt des
Erscheinungsbildes. Mit dem Beginn der industriellen Buchproduktion um 1800 und
der Formierung einer modernen, d. h. extensiv konsumierenden
Literaturgesellschaft avancierte er zur populärsten Prosa- und Literaturgattung
überhaupt. Einerseits als triviales "Lesefutter" in Fülle verbreitet (siehe
Trivialliteratur), demonstriert er andererseits als Sprachkunstwerk beständig
seinen experimentellen Charakter, wobei in der Moderne und der Postmoderne die
Handlung als strukturbildendes Element zunehmend in den Hintergrund tritt
zugunsten multiperspektiver, häufig am Film orientierter Darstellungsweisen
(Montage, Simultantechnik etc.) .
II. ANTIKE UND MITTELALTERLICHE URSPRÜNGE
Bereits in der Antike entstanden in Indien, Japan, China und Ägypten sowie in
der arabischen Welt und im griechisch-römischen Raum zahlreiche längere
Prosaerzählungen, die später Bestandteil der europäischen Literaturtradition
wurden, darunter Teile der Schriften Herodots, Anabasis und Kyru paideia (4. Jh.
v. Chr.) von Xenophon und die um 100 v. Chr. entstandene populäre Sammlung
erotischer Erzählungen Miles des Aristides von Milet. Aus dem 1. oder 2.
Jahrhundert n. Chr. stammt das älteste überlieferte griechische Zeugnis der
Gattung, der Liebesroman Chaireas und Kallirhoe von Chariton von Aphrodiasias,
der die Muster folgender Werke der Zeit vorgab; dazu gehören die exotische
Kulisse, phantastische Fahrten, pathetisch ausgemalte Liebesverstrickungen,
eingefügte Reden, dramatisch ausgefeilte Wortwechsel im Stil der Tragödie bzw.
der damals gerade neuen attischen Komödie nachempfundene Dialoge. Weitere
bedeutende antike Beispiele der Gattung sind Ovids Metamorphosen (ca. 10 n.
Chr.), das mit Kulturkritik durchwobene Satyricon des Petronius (um 50 n. Chr.)
sowie der für die römische Romanproduktion typische, da satirische Goldene Esel
von Apuleius (um 170 n. Chr.). In der für den Roman äußerst produktiven
Nachfolgezeit folgten u. a. die Aithiopica des Heliodor (ca. 240 n. Chr.),
Leukippe und Kleitophon (Ende des 2. Jahrhunderts) des Achilleus Tatios, die
Ephesiaka des Xenophon von Ephesos und der Longos zugeschriebene bukolische
Roman Daphnis und Chloe (beide im 2. oder 3. Jahrhundert). Von der immer wieder
kolportierten Urfassung der Liebesromane um die Figur des Apollonius von Tyrus
aus dem 3. Jahrhundert ist der Verfasser nicht bekannt. Besonders einflussreich
waren spätantike Varianten des Apollonius-Romans in lateinischer Sprache (4. bis
6. Jahrhundert) sowie Troja-Romane und Volksbücher, etwa der so genannte
Alexanderroman.
Weitere Vorläufer - und vor allem wichtige Quellen - des modernen Prosaromans
waren das mittelalterliche Versepos (die isländische Edda, der englische
Beowulf, das Nibelungenlied usw.) und, ab dem 12. Jahrhundert, die
altfranzösischen Fabliaux, schwank- bzw. märchenartige Verserzählungen erotischsatirischer Prägung, die auch der Märe ihre Gestalt verliehen. Erste, teils von
der griechischen Tradition beeinflusste mittelalterliche Versromane mit antiken
Stoffen und Entlehnungen aus der keltischen Mythologie entstanden im Frankreich
des 12. Jahrhunderts. Paradigmatisch für die Zeit ist das von höfischen Idealen
geprägte Werk des Chrétien de Troyes, das die hohe Minne und ritterliche
Abenteuer thematisierte und um 1180 als roman courtois den mittelhochdeutschen
Raum beeinflusste; Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg und Wolfram von
Eschenbach empfingen vom roman courtois wichtige Impulse. Nach 1190 entstand mit
Tristan et Iseult von Bérol der erste tragische Roman spezifisch europäischer
Provenienz; Bérol griff die unglückliche Liebesgeschichte von Tristan und Isolde
wieder auf, die bereits den anglonormannischen Dichter Thomas von Bretagne 1160
und 1165 zu einer Fassung inspiriert hatte. Zwischen 1230 und 1240 verfasste
Guillaume de Lorris den ersten Teil des Roman de la Rose in 4 068 Versen, der
die Form der Allegorie innerhalb der Romangattung kultivierte. Im 14.
Jahrhundert wurden nur noch wenige Versromane verfasst; erst im 15. und 16.
Jahrhundert kam es in Italien durch Ludovico Pulci und Matteo Maria Boiardo bzw.
durch Ludivico Ariosto und Torquato Tasso zu einer gewissen formalen
Neubelebung.
Unter den wenigen asiatischen Romanen ragt Genji-monogatori (Die Geschichte vom
Prinzen Genji) der japanischen Hofdame Murasaki Shikibu aus dem 11. Jahrhundert
heraus; generell aber blieb der Roman bis ins 18. Jahrhundert ein
gesamteuropäisches Phänomen. Hier vollzog sich auch die Herausbildung seiner
Formenvielfalt, wenn auch gelegentlich einzelne Nationalliteraturen bevorzugt
bestimmte Romantypen hervorbrachten.
III. 16. JAHRHUNDERT: DIE EMANZIPATION DER PROSA
Ausgehend von Frankreich begann gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine verstärkte
Emanzipation der Prosa innerhalb der europäischen Literatur. Da der Roman jedoch
weiterhin höfische Ideale propagierte und auch als Form mit diesen gleichgesetzt
wurde, kam er beim zunehmend bürgerlichen Publikum in den Verruf, einer neuen,
urbaner werdenden Wirklichkeit entgegenzustehen. (Der Vorwurf einer idealisierttrivialisierten Weltsicht durch den Roman hielt sich bis ins 18. Jahrhundert.)
1485 erschien mit Thomas Malorys Le Morte Darthur in England erstmals eine
Druckfassung eines Prosaromans - sie war von William Caxton bearbeitet und
bevorwortet worden; Thema war die Artussage. Die galante Weltanschauung seiner
Zeit kultivierte der in Italien begründete Schäferroman, der in Iacopo
Sannazaros Arcadia (vollständig erstmals 1504) einen frühen Glanzpunkt fand. In
Deutschland etablierte sich der Prosaroman erst zur zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, wobei die Wiederentdeckung griechischer Klassiker des Genres im
Zuge des Buchdrucks maßgeblich wurde. Herausragende Werke sind die Volksbücher
Till Eulenspiegel, das bereits 1515 erschien, und das Lalebuch; beide griffen
die vom Stricker initiierte Tradition des Schwankromans wieder auf. Einen frühen
Höhepunkt der Gattung des Prosaromans stellt Rabelais' fabulierfreudiges Buch
Gargantua und Pantagruel dar, das zwischen 1532 und 1564 erschien und die
phantastischen Abenteuer zweier Riesen zum Thema hat. Er beeinflusste u. a.
Johann Fischart zu seiner Affentheuerlich Naupenheuerlichen Geschichtklitterung
(1582).
Mit dem so genannten Schelmenroman trat im Spanien des 16. Jahrhunderts erstmals
ein Typ des Prosaromans mit relativ differenzierter Psychologie der Figuren und
realistischer Wiedergabe ihres gesellschaftlichen Umfelds auf, darunter der
anonym veröffentlichte Lazarillo de Tormes (1554) und Mateo Alemáns Guzmán de
Alfarache (1559-1604). Aus der Perspektive vagabundierender Helden der sozialen
Unterschicht und ihrer verwickelten Abenteuer zeichnete er ein lebendiges,
bisweilen sozialkritisches Sittenbild des zeitgenössischen Spanien. Nach dem
Protagonistentypus, dem pícaro (spanisch für: Gauner, Schelm), werden diese
Romane auch pikarische Romane genannt. Ihr Vorbild ist bis hin zu Johann Jakob
Christoffel von Grimmelshausens Simplicissimus (1668), René Lesages Gil Blas
(1715-1735) und William Makepeace Thackerays Vanity Fair (1848) spürbar. Noch
populärer als die Schelmenromane jedoch war das Genre der damals weit
verbreiteten Ritterromane, die alte Ritterepen für ein am Sensationellen
interessiertes Massenpublikum aufzubereiten suchten. Der populärste Stoff war
zweifellos der des Amadis (Amadis von Gaula, 1569 ff.), der seit 1350 bis Ende
des 16. Jahrhunderts immer neue Bearbeitungen und Erweiterungen erfuhr und
innerhalb der französischen Literatur gar bis ins 17. Jahrhundert wirkte. In
England verfasste Philipp Sidney mit The Countesse of Pembrooke's Arcadia (1590;
Arcadia der Gräfin Pembrock) eine pastoral-chevalereske Prosaromanze, die später
ebenfalls als Vorbild für Schäferdichtungen diente und etwa Thomas Nashe
beeinflusste. Nashes The Unfortunate Traveller, or The Life of Jack Wilton
(1594; Der unglückliche Reisende oder Die Abenteuer des Jack Wilton) wiederum
ist das früheste Beispiel eines Schelmenromans in englischer Sprache.
IV. 17. JAHRHUNDERT: DER BEGINN DES MODERNEN ROMANS
Ursprünglich als Parodie auf die grassierende Mode der Ritterbücher verfasst,
markiert Miguel de Cervantes' Don Quijote de la Mancha (1605 und 1612) den
eigentlichen Beginn des modernen Romans. Rein vordergründig ein Abenteuerroman
über einen Landedelmann, der durch exzessive Lektüre der Ritterbücher und
Identifikation mit deren Helden zusehends in eine Traumwelt und in Konflikt mit
der Wirklichkeit gerät, gelang dem Autor hier ein Werk von enormem
Erfindungsreichtum, Sprachwitz und psychologischem Einfühlungsvermögen, dessen
Qualitäten noch der deutschen Romantik als Richtschnur dienten. Ein umfassendes
Panorama der anthropologischen und weltanschaulichen Positionen des Barock
entwarf Gracian y Morales in seiner philosophischen Romanallegorie El criticón
(3 Bde., 1651-1657). Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden in Frankreich die
monumentalen Liebesromane der Madame de Scudéry. Antoine Furetière, Charles
Sorel und Paul Scarron nutzten die Gattung zur Satire. In Deutschland beginnt
zur Jahrhundertmitte ein selbständiges Romanschaffen; namentlich Herzog Anton
Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel und Daniel Caspar von Lohenstein machten
sich hier verdient.
Die Tendenz zum psychologischen und sozialen Realismus im Roman setzte sich bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts fort, gelangte aber erst im Verlauf des 18.
Jahrhunderts voll zur Entfaltung. Frühes Beispiel hierfür ist Marie-Madeleine
Marquise de La Fayettes La Princesse de Clèves (1678). Die religiöse Allegorie
The Pilgrim's Progress (1678-1684; Die Pilgerreise) von John Bunyan variiert die
Form. 1670 erschien mit Piere Daniel Huets Traité de l'origine des romans die
erste Untersuchung zur Geschichte der Gattung. Christian Weise übertrug ein
politisch-satirisches Romanschaffen in die deutsche Dichtung (Der politische
Näscher, 1676). Im Bereich der Unterhaltungsliteratur ragt Johann Gottfried
Schnabels Insel Felsenburg (1636-1651) klar heraus und schlägt mit seinem
bürgerlichen Impuls eine Brücke vom Barock zur Aufklärung.
V. 18. JAHRHUNDERT: DER AUFSTIEG DES ROMANS
Seinen Ursprung nahm die Etablierung des Romans als ernstzunehmender Kunstform
des aufstrebenden Bürgertums innerhalb der englischen Literatur. Daniel Defoe,
Samuel Richardson, Henry Fielding, Tobias Smollett und Laurence Sterne setzten
hierbei für lange Zeit international die Maßstäbe. So legte Defoe mit seinem The
Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe, of York, (3 Bde.,
1719/20; Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe) den
Grundstein der zeitgenössischen Robinsonade. Richardson verband in den
Briefromanen Pamela (1740) und Clarissa (1747/48) das traditionelle
Gattungssujet der jungen Frau, die ihre Keuschheit verteidigt, mit minutiöser
Figurenpsychologie. In ihrer Nachfolge entstand etwa Christian Fürchtegott
Gellerts Leben der schwedischen Gräfin von G*** (2 Bde., 1747/48), das
wesentlich zur Popularisierung des Briefromans im deutschen Sprachraum beitrug.
Unter anderem in The History of Tom Jones, A Foundling (1749; Tom Jones oder die
Geschichte eines Findelkindes) schuf Fielding ein farbiges, humorvolles Tableau
des zeitgenössischen Lebens, wobei er den Leser zum lächelnden Komplizen seines
allwissend-überlegenen Erzählers machte. Smolletts Roderick Random (1748)
profilierte diesen Zeithintergrund aus der sozialen Froschperspektive des
pikaresken Titelhelden. Zudem parodierte er den moralisierenden Gestus von
Richardsons Pamela in An apology for the life of Mrs. Shamela Andrews (1741) und
The Adventures of Joseph Andrews and his Friend, Mr. Abraham Adams (1742). In
The Adventures of Roderick Random (1748; Die Abenteuer Roderick Randoms), The
Adventures of Peregrine Pickle (1751; Die Abenteuer des Peregrine Pickle) und
Ferdinand Count Fathom (1753; Die Abenteuer des Grafen Ferdinand Fathom) verband
Smollet meisterhaft detaillierte Milieuschilderungen, karikaturistische
Charakterporträts und Gesellschaftssatire in einer Weise, die später auf Charles
Dickens wirkte.
Zwischen 1759 und 1767 legte Sterne in den neun Bänden von The Life and Opinions
of Tristram Shandy, Gentleman (Das Leben und die Ansichten Tristram Shandys) das
ultimative - und innovativste - Meisterwerk der Epoche vor. Während der Titel
einen herkömmlichen biographischen Roman vermuten lässt, stellte Sterne die
Chronologie einfach um (so wird der Held erst im 3. Band geboren), durchbrach
sie durch Abschweifungen (digressions) oder fügte Kapitel ein, die nur aus einem
einzigen Satz oder einer leeren Seite bestehen. Die hier vorgebildete Technik
der Einschübe und Rückblenden wurde viel bewundert, in Deutschland z. B.von
Goethe und Jean Paul, ohne zunächst nachgeahmt zu werden (Ausnahmen waren Denis
Diderots Jacques le fataliste von 1773 und Theodor Gottlieb von Hippels
Lebensläufe nach aufsteigender Linie, die zwischen 1778 und 1781 in drei Bänden
erschienen); erst im 20. Jahrhundert konnte James Joyce sie adäquat fortführen
und weiterentwickeln. Auch Sternes autobiographisch gefärbter Reisebericht A
Sentimental Journey through France and Italy (1768; Yoricks empfindsame Reise
durch Frankreich und Italien) fand Eingang in die Weltliteratur und gab zusammen
mit Richardsons Pamela und Oliver Goldsmiths The Vicar of Wakefield (1766; Der
Vikar von Wakefield) das Modell für den deutschen Roman der Empfindsamkeit ab.
Der Einfluss reicht von Marie Sophie von La Roches Geschichte des Fräuleins von
Sternheim (1769-1773) über die Reiseberichte Freiherr von Knigges bis hin zu
Goethes Die Leiden des jungen Werthers (1774), dem ersten Romanerfolg der
deutschen Literatur. In Friedrich Hölderlins Hyperion (1797-1799) wirkt vor
allem der Einfluss Richardsons nach.
1774 entstand mit Christian Friedrich von Blanckenburgs Versuch über den Roman
die erste deutsche Romantheorie. Allerdings hatte die Gattung in Deutschland
noch keine eigenständige Tradition ausgeformt und zeigte sich daher besonders
offen für den Einfluss fremdsprachiger Literaturen. Zudem war ihre Akzeptanz
innerhalb des Literaturkanons noch gering. Auch der französische Roman gewann
erst im 19. Jahrhundert an Geltung, abgesehen von einigen Meisterwerken wie
Antoine François Prévost d'Exiles Histoire du chevalier Des Grieux et de Manon
Lescaut (1731; Geschichte des Manon Lescaut und des Ritters Grieux), Voltaires
grandios-pessimistischer Zeitsatire Candide ou l'optimisme von 1759 (dem Vorbild
für Johann Karl Wezels Belphegor), Choderlos de Laclos' erotischem Briefroman
Les liaisons dangereuses (1782; Die gefährlichen Liebschaften) oder der Nouvelle
Heloïse (1761) von Jean-Jacques Rousseau.
Als Antwort auf den Vernunftkult des aufklärerischen Rationalismus entwickelte
sich wiederum in England das eigenständige Genre des Schauerromans bzw. der
Gothic Novel, ein in allen westlichen Literaturen häufig kopiertes Muster. Mit
Horace Walpoles The Castle of Otranto (1764) begann die Traditionslinie; das
Buch wies bereits die meisten der charakteristischen Genremerkmale auf, darunter
ein düsteres mittelalterliches Schloss oder Kloster bzw. nächtlicher Kirchhof
als Schauplatz und Furcht erregende übernatürliche Erscheinungen. Unter anderem
Matthew Lewis' The Monk (1796) oder Ann Radcliffes The Mysteries of Udolpho
(1794) bedienten sich der Vorgabe. Literarisch anspruchsvoller präsentieren sich
Mary Wollstonecraft Shelleys Frankenstein (1818) und Charles Robert Maturins
Melmoth the Wanderer (1820; Melmoth der Wanderer), während William Beckfords
Vathek (1786) den Schauerroman bereits persifliert. Noch in Emily Brontës
Wuthering Heights (3 Bde., 1847) dient das Schema der Gothic Novel zur
Beschreibung der dämonischen Abgründe des Unbewußten. In Deutschland trat der
Schauerroman hauptsächlich in seinen trivialen Formen in Erscheinung; eine
Ausnahme bildet E. T. A. Hoffmanns Doppelgängerroman Die Elixiere des Teufels
(1815/16), der stofflich und motivisch auf Lewis' Monk zurückgreift.
Von großem Gewicht waren im 18. Jahrhundert der Erziehungsroman rousseauscher
Prägung (Émile ou De l'éducation, 1762) und der deutsche Bildungsroman, vor
allem - bereits mit negativem Impuls - Anton Reiser von Karl Phillip Moritz
(1787) und Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96).
VI. 19. JAHRHUNDERT: ROMAN UND MODERNE
Mitte des 19. Jahrhunderts bildete vor allem die französische Literatur mit
ihren Vertretern Stendhal, Honoré de Balzac und Gustave Flaubert neue
Romanformen aus, die bis ins 20. Jahrhundert hinein verbindlich blieben. England
war nach wie vor einflussreich, vor allem bei der prononcierten Darstellung
einer Verstrickung von Individuen in ein tragisches Schicksal (Emily Brontë,
Thomas Hardy, George Eliot) sowie auf dem Gebiet des historischen Romans;
wichtigste Autoren waren hier Walter Scott, Charles Dickens, William Makepeace
Thackeray und Anthony Trollope. Besonders Scotts Waverley-Romane (1814-1828)
fanden ein starkes Echo, so in Frankreich bei Victor Hugo und Prosper Mérimée,
in Italien bei Alessandro Manzoni und in Deutschland, wo sie bis hin zu Theodor
Fontane fortwirkten (nach Scotts Vorbild begründete James Fenimore Cooper später
den historischen Roman der USA); Jane Austen griff den Detailreichtum von Scotts
Büchern wieder auf und bereicherte ihn um psychologische Präzision. Der
Feuilleton- bzw. Kolportageroman gewann durch neue Verbreitungsmethoden an
Popularität und trug entscheidend zur Trivialisierung des historischen Romans
bei. Ein vorherrschendes Thema der Schriftstellergenerationen des 19.
Jahrhunderts war die Gesellschaftskritik, die sich in zahlreichen Zeitromanen
niederschlug. Wichtig wurden die in den Klassikern des 18. Jahrhunderts
entwickelten Techniken der Dialogführung und der pointierten Charakterzeichnung:
So kritisierte Dickens die viktorianische Gesellschaft weniger durch eine
realistische Darstellung als durch einen phantasievollen Reigen komischer
Charaktere und Situationen mit meist versöhnlicher, zuweilen polemischer
Tendenz.
Die entscheidenden Impulse erhielt der europäische Roman hierbei von den oftmals
unter dem Begriff des Realismus subsumierten französischen Autoren. Die
Darstellung einer Verflechtung des persönlichen Schicksals mit der Wirklichkeit
der bürgerlichen Gesellschaft sowie der Antagonismus von Trieb und sozialer Norm
sollte zum Panorama des individuellen und öffentlichen Lebens entfaltet werden.
Mit Julien Sorel stellte Stendhal in Le rouge et le noir (1830; Rot und Schwarz)
den Typus des sozialen Außenseiters ins Zentrum des Interesses, der als
rücksichtsloser Emporkömmling gegen die Zwänge der nachnapoleonischen
Gesellschaft opponiert, Fabrice del Dongo in La chartreuse de Parme (1839; Die
Kartause von Parma) repräsentierte den amoralisch-machthungrigen Abenteurer
schlechthin. In ähnlicher Weise machte sich Balzac in La comédie humaine (18311848; Die menschliche Komödie) zum Geschichtsschreiber des zeitgenössischen
Frankreich: Mit den 47 Bänden, die eine von skrupellosem Gewinnstreben sowie von
technologischer und wirtschaftlicher Ausbeutung gezeichnete Gesellschaft
vorführen, avancierte er zum Gestalter der überzeitlichen ebenso wie der
historisch konditionierten Konflikte von Subjekt und System. Deutlich spielt die
Comédie humaine in ihrem Titel an auf Dantes Divina Commedia; ursprünglich
sollte die Sammlung 137 Bände umfassen. Sie enthält so bekannte Romane wie La
peau de chagrin (1831; Das Chagrinleder) und Splendeurs et misères des
courtisanes (1838-1847; Glanz und Elend der Kurtisanen).
Mit seiner fast wissenschaftlichen Analyse der psycho-sozialen Konditionen
menschlicher Existenz nahm Flaubert bereits Züge des Naturalismus vorweg. Hinzu
trat ein stetes Ringen um den adäquaten sprachlichen Ausdruck, der bisher der
Handlungskomposition untergeordnet gewesen war. Nicht von ungefähr bezeichnete
Jean-Paul Sartre den Autor später als den "Heiligen des Romans" und zielte damit
vor allem auf dessen Konzeption als Sprachkunstwerk, die in dieser Rigorosität
erst wieder im 20. Jahrhundert auftrat. In dem Ehedrama Madame Bovary (1857) und
in L'éducation sentimentale (1869; Lehrjahre des Gefühls) versuchte Flaubert das
Alltagsleben mit der Gewichtigkeit und Präzision eines klassischen Epos zu
schildern und nahm dabei nahezu alle Erzähltechniken der Moderne vorweg. Der
Naturalist Émile Zola bereicherte Flauberts quasiwissenschaftlichen Stil um
akribische Milieustudien, in denen er die Abhängigkeit des Individuums von
Vererbung und Umwelt herauszustellen suchte, wie in seiner fiktiven
Familienchronik Les Rougon-Macquart, die ab 1871 als Folge von 20 Romanen
erschien. Darunter finden sich so berühmte Romane wie die mehrmals verfilmte
Dirnengeschichte Nana (1879/80) und Germinal (1885), der im Kohlebergbaurevier
Nordfrankreichs spielt. Während das Industrieproletariat noch Mitte des
Jahrhunderts literarisch kaum in Erscheinung trat - Dickens' Hard Times (1854)
bilden eine Ausnahme -, rückte es mit dem steigenden Interesse der Romanciers an
sozialen Fragen zunehmend ins Blickfeld; in Frankreich stellten es auch die
Brüder Goncourt in den Mittelpunkt. In Italien zeigt sich diese Verlagerung des
Romansujets etwa bei Giovanni Verga und Antonio Fogazzaro (1842-1911), die mit
dem so genannten Verismo eine Variante naturalistischen Schreibens schufen, in
Spanien u. a. bei Vicente Blasco Ibáñez. In Deutschland war Naturalistisches
mehr im Drama präsent, etwa bei Gerhard Hauptmann; die Arbeiter- und
Milieuromane von Karl Bleibtreu und anderen sind heute zu Recht vergessen.
Erfolgreicher und von teils internationalem Rang präsentieren sich die Romane
Theodor Fontanes, der ohne das sozialanklägerische Pathos der Naturalisten
feinsinnige Porträts des märkischen Adels und des Berliner Bürgertums an der
Schwelle zur modernen Massengesellschaft zeichnete, so im Ehebruchroman Effi
Briest (1896) und im autobiographisch gefärbten Altersroman Der Stechlin (1899).
In manchen Zügen schimmert hier bereits die filigran-ironische Prosa Thomas
Manns durch.
Der russische Roman des 19. Jahrhunderts war formal stark von französischen
Vorbildern geprägt, die er thematisch auf russische Verhältnisse übertrug.
Häufig geriet er so zur Waffe gegen den feudalen Despotismus des Zarenreiches
und lag in beständigem Konflikt mit der rigorosen Zensur. So attackierte Nikolaj
Gogol in Die toten Seelen (1842) die desolaten Lebensumstände der leibeigenen
Bauern und die erbärmliche Rückständigkeit der russischen Provinz. Sein
Generationsgefährte Iwan Gontscharow schuf mit der Titelgestalt des
talentierten, jedoch an seiner Antriebslosigkeit scheiternden Oblomov 1859 einen
Typus, der in Russland sprichwörtliche Bedeutung erlangte, und zugleich den
ersten nationalen Romanklassiker. Iwan Turgenjew, der lange in Deutschland
lebte, beschrieb den russischen Landadel und das Bürgertum aus "westlicher"
Perspektive, wobei ihm feinfühlige, atmosphärisch dichte Tableaus gelangen
(Väter und Söhne, 1862; Neuland, 1877). Der erste russische Romancier von
Weltgeltung jedoch war Fjodor Dostojewskij. Mit bis dahin nicht gekannter
Intensität durchdrang er psychologisch meisterhaft die Welt der Verzweifelten,
Kranken und Verbrecher (Schuld und Sühne, 1866; Der Idiot und Die Dämonen, 1868;
Die Brüder Karamasow, 1879/80), ohne erzählerisch zu einer der gestalteten
Figurenperspektiven Stellung zu beziehen . Lew Tolstoj teilte mit Dostojewskij
die überreiche Figuren- und Ereignisfülle, übertraf ihn aber in der epischen
Breite der Darstellung bei weitem. Seine mehrmals verfilmten Hauptwerke Krieg
und Frieden (1865-1869) und Anna Karenina (1875-1877) markieren einen Höhepunkt
der europäischen Erzählliteratur des späten 19. Jahrhunderts.
Mitte des 19. Jahrhunderts legte Hermann Melville mit Moby Dick (1851) einen der
bedeutendsten Romane der amerikanischen Literatur vor; das Buch war seinem
Freund Nathaniel Hawthorne gewidmet, der etwa zur gleichen Zeit mit seinen
Historical Romances hervortrat. Einen volksnahen Realismus wußte Mark Twain in
Tom Sawyers Abenteuer (1876) mit Humor zu verknüpfen; darüber hinaus schuf er
mit den Romanen über Tom Sawyer und Huckleberry Finn zwei Klassiker der Kinderund Jugendliteratur. Den Naturalismus innerhalb der USA etablierte Frank Norris.
Nachdem die (Künstler-)Romane der Romantik etwa von Novalis und Ludwig Tieck
noch stark märchenhaft-abstrakte Züge trugen, fand die Gattung bei Joseph von
Eichendorff und Karl Leberecht Immermann, dezidiert aber bei den Autoren des
Jungen Deutschland wie Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Friedrich Spielhagen u. a.
zum konkreten, oftmals politisch-sozialen Zeitbezug. Dies spiegelte sich formal
in einem um Authentizität bemühten Schreiben. Bedeutende deutschsprachige
Realisten des 19. Jahrhunderts waren neben Fontane die Romanciers Wilhelm Raabe,
Gottfried Keller, Gustav Freytag, Jeremias Gotthelf und Adelbert Stifter.
Innerhalb der nordischen Literatur begann sich der Realismus bzw. Naturalismus
mit den Romanen Arne Garborgs, Knut Hamsuns, Carl Jonas Love Almqvists und Jens
Peter Jacobsens durchzusetzen. Bei letzterem zeigten sich später - wie auch bei
Hermann Bang - Züge des Impressionismus. Zur Jahrhundertwende prägte Gabriele
D'Annunzio den Roman des Ästhetizismus.
VII. 20. JAHRHUNDERT: TRADITION UND EXPERIMENT
Der im 19. Jahrhundert ausgebildete psychologisch-philosophische Romantypus
erlebte zur Jahrhundertwende im Werk von Marcel Proust und Thomas Mann seinen
Höhepunkt. In À la recherche du temps perdu (1913-1927; Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit) präsentierte Proust eine Phänomenologie der Liebe und den
Konflikt ihrer tabuisierten Erscheinungsformen mit einer einerseits in
Konventionen erstarrten, andererseits immer komplexer werdenden Gesellschaft. An
das Motiv der verlorenen Zeit knüpft sich ein Netzwerk kleinster und minutiös
rekapitulierter Erinnerungspartikel. Das in der Erinnerung erlebte fiktive
Dasein der Figuren hat ein Äquivalent in der eigenen Realitätsebene der Sprache.
Hier kündigt sich bereits die Autonomie des Sprachkunstwerkes an, die zum Signum
moderner Dichtung avancierte (l'art pour l'art).Während sein Bruder Heinrich
Mann vor allem das Bürgertum der Weimarer Republik karikierte (Der Untertan,
1916), verbinden Thomas Manns Romane (Buddenbrooks, 1901; Der Zauberberg, 1924;
Doktor Faustus, 1947) die Darstellung der Probleme des modernen Europa und
seines kulturellen Erbes mit profundem psychologischem Einfühlungsvermögen und
bildungsbürgerlicher Ironie. Das Niveau seines Romanwerkes ist im deutschen
Sprachraum ohne Parallele.
Dem gegenüber wurde die individualpsychologische Durchdringung des
Figurenpersonals im Romanschaffen von Dadaismus, Surrealismus, Futurismus und
Expressionismus konsequent destruiert. Jedoch stützen sich diese Bewegungen
zumeist auf die Kurzprosaform oder das unmittelbarere Drama. Weitere bedeutende
deutschsprachige Romanciers der Moderne waren Rainer Maria Rilke mit Die
Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) und Joseph Roth mit
Gesellschaftsromanen wie Radetzkymarsch (1932) und Die Kapuzinergruft (1938).
Franz Kafka zeigte in seinen posthum herausgegebenen Fragmenten Der Prozeß
(1925) und Das Schloß (1926) den Menschen in der Verstrickung einer
labyrinthischen Bürokratie. Mit Ulysses (1922) schuf der Ire James Joyce den
Prototyp des modernen Bewusstseinsromans. Dabei bezog sich der Titel bewußt auf
Homers Odyssee, deren abenteuerliche Reise Joyce auf den 16. Juni 1904 ins
zeitgenössische Dublin verlegte. Dabei stellte der Autor den Tagesablauf des
Protagonisten Leopold Bloom und anderer Figuren mit der neuen literarischen
Technik des Stream of consciousness dar, dem unaufhörlichen Fluss bewusster und
halbbewusster Gedanken und Assoziationen. Darüber hinaus ist Ulysses ein von der
enzyklopädischen Bildung seines Verfassers geprägtes Meisterwerk der komischen
Literatur, das den Realismus über seine bisherigen Grenzen hinausträgt. Der
neuen Erzählweise widmeten sich u. a. auch Miguel de Unamuno y Jugo und Cesare
Pavese.
Innovativ wirkten auch der Amerikaner John Dos Passos mit seinem Roman Manhattan
Transfer (1925), der eine perspektivisch gebrochene Analyse der zeitgenössischen
Gesellschaft der USA in Form schlaglichtartiger Skizzen zeigte, und Alfred
Döblin mit Berlin Alexanderplatz (1929). In ähnlicher Weise wie Dos Passos
montierte Döblin Momentaufnahmen des urbanen Alltagslebens und verknüpfte die
Biographie seines Romanhelden Franz Biberkopf über eine quasi "filmische"
Schnitttechnik mit Umgangs- und Reklamesprache; auf diese Weise machte er auch
formal die Großstadt zum Helden des Buchs. Der englische Roman der Bloomsbury
group orientierte sich stark an der Psychologie Sigmund Freuds und provozierte
die bigotte viktorianische Moral mit freizügigen Darstellungen der Sexualität;
dies galt vor allem für D. H. Lawrences Lady Chatterley (1928). Abgesehen von
Joyce und Virginia Woolf (Orlando, 1928) blieben sprachliche Experimente selten.
Weltweite Beachtung fanden die meisterhaften Kriminalromane und psychologischen
Texte Graham Greenes (Am Abgrund, 1938; Unser Mann in Havanna, 1958), die zum
großen Teil auch verfilmt wurden. Zu den auch in Europa einflussreichen
amerikanischen Romanciers der ersten Jahrhunderthälfte gehörten neben Sinclair
Lewis (Babbitt, 1922) und John Steinbeck (Früchte des Zorns, 1939) vor allem F.
Scott Fitzgerald (Der große Gatsby, 1925) und Ernest Hemingway (Wem die Stunde
schlägt, 1940) mit seiner lakonischen Prosa. Weitere Impulse gingen von Thomas
Wolfe und William Faulkner aus, dessen spezifisch polyphone Erzähltechnik in den
achtziger Jahren u. a. auf Uwe Johnson wirkte. Mit Thomas Pynchon brachte die
amerikanische Literatur auf dem Gebiet des experimentellen Romans später
nochmals ein (postmodernes) Erzählgenie hervor.
Besonders nach dem 2. Weltkrieg war der europäische Roman stark auf
amerikanische Vorbilder fixiert, was sich u. a. bei Heinrich Böll niederschlug.
Nur in Frankreich entwickelten der Roman des Existentialismus, so Albert Camus
mit Die Pest (1947), und später der Nouveau roman mit seinem Hauptvertreter
Alain Robbe-Grillet (Der Augenzeuge, 1955) ein jeweils eigenständiges Profil. In
Westeuropa gewann der Roman an analytischer Schärfe, wie bei Robert Musil (Der
Mann ohne Eigenschaften, 1930-1943), der wie Robert Müller und Hermann Broch an
der Essayisierung der Form interessiert war, oder bei Thomas Mann (Doktor
Faustus, 1947). Zu den wenigen Autoren der unmittelbaren Nachkriegszeit, die
sich der experimentellen Prosa verschrieben, gehörten Wolfgang Koeppen und später, aber auch radikaler - Arno Schmidt; Martin Walser hingegen wandte sich
verstärkt dem realistischen Gesellschaftsroman zu. 1956 stellte Max Frisch mit
dem grandiosen Einleitungssatz seines Romandebüts Stiller ("Ich bin nicht
Stiller") die gesamte Tradition der auf Individualitätsstiftung bedachten
Gattung in Frage. Heimito von Doderer trat mit den Monumentalepen Die
Strudelhofstiege (1951) und Die Dämonen (1956) hervor. Günter Grass brillierte
mit seiner sprachbarock ausufernden Blechtrommel (1959), die, orientiert am
Muster des Schelmenromans, Kriegs- und Nachkriegsgeschichte als absurdes
Panoptikum beleuchtete und für die der Autor den Preis der Gruppe 47 erhielt.
Ab den späten sechziger Jahren zeigte der deutsche Roman eine starke Tendenz zur
autobiographischen Innerlichkeit der Neuen Subjektivität (etwa bei Peter
Handke), andererseits aber auch zu Politisierung und Gesellschaftskritik. Das
wichtigeste Beispiel für letzteres - und einer der bedeutendsten Romane der
deutschen Literatur nach 1945 überhaupt - ist Die Ästhetik des Widerstands
(1975-1981) von Peter Weiss. Mit seinem vierbändigen Jahrhundertwerk Jahrestage.
Aus dem Leben der Gesine Cresspahl (1970-1983) schuf Uwe Johnson den wichtigsten
Romanzyklus der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. International kamen neue
Impulse in den sechziger und siebziger Jahren vorrangig von den
lateinamerikanischen Autoren des Magischen Realismus wie Carlos Fuentes (Terra
Nostra, 1975), Mario Vargas Llosa (Das grüne Haus, 1965) und dem
Nobelpreisträger Gabriel García Márquez (Hundert Jahre Einsamkeit, 1967). Mit
Der junge Mann (1984) versuchte Botho Strauß 1984 eine Neubelebung des deutschen
Bildungsromans in der Tradition Goethes. Seit den achtziger Jahren konnten auch
deutschsprachige Autoren wieder internationales Renommee erringen, so Patrick
Süskind mit Das Parfüm (1985) und der Österreicher Christoph Ransmayr mit Die
letzte Welt (1988).
Novelle
Novelle, Prosa-, selten auch Verserzählung von mittlerem Umfang, die sich durch
straffe Handlungsführung, formale Geschlossenheit und thematische Konzentration
auszeichnet. Gegenstand ist, nach einer Definition Johann Wolfgang von Goethes,
"eine sich ereignete unerhörte Begebenheit", eine Begebenheit also, die einen
gewissen Anspruch auf Wahrheit erhebt und von etwas Neuem oder Außergewöhnlichem
erzählt. Als charakteristische Merkmale novellistischen Erzählens gelten, ohne
jedoch normative Verbindlichkeit beanspruchen zu können, die Zuspitzung auf
einen "Wendepunkt" hin (entsprechend der Peripetie im Drama) und die
Strukturierung durch ein sprachliches Leitmotiv oder durch ein Dingsymbol (Paul
Heyses "Falkentheorie"). Häufig werden Novellen zu Zyklen verbunden oder
einzelne Novellen in Rahmenerzählungen eingebettet: Techniken, die es
ermöglichen, die Erzählsituation sowie die jeweiligen zeitgeschichtlichen und
gesellschaftlichen Zusammenhänge zu beleuchten.
Die Gattungsgeschichte der europäischen Novelle beginnt um 1350 mit Giovanni
Boccaccios Decamerone, einer durch Rahmenhandlung verknüpften Sammlung von 100
Erzählungen ("Geschichten, Fabeln, Parabeln oder wirkliche Begebenheiten, wie
wir sie nennen wollen"). Die Konzeption des Decamerone wurde für Jahrhunderte
Vorbild der europäischen Novellendichtung. In England nahm Geoffrey Chaucer die
zyklische Form Boccaccios auf, allerdings zum Teil in Versen (Canterbury Tales,
Ende 14. Jahrhundert), in Frankreich folgten die anonymen Cent nouvelles
nouvelles (um 1460) sowie Marguerite de Navarres Heptaméron (1559) dem Modell.
Matteo Bandello (Novelle, 1553/54) und Miguel de Cervantes (Novelas ejemplares,
1613, Exemplarische Novellen) setzten durch den Verzicht auf eine Rahmenhandlung
neue Akzente. Darüber hinaus entfernte sich Cervantes in einem Teil seiner
Novellen mit satirischen Sittenbildern und realistischen
Gesellschaftsschilderungen entschieden von der italienischen Tradition. Die
Rezeption seiner Werke in Deutschland gegen Ende des 18. Jahrhunderts wirkte
stark auf die Novellistik der Romantik.
Nach Vorläufern in Humanismus, Barock und Aufklärung begann mit Goethes
Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795), nach dem Vorbild Boccaccios als
Zyklus mit Rahmenhandlung angelegt, die Geschichte der deutschen Novelle. Auch
Christoph Martin Wieland folgte mit dem Hexameron von Rosenhain (1805) der
italienischen - und französischen - Tradition. Bis hin zu Gottfried Kellers
Sinngedicht (1881) entstanden weitere Novellenzyklen, doch trat seit der
Romantik und den Novellen Heinrich von Kleists die Einzelnovelle immer stärker
in den Vordergrund. Auch Goethes Novelle (1828) gehört in diesen Zusammenhang.
Neue Ausdrucksmöglichkeiten gewann die Novelle in der Romantik durch die
Integration märchenhafter, phantastischer und dämonischer Elemente (so bei
Ludwig Tieck, Achim von Arnim, Clemens Brentano, Friedrich de la Motte Fouqué,
E. T. A. Hoffmann, Adelbert von Chamisso, Joseph von Eichendorff). Nach der
Novellistik der Biedermeierzeit (Annette von Droste-Hülshoff, Jeremias Gotthelf,
Franz Grillparzer, Eduard Mörike, Adalbert Stifter) erreichte die deutsche
Novelle im Realismus ihren künstlerischen Höhepunkt (Gottfried Keller, Theodor
Storm, Conrad Ferdinand Meyer). Im Kontext des Naturalismus beginnt mit Gerhart
Hauptmanns "novellistischer Studie" Bahnwärter Thiel (1888) die Geschichte der
modernen, Anregungen von Émile Zola, Anton Tschechow, Guy de Maupassant und
anderen aufnehmenden deutschen Novelle, die sich über Autoren wie Thomas und
Heinrich Mann, Arthur Schnitzler oder Alfred Döblin bis zu Günter Grass und
Martin Walser als äußerst fruchtbar erwiesen hat. Charakteristisch für die
Entwicklung im 20. Jahrhundert ist eine Erweiterung der formalen
Ausdrucksmöglichkeit, nicht zuletzt durch eine Annäherung an andere Formen des
Erzählens.
Kurzgeschichte
I. EINFÜHRUNG
Kurzgeschichte, Lehnwort des amerikanischen short story. Im Gegensatz zu den
großen Prosaformen Roman und Novelle bezeichnet der Begriff eine kurze,
verdichtete literarische Erzählung. Die Kurzgeschichte verwendet meist ein
schmales Figureninventar in einer komprimierten, geradlinigen Handlung und zielt
auf eine dramatische, effektvolle Klimax. Die in der epischen Prosa häufige
thematische Vielfalt tritt zurück zugunsten einer zentralen Aussage. So gesehen
steht sie einem eher anekdotischen Erzählen nahe (siehe Anekdote).
II. VORLÄUFER
Die Kurzgeschichte, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich im 19.
Jahrhundert und ist eng verbunden mit der Veränderung der Lesegewohnheiten und
der Umstrukturierung des Buch- und Zeitschriftenmarktes. Die seit 1800 populären
literarischen Taschenbücher, Kalender, Almanache und Zeitschriften entwickelten
einen steigenden Bedarf an kurzen, unterhaltsamen Erzählungen, der durchaus auch
von angesehenen Autoren gedeckt wurde, denn für das seinerzeit entstehende
Berufsschriftstellertum eröffnete sich hier eine lukrative Einnahmequelle und
ein leichter Zugang zu einem breiten Publikum. Besonders die Romantik
entwickelte großes Interesse an literarischen Kurzformen, wie sie z. B. Heinrich
von Kleist und E. T. A. Hoffmann meisterhaft beherrschten. Außerhalb
Deutschlands ist die Kurzgeschichte im 19. Jahrhundert z. B. in den USA durch
Edgar Allan Poe und Nathaniel Hawthorne repräsentiert, in Frankreich durch Guy
de Maupassant und durch Nikolaj Gogol in Russland. Vorherrschend waren spannende
oder komische Erzählungen; mit Poe schlug außerdem die Geburtsstunde der
Kriminal- und Detektivgeschichten (siehe Kriminalliteratur; Detektivgeschichte).
Maupassants Texte zeigen, welche Meisterschaft des knappen Ausdrucks und der
Ausgewogenheit für eine vollkommen gebaute Erzählung erforderlich ist.
Im Laufe des Jahrhunderts verschob sich die Erzählintention allmählich vom
Handlungsablauf zur Figurenpsychologie. Zugleich machte sich ein steigendes
Interesse an einer Verfeinerung und Ökonomisierung der Erzähltechnik bemerkbar:
kunstvolle Differenzierung der Ereignisfolge, Weglassen alles Überflüssigen,
exakte Abwägung der Erzählhaltung sowie sorgfältige Wahl der Stilmittel wurden
immer wichtiger. Poe definierte in seiner Besprechung (1842) von Hawthornes
Twice-Told Tales (1837) als erster Schriftsteller die Kurzgeschichte mit
entsprechenden Kriterien und demonstrierte ihre Eigenarten in vielen seiner
eigenen Erzählungen. In The Cask of Amontillado beispielsweise sind
Figurenkonstellation, Handlungsführung und Dialoge so geschickt angelegt, dass
der Leser unausweichlich in die adäquate Gemütslage zu dem die Geschichte
beschließenden Mord gerät.
Für Henry James, einen der Meister der Kurzgeschichte, dessen Erzähltheorien
Generationen von Autoren beeinflusst haben, war das Wirken einer "central
intelligence" beim Formen und Filtern eines Erzählstoffes maßgeblich. So
verwendete James in der Geistergeschichte The Jolly Corner den Erzähler, um ein
Gefühl der unmittelbaren psychologischen Nähe zum Geschehen zu bewirken, und
schrieb mit The Turn of the Screw den Prototyp der modernen phantastischen
Erzählung, in der auch am Schluss unklar bleibt, ob es sich um tatsächliche
Ereignisse handelt oder nur um hysterische Phantasien der Protagonistin. (siehe
auch phantastische Literatur).
III. DIE MODERNE KURZGESCHICHTE
Nach 1900 wurde jährlich in fast allen Sprachen eine enorme Zahl von
Kurzgeschichten veröffentlicht, viele davon in Zeitungen und Zeitschriften.
Experimente mit Stoffen und Erzähltechniken wetteiferten mit Geschichten
traditionellen Zuschnitts (William Somerset Maugham, Katherine Mansfield, Sylvia
Plath u. a.).
Nirgendwo entfaltete sich die Gattung so fruchtbar wie unter den Dichtern der
USA, die mit "short story" auch ihre moderne Benennung prägten und eine
stattliche Reihe von "short story writers" von weltliterarischem Rang
hervorbrachten: Dazu gehörten etwa Ambrose Bierce, Mark Twain, O. Henry, Stephen
Crane, Thomas Wolfe und Ernest Hemingway (siehe amerikanische Literatur).
Hemingways Kurzgeschichten stecken trotz des knappen Stiles scheinbar voll
unwichtiger Details. Sie dienen indessen nur dazu, das Seelenleben seiner
Figuren in feinsten Nuancen darzustellen. Neben der von James Joyce (Dubliners,
1914) und Franz Kafka (Die Verwandlung, 1915) begründeten modernen Kurzform ist
im Nachkriegsdeutschland vor allem Hemingways lapidare Prosa Vorbild für die
Kurzgeschichte, die sich, wie bei Wolfgang Borchert, Günter Eich und Heinrich
Böll, der Stilmittel im Zuge einer Kahlschlag-Vorstellung der deutschen
Literatur um 1945 bediente. Jedoch reichten die deutschen Nachahmer nur selten
an das amerikanische Original heran. Weitere deutschsprachige Verfasser von
Kurzgeschichten sind und waren Elisabeth Langgässer, Günter Weissenborn, Ernst
Kreuder, Gerd Gaiser, Wolfdietrich Schnurre, Marie Luise Kaschnitz, Hans Bender,
Martin Walser, Wolfgang Hildesheimer, Siegfried Lenz, Ilse Aichinger, Peter
Bichsel, Günter Kunert und Hermann Kant.
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