II. Von den Anfängen des Jazz bis zu den 20er Jahren 4. _________________ Mit dem ..................................... ging es um 1890 los‚ einer Klavierspielweise, in der noch viel von der europäischen Musik des vergangenen Jahrhunderts steckt: Marsch - und Polkaelemente ‚ aber mit einem neuen Rhythmus- und Zeitgefühl. Ragtime kommt von “rag time"„ " zerrissene Zeit“, schwarzes Rhythmusgefühl trifft auf europäische Klaviermusik. Scott Joplin und Ragtime Scott Joplins Lebensdaten: - Geb. 24.11.1868 in Texarkana 1 Texas Gest. 11.4.1917 in New York. Zu Hause wurde viel Klavier gespielt, er spielte mit 11 Jahren bereits so gut, dass er Aufsehen erregte und das Interesse eines deutschen Musiklehrers gewann. Dieser unterrichtete ihn. Dabei lernte er die klassische Musik der großen europäischen Komponisten kennen. -Von 1885-1893 lebte er in St. Louis, wo er in Kneipen (honkytonks) und Saloons Klavier spielte. 1893 spielte er auf der Weltausstellung in Chicago. 1894 Sedalia / Missouri, er spielte das zweite Kornett in der Queen City Concert Band, einer Kapelle, deren Repertoire u.a. Märsche, Lieder und Bearbeitungen von Teilen aus Opern umfasste. Er gründete ein Vokalensemble und ging mit diesem auf Reisen. 1896 zurück nach Sedalia, dieser Aufenthalt bezeichnet den Wendepunkt in seiner Laufbahn. Er nahm nochmals Unterricht, jetzt an einem Musik-Kollege und begann die synkopierten Ragtime-Rhythmen aufzuschreiben. Die besten Pianisten verkehrten damals in Will und Walker Williams‘ Maple Leaf Club (Ahornblattverein). Joplin gab deshalb seinem ersten und wohl berühmtesten Ragtime den Titel „Maple Leaf Rag“. Der Maple Leaf Rag wurde rasch bekannt, aber es war schwierig, einen Verleger zu finden. Ein Verleger in Kansas City brachte 1899 den zweiten Ragtime von Joplin mit dem Titel:„Original Rags“ heraus. Der Umschlag des Stückes zeigte einen alten Negersklaven, der vor seiner Hütte rags (= Lumpen) sammelt. 1899 hörte ein Musikalienhändler und Verleger in Sedalia den Maple Leaf Rag und beschloss, ihn sofort zu publizieren. Das Stück wurde ein außergewöhnlich großer Erfolg. Die finanzielle Lage von Joplin und des Verlegers John Stillwell Stark verbesserte sich mit einem Schlag. Joplins Prophezeiung: „Ich werde mit dem Maple Leaf Rag zum King of Ragtime Composers“ erfüllte sich. Stark und Joplin gingen beide nach St. Louis. Stark gründete mit 60 Jahren ein großes Verlagsunternehmen. Die Tantiemen für die Noten brachten Joplin soviel Geld ein, dass er sich aus der hektischen Welt des Klavierspielens zurückziehen konnte. Er kaufte sich (inzwischen verheiratet) ein großes Haus, in dem er unterrichtete und komponierte. Er komponierte über 600 Rags -39 Rags wurden gedruckt u.a.: Entertainer -The Easy Winner -Pine Apple Rag -Elite Syncopations -Sugar Cane -Strenuoos Life -The -Wall Street Rag Werke ohne Erfolg: -Ragtime Dance, ein volkstümliches Ballett (1902) -A Guest of Honor (1903), eine Ragtime Oper (nicht mehr auffindbar). Die Misserfolge der beiden zuletzt genannten Werke und häusliche Schwierigkeiten führten um 1906 zu Joplins erster Krise. 1909 Übersiedlung nach New York. 1911, Treemonisha: Oper in 3 Akten, sein größtes Werk, gilt heute als das größte amerikanische Bühnenwerk auf dem Gebiet der Musik vor Gershwins Porgy and Bess. Er gab auch eine Ragtime Schule bzw. Unterweisung im Ragtime-Klavierspiel heraus. Joplin spielte viele Rags auf Pianowalzen der mechanischen Klaviere. Eine von ihm bespielte Walze wurde auf Schallplatte übertragen. Die Rags von Joplin trugen entscheidend zur Weiterentwicklung des Jazz bei [ auch Strawinsky, Debussy, Ravel u.a. ] Im Rahmen des Ragtime Revivals der 70er Jahre, das mitausgelöst wurde durch den Film „Der Clou“ (1973) mit der Titelmusik „The Entertainer“, wurden Joplins Kompositionen wieder populär. 1 5. ____________________ Mehr als zwei Drittel aller wichtigen Jazzmusiker kamen in den ersten 30 Jahren der Jazzgeschichte aus ........................................ ‚ der ehemals spanischen und französischen Stadt im Süden der USA. In New Orleans, der Geburtsstadt des Jazz, gab es, wie in vielen Städten der USA im 19. Jahrhundert, eine besondere Vorliebe für...................................... Diese Brassbands (the brass, engl. = die Blechblasinstrumente) oder Marching-Bands spielten zu allen möglichen Gelegenheiten auf: bei Militärparaden, bei öffentlichen Konzerten, in Konzerthallen oder in Parks, bei Ausflügen auf den Mississippidampfern, bei Tanzveranstaltungen, bei Hochzeiten und auch bei Beerdigungen. Neben städtischen Bands, Polizei-Orchestern, Militär-oder Schul-Bands gab es auch viele private Kapellen. Manche von ihnen waren sehr berühmt, und ihre Auftritte erfreuten sich allergrößter Beliebtheit bei der Bevölkerung. Neben Bands mit Kreolen oder weißen Musikern gab es schon früh auch schwarze Bands. Um 1900 spielten solche Bands jede Art von Unterhaltungsmusik: Arrangements von populären Liedern, alle Arten von Tanzmusik vom Walzer bis zum Ragtime oder Cakewalk, Potpourris aus beliebten Opern und Operetten und Märsche. Am beliebtesten waren Stücke, die als Marsch, aber auch als Two-Step, Polka oder Cakewalk geeignet waren wie z. B. »At a Georgia Camp Meeting« . Einige dieser lnstrumentalstücke (insbesondere Ragtime und Cakewalk) waren ursprünglich Lieder und Tänze aus Minstrel-Shows. Die Minstrel-Shows gehörten seit etwa 1850 zu den beliebtesten Unterhaltungs-„Sendungen“ des 19. Jahrhunderts. In ihnen traten Weiße auf, die sich die Gesichter schwarz bemalt hatten und versuchten, Schwarze in ihrem Verhalten, ihren Bewegungen, Tänzen, Liedern zu karikieren. Man machte sich besonders darüber lustig, wie Schwarze musizierten und tanzten. Die Tänze der weißen Amerikaner waren damals eher zurückhaltend und vornehm, deshalb empfand man die Tanz-Bewegungen der Schwarzen, die wir heute besonders interessant finden, als ungeschickt, tölpelhaft und roh. Auch wie sich Schwarze kleideten, nahm man zum Anlass für Späße. In jeder Minstrel-Show gab es einen »DandyJim«, die Karikatur eines Schwarzen, der besonders durch seine übertrieben moderne Kleidung auffiel: enge Hosen, blauer Frack, Seidenhut. Viele Tänze und Lieder aus diesen Minstrel-Shows wurden nicht nur zu Evergreens der Tanz- und Unterhaltungsmusik, sondern sogar zu neuen »Volksliedern«, so z. B. das Lied »Oh Susanna«, das STEPHEN FOSTER für eine Minstrel-Show komponiert hatte. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts organisierten Schwarze ihre eigenen Minstrel-Shows, in denen sie nun wiederum die > tölpelhaften < Versuche der weißen Minstrel-Musiker und Tänzer nachzuahmen versuchten. In diesen schwarzen Minstrel-Shows traten viele später berühmte Jazzmusiker auf und lernten dort ihr Handwerk. .....................................war um die Jahrhundertwende eine der lebenslustigsten und musizierfreudigsten Städte der Erde, nichts geschah hier ohne Musik. Mit Musik geleiteten z.B. die Bands auf ihren Straßenparaden einen Leichenzug hinaus zum Friedhof und fröhlich tanzend zogen die Trauernden nach der Bestattung wieder zurück zur Stadt ‚ die Musik kehrte wieder zu den „ Lebenden zurück“ „ Hat er sich nicht ordentlich herumgetrieben ( Didn‘t he ramble „ )‚ fragt der Sänger, „ und hat er nicht sein Leben genossen ? Darum genießt auch ihr das eure ‚ solange ihr es habt !“ Nicht vergessen werden darf hier natürlich einer der legendärsten schwarzen Musiker ‚ der Kornettist ( Trompeter ) und Sänger :.................................................. („ Satchmo “) spielte den New Orleans-Jazz mit seinen Gruppen „Hot Five“ und „Hot Seven“ in Chicago und von diesen fast reinen „Studiobands“ stammen die ersten bekannten Plattenaufnahmen der 20er Jahre. 2 Louis Armstrong – Seine Biographie Die Karriere von Louis Armstrong begann mit einem Pistolenschuss. Louis (Satchmo, Pops) Armstrong (Trompete, Kornett, Gesang, Komposition — traditioneller Jazz) wurde 1900 in New Orleans geboren und starb 1971 in New York. Er war der Sohn eines Fabrikarbeiters und einer Putzfrau und verkaufte als Schuljunge Zeitungen, Kohlen usw. In der Neujahrsnacht 1913/14 wurde er wegen unerlaubten Waffenbesitzes in eine Fürsorgeanstalt eingewiesen! „In New Orleans wird der Neujahrstag mit viel Fackeln, Lampions usw. gefeiert. Außerdem mit möglichst viel Krach. In den Straßen herumzuschießen ist zwar verboten, aber jeder tut es. Wenn man sich dabei erwischen lässt, bekommt man es mit dem Richter zu tun. Genau das passierte mir, und so lernte ich richtig Trompete blasen. Übrigens nannte man das Instrument „Kornett“, und es war auch tatsächlich ein Kornett“ (Louis Armstrong, Mein Leben - Mein New Orleans, Seite 24). Dort, in der Besserungsanstalt, lernte er auf einem verbeulten Kornett blasen und spielte bereits als l5-jähriger in Honky Tonks (Kneipen), gründete eine eigene Band, trat 1918 in die Band von Kid Ory ein, nachdem King Oliver nach Chicago gegangen war. Er spielte auf Mississippi-Dampfern und lernte Noten lesen. 1922 ging er ebenfalls nach Chicago zu King Oliver. „Als King Oliver, der größte Trompeter seiner Zeit, mich im Jahre 1922 aufforderte, New Orleans zu verlassen und zu ihm nach Chicago ins Lincoln Gardens zukommen, sprang ich vor Freude an die Decke. Ich sollte zweite Trompete spielen in einer Band, in der Papa Joe — so nannte ich ihn — erste Trompete spielte“ (Shapiro/Hentoff, Seite 58). 1924 heiratete Louis Armstrong die Pianistin Lil Hardin und ging nach New York zu Fletcher Henderson (»Roseland Ballroom“). Er begleitete Blues-Sängerinnen wie Bessie Smith. 1925, zurück in Chicago, entstanden die ersten eigenen Aufnahmen mit den „Hot Five“ und „Hot Seven“. Beide Gruppen waren fast ausschließlich Studio-Gruppen. Berühmte Aufnahmen: „West End Blues“ - „Potato Head Blues“ usw. Später kam der Pianist Earl Hines zu der Combo (Earl Hines, der den sogenannten „trumpet style“ für das Klavier erfand, eine Art Imitation des Trompetenspiels von Louis Armstrong auf dem Klavier). 1929 gingen die Musiker von Chicago nach New York und spielten in Harlem ( "Savoy Ballroom" sowie in einer Brodway-Revue („Hot Chocolates“)). 1932 erfolgte die erste Auslandstournee nach London. 1934 erneut Europatourneen, auch nach Paris. Eine berühmte Aufnahme aus dieser Zeit ist: »On the Sunny Side of the Street“. 1947 spielte Satchmo eine Hauptrolle in dem Film: „New Orleans“. Ende der 40er Jahre begründete er die „All Stars“ mit dem Posaunisten Jack Teagarden. 1956 ging er erneut auf Europatournee und auch nach Afrika (Ghana). Im Verlaufe dieser Tournee entstand der Dokumentarfilm: „The Satchmo Story“. 1957 fuhr er in den Sudan, 1958 spielte er auf dem Newport Jazz Festival mit den „All Stars“, 1960 gastierte er in Mexiko und erneut in Afrika, 1961 in der UdSSR... 1970 in Newport sagte Armstrong während einer Fernsehsendung, die zu seinem 70. Geburtstag entstand, Aufschlussreiches zu seiner Person und zur Kritik: „‘Wissen Sie, die Leute lieben mich und meine Musik, denn sie wissen, ich liebe sie“ (Berendt, Von Rag bis Rock, Seite 65). Die menschliche und künstlerische Persönlichkeit Louis Armstrongs ist für die Entstehung und Entwicklung des Jazz von stilbildender Bedeutung gewesen. Ohne ihn wäre die Jazzmusik nicht, was sie heute ist, ohne ihn hätte sich der New Orleans Stil und der Swingstil nicht entsprechend entwickelt. Ohne ihn wäre dem Jazz nicht die Bedeutung in der Musik der Welt zugekommen. Sein Stil Tongebung: Rhythmus: Melodie: Instrumentierung und Satztechnik: Melodiegruppe führend, solistisch, besonders Trompete; Rhythmusgruppe, begleitend 3 Wurde der Ragtime noch Note für Note aufgeschrieben und so wiedergegeben‚ so wird der New Orleans-Jazz bereits durchgehend.......................................... . Die ........................................,d.h. die mehr oder weniger weitgehende Veränderung einer Vorlage aus dem Stegreif, gehört seither zu den Hauptkennzeichen des Jazz überhaupt. Für den New Orleans-Stil ist vor allem die ............................................................charakteristisch, bei der alle Instrumente gleichzeitig improvisieren. Im Schema sieht das etwa so aus : 6. _________________________ Von Anfang an gehörte das Zueinander von schwarzen und weißen Musikern zum Jazz. Weiße Tanzmusiker fanden es besonders attraktiv, so zu spielen wie die schwarzen Musiker, nämlich »syncopated« und »hot«. Die ....................................................... Musiker, die in dem alten New Orleans lebten ‚ schufen so den ..................................................... -Jazz ‚ leichter ‚ fröhlicher, oft ein wenig parodistisch‚ dafür weniger ausdrucksstark als der schwarze New Orleans -Jazz. Und auch diese Musik ist ‚ wie fast alle Stile des Jazz ‚ bis heute lebendig geblieben. Die Nachfrage nach Tanzmusik war bis in die 20er Jahre hinein enorm: Gespielt wurde bei privaten Parties und Picknicks, bei Vereinsfesten, in Kneipen und Ballsälen. Ein Tanzmusiker konnte damals mehr Geld verdienen als ein Maurer oder ein Arbeiter in der Fabrik. Ein Fabrikarbeiter verdiente im Schnitt acht Dollar in der Woche, ein guter Tanzmusiker kam mit Trinkgeldern auf 50 bis 100 Dollar. So drängten immer mehr in das Musikgeschäft, die Konkurrenz unter den Musikern wurde größer. Dabei konnten die weißen Musiker sich im Musikgeschäft immer mehr durchsetzen. Als dann gegen Ende des 1.Weltkriegs das Unterhaltungsviertel »Storyville« in New Orleans aufgrund einer behördlichen Verordnung schließen musste, wurden die Verdienstmöglichkeiten für Musiker in dieser Stadt mit einem Schlag schlechter. Weiße und schwarze Musiker gingen auf Tournee oder zogen in die großen Städte im Norden (besonders nach Chicago und New York). 4