King of Ragtime - Zum 100. Todestag von Scott Joplin von Karl Lippegaus Regie: Karl Lippegaus Produktion: WDR 2017, 54 Minuten Am 1. April 1917 starb der amerikanische Komponist und Pianist Scott Joplin in New York. Obgleich er auch Opern und wohl auch eine (verschollene) Symphonie geschrieben hat, gilt Joplin vor allem als Meister des Ragtime. Die wenigen Fotografien, die von Scott Joplin existieren, zeigen einen stolzen, elegant gekleideten jungen afroamerikanischen Mann. Sein Instrument, das Klavier, war ein urbanes Instrument und die Musik, die er virtuos spielte, klang deutlich anders als der weit verbreitete ländliche Folk-Blues mit Gitarren und Banjos. Joplin hatte einen deutschen Musiklehrer gehabt, der ihn mit der europäischen Klassik vertraut gemacht hatte. Aber auch das rege Leben auf der Straße, die Klänge der Marschkapellen und vieles mehr, strömten in die Musik ein, die Joplin schrieb. Bevor es Radio und Schallplatte gab, war das Klavier in den Wohnzimmern omnipräsent. Klaviere wurden massenhaft hergestellt und es bestand eine enorme Nachfrage nach Noten, die Scott Joplin mit seinen millionenfach gedruckten Stücken befriedigte. Joplin erwartete, dass seine Rags wie klassische Musik gespielt wurden und Kritiker nannten sie noch Jahrzehnte später das amerikanische ?"quivalent zu Mozart, Chopin und Brahms. Zwanzig Jahre hielt das erste Ragtime-Fieber an. Joplins erste Oper „A Guest of Honor“, in der es um ein Treffen zwischen US-Präsident Roosevelt und dem afroamerikanischen Freiheitskämpfer Booker T. Washington gehen sollte, kam nie zur Aufführung. Die Partitur wurde angeblich konfisziert, weil Joplin seine Rechnungen nicht bezahlen konnte, und gilt als verschollen. Die zweite Oper „Treemonisha“ wurde wegen Copyright-Querelen mit seinen Erben nur wenige Male gezeigt, worauf man Joplin posthum 1976 den Pulitzer-Preis verlieh. Ausgelöst durch den Film „The Sting“ (dt. Titel „Der Clou“) hatte der Ragtime ab 1974 ein beispielloses Comeback. Noch nie hatte ein amerikanischer Komponist so sehr die Welten der Klassik und Unterhaltung erobert. Joshua Rifkins Version von Joplins Rag „The Entertainer“ verdrängte wochenlang Pop- und Rockbands von den vordersten Plätzen der Hitparaden. In dem Komponistenporträt von Karl Lippegaus erzählen Pianisten wie François Raulin und Stephan Oliva, woraus Ragtime bestand und wie er konstruiert ist. Es kommen Autoren wie Stanley Crouch, Ben Sidran, Rudi Blesh und Edward A. Berlin zu Wort, die die Bedeutung Scott Joplins als einer der wichtigsten klassischen Komponisten Amerikas und als Wegbereiter des Jazz erläutern.