Programmheft Löbtau Advent 2014 Layout 03

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5. Magnetic Rag
Scott Joplin verstand den Ragtime als ernsthafte Kunstform. Es gibt aus dieser Zeit Aufnahmen, in denen
Ragtimes in irrsingen Tempi gespielt werden. Joplin dagegen sagte: "Es ist niemals richtig, Ragtime schnell
zu spielen.". Der "Magnetic Rag" ist vermutlich ein Spätwerk, möglicherweise sogar sein letztes Stück. Beim
Ragtime handelt es sich um Klaviermusik im besten Sinne, die trotz ihrer Eigenart oft in verschiedensten
Besetzungen adäquat gespielt wird. Dies zeigt den genial-kreativen Ansatz dieser Musik. (rp)
6. Chanson Triste
Serge Koussevitzky stammte aus einer Musikerfamilie. Zum Kontrabass kam er, weil er für sein Studium ein
Stipendium benötigte und es dieses nur noch für die Kontrabassklasse gab. Koussevitzky hat nicht viele
Stücke für Kontrabass komponiert, dafür sind sie aber nach wie vor sehr populär. Eines davon - Chanson
Triste - ist Leonid Maximoff gewidmet (wer das ist, weiß ich leider nicht). Koussevitzky war neben seiner
Tätigkeit als Dirigent und Kontrabassist ein großer Förderer der russischen Musik. So veröffentlichte er
Werke von Strawinski, Rachmaninow, Prokofjew, Medtner und Skrjabin. Mehrmals führte er mit einem
Dampfschiff Konzerttourneen entlang der Wolga durch und ermöglichte so Menschen einen Konzertbesuch,
die hierzu sonst kaum eine Möglichkeit gehabt hätten. Die Orchesterfassung Mussorgskis „Bilder einer
Ausstellung“ von Maurice Ravel entstand in seinem Auftrag. Bei seinen eigenen Auftritten spielte er meist
auf einem Bass der Firma Glässel & Herbig aus dem sächsischen „Musikwinkel“ Markneukirchen. (mk, rp)
7. Eternité („Ewigkeit“)
Hinter diesem Stück, das den Klangfarbenreichtum der Orgel wie des Lebens geradezu verkörpert, steht eine
besondere Geschichte: Ich hörte es vor vielen Jahren selbst in einem Konzert in meiner Heimatstadt Görlitz.
Es gefiel mir so gut, dass ich den Organisten daraufhin ansprach - und kurzerhand schenkte dieser mir die
Noten. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei um den Schweizer Organisten Erwin Messmer selbst,
dem dieses Stück vom Komponisten gewidmet ist. Zusätzlich zu der Widmung ist den Noten folgendes Zitat
aus "Die Weltalter" des deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) beigefügt:
"Die wahre Ewigkeit ist nicht die, welche die Zeit ausschließt, sondern welche die Zeit (die ewige Zeit)
selbst sich unterworfen enthält. Wirkliche Ewigkeit ist Überwindung der Zeit". Wer dies vollumfänglich
versteht oder sich darüber austauschen möchte, ist herzlich eingeladen, sich nach dem Konzert am Tisch mit
dem orangefarbenen Wecker einfinden. (rp)
8. Butterfly („Schmetterling“)
Dies ist ein wunderschönes Lied, das ich mir von Cyrill für diesen Abend wünschte. Diesen Wunsch erfüllt
er mir heute - herzlichen Dank! Danyel Gérard spielte dieses Lied in sieben Sprachen ein. Er komponierte
unter anderem für Udo Jürgens. (rp)
9. Möge die Straße uns zusammenführen (Irische Segenswünsche)
Sich nicht nur „Auf Wiedersehen“ sagen, sondern mit reinem Herzen dem anderen Wünschen geht bei der
häufigen Benutzung der Floskel im Alltag manchmal unter. Dieses Lied erinnert daran, was es heißt, den
Nächsten zu lieben wie sich selbst. Wünsche und Hoffnungen füreinander zu haben fördert den Gedanken an
Gemeinschaft unter Menschen, und nur so findet man wieder zueinander in Zeiten von Konkurrenz und
Erfolgsdruck. (cm)
Orgel in Bunt
und Gäste
Musik
aus alter und neuer Zeit
Mitwirkende:
Martin Kuss
Kontrabass, Schellenring, Helfer an der Orgel
Cyrill Milkau
Gitarre, Gesang
René Plath
Orgel
Phillip Riedel
Diashow, Licht
Besonderer Dank an:
Erwin Messmer, Morten Gaathaug,
Dirk Langrock, Ines Pöhlandt,
Christoph Mayer
und die Gemeinde Frieden und Hoffnung
10. Löbtango
Eine Tradition in unseren Konzerten ist eine Uraufführung. Diese hören Sie heute zum Abschluss mit
Löb-Tango, der für diesen Abend entstand. (rp)
www.orgel-in-bunt.de
Telefon 0351/3395948
1. „Ouvertüre“ aus der Musik zum Film "Das fliegende Klassenzimmer" (2003)
Musik: Niki Reiser (*1958)
Arrangement: René Plath unter Verwendung einer Vorlage von René Holzhauer
Gitarre, Kontrabass, Orgel
2. Von wunderbaren Mächten
Musik: Otto Abel (1905-1977)
Worte: Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)
Gitarre, Gesang
3. Fünf Sätze aus der Tabulaturensammlung von
Jan de Lublin (~1490-1550)
Einrichtung für diese Besetzung: René Plath nach Johannes Piersig
Gitarre, Orgel, Schellenring
4. Voluntary G-Dur
John Stanley (1712-1786)
Adagio – Allegro
Orgel
5. Scott Joplin (1867[?]-1917)
Magnetic Rag
Orgel
6. Serge (Sergej) Alexandrowitsch Koussevitzky (1874-1951)
Chanson Triste
Kontrabass
7. Morten Gaathaug (*1955)
Eternité (1984/85)
Orgel
8. Butterfly
Musik und Worte (?): Danyel Gerard (*1939)
Gesang, Gitarre, Kontrabass, Orgel
9. Möge die Straße uns zusammenführen
Aus Irland
Gesang, Gitarre
10. Löbtango
René Plath (2014)
Uraufführung
Gitarre, Kontrabass, Orgel
Bemerkungen zu den einzelnen Stücken
(cm = Cyrill Milkau, mk = Martin Kuss, pr = Phillip Riedel, rp = René Plath)
1. Das fliegende Klassenzimmer
„Das fliegende Klassenzimmer“ ist ein Kinderbuch von Erich Kästner. Es
handelt von Freundschaft und Zusammenhalt, die Musik bring dies
sehr schön zum Ausdruck. Da ich aus Leipzig bin, freue ich mich natürlich, dass
dieser Film in dieser wunderschönen Stadt gedreht wurde. Immer, wenn
ich diese Musik höre, bekomme ich Gänsehaut. Ich freue mich, dass René das Stück auf meinen Wunsch hin
für unsere drei Musikanten arrangiert hat und wünsche Ihnen wie mir die erste Gänsehaut dieses Abends. (pr)
2. Von guten Mächten
Dieses Gedicht wurde von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer geschrieben und mit der Musik von Otto
Abel unterlegt. Bonhoeffers Biografie ist aber nicht der einzige Interpretationsansatz, sondern das Lied kann
eben auch ein ermutigendes und klares Zeichen für Zuversicht und Freiheit von Angst sein. Egal, ob es Liebe
zu einem Menschen, Erinnerungen an frühere Zeiten, besondere Momente, die im Gedächtnis bleiben, oder
der tiefe und spirituelle Glaube sind, all dies sind Teil eben jener guten Mächte, die uns ein Leben lang
begleiten, und an denen wir uns immer wieder erkenntlich machen können: Ich liebe und ich bin geliebt.
(cm)
3. Tabulatursätze
Die hier vorgestellten Stücke beginnen alle im Vierer-Takt, um im letzten Teil zum Dreier-Takt zu wechseln,
womit an die Zahlenmystik angeknüpft wird.. Dies wurde über lange Zeit auch in liturgischer Musik
angewendet, um den Weg von der Materie (= die Zahl Vier), dem Symbol für das Unvollkommene,
Erdverhaftete, hin zur Vollkommenheit (= die Zahl Drei), also Vollkommenheit, Geist, Dreieinigkeit usw. zu
symbolisieren. Da es sich hier im Grunde um Tanzsätze handelt, ergibt sich eine Mischung aus Unterhaltung
und philosophischem Hintergrund, die auch in mancher Popmusik unserer Tage enthalten ist. Man könnte
daraus schließen, dass sich „unvollkommene Materie“ und „vollkommener Geist“ im Gegensatz zu manchen
Lehren durchaus vertragen, wenn nicht gar ergänzen. Dies versuchen wir mit unserer Interpretation
darzustellen. Harmonik und Melodieführung der Stücke könnte man als ein Bindeglied von der frühen
Mehrstimmigkeit (Stichwort Organum) zu Renaissance und Frühbarock verstehen. (rp)
4. Voluntary G-Dur
Obgleich Stanleys Voluntarys (englisch "spontan, frei") oft als Orgelwerke bezeichnet werden, sind sie wohl
eher der großen Gruppe der "Tastenmusik" aus der Zeit der Renaissance bis zur Frühklassik zuzuordnen, die
auf verschiedenen Instrumenten spielbar ist (je nachdem was gerade vorhanden ist, theoretisch selbst auf
unserem modernen Klavier, was aber Geschmackssache ist). Gleichwohl bietet die Orgel die meisten
Möglichkeiten, den Klangreiz dieser Stücke auszuloten. Im vorliegenden Voluntary ist der erste Satz
dreistimmig ausgeschrieben und wohl auch so gemeint, während der zweite Satz bis auf wenige Takte
zweistimmig notiert ist und geradezu ruft: "Schmücke mich aus!" (was in jener Zeit ebenfalls verbreitet war).
Dies bedeutet für den Interpreten ein großes Vergnügen und viele Freiheiten bei der Umsetzung dieer Musik.
Der als Kind erblindete Stanley lebte und wirkte in London, liebte aber möglicherweise auch das schottische
Wesen - Sie werden es hören. (rp)
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