Wer den Buddhismus gar nicht kennt, tut sich oft schwer mit den Erklärungen, die man in Büchern und online findet. Oft driften die Diskurse ins Hochphilosophische ab und die Fragezeichen über den Köpfen vervielfachen sich. Doch eigentlich ist der Buddhismus eine Religion, dessen Grundzüge ganz einfach zu verstehen sind. Nur mag es jemanden, der/die tief in der Religion verwurzelt ist, oft schwer fallen die Basics zu vermitteln. Wir starten mit diesem Beitrag einen Versuch den Buddhismus ganz einfach zu erklären. Damit man auf einer Reise in eine buddhistische Destination zumindest mal die Essenz verstanden hat. Buddhismus – die Basics Religionsgründer Siddharta Gautama Der Anfang des Buddhismus ist auf Siddharta Gautama, dem historischen Buddha, zurückzuführen, der 563 v. Chr. in Lumbini, im heutigen Nepal, geboren wurde. Er entstammte einer Adelsfamilie und hätte in Reichtum leben können, entschied sich aber dazu, dem Hof den Rücken zuzukehren, und sich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben. Auslöser für die Sinnsuche war die Konfrontation mit den Leiden des Lebens (Altern, Krankheit, Tod und Schmerz) und der Frage, warum es diese geben musste und wie es möglich war ihnen zu entfliehen. Der Legende nach unterzog er sich verschiedensten extremen Praktiken der damaligen spirituellen Lehrer, bekam jedoch keine Antwort. Schließlich aber wandte er sich von Extremen ab und entwickelte die Meditationspraxis des mittleren Wegs. Unter einer Pappelfeige erfuhr er schließlich die Wahrheit, die er in Folge bis zu seinem Tod 483 v. Chr. lehrte. Die Pappelfeige wurde danach Bodhi-Baum – Baum der Erleuchtung – und Siddharta Buddha – der Erleuchtete – genannt. Die Essenz der buddhistischen Lehre Die beiden wichtigsten Elemente der buddhistischen Lehre sind die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad. Die Vier Edlen Wahrheiten sind: 1. 2. 3. 4. Die edle Wahrheit über das Leiden Die edle Wahrheit über die Entstehung des Leidens Die edle Wahrheit über die Beendigung von Leiden Die edle Wahrheit über den Achtfachen Pfad, der zur Beendigung des Leidens führt. Hört sich verdammt komisch an, oder? Aber eigentlich ist es simpler als man meinen mag: 1. Es gibt Leiden. Geburt steht in Zusammenhang mit Schmerzen, das Altern ist mit Leiden verbunden, Krankheit selbstverständlich auch, Verlust, der Tod und und und. Dh die 1. Wahrheit sagt nur – es gibt Leid in unseren Leben. Das ist ein Fakt, also eine Wahrheit. 2. Es gibt für jedes Leiden auch einen Ursprung. Das kann zum Beispiel das Verlangen sein. Wir wollen etwas, verlieren es eventuell (weil nichts von Dauer ist) und sind dann traurig darüber, dass wir es verloren haben. Unwissenheit ist auch ein Grund für Leiden. Dh die 2. Wahrheit sagt nur – es gibt auch einen Grund für das Leiden. 3. Wenn wir es schaffen, die Wurzel des Leids auszulöschen, schaffen wir es auch Leid aufzuheben. Einfaches Beispiel: Wenn ich auf Besitz verzichte, kann ich nicht traurig darüber sein, wenn ich etwas verliere oder mir etwas weggenommen wird. Dh die 3. Wahrheit sagt – wenn du es schaffst, die Ursache des Leids zu beheben, gibt es auch das Leid nicht mehr. 4. Die vierte Wahrheit beschreibt den Achtfachen Pfad, der eine praktische Anleitung dafür ist, wie man die Ursachen des Leids aufheben kann. Der Achtfache Pfad 1. Rechtes Erkennen: Erkennen der Wahrheit der 4 Edlen Wahrheiten und des Achtfachen Pfads 2. Rechtes Denken: Die Qualität seiner Gedanken lenken – die sollen ohne Habgier, hasslos in der Gesinnung und großzügig sein 3. Rechtes Reden: meidet Lüge, Verleugnung, Beleidigung und Geschwätz 4. Rechtes Handeln: vermeidet Töten, Stehlen und sinnliche Ausschweifungen 5. Rechter Lebenserwerb: Man verzichtet auf einen Beruf, der anderen Lebewesen schadet bzw mit dem Achtfachen Pfad nicht vereinbar ist (Bsp: Handel mit Waffen, Drogen, Schlachten von Tieren …) 6. Rechtes Streben: das Bemühen Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung zu kontrollieren und zu zügeln 7. Rechte Achtsamkeit: es geht um das Bewusstmachen der körperlichen Funktionen (Atmen, Gehen …) als auch der Geistesregungen 8. Rechtes Sich Versenken: ganz einfach – Meditation Karma, Samsara & Nirvana Im Buddhismus spielen die Themen Karma, Samsara & Nirvana eine essentielle Rolle. Doch was bedeuten sie eigentlich? Karma = das zentrale Konzept des Buddhismus, demzufolge jede Handlung – egal ob körperlich oder mental – auch eine Folge hat. Eigentlich doch verdammt logisch, oder? Wenn ich einen Stein anrolle, löse ich damit auch etwas aus. Es ist im Buddhismus einfach ganz wichtig, sich dessen auch bewußt zu werden, denn erst dann versteht man, dass jede kleine Handlung von mir in einem größeren Zusammenhang gesehen werden muss. Folglich hält mich der Buddhismus auch dazu an, meine Handlungen zu überdenken. Die Absicht ist in Bezug auf das Karma-Konzept des Buddhismus von größter Bedeutung – nur Handlungen, die mit Absicht (gut oder böse) vollzogen werden, zählen. Beispiele: Wenn ich unabsichtlich auf eine Ameise steige und sie töte, ist es auch karmischer Sicht etwas vollkommen anderes, als wenn ich mit Absicht auf sie trete und töte. Auch ein Mensch, der Gutes in schlechter Absicht tut, bekommt für seine guten Taten keine „Karma-Pluspunkte“, andererseits auch keine „Karma-Minuspunkte“, wenn er Schlechtes in guter Absicht tut. Verstanden? Samsara = Kreislauf der Wiedergeburten, der auch ganz eng in Zusammenhang mit dem Karma zu sehen ist. Mein Karma „entscheidet“ darüber, wie ich wiedergeboren werde, oder besser gesagt, ich selbst entscheide mit meinen Handlungen, wie und ob (siehe nächster Punkt) ich wiedergeboren werde. Buddhisten (als auch Hindus) glauben an die Wiedergeburt, an den Kreislauf des Seins, der aber auch im Zusammenhang mit Leid gesehen werden muss, dh ein Buddhist/Hindu sieht die fortwährende Wiedergeburt als leidvoll. Und das bringt uns zum nächsten Punkt: Nirvana = Austritt aus dem Kreislauf der Wiedergeburten und das erklärte Ziel im Buddhismus. Nur jemand, der die Wahrheit erkannt hat, erleuchtet und zum Buddha wurde, kann ins Nirvana eingehen. Buddha kann übrigens jeder werden, und ist kein übergeordneter Gottbegriff. Jeder von uns trägt das Samenkorn der Buddhaschaft in sich und damit hebt sich der Buddhismus von den meisten anderen Religionen dieser Welt ab. Denn es wacht niemand von oben herab über uns und steuert unsere Schicksale, wir selbst sich die Steuermänner/-frauen unseren Lebens und die buddhistische Lehre ist die Landkarte, die uns bei der Orientierung hilft. Deshalb meinen auch viele, der Buddhismus sei keine Religion, sondern eine Lebensphilosophie. Übrigens: Eine der schönsten Aussagen Buddhas unserer Ansicht nach ist die, dass man keiner Lehre blind folgen, sondern sie prüfen und als wahr und recht befinden soll. Würden alle das machen, würden sich viele Probleme von heute von allein lösen. Alles Böse zu vermeiden, das Gute zu kultivieren und seine Gedanken zu reinigen – das ist die Lehre Buddhas. So einfach und simpel wird der Buddhismus auch nochmal in einem Satz im Dhammapada, einer Sammlung von Sprüchen und Aussagen Buddhas, erklärt. Noch Fragen? Wer ein tibetisch-buddhistisches Kloster, egal ob nun in Ladakh, Tibet oder Bhutan, besucht, wird fast immer im Eingangsbereich auch das buddhistische Lebensrad – auch Samsara genannt – treffen. Diese Darstellung ist wie kaum eine andere eine Zusammenfassung dessen, wofür der Buddhismus steht, und eine Erinnerung daran, dass jede unserer Handlungen auch Folgen hat. Nicht von ungefähr also, dass schon Kindern das Lebensrad sehr früh erklärt wird. Das buddhistische Lebensrad: Teil 1 Das Lebensrad wird von einem furchterregendem Wesen getragen, das meist als der Totengott Yama, gelegentlich aber auch als Mara, der Gott der Verführung oder als Srinpo, ein Riese, interpretiert wird. Der innere Kreis Im Zentrum des Lebensrades befindet sich ein innerer Kreis. Das Rad wird dort von drei Tieren angetrieben: vom Hahn, der Schlange und einem Schwein. Sie beissen sich gegenseitig in den Schwanz und stehen symbolisch für die drei Gifte unseren Lebens: der Hahn steht für die Gier, die Schlange für den Hass und das Schwein für die Ignoranz oder Verblendung. Diese drei Gifte sind es, die uns vorrangig im Rad des Lebens gefangen halten. Denn das Ziel ist es, sich aus diesem Kreis der Wiedergeburten zu befreien. Der innere Kreis wird von einem weiteren Kreis umschlossen, der sich in einen hellen und einen dunklen Bereich Teil: der dunkle zeigt aneinander gefesselte Wesen, die von Dämonen getrieben werden. Der hellere Bereich zeigt Menschen, die ein besseres und weniger grauenvolles Dasein zu fristen haben. Die sechs Bereiche des Lebensrades Rund um den inneren Kreis finden wir die sechs Bereiche, in die wir wiedergeboren werden können. Wir beginnen mit den nicht gerade idealen Bereichen: 1. Die Welt der Hungergeister Die Hungergeister können wegen ihres engen Halses nichts essen und müssen daher zeit ihres Lebens Hunger und Durst leiden. Es ist vor allem die Gier, die sie in diesen Bereich gebracht hat. Der Buddha, der in der Darstellung des Reiches der unbefriedigenden Begierden gezeigt wird, setzt der Gier und dem Geiz symbolisch mit dem Nektargefäß in seinen Händen die Tugend der Freigiebigkeit entgegen. Ganz simpel also, will uns diese Darstellung sagen: Bist du gierig, sieht so dein Karma aus. Willst du das nicht, sei großzügig und bringe Opfer. 2. Die Hölle Wer hier landet, muss die schlimmsten Qualen, furchtbare Hitze und Kälte erleiden. Die Darstellungen variieren und erinnern in vielerlei Hinsicht christlichen Höllenvorstellungen. Da brennt man im Feuer, es werden einem Glieder und Genitalien abgehackt, man wird gekocht und verspeist. Auch hier findet sich ein Buddha, der mit Wasser den Weg zur Reinigung den Pfad aus der Hölle weist. Die simple Erklärung: Rein kommst du durch Zorn und Hass, raus durch Geduld. 3. Die Welt der Tiere Hier landest du, wenn sich dein voriges Leben insbesondere durch Unwissenheit und Willensschwäche ausgezeichnet hat. Auch als Tier hat man es nicht leicht, werden sie doch von den Menschen gejagd und verspeist (oder sie verspeisen sich gegenseitig). Ebenso in diesem Bereich findet sich ein Buddha, der meist mit dem Schwert – dem Symbol zur Zerstörung der Unwissenheit – den Weg aus diesem Lebensbereich weist. 4. Die Welt der Menschen Im Bereich der Menschen leiden die Menschen durch ihren Egoismus und ihre Leidenschaften an Krankheit, Alter und Tod. Generell aber ist dieser Lebensbereich der günstigste aller sechs, da der Mensch hier Zugang zur buddhistischen Lehre hat, und so die Möglichkeit hat, aus dem Lebensrad auszutreten (=Nirvana). Der historische Buddha, der hier dargestellt wird, steht für diese Möglichkeit. 5. Die Welt der Götter Die Welt der Götter steht für Genuss und die Illusion des ewigen Glücks. Klingt doch ganz verführerisch, möchte man meinen. Doch von hier droht die Wiedergeburt in niedere Daseinsbereiche, denn man läuft in diesem Bereich nur zu leicht Gefahr dem Stolz und Leichtsinn zu verfallen. Der Bodhisattva Avalokiteshvara weist hier den Weg aus diesem Bereich, indem er die Tugend der Meditation verkündet. 6. Die Welt der Halbgötter oder Krieger Im letzten der sechs Lebensbereiche befinden wir uns in der Welt der Halbgötter und Krieger, die sich in ständigem Kampf und Streit mit den Göttern befinden. Sie streiten über den Besitz des Wunschbaumes, dessen Wurzeln sich auf der Seite der Titanen, seine Krone mit reifen Früchten sich aber auf der Seite der Götter befindet. Voller Neid kämpfen sie um den Besitz des Baumes. Es ist also die Eifersucht, die sie im Samsara, dem Kreislauf der Geburten, gefangen hält. Der Buddha, der in diesem Bereich erscheint, weist sie darauf hin. Auch wenn die Welt der Menschen die erlösungsgünstigste ist, ist keine der sechs Bereiche auswegslos. Um dies zu verdeutlichen finden sich in allen sechs Welten Buddhas, die einem den Welt aus dem selbstgeschaffenem Dilemma weisen. Der äussere Ring der 12 Abhängigkeiten wird in einem der nächsten Beiträge erklärt. Lies auch unsere beiden vorigen Beiträge zum großen Thema buddhistische Ikonografie: Die 10 wichtigsten Mudras Die 10 wichtigsten Buddhas & Gottheiten Diese Reisen mit Schwerpunkt auf dem Buddhismus könnten dich interessieren Basics of Ladakh Kulturreise mit Tageswanderungen Die Einstiegsreise für Ladakh-Neulinge, die in relativ kurzer Zeit die klassischen Highlights Ladakh zeigt, trotzdem aber mit Geheimtipps nicht spart. Eindrucksvolle Wanderungen runden das Programm ab. Gegen Terminanfrage auch für Einzelpersonen möglich Beste Zeit: Juni-Oktober Mystisches Ladakh Zu den spirituellen Wurzeln Ladakhs Auf dieser Reise besuchst du nicht nur Klöster, sondern auch besondere spirituelle Plätze und Menschen, wie Orakel, Schamanen und Heiler, die einen besonderen Bezug zur Religion oder spezielle Funktionen innehaben. Gegen Terminanfrage auch für Einzelpersonen möglich Beste Zeit: Juni-Oktober Kultur & Wandern in Sikkim Kulturerleben & Tageswanderungen Diese Reise ist ideal zum Kennenlernen des ehemaligen Königreichs Sikkims und der Kolonialstadt Darjeeling. Schöne Unterkünfte verbunden mit den eindrucksvollsten Kulturstätten und reizvollen Wanderungen. Gegen Terminanfrage auch für Einzelpersonen möglich Beste Zeit: März-Mai & Oktober-Dezember