Innocence

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INNOCENCE – ERSTE LIEBE - ZWEITE CHANCE
„100 Millionen Menschen sahen sich den Film ‚Top Gun’ an. Und nur eine Handvoll schaute
sich den Film ‚Opfer’ von Tarkovsky an. Beide Filme kamen zur gleichen Zeit in die Kinos.
Da fragt man sich doch: was nehmen Menschen mit nach Hause, nachdem sie ‚Top Gun’
gesehen haben? Ich habe mir ‚Opfer’ angeschaut und kann sagen, dieser Film hat so
nachhaltig mein Leben bereichert, dass ich noch heute viel an ihn denke.
Zuerst und vor allem ist Kino ein Geschenk, das man mit nach Hause nimmt. Ich weiß, dass
mein Film INNOCENCE niemals jemanden verletzen oder unangenehm berühren könnte. Er
kann allenfalls das Leben bereichern.“
Paul Cox
Paul Cox erzählt uns die Geschichte einer Liebe. Einer Liebe, die eine Unterbrechung von
einem halben Jahrhundert überdauert und die zwischen zwei 70-Jährigen in all ihrer
Leidenschaft und Unschuld wieder auflebt. INNOCENCE ist ein stiller Film, ein Kammerspiel,
ein Film, der mit Humor, Schlichtheit und Sensibilität eine große Liebesgeschichte erzählt:
Der pensionierte Organist und Musiklehrer Andreas Borg (Charles Tingwell) entdeckt eines
Tages, dass seine erste große Liebe Claire (Julia Blake) in der selben Stadt lebt wie er. 50
Jahre zuvor hatten sie sich im Nachkriegs-Belgien kennen und leidenschaftlich lieben
gelernt, sich dann aber aus den Augen verloren. Bei einem Wiedersehen wird beiden
bewusst, dass ihre Liebe zueinander nicht erloschen ist. Es scheint, als hätte sich nichts
geändert, aber selbstverständlich hat sich alles verändert. Denn Claire ist verheiratet und ihr
Mann John will sie nicht so einfach aufgeben...
INNOCENCE ist zuerst und vor allem eine Hommage an die Liebe - eine tragisch-komische
Geschichte über Liebe und Lust, über Zärtlichkeit und Hoffnung, über das Leben und die
Tiefgründigkeit des Alters, über die Zeit als solche und die Zeit des Einzelnen im
besonderen. Dass es dabei um zwei ältere Menschen geht, die der Liebe noch einmal
erliegen, ist sowohl bemerkenswert als eigentlich auch nebensächlich.
Bemerkenswert, weil uns INNOCENCE auf so angenehme, witzige und anrührend
bescheidene Weise ein wenig vom ‚Jugendwahn’ befreit, der uns gerade auch durch die
amerikanische Filmindustrie immer wieder vor Augen geführt wird und nebensächlich, weil
es in INNOCENCE eigentlich gar nicht um Liebe oder Sex im Alter geht, sondern um Liebe
als treibende, sinnstiftende Lebenskraft schlechthin.
Paul Cox, der auch in früheren Werken („A Woman’s Tale“, „Lonely Hearts“) Erotik und
Begehren schon ’jugendfrei’ gezeigt hat, schafft mit INNOCENCE ein angenehmes
Gegengewicht sowohl zum herrschenden Jugendkult der Medien als auch zur ActionMaschinerie Hollywoods, die momentan durch die Realität ohnehin eingeholt und zu einer
Pause gezwungen wird. Cox hat sich als Filmemacher immer ganz bewusst von physischer
Gewaltdarstellung distanziert und momentan ist ein humorvoller und leiser Film über die
Liebe vielleicht das beste, was uns das Kino geben kann.
„Brot und Tulpen“ hat in Europa gezeigt, dass es durchaus ein Publikum für Filme gibt, in
denen die Liebenden älter als 20 sind und vor allem auch älter als 20 aussehen. Dass sich
die Filmindustrie noch nicht viel stärker auf diese bekanntermaßen stark wachsende und mit abgesicherter Rente - auch finanzkräftige Zielgruppe fokussiert hat, muss eigentlich
verwundern.
Vielleicht ist die schreibende Zunft da schon weiter: Derzeit ist Bestseller-Autorin Fay
Weldon, die - heute Anfang 70 - mit 63 zum dritten Mal geheiratet hat, mit ihrem neuen
Roman „Miss Felicitys kleine Geheimnisse“ auf Deutschlandreise und in diesem Werk geht
es, in gewohnt humorvoller und makaber-ernsthafter Manier, um die Liebe: die Liebe einer
83-Jährigen.
Oder wie sich der bekannte Filmkritiker Roger Ebert äußerte: „Beachten Sie INNOCENCE.
Es ist wahrhaftig einer der besten Filme des Jahres. Mehr noch, Andrew Sarris nennt ihn ‚die
kraftvollste emotionale Liebesgeschichte’ und ‚einen Film für die Ewigkeit’. Ich schreibe dies,
und Sie werden denken, ich möchte diesen Film sehen. Dann füge ich hinzu, dass es eine
Liebesgeschichte zwischen zwei 70-jährigen Menschen ist, und Sie denken, ich will ihn
vielleicht doch nicht sehen. Aber warum nicht? Sich mit 20 zu verlieben ist das einfachste auf
der Welt. Im Alter ist es ein Minenfeld und jeder, der mit romantischer Phantasie dieses
Risiko eingeht, ist ein lebensbejahender Mensch.“
INNOCENCE / SYNOPSIS
Der pensionierte Organist und Musiklehrer Andreas Borg (Charles Tingwell) entdeckt eines
Tages, dass seine erste große Liebe Claire (Julia Blake) in der selben Stadt lebt wie er. 50
Jahre zuvor hatten sie sich im Nachkriegs-Belgien kennen und leidenschaftlich lieben
gelernt, sich dann aber aus den Augen verloren. Mit den rückkehrenden Erinnerungen
beschließt Andreas, Claire einen Brief zu schreiben.
Nur zögernd willigt Claire ein sich mit Andreas zu treffen. Schnell werden sich beide
bewusst, dass ihre Liebe zueinander nicht erloschen ist. Es scheint, als hätte sich nichts
geändert, aber selbstverständlich hat sich alles verändert.
Andreas ist seit drei Jahrzehnten Witwer. Claire teilt Tisch und Bett mit ihrem Ehemann John
(Terry Norris), lebt aber eine Ehe, in der Leidenschaft und Aufmerksamkeit füreinander
schon vor Jahrzehnten verloren gegangen sind und freundschaftliches Nebeneinander den
Alltag bestimmt. Die Begegnung mit Andreas bringt Claire ein Lebensgefühl zurück, von dem
sie nicht mehr geglaubt hätte, es noch einmal erleben zu dürfen.
In dem Wissen, dass Zeit ein kostbares Gut ist, stürzen sich beide in eine Liebesaffäre, so
unbekümmert, intensiv und ungestüm wie damals als junge Geliebte.
Entrüstet und außer sich vor Eifersucht kämpft John um seine Frau. Es fällt ihm schwer
einzusehen, dass die Selbstverständlichkeit ihrer langjährigen Ehe mit einem Mal in Frage
gestellt ist. Es war doch alles in Ordnung, alles ging seinen Lauf. Dass sie seit 20 Jahren
keinen Sex mehr hatten, empfindet er angesichts ihres Alters als natürlich, und dass er sie
liebt, weiß sie doch...
Hin und her gerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl, der Zuneigung zu ihrem Mann, ihrer
Lebenslust und der Leidenschaft für ihre Jugendliebe beschließt Claire ihrem Herzen zu
folgen, ohne auf die Konsequenzen zu achten.
INNOCENCE ist zuerst und vor allem eine Hommage an die Liebe - eine tragisch-komische
Geschichte über Liebe und Lust, über Zärtlichkeit und Hoffnung, über das Leben und die
Tiefgründigkeit des Alters, über die Zeit als solche und die Zeit des Einzelnen im
besonderen. INNOCENCE ist eine leidenschaftliche Ermahnung an alle, das Leben ganz
und gar zu leben.
INTERVIEW MIT PAUL COX
Was veranlasste Sie, von Holland nach Australien zu gehen?
Nun, eine kleine Anzeige in der Zeitung. Ich suchte verzweifelt nach einem Weg, Holland
und meine Familie zu verlassen. Ich saß in einem Zug, las die Zeitung und da war sie, die
Anzeige: Wer will nach Australien gehen? Sie können dorthin gehen und studieren. Wir
zahlen die Überfahrt und Sie brauchen nicht länger als sechs Monate zu bleiben. Ich dachte
mir, das wär’s. Und in weniger als drei Wochen fand ich mich auf einem Boot wieder,
vollkommen ungerüstet für die große Welt. Ich arbeitete in einem Kameraladen und als
Reinigungskraft. Und ich tat einen Haufen anderer Dinge. Nach acht Monaten kehrte ich
nach Holland zurück. Aber etwas schlimmes war mir zugestoßen. Wissen Sie, ich hatte mich
verliebt. Ich war unsterblich in dieses Mädchen verliebt. Das war der Grund, warum ich nach
Australien zurück ging. Ich arbeitete dann im Bergwerk und nach zwei Jahren mit ihr ging ich
nach Indien, nach Indonesien und an einige weitere solche Plätze. Ich glaube, alles in allem
war ich zwei oder drei Jahre unterwegs.
Wie haben Sie Ihr Geld in dieser Zeit verdient?
Ich hatte einige Kontakte zu Zeitschriften und so verkaufte ich Fotografien. Ich lebte wie ein
Mönch, ein Mönch auf Reisen. Ich durchquerte Bali zu Fuß, wenn Sie verstehen, was ich
meine. Da waren einige verrückte Dinge, die wir in dieser Zeit taten. Hernach kam ich nach
Australien zurück und wurde Lehrer an einer Kunstakademie. Aber ich machte immer schon
diese kleinen Filme nebenher. Ich zeigte sie meinen Freunden und packte sie dann weg.
Sobald ich etwas mehr Geld hatte wurden die Filme aufwendiger. Und dann baute die
Akademie einen Bereich Film auf. Und da sie keinen Lehrer hatten, baten sie mich. So lehrte
ich Film und lernte selbst, indem ich unterrichtete.
Mein nächstes Projekt war „We Are All Alone My Dear“, ein Dokumentarfilm über eine
feinsinnige und sehr lebendige Frau, die quasi wie eine Gefangene in diesem Altersheim
lebte. Sie war wirklich brillant. Ich machte auch einen Film, der „The Journey“ hieß. Alles
gedreht auf 16mm, circa eine Stunde lang. Es war ein guter Film, basierend auf Gedichten
und lauter solchem Zeugs. Ich war ein zwanghafter Filmemacher. Es war ein Hobby. Und ich
denke immer noch, wenn man etwas wirklich ernsthaft will, dann sollte man es als Hobby
tun.
Als ich dann endlich verstand, worum es im Film geht und ich anfing, meine eigenen
Spielfilme zu machen, konnte ich nicht verstehen, warum ein Produzent und ein Regisseur
einen Vertrag brauchten. Aber als ich dann „Lonely Hearts“ drehte, war es eine schmerzhafte
Erfahrung, denn er wurde produziert. Da verstand ich alles. Und ich schwor mir, dass nie
wieder einer meiner Filme von jemand anderem produziert wird. Bei „Man Of Flowers“ war
alles ganz anders. Wir drehten ihn mit $240.000 in drei Wochen.
Was gab den Anstoß zu Filmen wie „Lonely Hearts“ und „Man Of Flowers“? Sie erscheinen
sehr persönlich. Was ist ihre Philosophie?
Nun, ich denke, alles, was man mit seinem Herzen und seiner Seele macht, ist in gewisser
Weise ein Selbstporträt, oder nicht? Ich meine, ich interessiere mich für die kleinen Leute, für
jeden, der vorbeiläuft. Mich interessieren keine Stars und all dieser Unsinn. Ich finde es sehr
interessiert, Menschen zuzuschauen, die niemand kennt. Denn im kleinen Leben befinden
sich alle Tiefen und Höhen. Jeder hat diese tiefen, schwarzen Abgründe, von denen sonst
niemand weiß. Eigentlich interessieren mich diese stillen Momente zwischen ihren Worten
und dem, was in ihnen vorgeht. Ich finde das ziemlich aufregend.
In dieser Zeit haben Sie Ihre Visionen ausgelebt und umgesetzt und Menschen überall auf
der Welt haben darauf reagiert. Es muß doch ein bestärkendes Gefühl gewesen sein, nach
„Lonely Hearts“ und „Man Of Flowers“ mit „My First Wife“ weitergemacht zu haben.
Naja, es zwängt einen auch ein, denn auf einmal war ich zu erfolgreich. Der Druck nahm zu
und wurde sehr einengend. Für mich war das ein Schock. So ist es mir ein paar Mal
ergangen. Vor vier Jahren war ich quasi bankrott und ich dachte, ich würde nie wieder einen
Film drehen können.
In den frühen 90ern führten Sie Regie für „Exile“ und „The Nun and the Bandit“, zwei
kleineren Kammerspielen in Melbourne. Es waren spirituelle Filme. Was brachte Sie dazu,
sie zu drehen?
Ich denke, ich hatte so eine Art religiösen Zusammenbruch. Es geschah hier in Kanada, als
ich John Raulston Saul’s Buch „Voltaire’s Bastards“ kaufte. Es hatte einen unglaublichen
Einfluß auf mich, denn er schrieb, wir hätten Gott getötet und durch uns selbst ersetzt. Und
als ich nach Australien zurückkam, war es fast ein Zwang, einen religiösen Film zu machen.
Es gab mehrere Gründe dafür. Alles in allem war ich ziemlich erfolgreich, hatte eine Menge
in meine Filme eingebracht und irgendwie versorgte man mich immer mit ausreichend Tinte
zum Schreiben. Ich war sehr glücklich. Aber auf einmal hatte ich diese Idee, wir müssten
alles auf die grundlegenden Elemente, die Minimal-Situation reduzieren und darin Gott
verehren. Aber ich hatte keinen Aufhänger dafür, bis ich dem Schriftsteller Graham Watson
begegnete. Seine Bücher sind außergewöhnlich und so kam es zu diesen Filmen.
Seit „Molokai“ haben Sie einen weiteren Film, INNOCENCE, gedreht. Es geht in diesem Film
um die Liebegeschichte eines 70-jährigen Paares. War dies eine noch spirituellere Reise für
Sie?
Absolut. INNOCENCE zu drehen war eine sehr religiöse Erfahrung. Film ist das größte
Geschenk dieses Jahrhunderts an uns alle. Wenn man sich die Kraft vergegenwärtigt, die
Filme besitzen, und ansieht, was Menschen in einen Film einbringen können, das ist so
überwältigend, dass es fast einem Kirchengang gleichkommt.
Als wir INNOCENCE schnitten, war ich ganz vernarrt in das Schauspiel von Julia Blake. Zum
Ende des Filmes behielten wir eine lange Einstellung auf ihr Gesicht. Sie sitzt dort ganz ruhig
und langsam kommen die Tränen. Das ist ein unglaublich kraftvoller Moment.
Ihre Liebe zum künstlerischen Film ist in vielen Ihrer Filme erkennbar. INNOCENCE erinnert
mich in seiner Betrachtung älterer Menschen an einen anderen Ihrer Filme, „A Woman’s
Tale“, in dem eine ältere Frau mit dem Tod konfrontiert ist. Gab es ästhetische Aspekte, die
Sie in diesem Film ausdrücken wollten?
Bei „A Woman’s Tale“ dachte ich, zum Teufel mit meinem kunstvollen Kino. Das hat nichts
miteinander zu tun. Hier geht es um eine große Frau, Sheila Florence, und wir müssen sie
feiern, ihr die Ehre erweisen. Ich machte diesen Film für sie. Für mich war es ein großer
Liebesbeweis, diesen Film zu drehen.
Ich habe Sie immer als romantischen Menschen gesehen. Erkennen Sie sich darin wieder?
Wenn es um Perfektion geht, dann liegen Sie richtig. Ein Romantiker versucht ja immer,
perfekt zu sein. Ich war aber nie perfekt, bin also gescheitert. Aber letztlich, selbst wenn ich
über viele Dinge verbittert bin und mich von der Welt zurückgezogen habe, tief in meinem
Inneren muß ich an etwas glauben. Denn sonst würden wir aufhören zu existieren.
Sie könnten die Menschen, die Protagonisten, mit denen Sie so viel Zeit verbringen, nicht so
lieben, wenn Sie kein Romantiker sind.
Das stimmt. Außerdem könnte ich nie physische Gewalt auf der Leinwand schaffen. „Man Of
Flowers“ zeigte den erstaunlichsten Tod, den man sich vorstellen kann. Es gibt genügend
Gewalt um mich herum, da brauche ich mich nicht noch daran beteiligen. Es ist sicherlich ein
friedfertiges Kino und ich bin der Meinung, dass diese Art von Filmen ihren Platz haben,
denn sie sind wichtig. Wichtig, weil sie menschlich sind. Sie versuchen, ein Stück
Menschlichkeit auf die Leinwand zurückzubringen.
Sind Sie in letzter Zeit sehr beschäftigt? Haben Sie neue Projekte?
Ja, die Finanzierung für das Nijinsky-Projekt steht.
Werden Sie mit Nijinsky den Wahnsinn erforschen?
Oh ja, gleichwohl habe ich große Zweifel daran, ob er je verrückt war bzw. verrückt wurde.
‚Mein Wahnsinn ist meine Liebe für die Menschheit’, das ist Nijinskys Leitmotiv. Und ich
denke: Schauen Sie sich die Welt an. Das ist krank. Schauen Sie sich alles an, schauen Sie
sich die Filme an. Es ist eklatant krankhaft, was wir immer noch für normal halten. Dabei ist
es nicht normal. Wir alle wissen im tiefsten Inneren, dass es nicht normal ist. Etwas ist falsch
an dem Ganzen. Aus diesem Grunde denke ich, dass dieser Mann nicht verrückt war. Mehr
noch, er schrieb eines der schönsten Bücher, das je geschrieben wurde.
Auszug aus einem Interview, erschienen in der kanadischen Zeitschrift „Montage“,
Sommer 2000, S. 15-18. Das Interview führten Tom McSorley und Marc Glassman.
McSorley ist Leiter des Kanadischen Filminstituts und Redakteur des „Take One
Magazines“.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Weitere Informationen unter www.dgcmontage.com
PRODUKTIONSNOTIZEN
Der Film
INNOCENCE ist der achtzehnte Spielfilm von Paul Cox. Fünf Wochen dauerten die
Dreharbeiten im süd-australischen Adelaide und im belgischen Antwerpen. Das Drehbuch zu
INNOCENCE schrieb Paul Cox während der Produktion von „The Hidden Dimension“, einem
in Kanada gedrehten IMAX-Film.
„Wir hatten einige Probleme mit der IMAX-Kamera, so dass ich die Zeit zum Schreiben
nutzen konnte. Entstanden ist eine kleine, intime Geschichte, die diametral zu dem IMAXFilm stand, an dem wir gerade arbeiteten. Ich empfand es als angenehme Balance zwischen
den Extremen. INNOCENCE beinhaltet das, was sich in jedem meiner Filme wiederfindet –
moderne und traditionelle Liebe. Aber in INNOCENCE greifen sie ineinander, stärker denn
je, denn es geht um Liebe im hohen Alter. Vor allem geht es aber darum, die Chance zu
bekommen, seine erste Liebe wiederzuentdecken. Man liebt nie wieder in seinem Leben so
wie beim ersten Mal. Dies ist auch der Grund, warum der Film INNOCENCE heißt.“
Nur drei Wochen benötigte Cox für das Schreiben des Drehbuches. Alles weitere war
minimale Anpassung, mehr ein leichtes Zurechtrücken, denn Cox schrieb Julia Blake die
Rolle der Claire auf den Leib.
Dann dauerte es allerdings doch einige Jahre, bis die Finanzierung des Filmes zustande
kam. Cox erinnert sich, „dass jemand das Drehbuch mit nach Hollywood nahm und es dort
sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Man war daran interessiert, den Film mit Paul
Newman und Joanne Woodward zu drehen. Aber mein Interesse galt einem intimen Film,
der anders aussehen sollte, als ein klassisches Hollywood-Produkt.“
INNOCENCE beschäftigt sich mit einem Thema, das die Filmindustrie bis dato ignorierte:
das Wiedererwachen von Sexualität im hohen Alter. Eigentlich ist es eine behutsam erzählte
Liebesgeschichte. Mit dem großen Unterschied, dass die Hauptdarsteller dieses Filmes
wesentlich älter sind, als man es vom gewöhnlichen romantischen Kino kennt.
„Es gibt dieses große Gefühl des Verlustes, eine Angst, die uns alle begleitet. Wird man sich
dieser Angst bewusst, stellt man fest, dass man dringend ein wenig leben sollte. So
jedenfalls ergeht es Claire in diesem Film. Nach 40 Jahren voller Teetassen,
Marmeladekochen und Gemeinplätzen präsentiert sich ihr auf einmal das Leben. Und sie
nimmt es an.“ (Cox)
Die Drehorte
Wie so häufig bestimmte die Finanzierung, wo der Film gedreht wurde. Da der Film zum Teil
von der South Australian Film Corporation unterstützt wurde, spielt die aktuelle Handlung in
Adelaide. Für die Rückblenden in ihre Jugendzeit wählte Cox die belgische Stadt Antwerpen.
1992 erhielt er beim Filmfestival von Gent den Grand Prix für seinen Film „A Woman’s Tale“,
verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 4 Millionen BF. Er nutzte diese Mittel, um einen
Teil von INNOCENCE zu finanzieren.
Die Schauspieler
Für Produzent Mark Patterson war es ein großes Privileg, mit so herausragenden
Schauspielern wie Julia Blake, Charles Tingwell und Terry Norris zusammenarbeiten zu
dürfen. Er ist sich sicher: „Wären alle drei Schauspieler Amerikaner, so würden sie heute
Leinwand-Legenden sein“, und er fügt hinzu: „Es ist faszinierend, ihnen zuzuhören. Sie
haben maßgeblich den australischen Film, das Fernsehen und das Theater beeinflusst.
Welch ein Lebenswerk und welch eine Lebenserfahrung! Mit größter Begeisterung haben sie
am Projekt mitgewirkt und vieles aus ihrem eigenen Leben ist in den Film mit eingeflossen.
Man sieht und erlebt es regelrecht auf der Leinwand. Das macht es auch so leicht, mit ihnen
zu lachen und zu weinen.“
Die Dreharbeiten
„Wenn man Paul bei der Arbeit zuschaut, wird einem bewusst, dass hier ein Meister des
Films am Werk ist. Es ist bemerkenswert, wie er jeden Aspekt der zu drehenden Geschichte
verinnerlicht und dann seine Vision mit größter Einfachheit und Klarheit auf Celluloid festhält.
In einer Szene spazieren Julia Blake und Charles Tingwell an einem Seeufer und unterhalten
sich darüber, warum ihre Liebesgeschichte damals endete. Es war ein schwieriger Dreh, da
der Himmel wolkenverhangen war, zwischendurch immer wieder die Sonne durchbrach, aber
keine Kontinuität herzustellen war. Paul ließ unendlich viele Einstellungen drehen, mit
Sonne, ohne Sonne, von hier und von dort. Ich, als Produzent, grübelte schon fieberhaft
darüber nach, wie wir noch einen weiteren Drehtermin einbauen könnten, um diese Szene
unter besseren Konditionen noch einmal drehen zu können. Aber Paul schaute sich die
Einstellungen an und meinte, die Szene lässt sich hier und dort schneiden, dann fügen wir
jenes an und schon wird es sehr gut funktionieren.“ (Patterson)
„Für Julia und mich war dieser Szenendreh erstaunlich. Wir warteten auf der anderen Seite
des Sees. Es war kalt, feuchte Kälte kroch von den Füssen nach oben, aber wir warteten
geduldig auf die Anweisungen. Erst als wir dann den Film sahen, verstanden wir, was Paul
aus der undankbaren Situation geschaffen hatte. Er hatte einige der schönsten
Wolkenspiegelungen auf dem Wasser eingefangen und dafür auf den geeigneten Augenblick
gewartet“, erzählt Charles Tingwell und Julia Blake fügt hinzu: „Paul Cox hat ein
außergewöhnliches Gespür für das Visuelle. Es ist ein wenig, als würde man mit einem
Künstler arbeiten. Man vertraut einfach seiner Vorstellungskraft. Wenn er eine
Regieanweisung gibt, weiß man, dass er ein sehr klares Bild im Kopf davon hat, wie die
Szene auszusehen hat. Man muss nur seinen Anweisungen folgen und ihm vertrauen.“
Die Stimmung am Set war während des gesamten Drehs sehr ausgelassen, freundschaftlich
und professionell. „Nach Abschluss der Filmarbeiten“, erinnert sich Mark Patterson, „ließ Cox
noch einige Voice-over erstellen. Niemand wollte so recht gehen und so suchte sich ein jeder
einen Platz im Büro, mancher auch auf dem Fußboden, und wartete. Als Cox im Studio fertig
war, kam er zurück ins Büro und rechnete wohl damit, dass alle nach Hause gegangen
seien. Er war sichtlich berührt, als er uns sah – denn, nach Hause gehen hätte bedeutet,
alles ist vorbei, und niemand von uns wollte dies. INNOCENCE gehört zu diesen ganz
besonderen Filmen, bei denen alle Schauspieler, alle Mitarbeiter, das gesamte Team einfach
eine wunderbare Zeit miteinander verbracht haben.“
TECHNISCHE DATEN
Besetzung:
Claire: Julia Blake
Andreas: Charles Tingwell
John: Terry Norris
David: Robert Menzies
Monique: Marta Dusseldorp
junge Claire: Kristine van Pellicom
junger Andreas: Kenny Aernouts
Pfarrer : Chris Haywood
Gerald : Norman Kaye
Sally : Joey Kennedy
Maudie : Liz Windsor
Stab:
Australische Crew:
Drehbuch und Regie: Paul Cox
Produzenten : Paul Cox, Mark Patterson
Ausführender Produzent: William T. Marshall
Co-Produzent : Willem Thijssen
Kamera: Tony Clark
Ausstattung:Tony Cronin
Musik: Paul Grabowsky
Bildschnitt: Simon Whitington
Ton: James Currie, Craig Carter
Beratender Produzent: David Lightfoot
Kostüme/Make-up: Susie Warhurst-Steele
Produktionsleitung: Julie Byrne
Aufnahmeleitung: Sarah Abbey
Produktionsgesellschaft: Illumination Films
Belgische Crew:
Kamera: Jan Vancaillie
Kamera-Assistent: Hans Sonneveld, Gerrit Messiaen
Erster Regie-Assistent: Willem Thijssen
Besetzung: Sara de Vries
Art Director: Luco Volders
Bühnenbildner: Gerd Aertsen
Kostümbildner: Bernadette Corstens
Garderobe: Erwina Sleutel
Maskenbildner: Mireille Hoetelmans
Produktionsleitung: Joke Clerx
Produktionsassistent: Leonie Verhoeven
BIOGRAPHIEN
Paul Cox: Autor, Regisseur und Co-Produzent
Paul Cox wurde am 16. April 1940 im niederländischen Venlo geboren, ließ sich aber in den
60er Jahren in Australien nieder.
Sein erster abendfüllender Spielfilm „Illuminations“ entstand 1974 und war gleichzeitig auch
der Namensgeber für seiner Produktionsfirma. Erste größere Beachtung fand 1979 sein Film
„Kostas“, der die Beziehung zwischen einem griechischen Einwanderer und einer
Australierin der Mittelschicht thematisiert. Mit der charmanten romantischen Komödie „Lonely
Hearts“, an der bereits Julia Blake mitwirkte, erlangte er 1982 auch international
Anerkennung und wurde bei den „Australian Film Industry Awards“ mit dem Preis für den
„Besten Film“ ausgezeichnet. Seitdem hat er sich zu einem der profiliertesten Filmemacher
Australiens entwickelt, der inzwischen auf ein Oeuvre von über 25 Spiel- und
Dokumentarfilmen zurückblicken kann und für diese eine Vielzahl von internationalen
Auszeichnungen erhielt. Viele Festivals haben Paul Cox mit Werk-Retrospektiven und
„tributes“ geehrt, so zeigte 1992 das Lincoln Center von New York eine große Retrospektive.
Seine Arbeit inspirierte auch andere Filmemacher. So drehte 1997 Alexander Bohr den
Dokumentarfilm „Ein Fremder in der Welt“ (A stranger in the world) über Paul Cox.
1983 wechselte Cox für einen Kollegen auf die andere Seite der Kamera: in Werner
Herzogs’s Film „Wo die grünen Ameisen träumen“, der in Australien spielt, übernahm Cox
eine Nebenrolle. Herzog revanchierte sich mit einem Auftritt in „Man of Flowers“.
„Man of Flowers“ wurde 1984 bei den Filmfestspielen von Cannes in der Sektion „Un Certain
Regard“ uraufgeführt, erhielt im gleichen Jahr beim Valladolid Festival den Preis als „Bester
Film“ und wurde noch einmal 1991 als „Bester ausländischer Film“ beim Filmfest in
Warschau ausgezeichnet.
Auch Cox nachfolgender Film „My First Wife“ (mit Julia Blake und Charles Tingwell) wurde
gleich mehrfach prämiert: 1984 wurde Cox als „Best Director“ beim „Rio de Janeiro Film
Festival“ ausgezeichnet und gewann drei der begehrten „Australian Film Industry Awards“
und 1985 kamen noch zwei Auszeichnungen beim Houston Film Festival hinzu. „Cactus“
hatte 1986 ebenfalls in Cannes Premiere und Cox Doku-Drama „Vincent“, in dem John Hurt
als Erzähler auftritt, gewann den Preis der Jury bei den Internationalen Istanbuler Filmtagen.
„A Woman’s Tale“, eine sehr beeindruckende Arbeit über das Sterben und den Umgang mit
dem Tod der krebskranken Schauspielerin Sheila Florence, gewann 1992 den großen Preis
beim Internationalen Flämischen Filmfestival in Gent und sein Film „Exile“ wurde 1994 im
Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
In jüngerer Zeit hat sein Film „Molokai: The Story of Father Damien“, nicht zuletzt auch dank
der renommierten Besetzung mit Kris Kristofferson und Peter O’Toole viel Aufmerksamkeit
erhalten.
Das Drehbuch zu INNOCENCE entstand während der Dreharbeiten zu dem 3D-IMAX-Film
„The Hidden Dimension“. Gerade hat Cox seinen jüngsten Film „The Diaries of Vaslav
Nijinsky“ beim diesjährigen Toronto International Film Festival gezeigt.
Filmographie u.a.:
Diaries of Vaslav Nijinsky (2001)
Innocence (2000)
Molokai: The Story of Father Damien (1999)
The Hidden Dimension (1997)
Lust and Revenge (1996)
Exile (1994)
Nun and the Bandit, The (1992)
Woman's Tale, A (1991)
Island (1989)
Vincent (1987) ... aka Vincent: The Life and Death of Vincent Van Gogh (1987)
Cactus (1986)
My First Wife (1984)
Man of Flowers (1983)
Lonely Hearts (1982)
Inside Looking Out (1977) ... aka Two in the Family (1977)
Illuminations (1976)
Julia Blake – Claire
1936 in London geboren, gehört Julia Blake zu den anerkanntesten Schauspielerinnen
Australiens. Dreimal konnte sie bereits den „Award“ des Australia Film Institute in Empfang
nehmen. Zweimal bekam sie diese Auszeichnung als beste Nebendarstellerin, für ihre
Interpretation der Iya Zetnik in „Father“ – an der Seite von Max von Sydow – und für die
Rolle der Cassidy in „Patrick“. Für die Fernsehserie „Eden’s Lost“ wurde sie als beste
Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
In den letzten Jahrzehnten hat sie unzählige Rollen für Film und Fernsehen übernommen.
Für Paul Cox stand sie bereits in „Cactus“, „Lonely Hearts“, „Man of Flowers“ und „My First
Wife“ vor der Kamera. „Es steckt eine beeindruckende Weisheit in Pauls Arbeit, sowohl in
der Arbeit am Drehbuch als auch beim Drehen“, sagt sie.
Julia Blake bereitet sich sehr intensiv und sorgfältig auf ihre Rollen vor, was ihr den
respektvollen Beinamen „One take Blake“ im Kollegenkreis eingebracht hat. Die Rolle der
Claire war für sie etwas besonderes, denn Paul Cox hat ihr das Drehbuch gewissermaßen
„auf den Leib geschrieben“.
„Ich erhielt das Drehbuch einige Zeit vor Drehbeginn. Die Rolle der Claire und ihr Rhythmus
schienen sich ganz natürlich und fast wie von allein zu entwickeln.“ Die Vorbereitung auf ihre
Rolle wurde dadurch vereinfacht, dass Terry Norris, mit dem sie seit über 30 Jahren
verheiratet ist, auch im Film die Rolle ihres Ehemann übernehmen sollte. „Als feststand, dass
Terry John spielen würde, wussten wir beide, dass Aspekte unserer eigenen Beziehung
auch auf der Leinwand zu sehen sein würden.“
Der Film beschäftigt sich mit einem Thema, das man vielleicht als „das letzte Tabu“
bezeichnen kann, das Wiedererwachen der Sexualität im Alter. Für Julia Blake bedeutete
dies, „dass wir, die Schauspieler, uns mit ganz wesentlichen Lebensumständen der Figuren
auseinandersetzen mussten. Claire hat im Leben immer das richtige getan und nimmt sogar
hin, dass in ihrer Ehe seit Jahren kein körperlicher Kontakt mehr stattfindet. Vor sich selbst
verleugnet sie sogar ihre Wünsche und Bedürfnisse. Und dann trifft sie mit einem Mal ihre
erste Liebe wieder und sieht sich mit ihrer wiedererwachenden Sexualität konfrontiert. Sie
weiß nicht, ob sie der Situation, dem Gegenüber und sich selbst trauen kann, aber sie weiß,
dass sie beides möchte: die Aufregung der wiederkehrenden ersten Liebe sowie das
behagliche und vertraute Leben an der Seite ihres Ehemannes.“
Die Arbeit an INNOCENCE war eine wichtige Erfahrung für Julia Blake: „Es war für mich viel
mehr als einfach einen Film zu machen. Es war, als würden wir ein kleines Stück Leben
schaffen.“
Filmographie u.a.:
Innocence (2000)
Passion (1999)
Hotel de Love (1996)
Father (1989)
Georgia (1988)
Travelling North (1987)
Cactus (1986)
An Indecent Obsession (1985)
My First Wife (1984)
Man of Flowers (1983)
Loneley Hearts (1982)
My Brilliant Career (1979)
A Getting of Wisdom (1977)
Salome (1973)
Charles “Bud” Tingwell - Andreas
Charles „Bud“ Tingwell gilt in Australien als eine Ikone der Leinwand. Seine
Schauspielkarriere umspannt mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert. 1923 in Sydney
geboren, begann er seine Filmkarriere kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer
Rolle in „Always another Dawn“. In den darauffolgenden Jahrzehnten hat er an unzähligen
Filmen mitgewirkt, unter ihnen „The Desert Rats“ (1952), „The Shiralee“ (1957), „Breaker
Morant“ (1980) und „Malcolm“ (1986). In jüngerer Zeit war er in „The Wog Boy“, „The Craig“
und „The Castle“ zu sehen. In Deutschland konnte man ihn unlängst in „The Dish“ in der
Rolle des Reverend Loftus bewundern. Tingwell hat darüber hinaus in vielen Fernsehserien
mitgewirkt, wie z.B. „Emergency Ward 10“, „Homicide“ and „Prisoner“. Er hat sich aber auch
als Regisseur von Fernsehserien, wie z.B. „The Sullivans“, „Acropolis Now“ und „The Flying
Doctors“ einen Namen gemacht.
Unter den vielen Auszeichnungen, die er erworben hat, sind vor allem die Mitgliedschaft in
der „Australian Hall of Fame“, der „Raymond Longford AFI Award“ und der „Honoured Artist’s
Award for the City of Melbourne“ hervorzuheben.
„Es ist ein wunderbares Privileg, für dieses Filmprojekt ausgewählt worden zu sein. Es gab
ein brillantes Drehbuch, einen brillanten Regisseur und alles, was ich zu tun hatte, war mich
in Julia Blake zu verlieben“, sagt Tingwell über seine Arbeit zu INNOCENCE.
Während der Dreharbeiten gestand Tingwell dem Filmteam, dass die Bettszene mit Julia
Blake die erste ‚richtige’ Film-Liebesszene in seinem Leben sein würde. Seine Nervosität war
entsprechend groß, aber Paul Cox schaffte eine so ruhige und vertrauensvolle Atmosphäre
auf dem Set, dass es für Tingwell zu einer außerordentlichen Erfahrung wurde, denn: „Es ist
eine große Freude, eine so schöne Frau in den Armen halten zu dürfen.“
Über den Regisseur Paul Cox sagt der erfahrene Tingwell: „Wie er eine Szene vorbereitet ist
brillant. Viele Regisseure drehen viel zu früh, aber Paul setzt nichts in Bewegung, solange
nicht jeder Millimeter paßt und alles stimmig ist. Er gibt einem ein Gefühl von Vertrauen und
Geborgenheit. Schauspieler arbeiten definitiv dann am besten, wenn sie dem, was sie tun,
voll vertrauen können.“
Filmographie:
Charles “Bud” Tingwell hat in fast 50 Filmen mitgewirkt, u.a. in Paul Cox’ Film “My First Wife”
Terry Norris - John
Terry Norris ist einer der prominentesten Fernsehschauspieler Australiens, der auf eine
Jahrzehnte dauernde Karriere zurückblicken kann. Zum Schauspiel kam Terry eher zufällig,
denn seine Theaterlaufbahn begann er erst einmal hinter der Bühne als Techniker des Tivoli
Theatre, Victoria. 1962 allerdings begann seine Karriere als Fernsehstar: er spielte die
Hauptrollen in Fernsehserien wie „Cop Shop“ und „Bellbird“, die zu den meistgesehensten
Sendungen Australiens gehören.
In den frühen 80er Jahren ging Terry in die Politik und wurde bei Landtagswahlen in das
State Government gewählt. Von 1982 bis 1992 war er Parlamentsmitglied in Dandenong.
1992 kehrte er zum Schauspiel zurück und übernahm seitdem Hauptrollen in „Lucky Break“
(Paperback Romance), „Road to Nhill“ (1997) und „Bowl me Over“ (2000). In Deutschland
war er auch in der Fernsehserie „Noah’s Ark“ (Arche Noah – das größte Abenteuer der
Menschheit) zu sehen.
Terry Norris’ Interpretation von John macht den Film auf eine wundervolle Weise humorvoll.
Seine Darstellung ist schlichtweg überwältigend: „Seine trockene Art, den John zu spielen,
macht den entscheidenden Unterschied“, meint Julia Blake, „In diesem Film könnte John so
leicht zum tragischen Opfer werden, aber wie Terry die Figur anlegt, ist John ein Opfer mit
heftigen Gefühlsausbrüchen und einer guten Portion Komik.“
Terry hat in den 38 Ehejahren mit Julia in anderen Filmen sowohl ihren Vater als auch ihren
Ehemann gespielt.
„Es war sehr mutig von Julia und Terry, sich auf dieses Unternehmen einzulassen“, meint
Cox, „und es war auch nicht immer leicht für sie. Aber dies ist der friedlichste Film, den ich je
gemacht habe. Die Harmonie im Filmteam war ausgezeichnet und so ließen sich auch
schwierige Szenen und Momente überwinden. Terry ist ein wundervoller Mann und ein sehr
guter Schauspieler.“
Filmographie:
Bowl me Over (2001)
Innocence (2000)
Mrs Craddock’s Complaint (1997)
Road to Nhill (1997)
Lucky Break (1994)
The Great McCarthy (1975)
Stork (1971)
Mark Patterson – Produzent
Mark Patterson hat sich bereits als Produzent von Dokumentarfilmen und Werbefilmen einen
Namen gemacht. Er war Leiter der Filmentwicklung bei der South Australian Film
Corporation (SAFC) und arbeitete für die kanadische Firma Rozon als Leiter der
Projektentwicklung „Cinema City“. 1988 wurde er zum Direktor des Fames Film Festival in
Australien ernannt. Darüber hinaus ist er Vorsitzender der South Australian Government’s
funding agency, Filmsouth.
Für ihn war die Arbeit mit Paul Cox faszinierend und eine interessante Herausforderung:
„Paul ist ein Arbeitstier und ein Künstler, der sehr klare Ansichten darüber hat, wie und
warum er Filme dreht. Als er mir anbot, INNOCENCE zu produzieren, wusste ich sofort, dass
dieses Projekt alles in den Schatten stellen würde, was ich bis dahin getan hatte. Ich halte
dieses Drehbuch für eines der besten, die ich jemals gelesen habe. Und so war es eine
große Aufgabe für mich, ein Umfeld zu schaffen, in dem Paul diesen Film so drehen konnte,
dass sich seine Aura entfalten kann. Viel zu viel Zynismus regiert die Filmindustrie und daher
ist es umso wichtiger, wenn Filme wie INNOCENCE ein wenig Unschuld und Freude dem
Metier zurückgeben.“
Tony Clark – Kameramann
Der 1966 geborene Kameramann Tony Clark hat mit seinen Arbeiten bereits viele Preise
gewonnen und eine Anzahl renommierter Filme gedreht. Er arbeitet häufig mit dem
Regisseur Rolf de Heer zusammen, u.a. „The Quiet Room“ (1995) und „Dance Me to My
Song“ (1997), die beide mit Erfolg im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes gelaufen
sind. 1999 drehte Tony Clark gemeinsam mit de Heer „The Old Man Who Read Love
Stories”, mit Richard Dreyfuss in der Hauptrolle. Sein jüngster Film ist „Tempted“, mit Burt
Reynolds in der Hauptrolle.
Mark Patterson sagt über den Kameramann Clark: „Der Stil und die Aura des Filmes zeigt,
wie talentiert das Filmteam ist. Tony hat dem Film eine sehr warme und einladende
Bildsprache gegeben.“
Filmographie:
Tempted (2001)
The Man Who Read Love Stories (2001)
Innocence (2000)
Cut (2000)
In a Savage Land (1999)
Siam Sunset (1999)
Dance Me to My Song (1998)
Epsilon (1995)
PRESSESTIMMEN ZU INNOCENCE
„Das Drehbuch ging nach Hollywood, Paul Newman und Joanne Woodward zeigten
Interesse daran, aber Cox entschied letztlich, den Film in Australien und Belgien zu drehen,
mit sehr anerkannten aber weniger international bekannten Schauspielern. Das Ergebnis ist
beeindruckend und bewegend.“
Maitland McDonagh, TV Guide
„Paul Cox macht keine Filme, sondern kleine Wunder.“
Rita Kempley, The Washington Post
“Mr. Cox fordert das Publikum nicht mit in Mode gekommenen schwierigen und
experimentellen Filme heraus, sondern mit Geschichten, die im tiefsten Kern das berühren,
was es heißt, menschlich zu sein.“
Molly Haskell, NY Times
„Paul Cox’s nüchtern erzählender aber unwiderstehlich inniger Blick auf eine sich wieder
entfachende Liebesaffäre zwischen zwei bürgerlichen 60-somethings ist eine der
erfrischendsten Anti-Hollywood-Romanzen in diesem Jahr.“
GP, The Toronto Star
“Dies ist ein Film über die geistige und körperliche Liebe eines 70-jährigen Paares. In einer
Kultur, die so ausschließlich die Perfektion der Jugend glorifiziert, ist ein Film über das
sexuelle Wiedererwachen von Senioren gleichbedeutend mit Ketzerei. Dieser Film, den
niemals jemand in der großen Filmindustrie realisiert hätte, weil angeblich niemand einen
Film über alte Leute sehen will, wurde zum großen Überraschungserfolg in Cannes.
INNOCENCE ist kein Film über alte Menschen. Es ist die Liebesgeschichte zweier
Menschen, die ein Publikum jeden Alters berühren wird.“
John Griffin, The Gazette
“Glauben Sie mir, Sie sehen und erleben in den betagten Gesichtern von Claire und Andreas
mehr Ausstrahlung und Sinnlichkeit als ein Dutzend Brad Pitts und Gwyneth Paltrows jemals
bieten können.“
Kathleen Murphy, Reel.com
AUSWAHL DER AUSZEICHNUNGEN UND PREISE FÜR INNOCENCE
Independent Film Awards, Australia
Best Feature Film, Independent Filmmaker of the Year, Best Actress, Best Editing, Best
Sound Design
2000 Montreal World Film Festival, Canada
People’s Choice Award
Grand Prix of the Americas Award
Taormina Film Festival 2000, Italy
Fipresci Critic’s Award
25th Toronto International Film Festival, Canada
Special Citation, People’s Choice Award
Rencontres Internationales du Cinéma des Antipodes de St. Tropez 2000, France
Grand Jury Prize
13eme Rencontres Cinematographiques de Cannes, France
Audience Award
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