Leseprobe Kapitel VI: Am Ende der Zeit

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Christa Zettel
Gott würfelt nicht
Die Möglichkeit unseres Untergangs ist die Möglichkeit unserer Neugeburt
Mythos und Wissenschaft
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*
Essentielle Zusammenfassung von Kapitel I
bis V
In den ersten fünf Kapiteln dieses Buches zeigen wir auf, dass mythologische
Gestalten keine Phantasiegebilde sind, sondern die Symbolisierung universell
gültiger Archetypen, deren heute lesbare Spuren sich weltweit in den Zeugnissen
der Kulturen und ihrer Religionen entdecken lassen. Dabei handelt es sich um
unabhängig von Zeit und Ort auftretende oder wieder kehrende Bilder, die die
Gefühle der Menschen strukturieren. Weil Archetypen die emotionale Dimension
des Lebens organisieren, erscheinen sie der Ratio bedeutungslos, als wichtige
Bestandteile der geistigen Struktur repräsentieren sie jedoch lebenswichtige Kräfte
im Aufbau jeder menschlichen Gesellschaft.
Die grundlegenden Archetypen sind uns aus Mythen, Sagen und Märchen
vertraut: König, das männlich Selbst oder Ich (Jung’s Animus), und Königin
(Jung’s Anima), das weibliche Selbst, Krieger (Kriegerin), Liebhaber (Liebhaberin)
und Magier (Zauberin), wobei der Magier (Schamane oder Priester) die
Verbindung zwischen der inneren und der äußeren Welt herstellt. Durch die
Hochzeit von König und Königin offenbart sich das „Geistselbst“ (Jung’s Höheres
Selbst), das nicht ichbezogen ist, weder männlich noch weiblich oder König noch
Königin, sondern androgyn.
In unserer Vorgeschichte kam es zur Abspaltung der weiblichen Seele vom
Urarchetypus Große Mutter, die in all ihren Erscheinungsformen das Unbewusste
symbolisierte, das der Schauplatz von Bewusstsein im Wandel ist. In der Folge
wird die weibliche Seele (Anima) ins Unbewusste verdrängt. Weil beide
„Seelenhälften“, das männliche Selbst und das weibliche Selbst auch in der Seele
des Mannes danach streben, sich mit ihrem Gegenpol zu vereinen, um das Höhere
Selbst zu bilden, wird „Wiederverbindung“ unmöglich. Das hat Folgen, denn jeder
Archetyp, der ins Unbewusste verdrängt wird, spaltet sich in „Schatten“.
Der Grund dafür ist immer die Verinnerlichung einer Angst. Jeder Schatten
manifestiert sich als Polarität, dessen eine Seite in exzessiver Form auftritt und
dessen andere Seite ohne die notwendige Energie des Archetypen. Da die Anima
nur an der richtigen Stelle, zwischen dem Ich (Selbst) und dem Unbewussten
positiv wirken kann, wendet sie sich fortan gegen das Selbst (Ich) und führt nicht
zum menschlichen Fühlen hin, sondern von ihm fort, macht durch die
Unmöglichkeit fühlen zu können, das Menschliche unmenschlich und löscht im
schlimmsten Fall das Ich aus.
In der modernen westlich demokratischen Gesellschaft besetzt die Regierung die
Rolle des männlichen Selbst. Streitkräfte und Wirtschaftsunternehmen tragen einen
Großteil der Rolle des archetypischen Kriegers in sich. Während sich der Liebhaber
(z. B. Tristan), der sich in der Kunst ausdrückt (in Tristan’s oder König David’s
Harfenspiel) heute größtenteils auf das Privatleben beschränkt, haben
Universitäten, Wissenschaft Technologie und Rationalität die Aufgabe des Magiers
übernommen.
Dasselbe trifft auf die Schatten der Archetypen zu, die durch Verinnerlichung
einer Angst entstehen. Das eine Extrem der Schattenbandbreite des Königs (Jung’s
„Herrscher“) ist der Tyrann, das andere der schwache Herrscher, wobei der eine
sich vor dem anderen fürchtet; kratzt man nur etwas an der Oberfläche des
Tyrannen kommt der Schwächling hervor usw. Der Schatten des Liebhabers ist
entweder von der Angebeteten abhängig (sexbesessen) oder impotent, die Extreme
des Schattens des Kriegers äußern sich als Sadist oder Masochist, und der Schatten
des Magiers, den im Abendland seit dem Tristan-Mythos das "Gesetz Roms"
repräsentiert, tritt entweder "apollinisch hyperrational" oder "dionysisch
willkürlich" auf.
Ende des zweiten Jahrtausends n. Chr. manifestiert sich das ganze Extrem der
Schattenform des Magiers in „Schülern“, deren bis zur Unkenntlichkeit
verschleierte Frauen das ganze Ausmaß der Verdrängung des Weiblichen aus der
Welt bezeugen. Im anderen Extrem, dem apollinischen Geist und dessen
Hyperrationalität, ist unschwer die technokratische Gesellschaft des Westens
erkennbar, „denn auch dieser Schatten glaubt, dass es nur ihn gibt, dass er von
Natur aus überlegen ist, alles weiß und alles versteht, und dass es möglich ist,
völlig logisch, rational und objektiv zu sein" (B. A. Lietaer). Gleichzeitig stehen
sich im „alten Nahen Osten“ die Vertreter aller Religionen gegenüber, deren
Todfeind das weibliche Selbst ist, und werfen Bomben aufeinander. Inzwischen hat
jedoch das Atomzeitalter das Eiserne Zeitalter und dessen exoterische
Religionskriege abgelöst. Das erinnert an den Viccoschen Geschichtszyklus, in
dem auf das Eiserne Zeitalter das Zeitalter des Chaos folgt. Am Höhepunkt der
Hyperrationalität des apollinischen Geistes ist der „technologisierte Mann“ zwar
fähig, die letzten Rätsel der Materie zu lösen und in die weitesten Tiefen des
Weltalls vorzudringen, aber gleichzeitig ist dieser Schatten des Magiers ebenso wie
sein Gegenpol in einer religiös motivierten Ideologie gefangen, die bereits in ihrer
Entstehungsgeschichte das Bild eines religiösen Fanatismus zeichnete, der kein
anderes Ziel kennt, als die rücksichtlose Vernichtung aller Andersdenkenden
(Eduard Meyer. Band IV. S. 340).
Zwar erzwingen die Folgen des bislang letzten Versuches, mit Bomben Frieden
predigen zu wollen, einen „Dialog der Religionen“, aber der muss so lange
fruchtlos bleiben, als der Mann oder Priester sich in der Anbetung einer Hohen
Frau im Jenseits verliert, ohne der Frau und damit auch dem weiblichen Selbst in
der eigenen Seele Erfüllung zu gewähren. Denn am Höhepunkt des „gegenwärtigen
Zivilisationskonfliktes“ leidet der moderne Mensch an einer „unerkannten
Sehnsucht nach Ich-Transzendenz, die ihn im Extremfall in den Freitod drängt (Dr.
Seymour Boorstein). Seine innere Leere versucht der moderne Mensch durch Fit &
Fun und Sex auszugleichen. Wie die indische Sozialwissenschaftlerin Jyoti
Sanghera zum Handel mit Frauen und Mädchen zum Zweck sexueller
Lustbefriedigung, Kinderprostitution und Kindermissbrauch feststellt, bezeugt das
Ausmaß derartiger Extreme eine große Krise in der westlichen Gesellschaft
(Wachstumsbranche Prostitiuion. Titel Der SPIEGEL Nr. 46. 14. 11. 1994).
Andere suchen Zuflucht in esoterischen Zirkeln, in denen nur selten gelehrt wird,
dass ein Bewusstsein, das eine spirituelle Erfahrung sucht, ohne die Kontrolle
durch das Ich aufgeben zu wollen, in das Tageslicht des Wachzustandes und in das
Nachtbewusstsein unbewusster Träume gespalten bleibt. Das führt zu Projektionen
von Wünschen und in der Psyche zu Halluzinationen, die Dämonen hervorrufen
können. Das war so beim christlichen Mönch des Mittelalters, dem die Schwarze
Madonna (Kap. V) als weiblicher Buhlteufel (Sukkubus) erschien, der mit ihm
sexuell verkehrt, und das ist heute nicht anders, nur dass die dadurch gerufenen
Dämonen gewinnträchtig vermarktet werden.
Der modernen „Plagen“ nicht genug, müssen nichtwestliche Kulturen die
Globalisierung solange als „Kreuzzug des Marktes“ empfinden, als der
unmenschlichen Armut der Vielen der Welt der obszöne Reichtum weniger
Privilegierter gegenübersteht. Angesichts der heutigen Weltherrschaft des Marktes
sollten wir uns an den mit der Entstehung des Handels verbundenen
„unwiderstehlichen Impuls auf Raubzug zu gehen“ erinnern (Kap. III). Dreitausend
Jahre nachdem sich dieses damals neue mythische Motiv in semitischen und
indoeuropäischen Mythen etablierte, sind für Jean Ziegler Politiker „Handlanger
von Banditen, die so lange an der Börse spekulierten, bis alles einkrachte“. Am
Höhepunk der gegenwärtigen Wirtschaftskrise geben sie unvorstellbare
Geldsummen aus (1700 Milliarden Euro!), während gleichzeitig auf unserem
Globus alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger stirbt und jeder sechste Mensch
permanent schwer unternährt ist (Jean Ziegler. World Food Report der FAO, der
Ernährungsorganisation der UNO).
Tatsächlich gab es im Verlauf unserer gesamten Geschichte nur zwei Epochen, in
denen gleichzeitig Wohlstand, ein hoher Lebensstandard der Bevölkerung, und eine
blühende Kultur existierten. Beide Epochen trennt ein Abstand von zwei
Jahrtausenden. Die spätere ist die Epoche des europäischen Hochmittelalters
zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert, die frühere entspricht der Geschichte
Ägyptens. Im ersten Fall währte der kollektive Wohlstand nur wenige
Jahrhunderte, in Ägypten dauerte er trotz Unterbrechungen zumindest fünfzehn
Jahrhunderte an. Sowohl hier wie dort war der Wohlstand des Kollektivs mit einer
Blütezeit des weiblichen Archetypen verbunden, was sich in Ägypten ökonomisch
als „Yin-und-Yang-Währung“ niederschlug. Wie Bernard A. Lietaer aufmerksam
macht, war die Yin-Währung als lokales Zahlungsmittel im Umlauf, während die
Yang-Währung von Kaufleuten im Außenhandel, vom Militär und von
Herrscherfamilien für Geschenke, Tribut- oder Lösegeldforderungen verwendet
wurde. Zwar gab es eine Gebühr auf die Währungen, aber keine Minderung des
Wertes der Währung an sich (Friedrich Preisigke 1910). Die Gebühr bestand z. B.
darin, nur 8 von 10 in staatlichen Lagerhäusern gelagerte Getreidesäcke
zurückzugeben. Das erstickte die Lust am Horten im Keim.
In beiden Fällen kam es nach Niedergang des weiblichen Archetypus zu einem
spektakulären wirtschaftlichen Zusammenbruch, gefolgt von Chaos und Auflösung,
wonach sich der Lebensstandard der Bevölkerung sukzessive zugunsten einer
hortenden Elite verschlechterte. Aus diesem Grund schlug Lietaer vor, den im
Jung’schen Quaternio der Archetypen fehlenden Urarchetypen Große Mutter in das
gängige Archetypenschema zu integrieren, den er in seiner yang-Form als
„Mentalität der Gier“ und in seiner yin-Form als „Mentalität der Knappheit“
bezeichnete.
Wahrheit als Paradox
Lebenstrieb und Todestrieb sind im Verlauf unserer Geschichte ebenso aus dem
Gleichgewicht gefallen wie die natürlichen Zyklen unseres Heimatplaneten, dessen
Biosphäre durch die egozentrischen Handlungen des modernen Menschen bereits
derart gestresst ist, dass eine globale Katastrophe unausweichlich erscheint. Stellen
wir uns eine Wippe vor, auf deren einer Seite nur Wenige Platze nehmen, während
sich alle anderen auf der Gegenseite zusammendrängen müssen. An einem
bestimmten Punkt wird die Wippe aus ihrer Mitte heraus kippen. Das ist das
„Mysterium der Geschichte“, das für uns ein Paradoxum darstellt. Verwechseln wir
beispielsweise im Angesicht von Hunger- und anderen Katastrophen wie Krieg,
Eroberung und Vertreibung Mitleid mit karitativer Wohltätigkeit, erzeugt dieses
Gebergefühl in der Psyche des Empfängers der Wohl.taten nicht Dankbarkeit und
Versöhnung, sondern Abscheu (Furcht) und Wut. Das stellt nur so lange ein
Paradox dar, als wir nicht berücksichtigen, dass alle Gegensätze in gegenseitiger
Übereinstimmung entstehen. „Je stärker die Leidenschaft des einen ist, wird die
Einschränkung des anderen umso enger“ (Campbell).
Richtig eingesetzt, können Archetypen ein wichtiges Instrument bei der
Bewältigung der Krise einer Kultur sein (Lietaer). Wie aufgezeigt (Kap. II) waren
sie ursprünglich das Hilfsmittel des Menschen, um über die Selbst-Erkenntnis
„Erleuchtung“ zu erlangen. Indem Frauen und Männer unserer Vorgeschichte
aufgaben, was wir für das Leben halten, hatte selbst der Tod keine Macht über sie.
Diese für uns namenlosen Individuen schufen den eigentlichen Kontext dafür, was
später die Weltreligionen wurden.
Das lateinische Wort Kontext bedeutet „Zusammenhang“, eigentlich „Inhalt
einer Schrift, die den Sinn verdeutlicht“. Für Ron Smothermon bezeichnet dieser
Begriff „die Transformation des permanenten inneren Miteinanderringens von
Haltungen in geistige Gesundheit, wobei den Kontext für geistige Gesundheit das
Selbst innerhalb des Verstandes erschafft“. Zwar bestehen danach weiterhin
widersprüchliche Haltungen, sie werden jedoch so gehalten, dass sie die geistige
Gesundheit nicht zerstören, sondern nähren und unterstützen (Ron Smothermon,
M.D. 1986).
Dafür sorgte bis zur Antike die aus den Dionysosmysterien hervorgegangene
Tragödie (gr. eigentlich „Bocksgesang“), deren sakraler Zweck die „Reinigung“
oder Katharsis war, die Aristoteles „Poetik“ als „durch Mitleid und Furcht eine
Katharsis dieser Gefühle hervorrufend“ beschrieb, ohne diese Gefühle zu
definieren, weshalb in der Folge Mitleid und Furcht mit Abscheu und Verlangen
verwechselt und die Katharsis als „Reinwaschen von Mitleid und Furcht durch eine
kräftige Dosis beider“ gedeutet wird. Aber Mitleid ist, wie Joseph Campell
ausführte, statisch, während Verlangen und Abscheu kinetisch sind, d.h. sie
motivieren den Geist und bringen ihn in Bewegung! Weil Mitleid - das in der
Erkenntnis gemeinsamen Menschseins wurzelnde Mitfühlen (die Liebe) - und
Furcht - die Angst vor der Begrenzung durch den Tod - die Archetypen jedes
Menschenlebens und deshalb die beiden wichtigsten religiösen Gefühle sind, kann
es das mystische Ziel der älteren Rituale keinesfalls gewesen sein, Mitleid und
Furcht auszutreiben. Stattdessen sollten sie geweckt werden, um „den Geist von der
Verhaftung an bloß weltliche Ziele, Verlangen und Ängsten zu reinigen, und in die
spirituelle Ekstase zu entlassen“.
Das ist ein gewaltiger Unterschied zur Transformation des permanenten inneren
Miteinanderringens von Haltungen innerhalb des Verstandes, weil der Geist zwar
den Kontext für geistige Gesundheit schafft, indem er widersprüchliche Haltungen
so hält, dass sie die geistige Gesundheit nicht zerstören, sondern unterstützen, aber
die Widersprüche bleiben nach wie vor bestehen. In der hinduistischen
Philosophie, die wie aufgezeigt eine andere Vorstellung vom Selbst oder Ich und
dessen Möglichkeiten sich mit dem Geist-Selbst zu verbinden hat, entspricht dieser
Geisteszustand dem Kama-Manas, wobei Manas wörtlich „Denkvermögen“
bedeutet. Damit ist die Offenbarung der geistigen Welt innerhalb des Ich gemeint,
das es zu transzendieren gilt, um die Offenbarung des „Geist-Selbst“ erfahren zu
können.
Wachsen Abscheu und Wut im kollektiven Unbewussten, dem Schauplatz von
Bewusstsein im Wandel, so lange an, bis sie in die Welt platzen, haben wir es mit
dem „Ungeheuer“ der Mythen zu tun, auf das der Held so lange vergeblich seine
Pfeile abschießt oder mit seinem dem Schwert auf es eindrischt, bis er sich wie z.
B. Herakles an das vergessene Gesetz der „Herrin Klugheit“ erinnert, das besagte,
dass nur Wahrheit im Sinne der Offenbarung eine Struktur schafft, die alle
Haltungen, einschließlich derer die widersprüchlich zu sein scheinen, so in sich
enthält, dass sie sich gegenseitig unterstützen.
Können wir akzeptieren, dass der der menschlichen Psyche a priori
eingeschriebene Seinszustand der Offenbarung der Kontext oder Zusammenhang
dessen ist, was wir Erleuchtung nennen, lässt auch Penelope, die mit dem
zusammen gewebten Netz grüßen, denn das Wort Kontext bedeutet nicht nur
Zusammenhang, auch „Zusammengewebtes“. Ignoriert der Mensch permanent das
innere Feuer, das durch Zusammenführung unterschiedlicher Haltungen entsteht,
kann sich das Geist-Selbst nicht bekunden. Stattdessen wird der Mensch auf das
Gesetz der Potenzierung unerlöster Gegensätze zurückgeworfen, bis er
schlussendlich wie der Titan Prometheus der Versuchung erliegt, das Feuer der
Götter zu stehlen, um es für seine egozentrischen Zwecke auf die Erde zu bringen.
Dadurch wird „der Vorausdenkende“ (Prometheus) vom Kulturbringer, den seine
Klugheit und Kenntnis zum potentiellen Wohltäter der Menschheit machen, zum
Zerstörer der Ordnung von Himmel und Erde. Zur Strafe sendet Zeus Pandora, die
mit der „Büchse“, deren Öffnung vielfältiges Unheil über die Welt bringt. Danach
lässt Zeus Prometheus an einen Felsen schmieden und von einem Adler täglich die
Leber zerfleischen (3. Chakra), die sich jeweils nachts, in der Unter- oder
Astralwelt erneuert.
Da dieses Wissen allen Religionen zugrunde lag, ist es absurd, dass wir uns im
Namen einer beliebig austauschbaren Wahrheit gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Das ist umso gefährlicher, als sich in unserer Gegenwart der Kreis schließt, der in
unserer Vorgeschichte mit der Umkehrung von Erlösung in Schuld begann (Kap.
III), was letztendlich zur Vorstellung führte, dass nur eine Apokalypse durch
Zerstörung die Menschheit erwecken kann.
*
KAPITEL SECHS
Am Ende der Zeit
„Habt Ihr denn den Anfang erfüllt, dass ihr das Ende sucht?
Denn an dem Ort, an dem der Anfang ist,
dort wird auch das Ende sein.
Selig wer am Anfang steht, er wird das Ende
erkennen und den Tod nicht schmecken.“
(Evangelium des Thomas, 18)
1. Apokalpyse und Wassermannzeitalter
Die Apokalyptik war eine religiöse Strömung im Judentum, die in der
Antike das Prophetentum ablöste. Die ersten Apokalypsen, z. B. die
Abraham-Apokalypse, die Henoch-Bücher und die Himmelfahrt
Mose, entstanden zwischen 20 und 100. Absicht der Apokalypse eines
Mannes, der sich Johannes nannte, war es, die in den beginnenden
Christenverfolgungen bedrängten Gläubigen durch den Ausblick auf
die Wiederkehr Christi (Parusie) zu trösten und zugleich auf die
diesem Ereignis vorausgehenden Gräuel, die „messianischen Wehen“
vorzubereiten (Meyers Grosses Universal Lexikon 1981). Die
neutestamentliche Fassung dieser Offenbarung war erst gegen Ende
des frühen Mittelalters abgeschlossen. Durch Vermischung der „Lehre
von den letzten Dingen“ (gr. Eschatologie) mit der jüdischen
Apokalyptik und nicht zuletzt mit der persischen Vorstellung vom
ewigen Kampf eines Fürsten des Lichts gegen einen Fürsten der
Dunkelheit, entstand die (katholische) Vorstellung von einer
Offenbarung, der das Auftreten eines Antichristus = Weltkönig
vorausgeht.
Wie sehr unser Denken durch unerlöste Gegensätze geprägt ist, geht
aus der erstmals 1472 gedruckten Göttlichen Komödie hervor, in der
Dante im Inferno die drei Gesichter des Teufels (Antichrist) beschrieb,
die für ihn Schwäche, Unwissenheit und Hass verkörperten und als
negative Eigenschaften den positiven Eigenschaften Kraft, Weisheit
und Liebe in Gestalt des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
(Gesang III, Zeile 5,6) direkt entgegengesetzt sind.
„Das eine vorn, und dieses war ganz rötlich;
Die andern beiden, fügten sich zu diesem,
ein jedes über seiner Schulter Mitte,
gleich einem Kamm vereinten sie sich oben:
Das Antlitz rechts erschien halb weiß, halb gelb;
Das links sah denen gleich, die von dem Land
Herkommen, wo der Nil herunterfließt.“
(Gesang XXXIV, Zeile 28-69)
Abgesehen davon, dass diese Beschreibung rassistische Untertöne
aufweist, ist der unversöhnliche Gegensatz von Mond (Psyche) und
Sonne (Ich) erkennbar, den keine Mitte aussöhnt. Das ist bei Shiva,
dem bedeutendsten Gott im hinduistischen Denken, nicht der Fall. Im
Höhlentempel zu Elephanta bei Bombay (-800) ist der mit dem Yoga
in Verbindung stehende Gott ebenfalls mit drei Gesichtern dargestellt,
die sich aus einem rechten männlichen, einem linken weiblichen
Profil, und einem prachtvollen Antlitz in der Mitte zusammensetzen.
Als Waffe trägt Shiva einen Dreizack (Trishula) in der Hand. Sein
wichtigstes Symbol ist jedoch der Phallus (Lingam) als Sinnbild für
den ständig in den kosmischen Schoß (Yoni) der Weltmutter
einfließenden Strom schöpferischer Energie. Dieser Strom fließt,
wenn das innere Feuer entfacht wird, das mit der erwachten Kundalini
in den mittleren Nervenkanal der Wirbelsäule (Sushumna =
„Ewigkeit“) eindringt und in ihm aufsteigt, was die Vereinigung der
unterschiedlichen lunaren („weiblichen“) und solaren („männlichen“)
Energie voraussetzt.
Drei Gesichter der Gottheit sind auch auf einem der drei Siegel aus
dem Industal erkennbar (2000 v. Chr.) Die in tiefer Versenkung
ruhende Gestalt ist im Uhrzeigersinn, von links nach rechts, von vier
Tieren, Tiger, Elefant, Nashorn und Wasserbüffel umgeben.
Vermutlich entsprach das der Symbolik der vier Himmelsrichtungen,
was an die vier Tiersymbole der Evangelisten Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes in Gestalt eines Menschen, eines Löwen, eines
Stieres und eines Adlers erinnert. Diese Tiere erscheinen in der Vision
des Propheten Hesekiel (Ezechiel, 6. Jh), wobei es sich um die
Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen des Stierzeitalters (ca. 4500
– 2333) handelt, als die Wintersonnenwende in den als Wasser
ausgießenden Menschen dargestellten Wassermann fiel, die
Sommersonnenwende in den Löwen, die Tagundnachtgleiche des
Frühlings in den Stier, und die des Herbstes in den Adler (später
Skorpion).
Dieselben in schimärenhafter Form dargestellten Tiere, der Kopf
eines Menschen, die Schwingen eines Adlers, der Leib eines Stieres
und die Pranken eines Löwen, bilden den Leib des großen assyrischen
Torhüters im Palast von Assumasirpal II (883 – 859 v. Chr.).
Derartige Torhüter verwehren nach buddhistischer Auffassung den
Eintritt ins Tor der Unsterblichkeit, das der Mensch öffnen kann,
überwindet er die Angst vor dem Tod und physisches Verlangen
(Campbell 1992. Abbildung S. 93).
Identifizieren wir den am Ende der Zeit auftretenden Weltkönig
(Antichrist) als ein Selbst, das unerleuchtet bleibt, weil es sich, das Ich
über die Seele stellt, bleiben immer noch Gesetzmäßigkeiten, die zum
Untergang
der
Zivilisation(en)
führen
können.
Diese
Gesetzmäßigkeiten verkörpern sich in den vier Tieren, die sich um
den Thron Gottes versammeln.
Polarzyklus und die Präzession der Äquinoktien
„Und in der Mitte, rings um den Thron, waren vier Lebewesen voller
Augen, vorn und hinten. Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das
zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich
einem fliegenden Adler.“
(Offb 4, 6 – 7/ Ez l,5.18 u. Ez 1,10)
Im Apokryphon des Thomas (66) sagt Jesus: „Belehrt mich über den
Stein, den die Bauleute verworfen haben! Jener ist der Angelstein“.
Dieser Angelstein (auch Eckstein) ist der Nordstern, der dem
Himmelspol so nahe ist, dass er für den Beobachter auf der Erde
niemals untergeht, wodurch sich der Eindruck ergibt, der gesamte
Sternenhimmel kreise um ihn herum. Weil die Erde mit ihrem
Nordpol im Verlauf von 25.868 Jahren eine langsame
Kreiselbewegung um den Himmelspol vollzieht, nehmen immer
wieder andere zirkumpolare Sterne die Rolle des Nordsterns ein,
wobei es von der geographischen Breite des Beobachtungsortes
abhängt, ob ein Stern „um den Pol gehend“ (zirkumpolar) ist.
Abb. 17: Präzession
Die hauptsächlich durch die Anziehung des Mondes auf den Äquator
(Null-Breitengrad) bewirkte Kreiselbewegung der Erde nennt man
Präzession, weil von ihr die ganze Einordnung der Sterne in das auf
die Richtung der Erdachse bezogene Gradnetz am Himmel abhängt.
Deshalb schenkten bereits indigene Völker dem Weg des nördlichen
Himmelspols große Aufmerksamkeit. Darauf weist beispielsweise die
in der „Endzeitprophezeiung“ der Maya eine Rolle spielende Stellung
von Polaris im Kleinen Bären zum Sternbild Drache im SchlangenMound (Ohio, USA) hin.
Abb. 18: Schlangenmound
Weil sich durch die Präzession langsam die Ausrichtung der Erdachse
verändert, verändern sich auch die Punkte, an denen der Erdäquator
die Ebene der Ekliptik schneidet, das ist jener Großkreis am Himmel,
um den sich zwölf signifikante Sternenkonstellationen oder
Tierkreiszeichen derart gruppieren, dass sich der Eindruck ergibt,
Mond und Sonne würden immer in der Nähe dieses Kreises laufen.
Diese Schnittpunkte (Kardinalpunkte) markieren den astronomischen
Beginn der vier Jahreszeiten, Sonnenwenden und Äquinoktien.
Während der Nordpol nacheinander auf eine Reihe von Sternen zeigt
(N-S-Achse, bzw. Sonnenwende), wobei er in 25.868 Jahren einen
vollständigen Kreis beschreibt, verschiebt sich der Frühlingspunkt der
Sonne (O-W-Achse) vor dem Hintergrund der 12 Tierkreiszeichen
rückläufig entlang dem Kreis der Ekliptik, was man Präzession der
Tagundnachtgleichen nennt. Dadurch hält sich der Frühlingspunkt, bis
sich ein Großes („Platonisches Jahr“) schließt, jeweils ca. 2160 Jahre
in einem anderen der 12 Tierkreiszeichen auf.
Bis zur Antike bezeichnete man den Zeitraum, währenddessen sich
der Frühlingspunkt in einem Zodiakzeichen aufhält, als Weltzeitalter
oder wie in der Gnosis als Äon. Weil man Zeit nicht als quantitativen,
sondern als qualitativen Einfluss verstand, schrieb man jedem
Weltzeitalter eine eigene Schöpfungsqualität zu, die sich in einem
Logos (gr. „Wort“) personifizierte. In Analogie zur Bipolarität der
Schöpfung ordnete man jeder Schöpfungskraft sowohl eine weibliche
(passive oder negative) als auch eine männliche (aktive oder positive)
Qualität zu, die sich am Himmelskreis in zwei zueinander in
Opposition stehenden Tierkreiszeichen ausdrückte.
Dazu ist anzumerken, dass diese „Götter“ und damit verbundene
mythische Bilder obwohl, oder besser gesagt weil sie Geschöpfe des
Geistes sind, Phänomene beschreiben können, die für den heutigen
Menschen paradox sind. Das liegt daran, dass was wir sehen oder
hören und untersuchen, nie das untersuchte Phänomen selbst ist,
sondern nur dessen Auswirkungen. Unser Verständnis von der Natur
beruht auf unserem Wissen über die Natur, nicht aber auf deren
Wesen. Anders ausgedrückt, ist unsere Darstellung von der
Wirklichkeit viel leichter zu begreifen als die Wirklichkeit selbst.
Beispielsweise würden, wie der Astronom Fred Hoyle es ausdrückte,
alle unsere Vorstellungen von Raum und Geometrie restlos ungültig,
wenn die fernen Teile des Universums verschwinden würden. „Unsere
tägliche Erfahrung bis in die kleinsten Einzelheiten, scheint so fest in
das große Universum integriert zu sein, dass es so gut wie unmöglich
ist, beide getrennt zu betrachten“ (Fred Hoyle 1970. S. 304).
Zwar ist es unserer Art zu denken möglich, einzelne beobachtete
Phänomene intellektuell zu analysieren, daraus Gesetze abzuleiten und
Modelle zu erstellen, aber weil diese Modelle nur in bestimmten und
immer nur in bereits entdeckten oder bekannten Bereichen gelten, ist
es ihr unmöglich, beobachtete Phänomene in einen holistischen
Zusammenhang zum „Wesen der Dinge“ zu bringen. Dazu war
bislang nur der Mythos fähig, der die größtmögliche Annäherung an
die Wahrheit ist, die die mit Worten aufgestellt werden kann (Amanda
Coomarasswamy). Da die direkte Erfahrung, das vollständige
Begreifen des undifferenzierten, ungeteilten, unbestimmten „SoSeins“, der Kern mystischer Erfahrung ist, stand nicht die mit Worten
unbeschreibbare Beschreibung der (viel-dimensionalen) Wirklichkeit
im Vordergrund, sondern die Weitergabe und Wiederholbarkeit von
Erfahrung in Mythen, Metaphern und Allegorien. Weil sie Hilfsmittel
waren, um die Lehren einer Philosophie weiterzuvermitteln, die in der
mystischen Erfahrung verwurzelt war, sind sie für uns ebenso paradox
wie bereits für jene Mythographen, die in der Bibel die axis mundi als
babylonischen Turm karrikarierten. So nannten babylonische Priester
die „Weltachse“ (Polarachse), mit deren Hilfe die Sphären (Umläufe)
der sieben antiken Planeten (Sonne, Mond, Venus, Merkur, Mars,
Jupiter und Saturn) beobachtet, vermessen und in allgemein gültige
Symbole gekleidet werden konnten.
Erschwerend für unser Verständnis von „Endzeitmythen“ kommt
hinzu, dass unser Gregorianischer Sonnenkalender (1583) im
Gegensatz zum Julianischen Kalender der Antike, nicht mit einem
astronomischen, sondern mit einem theologischen Datum (Christi
Geburt) beginnt. Ein Anfangsdatum benötigt man, um ein Enddatum
zu errechnen. Was aber, wenn das gegebene Anfangsdatum falsch ist?
Gottlob geht es auch anders herum, denn aufgrund von erkannten
zyklischen Gessetzmäßigkeiten kann man sowohl zurück, als auch
voraus rechnen. Dazu waren nach Herodot die Ägypter fähig, die als
erste die Länge des Jahres feststellten und es in seine zwölf Zeiten
einteilten (Historien II.4). Computeranalysen ergaben, dass nicht nur
die Priester in Ägypten, auch in Altmexiko und Kambodscha (und
vermutlich auch die vorarische Induskultur) die Zyklen der Planeten
Venus, Mars, Jupiter, von Orion und dem nördlichen Fixstern Sirius
errechneten, die sie in Bezug zum Sonnenjahr setzten, wodurch sie die
Präzession der Frühlingstagundnachtgleichen entdeckten.
Aber wie war das möglich? Zwar verfügten die Ägypter nicht über
unsere technischen Hilfsmittel, aber sie hatten erkannt, dass der
heliakische Aufgang (vor der Sonne) des Sirius während des gesamten
Stierzeitalters (ca. 4500 – 2333) zeitgleich mit der
Sommersonnenwende im Tierkreiszeichen Löwe stattfand. Da diese
„Zentralsonne“ (Sothis = Sirius) periodisch alle 365 ¼ Tage
zurückkehrte, erlaubte sie die exakte Errechnung des Sonnenjahres,
wobei man dem Faktor, dass die Sonnenwende im Verhältnis zum
Aufgang des Sirius im Verlauf von 1460 Jahren um 11,5 Tage
fortschreitet, durch Korrekturen anlässlich der „Geburt von Ra“ in den
Tempeln Rechnung trug, was z. B. von König Zeser-Ka-Re
(Amenophis I), dem zweiten König der 18. Dynastie, bestätigt ist (E.
Meyer, chronologie égyptiénne 1912. SS 58-61).
Das alles vorausgesetzt, können wir eine Angabe in der Offenbarung
des Johannes entmystifizieren, wonach der Drache ein Drittel der
Sterne vom Himmel fegt (Dan 8,10: Offb.9.1). Berücksichtigt man
den Winkel (90o) der Inklination der Erdachse, die senkrecht am
Äquator, dem äußeren Umfang des Erdmittelpunktes steht, erhält man
jeweils drei Zodiakabschnitte zu je 30o rechts und links von der
Polarachse (Erdachse) oberhalb und unterhalb des Horizonts, dem
Himmelsäquator. Innerhalb der 90o eines dieser vier Quadranten (4 x
90o = 360o) beträgt ein Drittel der Sterne, die der Drache mit seinem
Schwanz (alle 72 Jahre um 1o) vom Himmel fegt, einem ZodiakZeichen (30o). Das entspricht einem Äonenwechsel, der im
ursprünglichen Sinn der Bedeutung der Offenbarung einer bestimmten
Qualität der Schöpfungskraft gleichkommt.
Gegenwärtig befinden wir uns im Äonenwechsel vom Zeitalter der
Fische in das Wassermann-Zeitalter, für dessen Beginn das
Französische Institute Géographique National vor Jahren das
astronomische Datum 2010 ansetzte. Damit nähern wir uns dem Ende
der Dritten Zeit der Ägypter im Zeichen der Dualität (Horus und
Seth), dem das Zweite Zeitalter im Zeichen des Osiris vorausging,
dessen Stern Betelgeuse im Orion war (Prof. Wallis Budge). Die
Dualität von Horus und Seth entspricht im Viccoschen Zeitalter dem
Zeitalter des Menschen, dem das Zeitalter des Chaos folgt. Hielten die
Ägypter deshalb während ihrer gesamten Geschichte – dreitausend
Jahre lang - die Erinnerung an die „Rückkehr der Götter der Ersten
Zeit“ fest? Auf diese sagenhafte Zeit deutet nur noch das in Stein
verkörperte Rätsel der Sphinx von Gizeh hin, die seit Thutmosis IV
(18. Dynastie) zwischen ihren Löwenpranken eine Stële hält, die
besagt, sie sei am „grandiosen Ort der Ersten Zeit“ errichtet worden.
Ihre Symbolik in Form des Körpers eines Löwen mit einem
Menschenkopf (Wassermann), bezieht sich offensichtlich nicht auf die
Kardinalzeichen oder Achsen des Löwe-Wassermann-Zeitalters vor
ca. 12.500 Jahren, sondern in Umkehrung der Polaritäten auf das
beginnende Wassermann-Zeitalter. Zu einer derartigen Umkehrung
kommt es jeweils nach einem halben Präzessionszyklus zwischen
12.500 und 13.000 Jahren. Während dieses Zeitraumes steigen die drei
markanten Gürtelsterne des Sternbildes Orion (auch „Jakobsstab“)
entlang des N-S-Meridians, der durch die Große Pyramide von Gizeh
führt, entweder auf oder ab. Das machte Orion, bzw. den Osiris-Stern
Betelgeuse, zum Anzeiger des Präzessionszyklus. Weil das Sternbild
des Jägers Orion am Äquator, dem Breiten-Null-Meridian erscheint,
ist es von allen Teilen der Welt aus gleich gut zu beobachten, weshalb
sich nicht nur Heiligtümer der Ägypter, auch der Maya und in
Kambodscha auf den Orion ausrichteten (Abbildungen bei
Graham/Hancok 1998).
Computeranalysen ergaben, dass der Osirisstern zum exakten
Sonnenaufgang am Tag des Frühlings-Äquinoktiums 10.500 am
südlichen Meridian der Konstellation Drache am nördlichen Meridian
gegenüberstand. Dasselbe ereignet sich zwischen 2000 und 2050, nur
dass das Ereignis nicht bei Sonnenaufgang, sondern bei
Sonnenuntergang stattfindet. Damals stieg das Zeichen Löwe im
Osten empor und der Wassermann ging im Westen unter. Einen
halben Präzessionszyklus später geht der Löwe im Westen unter und
im Osten steigt das Tierkreiszeichen Wassermann auf (Graham
Hancok u. Santha Faiia 1998).
Der ägyptische Name der Großen Sphinx war arq ur, „Großes
Haupt“. So nannte man die Muttergöttin Hathor, die nicht nur „Göttin
der Gründung“ war, auch „Göttin der Flut“. Weil sich die Sphinx im
kollektiven Gedächtnis mit einer überregionalen Flutkatastrophe
verband, wurde sie zum Vorbild für das Große Tier in der
Apokalypse, in deren einleitender Himmelsvision Löwe, Mensch
(Wassermann), Stier und Adler (Skorpion) den Thron Gottes
umrunden. Diese „vier Lebewesen voller Augen“ (Sterne) „vorn und
hinten“ (Ez 1,5.18), haben jeweils „sechs Flügel“, auch diese „außen
und innen voller Augen, die nicht ruhen bei Tag und bei Nacht“.
Unschwer ist der Hinweis auf die im Verlauf eines gesamten
Präzessionszyklus mögliche Kombination von 6 vor dem
Sternenhintergrund rotierenden Achsen erkennbar, deren jeweils 2
Flügel die 12 Speichen des Welten- oder Sonnenrades bilden.
Nun ist es eine Sache, verändert sich aufgrund der Präzession sehr
langsam die Ausrichtung der Erdachse zu den zirkumpolaren Sternen.
Eine ganz andere Sache ist jedoch die Veränderung der
Tagundnachtgleichen in Bezug auf die Position des Tierkreises
(Ekliptik). Während die Polarachse in ihrer Bewegung bereits mit
einem „neuen Stern“ verbunden sein mag, kann die Sonne in ihrer
Präzessionsbewegung der Tag- und Nachgleiche die Konstellation
Wassermann noch nicht erreicht haben. Das ist nach hinduistischer
Angabe am Ende des Zyklus der Göttin Kali der Fall, dessen letzter,
zwölfter Abschnitt im Zeichen des Wassermannes steht.
Dieser große Zyklus von 432.000 Jahren setzte die Kenntnis eines
oszillierenden Weltalls voraus, die älter ist, als die mit den Angaben
der absorbierten Indus-Kultur verschmelzenden indoarischen Veden
(ca. 1100). Nachdem Priester des Widder-Zeitalters den Schlüssel zur
Erkenntnis an sich genommen hatten, blieb die Weltenuhr
(Präzession) im Bewusstsein der Priester auf 0o im Widder stehen.
Das Wissen, dass die vor der Neubekundung Gottes im Buch Daniel
in eine fünfzigjährige „Hölle auf Erden“ mündende Drachensaat
bereits vor der Zeit gesät wurde, ging verloren. Dabei ist es wohl nicht
unwesentlich, dass der Präzessionszyklus der Äquinoktien und der
Polarzyklus (das Vorrücken der Sonnenwenden) im Verlauf eines
ganzen Zyklus um 52 Sonnenjahre voneinander abweichen.
Die im Buch Daniel am Ende der Zeit angekündigte „Zeit der
Prüfung“ setzt der Hinduismus mit Verfallserscheinungen gleich, zu
denen es am Anfang des letzten Abschnittes im Kali-Zyklus, dem
Vishnu Purana kommt:
Mit dem von Tag zu Tag fortschreitenden Verfall von Wohlstand,
Sitte und Gesetz taumelt die Menschheit ihrem unabwendbaren Ende
entgegen. Der Wert eines Menschen wird nur nach seinem Besitz
bemessen, seine Frömmigkeit nach dem äußeren Schein. Das
Verhältnis zwischen Mann und Weib beruht nur mehr auf reiner
Sexualität, Erfolg vor Gericht auf der Kunst zu lügen. Frauen werden
allein um ihres Körpers willen, die Erde ihrer Bodenschätze wegen
geliebt. Auf Ehrlosigkeit beruht die Existenz, des Lebens Sicherheit
auf Schwäche, die Religion in dünkelhafter Erfüllung leerer Formen.
Unschwer ist in diesen Verfallserscheinungen unsere Gegenwart
erkennbar. Erst gegen Ende dieses Zyklus kommt es durch neue
spirituelle oder göttliche Einflüsse zu einer vollkommen Umwandlung
der menschlichen Psyche, gerade noch rechtzeitig vor dem folgenden
Zeitalter der Reinheit, mit dem eine neue Phase der Evolution
beginnt!
Abb. 19: Aquarius der Wassergießer
Wäre Vishnu nicht die hinduistische Entsprechung von Christus
(Fische), müsste sich das Weltenrad weitere zweitausend Jahre durch
die Präzession drehen, um das Ideal des Wassermann-Äons zu
verwirklichen, auf das diese Abbildung auf einer Bodenfliese in der
Kathedrale von Canterbury hinweist. Das vom Wasserträger (lat.
Aquarius) ausgegossene Wasser teilt sich in zwei Ströme, von denen
einer zur Erde hinab fließt und der andere entgegen dem Gesetz der
Schwerkraft nach oben, wo sich beide Ströme oberhalb des
Menschenkopfes zu einem einzigen Strom vereinen. Das kündigt eine
Rückkehr zu spirituellen Grundwerten an (Frederick Goodman 1990,
S. 134).
Die Schreibweise dieses Tierkreiszeichens in Form zweier
waagrechter Zickzacklinien deutet nach Ägypten, wo man den
Wassergießer nicht wie üblich durch einen Menschen abbildete, der
einen, sondern zwei Wasserströme ausgießt. Die älteste ägyptische
Schreibweise weist jedoch nicht zwei, sondern drei Ströme auf, die
nicht aus Wasser, sondern aus Milch bestehen. Das veranlasste den
Religionsforscher Anasthasius Kircher, die Symbolik der Milchströme
mit der antiken Fruchtbarkeitsgöttin zu verbinden, die zwischen
Himmel (Nut) und Erde (Geb) vermittelt, indem sie wie Isis an den
Brüsten der Schöpfungsgöttin – der Milchstraße - trinkt (Abb. 1).
Nach dem Lectorium Rosicrucianum, das den Anfang des
Tierkreises nicht mit dem Widder, sondern dem Wassermann rechnet,
beginnt das Neue Zeitalter (New Age) mit dem „Herabkommen der
dazu geeigneten Atmosphäre“ (Haaarlem 1964. S. 64).
Der Himmel tönt nicht mehr in alter Weise
Der einzige intakte antike Kalender, über den wir bis heute verfügen,
ist der Tzolkin der Maya, dessen astronomische Genauigkeit außer
Frage steht. Er beginnt mit einem Nulldatum 3113 v. Chr. und endet
(umgesetzt
auf den
Julianischen Kalender) 2012
zur
Wintersonnenwende mit einer Synchronisation der Erde mit dem
galaktischen Zentrum (José Argüelles). Entscheidend ist dabei der
Hinweis des führenden Maya-Forschers John Major Jenkins, dass man
die gesamte Schöpfungsgschichte der Maya nur durch die Bedeutung
dieser Konjunktion verstehen kann (Tibor Zelikovics 2008).
Im Popul Vuh, öffnet sich der Geburtskanal der Allmutter“, damit
der „Erste Vater“ wiedergeboren werden kann. Der Geburtskanal
bezieht sich auf die dunkle Spalte der Milchstraße, die durch eine
ganze Reihe von Dunkelnebeln vom Sternbild Schwan (N) bis zum
Skorpion (S) in zwei Teile gespalten wird. Besonders dunkel ist es im
Bogenbereich des südlichen Tierkreiszeichens Schütze. In dieser
Richtung befindet sich das galaktische Zentrum. Abhängig davon wie
der Mensch die sich im Lauf der Jahrhunderte langsam abzeichnende
Konjunktion der Sonne zur Wintersonnenwende mit dem Zentrum der
Galaxie interpretierte, haben wir es auch mit der „Öffnung des
Mundes eines kosmischen Monsters“ oder einer „Straße der Unterwelt
zu tun. Und so stellt sich die Frage, was sich hinter diesen Angaben
verbirgt.
Dazu müssen wir Sommerpunkt und Winterpunkt der Ekliptik
berücksichtigen. Das sind jene Punkte, die die Sonne im Vergleich zu
den Hintergrundsternen der Tierkreiszeichen zur Zeit der
Sommersonnenwende
bzw.
Wintersonnenwende
einnimmt.
Errechenbar sind sie nur aus geozentrischer Sicht, d. h. „vom
Erdmittelpunkt aus“, durch den die Polarachse (N-S-Achse) führt,
wobei der äußere Umfang des Erdmittelpunkts der Äquator (NullBreitengrad) ist.
Im Moment der Sommersonnenwende, wenn die Sonne (in der
nördlichen Hmisphäre, in der südlichen ist es umgekehrt) in Bezug auf
den Meridiandurchgang ihren Höchststand einnimmt, hat sie ihre
größte nördliche Deklination (23,5o) erreicht und steht im Vergleich
zu den Hintergrundsternen der Tierkreiszeichen im Sommerpunkt.
Das ist der Punkt in der Ekliptik, der genau 90o vom Frühlingspunkt
entfernt ist; dasselbe trifft auf den Winterpunkt (Wintersonnenwende)
zu, an dem die Sonne in Bezug auf den Meridiandurchgang ihren
Tiefststand einnimmt.
Jene Wendekreise, über denen die Sonne zur Sommer- (und
Wintersonnenwende) senkrecht steht, nennen wir seit der Antike
Wendekreis des Krebses, bzw. des Steinbocks. Da Sommerpunkt und
Winterpunkt aufgrund der Präzession im Lauf von 25.868 Jahren
einmal durch den gesamten Tierkreis wandern, treffen diese
Bezeichnungen (Widder-Zeitalter) schon lange nicht mehr zu. Nach
heutigen Berechnungen lag der Sommerpunkt zwischen 4020 und
1440 im Tierkreiszeichen Löwe, bevor er in den Krebs wechselte, aus
dem er vor 2000 Jahren (-10) in das Zeichen Zwillinge eintrat. 1990
verließ der Sommerpunkt nahe dem Präzessionsanzeiger Orion auf
27,9o die Zwillinge und wechselte in den Stier, in dem er sich 2620
Jahre aufhalten soll, bevor er vor dem Widder (unserem
Frühlingsbeginn) erscheinen wird. Damit ist 90o vom neuen
Sommerpunkt im Stier entfernt der Frühlingspunkt des
Wassermannzeitalters (Achse Wassermann und Löwe) angezeigt. Der
Winterpunkt befindet sich noch in den Schlussgraden des Schützen
(Fische-Äon), und zwar in der Richtung, in der das galaktische
Zentrum liegt. Nach heutiger Berechnung soll er sich in 300 Jahren
vom Schützen nicht in das nachfolgende Tierkreiszeichen Skorpion,
sondern in den Schlangenträger verschieben, der nicht zu den
Tierkreiszeichen gehört.
Im Buch Hiob (Ijob) fragt Gott den mit ihm hadernden Menschen:
„Wer setzte ihre (der Erde) Maße? Wer hat die Meßschnur über ihr
gespannt? (38,5). Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat
ihren Eckstein gelegt? (6). Hast du die Breiten überblickt? (18).
Knüpfst du die Bande des Siebengestirns, oder löst du des Orion
Fesseln? Führst du heraus des Tierkreises Sterne zur richtigen
Zeit….Kennst du die Gesetze des Himmels? (31-33).“
Hiob erkennt, dass der Geist Gottes den Himmel schuf, aber auch
die sich windende Schlange, die zur richtigen Zeit des Tierkreises
Sterne herausführt. Das war zuletzt 13.030 der Fall, als damals der
Sommerpunkt (nördliche Hemisphäre) in den Schlussgraden des
Schützen erschien, wonach er sich in den Schlangenträger
(Ophiuchus) verschob, der in seinen Händen die Schlange trägt, deren
Kopf sich auf der einen und ihr Schwanz auf der anderen Seite des
Schlangenträgers befindet. Mit seinem linken Fuß steht der
Schlangenträger auf dem Skorpion, als ob er ihn zertreten wolle, und
mit dem rechten mitten auf der Milchstraße, wobei beide Füße
förmlich auf der Ekliptik stehen (Abbildung bei www.sternpate.de
(Das Sternbild des Monats).
Man bezeichnete Ophiuchus als 13. Sternbild, was aufschlussreich
ist, weil sich die Zahl 13 symbolisch mit Tod (Transformation) und
dem Zeichen Skorpion verbindet. Das lässt darauf schließen, dass
dieses im Himmeskreis ab dem Widder gerechnete achte
Tierkreiszeichen ursprünglich wesentlich größer oder anders definiert
wurde als heute.
Als in der nördlichen Hemisphäre plötzlich die letzte „Mini-Eiszeit“
zu Ende ging, lässt sich ein Polsprung von 3.500 Kiolmetern
nachweisen und mit dem Ende der Eiszeit schwenkte auch die
magnetische Polarisation um (A. Coc Nature 4. 10. 1974. Peter Kaiser
1985). Eine Magnetumkehr lässt sich auch einen halben Orionzyklus
früher in Australien, aber auch in anderen Kontinenten belegen (H.
Biedermann 1963. Kaiser S. 427).
1971 veröffentlichte Peter Kaiser erstmals seine damals
bahnbrechende Polsprungtheorie, wonach nicht eine Verlagerung der
Erdachse in unserer Vergangenheit große Naturkatastrophen auslöste,
sondern eine Verlagerung der starren Scholle der Kontinente und des
Meeresbodens, zu der es plötzlich kommen kann. Das nennt man
Polsprünge, die mit Vorgängen im Erdmagnetfeld in Verbindung
stehen. Eine derartige Katastrophe, über deren Wirkungen wir sogar
Aufzeichnungen besitzen, ereignete sich auch in unserer jüngeren
Vergangenheit.
Augenzeugen einer Polsprungkatastrophe
„Oh, dass die Erde aufhören möchte und kein Lärm mehr sei.“
(Ipuwer-Papyrus 6,1)
1621 v. Chr. kam es zur Vulkankatastrophe des Santorin in der Ägäis,
deren Folgen der während der 18. Dynastie entstandene ägyptische
Ipuwer-Papyrus (18. Dynastie) dokumentierte. Damit verbundene
Katastrophen bringt der Exodus der Bibel mit „Plagen“ in
Verbindung, die der Gott der Kinder Israels über die Ägypter brachte,
damit sie trockenen Fußes das Rote Meer überqueren und in ihr
Gelobtes Land (Kanaan) gelangen konnten.
Offenkundig vergiftete der Vulkanstaub, dessen oberste Schichte im
Krater von Thera dunkelrot wie Blut ist, verbreitet durch Stürme,
„Hagelkörner und Feuerkohlen“ (Psalm 18 der Bibel), Land und
Wasser in Unterägypten und Oberägypten, denn „Überall in Ägypten
war Blut“ (Ex. 7,21), oder im Ipuwer-Papyrus (2,10): „Der Fluß ist
Blut.“ „Alles ist Zerstörung“ (Pap. 3,13), und die dürstenden
„Menschen schauderten vor dem Geschmack“ des Wassers (Pap.
2,10), bzw. Ex. 7,24: „Alle Ägypter gruben rings um den Nil nach
Trinkwasser; denn sie konnten das Nilwasser nicht trinken.“
„Plage ist im ganzen Land, Tod ist überall“, klagt der Papyrus auf
Seite 2, fünfte Zeile. „Das Land drehte sich um wie eine
Töpferscheibe“ (Pap. 2,8). „Städte sind zerstört. Oberägypten ist ein
Ödland geworden“ (Pap. 2, 11). Die Menschen flehten „Oh, dass die
Erde aufhören möchte und kein Lärm mehr sei, und dass „Weder
Früchte noch Kräuter“ zu finden seien (Pap. 6,1), denn „Fürwahr das,
was gestern gesät wurde, ist vernichtet“ (Pap. 5,12), wozu Ex. 9,31/32
ausführt: „Der Flachs und die Gerste wurden zerschlagen, denn die
Gerste stand schon in den Ähren, der Flachs war in Blüte.“
Finsternis legt sich übers Land, das „ohne Licht“ war (Pap. 9,11),
vergleichbar mit Ex. 10,22 „und es entstand in ganz Ägypten eine
dichte Finsternis, drei Tage lang, oder im Psalm 18: „… Da wankte
die Erde und sie erbebte….Erschüttert wurden die Berge bis auf den
Grund…Und er (Gott) neigte die Himmel und fuhr hernieder auf
Wolken…Da taten sich auf die Tiefen des Meeres, aufgedeckt werden
die Fundamente der Erde“ (Die Bibel. Freiburg 1969).
Die Tiefen des Meeres tun sich bei Tsunamis auf, die wie heute
bekannt ist, „in einem Tag und einer Nacht“ das Ende der minoischen
Kultur auf Kreta bewirkten, wonach der Aufstieg von Griechen und
Hebräern begann. Was beispielsweise die Heuschreckenplage als eine
der biblischen Platen betrifft, bewiesen die Biologieprofessorin Dr.
Else Jahn und der Physiker Dr. Norbert Nessler, dass das irdische
Magnetfeld entscheidend für die Fruchtbarkeit der Insekten ist, und
dass es einen Zusammenhang mit dem Sonnenfleckenmaxima und der
Massenentwicklung bei verschiedenen Schädlingsarten gibt (Peter
Kaiser S. 522).
Nun muss eine Bebenkatastrophe, bei der über eine Distanz von
etwa tausend Kilometer im Norden und im tiefsten Süden Ägyptens
alles zerstört wurde, ein „geodynamisches Ereignis von ungeahntem
Ausmaß“ gewesen sein, das nichts mit normalen Erdstößen zu tun
haben konnte, die nur wenige Sekunden dauern. Zu „Jahren des
Lärms“ (Pap. 4,2) kann es nur kommen, reiben sich tektonische
Platten aneinander, was sich über längere Zeit durch die Belastung der
Gesteine im Erdboden durch Grollen, Kreischen und Rumoren
bemerkbar machen kann. Dabei kann es auch ohne Gewitter zu
heftigen Blitzentladungen kommen. Die Ursache dafür sind bei
Erdbeben in Kalifornien beobachtete Piezoeffekte, die auftreten,
werden Kristalle in Gesteinen gepresst, was Stromstösse erzeugt.
Dreht sich das Land um wie eine Töpferscheibe, muss sich die
Erdkruste nach andauernden tektonischen Beben plötzlich verschoben
haben. Dass sich eine derartige Katastrophe nach Erbauung der
Pyramiden ereignete, belegt die Abweichung von fünf Bogenminuten
der Cheops-Pyramide (ca. 2500), die exakt auf die Himmelsrichtungen
ausgerichtet war. Schon der britische Archäologe Sir Flinders Petrie
erkannte, dass die Präzession seit 4500 Jahren nur eine maximale
Abweichungsmöglichkeit von 0,24 Bogenminuten verursacht haben
kann. Die genaue Berechnung mit modernen Präzisionsinstrumenten
zeigt jedoch eine Abweichung von etwas mehr als vier Minuten an.
Weil eine Bogenminute einer Strecke von 1800 Metern entspricht,
muss die Erdkruste um eine Distanz von 7600 bis 9000 Meter
gesprungen sein (Peter Kaiser 1985. SS 288 - 290 u. 321).
Damit verbundenen Plagen stellen in der Menschheitsgeschichte nur
eine „kleine“ Katastrophe dar, denn Polsprünge können, weil sie
neben Erdbeben und Vulkanausbrüchen auch mit gewaltigen
Klimaveränderungen in Verbindung zu stehen scheinen, eine
Weltkatastrophe bewirken (Kaiser), an die sich das kollektive
Gedächtnis bei jeder Polsprungkatastrophe erinnert.
Wollen wir so genannte Endzeitmythen interpretieren, müssen wir
beachten, dass Sterne im Mythos sich zyklisch wiederholende irdische
Ereignisse anzeigen. Fassen wir unser heutiges Wissen zusammen,
erschien 13.030, damals der Sommerpunkt, heute der Winterpunkt, in
den Schlussgraden des Schützen, von denen er sich 10.650 in den
Schlangenträger verschob. 10.500 beginnt die Erste Zeit der Ägypter
mit dem Aufgang des Frühlingspunktes im Zeichen Löwe. 9310
wechselte der Sommerpunkt vom Schlangenträger in den Skorpion
und 8.830 in die Waage (wikipedia: Stichwort Sonnenwende); 8.498
ist ein von den Maya überliefertes früheres Nulldatum (Argüelles).
Vor 14.700 Jahren (-12.700) begann „aufgrund einer „komplexen
Abfolge von Ereignissen“, die von der südlichen Himesphäre
ausgingen, eine „bipolare Klimaschaukel“ (Ungewöhnliche
Klimawippe am Ende der letzten Eiszeit. (www.sinexx.de/wissenaktuell). Als deren Ursache theoretisiert man eine mögliche
Verschiebung der Erdumlaufbahn. Belegbar ist, dass schwedische
Forscher aufgrund von Bohrkernuntersuchungen in Gotenberg die
Obergrenze
der
bislang
letzten
Umkehrung
der
Magnetisierungsrichtung des Erdfeldes (Gothenburg-Flip) mit 12.350
Jahren festsetzten, was einem halben Präzessionszyklus, bzw. einem
Orion-Zyklus entspricht. Auf etwa dieselbe Zeit (bis zu einer
Obergrenze von 15.000 Jahren) wird die sogenannte LasceauxAnomalie festgesetzt (Peter Kaiser 1985).
Das vierte Tier – Die Befreiung des Prometheus
Führen die Gesetze des Himmels (Hiob) „zur rechten Zeit des
Tierkreises Sterne“ heraus, öffnet sich die „Straße der Unterwelt“.
Anzeiger dafür sind offenkundig Sommer- oder Winterpunkt, die sich
vom Tierkreiszeichen Schütze in das Sternbild Schlangenträger
verschieben, was zuletzt vor an die 12.500 Jahren der Fall war, als
sich damals der Sommerpunkt (Winterpunkt der südlichen
Hemisphäre) 1.340 Jahre lang im Schlangenträger befand, bevor er für
480 Jahre vor dem Tierkreiszeichen Skorpion erschien, in dem sich
nach mystischer Tradition im Idealfall Materie (Skorpion), Geist
(Adler) und Seele (Taube) zur Einheit verbinden.
Mit dem Schlangenträger stehen mythologisch und astronomisch als
„Anzeiger“ drei kleine Sternbilder in Verbindung: Daneb im Schwan,
der zirkumpolare Stern Wega in der Lyra, sowie Atair im Fliegenden
Adler, dem vierten Tier, das neben Löwe, Mensch (Wassermann) und
Stier den Thron Gottes umrundet. In diesem Sternbild befand sich am
Höhepunkt des Stierzeitalters (2732), als der Sommerpunkt im
Tierkreiszeichen Löwe seine mittlere Position einnahm, der
Herbstpunkt (Äquinoktium). Ab dieser Zeit entstanden in Ägypten die
Pyramiden.
Adler und Schlange gehören seit dem ältesten Bund des Menschen
mit Gott zusammen, denn wie das Unbewusste und das Chaos
verkörperte die Schlange nicht nur das „böse, widergöttliche Prinzip“,
sondern galt sowohl als „Bringerin von Verderben“, als auch als
„Vermittlerin von Wissen“ (Gnosis). Untersuchen wir die Symbolik
der anderen mit dem Schlangenträger verbundenen Sternbilder fällt
auf, dass der Schwan eine Metapher für den Tod-im-Leben
(Wiedergeburt) war. Am Sternenhimmel teilt sich im Bereich des
Schwans, den man auch „Kreuz des Nordens“ nennt, die Milchstraße
in die beiden parallelen Arme, deren Dunkelnebel eine „Spalte“
bilden. Sein Kopf erscheint fast genau in der Mitte des gegenwärtig
auf der anderen Seite der Erdachse (Nordstern) erschinenden
zirkumpolaren Sternes Wega und Atair im Adler, auf den die
Schlange deutet, die Ophiuchus hält.
Am hellsten ist die Milchstraße im Bereich des Schützen, der
südlich von Atair im Fliegenden Adler erscheint. Allerdings befindet
sich in dieser Richtung das galaktische Zentrum, auf das besonders
dichte Dunkelnebel im Bogenbereich des Schützen den Blick
verwehren. Der Sage nach zielte der Schütze mit seinem Pfeil auf den
Skorpion, weil dieser den Jäger Orion tot gebissen hatte. Bei den
Griechen ist es Artemis, der Mond, der auf den Skorpion zielt und
versehentlich Orion trifft, und wie die !Kung-San Nordwest
Botswanas erzählten, schoss Gott, der im östlichen Himmel lebte, als
er auf die Jagd ging und drei Zebras (die Gürtelsterne des Orion) sah
einen Pfeil auf sie ab. Aber der Pfeil fiel zu kurz, was bedeutet, dass
sich am Himmel etwas verändert haben muss.
Was die Taube betrifft ist sie das Symbol für die höchst mögliche
Form der Verwandlung des Skorpions, weshalb sie ein entsprechendes
Sternbild besitzt, das in der nördlichen Hemisphäre zu den
Wintersternbildern gehört. Nicht nur Noah sendet eine Taube aus.
Eine Taube soll auch die Ago, das Schiff der sagenhaften Argonauten,
davor bewahrt haben, zwischen zwei Felsen (den beiden Teilen der
Milchstraße?) zermalmt zu werden, weshalb es die Göttin Athene in
den Himmel setzte.
Weil wie im Mythos auch am Sternenhimmel alles miteinander
vernetzt zu sein scheint, ist es wohl auch signifikant, dass (in
nördlichen gemäßigten Breiten) zwischen Schlangenträger und Drache
das Sommersternbild Herkules erscheint. In diese Richtung bewegt
sich unser Sonnensystem (mit einer Geschwindigkeit von 20km/sec)
(Zim/Baker 1970).
Herkules ist die römische Version von Herakles, der Prometheus,
den Menschen, von den Fesseln befreit, die ihn in an den Felsen
ketten. Einerseits ist Herkules durch eine Verbindungslinie von
Arkturus („Bärenhüter“), der auf den heutigen Polarstern weist, mit
Daneb im Schwan verbunden, und andererseits mit dem
zirkumpolaren Stern Wega und mit dem Fliegenden Adler. Der
Schluss liegt nahe, dass sich in der Symbolik dieser
Sternenkombinationen die Möglichkeit andeutet, die der Mensch hat,
der wie Ophiuchus mit beiden Beinen auf der Ekliptik steht und den
Skorpion zertreten möchte. Sein Spiegelbild auf Erden ist der
Mensch, der die beiden Seiten der Schlange in sich vereinen muss, um
den Adler (Geist) zum Fliegen zu bringen, damit er sich zur Taube
wandeln kann, weshalb der gnostische Jesus seinen Jüngern riet,
schlau wie eine Schlange und sanft wie eine Taube zu sein. Das
gelang bereits Herakles, der die
animalische Lebenskraft
transzendierte, was ihn im protohellenischen Mythos zum Befreier der
Menschheit (Prometheus) macht.
*
2. Galaktische Synchronisation
Synchronisation und Umpolung
Den im Buch Daniel (Dan 11,40) als „König des Nordens“
mythologisierten Nordstern nannte man auch „Auge Gottes“, weil von
ihm aus gesehen der mit seiner Achse am Himmelsmittelpunkt wie
aufgehängt erscheinende Planet Erde einem Pendel gleicht, das wie
jedes Pendel von seiner Mitte aus schwingt. Im Verlauf eines
vollständigen Präzessionszyklus schlägt dieses Pendel bis zum
äußersten Anschlagspunkt (23,5o) rechts - oder wie heute links - von
der Erdachse aus.
Begriffe wie O-W und N-S, links und rechts, sind menschliche
Erfindungen, um sich im grenzenlosen Raum orientieren zu können.
Am westlichen Anschlagspunkt des Pendels erscheint der heutige
Polarstern (Polaris) im Kleinen Bären (Wagen), wobei die
Ausrichtung (bislang?) nicht exakt war, sondern um einen Bogengrad
abwich. Das entspricht auf der Erde einer Strecke von 1800 Metern
(Kaiser).
Auf der anderen Seite des Pendels, am „rechten“ Anschlag, steht das
über Schwan und Adler (Skorpion) mit Schlange und Schlangenträger
verbundene Sternbild Lyra (gr. Leier) mit dem Stern Wega, der in der
Prähistorie zirkumpolar war (Abb. 19). Das soll er 14.000 n. Chr.
wieder sein, doch setzt das einen linearen Fortgang der Zeit voraus,
der wohl illusorisch ist, da sich Evolution, wie die Chaosforschung
erkannte, nicht linear, sondern zyklisch vollzieht.
In der Nähe des geographischen Nord- und Südpols befinden sich
die geomagnetischen Pole des Erdfeldes, das annähernd dem Feld
eines Dipols im Erdmittelpunkt gleicht, dessen Achse (1985) um ca.
11,4o zur Erdachse geneigt ist und die Erdoberfläche an den
geomagnetischen Punkten Nordpol und Südpol durchstößt, wodurch
sich eine magnetische N-S-Achse und eine magnetische
Äquatorialachse ergibt. Die Pole dieser Achse setzte Paul Reibisch
Anfang des 20. Jahrhunderts auf Sumatra im Pazifik und auf in
Ecuador (Südamerika) an (Kaiser 1985).
Nach Angabe der Stammesältesten der Hopi Indianer, aufgezeichnet
von Kaha Honaw (Weißer Bär), befinden wir uns gegenwärtig im
Übergang von der Vierten Erde zur fünften (von insgesamt sieben)
Erden, wobei die Pole in der Fünften Erde auf ihre Plätze
zurückgekehrt sein werden (Frank Waters 1990). Tatsächlich ist der
gegenwärtige magnetische Nordpol eigentlich ein magnetischer
Südpol (und umgekehrt).
In unserer jüngeren Vergangenheit polte sich das Erdfeld im
Abstand von 10 - 30.000 Jahren um, wobei jedoch die
Magnetisierungsrichtung in astronomischer Hinsicht gleich blieb. Das
ist nicht der Fall, kommt es zu einer totalen Polumkehr, auf die sich
Hiob’s Katastrophenreport zu beziehen scheint, in dem Orion, das
Siebengestirn der Plejaden, das Sternbild des Bären (Polaris), und die
„Kammern des Südens“ (Hiob 9) die bedeutende Rolle spielen.
Bei einer totalen Polumkehr tauschen nicht nur die Magnetpole,
auch die geographischen Pole die Plätze! „Sie (die Erde) schaukelt
wie eine Nachthütte im Feld (Jesaja 14, 18-20). Ozeane und Meere
verdampften und während eines langen Fimbul-Winters fiel Schnee
über neue Polargebiete. Die Erdachse wies eine andere Richtung auf,
und die Jahreszeiten haben sich verändert (Edda).
Im Alten Testament taucht die kollektive Erinnerung an eine
Polumkehr bei der Vernichtung der Amoriter auf: „Und die Sonne
blieb stehen und der Mond stand still, bis das Volk an seinen Feinden
Rache genommen hatte“ (Jos 10,13). Weniger rachsüchtig berichtet
die Ältere Edda vom Stillstand von Sonne und Mond und Eingeborene
der polynesischen Inseln erzählen von einem Tag, als das Dunkel
hereinbrach, das Meer sich erhob, und eine neue Erde aus dem Meer
hervortrat (Protokolle C.I.N.P. Kopenhagen 1972 bei Kaiser).
Folgt die Sonne nicht mehr denselben Bahnen wie vorher, stürmen die
Pferde des Sonnenwagens (apokalyptischen Reiter) ziellos dahin,
stoßen an die tief in den Himmel gesetzten Sterne und zerren den
Wagen weiter auf unerforschten Bahnen (Phäetos-Mythos) usw.
Nach ägyptischen Annalen kam die Sonne bereits bei vier getrennten
Vorkommnissen von ihrem gewünschten Kurs ab und ging zweimal
dort auf, wo sie nun untergeht, und zweimal dort unter, wo sie nun
aufgeht (Schwaller de Lubicz 1986). Nicht zuletzt wies der
griechische Philosoph Aratos von Soloi (315-245) in seinem
„astronomischen Lehrgedicht“ Phainomena darauf hin, dass der
Schwanz des Großen Hundes heute das Schiff Argo mit dem Heck
voran – verkehrt - in den Norden zieht.
Im Schwanz des Großen Hundes erscheint der nördliche Fixstern
Sirius, der einen Begleiter hat, Sirius B, 17. 000 Mal so schwer (dicht)
wie die Sonne. Den Dogon (Westafrika) war dieser mit bloßem Auge
unsichtbare Stern als „Hungerreiskorn“ bekannt, von dem sie
überliefern, „das was am kleinsten ist, ist so schwer wie alles Korn
und Eisen der Welt“ (Marcel Griaule/Germaine Dieterlin 1977).
Besonders dunkle Stellen von Dunkelnebeln nennt man
„Kohlensack“. Nur in der südlichen Himmelssphäre, wo das einen
„Kohlensack“ aufweisende „Kreuz des Südens“ auf den in „dunkler
Leere“ schwimmenden südlichen Himmelspol deutet, gibt es eine
„große Leere“, keinen Polarstern, auf den die Erdachse zielen könnte,
wodurch die Erde „im Nichts“ hing (Hiob). Vor der Katastrophe einer
totalen Umpolung zogen die „Kammern des Südens“ den Bug der
Argo (Erde) in Richtung auf einen heute unbekannten Polarstern,
woran das „Steuerruder“, der Fixstern Canopis im südlichen
zirkumpolaren Sternbild Carina („Schiffskiel“), erinnert.
Wissenschaftlich lässt sich die letzte totale Polumkehr vor ca.
700.000 Jahren nachweisen. Sie ist die ultimative Katastrophe
(„Umkehr“, „Wendung“), weil es danach buchstäblich einen „neuen
Himmel“ und eine „neue Erde“ gibt und die Zeit „ausgeschaltet“ ist
(Hiob). Nach heutigem Wissensstand handelt es sich dabei nicht um
eine einzige Katastrophe, sondern um eine Abfolge globaler,
katastrophaler Ereignisse im Verlauf von 10 bis 30.000 Jahren.
Trotz ihrer katastrophalen Auswirkungen stellt selbst die totale
Umpolung keinen Weltuntergang dar, sondern gehört zu den Gesetzen
unseres Heimatplaneten. Wie Peter Kaiser aufmerksam machte, sind
Polsprünge und damit verbundene Katastrophen das radikalste Mittel
der Natur, um progressive Prozesse wie etwa die Wüstenbildung zu
stoppen, wonach sich über unfruchtbaren Territorien Wälder und
Graslandschaften ausbreiten können. Sie schufen nicht nur Kontinente
und Weltmeere, verursachten Eiszeiten und die Entstehung neuer
Pflanzen und Tierarten, sondern waren in unserer Vergangenheit auch
für die Entwicklung des Menschen und seines Verstandes notwendig.
Vor uns die Sintflut?
Als erster machte Frank Waters darauf aufmerksam, dass sich mit dem
Ende des Großen Zyklus der Maya der Antritt eines neuen
Bewusstseins-Zeitalters verbindet. Einerseits liegen uns inzwischen
genügend Studien über die Zusammenhänge zwischen sogenannten
Schumann-Wellen (vom Erdmagnetfeld erzeugte Radiowellen) und
dem menschlichen Verhalten vor, das
(unbewusst) über
morphogenetische Felder mit dem Memory-Feld der Erde
verbundenen ist. Andererseits endet der letzte Abschnitt des Großen
Maya-Zyklus mit dem Übergang ins Wassermannzeitalter, der sich
mit einer Mehrzahl von außergewöhnlichen Sternenkonstellationen
und einer Konjunktion unseres Sonnensystems mit dem galaktischen
Zentrum verbindet.
Blicken wir zur Milchstraße hinauf, sehen wir quasi am Radium
einer riesigen Scheibe entlang. Alle Sterne, die wir am Nachthimmel
sehen, gehören ebenfalls in diese Galaxie, liegen jedoch entweder auf
der einen oder anderen Seite. Richtet sich unsere Sonne, die sich wie
alle anderen Sternensysteme um das galaktische Zentrum herum
bewegt, auf dieses Zentrum aus, wirken auf unser Sonnensystem und
die Erde nicht nur die energetischen Kräfte von Sonne, Mond,
Planeten, Fixsternen und damit die Präzession des Äquinoktiums ein,
auch die Milchstraße und das galaktische Zentrum, das selbst ein
gewaltiges Magnetfeld erzeugt. Mythologisch kommt diese
Konstellation einem Schöpfungsstrahl gleich, und so stellt sich die
Frage. Steht uns eine neue „Sintflut“ bevor? Nannten die Babylonier
das Tierkreiszeichen Wassermann deshalb Shabatu, „Fluch des
Regens“; arkadisch Ku-ur-ku, „Quelle der fließenden Wasser“, oder
Rammanu, „Gott des Sturms“? (Goodman 1990).
Derartige Fluten scheinen mit Polumkehrungen in Zusammenhang
zu stehen, die ihrerseits mit gewaltigen Klimaschwankungen
einhergehen. Zwar ist der Zeitpunkt einer Feldumkehrung nicht
vorhersehbar, aber die Anzeichen für die nächste, „längst überfällige“
Umpolung häufen sich. So lässt sich seit 1958 ein Schrumpfen der
Atmosphäre über unseren Köpfen (bis 1998) um 38 Kilometer
beobachten (Dr. Martin Jarvis. Der Himmel wird immer kleiner.
Kurier 18. 9. 1989). Das Magnetfeld der Erde, das im Augenblick der
Umpolung zusammenfällt, wonach sich ein neues Feld aufbaut, nimmt
kontinuierlich ab. Andere Anzeichen können eine Zunahme von
Erdbeben und Vulkanausbrüchen sein, die Ausweitung von in der
Region des Nordpols entstehender Polarlichter, sowie das neu
entdeckte Phänomen dipolarer Blitze. Derartige Blitze verhalten sich
nicht wie Gewitterblitze negativ zur Erde und positiv zum Himmel,
wodurch die Spannung zwischen Erde und Himmel aufrechterhalten
bleibt, ohne die es zum Zusammenfall der Atmosphäre käme, sondern
dipolar (was minus ist, ist plus und umgekehrt). Sie schlagen nicht in
die Erde ein, sondern entladen sich über den Wolken, von wo aus sie
mit ungeheurer Energie in die Atmosphäre hochblitzen (Dr. Monika
Kobe u. Prof. Hermann Lier 2005).
Bekanntlich kam es im Dezember 2004 im Pazifik nach einem
Erdbeben auf Sumatra zu einer „kleinen Verschiebung der Erdachse“
mit großen, katastrophalen Folgen. Eine weitere Verschiebung gab es
beim schweren Erdbeben in Chile Ende Februar 2010, das den
Pazifischen Feuerring im Bereich der Äquitorial-Ebene (O-W-Achse)
„zum Erklingen“ brachte (Dr. Andreas Rietbrock, Earth Sciences.
Liverpol University), und nicht zuletzt (März 2011) bei den schweren
Erdbeben in Japan (März 2011), dessen Folgen der Menschheit
eindringlich die Illusion vor Augen führten, der Mensch könne wie
Prometheus, das Feuer der Götter (die Atomkraft), das er auf die Erde
brachte, beherrschen. Verlässt sich der moderne Mensch auf seine
Technik, schafft sie nur zusätzliche Probleme, weil sich unsere auf die
gegenwärtige Magnetisierungsrichtung gepolten elektronischen Geräte
im Augenblick der Umpolung schlagartig kurzschließen würden!
„Jenen Tag aber und jene Stunde aber weiß niemand“, besagt das
Buch Daniel. Und das ist gut so. Wüssten wir, dass das Ereignis einer
großen Polsprungkatastrophe unmittelbar bevorsteht, würden wir uns
wohl gegenseitig zerfleischen. Hätten wir die Gewissheit, dass es erst
in späteren Jahrhunderten eintritt, wären wir in Versuchung, unser
egozentrisches Leben weiterzuführen und hinterließen unseren
Kindern die Folgen unserer unbedachten Handlungen. Aber es gibt
eine dritte Möglichkeit. Auf sie weisen Mythen der Ureinwohner
Amerikas hin, die Paul Zelbrod, ein Spezialist für deren Dichtkunst,
untersuchte. Nachdem er die Legenden der Navajo erforscht hatte, die
das Erbe der Maya antraten, kam Zelbrod zu dem uns mittlerweile
vertrauten Schluss, dass ihr Angelpunkt die fundamentale Beziehung
zwischen dem in Erstem Mann und Erster Frau, später in Sich
Wandelnder Frau (Mond) und Sonne symbolisierten Männlichen und
Weiblichen ist. Deren Unfähigkeit miteinander auszukommen, lässt
das Geschlecht der Ungeheuer entstehen und erzeugt das Böse.
„Wirkliche Harmonie kann sich erst bilden, hat sich die Beziehung
zwischen Sich Wandelnder Frau und Sonne zu reifer Ausgewogenheit
entwickelt.“ Damit beginnt die eigentliche Erschaffung des NavajoVolks. „Alles, was im Verlauf dieser Geschichte geschieht, hat direkt
oder indirekt mit dem labilen Gleichgewicht zwischen dem
Männlichen und dem Weiblichen zu tun“ (Paul Zolbrod.1988 S. 12).
© Christa Zettel, 2009
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