Ulrike Jury [email protected] Stipendium: KUWI Abschlussbericht meines zweimonatigen Forschungsaufenthaltes im Rahmen der Diplomarbeit an der University of California, Los Angeles (UCLA) Der Zweck meines Aufenthaltes in den USA waren Recherchen bzw. Testungen für meine Diplomarbeit (in Psychologie) zum Thema Aberglauben. Ich wollte ursprünglich mittels eines komplizierten Versuchsplans (einige Tests und Matlab- Computerprogramme) herausfinden, ob sich indianischstämmige Amerikaner von den „Durchschnittsamerikanern“ im Hinblick auf ihren Glauben bzw. auf ihr abergläubisches Verhalten unterscheiden. Im September 2005 habe ich Kontakt mit der UCLA (große Anzahl indianischer Studenten), genauer gesagt mit dem Bibliothekar des dort ansässigen American Indian Studies Centers, aufgenommen und wurde herzlich dazu eingeladen, meine Forschungsvorhaben dort durchzuführen. Im Oktober 2005 habe ich mich für ein zweimonatiges KUWI Stipendium beworben und im darauffolgenden Jänner erfahren, dass mir ein Monat bewilligt worden war. Zusätzlich erhielt ich noch einen Reisekostenzuschuss. Nachdem ich, gemeinsam mit einer Freundin, ein Zimmer in einer Jugendherberge in Venice Beach (etwa 2200 $/ 1800 € pro Person für zwei Monate; Kühlschrank, Mikrowelle und Bad im Zimmer, gemeinschaftliche Küche) gebucht habe (im Wohnheim werden Zimmer nur pro Semester und zu horrenden Preisen vergeben, auch private Zimmer sind sehr teuer, meist nicht möbliert und nur für längere Zeit zu vergeben) war klar, dass wir auch ein Auto brauchen würden, da Los Angeles flächenmäßig riesig ist und das öffentliche Verkehrsnetz sehr zu wünschen übrig lässt. Kurz vor meiner Abreise nahm ich erneut Kontakt mit der UCLA auf und musste erfahren, dass man für jede Art von Forschung eine Genehmigung der ORPS (einer Art interne Kontrolleinheit für Forschung an der UCLA) bräuchte. Nach dem ersten Schock machte ich mir darüber keine allzu großen Sorgen… So bin ich Anfang Mai 2006 in die USA aufgebrochen und habe mein elftes Semester dort verbracht. Zu diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass mein Vorhaben sich in einem Monat nicht ausgehen würde, weshalb ich beschlossen hatte, auf eigene Faust (und Kosten) ein zweites Monat „dranzuhängen“. Nach dem ersten Gespräch mit dem Bibliothekar wurde klar, dass das mit der Genehmigung doch ein ziemlicher Stolperstein werden würde. Seltsam war, dass niemand bei der ersten Kontaktaufnahme bzw. der Einladung eine Genehmigung erwähnt hatte, obwohl ich eine genaue Beschreibung meines Vorhabens beigelegt hatte. Auch ansonsten war der Bibliothekar des American Indian Studies Center leider keine große Hilfe. Nach etlichen Anfragen bei anderen Universitäten in der näheren Umgebung hat sich herausgestellt, dass diese Genehmigungen in Kalifornien generell üblich sind. Da meine Testung insgesamt fast drei Stunden pro Person (40 Personen) in Anspruch genommen hätte war es für mich sehr wichtig, diese irgendwie über eine Universität durchführen zu können, um zumindest Versuchsstunden dafür vergeben u können. Gemeinsam mit einem Psychologie Professor der UCLA habe ich daher versucht, die „richtige“ Genehmigung (deren Bewilligung meist vier bis sechs Monate dauert) mit einer Genehmigung über sein Institut zu umgehen. Obwohl dieser Professor (Spezialgebiet Lateralitätsforschung) mich sehr interessiert und engagiert unterstützt hat und mir sogar sein Labor zur Testung zur Verfügung stellte (was leider durch Lizenzprobleme für Matlab später auch nicht möglich war), war es wie verhext, nichts hat funktioniert. Selbst die Literaturrecherche fiel sehr dürftig aus, denn die Psychologiebücher in der Bibliothek des American Indian Studies Centers beschränkte sich hauptsächlich auf sozialpsychologische und sprachliche Teilbereiche der Psychologie und meist waren die Bücher auch sehr alt. Da zu dem von mir gewählten Thema „Aberglauben“ generell noch nicht viel Forschung betrieben wurde war für mich leider auch in den übrigen Bibliotheken nicht viel brauchbares Material zu finden. Nach den ersten Tagen dort hatte ich bereits angefangen, parallel zu den Bemühungen um eine Genehmigung, zumindest einen meiner Fragebögen an alle Indianer auszugeben, die ich traf, um diese später mit Österreichern vergleichen zu können. Selbst dieses Vorhaben gestaltete sich als sehr schwierig, vor Allem durch die mangelnd Unterstützung durch die Universität, die sich sogar weigerte zumindest den einen Fragebogen vor Ort an indianischstämmige Studenten auszugeben oder zu versenden und/oder so auf Basis einer freiwilligen Teilnahme die benötigte Genehmigung für das gesamte Experiment zu umgehen. So blieb mir nichts anderes übrig als alle Indianerzentren, Kulturzentren, kulturelle Aktivitäten (z.B.: Powwows, Community Sitzungen,…) und spezielle Gesundheitszentren für Indianer die für mich mit dem Auto erreichbar waren „abzuklappern“ und dort meine Fragebögen zu hinterlegen bzw. vor Ort Leute anzusprechen. Hierbei habe ich natürlich nach einer gewissen Zeit immer wieder dieselben Personen getroffen, die sich selbst für die Erhaltung ihrer Kultur und das Wohlergehen der indianischen Gemeinschaft in Los Angeles und Umgebung engagierten. Viele dieser Personen waren glücklich darüber dass ich mich für ihre Kultur interessiere und bereit dazu, mich auch zu unterstützen so gut sie konnten. Für die Teilnahme en meinem Experiment hat sich genau eine Person bereit erklärt (alle anderen wollten durchschnittlich 200$ dafür bezahlt bekommen, was für mich unleistbar gewesen wäre). Alles in Allem bin ich mit 175 von indianischstämmigen Amerikanern ausgefüllten „Magical Idaetion“ Fragebögen zurückgekehrt, wobei selbst an diese zu kommen äußerst schwer war, denn der Fragebogen wurde von vielen als sehr unpassend (teilweise auch als rassistisch) empfunden, da einige Fragen aus einer Schizotypie (sich „im normalen Bereich befindende Merkmale von Schizophrenie)- Skala entnommen wurden und viele (vor allem ältere) US- Indianer offensichtlich in ihrem Leben schon sehr vielen psychologischen Tests unterzogen wurden und dies somit erkennen konnten. Also, an alle, die vorhaben an eine US- Amerikanische Universität zu gehen und eine Untersuchung durchzuführen: auch wenn eure Befragung nur ein paar wenige (auch unpersönliche) Fragen umfasst könnte es sein, dass man eine Genehmigung braucht, also sprecht die Personen mit denen ihr den ersten Kontakt aufnehmt unbedingt darauf an, denn meistens dauert die Prüfung für die Genehmigung sehr lange! Es ist sinnvoll, sich gleich von vorne herein an mehr als eine Person zu wenden, um mögliche böse Überraschungen zu verhindern. Trotz einiger Komplikationen war mein Aufenthalt unerlässlich für meine Diplomarbeit und ich habe viel über das Leben der Indianer heutzutage gelernt .