PROTsiebenTHORSTEN: Liebe Kommiliton(inn)en ! Diesmal bin ich selber verantwortlich für die kleine Verspätung. Thorsten war schon früh am Samstag fertig mit seinem sehr knappen, hoch verdichteten Protokoll. Auch seine kleine Ironie mir gegenüber fand ich lustig. Ich schlage Ihnen einen deal vor: Sie ertragen noch für einige Ssitzungen meinen didaktischen overdrive; und ich greife noch einige Male ein, wenn Ssie trotz/wegen Überverdichtung noch haarscharf am’crucial point’ vorbeigezielt haben. Ok ? -- Ich lasse heute wieder alles so stehen, eingeklammert und in der Schriftgröße vaerkleinert und mache Zusätze zu Religion/Politik, zur Indianer-Frage, zur Frage der Afro-Americans, zur Stabilitätsfrage und zur Amerikanischen Revoluion. Zuerst folgt das Protokoll von THORSTEN KLASEN: Thorsten Klasen PS* ›Einf. i. d. pol. Theorie von Tocqueville‹ Dozent: Prof. Dr. Dieter Löcherbach FB Politik- u. Sozialwissenschaften SoSe 2003 Berlin, 04.06.2003 Protokoll der Sitzung vom 03.06.03 Tagesordnungspunkte I II III IV I Vorbemerkungen / Organisatorisches Referat zu AdT, DiA, Bd. I, 2. Teil, Kap. 9-10 (S. 277-418) Nachbesprechung des Referats in Hinblick auf 3 Schwerpunkte: 1. Religion, 2. Native- and Afro-Americans, 3. Stabilität der Nation Referat zu ›Deutsche Medien im pol. wiss. Studium‹ in Zeitung, Radio und Fernsehen Vorbemerkungen / Organisatorisches Zu den im Verlauf erwähnten Zitaten aus der Lektüre ist zu sagen, dass die Seitenangaben, auf die Prof. Löcherbach sich in der Nachbesprechung (III) bezieht, einer anderen Ausgabe entstammen, als die der Seminarteilnehmer. Ich werde, wenn möglich, die „richtigen“ Seitenzahlen heraussuchen und angeben, andernfalls die von DL erwähnten Seitenangaben beibehalten, diese aber so * kennzeichnen! Am Anfang dieser Sitzung geht DL auf das Prozedere mit den Protokollen ein. Es sei ihm lieb, Protokolle nach Möglichkeit bis Samstagvormittag (WORD sagt, man schreibe das jetzt zusammen) zu erhalten, um sie durchzusehen und ggf. Korrekturen und Ergänzungen zu machen. Des Weiteren kommt er erneut auf die „ungeahnten Möglichkeiten“ der Erkenntnis zu sprechen, die die Erstellung eines Exzerpts eröffnen könne. Wer’s jetzt noch nicht begriffen hat… ;) II Referat zu AdT DiA, Bd. I, 2. Teil, Kap. 9-10 (S. 277-418) Nun zum für durchweg positiv befundenen Referat von Daniel, Regine, Nikolaj und Bianca-Marie, das sich in vier Teile gliedert. Ich werde hier nur kurz die behandelten Teilaspekte vorstellen und komme erst in Punkt III zu weiteren inhaltlichen Ergänzungen, Anmerkungen und kritischen Rückfragen. Vielen Dank für die umfangreichen Hand-outs. Im ersten Teil (man möge mir Namensverwechslungen verzeihen) referiert Daniel über die Frage: „Was hält die amerikanische Demokratie Aufrecht?“ und bezieht sich auf drei Schwerpunkte, wie a) „circumstances“, b) „laws“ und c) „customs“. Am Ende geht er auf die Signifikanz von Demokratie für Europa ein. Er (AdT) komme zu dem Schluss, dass Demokratie erstens nicht Anarchie bedeute und zweitens real funktioniere und dies der einzige unumgängliche Ausweg für Europa sei, um sich vor der „Tyrannei der Cäsaren“ zu bewahren. Genauere Informationen zu a) b) c) können dem zugehörigen Handout entnommen werden. Im zweiten, von Regine referierten Teil geht es dann um das Thema Religion unter vier Gesichtspunkten: A. Religion als pol. Institution und ihr Einfluss auf die Erhaltung einer demokratischen Republik, B. Der indirekte Einfluss religiöser Überzeugungen auf die pol. Gesellschaft der USA, C. Hauptursachen für die Macht der Religion in Amerika, und letztlich D. Wie Aufklärung, -2– Gewohnheiten und praktische Erfahrung in Amerika zum Erfolg der dem. Institution beitragen. Das Hand-out hierzu ist sehr ’on-point’, orientiert an Textzitaten, weswegen ich hier nicht weiter auf den Inhalt eingehen werde. Nikolaj beschäftigt sich im folgenden dritten Teil des Referats mit dem Aspekt “Racial equality or the tyranny of the white race over the two other races”. Er spricht hier über die misslichen Umstände, zwischen den weißen Siedlern und zwei in den USA unterpriviligierten Gruppen: zum einen die amerikanischen Ureinwohner (Native-Americans) und zum anderen die überwiegend aus Afrika stammenden Sklaven (Afro-Americans). Im Mittelpunkt steht die Frage „Warum konnten Indianer und Weiße nicht zusammen leben?“ und wie sei Sklaverei in Hinblick auf die Unabhängigkeitserklärung (1776): „All men are created equal […]“ legitimiert. Zum Abschluss dieses Referats und somit auch des ersten Bandes von DiA beschäftigt sich Bianca-Marie mit den Fragen ob a) die amerikanische Union und b) ihre republikanischen Institutionen dauerhaft stabil und existenzfähig seien und welchen Gefahren sie ausgesetzt sei. Gefolgt von Tocquevilles visionären Ansichten c) über die (zukünftige) Handelsgröße der USA und d) einer allgemeinen Zusammenfassung des ersten Bandes mit Ausblick in die Zukunft der USA in Korrelation zu Europa und Russland. III Nachbesprechung zu o.g. Schwerpunkten 1. Religion: Laut Tocqueville besäßen die in den Siedlern aufgrund ihrer Sozialisation ausgeprägten „mores“, die nicht nur die „habits of the heart“ (S. 287), sondern auch den moralischen und intellektuellen Stand eines Volkes widerspiegelten (S. 278), eine generative und formative Kraft für Demokratie. Die generative Energie bzw. die Vermittlerrolle der „mores“ sehe er bei den Frauen (S. 291). Somit werde Religion zum Fundament der Gesellschaft, da sie allein ein unveränderliches Bezugssystem für die Menschen darstelle, welches Zusammenhalt und Gleichheit der Menschen mit sich bringe (→ „coherrence of the community“). Im Zuge des um 1844 verstärkten „West Drive“, (Anm.: infolge von Zollsenkungen, „Manifest Destiny“, im Rahmen einer weitreichenden Expansionspolitik), gewinne Religion eine noch weitaus eminentere Bedeutung: objektiv sorge sie auf dem beschwerlichen Weg Richtung Westen nicht nur für Gemeinschaft, sondern treibe die Menschen, in Erfüllung eines göttlichen Plans (→Vorsehung) voran, um versprochenes Land des Herrn zu besitzen und besiedeln. Auf der subjektiven Ebene gebe Religiosität ein Ziel für das Leben in Richtung Erlösung vor, woraus eine Sinngebung für das individuelle Leben erwachse, welche wiederum Ausdruck in Eigenschaften wie Stolz, Patriotismus und Gleichheit z.B. fände. Dieser sog. →Utilitarismus von Religion (S. 381*) entstamme schottischer Moralphilosophie. In Hinblick auf die europ. Aufklärung würden eklatante Unterschiede hinsichtlich des „Wahrheitsanspruchs“ von Religion sichtbar: Während man in Europa über das Vorhandensein Gottes an sich disputiere (Anm.:→ Theodizee), würde in der „neuen“ Welt die Wahrheit ihrer individuellen Vernunft – die eines jeden Einzelnen – und dem pers. Interesse Unterworfen. Die Wahrheitsfrage werde sozusagen zu einer „Vernunftsfrage“. Um sich Gott zu erschließen, müsse man den ersten Schritt auf ihn zu wagen, um zu → Enlightenment zu gelangen (→ Conversions). Kritische Rückfrage aus dem Seminar: Religion als „Wert-Diktatur“ ?)))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))) DL: Bevor wir interpretieren, stellen wir erstmal die entscheidenden Zitate zusammen, und zwar aus dem Kapitel ‚Indirect influence that religious Beliefs exert on political society in the United States.’, in meiner Ausgabe, S. 278 ff .Bitte selber lesen) „Religion is….. the first of their political institutions….(280) “Americans…completely confuse (verschmelzen)Christianity and freedom in their minds…”(282); “…is one of the constituent principles of human nature” (284); “In ceasing to believe religion true, the unbeliever continues to judge it useful.” (286) Jetzt springe ich 100 Seiten weiter und mir hilft dabei meine Exzerpier-Methode: ; Auf Seite 381 im Abschnitt ‚On republican Institutions....’ lesen wir: „In the United states, even the religion of the greatest number is itself republican; it submits the truths of the other world to individual reason, as politics abandons to the good sense of all the care of their interests ..”(381) : So, und jetzt kann man versuchen, diese und andere Zitate, die ich Ihnen vorgetragen habe in unserer Sitzung, zu interpretieren,sie einem historischen und systematischen Konsistenz-Test zu unterziehen: 1) Ausgangspunkt ist also der behauptete (und von AdT für gut gehaltene Zusammenhang von republikanischer Wahrheitsfindung u Utilitarismus.(s.o.) 2) Seit fast 3000 Jahren wird in unserem westlich-abendländischen Kulturkreis: Wahrheit für etwas Objektives gehalten. Ist Gott wirklich da ?Hat Gott die Welt geschaffen oder ist unsere Welt das Produkt von reiner Naturgeschichte ? Ist er durch das, was die Bibel über ihn sagt, als ein gutes Weltpinzip, als ein ‚lieber Gott’ zu rechtfertigen (Theodizee)? Ist er unseres -3– ‚...und Dein Wille geschehe’ im Vasterunser überhaupt würdig.? 3) Wenn man diese und viele anderen Fragen – im Zuge der neuzeitlichen Subjektivierung (Vergl. Früheres an dieser Stelle) – republikanisiert, dem Urteil der Mehrheit über das Gemeinwohl von Religion überläßt, dann wird auch der Maßstab sich versubjektivieren, hin zu dem der Utilität und Nützlichkeit. 4) Früher (Spätantike und Mittelalter) haben Cchristen sich als Gotteskinder begriffen, waren bestrebt, Gottes Wort zu folgen, sich in seinen Dienst eines Heilsplanes für alle, für diese Welt zu stellen. 5) Jetzt soll Gott uns dienen, soll Religion uns nützlich sein? Wem denn genauer ? Der Mehrheit ? Von was ? Uns Weißen? Uns Siedlern? Uns Auserwählten ? Uns-Egoisten ? Uns-Macht-Menschen ? 6) Früher war Jesus mal derjenige, der um der Mühseligen,Beladenen willen in die Welt gekommen war, ihr Kreuz zu tragen, unsere Sünden auf sich zu nehmen ? -- Und jetzt soll er der Kumpan, der Schmiere-Steher der Landeroberer, der Menschenvernichter, der egoistischen Starken bloß noch sein ? 7) In der Bergpredigt des Matthäus-Evangeliums steht etwas von Nächstenliebe, gar von Feindesliebe. – Und jetzt soll nur noch Selbstliebe gelten ? Und um diese Selbstliebe zu ermöglichen, soll Jesus am Kreuz gestorben sein ? For him, a rather unutilitarian business, don’t you think so ? 8) Und wie verhält es sich mit Indianern, Afro-Amerikanern ? War Jesus - nach den Zentralaussagen der Bibel nicht gerade auch um ihretwillen in die Welt gekommen? -- Und jetzt soll uns Weißen (AdT meint auch Sie und mich, liebe Kommiliton(inn)en !!!!!): ihre Ausbeutung, ihre Verdrängung ja gar ihre Vernichtung (zu vielen, vielen Millionen) nützlich sein dürfen. Nur weil es die mögliche Mehrheit von uns (!!!!) Weißen so beschließt und noch für wahr erklärt. 9) Die große Schwäche des utilitaristischen Denkens (Lesen Sie bitte später von John Stuart Mill, Utilitarismus, 1862 und so oft) ist es, im Zuge der Säkularisierung von Religion: keinen anderen Maßstab als den des Nutzens, des Profits gefunden zu haben, sowie den Profiteueren als den Stärkeren auch noch das Rechtfertigungsmonopol eingeräumt zu haben. 10) Der christliche Gott der Bibel war nicht sehr gerecht (Vergl. die Jakob/ Esau-Geschichte, das Buch Hiob etc.) aber er war auch kein imperialer europäisch-amerikanischer ‚ideeller Gesamt-Kapitalist’ (Marx) 11)Der einzige Maßstab, der der Geschichte und dem Erbe unserer drei Buch Religionen (Jud – Christ – Islam) standhält, ist meiner Ansicht nach der der G e r e c h t i g k e i t, aber eine Gerechtigkeit, die Indianer und Farbige mit einbezieht, eine Gerechtigkeit, deren Maßstab das nicht nur materielle sondern auch geistig-kulturelle Wohl der Menschheit ist. Eine Gerechtigkeit, der wir alle als Einzelne nicht mehr national und partikularistisch entsprechen können, sondern nur als Kinder dieser ganzen Welt, unserer Welt als Republik, die dann auch – wer denn sonst????? - über ihr Gemeinwohl befindet und unter der Voraussetzung absoluter Gleichheit mehrheitlich und fürsorglich beschließt. – Republik wird erst auf der Weltebene ihre partikularistischen (Zwischen-)Defekte verlieren. Wir sind alle gleiche Menschenkinder dieser einen Welt. _______ 2. Native-Americans: AdT macht den Amerikanern ihrer Zeit den Vorwurf, sie hätten es versäumt, den Native-Americans die Möglichkeit der Ansiedlung zu eröffnen. Die Siedler seien aufgrund ihrer fortschrittlicheren Zivilisation und Kultur dazu verpflichtet gewesen die → neolithische Revolution soz. nachzuholen. Zwar gäbe es auf Seiten des Federal Government versuche die Ureinwohner anzusiedeln, doch wurden sie vom State Government nicht geduldet. Im Zuge dieses Pro und Contra seien sie „aufgerieben“ worden; man hätte ihre Gesellschaft nicht zerstört, hätte man ihre Menschenrechte respektiert. Kritische Rückfrage: Warum existiert eine so große Diskrepanz zwischen Theologie und der realen Politik? -4– DL: Die ist eine gute Frage. Die kann ein so stark vom Utilitarismus beeinflußter Denker wie AdT kaum beantworten. Er hat keine Philosohie zur Verfügung, die ihm auch solche Fragen zu beantworten helfen könnte. Er ist nur ein (zudem einseitiger) Vertreter von Politischer Philosophie, aber als solcher doch sehr beachtlich. 3 Afro-Americans: „Slavery was cruel for the Blacks, but fatal for the Whites” (S.??? ) führt Tocqueville an. Dies würde am Beispiel der benachbarten Staaten Ohio (free-state) und Kentucky (slave-state), die geographisch nur durch den Ohio-River getrennt sind, verdeutlicht. Während Menschen in Ohio aufgrund ihrer religiös-kulturell motivierten, zielgerichteten Ambitionen fleißig und produktiv im Sinne von „prosperity“ agieren, gehe im südlichen Kentucky diese Prosperität allmählich verloren, weil die Sklaven, die die Arbeit für die aristokratische Elite erledigen müssen, nicht diese Art innerer Motivationen besäßen. Tendenziell neigen derlei Staaten eher dazu ihren Herrschaftsanspruch zu verlieren, da es zu einem Realitätsverlust der Machthaber komme (HEGEL beschreibt 1860 in „Phänomenologie des Geistes“ die Beziehung zwischen Herr und Knecht). Im Amerika der 1830er Jahre seien die weißen englischen Aristokraten, welche sich u.a. in Virginia und North Carolina ansiedeln entwöhnt und rückständig in ihrer Entwicklung, was sich später im Verlauf des Bürgerkrieges niederschlage. Zur Lösung des Problems der Sklaverei sehe AdT drei Möglichkeiten: Entweder Mischung oder Separation der Rassen. Letzteres bedeute eine 2-fache Entwurzlung: die aus Afrika versklavten Menschen würden wieder umgesiedelt und zurück nach Afrika „verfrachtet“. Auswirkungen davon seien heute noch beispielsweise erkennbar in Monrovia bzw. Nigeria. Nach T. könne man Abhilfe für das Rassenproblem schaffen, indem man den Blacks Bildung gewähre. Norden und Süden machen sich gegenseitig für das Problem verantwortlich und der Konflikt spitze sich zu. Als dritte und drastische Maßnahme ziehe er einen Bürgerkrieg in Betracht (S.360) Rückfrage: Wo liegen also die Ursprünge der Sklaverei begründet? Utilitarismus allein könne kein hinreichendes Kriterium zu sein…. )))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))) DL: „As one advanced, one therefore began to make out that servitude, while so cruel to the slave, was fatal to the master.” (S. 331, im Abschnitt ‚Position that the black race occupies….) Dies demonstriert er – wie auch Thorsten gezeigt hat - am Ohio (free state)/Kentucky (slave state)-Beispiel. Durch ihre Arbeits-Enthobenheit beschäftigen sich die südweißen Herren mit Gesellschaftsspielen, verlieren den Kenntnis-Kontakt zur wirtschaftlichen Realität, geraten in erheblichen Rückstand gegenüber dem Profit- und Rentabilitätsdenken des Nordens, entwickeln Ressentiments gegenüber diesem Norden und versuchen ständig, die Union an ihre Staaten-Interessen zu binden. (Hegel hat eine solche Mentalität 1806 in dem beühmten Herr- und KnechtKapitel in seiner ‚Phänomenologie des Geistes’ thematisiert.) AdT sieht auch deshalb für das Rassenproblem nur zwei Normallösungen: Vermischung oder Trennung. Aus einem Unterbewußtsein, daß beide Lösungen wenig realistisch sind, läßt er in seiner häufig bewunderten Prophetie-Fähigkeit und 30 Jahre vor dem realen Bürgerkrieg als 3.Alternative: die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkrieges erkennen: „ Intermediate measures appear to me to lead directly to the most horrible of all civil wars, and pearhaps to the ruin of one of the two races.” (S: 346 , im gleichenAbschnitt, von DL unterstrichen.) __________ -53. Stabilität: Die Frage nach Stabilität der Nation sei immer auch eine Frage der Souveränität seiner einzelnen Bundesstaaten. Die These ist, dass das Federal Government schwach sei, da verabschiedete Beschlüsse auf föderaler Ebene für null und nichtig erklärt werden können. Als Beispiele hierfür seien Bankkrise und schwache Außenhandelsgesetze anzuführen. Dies führt 1832 zur → Nullification Crisis. Die für lange Zeit andauernde „inneren Gespaltenheit“ der Nation habe auf lange Sicht zu → Despotismus in Legislative, Judikative und Exekutive zur Folge, welcher sich außenpolitisch u.a. 1844 unter J. K. Polk (Konflikt mit Mexiko) äußert und seinen Höhepunkt im Bürgerkrieg (1861-1865) findet.)))))))) DL: AdT geht hier noch einmal auf die Aufteilung der Souveränität zwischen den Staaten und der Union innerhalb der Verfassung ein. Nur zum Schein sei die nationale Souveränität größer. Da die Amerikaner mit ihrem Herzen aber zu vorderst in ihren ‚states’ lebten, sei deren Souveränität eigentlich stärker und würde sich im Ernstfall (Bürgerkrieg) auch durchsetzen. Nun sei aber seit der Verfassung von 1788 in US-Amerika ein disproportinonales Wachstum eingetreten. (Vergl. seine Ausführungen zur Frage OHIO/KENTUCKY). Der Süden sehe seine Macht entgleiten und melde sich deshalb besonders laut in den 1830-er Krisen zu Wort, die sich auf 1) die Benk, 2) die ‚Tariffs’, 3) die ‚nullification-crisis’ bezögen. In all diesen Krisen habe der Kongreß, obwohl ihm laut Verfassung die alleinige Gesetzgebung obliegt, den Südstaaten nachgegeben . (South Carolina hat 1832 schon eine neue constitutional convention einberufen und sich nur mühsam später wieder davon abhalten lassen) Die ganze Krise fand sozusagen ihre Verkörperung in der Politik von Andrew Jackson (1828-36), in der... „General Jackson seem to me..federal by taste .. republican by calculation’. After having thus abased himself before the majority to gain its favor, General Jackson picks himself up. …..The Power of General Jackson constantly increases; but that of the president diminishes.” (S. 377 f. )…….. “ Far from the federal Governments’s gaining force with age and threatening the sovereignty of the states, I say, that it tends to weaken each day and that the sovereignty of the Union alone is in peril.” (S. 379 – letzter Abschnitt vor ‚On Republican Institutions....., von DL unterstrichen)’ ___________ 4: Rückfrage(von Nina): Was war die amerikanische . Revolution eigentlich? Gab es sie überhaupt und was war an ihr revolutionär ? Hierzu müsse man die Entwicklungsgeschichte der brit. Kolonien hin zu einer autonomen Nation betrachten: Nach dem ersten Unabhängigkeitskrieg gegen das Mutterland verändert sich um 1780 sich das Leben der bis dato unter Kolonialstatut lebenden Bevölkerung durch den Entwurf der → Articles of Confederation, welche die Rahmenbedingungen für die Konstitution einer eigenen Verfassung bilden. Von Mai bis September 1787 tritt in Philadelphia der Verfassungskonvent unter Vorsitz der → Framers (u.a. Hamiliton, Jay, Madison und Washington) zusammen und die Grundlage für die Bill of Rights (1789) wird geschaffen. Im Zuge dessen gewinnt das Federal Government (nicht mehr die einz. Staaten) an Souveränität/Stabilität, da die einzelnen Delegierten der jew. Bundesstaaten die das Abkommen ratifizieren durch das Volk legitimiert seien, was den Willen des Volkes zum Ausdruck bringe - „Government by the peole for the people.“ Es wäre an angebracht, so Herr Löcherbach sich zu diesem Thema Protokolle des letzten Semesters anzuschauen! )))))))))))))))))))))))))))))) -6- DL: Herzlichen Dank für diese Frage, bei deren erster Beantwortung im Seminar Sie vielleicht schon gemerkt haben, wie wichtig die begriffliche und geschichtliche Vorklärung ist. Jason hat – wenn ich ihn richtig verstanden habe – sehr radikal geantwortet und ihr erstmal und prima facie fast jeden revolutionären Charakter abgesprochen.(Vermutlich im Vergleich zur französischen oder zur russischen Revolution). Also: 1) Unter der ‚American Revolution’ versteht man in der Forschung den zeitlichen Zusammenhang von a) Unabhängigkeitskrieg (1775/6-1783) und von b) erneuter ‚Constitution-Framing’ (1787/8) 2) ‚Revolution’ heißt vom Wort her erstmal so viel wie ‚Umwälzung der Verhältnisse’ um ca. 180 °. - aber welcher Verhältnisse: der sozialen HerrKnecht-Verhältnisse, der Klassen-Verhältnisse - oder der wirtschaftlichen Verhältnisse von Arm Reich, und wer von beiden die Regularien be stimmt.?????? - oder der kulturellen Verhältnisse im Denken und in der Mentalität von Menschen, in ihrer ‚Bewußtseinsformation’, im ‚Überbau’, unabhängig von der Basis der Wirtschaftgesellschaft etc. ??????? 3) Man kann die amerikanische Revolution mit der französischen oder russischen Revolution vergleichen, um ex negativo erstmal einige Möglichkeiten auszuschließen: Die am. Revolution war keine soziale, keine wirtschaftliche, keine gesellschaftliche, keine kulturelle, aber eine mentale Revolution. In diesen Bereichen blieb fast alles beim Alten. 4) Meine vorläufige Antwort lautet: Die amerikanische Revolution war eine, und zwar eine politische Revolution - und zwar in ihrer ersten, blutigen Phase mit deutlichen Zügen einer anti-kolonialen, anti-imperialen Revolution gegen GB (=Unabhäng.Krieg) - und in ihrer zweiten Phase eine radikale, aber auch konservative Revolution (deshalb nicht um 180°), eine konstitutionelle Veränderung von den rep.demokratischen ‚Articles of Confederation’ (1783) zur federal-demokratischen Constitution von 1787/88 - und fast auch eine Möglichkeiten -7– antizipierende Revolution ‚on behalf of mankind.’ AdT schriebt auf S. 370 seiner DiA sehr schön, daß „that the american people had put itself in a way above itself.” Ich übertreibe nicht allzu sehr: Die Amerikaner sind 1787/88 auch über sich selbst hinausgewachsen (in einer Art konstitutioneller Sternstunde) und haben –über die bloßen Interessen der reichen, weißen, sich aristokratisch dünkenden Minderheit der Framers hinaus – eine Verfassung entwickelt, die ihnen selber oft einige Nummern zu groß geschneidert war, die in unglaublichen Kämpfen aufrecht erhalten werden muße (Lincoln, Civil War), die aber seit über 216 Jahren für die Menschheit (auch für das GG der BR) einen Richtwert darstellte für die Errichtung einer freundlichen und zivilen Weltrepublik(Vergl.Kant,Zum ewigen Frieden, 1795) - Hierfür die ersten, wichtigen Voraussetzungen gelegt zu haben, das soll keine Revolution gewesen sein, wenn man die neuen Möglichkeiten mal mit vorangegangenen Herrschafts- und Knechtschaftshältnissen auf dieser Erde vergleicht?Jason, it’s on you, to jump now, over your own shadow. Come on! - Die amerikanische Revolution war eine antikoloniale und eine konstitutionelle, d.h. für mich im wesentlichen eine politische Revolution, d.h. eine Revolution, die die Strukturen und Regelnn unserer politischen Lebens auf den Kopf, bzw. von ihren Vordenkern her: auf die Füße gestellt hat. – Sie war und ist bis heute eine großartige ‚Revolution der republikanischen Denkungsart.’ - Lieber Jason: Ist das nichts? OK.Sie ist nicht fertig. Aber warum sollte man uns ‚ready-food-Enthusiasten’auch noch eine fertige Revolution vorsetzen? Laufen und sie weiterentwickeln müssen wir sie schon selber. Der Ansatz von 1776 und von 1787 war richtig und war eine Revolution.!!!!Let’s go on! ______________ IV Referat zu ›Deutsche Medien im pol. wiss. Studium‹ Im zweiten sehr informativen Referat des Tages stellen Mario, Jan, Luc-Join und Elena Quellen zur Informationsbeschaffung und Meinungsbildung für Politikwissenschaftler vor. Sie beschäftigen sich mit Printmedien sowie Funk und Fernsehen und stellen eine kleine Vorauswahl des Angebots vor und es wird erwähnt, was lesenswert sei und wie man sinnvoll auswählt. Im Abschnitt Printmedien (referiert von Mario und Jan) fällt das Blickfeld auf 1. Tageszeitungen, 2. Wochenzeitungen und 3. Monatszeitungen. Hier wird nun auf die pol. Orientierung einiger Blätter eingegangen und Empfehlungen gegeben. 1. Tageszeitungen: Süddeutsche Zeitung – Hauptaugenmerk auf Politik, aber hohe Einflussnahme durch Wirtschaft. Neues Deutschland – sozialistisch geprägt, Schwerpunkte: Kultur, Wirtschaft und auflagenstärkste Zeitung in Ostdeutschland. -8- Sport, Die Tageszeitung (TAZ) – entstammt der pol. Initiative der „68er“ in Berlin; finanziert Anzeigenverkauf und Abos. durch Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) – geg. 1949, frei und Unabhängig; orientiert an den GG; Gewichtung: ca. 20 % Politik, 40% Wirtschaft; mit bestem (laut DL) pol. Feulliton-Teil. 2. Wochenzeitungen: Der Spiegel – linksorientiert; verschafft Überblick über Themenbereiche, in denen man nicht so firm ist; Tendenz zu anti-amerik. Haltung. Die Zeit – größte Wochenzeitung, gute Rezensionen Freitag – Die Ost-West-Wochenzeitung – linksorientiert, fachlich spezifisch, einseitig; ca. 50 % der Artikel von externen Autoren. Jungle World – linksgerichtet, kleine Auflage, die Autoren sind zugleich Herausgeber; divergente Meinungen innerhalb der Redaktion. 3. Monatszeitungen: Le Monde diplomatique – deutsche Ausgabe – erscheint als Beilage der ersten Freitagausgabe jedes Monats der TAZ (Redaktionen unabhängig); bezieht Position gegen Neo-Liberalismus; initiierte ATTAC-Gründung; Beiträge von Professoren und Journalisten, die sich vorstellen; incl. Quellennachweisen. Lateinamerika Nachrichten – ehrenamtliche Redaktion, Sitz in Berlin. Im zweiten Teil dieses Referates geht Luc-Join auf Inhalte versch. Rundfunksender, Der Fokus liegt bei lokalen, überregionalen und Unterhaltungssendern. Das Hand-out hierzu ist sehr aufschlussreich, weshalb ich an dieser Stelle nur kurz darauf verweise, dass INFORADIO empfohlen wird, da sehr aktuell und versiert (Expertenmeinungen) berichtet werde, um zum dritten und letzten Teil des Referates zu gelangen. Elena stellt für das pol. wissenschaftlich relevante TV-Sender der öffentlichrechtlichen und privat-wirtschaftlichen Fernsehens, ihre Struktur, Thematische Schwerpunkte und Sendungen im Einzelnen vor: Erwähnt werden als Vertr. des öffrechtl. Fernsehens ARD und ZDF (bestehend aus 6 Hauptredaktionen) sowie die Zugehörigen Politiksender PHOENIX (pol. Meinungsbildung als Grundsatz) und Kultursender ARTE. Als Vertreter des privaten Fernsehens werden N-TV und N24 vorgestellt. Infos zu den einzelnen Programminhalten bzw. Sendungen finden sich im Hand-out. Als für informativ befundene Sendungen oder Programme werden Tagesschau (ARD) und Monitor (ARD) u.a. erwähnt. In Bezug auf gewisse Themenschwerpunkte gäbe es bei ARTE regelmäßige Themenabende, die einem viel an Hintergründen bringen können. Bei den priv. Sendern könne man sich vordergründig sehr schnell, kurz und knapp über aktuelle Meldungen informieren, da sie in sehr kurzen Zeitabständen Nachrichten senden und ein News-Ticker läuft. Als abschließende Ergänzung des Referats und der Sitzung führt DL noch einen Ratschlag an, wie man mit der Flut von Informationen umgehen könne, um für sich das relevanteste herauszuholen. Er verfahre dabei so, dass er versch. Zeitungen anlese, Themen nach Priorität (wichtiger, unwichtiger) ordne und aussortiere um sich Zeit zu sparen und einen „globalen“ Überblick zu verschaffen. Im Verlauf des Abends, werde dann der Rest durchgesehen. ENDE ________________________________________________________________