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PROTneunNIKOLAJ:
Liebe Kommiliton(inn)en !
Leider hat es mit den Protokollen diesmal wieder nicht so recht geklappt. Bis Samstag um
15.00 Uhr lag kein anschlußfahiges Protokoll vor. Jetzt haaben wir Sonntag um 23.00 Uhr
und Nikolaj hat ein sehr flüchtiges Protokoll geschrieben. Nikolaj. Nikolaj. Ich füge es unverändert ein und mache einige Zusatzbemerkungen. Ich baitte um Nachsicht für meine Eile, da
noch das zweite Protokoll von Luc angekommen ist, das vielleaicht der Ergänzung baedarf.
Es folgt also erst mal das Protokoll von NIKOLAJ BLOCKSDORF:
*PS Einführung in die politische Theorie von
Tocqueville
Freie Universität Berlin – Otto-Suhr-Institut
Sommersemester 2003
Dozent: Prof. Dieter Löcherbach
Protokollant: Nikolaj Blocksdorf
20.06.2003
Protokoll der Sitzung am 17.06.2003
I
II
III
I
Vorbesprechung
Referat zu AdT, Dia, Bd. II, 1. Und 2. Teil (S. 430-558)
Referenten: Michael Lattek, Nina Weinz, Jorge Chauta
Nachbesprechung
Vorbesprechung
Es wurde die Frage gestellt, ob AdT eine bestimmte Struktur befolgt, die seine Themen in
DiA aufeinander aufbauen lassen.
Hier wurden die vier Gebiete Geist, Gefühle, Sitten, Politik genannt. In diese Reihenfolge
gebracht kann T. auf vorige Kapitel zurückgreifen um diese als Erklärungshilfe bzw.
Voraussetzung für weiteres heranzuziehen.
Ideen des Geistes sind logisch aufgebaut. In der Aufklärung waren es Rationalisten wie
Descartes, die dies vertraten.
Dagegen beziehen sich die Sensualisten (Bacon) auf die Gefühle der Menschen, die sie aus
dem „Bauch“ heraus finden. Diese bilden mit dem logischen Geist eine Synthese - die Sitten.
(s.a. PROTeinsBENJAMIN)
Auch nach Montesquieu hat die Sittlichkeit ihre Quellen im Volk und beschreibt die Art und
Weise wie Menschen sich gegenüber sich, der Welt und untereinander verhalten (Les
Coeurs).
Im letzten Teil von DiA läßt T. diese drei Stränge (Geist, Gefühle, Sitten) zusammenkommen
und beschreibt ihre Anteile an der Amerikanischen Gesellschaft.
II
Referat
-2Teil 1
Michael beschäftigt sich im ersten Teil des Referates mit den „Influences of Democracy on
the Intellectual Movements in the United States“.
Glaubensgrundsätze in Demokratien
„The state of society and the Constitution in America are democratic,
but there has been no democratic revolution. They were pretty well as
they now are when they first arrived in the land.“ (S. 432)
Dies unterscheidet die USA von F vor allem dadurch das in F eine philosophische Idee die
Grundlage bot das bestehende System zu stürzen.
In den USA dagegen kamen die Menschen als Gleiche an und philosophische
Handlungsmotive scheinen in den Hintergrund zu treten. Es besteht dennoch eine
amerikanische philosophische Methode der individuellen Rationalität.
Diese stützt sich stark auf Religion die schon seit der Gründung der englischen Kolonien eine
entscheidende Rolle spielt. Die Religion bildet so das Fundament des Wertesystems der
Neuen Welt.
Da der gemeinsame Glaube die Grundeinstellung des Systems bildet, entstehen „Dogmatic
Beliefs“, da den Menschen klar ist, dass sie nicht alles selbst erforschen können. Sie begeben
sich in den „Salutary Bondage“ (S. 434) andere Meinungen zu übernehmen, womit „general
ideas“ entstehen.
Diese general ideas bilden so ein Gerüst auf dem die Individuen ihr gesellschaftliches Leben
basieren können. Einzelne Themenbereiche können dann individuell von Menschen
untersucht werden. So besteht neben der natürlichen Tendenz zur Generalisierung trotzdem
das rationale Individuum.
Rolle der Religion
Wie bereits angesprochen sieht AdT gerade religiöse Dogmen als elementares Standbein für
die Stabilität eines Gemeinwesens. Den auf Religion sind die Verhaltensweisen der Menschen
gegenüber Anderen und der Natur zurückzuführen. Zweifel an dieser Ordnung würden zur
Anarchie führen, da die Auseinandersetzung mit den Ansprüchen der religiösen Regeln den
Menschen die Kraft gibt Probleme zu bewältigen. Zweifel kann Religion in einer Gesellschaft
nur ausräumen, wenn diese Vorstellungen von allen bedingungslos geteilt werden.
So erzeugt die Autorität des Glaubens Sicherheit, lässt die Menschen an sich selbst Glauben
und beugt eine Unterwerfung vor autoritären Herrschern vor. Die Schwächen von religiösen
und demokratischen Gesellschaften werden so ausgeglichen.
„The main business of religions is to purify, control, and restrain that
excessive and exclusive taste for well-being which men aquire in
times of equality. ... They will never suceed in preventing men from
loving wealth, but they may be able to induce them to use only honest
means to enrich semselves.“
Religion stärkt also auf der einen Seite das Individuum, begrenzt aber auch seinen Egoismus.
Wissenschaft und Kunst
-3Das Demokratien an sich keine Begabungen zu Wissenschaft und Kunst haben verneint AdT.
Dennoch bestehen viele Faktoren, die zu einer Veränderung der Einstellung der neuen
Amerikaner gegenüber Wissenschaft und Kunst geführt haben.
Neben dem hinderlichen Einfluß des Puritanismus betont T. die unerschöpflichen Ressourcen des
neuen Kontinents, die dazu führen, dass das Befriedigen materieller Begehrlichkeiten zum
intellektuellem Hauptanliegen der Menschen wird. Das alle, egal ob reich oder arm die gleichen
Rechte und Möglichkeiten haben ihren sozialen Status zu erhöhen verstärkt das Streben nach
Materiellem noch.
Dies führt auch dazu, dass generelle Wahrheiten, die sich in der Praxis als lohnend erweisen von der
Gesellschaft anerkannt werden. Durch diese praktische Orientierung tritt der „men of action“ (S. 460)
hervor, der sich aus pragmatischen Gründen an eben diese generellen Wahrheiten hält. Das diese
Prinzipien nicht immer richtig sein müssen bemerkt T., jedoch sei es lohnender erfolgreich zu
Handeln, als die Zeit mit der Suche nach Wahrheiten verstreichen zu lassen.
Während in Aristokratien die Wissenschaft vor allem den Geist der Elite erfreuen soll, die wirtschaftlich
befriedigt ist, wird die Wissenschaft in Demokratien als Werkzeug für die Mehrheit der Gesellschaft
benutzt um deren wirtschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen.
Die Begabung für Wissenschaft und Kunst ist also nicht verloren gegangen, sondern passt sich an die
wirtschaftlichen Erwartungen der Gesellschaft an.
Teil 2
Im zweiten Teil des Referates beschäftigt Nina sich mit dem Einfluss der Demokratie auf das
Gefühlsleben der Amerikaner.
Das die Amerikaner den Wert der Gleichheit über den Wert von Freiheit stellen ist
Problematisch, da über die das Streben nach Gleichheit schnell die Freiheit aus den Augen
verloren werden kann.
„They want equality in freedom, and if they cannot have that, they still
want equality in slavery.“(S. 506)
Individualismus
Durch die Demokratie wird der Individualismus erst möglich. Die Menschen beschäftigen
sich nicht mehr mit einzelnen Anderen, sondern um eigene Interessen. Dies liegt auch daran,
dass der Einzelne kaum Einfluß auf den Anderen hat. So ist er aber auch niemanden etwas
schuldig und erwartet aber auch nichts.
Da sich aber alle im Rahmen der Demokratie bewegen führt diese „Doctrin of self interest
well understood“ zu einer allgemeinen Stärkung der Gesellschaft. (s. auch Nachbesprechung)
Literatur und Dichtung
Die Literatur strebt nicht mehr danach alleine des Geist zu erfreuen, sondern passt sich wie
die Wissenschaft an die Bedürfnisse des Publikums an. Die Literatur beschränkt sich auf das
Wesentliche um die sich sonst um das befriedigen ihrer materiellen Wünsche kümmernden
Menschen zu informieren und zu Gefallen. Es wird für eine breitere, seichtere Masse
geschrieben, was auch zu einer Kommerzialisierung der Literatur führt.
-4Während in Aristokratien die Verehrung der Herrscher das Hauptthema der Dichter darstellte,
treten nun erst Natur und dann der Mensch als höchste Schöpfung in den Mittelpunkt. In der
Tiefe der Seele des Menschen wird das Individuum wieder entdeckt.
Geschichtsschreibung
In Aristokratien bezog sich die Geschichtsschreibung besonders auf die Taten der Mächtigen,
in Demokratien gilt es mehr die Ereignisse zu betrachten. Diese lassen sich auch besser
aufeinander beziehen und in einen grösseren Kontext bringen.
„The historian of democratic epochs, seeing the actors less and and
the events more, can easily string facts together in a methodical
order.“ (S. 495)
T. betont dennoch die Einfluss einzelner Menschen auf Handlungen der Staaten.
Teil 3
Jorge referiert über die Kapitel fünf bis zwanzig des zweiten Teils und bietet jeweils kurze
Zusammenfassungen an.
Einige Schwerpunkt werde ich hier versuchen aufzuzählen.
Da Einzelne in Demokratien schwach sind müssen sie sich in Assoziationen
zusammenschließen. So werden zum einen general ideas weiter verbreitet zum anderen
stabilisieren sie auch das System, da Vereinigungen auch zum Teil der bestehenden
Gesellschaft werden.
Um die Gleichheit zu gewährleisten muß Bildung (besonders die politische) für alle frei
zugänglich sein.
Die Religion wird noch einmal als Quelle für Moral und als Stütze für Menschen in schweren
Zeiten hervorgehoben, sowie ihre Kraft die Menschen zu gutem tun zu animieren.
Würde die Religion verloren gehen, würden andere physische Genüsse (z.B. Drogen) an ihre
Stelle treten.
Besonders wichtig sind auch die Ziele, die sich Menschen stecken. Die Religion gibt zwar die
Kraft auf das Erreichen der Ziele hinzuarbeiten aber die Ziele müssen auch erreichbar sein.
Den alles was die Menschen aus ihrer eigenen Kraft schaffen gibt ihnen den Glauben auch
weiteres erfolgreich zu Vollenden. Um den Wert des Erreichens neuer Ziele schätzen zu
können, dürfen diese zum einen nicht zu leicht erreicht sein und müssen sich auch mit
gestiegener Lebensqualität auszahlen.
Kann der „pursuit of happyness“ nicht erfüllt werden, kann dies auch zu einer Abwendung der
Menschen von der gesellschaftlichen Ordnung führen.
Obwohl die Industrialisierung den ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit gibt ihr
Leben zu unterhalten, stellt sie auf dauer auch eine Gefahr dar.
Die erfolgreichen Industriellen werden immer mehr zu einer aristokratischen Klasse, während
die Arbeiter immer abhängiger werden.
-5Zudem können wirtschaftliche Krisen schnell einen Großteil der Bevölkerung erreichen.
III Nachbesprechung
Einfluß von Demokratie auf den Geist.
Wenn Demokratie auch auf den einzelnen Geist isolierend und schwächend wirken mag, so
stärkt sie doch den Gemeinschaftsgeist.
Anders als Descartes, der durch das Zweifeln an sich selbst ein festes Fundament findet,
finden die Amerikaner ihre „common opinion“ vor allem in der Religion. Wie oben schon
beschrieben bildet sie das elementare Regelwerk auf dem nach AdT die ganze amerikanische
Gesellschaft basiert.
Utility of Religion and self interest
AdT sieht die Vorteile des Protestantismus gegenüber der anderen Buchreligionen vor allem
in der Idee der Belohnung der Christen im Jenseits für ein erfolgreiches Leben im Diesseits.
Dies weckt eine starke persönliche Initiative in den Menschen materielles zu Schaffen und zu
mehren. Wirtschaftlicher Erfolg wird anders als zum Beispiel im Islam als positives Zeichen
gesehen, welches das Handeln eines Menschen als gut bestätigt.
Die Religion bildet aber auch die moralische Basis für die Demokratie, da sie sonst nichts
aufrecht hält. Daran zu zweifeln würde das ganze System kippen. Die Synthese aus Religion
und Demokratie formt die so erfolgreiche Gesellschaft und bestätigt sich so immer wieder
selbst.
Der Protestantismus fördert die Konkurrenz, schafft aber auch Unruhe und Angst der
Einzelnen.
Doch auch diese auf den ersten Blick negativ erscheinende Folge hat zu dem Erfolg der
amerikanischen Staaten durch eine Pragmatisierung des Lebens beigetragen. Denn der
aufkommende Individualismus mit der „Doctrin of self interest well understood“ führt zu Bildung von
Assoziationen als Schutzmechanismus. Man muß sich mit anderen zusammenschließen um seine
Ziele zu Erreichen.
T. beschreibt dies als den Funktionalismus der Religion.
Problematisch wird dies für Gläubige, wenn andere Nützlichkeitskalkulationen entwickeln um
politische Zwecke erreichen zu können. Da Gläubige aber nur ihren eigenen Frieden vor Gott
finden wollen wehren sie sich gegen jede Form des Religionsfunktionalismus
DL: Ich versuche noch einmal, die Kapitel 1 und 2 des Band II in die GesamtStruktur des Werkes DiA einzuordnen.
Nachdem es in Band I um die zur Demokratie hinführenden gesamtgeschichtlichen Enwicklungen gegangen war, sollen jetzt in Bd II die von der
historisch erreichten Demokratie auf die vaerschiedenen Gebiete der
Gesellschaft und der Politik zurückwirkenden Prozesse, also der Einfluß von
Demokratie im weitesten Sinne aufgezeigt werden.
In 4 Kapiteln behandelt AdT - den Einfluß der Demokratie auf dean Geist;
- den Einfluß der Demokratie aufs Gefühlsleben;
- den Einfluß der Demokratie auf die Sitten; und
- den Einfluß der Demokratie auf die politische
Gesellschaft.
Warum diese 4 Gebiete und warum in dieser Reihenfolge ?
-6–
- Da die Demokratie zuvorderst auch aus Aufklärung, Rationalismus (=Geist)
entstanden war (Descartes ff.) , wird jetzt zuerst nach ihrer Rückwirkung
auf den Geist gefragt.
-Da die Demokratie sodann aus dem Empirismus und Sensualismus (Bacon ff.)
entstanden ist, wird jetzt nach ihrer Rückwirkung auf das Gefühlsleben gefragt.
- Da die Demokratie zudem auch aus der je noch vorhandenen Sittlichkeit entstanden (Montesquieu ff.) war, wird jetzt auch nach ihrer Rückwirkung auf
die Sittlichkeit gefragt.
- Da die Demokratie schließlich auch aus politischen Kämpfen (AmRev,Constitution, FedPaps ff.) enstanden ist, wird jetzt auch – in Zusammenfassung
aller 4 Bereiche – nach ihrer Rückwirkung auf die politische Gesellschaft
gefragt.
Kommen wir zu Bd. II, 1.Kap.: Einfluß der Demokratie auf den Geist:
Bei ‚Geist’ ist zuerst die Philosophie gemeint. Im 1. Kapitel fallen deshalb
auch sehr schnell die Namen Descartes, Bacon u.a. Ersterer sei zwar von seiner
Art des Philosophierens her: sehr amerikanisch (‚projekthaft und konstruktivistisch nach vorne hin denken), werde aber nicht sehr geschätzt wegen seiner
Zweifelshaltung (‚Dubito ergo sum’) Bacon hingegen mit seinem unreflexiven
und auf Naturbeherrschung ausgerichteten Denken läge den Amerikanern
viel mehr. M.a.W.: Eine Zweifelshaltung konnte man in Amerika in der Aufbauphase schlecht gebrauchen. Da lag der bei Bacon angelegt Nützlichkeitsgedanke (‚Natur erkennen, um sie zu beherrschen und für sich auszunutzen’)
den Amerikanern schon viel näher in ihrem Aufbruch in die Natur des nordamerikanischen Kontinents. -- In dieses Ausgangsszenario paßte dann auch
viel besser: „eine Religion ohne Diskussion“ (S. 406)
In den USA wird also nach AdT die Gesellschaft von der Religion gemacht
und grundgelegt und nicht so sehr von der Philosophie (wie in Europa).
Der Grund hierfür liegt darin, daß die in Amerika vorherrschnde christliche
Religion mit dem Bacon-Ansatz in der Grundhaltung übereinstimmt (‚Macht
Euch die Erde untertan, seid fruchtbar und vermehret Euch’) Bacons Ansatz
der Naturbeherrschung und diese alttestamentarische Formel der Erdbemächtigung wirken in Amerika wie direkte Handlungsanweisungen und deren
apriorische Rechtfertigung von höchster Instanz.
Aus der Abwägung ‚Phil/Rel’gelangt dann AdT zu der berühmten Aussage
auf S. 406: „The Americans have a democratic social state and constitution;
but they did not have a democratic revolution….There are no
revolutions, that do not disrupt ancient beliefs, weaken authority
and obscure common ideas…..”
Die USA seien in einer geschichtlichen Lage, die Resultate der Revolution zu
genießen (social state), aber den hierhin führenden zerstörerischen Prozessen
entgangen zu sein. Während andere europäische Gesellsschaften ihren Halt
auch aus ihren langen Vorgeschichten bezögen, böte sich den Amerikanern
(DL: quasi als funktionales Äquivalent) eine Institution an, die unbeschadet
durch die Revolution gekommen sei: die Religion. Da Aufklärung und Revolution in Amearika vor allem die Religion verschont hatten, konnte sich diese
- im Unterschied zu Europa – als „common opinion“ (S. 409) bewahren; und
konnte aufgrund der equality auch die Mehrheit ihr Prophet werden.
-7–
Im 5. Kapitel des 1. Teil von Bd II kommt AdT ausdrücklich auf die
„utility of religion“ (S. 419) zurück. Hier wird quasi das von Bacon herkommende Denken in Nützlichkeitskategorien auf diese historisch verschont
gebliebene Institution der Religion angewandt. Religion hat nämlich – ohne
jemandem weh zu tun – auch die Funktion der abstrakten Herstellung von
Gemeinschaftlichkeit. Absolute Heterogenität der Ein- und West-Wanderer
ist irgendwann gar nicht mehr austzuhalten, verlangt quasi nach einem
Element der Gleich- und Gemeinmachung. Auch land- und gewinn-süchtige
individualistische Einzelkämpfer brauchen mal Hilfe und Gemeinsamkeit.
Da kam das alte Band der Religion garade recht. --- Aber es ging ja nicht nur
um ein Band an sich. Gerade dieses Band, nämlich die protestantische Religion
erwies noch eine weitere Nutzlichkeit und Vorteilhaftigkeit gegenüber anderen Religionen:Im Unterschied zur Kommando-Religion des Korans
ließen die neutestamentarischen Evangelien den Mensachen mehr Freiheit
zur eigenen Entfaltung. AdT preist hier ausdrücklich den Protestantismus (zu
dem ja die Puritaner gehören) wegen seiner Ermunterung zum Reichtumsstreben und dessen Erfolgshaftigkeit als Zeichen von Gottgefälligkeit.
Ich breche hier ab. Lesen Sie bitte selber noch mal weiter, was AdT zum
Katholizismus etc. sagt.
Bis hierher kann man vielleicht den Einfluß der Demokratie auf den Geist
so zusammenfassen:
- als deutliche Hervorhebung des Nützlichkeitsdenkens, das sich auch
auch auf die Religion als Ermöglichung zur Herstellung abstrakter
Gemeinsamkeit unter extrem individualistisch und egoistisch gesonnenen Menschen; und
- als Bevorzugung von Religion gegenüber Philosophie aufgrund ihrer
Einfachheit und Rechtfertigungspotentiale von ziemlich hemmungslosem Streben nach Erfolg, Eigentum auch aufkosten anderer und
unter Außerachtlassung fast aller Gesichtspunkte von Gerechtigkeit.
In den weiteren Aabschnitten des 1. Teils verfährt AdT wieder stärker
komparativ und soziologisch. Die relativ geringe Achtung der Amerikaner für
Künste und Literatur......führt er – und dies steht durchaus auch im Einklag
mit dem Nützlichkeitsdenken – immer wieder darauf zurück, daß die
Amerikaner wenig Zeit und Muße zu solchen Dingen hätten, um die sich
in Europa nicht zufällig häufig Adlige (die per se Zeit und Muße haben)
gekümmert hätten.
....... Bitte selber lesen !!!!
Einen Zusammenhang hat AdT allerdings – obwohl es doch nahegelegen hätte –
nicht bemerkt: Diesen mußten die Amerikaner viele Jahre später erst selbst
erkennen, daß nämlich bei so viel ‚protestantischem Overdrive’ die Absicht
des ‘pursuit of happiness’ (Decl of Indep) oft zu kurz kommt.
Im Jhre 1925 hat ein sehr bedeutender amerikanischaer Literaturkritiker
H.L. Mencken (vergl. ders., Gesammelte Vorurteile, Fft.a.M. 2000) die Bedeutung des Protestantismus sehr kritisch zusammengefaßt:
„Protestantism is the haunting fear that anybody could be happy.”
Dies nur zur Anregung Ihrer/unserer weiteren kritischen Diskussion.
-8DL: Ich habe kaum noch Zeit, auf den 2. Teil einzugehen Es ist
jetzt Sonntag abend. Gestern morgen hatte ich mir freigehalten, aber die
Protokolle kamen nicht, an die ich hätte anknüpfen können. Ich kann – selbst
wenn ich wollte – Ihr Studium nicht ernster nehmen als Sie es selber tun
Bitte beachten Sie nur zwei Zitat-Stellen:
1) S. 485 – letzter Satz von Chapter 3:
„The great advantage of the Americans ist to have arrived at democracy
without having to suffer democratic revolutions, and to be born equal
instead of becoming so.”
2) S. 518: ( im Chapter 15)
“Americans show by their practice that they feel every necessity of
making democracy more moral by means of religion. What they think
in this regard about themselves ist a truth with which every democratic
nation ought to be instilled.”
Frage an die Demkratie-Theorie wäre, ob und warum denn eine Demokratie,
auch die amerikanische oder auch gerade sie: eine moralisch-sittliche Basis
braucht. Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen ‚sittlich’ und
‚moralisch’, zwischen Ethik und Moral. Ich bitte die Demokratie-AG, insbesondere Mayo, hier seine berechtigten Fragen in unsere nächste Diskussion einzubringen.
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