1. Peyote 1.1. Um Mißverständnisse zu vermeiden........ Am Anfang dieses Kapitels über Peyote soll darauf hingewiesen werden, daß mit dem Namen „Peyote“ viele Pflanzen bezeichnet worden sind und bezeichnet werden und, daß man auch der Pflanze Peyote viele Namen gegeben hat, so daß Mißverständnisse entstanden sind. Mit „Peyote“ ist heutzutage und richtigerweise der Kaktus Lophophora williamsii gemeint. 1 Als die Pflanze 1560 erstmalig von Bernardino de Sahagún beschrieben worden ist, hat er sie „Peiotl“ genannt. Die heute am meisten gebrauchten Namen „Peyote“ bzw. „Peyotl“ kann man als Modifikationen dieses alten Wortes bezeichnen. „Peyote“ soll vom Nahuatlwort „Peyutl“ abstammen und das bedeutet „Seidenkokon“. Das spielt wohl auf die zahlreichen weißen Härchen der Peyotepflanze an. Im getrockneten Zustand sieht die Pflanze so aus, als wäre sie in einen Kokon eingesponnen worden. Für diese These spricht wohl, daß auch andere haarige Pflanzen, es mußten nicht einmal Kakteen sein, mit dem Namen „Peyote“ bezeichnet worden sind.2 Andere häufige Namen: cactus pudding, devil´s root, diabolic root, dry whiskey, dumpling cactus, Indian dope, white mule. Viele Indianerstämme, die Peyote verwenden, haben ein Wort für diese Pflanze in ihrer eigenen Sprache, wobei von ihnen aber auch das Wort „Peyote“ benutzt wird: wokowi (Comanchen), huatari (Cora), hicouri (Huichol), seni (Kiowa), azee (Navaho), híkuli (Tarahumara), hunka (Winnebago).3 Vor allem der Name „Meskal“ wird fälschlicherweise immer wieder mit Peyote in Verbindung gebracht. Meskal ist aber der Name einer Agavenart (Agave angustifolia), ein Nahrungsmittel, das aus dieser Pflanze hergestellt wird und der Name für ein alkoholisches Getränk, das auch aus eben dieser Pflanze gebraut wird (der gegorene Agavensaft wird auch „Pulque“ genannt, der destillierte ist unter dem Namen „Meskal“ berühmt geworden). 4 Der Name „Meskal“ wurde vor allem von Missionaren und den Beamten des Bureau of Indian Affairs verwendet, wahrscheinlich ist das auf ein Mißverständnis zurückzuführen, es kann aber auch sein, daß das BIA mit diesem falschen Namen versucht hat, die Mitglieder des Kongress der USA zu „verwirren“, um sie glauben zu machen, daß Peyote ein Rauschmittel 1 Vgl. Slotkin,1955,201. Vgl. Anderson,1996a,160. 3 Vgl. Anderson,1996a,161, 4 Vgl. Slotkin,1955,201. 2 wie Alkohol ist. Damit wollte man wohl erreichen, daß Peyote unter das Prohibitionsgesetz fällt.5 Peyote wurde auch immer wieder mit dem Namen „Meskalbohne“6 (engl.: mescal bean) bezeichnet. Aber „Meskalbohne“ ist der nichtbotanische Name für die psychoaktive Pflanze Sophora secundiflora. Das anregende und Halluzinationen hervorrufende Wesen dieser Bohne und die Tatsache, daß beide Pflanzen im selben Gebiet wachsen 7, hat wahrscheinlich dazu geführt, daß man den Peyotekaktus mit dieser Pflanze verwechselt hat. So wurden lange Zeit auch die getrockneten Peyotescheiben (engl. peyote buttons), die im NAC-Ritual verwendet werden, „mescal buttons“ genannt.8 Peyote hat man oft auch als „heiligen Pilz“ (engl. sacred mushroom) bezeichnet. Wahrscheinlich deshalb, weil die getrockneten Peyotebuttons wie getrocknete Pilze aussehen. Außerdem können bestimmte Pilze ähnliche Halluzinationen hervorrufen wie der Kaktus. Der Irrtum geht auf die Spanier zurück, sie glaubten, daß die aztekische Ritualpflanze Teonanacatl (das ist ein Pilz) Peyote ist.9 Eine andere Pflanze, die gelegentlich mit Peyote verwechselt wird und wurde, ist Ololiuhqui (Rivea (auch: Turbina) corymbosa). Diese Substanz war bei den Indianern, die in der Sierra Madre Occidental lebten sehr beliebt. Ololiuhuqui wurde von ihnen als Aphrodisiakum, Heilmittel gegen Syphilis, schmerzstillendes Mittel, als Stimulans usw. verwendet. Neuere Studien haben ergeben, daß diese Pflanze mehrere potente Alkaloide enthält, die man auch im Mutterkorn finden kann und somit dem LSD recht nahe stehen. Die Wirkung ist dem Peyote recht ähnlich: zuerst stimuliert Ololiuhuqui, später können Farbhalluzinationen auftreten.10 1.2. Vorkommen, Aussehen und Botanik von Peyote11 Peyote gehört zur Kakteengattung „Lophophora“, von der es zwei Arten gibt: „Lophophora williamsii“ und „Lophophora diffusa“. L. williamsii ist die am weitesten verbreitete der beiden Arten. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von West- und Südtexas in den mexikanischen Bundesstaat San Luis Potosi. Die Peyotepflanzen, die im NAC Ritual 5 Vgl. Anderson,1996a,163. Zur Meskalbohne später noch genaueres. 7 Vgl. Stewart,1987,5. Nach Stewart sind beide Pflanzen nur von US-Amerikanern verwechselt worden, nie von den Spaniern bzw. Mexikanern und schon gar nicht von den Indianern. In Mexiko steht der Name „Meskal“, wie schon gesagt, für eine bestimmte Agavenart bzw. für deren alkoholische Produkte und der Name „Frijolillo“ für die Meskalbohne. Ebenda, 5f. 8 Vgl. Anderson,1996a,163. 9 Vgl. Anderson,1996a,164. 10 Vgl. Anderson,1996a,164. 6 verwendet werden, stammen aus Texas und zwar aus einem Gebiet, das sich von Oilton südwärts in Richtung Rio Grande City erstreckt.12 L. diffusa findet man nur in einem isolierten Gebiet in der Chihuahua Wüste im Bundesstaat Queretaro. Die Indianer, sowohl die mexikanischen Peyotisten als auch die Mitglieder der NAC, benutzten nur L. williamsii in ihren Ritualen und das wohl wegen der chemischen Zusammensetzung dieses Kaktus. 13 Er enthält ca. 55 Alkaloide14, wobei das Alkaloid Meskalin wohl das bekannteste ist. Daneben sind z.B. noch Pellotin, Dopamin, Epimin, Hordenin enthalten. Aber nur Peyote hat eine deutlich psychoaktive Wirkung.15 Der Kaktus ist fleischig und stachellos, tritt meistens einköpfig auf, es lassen sich aber auch mehrköpfige Exemplare finden, und kann bis zu 20 Zentimeter groß werden (Durchmesser), wobei die Wurzel ca. 8 bis 11 Zentimeter lang ist. Peyote ist mehrfach gerippt, auf den Rippen stehen die Büschel der feinen weißen Haare, diese Rippen bilden verschiedene Muster. Die Blüten (die Blütezeit liegt zwischen März und September) dieser Pflanze sind hellrosa und wachsen aus dem Zentrum des Kaktuskopfes heraus. Die Frucht ist eine keulenförmige, rosafarbene Beere und enthält die 1 bis 1,5 Millimeter großen Samen.16 Für gewöhnlich wächst Peyote unter dem sogenannten Mesquitebaum (Prosopis juliflora)17, ist aber auch unter dem Creosotebusch (Larrea tridentata) und unter einer bestimmten Agave (Agave lechuguilla) zu finden. Es kommt jedoch auch vor, daß man die Pflanze ohne Schattenspender antrifft. Peyote wurde auch schon an Orten gefunden, die sich in der Regenzeit für gewöhnlich in Wasserlöcher verwandeln. Der Kaktus ist auch in Felsspalten in den sehr steilen westtexanischen Kalksteinfelsen zu finden.18 1.3. Wirkung von Peyote Es gilt hier zu beachten, daß keine Drogenerfahrung nur das Resultat eines chemischen Vorgangs im Körper eines Menschen ist. Die Effekte, die Peyote und/oder Meskalin hervorrufen, können durch folgende Faktoren beeinflußt werden:19 11 Für Botanik, Pharmakologie usw. möchte ich, da ich in dieser Arbeit nicht genauer darauf eingehen kann, Anderson,1996a,120-128,133-149,153-180, empfehlen. 12 Vgl. Swan,1999, 8. 13 Vgl. Anderson,1996b, 106. 14 Alkaloide sind stickstoffhaltige organische Verbindungen hauptsächlich pflanzlicher Herkunft. Die Funktion pflanzlicher Alkaloide ist unklar, heute wird die Meinung vertreten, daß sie die Pflanze vor Schädlingen schützen. 15 Vgl. Rätsch,1998,334. 16 Vgl.Rätsch,1998,328. 17 Vgl. Rätsch,1998,328. 18 Vgl. Anderson,1996a,175f. 19 Vgl. Anderson,1996a,81. Von der Dosis: d.h. in welcher Form und wieviel Peyote oder Meskalin eingenommen wird. Von der Persönlichkeit und dem gegenwärtigen Gemütszustand der betreffenden Person. Von der Umgebung (Wo befindet sich die Person? z.B. wie ist der Raum ausgestattet). So können z.B. der Roadman (Ritualleiter) in einem NAC-Ritual und auch die Ritualgesänge (diese werden von Trommelschlägen begleitet) die Sinneserfahrungen der Teilnehmer „lenken“. Ein Raum in einem Spital führt zu anderen Reaktionen als ein dunkler Raum, in dem rythmische Musik ertönt und ein Feuer flackert . Von der Vorbereitung auf die Drogeneinnahme und den Erfahrungen, die eine Person bereits mit Peyote gemacht hat. Ein weiteres Problem bei der Analyse von Peyoteerfahrungen ist, daß es einen Unterschied ausmacht, ob die Pflanze Peyote als ganze oder nur deren Alkaloid Meskalin eingenommen wird. Es gibt nur sehr wenig gute Berichte über Erfahrungen mit Peyote, und zwar deshalb, weil die Mitglieder der NAC nicht gerne über ihre Peyoteerlebnisse sprechen. Deshalb muß man gezwungener Weise auf jene Beschreibungen zurückgreifen, die sich mit der Einnahme von Meskalin beschäftigen. Sowohl Peyote als auch Meskalin verursachen sehr farbenfrohe Visionen und andere Sinneseffekte, aber die Wirkung der ganzen Pflanze scheint viel komplexer und unberechenbarer zu sein.20 Exkurs: Meskalin21 Meskalin wurde erstmals 1886 aus den getrockneten oberirdischen Teilen von L. williamsii (damals nannte man diese Peyoteteile auch „mescal buttons“, deshalb der Name Meskalin) isoliert. Meskalin gilt als die am besten erforschte psychoaktive pflanzliche Substanz. So erschienen allein im Zeitraum von 1886-1950 über hundert deutschsprachige Forschungsarbeiten.22 Meskalin war auch die erste psychoaktive Substanz, die in der Psychiatrie getestet und verwendet wurde. Damals interpretierte man die Wirkung von Meskalin auf eine gesunde Versuchsperson als künstlich herbeigeführte Psychose, d.h. es kam die Idee der Modellpsychose auf. Erst in den letzten Jahren kommt man von der Idee der Modellpsychose ab und erkennt, daß psychedelische Zustände und Psychosen keine gemeinsamen Ursachen haben.23 20 Vgl. Anderson,1996a,81. In diesem Exkurs soll kurz auf das Alkaloid Meskalin eingegangen werde. Ich konzentriere mich aber hauptsächlich auf die Forschungsgeschichte. Auf die Wirkung wird ohnehin später eingegangen. 22 Vgl. Rätsch,1998,849. 23 Vgl. Rätsch,1998,849. 21 Auch die Künstler haben sich für Meskalin interessiert. So hat z.B. Aldous Huxley (18941963) die Wirkung des Meskalin in seinen Essays „Die Pforten der Wahrnehmung“ und „Himmel und Hölle“ beschrieben. Auch der französische Dichter und Künstler Henri Michaux (1899-1984) hat sich in den sechziger Jahren mit Meskalin beschäftigt. Er hat es eingenommen um die Auswirkungen auf seine Kreativität zu spüren. Michaux hat es als „unseliges Wunder“ erfahren und hat seine Erlebnisse innerer Zerrissenheit als Zeichnungen auf Papier gebannt.24 (Exkursende) 1.3.1. Die Phasen einer Peyoteintoxikation Die Peyoteerfahrung kann in zwei Stufen unterteilt werden. Zuerst dominieren körperliche Symptome, danach psychische. Mit anderen Worten: „ (...) the „hangover precedes the ebriety““25 1.3.1.1. Phase 1 Obwohl diese Stufe sehr stark von vielen der Peyotealkaloide beeinflußt wird, scheint hier doch das Meskalin das wichtigste Alkaloid zu sein. Ungefähr eine Stunde nach der oralen Einnahme beginnt die Pflanze ihre Wirkung mit folgenden Symptomen26 zu entfalten: Übelkeit, Erbrechen27, Schwindel, Schwitzen, Herzklopfen, Kopfschmerzen und auch vermehrter Speichelfluß28. Zusätzlich kann noch folgendes auftreten: Brust– und Nackenschmerzen, Hitze- und Kältegefühle, Atemnot, Hungergefühle, Magenkrämpfe, Pupillenerweiterung und allgemeines Unwohlsein.29 In dieser Phase kann es auch vorkommen, daß man von Angstzuständen heimgesucht wird, man glaubt sterben zu müssen. „I had a series of attacks or paroxysms, which I can only describe by saying that i felt as though I were dying. It was impossible to move, and it seemed almost impossible to breathe.“30 Gelegentlich drückt sich diese Angst in sehr heftigen Bewegungen und sogar in 24 Vgl. Rätsch,1998,849. Während Huxley und andere den euphorischen und offenbarenden Aspekt einer Meskalin“intoxikation“ beschrieben haben, hat Michaux auch die Schrecken eines „bad trip“ betont. Vgl. dazu LaBarre,1989,288. 25 Vgl. Anderson, 1996a,83. 26 D.h. jetzt aber nicht , daß alle diese Symptome auftreten, sie können müssen aber nicht. 27 Das Erbrechen sieht man in der NAC aber positiv: „ Vomiting of peyote is a punishment for one´s sins, but it cleanses the body of its impurities in the process and purifies the blood.“ 28 Vgl. LaBarre,1989,20. LaBarre schreibt, daß in den Peyotemeetings an denen er teilgenommen hat ein ständiges Spuckgeräusch zu hören war und, daß für diesen Fall jeder Teilnehmer einen eigenen blechernen Spucknapf gehabt hat. Vgl. Ebenda. 29 Vgl. Anderson,1996a,83. 30 Anderson,1996a,103. Diese Angstzustände können sich auch in Phase 2 fortsetzen, dann sprich man von einem „bad trip“. Gewalt aus. Phase 1 dauert ca. drei bis vier Stunden und kann als jene der Depression, der Angst und des physischen Unwohlseins beschrieben werden.31 1.3.1.2. Phase 2 Normalerweise folgt die zweite Phase sehr schnell der erste. Für diese Stufe ist Euphorie und Begeisterung charakteristisch. Diese psychische oder geistige Phase kann sowohl sehr schöne und verträumte Gefühle als auch angenehme Wachträume hervorrufen. Es kann auch zu einer Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten kommen. Ist diese Phase eingetreten, kann die Person die Peyote oder Meskalin eingenommen hat, das paradoxe Gefühl haben, im selben Moment sowohl depressiv als auch in Hochstimmung zu sein.32 Nach Anderson kann Phase 2 in zwei Stufen unterteilt werden: Stufe 1: Das ist nach Anderson die Stufe der einleitenden Hochstimmung. Stufe 2: Diese Stufe ist gekennzeichnet durch sehr tiefe psychische Erfahrungen wie: Visionen, Verzerrung der Sinneswahrnehmungen und Kontemplation. Die körperlichen Phänomene dieser Phase sind: Muskelzucken, gelegentliches Zittern, gelegentliche Schmerzunempfindlichkeit und stark erweiterte Pupillen.33 1.3.2. Mögliche Erlebnisse unter Peyote bzw. Meskalin34 Das Gefühl einer Doppelexistenz Dieses Gefühl gehört wohl zu den stärksten Effekten die durch Peyote und Meskalin hervorgerufen werden. Man hat den Eindruck, daß man die Körpereinheit verloren und eine doppelte Persönlichkeit hat.35 Folgendes Zitat soll das illustrieren: „ I looked down at my tweet jacket (...), then farther down at my crossed legs. Black pants, black socks, black shoes. The only trouble was, the legs weren´t mine. They looked alien and somehow sinister. I knew they were attached to my body and i knew i could move them, but they weren´t my legs. They weren´t me. Or better yet, i wasn´t them“36 31 Verzerrung von Raum und Zeit Vgl., Anderson,1996a,83. Vgl. Anderson,1996a,83f. 33 Vgl. Anderson,1996a,84. LaBarre konnte beobachten, daß ein paar Teilnehmer ihre Augen aufgrund der stark erweiterten Pupillen nach dem Ritual am Morgen mit Sonnenbrillen vor den Sonnenstrahlen geschützt haben. Vgl. LaBarre,1989,20. 34 Hier sollen kurz jene psychischen Effekte beschrieben werden die bei einer Peyote bzw. Meskalineinnahme vorkommen können. Diese Effekte sind nach meiner Interpretation, der Phase 2 zuzurechnen; Anderson erwähnt das nicht. 35 Vgl. Anderson,1996a,85. 36 Vgl. Anderson,1996a,85. Zitiert nach William Braden: The Private Sea, Chicago 1967. 32 Personen, die unter Peyote- oder Meskalineinfluß stehen, erzählen auch oft, daß zu einer seltsamen Erfahrung von Zeit kommt. Was der Person wie Stunden vorkommt, sind in Wirklichkeit nur ein paar Minuten. Auch die Erfahrung von Raum ist verzerrt. So wird er z.B. oft als unendlich erfahren.37 Aldous Huxley schreibt dazu folgendes: „„Wie verhält es sich mit den räumlichen Dimensionen?“ fragte der Experimentator, (...). Das war schwer zu beantworten. Gewiß, die Perspektive nahm sich recht sonderbar aus, und die Wände des Zimmers schienen nicht mehr rechtwinkelig aneinanderzustoßen. Aber das waren nicht die wirklich wichtigen Tatsachen. Tatsache war, daß räumliche Beziehungen kaum noch eine Bedeutung hatten und daß mein Geist die Welt in Begriffen wahrnahm, die jenseits der räumlicher Kategorien lagen.“38 Kommunikationsschwierigkeiten Anderson berichtet, daß es unter dem Einfluß von Peyote auch zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen kann. Die Gründe dafür sind: die Überflutung des Geistes und der Sinne mit zu vielen Dingen zur selben Zeit und die exzessive Beschäftigung mit den Erfahrungen die man gerade macht. Daraus ergibt sich, daß das Subjekt in diesem Moment überhaupt nicht den Wunsch hat, sich anderen mitzuteilen.39 Die Vermischung der Sinne (Synästhesie)40 Synästhesieerfahrungen gehören zu den bemerkenswertesten Peyote-bzw. Meskalinerfahrungen . Es ist fast so, als ob die Person einen „sechsten Sinn“ für das Hören von Farben oder Klängen hat. Diese Erlebnisse sind aber nicht nur auf den Seh- und Gehörsinn beschränkt, sondern betreffen ebenso den Geruchs- , Geschmacks- und Tastsinn. Beim Anhören von Beethoven unter dem Einfluß von Meskalin hat der schon zitierte William Braden folgende Erfahrung gemacht: „ A majestic Beethoven chord exploded inside my brain, and I instantly disappeared. My body no longer existed, and neither did the world. (...) I could feel the pressure of the earphones; but in the space between the phones, where head should have been, there was absolutely nothing ... nothing! I was Mind (!) alone, lost in an icy blue grotto of sound. There was only music, and then the bright colors that turned out to be musical notes. The notes danced along a silver staff of music that streched from one eternity to another, beyond the planets and space itselfs. Red notes. Blue notes. (...) The music rolled 37 Vgl. Anderson,1996a,86. Huxley,1991,17. 39 Vgl. Anderson,1996a,87. Nach Anderson können durch diese Kommunikationsschwierigkeiten die beobachtenden Wissenschaftler ziemlich frustriert werden, da sie von ihren Probanden, die sich gerade auf einem Trip befinden, praktisch fast nichts erfahren. Man beachte auch Huxleys Essay „Die Pforten der Wahrnehmung“, hier kann man deutlich herauslesen wie sehr der Geist mit neuen Eindrücken überflutet wird. 40 Mit Synästhesie ist die Mitreizung eines anderen Sinnesorgans gemeint, z.B.ist es für die betreffende Person so, als ob sie Farben hören kann. 38 on in orgiastic waves of sound and color, and then I myself was one of the notes. I was being swept along on the silver staff, at twice the speed of light, rushing farther and farther away from my home back there in the Milky Way. (...).41 Bei solchen Schilderungen muß aber bedacht werden, daß Peyote bzw. Meskalin im Unterschied zu anderen Drogen, wie z.B. Alkohol oder anderen Narkotika (Opium und dergleichen), weder das Denken großartig beeinflussen noch das Bewußtsein benebeln, außer die Person hat eine ungewöhnlich große Menge der Droge eingenommen.42 Extreme Gefühlslagen Viele Menschen die Peyote nehmen machen sehr tiefgründige emotionale Erfahrungen. Objekte oder Ereignisse die man normalerweise als unwichtig bezeichnen würde sind auf einmal von großer Bedeutung. In einigen Fällen behaupten die betreffenden Personen mystische Erfahrungen gemacht zu haben. Aldous Huxley: „(...) saß ich in meinem Arbeitszimmer und blickte angespannt auf eine kleine Glasvase. Die Vase enthielt nur drei Blumen – eine voll erblühte Rose (...); eine große magentarote und cremeweiße Nelke und auf gekürztem Stengel die blaßviolette, sehr heraldische Blüte einer Schwertlilie. Nur zufällig und vorläufig zusammengetan, verstieß das kleine Sträußchen gegen alle Regeln herkömmlichen guten Geschmacks. Beim Frühstück an diesem Morgen war mir lebhafte Disharmonie seiner Farben aufgefallen. Aber auf sie kam es nicht länger an. Ich blickte jetzt nicht auf eine ungewöhnliche Zusammenstellung von Blumen. Ich sah, was Adam am Morgen seiner Erschaffung gesehen hatte – das Wunder, das sich von Augenblick zu Augenblick erneuernde Wunder bloßen Daseins. (...) Wörter wie „Gnade“ und „Verklärung“ kamen mir in den Sinn (...)“43 Abwesenheit von Träumen Man könnte erwarten, daß es durch Peyote bzw. Meskalin zu besonders lebhaften Träumen kommt, das ist aber nicht der Fall. Vielmehr ist der Schlaf, welcher einer Peyoteerfahrung folgt, traumlos. Peyote scheint Träume in irgendeiner Weise zu verhindern oder zu ersetzten.44 Häufige visuelle Effekte sind:45 - Das Sehen eines farbigen Scheins um Objekte. - Farben werden heller und kräftiger erlebt. Die Peyoteerfahrung kann zu einer wahren Farbenorgie ausarten.46 Aldous Huxley: „Eine halbe Stunde nachdem ich Meskalin 41 Anderson,1996a,88f. Vgl. Anderson,1996a,89. 43 Huxley,1991,15f. 44 Vgl. Anderson,1991a,91. 45 Vgl. Anderson,1991a,98ff. 42 genommen hatte, wurde ich mir eines langsamen Reigens goldener Lichter bewußt. Ein wenig später zeigten sich prächtige rote Flächen, und sie schwollen an und dehnten sich aus, wurden von hellen Energieknoten gespeist, die sich ständig veränderten und dabei stets neue, vibrierende Muster bildeten. (...) Die Bücher zum Beispiel, die die Wände meines Arbeitszimmers bedeckten. Wie Blumen erglühten auch sie, (...), in leuchtenderen Farben, Farben von einer tieferen Bedeutsamkeit. Rote Bücher gleich Rubinen, smaragdene Bücher, Bücher in weiße Jade gebunden, Bücher von Achat, (...), alle Farben waren so intensiv, so zutiefst bedeutungsvoll, daß sie nahe daran zu sein schienen, die Regale zu verlassen, um sich meiner Aufmerksamkeit noch eindringlicher bemerkbar zu machen.“47 - Stärkere Kontraste, so daß die Details von Objekten besser unterschieden werden können. - Bewegung: stehende Objekte scheinen sich zu bewegen und sich bewegende scheinen zu stehen. Visionen/Halluzinationen48 Visionen bzw. Halluzinationen, sie treten in der zweiten Phase auf, sind wohl das Beeindruckendste, was man unter dem Einfluß von Peyote erleben kann, aber nicht jeder kann sie sehen. Oft sind sie sehr unterhaltsam und humorvoll aber auch furchteinflößend49. Es wird berichtet, daß Gedanken und Bilder sehr schnell wechseln können. Bevor sich ein Gedanke oder ein Bild richtig entwickelt hat, ist der nächste bzw. das nächste schon da. Die meisten Personen können sich zwar recht gut daran erinnern, daß sie eine Vision gehabt haben, aber die Details sind oft verschwommen.50 1.4. Medizinische Anwendung von Peyote Indianer51: Peyote ist für jene Indianer, die diese Pflanze kennen, die Medizin. Man verwendet sie als Allheilmittel für Körper und Geist, so daß die medizinischen Anwendungen zahlreich sind. So benutzten die Atzteken Peyote als Heilmittel gegen 46 Interessant ist , daß Psychologen mit Farbtests herausgefunden haben, daß die Wahrnehmung von Farben in Wirklichkeit beeinträchtigt ist, vor allem in den rot-gelb und grün-blau Bereichen. Vgl. dazu Anderson,1996a,100. 47 Huxley,1991,14.17. 48 Ich möchte beide Wörter synonym verwenden, da ich der Meinung bin, daß dadurch eine negative Sicht des Wortes „Halluzination“ vermieden werden kann. Auf die Bedeutung von Visionen in der NAC wird später eingegangen. 49 Vgl. LaBarre,1989,18. 50 Vgl. Anderson,1996a,84. 51 Zu beachten ist, daß bei den Indianern das Wort „Medizin“ alles das bezeichnet, was sich auf übernatürliche Kräfte bezieht. So bezeichnet „Medizin“ auch speziell die Heilkräfte einer Substanz und Peyote ist eine Kraft, die ebenfalls derartige medizinische Aspekte besitzt. Vgl. Hultkranz,1996,271. Fieber. Sahagun schreibt: „ Peyotl. Er ist Fieber-Medizin. Er wird gegessen, er wird mäßig getrunken, nur etwas.“52 Gegen starkes Fieber hat man Peyoteabkochungen als Klistier, bei den Huichol wird das heute noch so praktiziert, verwendet. Um Kopfschmerzen und Sonnenstich zu behandeln, haben die Kickpooindianer frisch geschnittene Peyotebuttons verwendet. Peyote kommt aber auch in der mexikanischen Volksmedizin zum Einsatz. Im lokalen Spanisch gibt es das Wort „empeyotizarse“, was so viel heißt, wie „ sich selbst mit Peyote zu behandeln“. In der NAC wird Peyote auch sehr erfolgreich als Heilmittel für Alkoholkranke eingesetzt.53 Überhaupt glaubt man in der NAC daran, daß man durch Peyotegenuß von jeder körperlichen und seelischen Krankheit geheilt werden kann. So haben einige NAC-Mitgliedern immer Peyotebuttons bei sich, um sie einzunehmen, wenn sie ihre Gesundheit gefährdet sehen.54 So wird Peyote bei leichten Erkrankungen als eine Art Hausmittel verwendet. Wenn man z.B. eine Erkältung hat, trinkt man etwas Peyotetee und legt sich ins Bett. Handelt es sich um eine schwerere Krankheit, dann muß man Peyote in einem Ritual einnehmen.55 Am Ende des 19. Jahrhunderts hat man in Medizinerkreisen Peyote eine besondere Beachtung geschenkt. Einige Mediziner reagierten sehr enthusiastisch, als sie über den möglichen medizinischen Wert dieser Pflanze erfuhren. So wurde Peyote z.B. als „the best concentrated cardiac tonic we possess“56 bezeichnet.57 Man hat Peyote auch auf seine antibiotischen Eigenschaften hin untersucht. So wurden Bakterienkulturen, die gegen Penicillin resistent waren, mit einer Peyotelösung, namens „Peyocactin“ (Peyocactin ist das Alkaloid Hordenin, wie man später festgestellt hat), „behandelt“. Das Ergebnis war, daß sich die Bakterien nicht mehr vermehrten.58 Aber auch in der Psychiatrie und in der Psychotherapie hat man Peyote bzw. Meskalin eingesetzt. So hat man in den USA die sogenannte „psychedelic therapy“ entwickelt. Diese Methode soll es dem Therapeuten ermöglichen, besser und schneller auf die Persönlichkeit des Patienten eingehen zu können.59 Exkurs: Die Verwendung psychoaktiver Pflanzen in den Religionen Amerikas 52 Rätsch, 1998,333. Vgl. Rätsch, 1998,33f3f. 54 Vgl. Hultkranz,1996,271. 55 Vgl. Slotkin,1994,103. 56 Anderson, 1996a,111. 57 Vgl. Anderson, 1996a,111f. 58 Vgl. Anderson, 1996a,114f. 59 Vgl. Anderson, 1996a,115ff. 53 Dieser Exkurs soll zeigen, daß die rituelle Verwendung psychoaktiver Pflanzen, zu denen Peyote ja gehört, in den Religionen Amerikas, vor allem in den Stammesreligionen, weit verbreitet ist. Neben einem allgemeinen Teil sollen auch die wichtigsten Pflanzen kurz vorgestellt werden. Exkurs: Allgemeiner Teil Psychoaktive Pflanzen sind Gewächse, die vom Menschen deshalb eingenommen werden, damit sie auf seine Psyche einwirken oder sein Bewußtsein verändern. Das Bewußtsein kann durch diese Pflanzen gelähmt, gedämpft und eingegrenzt werden, aber es kann auch angeregt, stimuliert und erweitert werden. Diese Pflanzen bzw. die Stoffe die aus ihnen gewonnen werden, werden heute häufig auch als psychotrope (d.h. „die Psyche beeinflussend“) Substanzen bezeichnet. Auch der Begriff Psychopharmaka (d.h. „auf den Geist einwirkend“) wird verwendet.60 Die psychoaktiven Pflanzen werden in der pharmakologischen Literatur in ein klares System eingeteilt:61 Stimulantien („uppers“): Diese Substanzen machen wach, regen den Geist an, bewirken aber keine Wahrnehmungsveränderungen. In diese Kategorie fallen: Kaffee, Tee, Kakao, Guaraná, Meerträubel, Kat und Coca. Sedativa, Hypnotika, Narkotika („downers“): Das sind alle Substanzen die beruhigen, den Schlaf fördern, die Angst lösen und betäuben. Pflanzen und pflanzliche Produkte die hier hineinfallen sind: Mohn, Opium, Baldrian und der Hopfen. Halluzinogene („all arounders“): Das sind alle Substanzen, die deutliche Veränderungen in der Wahrnehmung, im Raum-Zeit-Empfinden und in der emotionalen Stimmung bewirken. Auch Peyote und die Kultpflanzen die ich weiter unten anführe, fallen in diese Kategorie. Im Laufe der Zeit sind diese Pflanzen bzw. Substanzen unterschiedlich bezeichnet worden: Psychotomimetika („Psychosen imitierend“), Halluzinogene („Halluzinationen erzeugend“), Psychedelika („die Psyche manifestierend“), Entheogene („das Göttliche erweckend“), Psychodysleptika („die Seele erweichend“). Exkurs: Nord- und Mittelamerika Stechapfel (Datura innoxia oder Toloache): Toloache - die Pflanze ist sehr reich an Tropanalkaloiden - ist in Amerika die bedeutsamste Stechapfelart und ist wahrscheinlich 60 61 Vgl. Rätsch,1998,9f. Vgl. Rätsch,1998,10. das dort am weitesten verbreitete Halluzinogen überhaupt.62 Aus der Archäologie weiß man, daß bereits die Puebloindianer diese Pflanze rituell genutzt haben, wie aus Untersuchungen von Ritualräumen (1200 bis 1250 n.Chr.) hervorgeht. Die Atzteken benutzten diese Pflanze als Heilmittel gegen Fieber. Die yucatekischen Mayaschamanen benutzen Datura in erster Linie als Ritualdroge. Bei ihnen werden bei Divinationen entweder Stechapfelzigarren geraucht oder die Samen gegessen. Mit Hilfe eines Bergkristalls - der Schamane kann in seinem Rausch Dinge im Kristall sehen - können dann die zuvor gestellten Fragen (über Krankheiten, verlorene oder gestohlene Gegenstände) beantwortet werden. Bei den Navaho gibt es ein Ritual namens „ajilee“. In diesem spielt Datura insofern eine wichtige Rolle, als sich der Ausführende in einen Daturageist verwandelt und dadurch Macht über begehrte Frauen und Jagdwild gewinnen kann.63 Die Indianer teilen die Daturadosierung in drei Stufen ein: die erste Stufe hat eine heilsame bzw. medizinische Wirkung. So wird der Stechapfel zur Wundpflege aber auch bei Asthma und Bronchitis eingesetzt. Die zweite Stufe, also eine mittlere Dosis, wirkt aphrodisisch und dritte Stufe der Dosierung, also eine hohe Dosis ist allein den Schamanen vorbehalten. Diese Dosis bewirkt starke Visionen, Halluzinationen und Delirien. Überdosierungen können bei anfänglicher Erregung zu Tanzwut, Tobsucht, Halluzinationen und zum Tod durch Atemlähmung führen.64 Mexikanischer Zauberpilz (Psilocybe mexicana oder auch Teonanacatl): Aus ethnohistorischen Quellen geht hervor, daß bereits im vorspanischen Mexiko die „Teonanacatl“ (das heißt soviel wie „göttlicher Pilz“ oder „Fleisch der Götter“) genannten Pilze rituell gebraucht wurden. Obwohl die Inquisition den Gebrauch dieser Pilze streng untersagt hat, hat sich der Pilzkult bis in unsere Tage erhalten. So wird Teonanacatl z.B. von den Schamanen (in Mexiko werden sie auch „curanderos“ genannt) der Mixe, Mazateken oder Zapoteken noch heute so verwendet wie in vorspanischer Zeit. Interessant ist, daß diese Pilze vor allem von weiblichen Schamanen („curanderas“ 65) eingesetzt werden. Es werden damit Krankheitsursachen erkannt, verlorene Objekte sollen 62 Vgl. Samorini,1998,57. Vgl. Rätsch,1998,196-198. 64 Vgl. Rätsch,1998,200f. 65 Es sei hier die sehr bekannte mazatekische Curandera Maria Sabina (1894-1985) genannt. Eine sehr ausführliche Biographie stammt von Alvaro Estrada. Der Text findet sich in Liggensdorfer/Rätsch,1998,19-114. 63 damit gefunden werden, Diebe und Zauberer werden entlarvt und man kann auch rituelles Wissen von diesen Pilzen erfahren.66 San Pedro Kaktus (Trichocereus pachanoi): Dieser Kaktus soll hier erwähnt werden, da er wie Peyote Meskalin enthält. Er ist ein sogenannter Säulenkaktus, fast stachellos und wächst in den Andenregionen Perus und Ecuadors. Er besitzt ebenso wie Peyote psychoaktive Eigenschaften und wird seit langem, von den Völkern die im Verbreitungsgebiet dieser Pflanze leben, schamanisch benutzt.67 Vor allem die peruanischen Curanderos setzen diesen Kaktus bei ihren nächtlichen Mesaritualen (die Mesa ist ein Altar mit allen möglichen Dingen z.B. Muscheln, Stäben, Heiligenbilder usw.) ein. Aus dem Kaktus wird ein Trank zubereitet und den Teilnehmern verabreicht. Der Schamane kann dann durch die Wirkung des Trankes vor allem Krankheiten erkennen.68 Ayahuasca (auch als Yagé bekannt): Ayahuasca ist keine Pflanze sondern ein Trank, der aus zwei Pflanzen hergestellt wird. Zum einen wird die harmalinhaltige Liane Banisteriopsis caapi verwendet und zum anderen müssen dem Trank auch die DMT69haltigen Chakrunablätter (Psychotria viridis) beigemengt werden. Diese Mischung muß aus folgendem Grund unternommen werden: Das Harmalin der Liane hemmt die Ausschüttung der körpereigenen Monoaminooxidase (kurz MAO genannt) die normalerweise den psychedelischen Wirkstoff N,N-DMT, der wiederum in den Chakrunablättern vorkommt, abbaut. Das heißt, daß erst durch das Zusammenwirken dieser beiden Pflanzen der Trank seine Wirkung entfalten kann.70 Verwendet wird Yagé von vielen Indianerstämmen, die im Regenwaldgebiet zwischen Ecuador, Peru, Kolumbien und Brasilien leben. Durch archäologische Ausgrabungen kann belegt werden, daß die Verwendung dieses Trankes mindestens 5000 Jahre alt ist. 71 Aber auch im Santo-Daime-Kult, das ist eine neue religiöse Bewegung die in Brasilien entstanden ist, wird Ayahuasca eingesetzt.72 Die Schamanen benutzen Ayahuasca, um in die „wahre Wirklichkeit“ zu reisen. Sie können so die Geheimnisse der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft ergründen, kranke 66 Vgl. Rätsch,1998, 669ff. Vgl. Samorini,1998,105. 68 Vgl. Rätsch,1998,506f. 69 Dimethyltryptamin. DMT(auch: N,N-DMT) ist eines der stärksten Halluzinogene überhaupt. Vgl. Rätsch,1998,831f. 70 Vgl. Rätsch,1998,703. 71 Vgl. Samorini,1998,21. 72 Vgl. Rätsch,1998,711f. 67 Stammesangehörige heilen oder einen Schadenszauberer (einen feindlichen Schamanen) bekämpfen.73 Quelle: www.peyote.net Literatur Anderson, Edward: Peyote –The divine Cactus, Tucson 1996. Huxley, Aldous: Die Pforten der Wahrnehmung – Himmel und Hölle, München: R. Piper & Co. Verlag 1991. LaBarre, Weston: The Peyote Cult, Norman: University of Oklahoma Press 1989. Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT-Verlag, 1998. Slotkin, J. S.: Peyotism, 1521-1891, in: American Anthropologist, 57, 1955, 202-230. Swan, Daniel C.: Peyote Religious Art – Symbols of Faith and Belief, Jackson: University Press of Mississippi 1999. 73 Vgl. Rätsch,1998,708.