Studentenbewegung Flugblätter In den späten 60er Jahren sahen Protestierende Flugblätter als zeitgemäßes Kommunikationsmittel an. Flugblätter wurden innerhalb der Studentenschaft zum Austausch von Informationen und Argumenten genutzt. Die Studenten bemühten sich aber auch darum, die Bevölkerung der Bundesrepublik mit Flugblättern über ihre Anliegen zu informieren. So wurden beispielsweise nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke am 11. April 1968 innerhalb eines Tages mehr als 15 verschiedene InfoFlugblätter an die Berliner Bevölkerung verteilt. Notstandsgesetze [[17 639 "Notstand” „State of Emergency“ Faltblatt Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1789 "Beschlagnahmt werden kann Ihr Fahrzeug ..." „Your Vehicle Can Be Confiscated...“ Handzettel Herausgeber: Aktion Kampf gegen Notstand München, Mai 1968 Duisburg, Archiv für alternatives Schrifttum 17 1791 Aufkleber gegen die Notstandsgesetze Stickers protesting the state of emergency laws 1967/68 Berlin, Deutsches Historisches Museum In ihrem Regierungsprogramm hatte sich die Große Koalition 1966 auf die Verabschiedung einer ”Notstandsverfassung” geeinigt. Sie sollte der Regierung im Falle eines Krieges oder einer anderen Krise außerordentliche Befugnisse einräumen. Die Befürworter dieses Gesetzesvorhabens argumentierten mit dem Umstand, daß die drei westlichen Besatzungsmächte nach wie vor über Notstandsvollmachten verfügten und diese durch eine deutsche Notstandsgesetzgebung abgelöst werden müßten. Die Gegner wiesen auf die Mißbrauchsmöglichkeiten hin. Vor allem die Studenten versuchten die Gesetze durch Protestaktionen zu verhindern. Am 30. Mai 1968 verabschiedete der Bundestag mit den Stimmen der CDU/CSU- sowie Teilen der SPD-Fraktion eine Notstandsverfassung, wie sie bis heute gültig ist.]] 17 1798 "Marsch auf Bonn 11. Mai '68" „March to Bonn May 11, ‘68“ Abzeichen 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1799 "Gegen Notstands Gesetze" „Against Emergency Laws“ Button 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum Schah/Ohnesorg [[17 33 Papiertütenmasken mit Porträts des Schahs von Persien und seiner Frau Farah Diba Paper bag masks with portraits of the shah of Persia and his wife Faral Diba Berlin, 2. Juni 1967 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 640 Sonderdruck des "FU Spiegel" zum Tod von Benno Ohnesorg Special edition of the „FU Spiegel“ on the death of Benno Ohnesorg Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin Juni 1967 Berlin, Deutsches Historisches Museum Der Staatsbesuch des persischen Schahs Reza Pahlewi vom 27. Mai bis zum 4. Juni 1967 löste in der Bundesrepublik Proteste und Kundgebungen aus, die sich gegen die politischen Verhältnisse im Iran richteten sowie gegen die Tatsache, daß das demokratisch nicht legitimierte iranische Staatsoberhaupt von der Bundesrepublik eingeladen worden war. Am 2. Juni ereigneten sich bei einer Demonstration gegen den Schah vor der Deutschen Oper in West-Berlin schwere Zusammenstöße, bei denen schahtreue Perser (”Jubelperser”) auf die Demonstranten einprügelten. Auch die Polizei ging vor allem gegen die protestierenden Studenten vor. Im Verlauf der schweren Zusammenstöße tötete Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg mit einem Schuß aus seiner Dienstpistole tödlich. Dieser Vorfall markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der studentischen Protestbewegung. Er löste eine Eskalation von Gewalt und Gegengewalt zwischen Polizei und Studentenschaft aus. ]] 17 1803 "Information for Americans! Events of June 2, 1967 in West-Berlin" "Information for Americans! Events of June 2, 1967 in West-Berlin" Englische Übersetzung des "FU Spiegel" Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin Juni 1967 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1809 "Freiheit für Teufel" / "Teufel ins Rathaus" „Freedom for Teufel“ / „Teufel for Mayor“ Handzettel Berlin 1967/68 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 637 "Der Würger von Wedding erhängte sich!" „The Strangler of Wedding Hangs Himself!“ Dokumentation der Kommune I über die Verurteilung und den Gefängnisaufenthalt von Fritz Teufel Berlin 1967 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1815 Fünf Fotografien des studentischen Untersuchungsausschusses zum ”2. Juni" Five photographs of the Student Investigatory Committee concerning „June 2“ Berlin 1967 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1816 Fünf Aktenordner des studentischen Untersuchungsausschusses zum "2. Juni" Five files of the Student Investigatory Committee concerning „June 2“ Berlin 1967 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Nach der Erschießung Benno Ohnesorgs versuchten die Polizei, der Senat von Berlin und die Zeitungen des Axel-Springer-Konzerns die Studierenden zu kriminalisieren. Unter dem Vorwurf des Landfriedensbruches wurde das Kommune-IMitglied Fritz Teufel in Untersuchungshaft genommen; man unterstellte ihm, während der Demonstration am 2. Juni 1967 Steine geworfen zu haben. Für die folgenden Tage erließ der Senat ein Demonstrationsverbot. Erst als die Studenten einen eigenen Untersuchungsausschuß ins Leben riefen, der die Umstände des Todes von Benno Ohnesorg rekonstruierte, und schließlich auch ein offizieller parlamentarischer Untersuchungsausschuß zu den gleichen Ergebnissen kam, konnte Polizeiobermeister Kurras als Täter ermittelt werden. Springer [[17 70 "Springertribunal / Zerstört Springers Welt Bild" „Springer Tribunal / Destroy Springer’s Newspaper ‘Bild’ and His Ideology“ Ankündigung des ”Springer-Tribunals” Berlin 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 77 "Hearing über den Springer-Konzern" „Hearing on the Springer Group“ Veranstaltungsankündigung Berlin 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 634 "Die Psychoanalyse der Bild-Zeitung" „Psychoanalysis of the Bild-Zeitung“ Herausgeber: Springer-Arbeitskreis der "Kritischen Universität Berlin" Mai 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1817 Dose mit Buttons Can with buttons Berlin 1967/68 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1818 Postkarten "Springer-Tribunal, Berlin" Postcard „Springer Tribunal, Berlin“ Berlin 1967/68 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Vor allem die Zeitungen des Axel-Springer-Verlages sorgten 1967/68 für eine polarisierte Stimmung in West-Berlin. Vergleiche Rudi Dutschkes mit Adolf Hitler oder des Sozialistischen Deutschen Stundentenbundes (SDS) mit der SA waren keine Ausnahmen. Buttons mit der Aufforderung, Springer zu enteignen, erfreuten sich daher großer Beliebtheit. Außerdem versuchte der SDS sich mit einem ”Springer-Hearing” zur Wehr zu setzen. In dieser Konferenz sollte die Rolle der Springer-Medien in der Bundesrepublik untersucht werden. Nachdem jedoch verschiedene prominente Redner von einer Teilnahme Abstand genommen hatten und das Thema ”Vietnam” immer wichtiger wurde, sagte der SDS die Veranstaltung ab und organisierte kurzfristig am gleichen Ort den Vietnam-Kongreß.]] 17 1819 Drei "Anleihen der Antispringerkampagne" über 1000 DM Three 1000-DM Anti-Springer Campaign bonds Herausgeber: Springer-Tribunal, Berlin 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Vietnam 17 146 Fahne der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National de Libération), Süd-Vietnam Flag of the National Liberation Front (FNL - Front National de Libération), South Vietnam Um 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1838 "HO" (Ho Chi Minh) „HO“ (Ho Chi Minh) Paris 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 1839 "Viva Che" (Che Guevara) "Viva Che" (Che Guevara) Berlin, um 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 1827 ”Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des Imperialismus” „The Struggle of the Vietnamese People and the Global Strategy of Imperialism“ Publikation des Internationalen Vietnam-Kongresses in Berlin Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS) Berlin 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1831 "Erklärung zur Internationalen Vietnam-Konferenz" „Statement about the International Vietnam Conference“ Plakat zur Vietnam-Konferenz Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS) 1968 Berlin, Landesarchiv Am 17. und 18. Februar 1968 fand in West-Berlin die Internationale VietnamKonferenz mit mehr als 5 000 Teilnehmern, vornehmlich Studenten aus ganz Europa statt. Sie war vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) organisiert worden, sollte die USA ”verunsichern”, der nordvietnamesischen Seite Unterstützung signalisieren und den Protest gegen den Krieg in Vietnam bündeln. Nach der Aufhebung eines vom Senat erlassenen Demonstrationsverbotes durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zogen am 18. Februar 12 000 Demonstranten, unter ihnen auch prominente SPD-Politiker, durch die Westberliner Innenstadt. 17 1837 Aufkleber "Internationale Vietnam-Konferenz Berlin" Sticker „International Vietnam Conference Berlin“ Berlin, 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1836 Aufkleber "So läutet es die Freiheitsglocke" Sticker „This is How It Rings the Bell of Freedom“ Aufruf zur Demonstration während der Internationalen Vietnam-Konferenz Berlin, Februar 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1842 "So verteidigen die USA unsere Freiheit in Vietnam" „This Is How the USA Defends Our Freedom in Vietnam“ Aufruf zur Demonstration während der Internationalen Vietnam-Konferenz Februar 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 1829 Einkaufstüte mit Symbol der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National de Libération), Süd-Vietnam Shopping bag with the symbol of the National Liberation Front (FNL - Front National de Libération), South Vietnam London 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 581 Anhänger mit Symbol der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National de Libération), Süd-Vietnam Pendant with the symbol of the National Liberation Front (FNL - Front National de Libération), South Vietnam 1967/68 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv [[17 1830 "Stop US-Aggression in Vietnam" „Stop US Aggression in Vietnam“ Button Um 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1832 "Schluß mit dem Krieg in Vietnam" „Stop the War in Vietnam“ Abzeichen Um 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1833 "Stop the war in Vietnam" „Stop the war in Vietnam“ Button Um 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum War es in bundesdeutschen Universitätsstädten noch 1963, nach der Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, zu spontanen Solidaritätskundgebungen gekommen, so änderte sich Ende der 60er Jahre die Einstellung vieler Menschen gegenüber den USA. Das amerikanische Vorgehen in Vietnam, die täglichen Berichte über Flächenbombardements und die Verteidigung eines korrupten Regimes in Süd-Vietnam widersprachen allen westlichdemokratischen Idealen, mit denen sich vor allem die Jugend zu identifizieren gelernt hatte. ]] Dutschke/Ostern 68 17 1843 "Erklärung" von 14 Professoren anläßlich des Mordanschlages auf Rudi Dutschke „Declaration“ of 14 professors after the attempt on Rudi Dutschke’s life 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1845 Telegramme und Solidaritätsbekundungen anläßlich des Attentates auf Rudi Dutschke Telegrams and declarations of solidarity after the attempt on Rudi Dutschke’s life 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Wie kaum ein anderer der Wortführer des Studentenprotestes polarisierte Rudi Dutschke die bundesrepublikanische Gesellschaft. Dutschke stammte aus einem kleinstädtischen, potestantischen Unterschichtenmilieu der DDR. Er war kurz vor dem Mauerbau nach West-Berlin gekommen, wo er sich an der Freien Universität eingeschrieben hatte. Zwischen 1965 und 1968 war Dutschke der führende Theoretiker der Außerparlamentarischen Opposition (APO). Er propagierte das Konzept vom ”langen Marsch durch die Institutionen”, an dessen Ende eine veränderte Gesellschaft stehen sollte. Dutschke wurde von den Medien, die auf Heldengeschichten und wiedererkennbare Gesichter angewiesen waren, wie auch von den Studenten, die auf der Suche nach einem Vordenker und Protagonisten waren, als Held und Anführer aufgebaut. 17 2060 Brief von Herbert und Inge Marcuse an Gretchen und Rudi Dutschke Letter from Herbert and Inge Marcuse to Gretchen and Rudi Dutschke La Jolla, Californien (USA), 21. April 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 2061 Kinderzeichnung "Rudi Dutschke für den ist das Bild" Child’s picture „Rudi Dutschke, the picture’s for him“ Bettina Susanne Klünner Berlin 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 2062 Brief von Helga Feddersen an Rudi Dutschke Letter from Helga Feddersen to Rudi Dutschke Hamburg, 12. April 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 2063 Brief von Günther Fischinger an Gretchen Dutschke Letter from Günther Fischinger to Gretchen Dutschke Herlikofen, 12. April 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 2067 Anonymer Brief an Rudi Dutschke: "Du Kommunisten Schwein" Anonymous letter to Rudi Dutschke: „You communist pig“ 16. April 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 2068 Anonymer Brief an Rudi Dutschke: "Sie Schwein!” Anonymous letter to Rudi Dutschke: „You swine!“ April 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) Am 11. April 1968 schoß der Hilfsarbeiter Josef Bachmann auf offener Straße dreimal auf Rudi Dutschke und verletzte ihn schwer. In der Folge kam es in zahlreichen Städten zu Protestkundgebungen und Straßenschlachten. Die Protestierenden machten die Springer-Presse mitverantwortlich für das Attentat. Vor allem ”Bild”, ”BZ” und ”Berliner Morgenpost” hatten die Studenten kriminalisiert. Über 60 000 junge Leute versuchten bundesweit tagelang, die Auslieferung der SpringerZeitungen zu verhindern. Dutschke erreichten im Krankenhaus viele Briefe von Bundesbürgern, die ihm ihre Unterstützung zusicherten. Doch erhielt er auch Briefe mit Beschimpfungen und Drohungen, die in der Regel anonym abgeschickt worden waren. Am 24. Dezember 1979 verstarb Rudi Dutschke im dänischen Arhus an den Spätfolgen des Attentats. 17 1846 "Ist die Revolution noch zu stoppen?" „Can the Revolution Be Stopped?“ "Stern", Nr. 17, April 1968 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 574 Ungerade Tage / Tätigkeitsbericht der Berliner Polizei Odd Days / Report of the Berlin Police Force 1966-68 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv Tegeler Weg [[17 523 Tschako der Berliner Polizei Shako of the Berlin Police 1963-68 Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin 17 524 Schutzhelm "P 10" der Berliner Polizei P 10 helmet of the Berlin Police 1968 Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin 17 573 Gummiknüppel der Berliner Polizei Rubber club of the Berlin Police 1967/68 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv Am 4. November 1968 eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen der Westberliner Polizei und den Studierenden schließlich in der ”Schlacht am Tegeler Weg”. Der bekannteste Anwalt der APO, Horst Mahler, war von einem Ehrengericht der Berliner Rechtsanwaltskammer angeklagt worden, weil er sich nach dem Attentat auf Rudi Dutschke an einem Protestmarsch auf das Springer-Hochhaus beteiligt hatte. Der Berliner SDS hatte zu einer Solidaritätskundgebung für Mahler aufgerufen, zu der 1 000 Studierende erschienen waren. Die Protestierenden griffen die zahlenmäßig unterlegene Polizei mit Pflastersteinen an. 130 Polizisten und 21 Demonstranten wurden dabei verletzt. Nach diesen Ereignissen wurde die Polizei flächendeckend mit Helmen und Plastikschilden ausgerüstet. Uni 17 71 "Alle reden vom Wetter. / Wir nicht." „Everyone’s Talking about the Weather / Not Us“ Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS) Entwurf: Jürgen Holtfreter Berlin 1973 (zuerst 1968) Berlin, Deutsches Historisches Museum Das wohl bekannteste Plakat des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) aus dem Jahr 1968 griff eine 1967 gestartete Imagekampagne der Deutschen Bundesbahn auf. Indem die Porträts von Marx, Engels und Lenin die Abbildung eines Zuges ersetzten, wurde mit den Mitteln der ”kapitalistischen Werbung” auf die kapitalismuskritische sozialistische Ausrichtung der Studentenbewegung verwiesen. 17 644 Veranstaltungsverzeichnis der "Kritischen Universität" für das Wintersemester 1967/68 Course Offerings of the „Critical University,“ Winter Semeser 1967/1968 Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin 1967 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1850 "Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren" „Under the Musty Gowns for 1000 Years“ Transparent Hamburg 1967 Hamburg, Staatsarchiv Hamburg Während des akademischen Rituals der Rektoratsübergabe im Audimax der Hamburger Universität entfalteten die beiden Studenten Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer am 9. November 1967 dieses Transparent. Sie wollten damit gegen die Ordinarienuniversität, die den Studenten keinerlei Mitspracherechte einräumte, sowie gegen die fragwürdige NS-Vergangenheit vieler Professoren protestieren. Vor seiner Beschriftung hatte der schwarze Stoff als Trauerflor für den am 2. Juni 1967 bei einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin getöteten Studenten Benno Ohnesorg gedient. Die Fotos, die hier erstmals öffentlich gezeigt werden, dokumentieren den Ablauf der aufsehenerregenden Aktion. 17 642 "Berlin: Schüler übernehmen ihre Schule" „Berlin: Students Take Charge of Their School“ "ß Schüler-Zeitung”, 1. Jahr, Nr. 2, Juli 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum Auch Schüler waren an den Protesten der Außerparlamentarischen Opposition (APO) beteiligt. Ähnlich wie die Studenten an der Universität wollten sie, ob in der Erwachsenenbildung oder an weiterführenden Schulen, Unterrichtsformen und inhalte verändern. Kommune 1 17 830 Brief an Rainer Langhans von Alfred Kohler Letter from Alfred Kohler to Rainer Langhans Beerbach, 4. März 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 832 Brief von Andreas Baader an die Kommune 1 Letter from Andreas Baader to Commune 1 Juni 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 835 Brief an Fritz Teufel von seiner Mutter Letter to Fritz Teufel from his mother Ludwigsburg, 21. Mai 1968 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 17 636 Rainer Langhans / Fritz Teufel: Klau mich Rainer Langhans / Fritz Teufel: Steal Me Dokumentation über das Leben in der Kommune 1 Herausgeber: Bernward Vesper Frankfurt am Main 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 638 "Willkommen Kanonenfutter" „Welcome Cannon Fodder“ Dokumentation der Kommune 1 über die Studentenbewegung in West-Berlin Berlin 1968 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 834 Broschüre der Kommune 1 Commune 1 brochure Berlin, September 1967 Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für Alternativkultur 17 1858 Broschüre der Kommue 1: ”Quellen zur Kommuneforschung” Commune 1 brochure: „Sources for Commune Research“ Berlin, Mai 1968 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Die Kommune 1 wurde am 1. Januar 1967 von einem Kreis um Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans, Fritz Teufel und Hans-Joachim Hameister in Berlin gegründet. Ihren Aktionsformen, die auf Medienwirksamkeit zielten, entsprachen aggressive Polit-Happenings, an denen mehrere hundert Demonstranten teilnahmen, und phantasievolle Verkleidungen. Die Kommune 1 wurde von dem Selbstverständnis getragen, Geschlechterrollen aufzuheben, physische Gewalt zu vermeiden, Alternativen zu überkommenen Gemeinschaftsformen wie der Zweierbeziehung zu leben und auf der Suche nach neuen, nicht-autoritären Lebensformen zu sein. Dieses Experiment übte auf die Jugend in der Bundesrepublik und darüber hinaus Faszination aus. Umweltschutz allgemein 17 1581 Aktionskatalog des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. Action Campaign Catalogue of the Federal Association of Environmental Action Groups Mit Aktionsvorschlägen für Bürgerinitiativen Karlsruhe 1977 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1583 "Atomkraft? Nein Danke" „Nuclear Power? No Thank You“ Button 1975-88 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1584 "stoppt die atomindustrie / kämpft für das leben" „Stop the Atomic Industry / Fight for Life“ Button 1975-88 Berlin, Deutsches Historisches Museum Wyhl 17 1727 Bandstacheldraht vom Bauplatz Wyhl Rolls of barbed wire from the Wyhl construction site 1975 Freiburg/Breisgau, Badisch Elsässische Bürgerinitiativen. BUND-Regionalverband Südl. Oberrhein 17 1632 Liste mit Ausrüstungsgegenständen für die Bauplatzbesetzung List with pieces of equipment for the occupation of the construction site Wyhl, Oktober 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1726 "Filbinger hat unser Recht verletzt" „Filbinger Has Violated Our Rights“ Transparent Wyhl 1975 Freiburg/Breisgau, Badisch Elsässische Bürgerinitiativen. BUND-Regionalverband Südl. Oberrhein 17 1622 "Unser Land- Unser Strom? Unser Lebensraum ist bedroht." „Our Country - Our Electricity? Our Living Space Is Threatened“ Herausgeber: Aktionsgemeinschaft gegen Umweltgefährdung durch Atomkraftwerke e.V. in der Rheintalaktion Freiburg/Breisgau 1974 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1637 "Kein KKW in Wyhl" „No Nuclear Power Plant in Wyhl“ Flugblatt Wyhl 1974/75 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1623 "Wyhl - möglicher Standort für ein Kernkraftwerk" „Wyhl - the Possible Location of a Nuclear Power Plant“ Projekt-Information 1 der Kernkraftwerk Süd GmbH Karlsruhe, April 1974 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen Erste Proteste gegen Atomenergievorhaben in der Bundesrepublik gab es schon in 50er Jahren: Beispielsweise wandten sich 1957 betroffene Gemeinden gegen die Errichtung eines Reaktors in der Kernforschungsanstalt Karlsruhe. Massenhaften Zulauf bekam die Anti-Atomkraft-Bewegung erstmals Mitte der 70er Jahre, als die Pläne zur Errichtung eines Atomkraftwerkes im badischen Wyhl bekannt wurden. [[17 1627 "1. Vierwochenprogramm" der Volkshochschule Wyhler Wald „1st Four-Week Program“ of the Wyhl Wald Adult Ed Project April 1974 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1629 Gästebuch der Volkshochschule Wyhler Wald Guest book of the Wyhl Wald Adult Ed Project 1974/75 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1617 "Aufruf” zur Platzbesetzung „Call“ to occupy the site Flugblatt Herausgeber: Internationales Komitee der 30 Bürgerinitiativen Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1618 "Strafanzeige", Formblatt zur Selbstanzeige nach Platzbesetzung „Self-Arrest“ form for bringing charges against yourself after occupation of the site Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen der Umgebung besetzten am 18. Februar 1975 den Bauplatz des Atomkraftwerkes Wyhl. Es war das erste Mal, daß eine solche Aktion in der Bundesrepublik stattfand. Nachdem der Bauplatz am 20. Februar zunächst von der Polizei geräumt, drei Tage später jedoch wieder besetzt worden war, entwickelte sich auf dem Gelände bald ein reges kulturelles Leben. Im ”Freundschaftshaus” ließ sich die ”Volkshochschule Wyhler Wald” nieder, in der Interessierte unter anderem Vorträge zu alternativen Energieprojekten hören konnten.]] 17 1620 "Wortlaut des Telegramms” „The Wording of the Telegram“ Flugblatt Herausgeber: Die 30 Bürgerinitiativen vom Kaiserstuhl und Umgebung Freiburg/Breisgau, Februar 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1619 "Presseerklärung" „Press release“ Solidaritätsbekundung von Wissenschaftlern mit den Bauplatzbesetzern in Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1626 "Extrablatt bürger initiativ" zur vorläufigen Geländeräumung am 20. Februar 1975 „Action Group Special Edition“ on the preliminary clearing of the area by police on February 20, 1975 Herausgeber: BUND Tübingen Februar 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1625 "Landfriedensbrecher sind nicht wir, sondern Filbinger und Eberle!” „We Are Not Disturbers of the Peace, Filbinger and Eberle Are! Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 649 Becher "KKW NEIN" Mug „NUCLEAR POWER PLANT NO“ Freiburg/Breisgau 1975/76 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1636 "Wyhl: März 75 bis ...?” „Wyhl: March ‘75 until...?“ Teil einer Fotoausstellung der badischen und elsässischen Bürgerinitiativen zur KKW-Bauplatzbesetzung in Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen Die Besetzer des Bauplatzes Wyhl konzipierten eine Fotoausstellung, die durch die Bundesrepublik wanderte. Sie zielte darauf, Unterstützer für das Anliegen zu gewinnen, den Bau des Kernkraftwerkes Wyhl zu verhindern. 17 1635 "Wache im Wyhlerwald" „On Guard in Wyhlerwald“ Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen Wyhl, November 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen Nach langen Verhandlungen mit der baden-württembergischen Landesregierung, die schließlich einen Baustop bis zum Ende der juristischen Auseinandersetzungen sowie Straffreiheit für die Besetzer zusagte, räumten die Bürgerinitiativen am 7. November 1975 den Bauplatz. Das AKW Wyhl ist bis heute nicht gebaut worden. 17 1642 "Nai hämmer gsait! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und anderswo" „We Said No! No Nuclear Power Plant in Wyhl or Elsewhere“ Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen Entwurf: Herbert Hoffmann, Freiburg/Breisgau Weisweil, März 1983 (zuerst 1977/78) Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1631 "Viele Grüße aus Wyhl!" „Greetings from Wyhl!“ Postkarten Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen Wyhl 1975 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1630 "Das KKW in Wyhl wird nicht gebaut!" „The Nuclear Power Plant in Wyhl Won’t Be Built“ November 1976 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) Gorleben 17 1644 "Freie Wendländische Tageszeitung" "Free Wendland Daily“ Herausgeber: taz, die tageszeitung, Berlin 4. Juni 1980 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1649 "Gorleben aktuell" „The Latest from Gorleben“ Herausgeber: Arbeitsgruppe Wiederaufbereitungsanlage, Lüneburg Nr. 1, 19. Mai 1978 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1650 "Gorleben aktuell" „The Latest from Gorleben“ Herausgeber: Arbeitsgruppe Wiederaufbereitungsanlage, Lüneburg Nr. 11, März/April 1980 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1651 Leiter vom Turm des Anti-Atom-Dorfes Ladder from the tower in the Anti-Nuclear Village Gorleben 1980 Schreyahn, Francis Althoff / Rondell e.V. Am 4. Juni 1980 wurde das Hüttendorf auf dem Bauplatz in Gorleben von Polizei und Bundesgrenzschutz unter Einsatz von Hubschraubern geräumt und sofort von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Dieser Teil der Leiter, die auf den Turm führte, ist ein letztes Relikt aus dem Hüttendorf. 17 1656 Plakat mit Ansicht des Turmes im Anti-Atom-Dorf Poster showing the tower in the Anti-Nuclear Village Entwurf: Dieter Schaarschmidt 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1684 "Artikel 20 Grundgesetz: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." „Article 20 of the Basic Law: All State Power Originates with the People“ Plakat Foto: Günter Zint Um 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1691 "4.6.80 Gorleben". „Gorleben June 4, 1980“ Plakat Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1652 "Tag X / Verhindert die Atommülltransporte ins Wendland" „Action Day / Stop the Transport of Nuclear Waste to Wendland“ Bearbeitung: Joseph Beuys 1985 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1689 "Gorleben ist überall" „Gorleben Is Everywhere“ Plakat Um 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 527 Schutzhelm "P 12" der Berliner Polizei P 12 helmet of the Berlin Police Mit Farbbeutelspuren durch einen Einsatz in Gorleben 1983 Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin Zur Räumung des Hüttendorfes im Gorleben am 4. Juni 1980 wurden Polizeieinheiten aus der gesamten Bundesrepublik eingesetzt. 10 000 Polizisten zwangen 3 000 Atomkraftgegner, den von ihnen besetzten Bauplatz zu verlassen. 17 1679 "Gorleben soll leben" „Gorleben Will Live“ Button Um 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1675 "Gorleben soll leben" „Gorleben Will Live“ Aufkleber Um 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1677 "Gorleben Treck 25.-31.3.79" „Gorleben Trek 25-31, 1979“ Button 1979 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Am 22. Februar 1977 benannte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht das Dorf Gorleben als Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ). Bürger der Region Wendland, die nicht mit diesen Plänen einverstanden waren, gründeten daraufhin die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sowie die Bäuerliche Notgemeinschaft. Als mit den Probebohrungen begonnen wurde, setzte sich am 25. März 1979 ein Treckerzug aus dem Wendland in Richtung Hannover in Bewegung. Am 31. März kam er in der niedersächsischen Landeshauptstadt an. Da es am 28. März im AKW Harrisburg (USA) zu einem schweren Störfall gekommen war, beteiligten sich an der Anti-AKW-Kundgebung in Hannover über 100 000 Menschen. Unterdessen gingen die Bohrungen in Gorleben weiter. [[17 1659 "Im Auftrag: Das Volk Freie Republik Wendland" „By Order of the People of the Free Republic of Wendland“ Stempel Mai 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1662 "Republik Freies Wendland. Wendenpass" „Republic of a Free Wendland. Wenden Passport“ Mai 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1672 "Na klar! jeden Samstag 19 Uhr Radio Wendland auf UKW 101 Mhz" „Of Course! Every Sunday at 7 pm, Radio Wendland at 101 Mhz on VHF“ Aufkleber Mai 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1674 "Republik Freies Wendland" „Republic of a Free Wendland“ Aufkleber Mai 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1666 "Nordteil von 1004" (besetzter Bohrplatz mit der "Republik Freies Wendland") „Northern Part of 1004“ (occupied drilling site with the „Republic of a Free Wendland“) Postkarte Foto: Rieth 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1664 Beim Bau eines Holzhauses in der ”Republik Freies Wendland” Building a Wooden House in the „Republic of a Free Wendland“ Postkarte Herausgeber: Discordia, Köln 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1670 In der "Republik Freies Wendland" In the „Republic of a Free Wendland“ Postkarte 1980 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Am 3. Mai 1980 besetzten 5 000 Menschen den Bohrplatz 1004 zwischen Gorleben und Trebel. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik errichteten sie ein AntiAtomdorf, die ”Republik Freies Wendland”. Sie bauten 50 Holzhäuser teilweise nach ökologischen Gesichtspunkten, die von einem Holzturm überragt wurden. Es gab ein großes ”Freundschaftshaus”, eine Schwitzhütte, ein Meditationszelt und einen Backofen. Die ”Republik” hatte eine eigene Radiostation, gab eine Zeitung heraus und stellte sogar eigene “Pässe” aus.]] Wackersdorf 17 1695 "Wackerland News" Nr. 1 „Wackerland News“ No. 1 Hermann Huber Amberg 1986 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1698 Teil des Sicherheitszaunes der WAA Wackersdorf Part of a security fence at the Wackersdorf Nuclear Reprocessing Plant 1985 Berlin, Deutsches Historisches Museum Nach den Bauplatzbesetzungen wurde in Wackersdorf ein Sicherheitszaun errichtet, der mit einem betoniertem Wassergraben, einem massivem Stahlzaun und einer aufgesetzter Stacheldrahtkrone schrittweise zu einem festungsartigen Ausbau verstärkt wurde:. Eine Demonstrantin erinnert sich: ”Diese Trennung zwischen der Macht und uns, das spürte man direkt durch den Zaun hindurch. Der Zaun war ein Symbol für die Macht, für die Polizei, für die Politiker, die DWK, Siemens, KWU und wie sie alle hießen.” 17 1699 "Die WAA gefährdet unser Leben!" „The Reprocessing Plant Endangers Our Lives!“ Transparent Um 1986 Schwandorf, Anti-WAA-Büro [[17 1700 Megaphon Megaphone mit Aufkleber "Bürgerinitiative gegen die WAA" Um 1986 Schwandorf, Anti-WAA-Büro 17 1704 "Rettet den Wald / WAA Nein" „Save the Forest / No to the Reprocessing Plant“ Plakat zum 11.-13.12.1985 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) Am 24. September 1985 erteilte das bayerische Umweltministerium die erste Teilerrichtungsgenehmigung zum Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im oberpfälzischen Wackersdorf. Anfang Dezember wurde mit der Rodung des Baugeländes begonnen. Lokale Bürgerinitiativen besetzten daraufhin zweimal den Bauplatz und errichteten die Hüttendörfer ”Freie Oberpfalz” und ”Republik Freies Wackerland”, das mit 158 Hütten das größte Widerstandsdorf war. Die Besetzungen wurden jeweils schon nach wenigen Tagen von der Polizei aufgelöst. Die bayerische Polizei begegnete den Demonstranten in der Folge am Baugelände in Wackersdorf mit ungewöhnlicher Härte. So wurde hier am Ostersonntag 1986 erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik CS-Gas eingesetzt. Unter dem Eindruck der unerwartet starken und lang anhaltenden Proteste beschloß der Hauptanteilseigner der WAA, der Düsseldorfer Energiekonzern Veba, im Jahr 1989, abgebrannte Kernstäbe in die französische Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague transportieren zu lassen. Daraufhin wurden am 31. Mai 1989 die Arbeiten in Wackersdorf eingestellt.]] 17 1701 "Bürgerinitiative gegen die WAA" "Wach'auf Mach mit / Keine WAA in Bayern oder anderswo" "WAA Nein" ”Nein / Wir Oberpfälzer sind nicht WAAhnsinnig" „Action Groups against the Reprocessing Plant“ „Wake up Join in / No Reprocessing Plant in Bavaria or Elsewhere“ „No to the Reprocessing Plant“ „No / The Upper Palatinate against Reprocessing Mania“ Aufkleber 1985/86 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1702 "Wackersdorf ist überall" „Wackersdorf Is Everywhere“ Plakat 1985/86 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1703 "5. Anti WAAhnsinns-Festival" „5th Festival against Reprocessing Mania“ Plakat Herausgeber: Bürgerinitiativen Oberpfalz 1986 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) Nicht nur in Wackersdorf, wo regelmäßig Andachten am Rande des Bauplatzes stattfanden und Waldspaziergänge initiiert wurden, sondern auch in München kamen Menschen aus der ganzen Bundesrepublik zu Demonstrationen und Kundgebungen gegen die atomare Wiederaufarbeitung zusammen. Auch die Ereignisse im ukrainischen Tschernobyl 1986 trugen zu dem hohen Mobilisierungsgrad der Bundesbürger bei. Bundesweit bekannt wurden die alljährlich stattfindenden OpenAir-Konzerte des ”Anti-WAAhnsinns-Festivals”. Friedensbewegung 17 576 Patronentasche der Bundeswehr mit Friedens-Zeichen Ammunition pouch with peace symbol 1970-80 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv 17 847 "Asterix in Bombenstimmung" „Asterix in an Explosive Mood“ Raubdruck Zeichnungen: K.L.Asse, Text: S.U.Per-Asse Untergrundingen: Happy-Verlag GmbH o.J. (um 1980) Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für Alternativkultur 17 1062 "75 Milliarden Deutsche Mark / Deutsche Rüstungsbank / Teuer, Profit & Tödlich" „75 Billion German Marks / German Armament Bank / Expensive, Profit & Deadly“ Flugzettel 1986 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 624 100 DM-Schein: "Kriegssteuerboykott / 30 % unserer Steuer kosten 100 %ig unser Leben" 100-DM bill: „War Tax Boycott / 30 % of Our Taxes Cost 100 % of Our Lives“ Flugzettel 1977 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 577 T-Shirt mit Aufdruck gegen Pershing II-Stationierung T-shirt with inscription protesting the stationing of Pershing II missiles 1980er Jahre Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv 17 578 Menschenkettenbänder "Wehrt Euch!" Banners „Defend Yourselves!“ Süddeutschland 1983 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 626 ”Herbst ‘83 / MenschenKette” „Herbst ‘83 / People Linking Arms“ Sonderdruck Herausgeber: Arbeitsgruppe Kommunikation + Dokumentation, Schwäbisch Gmünd 1983 Berlin, Deutsches Historisches Museum Im Oktober 1983, kurz vor der Entscheidung des Bundestages über den NATODoppelbeschluß, beteiligten sich bundesweit rund drei Millionen Menschen an einer großen Aktionswoche gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in der Bundesrepublik. Die spektakulärste Demonstration fand am 22. Oktober in Süddeutschland statt. Zwischen Neu-Ulm und Stuttgart wurde von mehr als 250 000 Menschen eine 108 km lange Menschenkette auf der B10 gebildet. 17 1066 "Umkehr zum Leben" „Return to Life“ Tuch der Friedensbewegung zum 20. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover 1983 Berlin, Deutsches Historisches Museum Der Evangelische Kirchentag von 1983 in Hannover spielte in der Friedensbewegung ein wichtige Rolle. Er stand im Zeichen des Protestes gegen die bevorstehende Stationierung von Mittelstreckenraken in der Bundesrepublik. Verschiedene Friedensgruppen verteilten auf dem Hannoveraner Kirchentag violette Tücher. Die Träger sollten damit ihre Zugehörigkeit zur Friedensbewegung sowie ihren Protest gegen die Raketenstationierung zum Ausdruck bringen. Nachdem von der Kirchentagsleitung zunächst eine Politisierung des Kirchentages befürchtet worden war, tolerierten die Veranstalter das Tragen der Tücher schließlich. Violett wurde zur beherrschenden Farbe des Kirchentages, und viele friedensbewegte Bundesdeutsche trugen diese Tücher auch in den folgenden Jahren als Ausweis ihrer Opposition zur Verteidigungspolitik von Bundesregierung und NATO. 17 1575 "Die Erde gehört Gott / Schafft Frieden durch Gerechtigkeit" „The Earth Belongs to God / Create Peace through Justice“ Tasche der Friedensbewegung zum 21. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf 1985 Bonn, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. 17 651 Der Friedenskalender 1983 The Peace Calendar 1983 Herausgeber: Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1055 "Atomraketen / Nein!" „Nuclear Missiles / No!“ Aufkleber 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1051 "Why?" „Why?“ Button Um 1985 Berlin, Privatbesitz 17 1052 "Ich will leben / Kampf dem Atomtod" „I Want to Live / Fight Nuclear Death“ Button Um 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1056 "Pershing Stop!" „Stop Pershing!“ Aufkleber Um 1983 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1053 Button gegen atomare Bedrohung Button against the nuclear threat Um 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 395 "Trotzdem Nein zu Pershing II und Cruise Missiles" „Still No to Pershing II and Cruise Missiles“ Button Um 1981 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 400 "Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin." „What If There Was a War and Nobody Came“ Button 1983 Berlin, Privatbesitz 17 398 Friedenstaube Dove of Peace Button 1980-84 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1057 Friedenstaube Dove of Peace Button 1980-84 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 396 "Den Frieden sichern! / Das Wettrüsten beenden!" „Guarantee Peace! / Stop the Arms Build-up!“ Button Um 1981 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 386 "Atomraketen stoppen. Ja zum Krefelder Appell" „Stop Nuclear Missiles. Yes to the Krefeld Appeal“ Abzeichen 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1552 Aufstellungs- und Verlaufsplan für die Demonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn Plan for the arrangement of groups and the course of the demonstration on October 10, 1981, in Bonn Unterlagen aus dem Organisationsbüro 1981 Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung 17 1550 Teilnehmerübersicht für die Demonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn List of participants in the demonstration on October 10, 1981, in Bonn Unterlagen aus dem Organisationsbüro Bonn 1981 Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung 17 1553 "Herzlich Willkommen zur Demo in Bonn" „Welcome to the Demonstration in Bonn“ Flugblatt Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste 1981 Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung 17 1561 "Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen!" „Fight the Nuclear Threat Together!“ Plakat zur Demonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn Bonn, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V. 17 1556 "Gegen die atomare Bedrohung / Demonstration und Kundgebung am 10.10.'81 in Bonn „Fight the Nuclear Threat Together / Demonstration and Rally on October 10, ‘81, in Bonn Herausgeber: Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit Köln, September 1981 Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte 17 385 "Gegen die atomare Bedrohung / Gemeinsam vorgehen / 10.10.’81" „Against the Nuclear Threat / Fight Together / October 10, 1981 Button 1981 Berlin, Deutsches Historisches Museum Am 10. Oktober 1981 fand im Bonner Hofgarten mit mehr als 300.000 Teilnehmern die bis dahin größte Demonstration in der Geschichte der Bundesrepublik statt. Unter dem Motto ”Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen! - Für Abrüstung und Entspannung in Europa!” demonstrierten die Teilnehmer gegen den NATO-Doppelbeschluß und die damit verbundene Stationierung von Pershing-II- und Cruise-Missile-Mittelstreckenraketen. 17 Deko ”Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen! - Für Abrüstung und Entspannung in Europa!” „Fight the Nuclear Threat Together! For Disarmament and Detente in Europe“ Liste der bundesdeutschen und internationalen Organisationen, die den Aufruf zur Demonstration und Kundgebung in Bonn am 10. Oktober 1981 unterstützt haben 17 403 "Aufstehn! Für den Frieden. Bonn 10.6." „Stand up! For Peace. Bonn, June 10“ Button zur Demonstration am 10. Juni 1982 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 394 "Pershing II / Cruise Missiles / Nein! / 15.-22.10.83" „Pershing II / Cruise Missiles / No! / October 15-22, ‘83 Button 1983 Berlin, Deutsches Historisches Museum Hasselbach 17 1576 Kreuz vom ehemaligen Haupteingang der Raketenbasis in Hasselbach/Hunsrück Cross in front of the main entrance to the missile base in Hasselbach/Hunsrück 1986 Bell, Friedensinitiativen Hunsrück / Evangelische Kirchengemeinde Bell im Hunsrück Ende August 1983 stellte Pastor Dahl von der Kirchengemeinde Bell ein Holzkreuz vor der Cruise-Missile-Station Hasselbach im Hunsrück auf. Vor dem Kreuz fanden in den nächsten 13 Jahren allsonntäglich Friedensgebete statt. Die Zahl der Teilnehmer stieg in wenigen Wochen auf mehrere Hundert Menschen. Kurz nach Aufstellung des Kreuzes montierten amerikanische Soldaten es über Nacht ab. Es wurde ein zweites Mal aufgestellt, mußte einige Jahre später jedoch wegen starker Verwitterung gegen dieses Holzkreuz ausgetauscht werden. Mutlangen 17 1099 "Unser Mut wird langen - nicht nur in Mutlangen" „Our Courage Will Prevail - Not Only in Mutlangen“ Transparent Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1985 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1109 "Gemeinsam gegen Atomraketen / Friedenscamp Schwäbisch Gmünd vom 6.8. bis 4.9.1983" „Against Nuclear Missiles Together / Schwäbisch Gmünd Peace Camp from August 6 to September 4, 1983“ Handbuch Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1983 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1110 "Gemeinsam gegen Atomraketen / Friedenscamp Schwäbisch Gmünd vom 6.8. bis 4.9.1983" „Against Nuclear Missiles Together / Schwäbisch Gmünd Peace Camp from August 6 to September 4, 1983“ Liederheft Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1983 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. Die Friedensbewegung organisierte die bis dahin größten Demonstrationen der Bundesrepublik gegen die Stationierung von Atomwaffen. Vor allem die Standorte der neu stationierten Mittelstreckenraketen waren ständiger Schauplatz von Protestkundgebungen. Im Vordergrund standen dabei Demonstrationen, Friedenscamps, Andachten und vor allem Sitzblockaden, die Orte wie Mutlangen und Hasselbach bundesweit bekannt machten 17 1108 "Aufbruch zum Leben / Ostermontag 1984 / Mutlangen wird umzingelt!!!" „Departure for Life / Easter Monday 1984 / Mutlangen Will Be Surrounded!!!“ Plakat Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1984 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1102 "Baustein" Donation receipt Belege über Spendenbeiträge in Höhe von 20 DM oder 50 DM für den Bau der Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen Herausgeber: Verein Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1984 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1122 ”Baustein”-Verkauf Getting donations Postkarte Foto: Erika Sulzer-Kleinemeier Hersteller: T. Pflaum, D. Baltzer Ostern 1984 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 17 1092 Pressehütte in Mutlangen Press hut in Mutlangen Farbfoto: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1983 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1094 "Mutlanger Friedenstage 30.5. - 2.6.1991 aus Anlaß des Abzugs der atomaren Mittelstreckenraketen" „Mutlangen Peace Days May 5 - June 2, 1991, Celebrating the Withdrawal of the Medium-Range Nuclear Missiles“ Fotodokumentation Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1991 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1097 "Unser Mut wird langen / nicht nur in Mutlangen" „Our Courage Will Prevail / Not Only in Mutlangen“ Foto: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen 1985 Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. 17 1119 "Richterblockade" „Blockade of Judges“ Postkarte Foto: Erika Sulzer-Kleinemeier Hersteller: T. Pflaum, D. Baltzer Winter 1986 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Der Protest gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen wurde nicht nur von der lokalen Bevölkerung getragen. Er erfuhr bundesweite Unterstützung durch Prominente wie Heinrich Böll und Oskar Lafontaine, die sich beispielsweise an Sitzblockaden beteiligten. Für bundesweites Aufsehen sorgte auch die sogenannte Richterblockade im Winter 1986, bei der Richter aus der ganzen Bundesrepublik den Stützpunkt Mutlangen blockierten und damit bewußt eine Verurteilung wegen Landfriedensbruchs durch einen Kollegen in Kauf nahmen. 17 Deko Videofilm Mutlangen ”Wer Recht zu Unrecht macht... Nach Tschernobyl” Seniorenblockade in Mutlangen „Whoever Turns Justice to Injustice... After Chernobyl“ Blockade of Senior Citizens in Mutlangen Regie: Karin Hoffmann 1986 Dauer: 7 Minuten RAF [[17 1602 ”Die Rote Armee aufbauen” „Set up the Red Army“ Agit 883, Nr. 62, 5. Berlin, Juni 1970 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1603 "Sie sehen rot - Wir werden rot" „We Are Seeing Red - We Are Becoming Red“ Flugblatt 24. Juli 1971 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1606 Bekanntgabe der Auflösung der RAF Announcement of the Disbanding of the Red Army Faction März 1998 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1610 die Nummer bitte nicht übersetzen!° ”Gesucht...” „Wanted...“ Fahndungsplakat des BKA Wiesbaden Vor 1986 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 72 "Gesuchte anarchistische Gewalttäter" „Wanted: Violent Anarchist Criminals“ Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Bonn-Bad Godesberg 1976 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 73 "Dringend gesuchte Terroristen" „Wanted Terrorists“ Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Bonn-Bad Godesberg 1977 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 531 "Terroristen" „Terrorists“ Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Wiesbaden November 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1593 "Terroristen" „Terrorists“ Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Wiesbaden Januar 1990 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Schon während der Studentenbewegung war darüber gestritten worden, ob und inwieweit Gewalt ein Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen sein könne. Ein kleiner Teil, der der Außerparlamentarischen Opposition (APO) nahestand, ersetzte die ”Waffe der Kritik” durch Waffen selbst. Nach der Kaufhausbrandstiftung am 2. April 1968 in Frankfurt am Main, der auf den tödlichen Kriegsalltag in Vietnam aufmerksam machen sollte, gingen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Söhnlein und Thorwald Proll in den Untergrund. Nachdem Baader 1970 in Berlin verhaftet und kurz darauf durch eine Gruppe um die Journalistin Ulrike Meinhof befreit worden war, veröffentlichte die RAF ihre erste Erklärung ”Die Rote Armee aufbauen” und ein erstes Flugblatt, in dem sich die Gruppe zur bewaffneten Gewalt bekannte. Schon im Juni 1972 wurden die wichtigsten Mitglieder der RAF (Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Holger Meins) verhaftet. Doch die Infrastruktur der Gruppe bestand weiter. Nach der Ermordung von Siegfried Buback, Jürgen Ponto und Hanns-Martin Schleyer 1977 wurde Paris ihr Hauptstützpunkt, von dem aus sie erfolglos versuchten, den ”bewaffneten Kampf” fortzuführen: Anschläge mißlangen, RAFMitglieder wurden verhaftet oder beim Schußwechsel mit der Polizei getötet. Der psychische Druck in der Gruppe bewegte viele zum Ausstieg. Für einige von ihnen begann ein kleinbürgerliches Leben in der DDR. Im April 1998 gab die RAF in einem achtseitigen Schreiben schließlich ihre Auflösung bekannt.]] [[17 1599 Konspirative Wohnungen der RAF Secret apartments of the Red Army Faction Logistikelement des Bundeskriminalamtes Wiesbaden 1985 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1600 Anschläge der RAF Red Army Faction attacks Logistikelement des Bundeskriminalamtes Wiesbaden 1985 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1605 Carlos Marighella: Handbuch des Stadtguerillero Carlos Marighella: Handbook of an Urban Guerrilla 1969 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 4182 "Das Problem des internationalen Terrorismus" „The Problem of International Terrorism“ der kriminalist. Zeitschrift des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Nr. 3, März 1976 Berlin, Deutsches Historisches Museum 1969 erschien das ”Handbuch der Stadtguerilla” von Carlos Marighella erstmals in deutscher Sprache. Es enthält Anweisungen für den bewaffneten Kampf gegen die brasilianische Militärdiktatur, welche die RAF sich zu eigen machte. 1970 ließen sich RAF-Mitglieder in Jordanien in einem Camp der Palästinensischen Patriotischen Befreiungsorganisation, der Al Fatah, zu Guerillakämpfern ausbilden. Bis 1972 beschafften sie getreu Marighellas Vorgabe M-G-W-M-S (Motorisierung, Geld, Waffen, Munition, Sprengstoff): Sie erbeuteten bei Banküberfällen fast eine Million D-Mark, stahlen rund 280 Autos, 100 Pistolen, Maschinengewehre, Tausende Schuß Munition, mehrere Zentner Chemikalien zur Bombenherstellung, beschafften sich durch Einbrüche in Meldebehörden Ausweispapiere sowie Dienstsiegel und unterhielten mehr als 50 konspirative Wohnungen. Im Verlauf dieser Aktionen ermordeten sie auch Menschen.]] [[17 1598 Kinderwagen Baby carriage Mit Graphitstaub der Spurensicherung des Bundeskriminalamtes 1977 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1609 Fotos vom Tatort nach der Entführung Hanns-Martin Schleyers in Köln Photographs from the scene of the crime after the kidnapping of Hanns-Martin Schleyers in Cologne Bundeskriminalamt, 5. September 1977 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1594 "Entführung und vierfacher Mord in Köln" „Kidnapping and the Murder of Four People in Cologne“ Fahndungsblatt des Bundeskriminalamtes 1977 Berlin, Deutsches Historisches Museum Mitglieder der Rote Armee Fraktion ermordeten Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft. Sie erschossen den Generalbundesanwalt Siegfried Buback sowie seinen Fahrer, wenig später auch den Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen Ponto bei einem gescheiterten Entführungsversuch. Am 5. September 1977 entführten sie den Präsidenten der Deutschen Arbeitgeberverbände Hanns-Martin Schleyer; vier seiner Begleiter starben hierbei durch Schüsse. Die Wagenkolonne Schleyers war mit dem unverdächtig aussehenden Kinderwagen gestoppt worden. Mit den darin versteckten Waffen eröffneten die Terroristen das Feuer. Durch die Geiselnahme Schleyers sollte die Freilassung von RAF-Mitgliedern aus Stammheim erzwungen werden. Die Terroristen hofften auf einen Erfolg, wie sie ihn 1975 verbucht hatten, als es der ”Bewegung 2. Juni” in Berlin gelungen war, durch die Entführung des CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz Gefangene freizupressen. Im Falle Schleyers blieb die Bundesregierung jedoch hart, und dies auch, als ein palästinensisches Kommando zur Durchsetzung der Forderungen die Lufthansamaschine ”Landshut” im Oktober nach Mogadischu/Somalia entführte. Die GSG 9, eine Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, befreite die Geiseln. In Stammheim starben Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin. Einen Tag später, am 19. Oktober 1977, wurde Hanns-Martin Schleyer ermordet aufgefunden.]] [[17 1604 "Zeitung für eine Neue Linke. Der Lange Marsch geht weiter" „Newspaper for a New Left. The Long March Continues“ Nr. 2, Oktober 1977 Berlin 1977 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 833 "Angriff auf unsere Demokratie" „Attack on Our Democracy“ Katalog einer Ausstellung der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. München September 19743 Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für Alternativkultur 17 1615 ”Kirche und Terrorismus” „Church and Terrorism“ Herausgeber: F. Chantelau Hamburg, 31. Januar 1978 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) Mit dem “Mittel” der terroristischer Anschläge waren auch in der bundesrepublikanischen Linken die Sympathien für die RAF geschwunden. Ausdruck dieses Gesinnungswandels war die Zeichnung auf der ”Zeitung für eine Neue Linke”. Doch die beispiellos hysterische ”vom Wort zur Tat”-Stimmung blieb. So wurde der Sprachgebrauch Baader-Meinhof-”Gruppe” statt des vorverurteilenden Ausdruckes ”Bande” auch vom rheinlandpfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel bereits als Indiz für einen RAF-Sympathisanten ausgemacht.]] 17 1613 ”Buback - Ein Nachruf / Eine Dokumentation” „Buback - an Obituary / Documenting a Case““ Broschüre, hg. von verschiedenen Professoren und Hochschulangestellten 1977 Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung) 13 niedersächsische Professoren und Hochschulbedienstete wurden angeklagt, gemeinsam mit 30 weiteren Hochschullehrern und Rechtsanwälten in Berlin am 30. Juni 1977 diese Druckschrift herausgegeben zu haben. In ihr war neben einem Vorwort, Erklärungen und einem Referat der als ”Buback-Nachruf” in der Öffentlichkeit bekanntgewordenen Text eines ”Göttinger Mescalero” veröffentlicht worden. Von dem Inhalt wird noch heute hauptsächlich die Formulierung ”klammheimliche Freude” im Zusammenhang mit dem Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback erinnert. Da der Text die Straftatbestände der Beleidigung, der Verunglimpfung Verstorbener, der Staatsverunglimpfung und der Volksverhetzung erfüllte, wurde den Herausgebern vorgeworfen, sich – entgegen aller Stellungnahmen – mit dem Inhalt des Artikels zu identifizieren. Schließlich wurden alle begonnenen Verfahren in Berlin, Bremen und Oldenburg eingestellt oder endeten mit Freispruch. 17 1612 Heinrich Böll: ”Soviel Liebe auf einmal” Heinrich Böll: „So Much Love All of a Sudden“ Typoskript des im "Spiegel" Nr. 3 am 7. Januar 1972 unter dem Titel ”Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?” erschienenen Artikels Köln 1972 Köln, StadtBibliothek, Heinrich-Böll-Archiv Die Formen der Diskreditierung, denen sich Intellektuelle, Hochschullehrer oder Bischöfe aufgrund ihrer öffentlichen Stellungnahmen zum Terrorismus in der Bundesrepublik ausgesetzt sahen, waren vielfältig. Die Verunglimpfung des Schriftstellers Heinrich Böll begann, nachdem er in der ”Spiegel”-Ausgabe vom Januar 1972 den Artikel ”Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?”, der hier als Typoskript zu sehen ist, veröffentlicht hatte. Darin prangerte er die tendenziöse Berichterstattung der ”Bild”-Zeitung an, die der Baader-Meinhof-Gruppe ohne Beweise einen Bankraub anlastete. Böll wurde in der Folge als ”geistiger Vater des Terrorismus” denunziert. 17 2502 Entschuldigungsschreiben des Staatssekretärs im Innenministerium an Birgitta Wolf Letter of apology to Birgitta Wolf from the undersecretary at the Ministry of the Interior Bonn, 27.10.1980 Murnau, Birgitta Wolf Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Deutsche Botschaft in Stockholm im Jahr 1975 wurde Birgitta Wolf vom Verfassungsschutz gegenüber dem schwedischen Sicherheitsdienst als ”RAF-Sympathisantin” bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war sie seit Jahrzehnten ehrenamtlich in der Resozialisierung Strafgefangener tätig und hatte somit auch Häftlinge besucht, die wegen terroristischer Gewalttaten verurteilt oder solcher verdächtig waren. Diese Kontakte waren im Bundeskriminalamt gespeichert und jederzeit abrufbar. Erst nach fünf Jahren konnte Birgitta Wolf erreichen, daß das Innenministerium seine Verleumdung zurücknahm. 1985 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz in Anerkennung ihres jahrzehntelangen Engagements in der Gefangenenbetreuung verliehen. 17 1616 "Deutschland im Herbst" „Germany in Autumn“ Filmplakat Entwurf: Klaus Staeck, Heidelberg 1978 Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Elf Autoren und Regisseure, unter ihnen Heinrich Böll, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge und Volker Schlöndorff, setzten sich in diesem Film mit der politischen Situation in der Bundesrepublik nach den RAF-Anschlägen des Jahres 1977 auseinander und mit der Reaktion der Bundesregierung darauf. Nachhaltigen Eindruck hinterließ der intime Beitrag Fassbinders, der mit seiner Mutter und seinem Freund über die Behandlung von Terroristen und ”die Jagd auf Sympathisanten” diskutierte. [[17 1608 Aktenordner des Bundeskriminalamtes File of the Federal Criminal Police Office 1977/78 Wiesbaden, Bundeskriminalamt 17 1607 Bildschirm und Tastatur aus dem Bundeskriminalamt Monitor and keyboard of the Federal Criminal Police Office Um 1976-78 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1663 Plattenspeicher Disk store IBM 1973 Mainz, IBM Deutschland Speichersysteme GmbH Im September 1971 übertrug Innenminister Hans-Dietrich Genscher dem Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden die Fahndung nach RAF-Mitgliedern. Das Amt wurde personell stark vergrößert. Der neue Leiter des BKA, Horst Herold, modernisierte die Fahndungsarbeit, indem er die Digitalisierung von Fingerabdrücken, neue chemische wie auch physikalische Methoden der Beweissicherung sowie die computergestützte Rasterfahndung (System PIOS: Personen-Institutionen-Objekte-Sachen) einführte. Ziel dieser Maßnahmen war es, möglichst viele Daten und Informationen zu sammeln, zu verknüpfen und zu speichern. Als Herolds Amtszeit 1981 endete, umfaßte das ”Polizeigedächtnis” fahndungsrelevante Erkenntnisse zu rund 4,7 Millionen Bundesbürgern.]] 17 Deko 17/44 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 142/1974 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 102/1976 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 66/1977 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 20/1978 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 57/1978 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 69/1986 Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 26/1989 als Fotokopie Im Kampf gegen den Terrorismus waren sich SPD-Regierung und Opposition weitgehend einig. In rascher Folge beschloß der Bundestag Gesetze, die dem Rechtsstaat ein effektives Handeln gegen den Terrorismus erlaubten. Das sogenannte Kontaktsperregesetz verabschiedete das Parlament 1977 innerhalb von nur fünf Tagen und ohne vorhergehende Debatte. Neben empfindlichen Einschränkungen der Rechte von Strafverteidigern wurde die ”Bildung einer terroristischen Vereinigung” als Straftatbestand eingeführt. Fachkundige Juristen nahmen nicht alle Gesetze bedenkenlos hin, da sie eine Gefährdung des Rechtsstaates und eine Einschränkung der individuellen Freiheit befürchteten. 17 Deko 17/45 Heinrich Schönfelder: Deutsche Gesetze Heinrich Schönfelder: German Laws 95. Auflage, Stand: 15. Dezember 1998 München: C.H. Beck DF 17/57 Stammheim Die Bundesrepublik antwortete auf die Teroranschläge mit den Mitteln des Rechtsstaates. Für den im Mai 1975 begonnenen Prozeß gegen führende RAFMitglieder wurden in der Strafvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim sechs Zellen als ”Hochsicherheitstrakt” ausgebaut und ein Mehrzweckgebäude unmittelbar vor dem Zellenblock errichtet. Erstmals seit dem Kaiserreich tagte ein Gericht wieder auf dem Gelände einer Strafvollzugsanstalt. Am 28. April 1977 wurden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nach einer fast zwei Jahre dauernden Verhandlung in Abwesenheit zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Ulrike Meinhof hatte bereits im Mai 1976 Selbstmord verübt. Hausbesetzungen 17 571 "Maskenmütze" zur Vermummung „Mask cap“ for covering the face Berlin 1980-85 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv 17 522 Drei Tränenkartuschen der Berliner Polizei Three tear-gas cartridges of the Berlin Police Berlin, um 1981 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv 17 334 ”Bastelbogen für Hausbesetzer und solche, die es werden wollen!” „Cut-out sheet for squatters and would-be squatters!“ Um 1981 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1747 "Instandbesetzen statt kaputtbesitzen" „Squatters Restore Owners Destroy“ Button 1980-84 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1748 "Stoppt die Spekulanten" „Stop the Speculators“ Button 1980-1984 Berlin, Deutsches Historisches Museum [[17 836 "Germania". Zeitschrift für Drogen, Comics und Essen „Germania.“ Drug, comic and food magazine Frankfurt am Main Nr. 2, Oktober 1971 Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für Alternativkultur 17 1745 Fahne des Frankfurter Häuserrates Flag of the Frankfurt Council of Buildings Frankfurt am Main, um 1970 Frankfurt am Main, Informationsdienst e.V. - Projekt Dokumentation Die Häuserratsfahne wurde bei Demonstrationen mitgeführt oder fand ihren Platz im gemeinschaftlichen Wohnbereich: zuerst 1971 in einem der ersten besetzten Häuser in der Siesmayerstraße 6, zuletzt in den 80er Jahren in der Bockenheimer Landstraße 93 oder 98. Der rote Teil der Fahne sollte die Kontinuität zur Außerparlamentarischen Opposition (APO) zeigen. Der schwarze Teil geht auf die Anfänge der Stadtteilbewegung zurück, als schwarze Fahnen den Untergang der Quartiere symbolisieren sollten. Die ersten Hausbesetzungen fanden 1970 in Frankfurt am Main statt, bevorzugt im Westend. Im Laufe der 60er Jahre hatten sich in diesem Stadtviertel Büro- und Bankhochhäuser angesiedelt. Befördert durch die kommunale Politik und durch Immobilienspekulationen war es zur Umstrukturierung des Stadtviertels gekommen; die Zahl der Bewohner hatte sich von 40 000 im Jahr 1960 auf 28 000 im Jahr 1970 verringert. Die Initative zu Besetzungen ging von Studenten und Sozialarbeitern aus, die ein gemeinsames Wohnprojekt mit Gastarbeitern und kinderreichen Familien verwirklichen wollten. Gegen Entmietung, Spekulation und Abriß schlossen sich unterschiedliche soziale Gruppen zum Frankfurter Häuserrat zusammen und forderten eine sozialverträgliche Stadtteilpolitik und die Einheit von Wohn-, Kultur- und Arbeitsbereichen, um der städtischen Entwicklung zu ”Bankfurt”, ”Krankfurt” oder ”Wild-Westend” vorzubeugen. Der Häuserrat konnte die Räumung der besetzten Häuser im Februar 1974 nicht verhindern.]] 17 1753 "Häuserrat / Wandzeitung Nr. 3” „Council of Buildings / Wall News-sheet No. 3“ Frankfurt am Main, Februar 1973 Amsterdam, ID-Archiv im IISG 17 4183 "Demonstration / Manifestazione" „Demonstration / Manifestazione“ Plakat Herausgeber: Rat der besetzten Häuser u.a. Frankfurt am Main, 1972 Berlin, Deutsches Historisches Museum Im Frankfurter Westend lebten viele ausländische Arbeiter, denen Wuchermieten abverlangt wurden. Die Hausbesetzer ermutigten sie, gemeinsam mit ihnen gemeinsam Mietstreiks und Mieterversammlungen zu organisieren und den Frankfurter ”Häuserrat” zu unterstützen. Unterschiede in Sprache und politischem Bewußtsein bildeten gleichwohl Barrieren. 17 1756 ”Kämpfen Lernen Leben" „Fighting Learning Living“ Herausgeber: Kollektiv des Georg von Rauch Hauses Berlin, Juni 1972 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Am Kreuzberger Mariannenplatz fand mit der Besetzung eines leerstehenden Fabrikgebäudes im Juli 1971 die erste Hausbesetzung in Berlin statt. Nach Anwohnerprotesten räumte die Polizei das Gebäude. Das Kreuzberger Jugendamt bemühte sich um eine Konfliktlösung und gründete den Verein ”Jugendzentrum e.V”, der ein kollektives Wohnen von obdachlosen Jugendlichen ohne staatliche Beaufsichtigung fördern sollte. Nachdem die Bezirksverwaltung die Umsetzung dieses Projektes zu verschleppen schien, besetzten Anfang Dezember 1971 Schüler, Lehrlinge und Treber das Martha-MariaHaus am Mariannenplatz und benannten es nach Georg von Rauch, einem Mitglied der terroristischen ”Bewegung 2. Juni”, der ein paar Tage zuvor in Berlin von der Polizei erschossen worden war. Mit Duldung des Bezirksamts wurde ein Wohnkollektiv eingerichtet, das jugendlichen Trebegänger sozialpädagogische Betreuung anbot. Insofern waren die Berliner Hausbesetzungen auch Ausdruck von Versäumnissen im Bereich der Jugendfürsorge, speziell der Heimerziehung. 17 1763 "Dokumentation über die Polizeiüberfälle am 5.3.75" „Documenting the Police Attack on March 5, 1975“ Herausgeber: Georg-von-Rauch-Haus, Tommy-Weißbecker-Haus u. a. Berlin 1975 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin Nach terroristischen Anschlägen wurden regelmäßig auch besetzte Häuser durchsucht, und dies häufig ergebnislos: so auch am 5. März 1975 im Zusammenhang mit der Entführung des Berliner CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz. 17 520 Tür aus einem besetzten Haus Door from a squatted building Berlin, um 1981/82 Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv 17 1768 Medienpaket zu den Instandbesetzungen in Berlin 1981/82 Media package on the squats in Berlin 1981/82 Herausgeber: Diethart Kerbs (Berliner Geschichtswerkstatt e.V.) Berlin 1982 Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin 17 1772 "Wohnungsnot" „Housing Crunch“ Plakat Herausgeber: Kurt Jotter / Gegensatz u.a. Berlin, Oktober 1980 Berlin, Deutsches Historisches Museum Seit den 70er Jahren wurden in Berlin verstärkt Wohnhäuser abgerissen. Preiswerter Wohnraum in Altbauten wurde zugunsten teurer Neubauwohnungen vernichtet. Gewachsene Stadtteilstrukturen schienen zunehmend bedroht zu sein. Ab 1979 nahm die Zahl der Hausbesetzungen in West-Berlin rapide zu. Die Szene der Hausbesetzer bestand aus zwei großen Gruppen: Da waren die stadtteilpolitisch engagierten Menschen, die den Abriß bzw. die Luxussanierung leerstehender Häuser verhindern wollten und preiswerten Wohnraum sowie die Kiezstrukturen erhalten wollten. Sie traten mit eigenen Zeitungen an die Öffentlichkeit heran, um sie über ihre Ziele zu informieren Zum anderen gehörten der Besetzerszene sozial schwache, arbeitslose, zumeist obdachlose junge Menschen an, die keine politischen Ziele verfolgten, sondern einfach ein Dach über dem Kopf benötigten und bereit waren, es unter Einsatz von Gewalt zu verteidigen. [[17 1766 Vorzeichnung zur Brandgiebelbemalung des Kunst- und Kultur-Centrums Kreuzberg (KuKuCK) Sketch of wall graffiti at the Art and Cultural Center of Kreuzberg Entwurf: Rainer Warzecha Berlin 1981 Berlin, Dr. Eckhard Siepmann 17 1765 Dokumentation aus dem Kunst- und Kultur-Centrum Kreuzberg (KuKuCK) Brochure from the Art and Cultural Center of Kreuzberg Entwurf: Rainer Warzecha Berlin 1983 Berlin, Dr. Eckhard Siepmann 17 1767 "Kulturvonunten” „Culture from Below“ Plakat 1982-84 Berlin, Deutsches Historisches Museum Am 23. Januar 1981 wurde das Haus in der Anhalter Straße 7 in Berlin-Kreuzberg von Jugendlichen besetzt und als nicht-kommerzielles ”Kunst- und Kultur-Centrum Kreuzberg (KuKuCK)” genutzt. Dort tagte der Besetzerrat, Kulturgruppen traten auf, es gab ein Café und eine Bibliothek. Ein Ausbildungsprojekt für Jugendliche zog ein. Im Juni 1981 entstand die Brandgiebelbemalung, die zu einem der bekanntesten Bilder der Jugendkultur wurde. Es beschrieb das ”Lebensprogramm” der Besetzer: Frühere Hoffnungen, die Gesellschaft verändern zu können, waren wie Seifenblasen zerplatzt – und so auch jene, die man an die Studentenbewegung geknüpft hatte, hier durch eine ”68” symbolisiert. In Zukunft, so suggerierte die Darstellung, helfe nicht der ”Konsum- und Familiensumpf”, sondern der gewaltsame Widerstand. Am 20. September 1983 beschloß das Bezirksamt Kreuzberg den Erhalt des KuKuCK als wichtige Infrastruktureinrichtung. Es beauftragte die Internationale Bauausstellung (IBA), die sich mit Reparatur und Rekonstruktion der Stadt befaßte, mit einem Gutachten für die Instandsetzung. Am 24. Juli 1984 wurde das KuKuCK schließlich geräumt.]] 17 1771 ”Alle kommen zur Demo ...” „Everybody’s Going to the Demonstration...“ Plakat Berlin 1981 Berlin, Deutsches Historisches Museum Noch im Februar 1981 gaben 64,5 % der Berliner Bevölkerung an, sie würden eine Hausbesetzung billigen oder dulden. 51 % äußerten Verständnis für die Hausbesetzer. Am 23. Januar 1981 wurde Hans-Jochen Vogel neuer Regierender Bürgermeister von Berlin. Er propagierte die neue ”Berliner Linie der Vernunft”, die auf den Dialog mit den Hausbesetzern setzte. Schon 1980 war ein Besetzerrat gegründet worden, in dem sich die radikalen Hausbesetzer durchsetzen konnten. Vor jeder weiteren Verhandlung verlangten sie die Freilassung inhaftierter Hausbesetzer. Gemäßigte, dialogbereite Besetzer verloren zunehmend an Einfluß. Auch der neuen ”Linie” Vogels wurde vom Besetzerrat kein Vertrauen entgegengebracht. Wegen der kompromißlosen Haltung der meisten Hausbesetzer schlug die Stimmung bis zu den Neuwahlen im Juni 1981 um, der SPD/FDP-Senat wurde abgewählt und ein neuer CDU-Minderheitensenat mit dem Innensenator Heinrich Lummer eingesetzt. Dieser kündigte die ”Berliner Linie” auf und begann schon elf Tage nach der Regierungsübernahme mit der Räumung besetzter Häuser. 17 1774 Plan vom Schwarzwaldhof Plan of the Schwarzwaldhof Freiburg/Breisgau 1980 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1776 "Lasst uns bloss den Schwarzwaldhof" „Take Anything but the Schwarzwaldhof“ Aufkleber Freiburg/Breisgau 1980/81 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1777 "Tag der offenen Tür" „Open House“ Flugblatt Freiburg/Breisgau, Juli 1980 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1780 Listen der im Zimmer verbliebenen Gegenstände nach der Räumung des Schwarzwaldhofes (Haus 6) Lists of the objects left in the rooms after the eviction of squatters from the Schwarzwaldhof Autoren: Besetzer des Schwarzwaldhofes Freiburg/Breisgau 1980 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1781 Empfangsbestätigung für die Rückgabe beschlagnahmter Gegenstände Confirmation of reception of the confiscated objects Freiburg/Breisgau, Oktober 1980 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1782 Beschlagnahmtes Material nach Räumung eines besetzten Hauses in der Eschholzstraße Confiscated material after the eviction of squatters from a building on Eschholzstraße Landeskriminalamt Baden-Württemberg Freiburg/Breisgau, 1981 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen 17 1783 Listen der noch anhängigen Verfahren in Zusammenhang mit der Hausbesetzung im Schwarzwaldhof Lists of the outstanding trials in connection with the squatting of the Schwarzwaldhof Zusammengestellt von der Polizeidirektion Freiburg/Breisgau 1980 Freiburg, Archiv soziale Bewegungen Auch in kleineren Städten wie Freiburg im Breisgau verursachte die kommunale Wohnungspolitik ähnliche Probleme wie in Frankfurt am Main oder West-Berlin. Hier wie da wurde Ende der siebziger Jahre preiswerter Wohnraum immer knapper, hier wie da standen in der Innenstadt Häuser leer, die langfristig abgerissen oder luxussaniert werden sollten. Ein bundesweit bekanntgewordenes Häuserensemble war der Freiburger Schwarzwaldhof, der 1980 nach der Räumung anderer Häuser besetzt wurde. Neben verschiedenen Wohngemeinschaften etablierte sich im Schwarzwaldhof das Jugend- und Kulturzentrum ”AZ”. Die Räumung des Schwarzwaldhofes am 5. März 1981 löste sogar in Berlin gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern und der Polizei aus. [[17 1786 "Widerstandstag X / Hafenstrasse durchsetzen!" „Resistance-Day / Push through Hafenstrasse!“ Plakat Entwurf: Anna Richie Hamburg 1987 Berlin, Deutsches Historisches Museum 17 1787 "Hafenstrasse bleibt!" „Hafenstrasse Stays!“ Plakat Entwurf: B. Ündnis Hamburg 1987 Berlin, Deutsches Historisches Museum In der Hafenstraße in Hamburg waren 1982 insgesamt acht Häuser besetzt worden. Zunächst hatte es wiederholt Konflikte zwischen der Polizei und den Besetzern gegeben 1983 schloß dann die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft Verträge mit den Besetzern. Die Lage beruhigte sich. Nach Auslaufen der Mietverträge 1986 und dem Widerstand von seiten der CDU und Teilen der SPD gegen eine Vertragsverlängerungen verbarrikadierten die Hausbesetzer die Hafenstraße. Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi bemühte sich in Verhandlungen um eine Lösung des Konflikts. Vorbedingung sollte allerdings der Abbau der Barrikaden sein. Erst als Dohnanyi mit seinem Rücktritt drohte, lenkten die Besetzer ein. Heute sind die Häuser im Besitz der Wohungsbaugenossenschaft ”Alternativen am Hafenrand”, die die Wohnungen an die ehemaligen Besetzer vermietet.]]