17 - Deutsches Historisches Museum

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Studentenbewegung
Flugblätter
In den späten 60er Jahren sahen Protestierende Flugblätter als zeitgemäßes
Kommunikationsmittel an. Flugblätter wurden innerhalb der Studentenschaft zum
Austausch von Informationen und Argumenten genutzt. Die Studenten bemühten
sich aber auch darum, die Bevölkerung der Bundesrepublik mit Flugblättern über ihre
Anliegen zu informieren. So wurden beispielsweise nach dem Anschlag auf Rudi
Dutschke am 11. April 1968 innerhalb eines Tages mehr als 15 verschiedene InfoFlugblätter an die Berliner Bevölkerung verteilt.
Notstandsgesetze
[[17 639
"Notstand”
„State of Emergency“
Faltblatt
Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin
1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1789
"Beschlagnahmt werden kann Ihr Fahrzeug ..."
„Your Vehicle Can Be Confiscated...“
Handzettel
Herausgeber: Aktion Kampf gegen Notstand
München, Mai 1968
Duisburg, Archiv für alternatives Schrifttum
17
1791
Aufkleber gegen die Notstandsgesetze
Stickers protesting the state of emergency laws
1967/68
Berlin, Deutsches Historisches Museum
In ihrem Regierungsprogramm hatte sich die Große Koalition 1966 auf die
Verabschiedung einer ”Notstandsverfassung” geeinigt. Sie sollte der Regierung im
Falle eines Krieges oder einer anderen Krise außerordentliche Befugnisse
einräumen. Die Befürworter dieses Gesetzesvorhabens argumentierten mit dem
Umstand, daß die drei westlichen Besatzungsmächte nach wie vor über
Notstandsvollmachten verfügten und diese durch eine deutsche
Notstandsgesetzgebung abgelöst werden müßten. Die Gegner wiesen auf die
Mißbrauchsmöglichkeiten hin. Vor allem die Studenten versuchten die Gesetze
durch Protestaktionen zu verhindern. Am 30. Mai 1968 verabschiedete der
Bundestag mit den Stimmen der CDU/CSU- sowie Teilen der SPD-Fraktion eine
Notstandsverfassung, wie sie bis heute gültig ist.]]
17
1798
"Marsch auf Bonn 11. Mai '68"
„March to Bonn May 11, ‘68“
Abzeichen
1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1799
"Gegen Notstands Gesetze"
„Against Emergency Laws“
Button
1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Schah/Ohnesorg
[[17 33
Papiertütenmasken mit Porträts des Schahs von Persien und seiner Frau Farah
Diba
Paper bag masks with portraits of the shah of Persia and his wife Faral Diba
Berlin, 2. Juni 1967
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
640
Sonderdruck des "FU Spiegel" zum Tod von Benno Ohnesorg
Special edition of the „FU Spiegel“ on the death of Benno Ohnesorg
Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin
Juni 1967
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der Staatsbesuch des persischen Schahs Reza Pahlewi vom 27. Mai bis zum 4. Juni
1967 löste in der Bundesrepublik Proteste und Kundgebungen aus, die sich gegen
die politischen Verhältnisse im Iran richteten sowie gegen die Tatsache, daß das
demokratisch nicht legitimierte iranische Staatsoberhaupt von der Bundesrepublik
eingeladen worden war.
Am 2. Juni ereigneten sich bei einer Demonstration gegen den Schah vor der
Deutschen Oper in West-Berlin schwere Zusammenstöße, bei denen schahtreue
Perser (”Jubelperser”) auf die Demonstranten einprügelten. Auch die Polizei ging vor
allem gegen die protestierenden Studenten vor. Im Verlauf der schweren
Zusammenstöße tötete Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno
Ohnesorg mit einem Schuß aus seiner Dienstpistole tödlich. Dieser Vorfall markierte
einen Wendepunkt in der Geschichte der studentischen Protestbewegung. Er löste
eine Eskalation von Gewalt und Gegengewalt zwischen Polizei und Studentenschaft
aus. ]]
17
1803
"Information for Americans! Events of June 2, 1967 in West-Berlin"
"Information for Americans! Events of June 2, 1967 in West-Berlin"
Englische Übersetzung des "FU Spiegel"
Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin
Juni 1967
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1809
"Freiheit für Teufel" / "Teufel ins Rathaus"
„Freedom for Teufel“ / „Teufel for Mayor“
Handzettel
Berlin 1967/68
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
637
"Der Würger von Wedding erhängte sich!"
„The Strangler of Wedding Hangs Himself!“
Dokumentation der Kommune I über die Verurteilung und den Gefängnisaufenthalt
von Fritz Teufel
Berlin 1967
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1815
Fünf Fotografien des studentischen Untersuchungsausschusses zum ”2. Juni"
Five photographs of the Student Investigatory Committee concerning „June 2“
Berlin 1967
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1816
Fünf Aktenordner des studentischen Untersuchungsausschusses zum "2.
Juni"
Five files of the Student Investigatory Committee concerning „June 2“
Berlin 1967
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Nach der Erschießung Benno Ohnesorgs versuchten die Polizei, der Senat von
Berlin und die Zeitungen des Axel-Springer-Konzerns die Studierenden zu
kriminalisieren. Unter dem Vorwurf des Landfriedensbruches wurde das Kommune-IMitglied Fritz Teufel in Untersuchungshaft genommen; man unterstellte ihm,
während der Demonstration am 2. Juni 1967 Steine geworfen zu haben. Für die
folgenden Tage erließ der Senat ein Demonstrationsverbot. Erst als die Studenten
einen eigenen Untersuchungsausschuß ins Leben riefen, der die Umstände des
Todes von Benno Ohnesorg rekonstruierte, und schließlich auch ein offizieller
parlamentarischer Untersuchungsausschuß zu den gleichen Ergebnissen kam,
konnte Polizeiobermeister Kurras als Täter ermittelt werden.
Springer
[[17 70
"Springertribunal / Zerstört Springers Welt Bild"
„Springer Tribunal / Destroy Springer’s Newspaper ‘Bild’ and His Ideology“
Ankündigung des ”Springer-Tribunals”
Berlin 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
77
"Hearing über den Springer-Konzern"
„Hearing on the Springer Group“
Veranstaltungsankündigung
Berlin 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
634
"Die Psychoanalyse der Bild-Zeitung"
„Psychoanalysis of the Bild-Zeitung“
Herausgeber: Springer-Arbeitskreis der "Kritischen Universität Berlin"
Mai 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1817
Dose mit Buttons
Can with buttons
Berlin 1967/68
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1818
Postkarten "Springer-Tribunal, Berlin"
Postcard „Springer Tribunal, Berlin“
Berlin 1967/68
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Vor allem die Zeitungen des Axel-Springer-Verlages sorgten 1967/68 für eine
polarisierte Stimmung in West-Berlin. Vergleiche Rudi Dutschkes mit Adolf Hitler
oder des Sozialistischen Deutschen Stundentenbundes (SDS) mit der SA waren
keine Ausnahmen. Buttons mit der Aufforderung, Springer zu enteignen, erfreuten
sich daher großer Beliebtheit. Außerdem versuchte der SDS sich mit einem
”Springer-Hearing” zur Wehr zu setzen. In dieser Konferenz sollte die Rolle der
Springer-Medien in der Bundesrepublik untersucht werden. Nachdem jedoch
verschiedene prominente Redner von einer Teilnahme Abstand genommen hatten
und das Thema ”Vietnam” immer wichtiger wurde, sagte der SDS die Veranstaltung
ab und organisierte kurzfristig am gleichen Ort den Vietnam-Kongreß.]]
17
1819
Drei "Anleihen der Antispringerkampagne" über 1000 DM
Three 1000-DM Anti-Springer Campaign bonds
Herausgeber: Springer-Tribunal, Berlin
1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Vietnam
17
146
Fahne der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National de Libération),
Süd-Vietnam
Flag of the National Liberation Front (FNL - Front National de Libération), South
Vietnam
Um 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1838
"HO" (Ho Chi Minh)
„HO“ (Ho Chi Minh)
Paris 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
1839
"Viva Che" (Che Guevara)
"Viva Che" (Che Guevara)
Berlin, um 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
1827
”Der Kampf des vietnamesischen Volkes und die Globalstrategie des
Imperialismus”
„The Struggle of the Vietnamese People and the Global Strategy of
Imperialism“
Publikation des Internationalen Vietnam-Kongresses in Berlin
Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS)
Berlin 1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1831
"Erklärung zur Internationalen Vietnam-Konferenz"
„Statement about the International Vietnam Conference“
Plakat zur Vietnam-Konferenz
Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS)
1968
Berlin, Landesarchiv
Am 17. und 18. Februar 1968 fand in West-Berlin die Internationale VietnamKonferenz mit mehr als 5 000 Teilnehmern, vornehmlich Studenten aus ganz Europa
statt. Sie war vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) organisiert
worden, sollte die USA ”verunsichern”, der nordvietnamesischen Seite Unterstützung
signalisieren und den Protest gegen den Krieg in Vietnam bündeln.
Nach der Aufhebung eines vom Senat erlassenen Demonstrationsverbotes durch
eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zogen am 18. Februar 12 000
Demonstranten, unter ihnen auch prominente SPD-Politiker, durch die Westberliner
Innenstadt.
17
1837
Aufkleber "Internationale Vietnam-Konferenz Berlin"
Sticker „International Vietnam Conference Berlin“
Berlin, 1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1836
Aufkleber "So läutet es die Freiheitsglocke"
Sticker „This is How It Rings the Bell of Freedom“
Aufruf zur Demonstration während der Internationalen Vietnam-Konferenz
Berlin, Februar 1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1842
"So verteidigen die USA unsere Freiheit in Vietnam"
„This Is How the USA Defends Our Freedom in Vietnam“
Aufruf zur Demonstration während der Internationalen Vietnam-Konferenz
Februar 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
1829
Einkaufstüte mit Symbol der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National
de Libération), Süd-Vietnam
Shopping bag with the symbol of the National Liberation Front (FNL - Front
National de Libération), South Vietnam
London 1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
581
Anhänger mit Symbol der Nationalen Befreiungsfront (FNL - Front National de
Libération), Süd-Vietnam
Pendant with the symbol of the National Liberation Front (FNL - Front National
de Libération), South Vietnam
1967/68
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
[[17 1830
"Stop US-Aggression in Vietnam"
„Stop US Aggression in Vietnam“
Button
Um 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1832
"Schluß mit dem Krieg in Vietnam"
„Stop the War in Vietnam“
Abzeichen
Um 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1833
"Stop the war in Vietnam"
„Stop the war in Vietnam“
Button
Um 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
War es in bundesdeutschen Universitätsstädten noch 1963, nach der Ermordung
des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, zu spontanen
Solidaritätskundgebungen gekommen, so änderte sich Ende der 60er Jahre die
Einstellung vieler Menschen gegenüber den USA. Das amerikanische Vorgehen in
Vietnam, die täglichen Berichte über Flächenbombardements und die Verteidigung
eines korrupten Regimes in Süd-Vietnam widersprachen allen westlichdemokratischen Idealen, mit denen sich vor allem die Jugend zu identifizieren
gelernt hatte. ]]
Dutschke/Ostern 68
17
1843
"Erklärung" von 14 Professoren anläßlich des Mordanschlages auf Rudi
Dutschke
„Declaration“ of 14 professors after the attempt on Rudi Dutschke’s life
1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1845
Telegramme und Solidaritätsbekundungen anläßlich des Attentates auf Rudi
Dutschke
Telegrams and declarations of solidarity after the attempt on Rudi Dutschke’s
life
1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Wie kaum ein anderer der Wortführer des Studentenprotestes polarisierte Rudi
Dutschke die bundesrepublikanische Gesellschaft. Dutschke stammte aus einem
kleinstädtischen, potestantischen Unterschichtenmilieu der DDR. Er war kurz vor
dem Mauerbau nach West-Berlin gekommen, wo er sich an der Freien Universität
eingeschrieben hatte. Zwischen 1965 und 1968 war Dutschke der führende
Theoretiker der Außerparlamentarischen Opposition (APO). Er propagierte das
Konzept vom ”langen Marsch durch die Institutionen”, an dessen Ende eine
veränderte Gesellschaft stehen sollte. Dutschke wurde von den Medien, die auf
Heldengeschichten und wiedererkennbare Gesichter angewiesen waren, wie auch
von den Studenten, die auf der Suche nach einem Vordenker und Protagonisten
waren, als Held und Anführer aufgebaut.
17
2060
Brief von Herbert und Inge Marcuse an Gretchen und Rudi Dutschke
Letter from Herbert and Inge Marcuse to Gretchen and Rudi Dutschke
La Jolla, Californien (USA), 21. April 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
2061
Kinderzeichnung "Rudi Dutschke für den ist das Bild"
Child’s picture „Rudi Dutschke, the picture’s for him“
Bettina Susanne Klünner
Berlin 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
2062
Brief von Helga Feddersen an Rudi Dutschke
Letter from Helga Feddersen to Rudi Dutschke
Hamburg, 12. April 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
2063
Brief von Günther Fischinger an Gretchen Dutschke
Letter from Günther Fischinger to Gretchen Dutschke
Herlikofen, 12. April 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
2067
Anonymer Brief an Rudi Dutschke: "Du Kommunisten Schwein"
Anonymous letter to Rudi Dutschke: „You communist pig“
16. April 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
2068
Anonymer Brief an Rudi Dutschke: "Sie Schwein!”
Anonymous letter to Rudi Dutschke: „You swine!“
April 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
Am 11. April 1968 schoß der Hilfsarbeiter Josef Bachmann auf offener Straße
dreimal auf Rudi Dutschke und verletzte ihn schwer. In der Folge kam es in
zahlreichen Städten zu Protestkundgebungen und Straßenschlachten. Die
Protestierenden machten die Springer-Presse mitverantwortlich für das Attentat. Vor
allem ”Bild”, ”BZ” und ”Berliner Morgenpost” hatten die Studenten kriminalisiert. Über
60 000 junge Leute versuchten bundesweit tagelang, die Auslieferung der SpringerZeitungen zu verhindern.
Dutschke erreichten im Krankenhaus viele Briefe von Bundesbürgern, die ihm ihre
Unterstützung zusicherten. Doch erhielt er auch Briefe mit Beschimpfungen und
Drohungen, die in der Regel anonym abgeschickt worden waren. Am 24. Dezember
1979 verstarb Rudi Dutschke im dänischen Arhus an den Spätfolgen des Attentats.
17
1846
"Ist die Revolution noch zu stoppen?"
„Can the Revolution Be Stopped?“
"Stern", Nr. 17, April 1968
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
574
Ungerade Tage / Tätigkeitsbericht der Berliner Polizei
Odd Days / Report of the Berlin Police Force
1966-68
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
Tegeler Weg
[[17 523
Tschako der Berliner Polizei
Shako of the Berlin Police
1963-68
Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin
17
524
Schutzhelm "P 10" der Berliner Polizei
P 10 helmet of the Berlin Police
1968
Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin
17
573
Gummiknüppel der Berliner Polizei
Rubber club of the Berlin Police
1967/68
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
Am 4. November 1968 eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen der
Westberliner Polizei und den Studierenden schließlich in der ”Schlacht am Tegeler
Weg”. Der bekannteste Anwalt der APO, Horst Mahler, war von einem Ehrengericht
der Berliner Rechtsanwaltskammer angeklagt worden, weil er sich nach dem Attentat
auf Rudi Dutschke an einem Protestmarsch auf das Springer-Hochhaus beteiligt
hatte. Der Berliner SDS hatte zu einer Solidaritätskundgebung für Mahler aufgerufen,
zu der 1 000 Studierende erschienen waren. Die Protestierenden griffen die
zahlenmäßig unterlegene Polizei mit Pflastersteinen an. 130 Polizisten und 21
Demonstranten wurden dabei verletzt. Nach diesen Ereignissen wurde die Polizei
flächendeckend mit Helmen und Plastikschilden ausgerüstet.
Uni
17
71
"Alle reden vom Wetter. / Wir nicht."
„Everyone’s Talking about the Weather / Not Us“
Herausgeber: Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS)
Entwurf: Jürgen Holtfreter
Berlin 1973 (zuerst 1968)
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Das wohl bekannteste Plakat des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS)
aus dem Jahr 1968 griff eine 1967 gestartete Imagekampagne der Deutschen
Bundesbahn auf. Indem die Porträts von Marx, Engels und Lenin die Abbildung
eines Zuges ersetzten, wurde mit den Mitteln der ”kapitalistischen Werbung” auf die
kapitalismuskritische sozialistische Ausrichtung der Studentenbewegung verwiesen.
17
644
Veranstaltungsverzeichnis der "Kritischen Universität" für das Wintersemester
1967/68
Course Offerings of the „Critical University,“ Winter Semeser 1967/1968
Herausgeber: AStA der Freien Universität Berlin
1967
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1850
"Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren"
„Under the Musty Gowns for 1000 Years“
Transparent
Hamburg 1967
Hamburg, Staatsarchiv Hamburg
Während des akademischen Rituals der Rektoratsübergabe im Audimax der
Hamburger Universität entfalteten die beiden Studenten Detlev Albers und Gert
Hinnerk Behlmer am 9. November 1967 dieses Transparent. Sie wollten damit gegen
die Ordinarienuniversität, die den Studenten keinerlei Mitspracherechte einräumte,
sowie gegen die fragwürdige NS-Vergangenheit vieler Professoren protestieren. Vor
seiner Beschriftung hatte der schwarze Stoff als Trauerflor für den am 2. Juni 1967
bei einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin getöteten Studenten Benno Ohnesorg
gedient. Die Fotos, die hier erstmals öffentlich gezeigt werden, dokumentieren den
Ablauf der aufsehenerregenden Aktion.
17
642
"Berlin: Schüler übernehmen ihre Schule"
„Berlin: Students Take Charge of Their School“
"ß Schüler-Zeitung”, 1. Jahr, Nr. 2, Juli 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Auch Schüler waren an den Protesten der Außerparlamentarischen Opposition
(APO) beteiligt. Ähnlich wie die Studenten an der Universität wollten sie, ob in der
Erwachsenenbildung oder an weiterführenden Schulen, Unterrichtsformen und inhalte verändern.
Kommune 1
17
830
Brief an Rainer Langhans von Alfred Kohler
Letter from Alfred Kohler to Rainer Langhans
Beerbach, 4. März 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
832
Brief von Andreas Baader an die Kommune 1
Letter from Andreas Baader to Commune 1
Juni 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
835
Brief an Fritz Teufel von seiner Mutter
Letter to Fritz Teufel from his mother
Ludwigsburg, 21. Mai 1968
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
17
636
Rainer Langhans / Fritz Teufel: Klau mich
Rainer Langhans / Fritz Teufel: Steal Me
Dokumentation über das Leben in der Kommune 1
Herausgeber: Bernward Vesper
Frankfurt am Main 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
638
"Willkommen Kanonenfutter"
„Welcome Cannon Fodder“
Dokumentation der Kommune 1 über die Studentenbewegung in West-Berlin
Berlin 1968
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
834
Broschüre der Kommune 1
Commune 1 brochure
Berlin, September 1967
Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für
Alternativkultur
17
1858
Broschüre der Kommue 1: ”Quellen zur Kommuneforschung”
Commune 1 brochure: „Sources for Commune Research“
Berlin, Mai 1968
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Die Kommune 1 wurde am 1. Januar 1967 von einem Kreis um Dieter Kunzelmann,
Rainer Langhans, Fritz Teufel und Hans-Joachim Hameister in Berlin gegründet.
Ihren Aktionsformen, die auf Medienwirksamkeit zielten, entsprachen aggressive
Polit-Happenings, an denen mehrere hundert Demonstranten teilnahmen, und
phantasievolle Verkleidungen. Die Kommune 1 wurde von dem Selbstverständnis
getragen, Geschlechterrollen aufzuheben, physische Gewalt zu vermeiden,
Alternativen zu überkommenen Gemeinschaftsformen wie der Zweierbeziehung zu
leben und auf der Suche nach neuen, nicht-autoritären Lebensformen zu sein.
Dieses Experiment übte auf die Jugend in der Bundesrepublik und darüber hinaus
Faszination aus.
Umweltschutz
allgemein
17
1581
Aktionskatalog des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
Action Campaign Catalogue of the Federal Association of Environmental
Action Groups
Mit Aktionsvorschlägen für Bürgerinitiativen
Karlsruhe 1977
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1583
"Atomkraft? Nein Danke"
„Nuclear Power? No Thank You“
Button
1975-88
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1584
"stoppt die atomindustrie / kämpft für das leben"
„Stop the Atomic Industry / Fight for Life“
Button
1975-88
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Wyhl
17
1727
Bandstacheldraht vom Bauplatz Wyhl
Rolls of barbed wire from the Wyhl construction site
1975
Freiburg/Breisgau, Badisch Elsässische Bürgerinitiativen. BUND-Regionalverband
Südl. Oberrhein
17
1632
Liste mit Ausrüstungsgegenständen für die Bauplatzbesetzung
List with pieces of equipment for the occupation of the construction site
Wyhl, Oktober 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1726
"Filbinger hat unser Recht verletzt"
„Filbinger Has Violated Our Rights“
Transparent
Wyhl 1975
Freiburg/Breisgau, Badisch Elsässische Bürgerinitiativen. BUND-Regionalverband
Südl. Oberrhein
17
1622
"Unser Land- Unser Strom? Unser Lebensraum ist bedroht."
„Our Country - Our Electricity? Our Living Space Is Threatened“
Herausgeber: Aktionsgemeinschaft gegen Umweltgefährdung durch Atomkraftwerke
e.V. in der Rheintalaktion
Freiburg/Breisgau 1974
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1637
"Kein KKW in Wyhl"
„No Nuclear Power Plant in Wyhl“
Flugblatt
Wyhl 1974/75
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1623
"Wyhl - möglicher Standort für ein Kernkraftwerk"
„Wyhl - the Possible Location of a Nuclear Power Plant“
Projekt-Information 1 der Kernkraftwerk Süd GmbH
Karlsruhe, April 1974
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
Erste Proteste gegen Atomenergievorhaben in der Bundesrepublik gab es schon in
50er Jahren: Beispielsweise wandten sich 1957 betroffene Gemeinden gegen die
Errichtung eines Reaktors in der Kernforschungsanstalt Karlsruhe. Massenhaften
Zulauf bekam die Anti-Atomkraft-Bewegung erstmals Mitte der 70er Jahre, als die
Pläne zur Errichtung eines Atomkraftwerkes im badischen Wyhl bekannt wurden.
[[17 1627
"1. Vierwochenprogramm" der Volkshochschule Wyhler Wald
„1st Four-Week Program“ of the Wyhl Wald Adult Ed Project
April 1974
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1629
Gästebuch der Volkshochschule Wyhler Wald
Guest book of the Wyhl Wald Adult Ed Project
1974/75
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1617
"Aufruf” zur Platzbesetzung
„Call“ to occupy the site
Flugblatt
Herausgeber: Internationales Komitee der 30 Bürgerinitiativen
Wyhl 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1618
"Strafanzeige", Formblatt zur Selbstanzeige nach Platzbesetzung
„Self-Arrest“ form for bringing charges against yourself after occupation of the
site
Wyhl 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen der Umgebung besetzten am 18.
Februar 1975 den Bauplatz des Atomkraftwerkes Wyhl. Es war das erste Mal, daß
eine solche Aktion in der Bundesrepublik stattfand. Nachdem der Bauplatz am 20.
Februar zunächst von der Polizei geräumt, drei Tage später jedoch wieder besetzt
worden war, entwickelte sich auf dem Gelände bald ein reges kulturelles Leben. Im
”Freundschaftshaus” ließ sich die ”Volkshochschule Wyhler Wald” nieder, in der
Interessierte unter anderem Vorträge zu alternativen Energieprojekten hören
konnten.]]
17
1620
"Wortlaut des Telegramms”
„The Wording of the Telegram“
Flugblatt
Herausgeber: Die 30 Bürgerinitiativen vom Kaiserstuhl und Umgebung
Freiburg/Breisgau, Februar 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1619
"Presseerklärung"
„Press release“
Solidaritätsbekundung von Wissenschaftlern mit den Bauplatzbesetzern in Wyhl
1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1626
"Extrablatt bürger initiativ" zur vorläufigen Geländeräumung am 20. Februar
1975
„Action Group Special Edition“ on the preliminary clearing of the area by
police on February 20, 1975
Herausgeber: BUND Tübingen
Februar 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1625
"Landfriedensbrecher sind nicht wir, sondern Filbinger und Eberle!”
„We Are Not Disturbers of the Peace, Filbinger and Eberle Are!
Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen
Wyhl 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
649
Becher "KKW NEIN"
Mug „NUCLEAR POWER PLANT NO“
Freiburg/Breisgau 1975/76
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1636
"Wyhl: März 75 bis ...?”
„Wyhl: March ‘75 until...?“
Teil einer Fotoausstellung der badischen und elsässischen Bürgerinitiativen zur
KKW-Bauplatzbesetzung in Wyhl
1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
Die Besetzer des Bauplatzes Wyhl konzipierten eine Fotoausstellung, die durch die
Bundesrepublik wanderte. Sie zielte darauf, Unterstützer für das Anliegen zu
gewinnen, den Bau des Kernkraftwerkes Wyhl zu verhindern.
17
1635
"Wache im Wyhlerwald"
„On Guard in Wyhlerwald“
Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen
Wyhl, November 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
Nach langen Verhandlungen mit der baden-württembergischen Landesregierung, die
schließlich einen Baustop bis zum Ende der juristischen Auseinandersetzungen
sowie Straffreiheit für die Besetzer zusagte, räumten die Bürgerinitiativen am 7.
November 1975 den Bauplatz. Das AKW Wyhl ist bis heute nicht gebaut worden.
17
1642
"Nai hämmer gsait! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und anderswo"
„We Said No! No Nuclear Power Plant in Wyhl or Elsewhere“
Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen
Entwurf: Herbert Hoffmann, Freiburg/Breisgau
Weisweil, März 1983 (zuerst 1977/78)
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1631
"Viele Grüße aus Wyhl!"
„Greetings from Wyhl!“
Postkarten
Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen
Wyhl 1975
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1630
"Das KKW in Wyhl wird nicht gebaut!"
„The Nuclear Power Plant in Wyhl Won’t Be Built“
November 1976
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
Gorleben
17
1644
"Freie Wendländische Tageszeitung"
"Free Wendland Daily“
Herausgeber: taz, die tageszeitung, Berlin
4. Juni 1980
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1649
"Gorleben aktuell"
„The Latest from Gorleben“
Herausgeber: Arbeitsgruppe Wiederaufbereitungsanlage, Lüneburg
Nr. 1, 19. Mai 1978
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1650
"Gorleben aktuell"
„The Latest from Gorleben“
Herausgeber: Arbeitsgruppe Wiederaufbereitungsanlage, Lüneburg
Nr. 11, März/April 1980
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1651
Leiter vom Turm des Anti-Atom-Dorfes
Ladder from the tower in the Anti-Nuclear Village
Gorleben 1980
Schreyahn, Francis Althoff / Rondell e.V.
Am 4. Juni 1980 wurde das Hüttendorf auf dem Bauplatz in Gorleben von Polizei und
Bundesgrenzschutz unter Einsatz von Hubschraubern geräumt und sofort von
Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Dieser Teil der Leiter, die auf den Turm
führte, ist ein letztes Relikt aus dem Hüttendorf.
17
1656
Plakat mit Ansicht des Turmes im Anti-Atom-Dorf
Poster showing the tower in the Anti-Nuclear Village
Entwurf: Dieter Schaarschmidt
1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1684
"Artikel 20 Grundgesetz: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus."
„Article 20 of the Basic Law: All State Power Originates with the People“
Plakat
Foto: Günter Zint
Um 1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1691
"4.6.80 Gorleben".
„Gorleben June 4, 1980“
Plakat
Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis gegen Atomenergie
1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1652
"Tag X / Verhindert die Atommülltransporte ins Wendland"
„Action Day / Stop the Transport of Nuclear Waste to Wendland“
Bearbeitung: Joseph Beuys
1985
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1689
"Gorleben ist überall"
„Gorleben Is Everywhere“
Plakat
Um 1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
527
Schutzhelm "P 12" der Berliner Polizei
P 12 helmet of the Berlin Police
Mit Farbbeutelspuren durch einen Einsatz in Gorleben
1983
Berlin, Polizeihistorische Sammlung beim Polizeipräsidenten in Berlin
Zur Räumung des Hüttendorfes im Gorleben am 4. Juni 1980 wurden
Polizeieinheiten aus der gesamten Bundesrepublik eingesetzt. 10 000 Polizisten
zwangen 3 000 Atomkraftgegner, den von ihnen besetzten Bauplatz zu verlassen.
17
1679
"Gorleben soll leben"
„Gorleben Will Live“
Button
Um 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1675
"Gorleben soll leben"
„Gorleben Will Live“
Aufkleber
Um 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1677
"Gorleben Treck 25.-31.3.79"
„Gorleben Trek 25-31, 1979“
Button
1979
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Am 22. Februar 1977 benannte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst
Albrecht das Dorf Gorleben als Standort für ein Nukleares Entsorgungszentrum
(NEZ). Bürger der Region Wendland, die nicht mit diesen Plänen einverstanden
waren, gründeten daraufhin die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sowie die
Bäuerliche Notgemeinschaft.
Als mit den Probebohrungen begonnen wurde, setzte sich am 25. März 1979 ein
Treckerzug aus dem Wendland in Richtung Hannover in Bewegung. Am 31. März
kam er in der niedersächsischen Landeshauptstadt an. Da es am 28. März im AKW
Harrisburg (USA) zu einem schweren Störfall gekommen war, beteiligten sich an der
Anti-AKW-Kundgebung in Hannover über 100 000 Menschen. Unterdessen gingen
die Bohrungen in Gorleben weiter.
[[17 1659
"Im Auftrag: Das Volk Freie Republik Wendland"
„By Order of the People of the Free Republic of Wendland“
Stempel
Mai 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1662
"Republik Freies Wendland. Wendenpass"
„Republic of a Free Wendland. Wenden Passport“
Mai 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1672
"Na klar! jeden Samstag 19 Uhr Radio Wendland auf UKW 101 Mhz"
„Of Course! Every Sunday at 7 pm, Radio Wendland at 101 Mhz on VHF“
Aufkleber
Mai 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1674
"Republik Freies Wendland"
„Republic of a Free Wendland“
Aufkleber
Mai 1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1666
"Nordteil von 1004" (besetzter Bohrplatz mit der "Republik Freies Wendland")
„Northern Part of 1004“ (occupied drilling site with the „Republic of a Free
Wendland“)
Postkarte
Foto: Rieth
1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1664
Beim Bau eines Holzhauses in der ”Republik Freies Wendland”
Building a Wooden House in the „Republic of a Free Wendland“
Postkarte
Herausgeber: Discordia, Köln
1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1670
In der "Republik Freies Wendland"
In the „Republic of a Free Wendland“
Postkarte
1980
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Am 3. Mai 1980 besetzten 5 000 Menschen den Bohrplatz 1004 zwischen Gorleben
und Trebel. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik errichteten sie ein AntiAtomdorf, die ”Republik Freies Wendland”. Sie bauten 50 Holzhäuser teilweise nach
ökologischen Gesichtspunkten, die von einem Holzturm überragt wurden. Es gab ein
großes ”Freundschaftshaus”, eine Schwitzhütte, ein Meditationszelt und einen
Backofen. Die ”Republik” hatte eine eigene Radiostation, gab eine Zeitung heraus
und stellte sogar eigene “Pässe” aus.]]
Wackersdorf
17
1695
"Wackerland News" Nr. 1
„Wackerland News“ No. 1
Hermann Huber
Amberg 1986
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1698
Teil des Sicherheitszaunes der WAA Wackersdorf
Part of a security fence at the Wackersdorf Nuclear Reprocessing Plant
1985
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Nach den Bauplatzbesetzungen wurde in Wackersdorf ein Sicherheitszaun errichtet,
der mit einem betoniertem Wassergraben, einem massivem Stahlzaun und einer
aufgesetzter Stacheldrahtkrone schrittweise zu einem festungsartigen Ausbau
verstärkt wurde:.
Eine Demonstrantin erinnert sich: ”Diese Trennung zwischen der Macht und uns, das
spürte man direkt durch den Zaun hindurch. Der Zaun war ein Symbol für die Macht,
für die Polizei, für die Politiker, die DWK, Siemens, KWU und wie sie alle hießen.”
17
1699
"Die WAA gefährdet unser Leben!"
„The Reprocessing Plant Endangers Our Lives!“
Transparent
Um 1986
Schwandorf, Anti-WAA-Büro
[[17 1700
Megaphon
Megaphone
mit Aufkleber "Bürgerinitiative gegen die WAA"
Um 1986
Schwandorf, Anti-WAA-Büro
17
1704
"Rettet den Wald / WAA Nein"
„Save the Forest / No to the Reprocessing Plant“
Plakat zum 11.-13.12.1985
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
Am 24. September 1985 erteilte das bayerische Umweltministerium die erste
Teilerrichtungsgenehmigung zum Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im
oberpfälzischen Wackersdorf. Anfang Dezember wurde mit der Rodung des
Baugeländes begonnen. Lokale Bürgerinitiativen besetzten daraufhin zweimal den
Bauplatz und errichteten die Hüttendörfer ”Freie Oberpfalz” und ”Republik Freies
Wackerland”, das mit 158 Hütten das größte Widerstandsdorf war. Die Besetzungen
wurden jeweils schon nach wenigen Tagen von der Polizei aufgelöst. Die bayerische
Polizei begegnete den Demonstranten in der Folge am Baugelände in Wackersdorf
mit ungewöhnlicher Härte. So wurde hier am Ostersonntag 1986 erstmals in der
Geschichte der Bundesrepublik CS-Gas eingesetzt.
Unter dem Eindruck der unerwartet starken und lang anhaltenden Proteste beschloß
der Hauptanteilseigner der WAA, der Düsseldorfer Energiekonzern Veba, im Jahr
1989, abgebrannte Kernstäbe in die französische Wiederaufarbeitungsanlage in La
Hague transportieren zu lassen. Daraufhin wurden am 31. Mai 1989 die Arbeiten in
Wackersdorf eingestellt.]]
17
1701
"Bürgerinitiative gegen die WAA"
"Wach'auf Mach mit / Keine WAA in Bayern oder anderswo"
"WAA Nein"
”Nein / Wir Oberpfälzer sind nicht WAAhnsinnig"
„Action Groups against the Reprocessing Plant“
„Wake up Join in / No Reprocessing Plant in Bavaria or Elsewhere“
„No to the Reprocessing Plant“
„No / The Upper Palatinate against Reprocessing Mania“
Aufkleber
1985/86
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1702
"Wackersdorf ist überall"
„Wackersdorf Is Everywhere“
Plakat
1985/86
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1703
"5. Anti WAAhnsinns-Festival"
„5th Festival against Reprocessing Mania“
Plakat
Herausgeber: Bürgerinitiativen Oberpfalz
1986
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
Nicht nur in Wackersdorf, wo regelmäßig Andachten am Rande des Bauplatzes
stattfanden und Waldspaziergänge initiiert wurden, sondern auch in München kamen
Menschen aus der ganzen Bundesrepublik zu Demonstrationen und Kundgebungen
gegen die atomare Wiederaufarbeitung zusammen. Auch die Ereignisse im
ukrainischen Tschernobyl 1986 trugen zu dem hohen Mobilisierungsgrad der
Bundesbürger bei. Bundesweit bekannt wurden die alljährlich stattfindenden OpenAir-Konzerte des ”Anti-WAAhnsinns-Festivals”.
Friedensbewegung
17
576
Patronentasche der Bundeswehr mit Friedens-Zeichen
Ammunition pouch with peace symbol
1970-80
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
17
847
"Asterix in Bombenstimmung"
„Asterix in an Explosive Mood“
Raubdruck
Zeichnungen: K.L.Asse, Text: S.U.Per-Asse
Untergrundingen: Happy-Verlag GmbH o.J. (um 1980)
Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für
Alternativkultur
17
1062
"75 Milliarden Deutsche Mark / Deutsche Rüstungsbank / Teuer, Profit &
Tödlich"
„75 Billion German Marks / German Armament Bank / Expensive, Profit &
Deadly“
Flugzettel
1986
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
624
100 DM-Schein: "Kriegssteuerboykott / 30 % unserer Steuer kosten 100 %ig
unser Leben"
100-DM bill: „War Tax Boycott / 30 % of Our Taxes Cost 100 % of Our Lives“
Flugzettel
1977
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
577
T-Shirt mit Aufdruck gegen Pershing II-Stationierung
T-shirt with inscription protesting the stationing of Pershing II missiles
1980er Jahre
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
17
578
Menschenkettenbänder "Wehrt Euch!"
Banners „Defend Yourselves!“
Süddeutschland 1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
626
”Herbst ‘83 / MenschenKette”
„Herbst ‘83 / People Linking Arms“
Sonderdruck
Herausgeber: Arbeitsgruppe Kommunikation + Dokumentation, Schwäbisch Gmünd
1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Im Oktober 1983, kurz vor der Entscheidung des Bundestages über den NATODoppelbeschluß, beteiligten sich bundesweit rund drei Millionen Menschen an einer
großen Aktionswoche gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in der
Bundesrepublik. Die spektakulärste Demonstration fand am 22. Oktober in
Süddeutschland statt. Zwischen Neu-Ulm und Stuttgart wurde von mehr als 250 000
Menschen eine 108 km lange Menschenkette auf der B10 gebildet.
17
1066
"Umkehr zum Leben"
„Return to Life“
Tuch der Friedensbewegung zum 20. Deutschen Evangelischen Kirchentag in
Hannover
1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Der Evangelische Kirchentag von 1983 in Hannover spielte in der Friedensbewegung
ein wichtige Rolle. Er stand im Zeichen des Protestes gegen die bevorstehende
Stationierung von Mittelstreckenraken in der Bundesrepublik. Verschiedene
Friedensgruppen verteilten auf dem Hannoveraner Kirchentag violette Tücher. Die
Träger sollten damit ihre Zugehörigkeit zur Friedensbewegung sowie ihren Protest
gegen die Raketenstationierung zum Ausdruck bringen. Nachdem von der
Kirchentagsleitung zunächst eine Politisierung des Kirchentages befürchtet worden
war, tolerierten die Veranstalter das Tragen der Tücher schließlich. Violett wurde zur
beherrschenden Farbe des Kirchentages, und viele friedensbewegte
Bundesdeutsche trugen diese Tücher auch in den folgenden Jahren als Ausweis
ihrer Opposition zur Verteidigungspolitik von Bundesregierung und NATO.
17
1575
"Die Erde gehört Gott / Schafft Frieden durch Gerechtigkeit"
„The Earth Belongs to God / Create Peace through Justice“
Tasche der Friedensbewegung zum 21. Deutschen Evangelischen Kirchentag in
Düsseldorf
1985
Bonn, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V.
17
651
Der Friedenskalender 1983
The Peace Calendar 1983
Herausgeber: Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner
1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1055
"Atomraketen / Nein!"
„Nuclear Missiles / No!“
Aufkleber
1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1051
"Why?"
„Why?“
Button
Um 1985
Berlin, Privatbesitz
17
1052
"Ich will leben / Kampf dem Atomtod"
„I Want to Live / Fight Nuclear Death“
Button
Um 1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1056
"Pershing Stop!"
„Stop Pershing!“
Aufkleber
Um 1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1053
Button gegen atomare Bedrohung
Button against the nuclear threat
Um 1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
395
"Trotzdem Nein zu Pershing II und Cruise Missiles"
„Still No to Pershing II and Cruise Missiles“
Button
Um 1981
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
400
"Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."
„What If There Was a War and Nobody Came“
Button
1983
Berlin, Privatbesitz
17
398
Friedenstaube
Dove of Peace
Button
1980-84
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1057
Friedenstaube
Dove of Peace
Button
1980-84
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
396
"Den Frieden sichern! / Das Wettrüsten beenden!"
„Guarantee Peace! / Stop the Arms Build-up!“
Button
Um 1981
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17 386
"Atomraketen stoppen. Ja zum Krefelder Appell"
„Stop Nuclear Missiles. Yes to the Krefeld Appeal“
Abzeichen
1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1552
Aufstellungs- und Verlaufsplan für die Demonstration am 10. Oktober 1981 in
Bonn
Plan for the arrangement of groups and the course of the demonstration on
October 10, 1981, in Bonn
Unterlagen aus dem Organisationsbüro
1981
Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
17
1550
Teilnehmerübersicht für die Demonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn
List of participants in the demonstration on October 10, 1981, in Bonn
Unterlagen aus dem Organisationsbüro
Bonn 1981
Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
17
1553
"Herzlich Willkommen zur Demo in Bonn"
„Welcome to the Demonstration in Bonn“
Flugblatt
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Aktion
Sühnezeichen/Friedensdienste
1981
Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
17
1561
"Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen!"
„Fight the Nuclear Threat Together!“
Plakat zur Demonstration am 10. Oktober 1981 in Bonn
Bonn, Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden e.V.
17
1556
"Gegen die atomare Bedrohung / Demonstration und Kundgebung am 10.10.'81
in Bonn
„Fight the Nuclear Threat Together / Demonstration and Rally on October 10,
‘81, in Bonn
Herausgeber: Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit
Köln, September 1981
Stuttgart, Bibliothek für Zeitgeschichte
17
385
"Gegen die atomare Bedrohung / Gemeinsam vorgehen / 10.10.’81"
„Against the Nuclear Threat / Fight Together / October 10, 1981
Button
1981
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Am 10. Oktober 1981 fand im Bonner Hofgarten mit mehr als 300.000 Teilnehmern
die bis dahin größte Demonstration in der Geschichte der Bundesrepublik statt.
Unter dem Motto ”Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen! - Für
Abrüstung und Entspannung in Europa!” demonstrierten die Teilnehmer gegen den
NATO-Doppelbeschluß und die damit verbundene Stationierung von Pershing-II- und
Cruise-Missile-Mittelstreckenraketen.
17
Deko
”Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen! - Für Abrüstung und
Entspannung in Europa!”
„Fight the Nuclear Threat Together! For Disarmament and Detente in Europe“
Liste der bundesdeutschen und internationalen Organisationen, die den Aufruf zur
Demonstration und Kundgebung in Bonn am 10. Oktober 1981 unterstützt haben
17
403
"Aufstehn! Für den Frieden. Bonn 10.6."
„Stand up! For Peace. Bonn, June 10“
Button zur Demonstration am 10. Juni 1982
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
394
"Pershing II / Cruise Missiles / Nein! / 15.-22.10.83"
„Pershing II / Cruise Missiles / No! / October 15-22, ‘83
Button
1983
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Hasselbach
17
1576
Kreuz vom ehemaligen Haupteingang der Raketenbasis in
Hasselbach/Hunsrück
Cross in front of the main entrance to the missile base in
Hasselbach/Hunsrück
1986
Bell, Friedensinitiativen Hunsrück / Evangelische Kirchengemeinde Bell im Hunsrück
Ende August 1983 stellte Pastor Dahl von der Kirchengemeinde Bell ein Holzkreuz
vor der Cruise-Missile-Station Hasselbach im Hunsrück auf. Vor dem Kreuz fanden
in den nächsten 13 Jahren allsonntäglich Friedensgebete statt. Die Zahl der
Teilnehmer stieg in wenigen Wochen auf mehrere Hundert Menschen. Kurz nach
Aufstellung des Kreuzes montierten amerikanische Soldaten es über Nacht ab. Es
wurde ein zweites Mal aufgestellt, mußte einige Jahre später jedoch wegen starker
Verwitterung gegen dieses Holzkreuz ausgetauscht werden.
Mutlangen
17
1099
"Unser Mut wird langen - nicht nur in Mutlangen"
„Our Courage Will Prevail - Not Only in Mutlangen“
Transparent
Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1985
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1109
"Gemeinsam gegen Atomraketen / Friedenscamp Schwäbisch Gmünd vom 6.8.
bis 4.9.1983"
„Against Nuclear Missiles Together / Schwäbisch Gmünd Peace Camp from
August 6 to September 4, 1983“
Handbuch
Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1983
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1110
"Gemeinsam gegen Atomraketen / Friedenscamp Schwäbisch Gmünd vom 6.8.
bis 4.9.1983"
„Against Nuclear Missiles Together / Schwäbisch Gmünd Peace Camp from
August 6 to September 4, 1983“
Liederheft
Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1983
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
Die Friedensbewegung organisierte die bis dahin größten Demonstrationen der
Bundesrepublik gegen die Stationierung von Atomwaffen. Vor allem die Standorte
der neu stationierten Mittelstreckenraketen waren ständiger Schauplatz von
Protestkundgebungen. Im Vordergrund standen dabei Demonstrationen,
Friedenscamps, Andachten und vor allem Sitzblockaden, die Orte wie Mutlangen
und Hasselbach bundesweit bekannt machten
17
1108
"Aufbruch zum Leben / Ostermontag 1984 / Mutlangen wird umzingelt!!!"
„Departure for Life / Easter Monday 1984 / Mutlangen Will Be Surrounded!!!“
Plakat
Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1984
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1102
"Baustein"
Donation receipt
Belege über Spendenbeiträge in Höhe von 20 DM oder 50 DM für den Bau der
Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
Herausgeber: Verein Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1984
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1122
”Baustein”-Verkauf
Getting donations
Postkarte
Foto: Erika Sulzer-Kleinemeier
Hersteller: T. Pflaum, D. Baltzer
Ostern 1984
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
17
1092
Pressehütte in Mutlangen
Press hut in Mutlangen
Farbfoto: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1983
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1094
"Mutlanger Friedenstage 30.5. - 2.6.1991 aus Anlaß des Abzugs der atomaren
Mittelstreckenraketen"
„Mutlangen Peace Days May 5 - June 2, 1991, Celebrating the Withdrawal of the
Medium-Range Nuclear Missiles“
Fotodokumentation
Herausgeber: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1991
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17
1097
"Unser Mut wird langen / nicht nur in Mutlangen"
„Our Courage Will Prevail / Not Only in Mutlangen“
Foto: Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen
1985
Mutlangen, Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
17 1119
"Richterblockade"
„Blockade of Judges“
Postkarte
Foto: Erika Sulzer-Kleinemeier
Hersteller: T. Pflaum, D. Baltzer
Winter 1986
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Der Protest gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen wurde
nicht nur von der lokalen Bevölkerung getragen. Er erfuhr bundesweite
Unterstützung durch Prominente wie Heinrich Böll und Oskar Lafontaine, die sich
beispielsweise an Sitzblockaden beteiligten. Für bundesweites Aufsehen sorgte auch
die sogenannte Richterblockade im Winter 1986, bei der Richter aus der ganzen
Bundesrepublik den Stützpunkt Mutlangen blockierten und damit bewußt eine
Verurteilung wegen Landfriedensbruchs durch einen Kollegen in Kauf nahmen.
17
Deko Videofilm Mutlangen
”Wer Recht zu Unrecht macht... Nach Tschernobyl”
Seniorenblockade in Mutlangen
„Whoever Turns Justice to Injustice... After Chernobyl“
Blockade of Senior Citizens in Mutlangen
Regie: Karin Hoffmann
1986
Dauer: 7 Minuten
RAF
[[17 1602
”Die Rote Armee aufbauen”
„Set up the Red Army“
Agit 883, Nr. 62, 5.
Berlin, Juni 1970
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1603
"Sie sehen rot - Wir werden rot"
„We Are Seeing Red - We Are Becoming Red“
Flugblatt
24. Juli 1971
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1606
Bekanntgabe der Auflösung der RAF
Announcement of the Disbanding of the Red Army Faction
März 1998
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1610 die Nummer bitte nicht übersetzen!°
”Gesucht...”
„Wanted...“
Fahndungsplakat des BKA Wiesbaden
Vor 1986
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
72
"Gesuchte anarchistische Gewalttäter"
„Wanted: Violent Anarchist Criminals“
Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Bonn-Bad Godesberg
1976
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
73
"Dringend gesuchte Terroristen"
„Wanted Terrorists“
Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Bonn-Bad Godesberg
1977
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
531
"Terroristen"
„Terrorists“
Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
November 1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1593
"Terroristen"
„Terrorists“
Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
Januar 1990
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Schon während der Studentenbewegung war darüber gestritten worden, ob und
inwieweit Gewalt ein Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen sein könne. Ein
kleiner Teil, der der Außerparlamentarischen Opposition (APO) nahestand, ersetzte
die ”Waffe der Kritik” durch Waffen selbst.
Nach der Kaufhausbrandstiftung am 2. April 1968 in Frankfurt am Main, der auf den
tödlichen Kriegsalltag in Vietnam aufmerksam machen sollte, gingen Andreas
Baader, Gudrun Ensslin, Horst Söhnlein und Thorwald Proll in den Untergrund.
Nachdem Baader 1970 in Berlin verhaftet und kurz darauf durch eine Gruppe um die
Journalistin Ulrike Meinhof befreit worden war, veröffentlichte die RAF ihre erste
Erklärung ”Die Rote Armee aufbauen” und ein erstes Flugblatt, in dem sich die
Gruppe zur bewaffneten Gewalt bekannte.
Schon im Juni 1972 wurden die wichtigsten Mitglieder der RAF (Andreas Baader,
Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Holger Meins) verhaftet. Doch
die Infrastruktur der Gruppe bestand weiter.
Nach der Ermordung von Siegfried Buback, Jürgen Ponto und Hanns-Martin
Schleyer 1977 wurde Paris ihr Hauptstützpunkt, von dem aus sie erfolglos
versuchten, den ”bewaffneten Kampf” fortzuführen: Anschläge mißlangen, RAFMitglieder wurden verhaftet oder beim Schußwechsel mit der Polizei getötet. Der
psychische Druck in der Gruppe bewegte viele zum Ausstieg. Für einige von ihnen
begann ein kleinbürgerliches Leben in der DDR. Im April 1998 gab die RAF in einem
achtseitigen Schreiben schließlich ihre Auflösung bekannt.]]
[[17 1599
Konspirative Wohnungen der RAF
Secret apartments of the Red Army Faction
Logistikelement des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
1985
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1600
Anschläge der RAF
Red Army Faction attacks
Logistikelement des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
1985
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1605
Carlos Marighella: Handbuch des Stadtguerillero
Carlos Marighella: Handbook of an Urban Guerrilla
1969
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
4182
"Das Problem des internationalen Terrorismus"
„The Problem of International Terrorism“
der kriminalist. Zeitschrift des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Nr. 3, März 1976
Berlin, Deutsches Historisches Museum
1969 erschien das ”Handbuch der Stadtguerilla” von Carlos Marighella erstmals in
deutscher Sprache. Es enthält Anweisungen für den bewaffneten Kampf gegen die
brasilianische Militärdiktatur, welche die RAF sich zu eigen machte.
1970 ließen sich RAF-Mitglieder in Jordanien in einem Camp der Palästinensischen
Patriotischen Befreiungsorganisation, der Al Fatah, zu Guerillakämpfern ausbilden.
Bis 1972 beschafften sie getreu Marighellas Vorgabe M-G-W-M-S (Motorisierung,
Geld, Waffen, Munition, Sprengstoff): Sie erbeuteten bei Banküberfällen fast eine
Million D-Mark, stahlen rund 280 Autos, 100 Pistolen, Maschinengewehre, Tausende
Schuß Munition, mehrere Zentner Chemikalien zur Bombenherstellung, beschafften
sich durch Einbrüche in Meldebehörden Ausweispapiere sowie Dienstsiegel und
unterhielten mehr als 50 konspirative Wohnungen. Im Verlauf dieser Aktionen
ermordeten sie auch Menschen.]]
[[17 1598
Kinderwagen
Baby carriage
Mit Graphitstaub der Spurensicherung des Bundeskriminalamtes
1977
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1609
Fotos vom Tatort nach der Entführung Hanns-Martin Schleyers in Köln
Photographs from the scene of the crime after the kidnapping of Hanns-Martin
Schleyers in Cologne
Bundeskriminalamt, 5. September 1977
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1594
"Entführung und vierfacher Mord in Köln"
„Kidnapping and the Murder of Four People in Cologne“
Fahndungsblatt des Bundeskriminalamtes
1977
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Mitglieder der Rote Armee Fraktion ermordeten Repräsentanten aus Politik und
Wirtschaft. Sie erschossen den Generalbundesanwalt Siegfried Buback sowie
seinen Fahrer, wenig später auch den Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen
Ponto bei einem gescheiterten Entführungsversuch.
Am 5. September 1977 entführten sie den Präsidenten der Deutschen
Arbeitgeberverbände Hanns-Martin Schleyer; vier seiner Begleiter starben hierbei
durch Schüsse. Die Wagenkolonne Schleyers war mit dem unverdächtig
aussehenden Kinderwagen gestoppt worden. Mit den darin versteckten Waffen
eröffneten die Terroristen das Feuer.
Durch die Geiselnahme Schleyers sollte die Freilassung von RAF-Mitgliedern aus
Stammheim erzwungen werden. Die Terroristen hofften auf einen Erfolg, wie sie ihn
1975 verbucht hatten, als es der ”Bewegung 2. Juni” in Berlin gelungen war, durch
die Entführung des CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz Gefangene
freizupressen. Im Falle Schleyers blieb die Bundesregierung jedoch hart, und dies
auch, als ein palästinensisches Kommando zur Durchsetzung der Forderungen die
Lufthansamaschine ”Landshut” im Oktober nach Mogadischu/Somalia entführte. Die
GSG 9, eine Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, befreite die Geiseln. In
Stammheim starben Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin. Einen
Tag später, am 19. Oktober 1977, wurde Hanns-Martin Schleyer ermordet
aufgefunden.]]
[[17 1604
"Zeitung für eine Neue Linke. Der Lange Marsch geht weiter"
„Newspaper for a New Left. The Long March Continues“
Nr. 2, Oktober 1977
Berlin 1977
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
833
"Angriff auf unsere Demokratie"
„Attack on Our Democracy“
Katalog einer Ausstellung der Hanns-Seidel-Stiftung e.V. München
September 19743
Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für
Alternativkultur
17
1615
”Kirche und Terrorismus”
„Church and Terrorism“
Herausgeber: F. Chantelau
Hamburg, 31. Januar 1978
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
Mit dem “Mittel” der terroristischer Anschläge waren auch in der
bundesrepublikanischen Linken die Sympathien für die RAF geschwunden.
Ausdruck dieses Gesinnungswandels war die Zeichnung auf der ”Zeitung für eine
Neue Linke”.
Doch die beispiellos hysterische ”vom Wort zur Tat”-Stimmung blieb. So wurde der
Sprachgebrauch Baader-Meinhof-”Gruppe” statt des vorverurteilenden Ausdruckes
”Bande” auch vom rheinlandpfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel bereits
als Indiz für einen RAF-Sympathisanten ausgemacht.]]
17
1613
”Buback - Ein Nachruf / Eine Dokumentation”
„Buback - an Obituary / Documenting a Case““
Broschüre, hg. von verschiedenen Professoren und Hochschulangestellten
1977
Hamburg, Hamburger Institut für Sozialforschung (Reemtsma-Stiftung)
13 niedersächsische Professoren und Hochschulbedienstete wurden angeklagt,
gemeinsam mit 30 weiteren Hochschullehrern und Rechtsanwälten in Berlin am 30.
Juni 1977 diese Druckschrift herausgegeben zu haben. In ihr war neben einem
Vorwort, Erklärungen und einem Referat der als ”Buback-Nachruf” in der
Öffentlichkeit bekanntgewordenen Text eines ”Göttinger Mescalero” veröffentlicht
worden. Von dem Inhalt wird noch heute hauptsächlich die Formulierung
”klammheimliche Freude” im Zusammenhang mit dem Mord an
Generalbundesanwalt Siegfried Buback erinnert. Da der Text die Straftatbestände
der Beleidigung, der Verunglimpfung Verstorbener, der Staatsverunglimpfung und
der Volksverhetzung erfüllte, wurde den Herausgebern vorgeworfen, sich – entgegen
aller Stellungnahmen – mit dem Inhalt des Artikels zu identifizieren. Schließlich
wurden alle begonnenen Verfahren in Berlin, Bremen und Oldenburg eingestellt oder
endeten mit Freispruch.
17
1612
Heinrich Böll: ”Soviel Liebe auf einmal”
Heinrich Böll: „So Much Love All of a Sudden“
Typoskript des im "Spiegel" Nr. 3 am 7. Januar 1972 unter dem Titel ”Will Ulrike
Gnade oder freies Geleit?” erschienenen Artikels
Köln 1972
Köln, StadtBibliothek, Heinrich-Böll-Archiv
Die Formen der Diskreditierung, denen sich Intellektuelle, Hochschullehrer oder
Bischöfe aufgrund ihrer öffentlichen Stellungnahmen zum Terrorismus in der
Bundesrepublik ausgesetzt sahen, waren vielfältig. Die Verunglimpfung des
Schriftstellers Heinrich Böll begann, nachdem er in der ”Spiegel”-Ausgabe vom
Januar 1972 den Artikel ”Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?”, der hier als
Typoskript zu sehen ist, veröffentlicht hatte. Darin prangerte er die tendenziöse
Berichterstattung der ”Bild”-Zeitung an, die der Baader-Meinhof-Gruppe ohne
Beweise einen Bankraub anlastete. Böll wurde in der Folge als ”geistiger Vater des
Terrorismus” denunziert.
17
2502
Entschuldigungsschreiben des Staatssekretärs im Innenministerium an
Birgitta Wolf
Letter of apology to Birgitta Wolf from the undersecretary at the Ministry of the
Interior
Bonn, 27.10.1980
Murnau, Birgitta Wolf
Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Deutsche Botschaft in Stockholm im
Jahr 1975 wurde Birgitta Wolf vom Verfassungsschutz gegenüber dem
schwedischen Sicherheitsdienst als ”RAF-Sympathisantin” bezeichnet. Zu diesem
Zeitpunkt war sie seit Jahrzehnten ehrenamtlich in der Resozialisierung
Strafgefangener tätig und hatte somit auch Häftlinge besucht, die wegen
terroristischer Gewalttaten verurteilt oder solcher verdächtig waren. Diese Kontakte
waren im Bundeskriminalamt gespeichert und jederzeit abrufbar.
Erst nach fünf Jahren konnte Birgitta Wolf erreichen, daß das Innenministerium
seine Verleumdung zurücknahm. 1985 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz in
Anerkennung ihres jahrzehntelangen Engagements in der Gefangenenbetreuung
verliehen.
17
1616
"Deutschland im Herbst"
„Germany in Autumn“
Filmplakat
Entwurf: Klaus Staeck, Heidelberg
1978
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Elf Autoren und Regisseure, unter ihnen Heinrich Böll, Rainer Werner Fassbinder,
Alexander Kluge und Volker Schlöndorff, setzten sich in diesem Film mit der
politischen Situation in der Bundesrepublik nach den RAF-Anschlägen des Jahres
1977 auseinander und mit der Reaktion der Bundesregierung darauf. Nachhaltigen
Eindruck hinterließ der intime Beitrag Fassbinders, der mit seiner Mutter und seinem
Freund über die Behandlung von Terroristen und ”die Jagd auf Sympathisanten”
diskutierte.
[[17 1608
Aktenordner des Bundeskriminalamtes
File of the Federal Criminal Police Office
1977/78
Wiesbaden, Bundeskriminalamt
17
1607
Bildschirm und Tastatur aus dem Bundeskriminalamt
Monitor and keyboard of the Federal Criminal Police Office
Um 1976-78
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1663
Plattenspeicher
Disk store
IBM
1973
Mainz, IBM Deutschland Speichersysteme GmbH
Im September 1971 übertrug Innenminister Hans-Dietrich Genscher dem
Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden die Fahndung nach RAF-Mitgliedern. Das
Amt wurde personell stark vergrößert. Der neue Leiter des BKA, Horst Herold,
modernisierte die Fahndungsarbeit, indem er die Digitalisierung von
Fingerabdrücken, neue chemische wie auch physikalische Methoden der
Beweissicherung sowie die computergestützte Rasterfahndung (System PIOS:
Personen-Institutionen-Objekte-Sachen) einführte. Ziel dieser Maßnahmen war es,
möglichst viele Daten und Informationen zu sammeln, zu verknüpfen und zu
speichern. Als Herolds Amtszeit 1981 endete, umfaßte das ”Polizeigedächtnis”
fahndungsrelevante Erkenntnisse zu rund 4,7 Millionen Bundesbürgern.]]
17
Deko 17/44
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 142/1974
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 102/1976
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 66/1977
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 20/1978
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 57/1978
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 69/1986
Bundesgesetzblatt Teil I, Nr. 26/1989
als Fotokopie
Im Kampf gegen den Terrorismus waren sich SPD-Regierung und Opposition
weitgehend einig. In rascher Folge beschloß der Bundestag Gesetze, die dem
Rechtsstaat ein effektives Handeln gegen den Terrorismus erlaubten. Das
sogenannte Kontaktsperregesetz verabschiedete das Parlament 1977 innerhalb von
nur fünf Tagen und ohne vorhergehende Debatte. Neben empfindlichen
Einschränkungen der Rechte von Strafverteidigern wurde die ”Bildung einer
terroristischen Vereinigung” als Straftatbestand eingeführt. Fachkundige Juristen
nahmen nicht alle Gesetze bedenkenlos hin, da sie eine Gefährdung des
Rechtsstaates und eine Einschränkung der individuellen Freiheit befürchteten.
17
Deko 17/45
Heinrich Schönfelder: Deutsche Gesetze
Heinrich Schönfelder: German Laws
95. Auflage, Stand: 15. Dezember 1998
München: C.H. Beck
DF 17/57 Stammheim
Die Bundesrepublik antwortete auf die Teroranschläge mit den Mitteln des
Rechtsstaates. Für den im Mai 1975 begonnenen Prozeß gegen führende RAFMitglieder wurden in der Strafvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim sechs Zellen als
”Hochsicherheitstrakt” ausgebaut und ein Mehrzweckgebäude unmittelbar vor dem
Zellenblock errichtet. Erstmals seit dem Kaiserreich tagte ein Gericht wieder auf dem
Gelände einer Strafvollzugsanstalt.
Am 28. April 1977 wurden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe
nach einer fast zwei Jahre dauernden Verhandlung in Abwesenheit zu lebenslangen
Freiheitsstrafen verurteilt. Ulrike Meinhof hatte bereits im Mai 1976 Selbstmord
verübt.
Hausbesetzungen
17
571
"Maskenmütze" zur Vermummung
„Mask cap“ for covering the face
Berlin 1980-85
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
17
522
Drei Tränenkartuschen der Berliner Polizei
Three tear-gas cartridges of the Berlin Police
Berlin, um 1981
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
17
334
”Bastelbogen für Hausbesetzer und solche, die es werden wollen!”
„Cut-out sheet for squatters and would-be squatters!“
Um 1981
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1747
"Instandbesetzen statt kaputtbesitzen"
„Squatters Restore Owners Destroy“
Button
1980-84
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1748
"Stoppt die Spekulanten"
„Stop the Speculators“
Button
1980-1984
Berlin, Deutsches Historisches Museum
[[17 836
"Germania". Zeitschrift für Drogen, Comics und Essen
„Germania.“ Drug, comic and food magazine
Frankfurt am Main
Nr. 2, Oktober 1971
Berlin, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, Archiv für
Alternativkultur
17
1745
Fahne des Frankfurter Häuserrates
Flag of the Frankfurt Council of Buildings
Frankfurt am Main, um 1970
Frankfurt am Main, Informationsdienst e.V. - Projekt Dokumentation
Die Häuserratsfahne wurde bei Demonstrationen mitgeführt oder fand ihren Platz im
gemeinschaftlichen Wohnbereich: zuerst 1971 in einem der ersten besetzten Häuser
in der Siesmayerstraße 6, zuletzt in den 80er Jahren in der Bockenheimer
Landstraße 93 oder 98.
Der rote Teil der Fahne sollte die Kontinuität zur Außerparlamentarischen Opposition
(APO) zeigen. Der schwarze Teil geht auf die Anfänge der Stadtteilbewegung
zurück, als schwarze Fahnen den Untergang der Quartiere symbolisieren sollten.
Die ersten Hausbesetzungen fanden 1970 in Frankfurt am Main statt, bevorzugt im
Westend. Im Laufe der 60er Jahre hatten sich in diesem Stadtviertel Büro- und
Bankhochhäuser angesiedelt. Befördert durch die kommunale Politik und durch
Immobilienspekulationen war es zur Umstrukturierung des Stadtviertels gekommen;
die Zahl der Bewohner hatte sich von 40 000 im Jahr 1960 auf 28 000 im Jahr 1970
verringert.
Die Initative zu Besetzungen ging von Studenten und Sozialarbeitern aus, die ein
gemeinsames Wohnprojekt mit Gastarbeitern und kinderreichen Familien
verwirklichen wollten.
Gegen Entmietung, Spekulation und Abriß schlossen sich unterschiedliche soziale
Gruppen zum Frankfurter Häuserrat zusammen und forderten eine sozialverträgliche
Stadtteilpolitik und die Einheit von Wohn-, Kultur- und Arbeitsbereichen, um der
städtischen Entwicklung zu ”Bankfurt”, ”Krankfurt” oder ”Wild-Westend”
vorzubeugen.
Der Häuserrat konnte die Räumung der besetzten Häuser im Februar 1974 nicht
verhindern.]]
17
1753
"Häuserrat / Wandzeitung Nr. 3”
„Council of Buildings / Wall News-sheet No. 3“
Frankfurt am Main, Februar 1973
Amsterdam, ID-Archiv im IISG
17
4183
"Demonstration / Manifestazione"
„Demonstration / Manifestazione“
Plakat
Herausgeber: Rat der besetzten Häuser u.a.
Frankfurt am Main, 1972
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Im Frankfurter Westend lebten viele ausländische Arbeiter, denen Wuchermieten
abverlangt wurden. Die Hausbesetzer ermutigten sie, gemeinsam mit ihnen
gemeinsam Mietstreiks und Mieterversammlungen zu organisieren und den
Frankfurter ”Häuserrat” zu unterstützen. Unterschiede in Sprache und politischem
Bewußtsein bildeten gleichwohl Barrieren.
17
1756
”Kämpfen Lernen Leben"
„Fighting Learning Living“
Herausgeber: Kollektiv des Georg von Rauch Hauses
Berlin, Juni 1972
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Am Kreuzberger Mariannenplatz fand mit der Besetzung eines leerstehenden
Fabrikgebäudes im Juli 1971 die erste Hausbesetzung in Berlin statt. Nach
Anwohnerprotesten räumte die Polizei das Gebäude.
Das Kreuzberger Jugendamt bemühte sich um eine Konfliktlösung und gründete den
Verein ”Jugendzentrum e.V”, der ein kollektives Wohnen von obdachlosen
Jugendlichen ohne staatliche Beaufsichtigung fördern sollte. Nachdem die
Bezirksverwaltung die Umsetzung dieses Projektes zu verschleppen schien,
besetzten Anfang Dezember 1971 Schüler, Lehrlinge und Treber das Martha-MariaHaus am Mariannenplatz und benannten es nach Georg von Rauch, einem Mitglied
der terroristischen ”Bewegung 2. Juni”, der ein paar Tage zuvor in Berlin von der
Polizei erschossen worden war.
Mit Duldung des Bezirksamts wurde ein Wohnkollektiv eingerichtet, das jugendlichen
Trebegänger sozialpädagogische Betreuung anbot. Insofern waren die Berliner
Hausbesetzungen auch Ausdruck von Versäumnissen im Bereich der
Jugendfürsorge, speziell der Heimerziehung.
17
1763
"Dokumentation über die Polizeiüberfälle am 5.3.75"
„Documenting the Police Attack on March 5, 1975“
Herausgeber: Georg-von-Rauch-Haus, Tommy-Weißbecker-Haus u. a.
Berlin 1975
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
Nach terroristischen Anschlägen wurden regelmäßig auch besetzte Häuser
durchsucht, und dies häufig ergebnislos: so auch am 5. März 1975 im
Zusammenhang mit der Entführung des Berliner CDU-Landesvorsitzenden Peter
Lorenz.
17
520
Tür aus einem besetzten Haus
Door from a squatted building
Berlin, um 1981/82
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
17
1768
Medienpaket zu den Instandbesetzungen in Berlin 1981/82
Media package on the squats in Berlin 1981/82
Herausgeber: Diethart Kerbs (Berliner Geschichtswerkstatt e.V.)
Berlin 1982
Berlin, APO-Archiv der Freien Universität Berlin
17
1772
"Wohnungsnot"
„Housing Crunch“
Plakat
Herausgeber: Kurt Jotter / Gegensatz u.a.
Berlin, Oktober 1980
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Seit den 70er Jahren wurden in Berlin verstärkt Wohnhäuser abgerissen. Preiswerter
Wohnraum in Altbauten wurde zugunsten teurer Neubauwohnungen vernichtet.
Gewachsene Stadtteilstrukturen schienen zunehmend bedroht zu sein. Ab 1979
nahm die Zahl der Hausbesetzungen in West-Berlin rapide zu. Die Szene der
Hausbesetzer bestand aus zwei großen Gruppen: Da waren die stadtteilpolitisch
engagierten Menschen, die den Abriß bzw. die Luxussanierung leerstehender
Häuser verhindern wollten und preiswerten Wohnraum sowie die Kiezstrukturen
erhalten wollten. Sie traten mit eigenen Zeitungen an die Öffentlichkeit heran, um sie
über ihre Ziele zu informieren
Zum anderen gehörten der Besetzerszene sozial schwache, arbeitslose, zumeist
obdachlose junge Menschen an, die keine politischen Ziele verfolgten, sondern
einfach ein Dach über dem Kopf benötigten und bereit waren, es unter Einsatz von
Gewalt zu verteidigen.
[[17 1766
Vorzeichnung zur Brandgiebelbemalung des Kunst- und Kultur-Centrums
Kreuzberg (KuKuCK)
Sketch of wall graffiti at the Art and Cultural Center of Kreuzberg
Entwurf: Rainer Warzecha
Berlin 1981
Berlin, Dr. Eckhard Siepmann
17
1765
Dokumentation aus dem Kunst- und Kultur-Centrum Kreuzberg (KuKuCK)
Brochure from the Art and Cultural Center of Kreuzberg
Entwurf: Rainer Warzecha
Berlin 1983
Berlin, Dr. Eckhard Siepmann
17
1767
"Kulturvonunten”
„Culture from Below“
Plakat
1982-84
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Am 23. Januar 1981 wurde das Haus in der Anhalter Straße 7 in Berlin-Kreuzberg
von Jugendlichen besetzt und als nicht-kommerzielles ”Kunst- und Kultur-Centrum
Kreuzberg (KuKuCK)” genutzt. Dort tagte der Besetzerrat, Kulturgruppen traten auf,
es gab ein Café und eine Bibliothek. Ein Ausbildungsprojekt für Jugendliche zog ein.
Im Juni 1981 entstand die Brandgiebelbemalung, die zu einem der bekanntesten
Bilder der Jugendkultur wurde. Es beschrieb das ”Lebensprogramm” der Besetzer:
Frühere Hoffnungen, die Gesellschaft verändern zu können, waren wie Seifenblasen
zerplatzt – und so auch jene, die man an die Studentenbewegung geknüpft hatte,
hier durch eine ”68” symbolisiert. In Zukunft, so suggerierte die Darstellung, helfe
nicht der ”Konsum- und Familiensumpf”, sondern der gewaltsame Widerstand.
Am 20. September 1983 beschloß das Bezirksamt Kreuzberg den Erhalt des
KuKuCK als wichtige Infrastruktureinrichtung. Es beauftragte die Internationale
Bauausstellung (IBA), die sich mit Reparatur und Rekonstruktion der Stadt befaßte,
mit einem Gutachten für die Instandsetzung. Am 24. Juli 1984 wurde das KuKuCK
schließlich geräumt.]]
17
1771
”Alle kommen zur Demo ...”
„Everybody’s Going to the Demonstration...“
Plakat
Berlin 1981
Berlin, Deutsches Historisches Museum
Noch im Februar 1981 gaben 64,5 % der Berliner Bevölkerung an, sie würden eine
Hausbesetzung billigen oder dulden. 51 % äußerten Verständnis für die
Hausbesetzer. Am 23. Januar 1981 wurde Hans-Jochen Vogel neuer Regierender
Bürgermeister von Berlin. Er propagierte die neue ”Berliner Linie der Vernunft”, die
auf den Dialog mit den Hausbesetzern setzte. Schon 1980 war ein Besetzerrat
gegründet worden, in dem sich die radikalen Hausbesetzer durchsetzen konnten.
Vor jeder weiteren Verhandlung verlangten sie die Freilassung inhaftierter
Hausbesetzer. Gemäßigte, dialogbereite Besetzer verloren zunehmend an Einfluß.
Auch der neuen ”Linie” Vogels wurde vom Besetzerrat kein Vertrauen
entgegengebracht. Wegen der kompromißlosen Haltung der meisten Hausbesetzer
schlug die Stimmung bis zu den Neuwahlen im Juni 1981 um, der SPD/FDP-Senat
wurde abgewählt und ein neuer CDU-Minderheitensenat mit dem Innensenator
Heinrich Lummer eingesetzt. Dieser kündigte die ”Berliner Linie” auf und begann
schon elf Tage nach der Regierungsübernahme mit der Räumung besetzter Häuser.
17
1774
Plan vom Schwarzwaldhof
Plan of the Schwarzwaldhof
Freiburg/Breisgau 1980
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1776
"Lasst uns bloss den Schwarzwaldhof"
„Take Anything but the Schwarzwaldhof“
Aufkleber
Freiburg/Breisgau 1980/81
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1777
"Tag der offenen Tür"
„Open House“
Flugblatt
Freiburg/Breisgau, Juli 1980
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1780
Listen der im Zimmer verbliebenen Gegenstände nach der Räumung des
Schwarzwaldhofes (Haus 6)
Lists of the objects left in the rooms after the eviction of squatters from the
Schwarzwaldhof
Autoren: Besetzer des Schwarzwaldhofes
Freiburg/Breisgau 1980
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1781
Empfangsbestätigung für die Rückgabe beschlagnahmter Gegenstände
Confirmation of reception of the confiscated objects
Freiburg/Breisgau, Oktober 1980
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1782
Beschlagnahmtes Material nach Räumung eines besetzten Hauses in der
Eschholzstraße
Confiscated material after the eviction of squatters from a building on
Eschholzstraße
Landeskriminalamt Baden-Württemberg
Freiburg/Breisgau, 1981
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
17
1783
Listen der noch anhängigen Verfahren in Zusammenhang mit der
Hausbesetzung im Schwarzwaldhof
Lists of the outstanding trials in connection with the squatting of the
Schwarzwaldhof
Zusammengestellt von der Polizeidirektion Freiburg/Breisgau
1980
Freiburg, Archiv soziale Bewegungen
Auch in kleineren Städten wie Freiburg im Breisgau verursachte die kommunale
Wohnungspolitik ähnliche Probleme wie in Frankfurt am Main oder West-Berlin. Hier
wie da wurde Ende der siebziger Jahre preiswerter Wohnraum immer knapper, hier
wie da standen in der Innenstadt Häuser leer, die langfristig abgerissen oder
luxussaniert werden sollten. Ein bundesweit bekanntgewordenes Häuserensemble
war der Freiburger Schwarzwaldhof, der 1980 nach der Räumung anderer Häuser
besetzt wurde. Neben verschiedenen Wohngemeinschaften etablierte sich im
Schwarzwaldhof das Jugend- und Kulturzentrum ”AZ”. Die Räumung des
Schwarzwaldhofes am 5. März 1981 löste sogar in Berlin gewalttätige
Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern und der Polizei aus.
[[17 1786
"Widerstandstag X / Hafenstrasse durchsetzen!"
„Resistance-Day / Push through Hafenstrasse!“
Plakat
Entwurf: Anna Richie
Hamburg 1987
Berlin, Deutsches Historisches Museum
17
1787
"Hafenstrasse bleibt!"
„Hafenstrasse Stays!“
Plakat
Entwurf: B. Ündnis
Hamburg 1987
Berlin, Deutsches Historisches Museum
In der Hafenstraße in Hamburg waren 1982 insgesamt acht Häuser besetzt worden.
Zunächst hatte es wiederholt Konflikte zwischen der Polizei und den Besetzern
gegeben 1983 schloß dann die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft Verträge mit
den Besetzern. Die Lage beruhigte sich. Nach Auslaufen der Mietverträge 1986 und
dem Widerstand von seiten der CDU und Teilen der SPD gegen eine
Vertragsverlängerungen verbarrikadierten die Hausbesetzer die Hafenstraße.
Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi bemühte sich in Verhandlungen um
eine Lösung des Konflikts. Vorbedingung sollte allerdings der Abbau der Barrikaden
sein. Erst als Dohnanyi mit seinem Rücktritt drohte, lenkten die Besetzer ein. Heute
sind die Häuser im Besitz der Wohungsbaugenossenschaft ”Alternativen am
Hafenrand”, die die Wohnungen an die ehemaligen Besetzer vermietet.]]
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