Füttere einen Vogel, spalte eine Art Die Mönchsgrasmücken kann man anhand der Vogelzugrichtung in ihre Überwinterungsgebiete in 2 Gruppen teilen: eine eher nordwestliche (zu den Britischen Inseln ziehend) und eine eher südwestliche Gruppe (nach Spanien und Afrika ziehend) - was du schon von der vorherigen Aufgabe weißt. Die Gruppe der Vögel, die auf den Britischen Inseln überwintert, hat sich seit den 1960erJahren nicht nur vergrößert, sondern unterscheidet sich auch im Durchschnitt von der eher südlichen Gruppe. Wissenschaftler haben die Vögel, die auf den Britischen Inseln überwintern mit der Gruppe, die in Spanien überwintert, verglichen. Sie haben dabei folgendes festgestellt: 1. Die in Großbritannien überwinternden Tiere, die ja eine kürzere Strecke (knapp über 1000 Kilometer) fliegen, haben eher rundere und kürzere Flügel. Solche Flügel kommen den Vögeln vermutlich beim Manövrieren zugute. Für lange Strecken, wie die über 1600 Kilometer nach Spanien, scheinen somit längere Flügel günstiger zu sein. Man kann vermuten, dass solche Flügel beim Segeln von Vorteil sein können. 2. Die Mönchsgrasmücken, die auf den Britischen Inseln überwintern, zeigen eher schmälere, längere Schnäbel als die Mönchsgrasmücken, die in Spanien und Afrika überwintern. Diese zeigen eher breitere und kürzere Schnäbel. Die Unterschiedlichkeit der Schnäbel bestimmt die Größe der Früchte, welche die Vögel nutzen können. Jene Vögel, die in Spanien überwintern, ernähren sich im Winter eher von Früchten: Diese machen 95% der Nahrung aus. Die Wissenschaftler vermuten, dass der relativ breite Schnabel der Mönchsgrasmücken, die im Süden überwintern, eher auf ein Fressen von Früchten spezialisiert ist. Die Vögel, die auf den Britischen Inseln überwintern, zeigen eher ein breites Spektrum an Nahrung: Sie fressen vor allem Samen und Fett, sind daher nicht sehr spezialisiert. In ihren Brutgebieten, d.h. im Frühjahr und Sommer kommen beide Gruppen der Mönchsgrasmücken in Mitteleuropa (z.B. Österreich, Deutschland) gemeinsam vor. Als Nahrung spielen bei beiden Gruppen in der Brutzeit auch Spinnen, Insekten und Larven eine wichtige Rolle, da sie auch an Jungtiere verfüttert werden. Hier können die eher schmäleren, längeren Schnäbel der Mönchsgrasmücken, die auf den Britischen Inseln überwintern, von Vorteil sein. Im Sommer ernähren sich beide Gruppen der Mönchsgrasmücken auch von Beeren. Fragen Lese zuerst alle Fragen durch und erst danach entscheide dich, mit welcher Frage du beginnst. Die Antworten auf die Fragen kannst du auch nachträglich korrigieren oder ergänzen. 1. Versuche zu erläutern, warum sich die Gruppen der Mönchgrasmücken sowohl in den Flügeln, als auch der Schnabelhöhe und -länge unterscheiden. Beachte dabei, dass die Gruppe, die jetzt auf den Britischen Inseln überwintert, ursprünglich von der Gruppe abstammt, die im Süden überwinterte, d.h. bei der ursprünglichen Gruppe ist die Vielfalt bei den genannten Merkmalen in Betracht zu ziehen. LEHRERINFO: Die Unterschiede in der Morphologie basieren (wahrscheinlich) auf der Veränderung der Lebensbedingungen der NW-Migranten der Mönchsgrasmücken, die in England überwintert, da hier ein anderes Nahrungsangebot als bei den SW-Migranten vorkommt Bei den SW-Migranten gab es wahrscheinlich immer eine große Variation sowohl bei der Flügelform, der Flügelgröße, der Schnabelform usw. Manche Merkmale erweisen sich als günstiger in Bezug auf die jeweiligen Lebensbedingungen (z.B. Britische Inseln) als andere und führen bei diesen Tieren zu einem Selektionsvorteil, d.h. ihr Fortpflanzungserfolg ist größer. Die Unterschiede in der Schnabelform beruhen auf Unterschieden des Nahrungsangebots während des Winters (oder wahrscheinlich auch während der Brutzeit). Mit der Annahme, dass die Bandbreite der Schnäbel die Größe der Früchte bestimmt, die Vögel nutzen können, ist anzunehmen, dass im Süden solche Früchte vorhanden sein müssen, für deren Verzehren auch eine breite Schnabelform günstig ist. Nach der Information in dem Text ernähren sich die NWMigranten im Winter eher von Samen und Fett. Hier könnte eine eher spitze Schnabelform von Vorteil sein. Da die Schnabelform genetisch bedingt ist, haben die Nachkommen dann eher schmälere Schnäbel, weil eher die Individuen mit dieser Schnabelform aufgrund des Nahrungsangebots im Winter mehr Fettreserven für den Flug in die Brutgebiete aufbauen können (ebenso kann aber auch das Nahrungsangebot im Frühjahr eine Rolle spielen). Die unterschiedliche Flügelform in der NW-Migranten ist auf die kürzere Strecke, die die Individuen zurücklegen müssen, zu beziehen. Hier sind Vögel mit runderen und kürzeren Flügeln im Vorteil. Die Flügelform ist genetisch bedingt. Die Individuen, die rundere und kürzere Flügelform haben, pflanzen sich stärker fort, was sich wiederum in der folgender Generation niederschlägt. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen – das Vorhandsein von Nahrung im Winter (Frühjahr) und die unterschiedliche Länge der Zugstrecke – schlagen sich in der nachfolgenden Generation nieder. So können die Unterschiede in der derzeitigen Population der Mönchsgrasmücke entstanden sein. 2. Wenn die Männchen von den Überwinterungsgebieten in die Brutgebiete – Mitteleuropas, z.B. Österreich und Deutschland, zurückkehren, besetzen sie Reviere, in welchen sie mehrere Nester bauen. Wichtig für die Auswahl ihres Reviers ist die vorhandene Nahrung, denn davon hängt das Großziehen ihrer Jungen ab. Überlege: Welche Gruppe der Mönchsgrasmücken (südwestlich oder nordwestlich) hat Deiner Meinung nach Vorteile durch die Unterschiede? LEHRERINFO: Die Gruppe, die aus nordwestlicher Richtung, also von den Britischen Inseln kommt, kann die Brutreviere früher besetzen, weil sie einen kürzeren Flug haben und so schneller da sind. Sie können sich dadurch jene Reviere aussuchen, in denen mehr Nahrung vorhanden ist und so den Bruterfolg positiv beeinflussen. (Auf die vorherigen Aufgaben bezogen, spielen auch der durch die Umweltbedingungen veränderte Drang zum Zug und die Reifung der Geschlechtsorgane bei der NW-Gruppe eine entscheidende Rolle). Welche Rolle spielt die zeitliche Besetzung für die Herausbildung der Unterschiede der beiden Gruppen? LEHRERINFO: Wenn die Individuen der NW-Gruppe früher in den Brutreviere ankommen, dann werden sich vermutlich sich eher untereinander verpaaren und sind daher in ihrer Fortpflanzung weitestgehend von den später ankommenden Mönchsgrasmücken isoliert. Die Isolation fördert die Herausbildung von Merkmalen, da keine oder nur wenige Kreuzungen zwischen Individuen mit unterschiedlichen Merkmalen vorkommen.